Dresdner Nachrichten : 22.01.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189301227
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- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18930122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18930122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1893
- Monat1893-01
- Tag1893-01-22
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- Dresdner Nachrichten : 22.01.1893
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Irihifliinfl. .->k,ouu Ltilck. p,piad»°ll>E.H-?l«>> X»ek«n ru sIIenL«I«zenh»itra ?stkeni»fj,fe etc.etr. «»« S vlLSVLLrou jccker Art a»8 äon boä«utsnck8l«>u 6Ia.-,hüttc'n ilv8 1a- null ^uslüockk!'. ompfvdlao in roiehhultixor ^illnviM 8 IUKI L 8oI»n, X ». Di-i^niopivoli-t«»« »lv. Dresden, 18!)Z. üj l'ivi-lü't»», ml tlMI'O. ^ L^rl?1LU1, ^ Vi üLäkN. VNull8trs8»« 25. z^r. I V.. I- «etfnrt'üi, «„ tl'nt,«» ^ iur Ivun^t- uu«l s I^oi«rt»rj«»udMt»1vrvt. AqrrnvelLfirrLren troc^i-u, I,-»N»tvlu:kr rmä m L'-ldou. ... E »»> ^e'>«o»«uu, N°m°k«r.nt 1n»I»«t. >0, «niili.nuie»»». t», k»»u.I»«I ll»lurlcl,»tr»».., ^8I.<II «.lirlll»--. «^»«««^««««««« Ui>H ^ Ore^äen. ijv« Ktr»««»« N, I. 1117. l. eo-I »pe«Utl.«u Nir »Ile ^s»linken. U. UMet-Verkius sür üiv 1»r«*s-l1üsr'1!tv»wr. l!I. Llfe^tev-t «»»trol« uvtvr 0»r»nNv IV. ^vlleetloo äer 8Lrd». I »ucke»totterle. E Xeulivilvn in vlvx»ntvii äeukselieil mul vnxliselivil Vn/uz;^- unä IIvI»vi'Livdvi'8lM«u emiitwlüt iu xrosRirti^sü-r F"8rvuI,I still j^ß <1. I». !»«>.?««, 2l»r!«N8l,»88v 20 („Orui liristuu "). Lni-a-s" Debatte über die Börsensteuervorlage. Hvsiiachrichlc». Balltest beim Air. Mkgtt. schützengescllschaft, Gerichtsverhandlungen. Easino.Eom'ert. Minister v. d. Planitz, Geheizte Straßenbahnwagen. Bogen-! eert. TonkünsllekrLrerein. Bär Politische«. Dir zlveitLgiaen Debatten des Reichstages über dir letzte der drei geplanten Steuern haben insofern ein bemcrkcnSwerlbeS Re sultat gezeitigt. alS diese Steuer allein eine positive Mehrheit snr sich gesunden hat. Sogar ein nationalliberaler Redner, Herr v. Marauardsen. bat sich sür die Börsensteuer ausgesprochen. Kon servative. Centn»« und Antisemiten sind ohnehin langst siir eine Bcschneidulig des »GiftbaumeS", wie sich seinerzeit Minister May bach. jetzt sogar merkwürdigerweise auch Herr Singer ausdrückte, und der Widerspruch der Herren Freisinnigen und Sozialisten wird nicht hinreichen, die Vorlage zu Falle zu bringen. Ja die Tinge liegen sogar so, datz auch slir eine anderweitige Anzapfung der Börse, etwa durch Besteuerung der ausländischen Emissionen, Aussicht aus Aimahme im Reichstage vorhanden wäre: ob allerdings die Re gierung mit weiteren Maßnahmen einverstanden wäre, ist mehr als zweifelhaft. CS ist immerhin von hohem Interesse, mit welcher Cinniiithig- kcit die größten Parteien des Reichstages mit Ausnahme natürlich des unentwegt jüdischen Freisinns, sich jetzt siir eine Besteuerung der Börse ausspicchen. Woher das kommt? Zunächst von der sich immer mehr durchringenden Ucberzeugung von der Berechtigung und der Fruchtbarkeit der Besteuerung der Börse. Die Stürme des vorigen JahreS, die Enthüllungen im Prozeß Polke über die Art und Weise, wie Millionen Verdient werden, die Enthüllungen ferner, wie die Sommerfcldt und Genossen Millionen vergeudeten, haben eine scharfe Erregung in die weitesten kreise unseres Volkes getragen. Als durch die kolossalen Gctreidespeknlationeu der Ritter und Blumenscld und all' der anderen der Preis unseres Brotes immer höher stieg, da verfingen die alte» Zauberliedcr von den unersätt lichen Agrariern nicht mehr, da wandten sich die Augen auch des kleinen Mannes nach der Richtung hin, woher der den Wohlstand ver nichtende Oitwind blies, nach der Börse. Die Ritter und Blumcn- scld haben mehr Leute zur Feindschaft gegen die Börse und ihre Matadore erzogen, als der beste Wanderrcdner. ES ist nicht bei all den Herren, die jetzt für die Anzapfung der Börse eintretcn, Lust und Liebe zur Sache, die sie zu ihrem Auftreten bestimmen, es ist bei Manchem nur kluge Nachgiebigkeit gegen eine unbezwing bare Wahrheit. Man stellt einen Wechsel aus. der am Wahltage ringclöst werden soll. Tie Herren Freikonscrvativen und National- liberalen haben eben auch in ihren eigenen Wahlkreisen schon unliebsame Erfahrungen gemacht. In der ReichstagSdcbatte sind zweierlei Momente scharf von einander zu trennen. Der eine Theil der Redner, die für die Eteucr- vorlage cintrete», will sich lediglich hierauf beschränken; er sicht ein, datz eine Heranziehung der Börse zu den Militürkvsten unanswcichlich ist und er rettet von seiner Position so viel als möglich, in der stille» Hoffnung überdies, das; damit einmal für lange Zeit den Feinden der Börse der Mund gestopft ist. Tahin gehören die Mittclparteien. Ter andere Theil der Redner sicht in der beab sichtigten Steuer nur den ersten Schritt zu einer gerechten Be- sleucnerunz des Capitalismus, d sscn Organ die Börse ist. zum Vortheil der produktiven Arbeit. Der Abgeordnete Mchnert hat diesen Standpunkt eingenommen und eine Reihe von politischen Gesinnungsgenossen hat ihm zugestimmt. Zn der trefflichen Rede Dr. Mehnert'S bemerkt die »Kreuzztg.": .Der konservative Abg. Tr. Mrhnert trat mit ganzem Nachdrucke und der Entschiedenheit, die in solchen Dingen, wenn sie auch von der nöthigrn Sachkcnnt- niß getragen wird, allein zu wirken vermag, für die Vorlage ein. Ter Abg. Singer hätte ihm diese Sachkrnntniß freilich gern abge- sprochen: seiner Ansicht nach steht die des börsenfreundlichen Abg. Siemens »eiffrlthurmboch" über der deS BörsengegnerS Mehnert und daS, obwohl Herr Singer selbst der Börie gegenüber den Mund gewaltig aufthat. AuS den Reden beider Hvrrn wird man diesen Unterschied indessen durchaus nicht Nachweisen können, obwohl Dr. Mehnert gewiß mit unS überzeugt ist, daß Dr. Siemens ihm in börsentrchnischem Sinne überlegen ist. Daraus kam eS in diesem Falle aber gar nicht an; um die allgemeinen Grundsätze vielmehr handelte es sich, die wir der Börse gegenüber airzuwenden haben, und hier, ans diesem Gebiete, erwies sich Tr. Mehnert io sattelfest als einer." Gesprochen wurde von Rednem aller Parteien, nur die Regierung und die antisemitischen Abgeordneten, die in ihren Wanderrcdcn wüst so muthig gegen den BörsenkapitalismnS ln'S Zeug gehen, habe» sich während der ganzen, grundsätzlichen Debatte — auS- geschwiegen. Da» Schweigen der Regierung ist begreiflich. Da wird ja allerdings eine Börsenenguete-Kommission zusammenbernfen. aber die macht'S. wie rveiland Königin Penelope: des Nachts trennt sie auf. wir« sie am Tage geschaffen. Da wurden dazumalen Hand werker berufen zur Bcrathung, aber es wird und wird nicht». Auch bei den jüngsten Stcuervorlagrn steht der soziale Gesichtspunkt vollständig im Hintergründe, nur die Fiskalität, die ziffernmäßige PluSmacherei kommt in Frage. Und für das b8-Millionen-Drfizit in Preußen findet sich als Heilmittel der Vorschlag, die Anzahl der Lottrrieloose zu erhöhen und die Ausbesserung der niederen Ge hälter aufzuschiebcn. DaS Prinzip der neuen Börsensteuer ist bereits in den Jahren 1884/85 mit großer Mehrheit bewilligt worden. Man prophezeite damals unter sämmtlichen Fixern nnd Jobbern, daß die ganze Binse in die Brüche gehen werde. Jetzt jammert man ähnlich. Man kann e» den Leuten von ihrem Standpunkte aus gar nicht verdenken, denn Stenern zu zahlen bereitet Niemandem Wollust. Aber r- girbt für den Staat noch andere Rücksichten, als die auf da» Vergnügen der Börscnbesucher; er muß vor Allem frage», iver kann denn die Last am leichtesten tragen und da rrairbt sich denn onkünstltt-Venin. Äorscnwochcnbericht. " sehr leicht, daß unsere Gutsbesitzer ihr Land verlausen müssen und Drängen nach einem Verbote des Au daß die Börseaiier sich Rittergüter lausen, nicht einmal zum Er werb, sondern zum Vergnüge», oft nur zum Nenommircn. Wer mag da tvohl steuerkrästiger sein ? Tie bisherige Steuer hat auch kelneöwegs zu einer Verringerung der Geschäfte geführt; im Jahre 1887. brachte sie Ü Millionen. 188» schon 7'/-' Mill., 1881 sogar 1l Millionen ei» Ganz richtig sagte Graf Arnim: Weinr ein Rückgang der Geschäfte sich jetzt noch bemerkbar machen sollte, so würde daran nicht die Steuer Schuld tragen, iondem die Wirth- »chast der großen Emissionsbäuser, die an dem Nationalwohlstande in den letzten Jahren sich schwer versündigt haben- Sodann aber ist doch ein Rückgang der Geschäfte bis zu einem gewissen Grade auch in anderen Ländern cingclrcten, z. B. in Frankreich, das trotz dem anEmissionS- ruid Umsatzsteuer «2 Mill. Frcs.ctmiimmt. Dazu bringt dort eine Dividenden- und Gebührcnsteuer noch weitere 70 Mill. Frcs. Eine Erböbung der Steuer würde alio keinen Schaden anrichte». Ein Vergleich mit Frankreich ist überhaupt so uneben nicht. Wir haben in Deutschland jetzt eine Emissionsstener, welche für Aktien 5 pro Mille beträgt. Diese Steuer hat irr einem der letzte» Jahre 8,507,000 Mk. cingcbracht. Man kann diese Steuer noch ganz gut erhöhen, ohne befürchten zu müssen, daß dadurch diese Geschäfte von unserem Markte Vertrieben werden. In Frankreich wird eine Emissionösteucr für Aktien von 1,20 Fres. pro 100 FrcS. erhoben. Außerdem wird bei ausländischen An leihen rin Stempel erhoben bei Beträgen über 1000 Frcs. von 1.50 FrcS. pro IliOO Frcs., wahrend wir nur 20Pfg. pro 1000 Mark bezahlen. Frankreich hat also eine 7'/-- Mal so hohe Emissions- steucr für fremde Anleihen, wie wir. Wenn man berücksichtigt, daß die Anleihen, die bei uns Eingang gesunden haben, auch in Frank reich trotz der höheren Stcmpclgebühren gehandelt werden, so kön nen wir also eine eben so hohe Bestencinng wie in Frankreich, also eine 7'/» Mal höhere, als wir sie jetzt haben, für diese Geschäfte ganz gut cinführen und dadurch eine ganz kolossale Steigerung der Einnahmen erlangen. So urtheilte selbst der Frcikonservative Gamp. Weiter unterliegen bei uns die Aktiengesellschaften einer Steuer von V- pro Mille, in Frankreich einer solchen von 1 Proz. Kön nen denn die Unternehmungen, die ihre Aktien an die Börse bringen und hiermit einen bedeutsamen Vortheil genießen, nicht dieselbe Steuer wie in Frankreich vertragen? Ei» ganz besonderes Bild bei der Bcrathung bot Herr Singer. Er ging der Börse wüthend zu Leibe. Singer der Börse! Das Bild wird erst verständlich, wenn man erwägt, daß der Antisemitis mus und speziell die Empörung über das Börsentreiben weit hinein- grcist in die Reihen der Sozialdemokratie. Daß aber gerade ein jüdischer Mann. Herr Singer, berufen wurde, gegen die Börse zu wettern, bedeutet nichts Anderes als den Versuch, den Wähler» Saud in die Augen zu streuen, als sei daS Judenlhum so ganz, ganz un schuldig. Bekannllich mußte ja vor annähernd zwei Teccnnren auch Laster gegen die Gründer loslegen nnd es gelang ihm damals thatsächlich. sich als Eato nnd seine Stammeskollcgcn als Puritaner hinziisteüen, bis der Abg. von Ludwig und der wackere Glagan ihm die Larve vom Antlitz rissen. Heute versucht's Cato- Siugcr mit den Arbeitern ebenso und er persteigt sich dazu, die Börse einen .Augias" Stall zu nennen. Selbstredend sind sür ihn die Hanplschiildigen die »adeligen Kornwiicvrrcr". nicht etwa die Stammesgenossen eines Cornelius Herz. Reinach, Arton und Evmplieeii. Lingcr's Absichten sind aber mehr als deutlich geworden, den» Herr Singer wird gegen die Börsensteuer stim men; sie sei nur ein kleine« Mittel gcaen das Äörsentrciben und solch' kleines Mittel verschmähe er. Theoretisch — d. l>. mit dem Munde sür die Arbeiter, praktisch aber sür den Geldbeutel der ver wandte» Leviten und Cöhne, das ist sozialdemokratische Tugend, verkörpert tu dem Herrn Mäntelfabrikanteil Paul Singer. I-r—. Reitende von Abzahlungsgeschäften. zens der Kunden durch Großen nnd Ganzen ic. Kerniareib- und FernwreL-veriale vom SI Januar. Berlin. Der Reichstag beriech heute in erster Lesung den Gesetzentwurf betr. die Abzahlungsgeschäfte. Vorher gab Abg. Dr. Frege die Erklärung ob, daß ihm Erziehung und Anstand untersagten, auf den Stngrr'sche» Angriff bei Bcrathung des Börsensleucrgeketzes in dem Tone zu antworten, in dem der Angriff geschehen sei. Er behalte sich vor. die Klarstellung der Sache bei anderer Gelegenheit zu geben; überreiches Material da,u habe er in den Händen. — Avg. Singer (Soz.) will er widern, Bicepräsident Ballestrem erklärt aber, daß eine Debatte über eine vor der Taaesordnung gemachte Bemerkung nicht zu lässig sei. — Abg. Ackermann Ikvm.i erörtert sodann die Vorlage. Er erkennt cs dankbar an. daß die Reaierung an die Materie hrr- angctreten sei, findet aber, daß die Vorlage nicht weil genug gehe. Die Abzahlungsgcschäslc sollten auf bestimmte Waarrn beschränkt, insbesondere sollten Schinucksachen von dem Betriebe dieser Ge schäfte ausgeschlossen werden: auch sei dem Unwesen der Agenten, welche für Abzahlungsgeschäste das Land durchziehe», ein Ende zu machen und der Hausiibctricb von den Umherziehendcn für Ab zahlungsgeschäfte zu trennen. Diese Agenten führten meist Waarcn mit sich und würden damit thatsächlich Hausirer. Der Gegenstand könnte übrigens im Plenum nicht erschöpfend behandelt werden. wcSvald er eine Berweisrmg an eine 21er Commission beantrage. — Abg. Wöllmrr isreis.j: AuS den Kreisen de- großen Publikums. daS durch die Borlage geschützt werden solle, seien keine Klagen über die AbzahlungSgrschaste laut geworden; die Anregung zu dieser Vorlage gehe von Gcwrrbtrcibcnden aus. die in den Ab- zablungSgcschästcn Konkurrenz iahen. Durch die MöbelabzahlungS- geschäfte werde de» Leuten die Eheschließung erleichtert: beschneide man diese Erleichterung, so befördere man indirekt das Eoncudinat. Mit der Vorlage werde die erste Pression in die Freiheit des HcmdclS gelegt. — Abg Frhr. v. Buol (Eentr.) befürwortet die Vouaqe im Allgemeinen. — Abg. Kasicimann inat.-lib.): Die Notdwcndlalcit der Abzahlungsgeschäste werde ebenso wie daS Bedürfniß zur Be- ieltiguna dabei hcrvorgetrcteiicr Mißstüiidc allgemein anelkannt. Er erachte es als einen Vorzug der Vorlage, daß i» derselben dcni Drängen aus Beschränkung der Abzahlungsgeschäfte »ost-wendiger Bedarfsartikel nicht stattgcaeben werde, ebensowenig wie dem . . . ,sae" . er mil der Vorlage einverstanden, doch enthalte dieselbe » ine Nestie nicht ll»bcde»klicher Bestimmunaen. — Aba Tutzauer iLez : Es sei ei» Jrrihiim. daß die Kundschaft der Abzahlungsgeschäfte »ach Unterdrückung der letzteren sich dem Handwcrkclstandc »»wende. Die Regierungsvorlage schieße über das Ziel hinaus. Die Ad- zahliingrgeschäite seien vornehmlich Teilen ein Tori, im Auge, die cs nicht gern sehen, daß sich die Arbeiter mehr Bedürfnisse »»eig nen. als ihre Vorfahren hatten Ter Verstirb der Nähmaschinen ans Abzahlung, der hier so sehr gepriesen wurde, habe dagegen allerdings zur Förderung der Hausindustrie und damit zu den un günstigen Arbcitcrvcrbältnissen beiaetragen. Schäden entstünden namenllich dadurch, daß in den Abzahlungsgeschäften alle mög liche» Gegenstände gehandelt würden, bezüglich deren der Verkäu fer jeder Fachkenntniß entbehrte. Nicht unwmpathisch sei ihm die Forderung, daß das Herumreiien von Agenten der Abzahlungsge schäfte verboten werden möchte. Aus Abzahlung arbcitcicn übri gens die meisten Handwerker. Die Vorlage enthalte eine Reihe van Bestimmungen, durch welche die Geschäftsinhaber sehr geschä diat würden. Es gäbe doch auch mitcr den Kunden zweifelhafte Elemente. -- Staatssekretär v. Bötticher: Ter Vorredner habe der Vorlage eine ganz falsche Bedeutung beigelcgt Tic Regierung sei weit davon entfernt, die Abzahlungsgeschäfte unmöglich zu macken, sic wolle nur Auswüchse beseitigen. Tie Frage sei schwierig, die Lösung, die sie durch die Borlage gesunden, cnlspiechc den Interesse» beider Evntrcihcnlen. So ganz reinlich und zweifels ohne, wie Vorredner annehme, gehe cS in Abzahstingsgeschäsieii doch nicht immer zu. — Abg. Lucius (Reichsp.) weist daraus hin. daß in dieser Debatte rin Mitglied der sozialdemokrastschen Frak tion den Standpunkt der lkiiteriiebmer vertreten habe und spricht sich im Ucbrigen für die Vorlage aus. — Abg. Stadlhagcn (Sozi, vermißt eine Reihe not!,weniger Besstmmuiigen in der Vorlage. Ter Besitzer des AbzahliingsgeschäficS müsse sür die Angaben seiner Agenten verantwortlich sein, dem Käufer müsse stets ein Exemplar des Eontraktcs ausgehändigt werden, die Coiiveniioiialstrase müsse befestigt werden. Der Käufer müsse wenigstens daS Recht haben, von dem Vertrage zurückzusteten, wenn er einsehe, daß er herrin- gclcgt worden u. s. w. — Abg. Schräder (sreij.): Die Vorlage be dürfe einer gründlichen Eorrestur, wenn der Zweck derselben erreicht und die anilälidigen Abzahlungsgeschäfte ansrecht erhalten werden sollen. — Tie Vorlage geh! an eine 2Icr Commission. — Montag: Wuchergesetz Einheitliche Zeit. Vorlage betr. VerrathS militäri scher Gcbcimlliffc. — Am Donnerstag beginnt die Einzelbcrath- ung des Etats. Berlin. Das Abgeordnetenhaus setzte die Einzel- beratbimaen des Etats fort. Bei der Domänenverwaltuiig ent wickelte sich wieder eine längere Debatte über die Lage der Land- wirthschait. — Abg. Sombart (nat.-lib.) theilte mit, daß das von ihm in ein Bauerndorf »mgewandestc Gut den Beweis gäbe, daß der Großgrundbesitz lliiwirthschastiicher sei als der Kleinbesitz. Sombact sprach sich gleichzeitig für den Handelsvertrag mit Ruß land aus. Der freisinnige Abg. Rickcrt empfahl an» diese Aus führungen hin eine Parzellirung der Domänen. — Abg. Gehrlicb ifreikons.) behauptet, daß die Kohlenarbciter, die im Westen gestreikt hätten, theils krontraklbrüchige, landwirthschastlichc Arbeiter auS dem Osten seien. Vielleicht werde man sich nun von der Ncsth- wcndigkeit der Bestrafung des Eonstakstiruches überzeugen. — Abg. Szwula iCenst.) meinte, von de» günstigen Wirkungen des öster reichischen Handelsvertrages sei noch Nichis zu spüren, cin HandelS- verlrag mil Rußland werde »un unvermeidlich sein; hoffentlich werde man aber darüber vorher die Interesse»»« hören. Für die deutsche Eisenindustrie sei die Eröffnung des russische» Marktes eine LcbenSsrage; die Landwirthschaft habe von der russischen llon- lnrrenz nicht so viel zu fürchten. — Abg. Frhr. v. Minnigerodc (ko»s.) betont die Notbwenvigkcit der Gctreidezölle und ob sich die Richtigkeit der neuen Handelspolitik bewähren werde, sei »och schr abzuwarlcii. Auf die Anschauungen Nickcrt's in Bezug auf de» Antisemitismus gab er unter lebha,tem Beifall seiner Partei fol gende Erklärung ab: „Unsere Stcllnng zum Antisemitismus ist i», unserem Programm scslgelcgt und unterliegt nicht niehr dem Sub jektiviSliius des Einzelnen. DaS kann ich aber sagen: Wer noch Ideale im Leibe bat. wessen Herz noch höher schlägt bei dem Ge danken an die Größe des christlichen Volkes deutscher Ration, der verlangt christliche Obrigkeit und christliche Lehrer für christliche Kinder. Die Ideale des Herrn Rickert sind allerdings anders ge artet." — Landwirthschaftsmintstcr v. Heyden kcmstaIrrt? die Noll) Wendigkeit des Getreide-JmporleS. Aus den Gedanken, Getreide- zöllc noch höher zu spannen, als sie gewesen, könne doch ein ver nünftiger Mensch nicht kommen (Unruhe rechts). Die Behaupt ring von dem Ruin der Landwirtbschaft durch die Handelsverträge hätte denselben Werth wie die Behanpstniavon dem MMillionen- gcschenk an die Branntweinbrenner. — Weilerberathung Ticns tag. — Die Netchstagskommission für Isx Heinze nahm den ersten Theil deS 8 108, das Strafiniiiinium sür Kuppelei von l Tag aus 1 Monat Gcsängniß z» erhöhen, an, lehnte den zweiten Äblatz jedoch, der eine Lokalisiraiig der Prostitution unter polizeiliche Eonstole beabsichtigt, ab. In der Budacllommission des Reichs tagcs sagte Staatssekretär Hollmann bei dem Marineckat eine Aendcrung bei den Bestimmungen der Werften zu, wonach Arbei ter über 40 Jahre nicht »»gestellt werden sollen. Im Ucbrigen wurden verschiedene persönliche Ausgaben gestrichen. Berlin. Der „Slaatsanzeiaer" veröffentlicht das Programm der Vcrmählungsfcierlichkeitcn. Bei dem Zug »ach der Stadt- kapeüc folgt die Kaiserin Friedrich als Muster der Braut, geleitet vom Kuiscr und vom Landgrafen von Hessen, als dem Familienobcr- haupte des Bräutigams dem Brautpaare: dann folgt die kaiscliu, geleitet vom König von Sachsen und dem russischen Thronfolger. Zu dem Fackcitanz sind folgende Minister befohlen worden: n. Bosse, Thielen, v. Heyden, v. Kallenborn-Slachau, Dr. Miguel, Frhr. v. Berlepsch, v. Schclling, v. Wcdcll, Dr. v. Achenbach, Tr. Delbrück, Tr. v. Bötticher und der Präsident des Slaatsministc- rilims Graf zu Eilenburg. Ter HochzcikSseicr wohnt auch der Thronfolger von Rumänien mit seiner jungen Gemahlin bei. — Außer der Königin von Lachsen treffen zur Feier dcö Geburts tages des Kaisers am 20. Januar der König von Württemberg und der Fürst zu Schwarzburg SondcrShauscn hier ci». Berlin. Tic Bcrlii als gesichert. Cheinni tz. Ter deutschsoziale antiiemitische Wahlvcrcin bat an den Prinzen Friedrich August ein Glückwunschtelegramm zur Geburt deS Prinzen abgeiandt. Darauf ist folgende Antwort tele graphisch cingegailgeu : Prinz Friedrich August läßt Ihnen nnd den !!00 Burger» der sladt Chemnitz siir die freundlichen Glückwünsche hcrzlichst danken. Rittmeister v. Lindeman. - Belgrad. Anläßlich der Aussöhnung der Elter» des Königs war die Stadt gestern Abend festlich bclcuchlet und heule beflaggt. o Li« Berliner Gcivelbcausstcllung für 1890 gilt
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