Dresdner Nachrichten : 21.03.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189303211
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18930321
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18930321
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1893
- Monat1893-03
- Tag1893-03-21
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- Dresdner Nachrichten : 21.03.1893
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/'MM JohrqcUlfl. Aufl '.6,000 Stück. loxro Jnaooe« ll-Uxpcclilton b«äincl,-t Lieh <t HT i I e« «II II111 r t>» « r »«« » «» 4t (nvbvu äer Vrvxinor U-mk ». vi-:-:>-vi8 Itotol ^ol>!»ci tüiAel'. Külistnlleitt.l Kogler. A.K.. Are-ülil. A-' ^7 ! -Q ssiuero N V«dk lk un.l 8 »«>>.. h ff« lür M 8m«. lk> Dresden, «» ^»»» Vm'tivrulN'» e« «ivt«n Den lLureruix 8ttmmtl dkoukoiteu ttlr äs« krüksakr in a»88«r- ico pr. orärotlicn pr«i8<esrtben tzualitäton rnixvv «rzwdsrwt an K L*Sr»vk«I L Mvkn«I«tvr, 8««^ 8«8«1A?Ii»tn»«8>« IN (ich lisuokkuu«). ««»»»»«««««« ! m«r«r^ lLL?- »S«I»I»rr«»eIi-DI«^«r» t'rituc>NLtrs88s 8 uvä I«. s » jj! »> 1. , E«v»«e«» , ; L. HV^lsllK, z ^ 34 Vsise»kLiwstrLr;e 34. U (ii 88cs Ur^er i» >«udettbli Iiot NvI^^anl 8»>o4rten V >s, DE" 4 8 Lexylwlikbjxv )»c-r.»öuU,-Ko kmkäus« unck Ll"ävstucki«» ' ^ in Koriin, 1'.lN8, I.onklo». 8 -ZtsLt: ^ »>8e«I>»u88li'. IO, xcxouubor dem vIiomriliF'oii Viotoriu-Hotel. Drohende Konflikte. Ferry's Tod. Hosnachrlchten, Sailitätskonscrcnz-Fcstmahl, Antrag Friesen-Mehncrt. Fahrplanuiidecungen, I 1 iO)«»«-- Kunstgenostenichast. Uebungen des Beurlaublenstandes. öffentliche schulprüfuirgcn, Gerichtsverhandlungen. ! ^/I^llvlll^» eübt werde. kkotoKrapdls»Ldn 8 Uekk. Nr780 Spiegel: 8>>oeii»IitLtoll: 14>n«t«n- uuä Vn»z»p«»- ^urna8i»»;ii, Vj8itliitrton-?dow^rn;,liion 12 Ltüclc 8 Anrli. V«r8NÜ"^«o>»ii8«u viteli jculsm Lilä io ßün8tl. -Vu^tübrun^. An die geehrten auswärtigen Seser! Bei der bedeutenden Auflage der „Dresdner Nachrichten" ist es notwendig, die Bestellungen auf das zweite Vierteljahr 18ttL bei dem betreffenden Postamts bis spätestens den 2K. dieses Monats bewirken zu wollen, da andernfalls auf ungestörte Fortlieferung bez. rechtzeitige Neulieferung des Blattes nicht gerechnet werden könnte. Alle Postanstalten im Deutschen Reiche, und im Aus> lande nehmen Bestellungen auf unser Blatt an. Die Bezugsgebühr beträgt bei den Kaiser!. Postanstalten im Deutschen Reichsgebiet viertekjährkich 2 Mark 75 As. Für Dresden nimmt die Unterzeichnete Geschäftsstelle während der Dienststunden Bestellungen auf das nächste Vierteljahr znm Preise von 2 Mark 50 (einschließlich Brinaerlohn) entgegen. Neu» und Abbestellungen, sowie die Anzeigen über erfolgte Wolmungsveränderuugcn in Dresden, wolle man entweder persönlich anbringen oder schriftlich — nicht durch Fern- sprecher — an die Geschäftsstelle gelangen lassen. KkWltsücllk der .Msdner Aatjirichleu", Maricnstraste 38, Erdgeschoss. Politische«. WaS geht nur vor? Rudolf v. Bennigsen, Oberpräsident von Hannover, ein Mann von ruhigem Temperamente und gereister Erfahrung, der schon manche Parlamentsfehde dnrchkämpste, bat sich am Freitag als Cassandra draplrt und die heiligen Hallen des Reichstages mit schwarzen Klage» erfüllt. Er bat nabende Tage gekündet, in denen Deutschland in unadsehbare Conflikte getrieben wird und mit trüben Sorgen sprach er seinen Zweifel ans, ob »wir noch bei unseren Lebzeiten wieder ln gesicherte Zustände ge langen können l" Herr v. Bennigsen Ist lein Sensativnspvlitiker, er spekulirt auch nicht an der Börse, die durch seine Rede etwa ihre Werthe beeinflussen lasten könnte, er ist ein ernster und verständi ger Mann, der seine Worte abwägt und gerade in seiner Eigen schaft als hoher Beamter sich doppelte Reserve auferlegt. Und aus allen Blättern rauscht es als Antwort: Es gilt sich zu rüsten für die kommenden Tage, schwer sei die Gefahr und verworren die Lage. Ja, waS geht nur vor? Die Eine» glauben, daß die Reichs- regierung sich doch vielleicht noch einmal breitschlagen lassen und fetzt mlt ihren Militärplänen zurücktreten werde, ichnlich wie es In Preußen mit der Volksschrllvorlage geschah. Das wäre sachlich der beste Weg. er würde zur Vorlegung eines neuen und snmpathi- scheren Planes sichren, aber auch zu einem nicht sehr rühmlichen Abgänge deS zweiten Kanzlers. Die Anderen aber meinen, daß die Regierung den Reichstag auflösen werde, daß sie sich zwar vollkommen klar sei über den ungünstigen Ausfall der kommenden Wahlen, dah sie aber andererseits bereit sei, es bis zu einem Ver- faflungskonflikt, ja sogar bis zu einem Versassungsdruch zu treiben, indem sie nach wiederbvlter Ablehnung ohne die Zustimmung des Parlaments die Reform durchsetze. Die Einen wissen zu erzählen, der Kaiser sei bei seinen alten Zweif ln an der zweijährigen Dienstzeit geblieben und im Grunde ganz froh, wenn die Einfuhr» xrng derselben die Rückkehr zu den alten Zuständen ermögliche, die Anderen behaupten, daß der Monarch dem Kanzler eine gebundene Marschroute vorgezeichnet habe und dah nur so die Hartnäckigkeit desselben zu erklären sei. Der Abg. Richter hat sehr offen von einem .sie volo, sie zudeo" gesprochen, das den Grund der gegen wärtigen Lage bilde. Sind nun aber die Castandra-Rufe des Abg. Bennigsen be rechtigt? ES will so scheinen und nicht blos deshalb, weil bei einer Auflösung deS Reichstages sich die Leidenschaften in einer bisher nicht gekannten Weise erhitzen werden, sondern vor Allem, weil der Wahlkampf erst den Anfang einer ganzen Reihe schwerer Conflikte bilden muh, deren letzte Folgen gar nicht abzusehen sind zumal eine verhältnihmähig so wenig sichere Hand, wie die des Grafen Caprivi, in so schwerer Zeit das Staatsschiff durch die brandenden Wogen führen soll. Ist man denn in Berlin wirklich so blind, hat man eine so geringe Kenntnis; von der Stimmung im Lande, dah man es zum A uhersten kommen lasten will? Herr dein muh, we >n anders diese Partei nicht den letzten Rest von der Achtung der Wähler und an der Selbstachtung verlieren will. Ter Tod von Juies Ferry bedeutet für die französische Re publik einen harten Schlag. In den Wirren und Qualen derPa- namazelt hatte man das Bedürsniß gefühlt, irgendwo einen con- seguenten und energischen Mann zu entdecken. Ein bischen com- promittirt dürste er sein, aber nicht ganz so baut xoüt, wie die vielgenannten StaatSretler uni Elümcnceau. die für Geld und gute Checks zu Allem zu haben waren. Ferry's Sündenregister war in den, raschlebigen Paris schon halb vergessen: da er seit der Expedition nach Tonkin vollständig untergetaucht war im Privat leben. waren die Dünste von Panama an lbm vorübergezogen. So stieg er aus der Versenkung, in der seine einstigen Ankläger und Richter verschwanden, vor wenigen Wochen empor wie Ban- gno's Geist. Wärc Ferr» vor diesen wenigen Wochen gestorben, so hätte kein Habn in ganz Frankreich nach ihm gekräht, höchstens hätten einige radikalen Journale an dem Tobten ihr Mülhchen gekühlt. Jetzt bedeutet sein Tod eine grohe Lücke, dieselbe Lücke, die es für einen Cholerakranken bedeutet, wenn der Arzt an sei nem Bette, von der gleichen Seuche ergriffen, znsamincnbricht. ^errv hat ja manchen Tadel herausgefordert, er hat Thorheitcn begangen, die einem ernsten Staatsmann fern bleiben mühten, er hat sich durch lange Jahre einer Unpopularität erfreut, wie selten Jemand: aber er war doch wenigstens ein klarer Kopf, ein energi scher Meirich, per genau wuhte, was er wollte, und ein kühl über legender Politiker, dem die gallische Phantasie nie mit dem Ver stand? durchging. Je trostloser die Zustände In Paris wurden, je mehr sich die bisherigen Leuchten al« Irrlichter aus dem Panama sumpfe erwiesen, umso näher trat vielen Leuten der Gedanke, dah Ferry der Mann sei, der den RetlungSweg weisen könne. Der Senat, die Versammlung der ruhigen Denker und der friedlieben den Greise, raffte sich auf. der Stimmführer im Chor der öfsent lichen Meinung zu werden und zum großen Vergnügen der soliden Leute, zum tiefen Verdruß der Gegner wählte man Ferry zum Präsidenten des Senats und legte zugleich in seine Mappe eine Art von Anweisung aus die Würde des künftigen Staatsoberhaup tes Vielleicht machte man sich, illusivnsfabig wie inan in Frankreich einmal ist, allzu hohe Vorstellungen von dem Genie Ferry's und von seiner Fähigeit, den verfabrenen Karren hcrauszuziehcn: aber man hatte doch wenigstens Jemanden, an den man seine Hoffnun gen anklamuiern konnte, und das ist auch schon etwas Werth Da vergab »ran es sogar, daß Ferry der eifrigste Gegner der Revanche war. daß er an dem ewigen Starren nach der Vogesen-Ecke absolut keinen Gefallen fand, daß er statt aller Träume von Blut und Rache leine Landsleute aus den Weg der inneren Erstarkung wies, daß er die Phrase, die sonst in Frankreich so trefflichen Münzwerth besitzt, verachtete und Hatzte, man vergaß Alles, und hob ihn von Neuem enrvor, nur weil er wenigstens ein ganzer Mann zn sein schien. Und nun ist dieser Mann, der einzige, den man auftreiben konnte, plötzlich gestorben, gerade als ihm die Sonne am hellsten schien, gerade wie Gambetta plötzlich hinweggerissrn von der Lei ter zur Macht. Die beste Säule ist hinaesunkcn, wo wird Frank reich einen Ersatz finden? Cavaignac's Ruhm bat nur so lange gedauert, wie die Plakate, aus denen seine Rede gegen die Cvr- ruption verbreitet wurde; er durfte nur Einen Augenblick davon träumen, der ersehnte Messias z» jein^Allgemein ist die Empfind ung. daß der Tod Fern,'s ein harter Schlam vielleicht der härteste sei, der Frankreich seit Langem getroffen hat. Ein Fatalist könnte ,etzk. wo eine Stütze der Republik nach der anderen vom Schicksal weg- geräumt wird, wohl meinen, daß der Untergang der repnblikani- iwen Staaisform in den Sternen geichrieden «ei. Als JuleS Ferch, so sctueil't die „Staatsb. Ztg ", nach «einer letzten Miniitcwräsi- denlichast als abgethaner Mann das Palais Bourbon verließ und ans der Straße ein fangt sirter Pöbeltiausen ihn erschlagen wollte, da ries einer der wenigen Freunde Ferry'S aus den Pöbelbanfrn zeigend aus: »Seht sie an, das sind die Irren, die il,re»>Arzt er schlagen wollen!" — Und als die repnbllkanischen Beoölkerunas- schicipcn tn Ferr» ihren Arzt zu erkennen glauvlen, da kam die Hilie ichvn zu spät! Im Taumel der Reoanche-J'ee befangen, bat das sranzösiiche Volk gar nicht bemerkt, daß die fürchterlichste Krankheit, die allgemeinste Corrnption sein Blut vergiftet hat und eine Ironie des Schicksals wollte cs. datz eS in der höchsten Ge fahr gerade den Man» als Netter begrüßte, der noch kurz vorher leinen wahnsinnigen Leidenschaften energisch entgegentrat. In—. Aernschreib- nnd Aerns-rech-Berichte vom LO März. Berlin. Reichstag. Auf der Tagesordnung: 3. Be- rathung des Reichsbaushallsetats für l893ll1. Abg Liebknecht (!oz.): Der Etat sei vormieacnd ein militaristischer. Die Lage dabe sich seit Benin» der Session nicht geändert: die Ungewihbert . ^ - - über das Schicksal der Mititärvorlage daure fort und es bestehe V. Bennigsen Ist Lberprasidcnl und er erfahrt Mancherlei: wenn die F.age nach wie vor: Soll es mit dem Militarismus weiter so er den Kanzler warnt, so wie er es gethan hat, daun sollte man fortgehen? In der Militärkornmnston hätte die Entscheidung am seine Worte nicht leichtherzig in den Wind schlagen! Gewiß, auch .ersten Tage getroffen wcrvcn können, aber die Entscheidung sei Bismarck bat fick, nick>t bar k-bmr.r,, lsnnslikt-'n aes-bent wrn„ r« verzögert worden und letzt sei wieder Spielraum für weitere Bismarck hot sich nicht vor schweren Conftikten geicheut, wenn c. ! Kompromisse gekchaff n w -rden. Auch durch die neue Militärvor- galt, die nationale Wehrkraft zu erhöhen, er hat aber immer sich! jage werbe die Wehrkraft nur zur Hälfte ausgenützt und zwar z» mit dem Wenigen begnügt, wenn er nicht Alles zu erreichen ver-! einem Kostenbeträge, den das deutsche Volk nicht trage» könne. mochte, und er hat auf dem Wege der Compromiffe schließlich doch, Mm, solle zum Milizivstcm übergeben, dann werde man erst das das ,» jener ööke aenibrt ans der man e« trak aller Sckmöb' ^olk in Waste» haben. Der Adgiund zwischen dem Militarismus das Heer zu teuer ^.oye geniyrl. aus der man es trotz aller i^cymay ^ modernen Weltanschauung kei bet der Debatte über die ungen seitens der Offiziösen noch immer befindlich glaubt. ^ Militärinstizpslege klar zu Tage getreten: da« deutsche Volk letzte Und thatiächlich bot Bismarck niemals so viel zu fordern j dn Militärvorlaae ein entschiedenes Rein entgegen, und tveun der gewagt, wie letzt Herr v. Bennigsen dem Grasen C.'Piivi! Reichstag ausaelöit werde, dann werde man seven, wie die Vernich- entaeaenbrmnj M,n kint denn der ^te Sozialdemokrat e hier wieder erscheinen werde. — Aba. Abi. enrgeaenvr'ngt. Wen hat denn der ,^dt (Antiskm.) bält die, Loge des Vaterlandes- durchaus nicht.sür aus dem Präsentirbrettc Kanzler dinier sich? Conservative, die sich nur widerwillig mit dem Prinzip der zweijährigen Dienstzeit befreunden und weiter Niemand. Er wünscht «S nicht mit den Nationalliberalrn zu ver- t derben und doch tritt er ihrem Führer in der Commission in so schroffer Form entgegen, daß sich die Milch der nationalliberalen Denkungsart in da- gährende Drachengiit der Lvvoütioa verwan- so gefahrlos wie Liebknecht; gerade Frankreich habe sich wiederholt über Schwierigkeiten der inneren Lage durch Aktion nach auswärts hinwegzuhelsen versucht Rußland sei keineswegs ungefährlich; wenn rS auch nach oben bin korrumpirt sei. so zeige das russische Volk Symptome der Geiundung: habe es doch schritte gethan. um sich von dem parasitischen Boiksstamme zu besreien. Die all- uLmrinc Wehrpflicht iet ungerecht, so lange sie nicht gleichmäßig Er trete ruhig vor seine Wähler und erkläre: Wir stimmen für die Militäi 'orlaae mit der Erhöhung der Friedens- vräsenz, aber allerdings nicht für die vorgeichlagene Art der Kosten deckung. Die Tchnovssteuer treffe vorwiegend den kleinen Man», und der Trunksucht werde durch die clbe nicht vorgcbeugt; ähnlich liege die Sache hinsichtlich der Biersteuer. Die Unzufriedenheit im Volke, von der man spreche, habe ihre» Grund darin, daß das Volk von einer fremden Nation aiisgeiogen werde. Man wisse das auch, aber man wage dies nicht ziizugebcn. Das van Liebknecht empfohlene Milizivstem sei das schlechteste für das Volk, er habe es als gemeiner Soldat im Kriege gegen Frankreich kennen gelernt, die irreguläre" Trupven hätten daraus stets die größten Verluste gehabt. Er komme zu etwas And rem. (Lachen. Zuruf. Der Präsident rust den Rufer zur Ordnung.) Er habe, als er das erste M >l hier gesprochen, den vom Reichskanzler gegen ihn erhobenen Vorwurf der Verleumdung zurückzewieie». Im französischen Kriege babe er eine sranzösiiche Truppe gesehen, die durch schlechte Stiesel fast wehrlos gemacht war; die eingelegten Pappsohlen waren im Regen aufgewcicht. Tic Stiesel waren von einer jüdischen Firma geliefert. Wie die jüdischen Firmen es verstehen, Lieferungen zu erhalten, habe man bei den Zahlmeister-Prozessen gejeheii; unicre militäUschen Bestellungen fallen fast alle den Inden zu. Bezüglich der Löwe'ichcn Wasfenliesernngen lägen die eidesstattlichen Aus sagen himderlsach von Arbeit rn vor. Unter den Hunderten von Zeugen mögen sich einige befunden haben, die »sinder vertrauens würdig waren, leider hätten die Hunderte von Zeugen in ieinem Pwzey gegen einige Sachverständige nicht cmskommcn können. Durch die Zeilaeiiaussagen habe sich hcrailLgesteUt, daß die Läufe zur Hälfte gedrückt worden seien, ferner daß rin Theil derselben bereits von der italienischen Regierung zurückgewiese» war. Ter Kriegsm'nister habe das zwar bestritten, aber er babe sich dabei geirrt. Auch die Firma Koppel in Solingen h,be ci>.e Erklärung eilassen. Die Sache liegt so, daß Koppel eine Fabrik besitzt und in einer anderen, einer Aktien-Fabrik, der ausschlaggebende Faktor ist. Die letzlere babe die Läute bcrgestcllt. welche die italienische Negierung zurückgewieien habe^ Die Läuse lagen längere Zeit in Jassy und gingen dann nach Suhl, von wo sic Löwe bezog Löwe hat selbst beeidet, einen Theil der Läuse aus Spandau, den anderen aus Suhl bezogen zu haben. Löwe habe auch beschworen. Kasten von der Negierung ccbalten zu haben, wabrend ein von ihm unter schriebener Konirakk d-s Gegenlbeil beweist. Es sei also ein offen barer Meineid geleistet worden, und die Staatsanwaltschaft hätte tänqst einschrriten müssen. — Vtcepräsident Gras Ballestrem ruft den Redner zur Ordnung, weil er einen außerhalb des Hauses Stehenden, der sich hier nicht verlheidigen könne, deS Meineids besichtige. — fl,'ebner fragt den Kriegen,inister, was aus seiner im Verlause des Prozesses gemachten Anzeige geworden sei, daß alle Hieb- und Stichwaffen aus schlechtestem Beffcmcr-Stahl hcrgestellt worden tcien. Im Prozeß sei fcstgcstellt. daß die Läufe derartig geschmirgelt winde», daß Metallverlust eiutrat, daß ein «weiter Balancier zum Bohren angewcndel wurde, daß ein,eine Kolben geleimt worden stien, daß die Revision mangelhaft gewesen sei. Bei einer Bakai llonsübiing seien von 1000 Gewehren tW unbrauchbar geworden. Tie Militärverwaltung Hane eS zu verhüten gewußt, daß in dem Prozeß Diejenigen als Zeugen vernommen wurden, welche die Gewehre bei den Uebungen probirt haben. Einen schweren Vorwurf erhebe er speziell gegen den Kriegsminister: Graf Hnhenthal habe aus Grund einer Unterhaltung, die er in' einem Restaurant nngrhvrt, eine Anzeige bei der Militärverwalt ung gemacvt. und der Minister habe diese Anzeige nicht an den Kaiser weilecgebracht. auch habe er die Vernehmung des Generals, der die Meldung des Grasen Hohenthal entgegcngeuommen. verei telt. In dem Prazeß sei ferner nachgewiesen worden, daß gegen die Abmachung schwedisches Eisen verwendet wurde und daß den Sachverständigen mit Frühstück ausgewariet wurde. Bezeiamend für das Interesse Löwc's an der deutschen Armee sei auch die Offerte an Boulanger. Von den Zeuge» gegen Löwe bekomme keiner in Berlin mehr Arbeit, einer habe sich deswegen aufgehängt. Alle Zeugen, die etwas Ernsthaftes gegen Löwe ausiagen wollten, seien weageichafft worden; er erinnere an Krähabn. Der Prozeß sei ein Zmamnienspiel von Dingen „hinten herum", ein Hohn aus die Gerechtigkeit gewesen. (Präsident v. Levetzow erklärt diese Aeußcrung für unzulässig.) Er selbst habe bei seinem Angriffe auf die Judcnnrma nickt den Staat angreisen, sondern vielmehr nur warnen wollen. — Reichskanzler Graf Cavrivi: Es thnt mir leid, den Vorredner heute vier zn scheu; nur die Achtung, die ich vor dem hohen Hause habe, hindert mich, ihm zu sagen, was ich ihm ionst sogen müßte. (Beifall links.) Vorredner habe ans die schlechten sranzösitchen Schuhe vor 25 Jahren hmgewiesen und daraus ae- schtossen, daß unsere heutigen Gewehre schlecht seien: das sei ein gew igter Schluß. Er habe von einer Landwehrübung gesprochen, aber es sei doch bekannt, daß häufig die Geweine von den unge übten Lairdwcbrleuten mißhandelt würden. Die Beichuldiaungen des Vorredners gegen die Justizverwaltung müsse er entschieden zurnckmeisen. ebenso die gegen die Heeresverwaltung. Er wieder hole, nur die Acvtuna vor dcm hoben Hause hindere ihn. dem Abg. Ahlwardt diejenige Antwort zu erthcilen, die er ihm sonst erlhellen müßte. Alle unsere Sachverständigen seien einig, daß die Löwc'schen Gewehre gut seien; dieselbe Ueborzeugung tbeite der iächsischc Kriegsmiiiistcr. Ahlwardt könne sprechen, so viel und so lange er wolle, es werde ihm nie gelingen das durch Jahrhun derte begründete Ansehen der dcutiche» Armcevcrwaltuiig und der deutschen Justizpflege zu erschüttern. (Beifall ) — Kriegsministcr v. Kaltenborn: Ahlwardt sage, er habe die Heeresverwaltung nur warnen wollen; wäre es wahr, was er angeiübrt. dann hätten sich unsere Offiziere unverzeihliche Pflichtvcrnachlässigunycn zu Schul den kommen lassen. Aber kein einziger Fall sei crwicstn: die Lö- wr'sche Fabrik habe durchweg gute Waffen geliefert. Von einer Solinger Fabrik sei überhaupt nicht geliefert worden. Tie Laus- släbe seien von der Militärverwaltung direkt an die Fabriken, aber nicht noch Solingen oder suhl vergeben worden. Also Verleumd ung ! Von den geleimten Kolben habe er heute znm ersten Mole gehört. Tic Schäden an den Gewehren eines Landwchrdatalllons. von denen Ahlwardt gesprochen habe, seien durch unvorsichtige Untersuchungen nach dem Gebrauch entstanden. Den Fall Hohcn- tha! betreffend, so entsinne sich der Dezernent des Falles absolut nicht; wäre ihm Wichtiges mitaetheilt worden, so würde er e« sicher gemeldet haben. Tie Löwc'schen Geweine seien allen übrigen aleichwerthig. — Abg. Richter (frets ): Tie Offerte an Boulanger stehe in Parallele zu den Aufträgen Rußlands an die Firma schi,bau in Elbing. Solche große Finnen könnten nur durch große Lieferungen an das Ausland bestehen. Von dem, was Ahl wardt hier vorgebracht, sei das Gegenkheil bewiesen. Die Firma Löwe habe die wegen Diebstahls. Betrugs und Unterschlagung be straften Kronzeugen zurückgewieien. als sie Geld haben wollten; darauf srte« sie zn Ahlwardt gegangen. Auch Herr Krähohn sei hier genannt worden. Rach dcm Prozeß habe ihn (Redner) eines Tages auf sei «d 2. §L erZ M».
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