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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.04.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187604255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18760425
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18760425
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1876
- Monat1876-04
- Tag1876-04-25
- Monat1876-04
- Jahr1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.04.1876
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Siebente Seilage zum Leipziger Tageblatt and Anzeiger. M II«. Dienstag den 25. April. 187«. O Dresden, 22 April. Potschavpler Ac- tieu-Vereia Ja der heule Bormittag hier ahgehalteneu außerordentlichen General »erfamm- luag der vorgenannten Steinkohlen-Bergbau Ge sellschaft, zu welcher fich 86 Actionaire mit 580 Netten und 228 Stimmen eingesunken hatten, wurde die Liquidation de» Unternehmend mit großer Majorität beschlossen. Die Kohlenfeldrr der Gesellschaft find soweit abgebaut, daß die Förderung in den letzten Jahren nur noch einen bescheidenen Gewinn brachte, den man in Rück sicht aus die vorseiende Liquidation zur Lovsoli- dirung der Finanzlage verwendete. Zu Liquida- torev wurden die bisherigen Mitglieder des Di- rectoriumd Ldvocat Arthur Hänel und Kauf, »am» Spaltrholz, von hier, sowie der derzeitige Werkdfoctor Rauft in Potschappel besirRt, unter der Ermächtigung, unbewegliche Sachen ded Vereins auch ohne öffentliche ver- steigeruug zu veräußern. Die Liquidatoren sollen ,«nächst — so wurde noch bestimmt — den Verkauf i deS gesellschaftliche« Besitzes (wozu ». A ein Rittergut gehörig) im Ganzen tnS Auge fassen und einer demnächst einzuber»senden anderweiten Generalversammlung einen auSgeorbeiteten Liq«i> datioudplan verlegen. — Bei der Liquidation hofft «an mit mehr alS dem gegenwärtigen EourS- staod der Actien (200—203) herauszukommen. O Dresden, 22 April. Die Sächsische Lederindustrie «Gesellschaft (vormal« Daniel Beck) zu Döbeln hielt heute Bor- mittag im kleinen Saale der hiesigen Börse, unter de« Vorsitz ded Bankier Earl Man- kiewicz, io Firma Philipp Elimeyer, ihre vierte ordentliche General-Versammlung ab. Erschienen waren io derselben St Actionaire mit 4282 Actien und Stimmen Die begreifliche Mißstiw- muug der Actionaire über die Dividendealosigkeit und den rapiden Niedergang dr» Unternehmend während der letzten drei Jahre kam bei der Debatte über den 1875er Geschäftsbericht mehr- fach zu beredtem Luddruck, obgleich der Vorsitzende vorher in längerer Rede dte generell mißlichen Zeit« und Conznnclur.Verhältniffe al« die Haupt- sächlichste Ursache der Mißerfolge bezeichnet und die Actionaire über die Lage der Gesellschaft mehr- fach zu beruhigen versucht hatte, wobei er aller« ding» zugestehen mußte, daß der früheren Leitung mancherlei Mißgriffe beizumeffeu seien. Wir sind indeß unverbesserlich der Meinung, daß die Wurzel allen Uebeld bei diesem Unternehmen in der leichten Gründung und späterhin in den von den GeseüschastSorganen resp. den Gründern in« Werk gesetzten denkwürdigen Manipulationen zu suchen ist. Dad Object der Gründung war von Hau« and keine gesunde Basis für die ge- schästlichen Operationen einer mit großen Actrrn- capttal und theurem Berwallungkapvarai ar« beitenden Uctieugesellschast und jedem Unbefangenen mußten in dieser Beziehung die Lugen aufqehcn, als nach erst neunmouatlichem Bestehe» der Actiengesellschaft die Aufhebung der von der Gründerfirma Philipp Elimeyer und den vorbesitzeru übernommenen dreijährigen Garantie für eine 8pr»c. Dividende angestrebt und durch- gesetzt wurde, nachdem angMch die Voraus setzungen, unter denen diese Garantie geleistet worden, iu Lrsüllnug gegangen sein sollten d h. nachdem sür die erste neunmonatliche Betrieb«« Periode eine Dividende herauSzerechnet worden war, die jene 8 Proc. überflieg und ca. 12 Proc. psr unnnm ergab. Ein Actio uair, Privat u» Keppsch (Dresden) sand die Zerrüttung dc« Unternehmend, dad i« vierten Jahre seines Be- stehen- mit einer Untirbilanz von 563,849 -< also mehr als dem vierte« Theile de» Actien- ccpitaled, abschlteßt, da» nach Aufhebung der Di»idendeugarantie sofort dividevden'cS geworden, gar zu auffällig, rügte die diesmalige Unterlassung von Abschreibungen und beantragte die Verwei gerung der Vecharge, Einsetzung einer Revision», Eommission und amtliche Abschätzung der Im- «obilien, behus» Vorlage an eiue einzuberufenve anßerordentlicke General-Versammlung der die Entscheidung über die Fortführung oder über die Liquidation de» Geschäfte» zustehen soll. — »- Der Antrag Ke pp sch wurde mit großer Ma jorität verworfen und erfolgte hierauf gegen die Stimmen dreier Actionaire bi« Erthrilung der Decharge an die Direktion. Hierbei wurde con- statirt, daß die beiden Directoren EvuardMo« ritz und Paul Beck mit ihren 742 Stimmen für ihre eigene Dechargirung mttacstimmt hatten. Ebenso hatte die Gründerfirma Elimeyer mit ihren 2405 Stimme» fich sür dte Decharge aus gesprochen. Mit der ausdrücklichen Versicherung de» Ausficktdrathed, daß am SV Juni d. I eiue Gemestraloilanz ausgestellt und diese einer außer- ordentlichen Generalversammlung zur Beschluß, fasiuug wegen de» Weiteren vorgelegt werden solle, nahm dieser Punct der Tagesordnung noch einen beruhigenden Abschluß Der Antrag de» AuffichtSralhed aus Reduktion de« Actiencapuale» durch Zusammenlegung der Actien von 2 zu l, nach Aufhebung de» früheren Beschluss-», 4 Actien n S zusammen zulege», ward bi» zu der in Ans icht geuommeurn außerordentlichen General-Ver- ammlung vertagt Rach Vornahme der Auß- »osuug von 11 Stück Sä,uldfcheinen der Prio- rtttit«»»1eihe eiesolgte die ErgärzuvgSwahl für d« Ausfichtdrath durch Wiederwahl »er bisherigen Mttgli^er D Wir habe« schon erwähnt, daß die Eon- sereuz der Privat-Eisenbahn-Directoren au» Anlaß der Retchßetseuhah«.Vorlage zur Abfassung einer Denkschrift geführt hat Wir haben auch schon gesagt, daß dieselbe beim preußischen Landtage von keiner Wirkung sein kann, weil bci diefem polttilche Motive, unterstützt von finanziellen, de» Aut schlag geben; trotzdem wollen wir doch von de« Inhalt der Denkschrift einige Notiz nehmen Darin wird bestritten, daß keine Aussicht aus eine rrichtgesrtzliche Regelung d-S Eisenbahn wesen» vorhanden sei. Haben doch die Direktoren selbst einen der RelchSregrcrung, den Behörden und dem Rcick^tage vorgelezteu voüstäaviaen Entwurf ded EiscnbahugesetztS vorgelegt — Da» Bestreben der größern Privatbahnen, sich zu zweck- entsprechenden größeren Complexen zu vereinigen, haben sich seinerzeit nicht überall der Begünstigung der preußischen Regierung zu erfreuen gehabt; die CoaceffionSpolilik derselben habe im Gegen- thril dem entgegengewirkt. Die nach den Motiven deS Gesetzentwurf» iu Aufsicht genommene Er richtung einer neuen selbsts:ä»bigen Staatdbahn» linre für jede HauptverkehrSroute würde die Zu stände nur noch verwirrter machen. (Ja Wahr heit ist wohl dergleichen kostspielige» und unnütze» Vorhaben nur aus dem Papiere zn figuriren be stimmt. Ed handelt fich wohl mehr feiten» der preußischen Regierung darum, die Uebernahme der Leitnng der Bahnen sich zu verschaffen.) Die Lösung der Tarifsrage ers heiut wohl möglich; die Prinatverwaltungeu wären im eigenen Ja- tereffe schon früher zur Annahme eine» gemein schaftlichen Tarif» gekommen, wenn Preußen und die ReichtaufsichtSbehörde nicht ihre Mitwirking i« Interesse der Annahme de» elsaß-lothringischen Tarissystem» versagt hätten. Bei dem hohe» Anlagekapital der Eisenbahn-u ist eS »nvcrmeid- lich, daß die letzteren in der Hand de» Staate», wie da» bisherige Beispiel zeigt, wesentlich ihre sitcalische Seite erhalten. Die Jnt-adm eine» Eisenbahnnetze« wie de» preußischen bilden einen io weser tlichrn Factor de» ReichSbudget», daß die sircalische Seite die volk-w»rthfchastlich« regel« mäßig aufwiegen wird, um so mehr, da die Staar-eisenbahnen immer v el kostbarer betrieben wurden al» dre Privatbahnen. Die Denkschrift erläutert di» finanziellen Resultate der preuß scheu 8taatSdahnv:rwaltungen und kommt zu dem Ergebnisse, daß thatsächlich Differenzen im Be trage von 2t Mllliamn Ma.k von ernem Jahre zum andern eintreten können. Ebensowenig wie die Privatbahnen haben die Staatsbahnen von den Differentialtarifen Abstand nehmen können. Soll die Aufsicht über da» Eisenbahnwesen mit der Verwaltung in der Hand der ReichSbehörde vereinigt werden, so verlangen die Privatbahnen: 1) ein ReichSeifenbahvgefetz zur Feststellung der Rechte der Aufsichtsbehörde, 2) die Einsetzung eine» RcichSverwaltungSgerichtShofeS zur Ent scheidung bei Lollisioneu. — Märkisch-Pofencr Eisenbahn. Ja der Generalversammlung der Märkisch.Pofener Eisenbahn wurde dte Berthrilung einer Divi dende von 3^/, Proc. pro 1875 beschlossen. * Wien, 23 April. L » » d er C, n c » r S praxi». Der am S1. Drcember v. I. über die Manusactur Firma Müller L Fischer eröffnet« Concur» (Masievecwalter vr Eugen Wrrssel) ist zufolge Eiuverständuiffe» sämmtucher Gläu biger wieder aufgehoben worden. Die „N Fr. Pr." b.-merkt dazu: Eine so rasche Beendigung eine» Concurse» erscheint um so bemerkendwerther, als die angemeldeten Passiven über 300,000 fl betrngen und eine ziemlich complictrte Geschäftsverbindung mit einer außländischen Druckst c»a die Abwicklung wesentlich erschwerte. Der io Anwendung gebrachte Modu» bestand einfach darin, daß an Stelle der Realisirung de» MaffavrrmügenS im Concur», Wege die außergerichtliche Liq iidation, und zwar in der Weise tritt, daß die bisherigen Creditorev- LuS'chüsie al» Mitglieder de» LiquidationS- Comitb« die Gebahruug der l q »idirevden Firma im Jutereffe aller Gläubiger überwachen und schließlich da» ganze realisirte Vermögen rea Gläubigern flüssig gemacht wird. E» ist klar, daß eine solch« Abwickelung durch den Wegfall der Concur«- spesen, durch die einfachere und billigere Ge- bahrung und insbesondere durch die Möglichkeit, dre vorhandenen Aktiven nach kaufmännischen Grundsätzen zu verwcrthen, für die Gläubiger rur günstig sein kann, und dürfte sich dieser Modu» für viele Fälle zur Nachahmung em pfehlen. Allerdings d.rf nicht übersehen werden, naß derselde nur daun durchführbar ist, wenn die Gläubigerschast, deren einhellige Zustimmung zur Eoucnr»-A»sheb«ng erforderlich ist, von der reellen Gebahrung der in ZahluugSstockung ge- ratheven Firma überzeugt ist und den Mitgliedern d » Ereditoren-Audschufs:» jene» volle vertrauen entgegeubilngt, ohue welche» denselben da» Liqui- datoreu-Nmt nicht übertragen »erden kann. tz In Wien hat «an schon längst die au» d«m Ausland« dahiugekommeuen Fixer auf dem Strich Da« neueste „Fremdeublatt" meldet die charakte- riftische Thatsache, daß vor de« Forum der dorttgeu Lörsenkammrr eine Anzeige verhandelt wurde, welche an diese Körperschaft in Folg« eine» un liebsamen Vorfälle» rm Börsensaale gelangt war. Gegen Schluß de» Geschäft» hatte sich nämlich eia au» dem Auslande nach Wien übersiebelrer Speculant eine sehr abfällige Aeußerung Uber den österreichischen Staat«credit erlaubt Der Vertreter emrr der ersten Gchrankenfirmea, welcher zufällig in der Nähe weilte und die betreffen- oen mißfälligen Worte vernahm, fühlte sich veranlaßt, die Sache zur Kenutniß der Börsen- kammer zu dringen. Diese berieth darüber, ver schob aber di; Entscheidung aus Montag, weil der Kläger nicht persönlich erschienen war, er- klärte fich jedoch c »mpeteat zu werterem Vorgehen gegen den Beklagten Nach de« Wiener Tage blatt hätte Letzterer, der junge Bankier A. (Firma Sp. u. A) in der sich entspinuenden Debatte über den E»ur«sturz der österre chischen Staat»- Papiere geäußert: „daß jeder Stsat die Finanzen hat, die er verdient," nach einer andern Bnlsion: „daß Oesterreich, dessen garanttrte Effectereie» so tiefen CourSstand erreicht haben, keinen Credit verdiene" * Asm, 23 April. Dem Journal „Dirttto" zufolge, beadstchtiat da»- Ministerium in der Kammer einen Gesetze atwnrs, betreffend die Ver längerung de» gesetzlichen Course» der Noten der Consortial- Banken einzu- briugen. Da» genannte Blatt fügt Hinz», da» Ministerium hoffe noch vor Ablauf der iu dem Gesetze verlangten verlängerungdsrist dem Parla mente Mittel zur allmäligen Abschaffung de» Zwang«course» für Papiergeld Vorschlägen zu können. — Ja Eschen vr. StrouSbera'S wird der „K. H. Zig" versichert, daß die Assisenverhand- lungen ra der Untersuchung gegen die Co«» merzleihbank binnen wenigen Tagen beginnen werden. Au» der Anklageschrift ergiebt sich, daß den Verwaltung» rät Heu auch Bllanzfälfchung zum Vorwurf gemacht wrrd. Schon im Jahre 1873 war die Lage der Bank höchst pcecär, wurde jedoch durch die Bilanzsälschung verdeckt, vr. StrouSberg wird nach wie vor in Gewahrsam gehalten, wenn auch nur in einer Privatwohnuug. Da» Gerücht, daß er nur al» Zeuge vor den Geschworenen erscheinen wird, se, unbegründet; er werde neben Landau und Poljan«ky auf der Anklagebank Platz finden. * Madrid, 23. April. Ja dem von dem Fivauzminister Salaverria gestern über die finanzielle Lage gegebenen Expos» wird erklärt, e» sei absolut unmöglich, sie Zinsen der Staatsschuld sofort vollständig zu be« zahlen. Um mit allen disponiblen Hülsßquellen de» Lende» auf Tilgung dieser Schuld tztnzu- wirken, werde dte Regierung nicht blo» die außer ordentlichen KriegSsteurrn beibehalten, sondern auch die Terrilorral - Contribution um 2 Proc., die Verzehrungssteuer um ein Biertheil erhöhen. Außerdem seien Maßregeln zur Erhöhung der Produktivität der Tabaksregie, sowie ein Abzug von 25 Proc. von dem Gehalt und dm Bezügen gewisser Beamtenclaffen und de» Kleru» in Aussicht genommen. Detungeachtet werde die Regierung nicht früher al» am 1. Januar 1877 im Stande sein, mit der Bezahlung der oen Staat», gläubige,» angcboteuen jährlichen Zinsen deginnen zu können. Das Lapital der Staat-gläubiger «erde keine Minderung erfahren, sobald dieselben sich mit den die Regelung der Angelegenheit be treffenden Vorschlägen der Regierung einverstanden erklärten. Um für die folgenden Jahre die Mittel bereit zu stellen, durch welche die genaue Er füllung aller Staat-Verpflichtungen gesichert «erde, beabsichtige die Regierung dte Corte» um «»«gedehnte Vollmachten zur R-form de» gesamm« teo Abgabeweseo» anzugeheu Mit der „Banks de Elpagna" und mit der „Hypotbekarbavk" würden behus» Tilgung der scknvebenden Schuld besondere Vereinbarungen getroffen werden. Die erstere solle zwölf Jahre lang die auf der In dustrie ruhende Territorialsteuer erhalten, der Hypothekartank sollten Zolleinkünste Überwiesen werden. Für die StaatSregierung wücden gewlffe Abgaben reservirt werden, auf welche hrn eine Emission von neuen 6proc., mittelst halbjährlichen Ziehungen binnen 12 Jahren rückzahlbarer Obli- gationen erfolgen solle Ja Folge dieser Maß regeln würden die Glänbiger der consolidirten, der inneren und äußeren 3proceutigea Schuld und der ander« Staatsschulden vom 1. Januar 1877 ab ein Drittthell ihrer resp. Zinsen erhalten. 25 Millionen Peseta» würden vom 1 Juli 1879 ab behus» Amortisiruuz der Schuld flüssig werden und diese Summe werde sich successioe steigern dnrch die Zinsen von den Capitalien, deren Amortisirung erfolgt sei, durch den zur Tilgung gelangenden Theil der Schatzbon»«Annuitäten, durch dte künftig in baar z« vereinnahmenden Erträge au» verkauften Staatsgütern und au» anderen event HüifSquellen. Der Amortisations fonds werde für die verschtedeneu Eategorien der Staatschuld je nach Verhältniß der Eapitaliea und der fälligen Zinsen verwendet werden. Ein» au» dem Fmanzmmtster, de« Direktor der Banco de Espagna »ud au» StuatSbeawteu und Depu taten bestehende Junta solle uiedergesetzt werken »nd dusür sorgen, daß dte znr Bezahlung der Zinsen und zur Amortifirung erforderlichen Selber behns» Erfüllung der staatlichen Verpflichtungen beständig gesichert seien Finanzieller Wochenbericht. Die Zeiten find vorbei, wo mau fich ganz ge- müthlich sühlte, wenn man la», wie dahinten in der Türkei die Völker aascinanver losschlagen. — Wenn iu irgend einem Theil; der Er»e euro päische Interessen collidiren, so wird unser ganzer Wetttheil in Mitleivenschcft gezogen, und wie von eine« elektrischen Schlage durchzuckt, werden die Eour«zeigec aller Börsen in Bewegung gesetzt. — Die Türkei ist nicht «ehr da» Object passt »er Neugierde, sondern höchster europäischer Jcterrff-u. Ihr Schicksal entscheidet über die Machtstellung der einzelnen Staaten und birgt Eoent«all täte in sich, die sich aller Berechnung entziehen. Da größte politisch« Mysterium der W:lt ist dart» enthalten — Der Zerfall diese» innerlich längst »nterhvhlten Staat-körper» rückt a»er, wie von einer unsichtbaren Hand geleitet, näher «nd näher in den GesiLtSkrer», »nd häli nicht nur die Poli tiker sondern auch die Börsen in höchster Span nung. Seit dem Krimkriege war die Pforte auch finarziell mit Earopa vnrbundeu, hatte dort eiue »vgehenre Schuldenlast contrahirt, und durch ihre vankerotterkliirunz eine enorme Schädigung euro päischen Lapital» veranlaßt. E» war also auch noch ein specifisch materieller Grund vorhanden, welcher da» Schicksal der Türkei sür die Börse verhängnißvsll muchte. Gleichwie einst auf de« Gipfelpunkt der Macht, so bedrohte da» moha «edantsche Reich bei seinem Zusammensturze Europa mit höhsten Gefahren. Wa» würde au» der Börse in Zeilen wie die jetzigen werden, wenn die Deckuvgtoedürfnisse der Lontremtne nicht wären, welche allein einen Halt der weichenden Bewegung boten, wenn sonst keine Käufer sich für die Eff-cten zeigen, trotz tiefster Entwerthung derselben. — Verändert hatte sich in dieser Woche sonst nicht» in den bestimmenden Verhältnissen, welche al» Motiv der stattgefundene» Dero»t« fizurirteu Die orientalischen Wirren batten kein freundlichere» Ansehen gewonren, die Nederlage der Tücken war offenbar. Die Disergenzeu zwischen Oesterreich und Ungarn waren uicht gehoben. LourSzifferu sind fr-ilich wechselvoll, da sie von den verschiedensten vorüber gehenden Bedingnngen abhängen, auch wenn dte Anschauungen der Börse sich nicht verändert habe». Hier trat nun der Fall ein, daß die Abstellung jener schlimmen Zustände zum Theil gar nich» vorerst möglich war, daß man sich fortwährend unter de« Druck derselben befand und mit ihnen zu rechnen hatte. Zuletzt gewöhnt man fich freilich an Alle» »nd »nmmt da- Nebel al» Un vermeidlich hin. Bon der Börse ist e» noch daz» bekannt, daß sie es versteht, wenn e» einmal m ihrem Interesse liegt, über alle Bedenklichkeiten sich hiuwegzusetzen, die Gefahren al» nicht vor handen anzusehen, während ein andere» Mal die Speculation, wenn e» ihr paßt, vor jedem Wind- »auch zufammenschrrckt und den allgemeinen Zn- ammensturz r-csmptirt So gehen denn plötz- iche Wandlungen in der Börsenstimmung vor ich, welche dem Gang der Ereignisse nicht con- or« sind. Wenn die Börse ihre Siebenmeileu- iirfeln an^ieht, so ist mit ihr nicht Schritt zu »alten; sie bequemt sich aber auch oft ebenso rasch, sich rückmärt« zu concentriren. Die Börse hat sonst an sich wenig Ncigunq, mit der Er- rathung einer fernen Z»k«nst sich zu beschäftigen und darauf ihre Conjecturen zu basen; sie lieht c» mehr, Naheliegende» ia da» Bereich ihrer Rechnungen zu ziehen, und namentlich in neuerer Zeit von eine« Tage zum andern zu leben. Die Diff-renzen gegen früher waren noch drzu so bedeutend geworden daß die Speculatron dringend rur Vorsicht gemahnt ward ES liegt freilich im Charakter jeder Epeculatton, daß sie da» Aeußerste zu erreichen sucht, daß sie mit einem Siege, mit einem errungenen Vorlheil« nicht zufrieden, nene Erfolge erstrebt und ihr Operattor«selo immer weiter auCdehnt, wenn nur irgend die Verhält nisse dem günstig stad. Die Vorsicht gebietet aber, der Zukunft auch etwa» übrig zu lasten «nd dnrch llebrretlung keinen Anlaß zu eine» gewaltsame» Rückschläge zu geben. Den Baissier» waren die goldenen Frücht, i» den letzten Wochen förmlich m den Sckwoß ge säten, sie brauchten blo» an den Bäumen zu rütteln und sie hatten den Segen vollauf. E» galt jetzt, einzusammeln wa» von der Ernte au»- stand und zu sehen, wie die Abnehmer und Stücke oprrircu würden. Oesterreichischer Credit war 26—30 fl. unter Pari gefallen, Franzosen hatten bereit» da» meiste Fleisch verloren Da» Agio von DiScout- Commandit wurde von der Baissesoecnlation allerdings mit Ungunst gesehen Berktt» war e» aus 10 Pioc revucirt. Warum sollte eru so mysterivfer Wer'.h nicht unter pari zu bringe» sein, srazte sich die siegende Partei. Auf die specifisch österreichischen Werthe, wie Renten, Loose, Eisevbahneffecten, übte auch da» eff.-ctive Angebot emen maßgebenden Einfluß Wir haben schon gesagt, daß nur die Deckungen der Coulremine den Markt bestimmten, daß der Gruudton der Stimmung nirgend» eine Besserung zeiqte. Zum Nebenfluß suchte noch ein als osfictö» »ekavute» Journal in Berlin durch düstere Schilderung der äußern politischen Lage für die innere Politik der Regierung Propaganda z» machen, wa«, trotzdem vergleiche« Manöver «on früher her längst b.kannt waren, doch de» Eindrucks nicht verfehlte. Allerseits gelangte man zu» .nverstäuduiß, daß die Dinge im Orient sich mehr und «ehr zn- spttzte», daß dad Feuer dnc Empörung iu de» europäischen Prooir.zen der Türkei immer weiter um sicl- greise, daß die PacistcationSbestrebnugen der Mächte vergeblich und dieselben jetzt »on Neuem allerdings vorauSgeseheaen, viel bedenk licheren Verhältnissen gegenüber ständen. Vor Allem richteten sich zunächst dw Blicke auf Oester reich, da« vermöge feiner Lage »nd Völker»«- bältnisse am tiefsten von den türkischen Eventua litäten berührt wnrb«. Oesterreich war zwar die dritte im Bunde der drei Kaisermächte, aber diese vergrsellschastuug konnte auch eiue Lahmlegung - t
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