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Dresdner Nachrichten : 03.06.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187706035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770603
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770603
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-06
- Tag1877-06-03
- Monat1877-06
- Jahr1877
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- Dresdner Nachrichten : 03.06.1877
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Nr. 154 > »i.rtelili»» . »««««, l0P>^. »-Ni» 32000 ,p>l. De« »I« «>ckU»»e «tnO», s««dte, «»nukri»«» »»t Nch die «ed.ctt»» »Utt »erdMdltch. S»«er»ten.«nn<>»m, ,ul» »««»lLaalensietnun» In v«mdur„. ver> «ie». tzet»,^ valel. - slan-Lrantture -«»».Motz, In Berlin. >eldt>i> v»«», Ha«dur^ «rnnksurt ». M., l»u«. xcu - »aud, » «». «n vrnnliun ^ vk. — in Ldemni».— ti.'W. U»M« ck e«. in Pari». L Sonntag. 8. Juni. ^Tageblatt für Politik, Wnterhalkung, Geschäftsverkehr. ^ Aörsenöericht und Jiremdenliste. Druck und Eigenthum der Herausgeber: iNtpsch ^ Nkichar-t in Dresden, verant«. Redartem: Fr. Äsedsche i» Dresden. >«N«nr« l »n,e«»»e».a«n»»«>» rieuNndl: »rot, ' bi»»,»« ... !»«»> »,,jc » di»tl,»« a u»^ — Der «nii» «tnrr «)»- L-»t Eine »arnniie !»« d«> »ä«,lit»»i»r ariqe'ne» »er Anierot« wird »t-t ,e,eden. «u«w»rr>>k NnnoNkM- Ltuslrä-e von unt u»dr» lonntciigirn-.ln und Per» Ionen tnieriien wir »ur -e,en VrLnumerand»» jjaiilung Lurch vriel- morlen oder PosieiNtLij- lunti. Acht Kiivcn loste» ld Pioe. Jnirrot« Ist» di« Monio,». siummrr «der «nch einem g-illazl dt« Pe,t,te„e ig P,g,. XXII. Jahrgang. Mltredatteur: vr Lnntl Ni«n«^. Nür dag Feuilleto»: DreAeu^1877. Politisches. ES regnet. Diese zwei Worte enthalten die neuesten Kriegs- berichte. Es regnet in Kleinasien, es regnet an der Donau. Da man, schon gestützt auf die Autorität eines bekannten Göthe'schen Verse«, anzunehmen hat, daß, wenn'« genug geregnet hat, es zu regnen aufhört, so stehen vor dem Eintritt lriegsgünstigerer Wit terung kriegerische Ereignisse wohl kaum in Aussicht. Der Zar, der neueren Schilderungen zufolge Kriegslustig wie der jüngste Leut nant" sein soll und sich eben anschickt, in einem Separatzuge, dessen Fahrplan, Noute und Eintreffezeit aller Welt verheimlicht wird, nach Rumänien zu dampfen, wird, wie alle anderen Sterblichen, ebenfalls die Tage des blutigen Donau-UebergangcS noch etwas ab- warten müssen. Auch für uns verbirgt heute der allgemeine Land regen iin Osten jeden Einblick in die kriegerischen Operationen. Um so mehr verdient das Hervortreten des Panslavismus unsere Auf merksamkeit. Durch die bisherigen, unstreitig stattlichen Leistungen Rußlands hat die ganze Slavenwelt gewaltig erhöhten Muth be kommen. Schon träumt man nicht bloS in Moskau, Belgrad und Agram, sondern auch in Prag, vielleicht sogar in Bautzen, daß der Tag angebrochen ist, da der Slave die Weltgeschichte in die Hand nehmen und den übermüthigen Fuß erst dem Germanen und dann dem Romanen auf den Nacken setzen kann. Die czechischcn Land- tagSabgeordneten haben eine Adresse an das Slavcncomitä in Moskau erlaffen, welche betont, daß den Slaven die Erstgeburt innerhalb der Arischen Völkerfamilie zukomme. Jetzt solle die Slavenwelt die erste Nolle spielen, Rußland trete in sein Jünglings alter, Europa sei gealtert, die Czechen aber, diese Vorposten des Slaventhums nach Westen, jubelten den Erfolgen ihrer russischen Brüder zu. Daü ganze Schriftstück athmrt einen glühenden Haß gegen das Deutschthum und ist von Erbitterung gegen Oesterreich erfüllt, so daß es wohl erklärlich, wenn die österreichische Polizei alle Czechen- blätter, die dieses hochverrätherische Schriftstück veröffentlichten, con- fiScirte. Leider spricht dasselbe aber die Gesinnungen eines großen TheileS der Czechen aus. In allen Ländern der Wenzelskrone orga- nisirt man Gottesdienste und öffentliche Gebete für den Sieg der russischen Waffen. Die katholische Geistlichkeit, besonders die niedere, wird in Böhmen in diese nationale Bewegung um so mehr gerissen, als der Prager Erzbischof, Cardinal Schwarzenberg, augen blicklich in Rom, also fern von seinem Amtssitze weilt. Die russische Kriegsleitung an der Donau aber führt einen politischen General stad mit sich, um die gesammte Slavenwelt in den Dienst Rußlands zu stellen. Hierüber dürfen die Deutschen nicht grollen, welche die 66er Politik als eine geniale rühmen, weil sie Oesterreich aus dem germanischen Verbände hinauswarf und damit den unübersteiglichen Wall, den die Germanen in Jahrhunderte langen Kämpfen und ununterbrochener Culturarbeit gegen das ostwärts andringende Slaventhum aufgcführt hatten, durchbrach. Das Unglück hat es weiter gewollt, daß der Zerschneidung des Deutschthums, welche 8 Millionen österreichische Deutsche 37 Millionen Slaven und Magyaren hingab, die Entfremdung zwischen Germanen und Romanen folgte. Wären Deutschland, Oesterreich und Frankreich, deren Interessen jetzt so weit auseinanderzugehen scheinen, einig, niemals würde der halbbarbarische Slave den Kopf so hoch tragen und sich rühmen dürfen, daß er auf den Trümmern der gealterten deutsch-französischen Cultur die neue, frische Slavenherrschaft auf bauen werde! Da der socialdemokratische Congreß in Gotha den tiefen Riß, welcher zwischen den erbitterten Gegnern aller menschlichen Einrich tungen besteht, so offen dargelcgt hat, ist es wohl erklärlich, daß die nichtsocialdemokratischcn Blätter diesen Verhältnissen eingehendere Würdigung angedeihen lassen. Man beschäftigt sich leider viel zu wenig mit einer Bewegung, die theucre Cultur-Errungenschaften bedroht und in ihren Kreis Männer zieht, deren Platz sicher richtiger anderswo ist als dort, wo man Neuschöpfungen nicht organisch heranbilden, sondern durch Zertrümmerung geschichtlich und natur gesetzlich gewordener Verhältnisse zu erzielen träunit. So sehr einer Anzahl Socialdemokraten zu glauben ist, wenn sie als Ehrenmänner versichern, sie verschmähten den Appell an die rohe Gewalt, sie wollten die Arbeiter ausklären, so unzweifelhaft ist es auch, daß die Masse der socialdemokratischen Parteigenossen diesen Weg verwirft. Die kühnere That reißt immer die Menge fort und das wirksamste Mittel der Socialdemokraten, führt die „V.-Ztg." zutreffend aus, will man die Leidenschaft gedankenloser Massen erregen, besteht noch immer in der sogenannten „Magcnfrage", welche den Werth der Arbeit in dem Aufwand von Körperkraft erblickt, die sie erfordert und darum auch die Lohn-Vertheilung nach diesem Maße als gerecht anpreist. ES ist ja ganz natürlich, daß Steine klopfen, Sand karren, Straßenpflaster rammen, Holz hauen und Wasser tragen viel mehr Kraft erfordert als die Straßen nivelliren, die Damm-Zeichnung entwerfen und überhaupt eine wissenschaftliche, technische oder künst lerische Arbeit leisten. Da darf man sich auch nicht wundern, wenn alle Tagelöhner, welche ihre Körperkrast verwerthen, es sehr schnell fassen, daß ihnen der beste Theil des Lohnes gebührt und die Herren Demagogen hochprelsen, welche ihnen solche Lehren verkündigen. Der steigende Anhang, dessen die Herren Demagogen sich rühmen, kann ja bei solchem Treiben auch gar nicht fehlen! Weshalb soll denn ein Wähler, der nur von der Kraft seines Körpers lebt, seine Stimm« einem Demagogen versagen, der ihm den besten Lohn ver schaffen will! ? Um so ernstlicher ist cs die Pflicht Derjenigen, welche den wahren Werth der Arbeit zu schätzen wissen, den Wahn zu be kämpfen, daß Körper-Anstrengung ein Maßstab des Wertstes der Arbeit sei. Wäre dies der Fall, so wäre das Pferd verdienstvoller als der Mensch, der es lenkt, und ein Dampfhammer viel respektabler als sein Erfinder. Vielmehr ist der Menschen g ei st der schaffende! Genius, der der Arbeit einen Werth verleiht und cs ist ganz gerecht,! wenn der Lohn nur nach dem GeisteS-Aufwand bemessen wird, der die Arbeit dirigirt. Wer den Menschen seltene Dienste leistet, ihnen seltene Genüsse verschafft, der hat den gerechten Anspruch auf einen Lohn, welcher ihm gestattet, sich gleichfalls seltene Genüsse zu gönnen; wer dagegen gewöhnliche Arbeiten leistet, die Jeder machen kann, der hat nur Anspruch auf einen Lohn, der ihm gewöhnliche Genüsse gewährt. Das ist nicht bloS unabweisbar in der Wirklich keit, sondern auch vollauf gerecht in moralischer Beziehung. Wenn in einer Fabrik der Buchhalter dreimal so viel Gehalt bezieht, als der Tagelöhner, so mag eS dem Gedankenlosen wohl als ungerecht Vor kommen. Der Tagelöhner arbeitet ja viel mehr, leistet viel Müh sameres und Schwereres als der Buchhalter, der am Pult steht und die leichte Feder handhabt. Wenn ein Arzt für einen Krankenbesuch, der nur wenige Minuten dauert, mehr Honorar erhält, als ein Mensch, der Sand durch den ganzen Tag karrt, so mag das wohl dem Gedankenlosen ungerecht scheinen. Hat ja der Karrenschieber im Schweiße seines Angesichts sein Tagewerk vollbracht, während der Arzt bloS auf einem Blättchen ein einziges Recevt verschrieben hat. In Wahrheit wird nicht bloS beim Buchhalter und Arzte die größere geistige Thätigkeit, sondern auch die unendlich vielseitigere und kost spieligere Vorbildung, die zu ihren Leistungen erforderlich ist, ver gütet. Ja, die Herren Demagogen, welche sich des großen Anhanges im Volke rühmen, bieten selber ein Beispiel, welches gegen ihre weisen Lehren spricht. Sie machen die Körper-Anstrengung zum Maßstab des ArbeitswertheS und lassen sich ihre agitatorische Arbeit doch und mit vollem Fug und Recht viel höher bezahlen als der Tagelöhner, der Sand karrt. Sie locken den geistlosen TageSarbeitern, welchen sie hohe Löhne vorspiegeln, die schwer im Schweiße des Angesichts verdienten Groschen aus der Tasche und schaffen sich damit ein be quemeres Dasein, als es sich ihre Anhänger erlauben können. LocaleS «md Sächsisches. — Da die Besserung im Befinden des Prinzen Wasa, K. H., fortdauert und der hohe Patient allmälig wieder zu Kräften tommt, hält man es für wahrscheinlich, daßJhreMaj. die Königin ihrem erlauchten Gemahl nach Ragaz folgen wird. Wie wir übrigem erfahren, beruht die neulichc Notiz, daß Prof. Wagner aus Leipzig bei Sr. königl. Hoh. gewesen sei, auf Jrrthum. Die Behandlung be findet sich ausschließlich in den Händen des Herrn Geh. Medicinal rathes ür. Fiedler und Hofrath vr. Brauer. ... . — Noch vor seiner Adresse hat Se. Maj. der König die Er nennungen zu 13 Hauplleuten, wie solche der letzte Reichstag be willigt hatte, für das königlich sächsische Armeecorp« vollzogen. Das 13. BundeS-Armeeeorp« zählt in Folge dessen 11 Hauptleute mehr als seither. — Der im hiesigen Schützen-Regiment als Leutnant dienende Prinz von Weimar hat sich mit Urlaub nach Weimar begeben. — Mehreren sächsischen Offizieren wurden preußische Orden verliehen, nämlich den Commandeurcn de» 6. Iniantcrle-Regt- mentö Sir. 105 und des Fuß-Artillerie-ReaimentS, den Obersten v. Botze und Walther, der Kronenorden 2. Clane; den Bataillons» Commandcurcn derselben Regimenter, v. Pvlenz und v. Wols, die 3. Ciasse, und die Krieger-Verdienstmedaille dem Feld webel Looö. — Der Oberzollinspeetor zu Zittau. Adolph Maximilian v WachSmann. wurde zum Oberzolttospector und Vorstande beö HauptzollamtcS in Leipzig ernannt. - Dcr Oorrstiieuieirant v. Schwringrl vom königlich säch sischen Gcneralstabe und der Malor Tycvien vom 5. «königlich sächsischen) Infanterie-Regiment sind nach beendigtem Kommando beim Gardekorpö in ihre Garnisonen Dresden resp. Chemnitz zu- rückaekehrt, ebenso der Hauptmann v. Egidy vom 2. (königlich sächsischen) Jägerbataillon nach beendigtem Kommando beim Garde-Schützenbaiaillon in seine Garnison Meißen. - Die vom statistischen Bureau des k. Ministeriums deö Innern veröffentlichte Uebcrstcht über die bei den Spar- lassen Sachsen- Im Monat April b. I. erfolgten Ein- und Rückzahlungen zeigt ein Zurückgebcn der Sparkasseneinlagen, in dem nur 6,373,620 M. Ungezählt, dagegen 7,043,552 M.. also 660L23 M. mehr zurückgcsvrdcrt wurden. Ein solches Mehr an Rückforderungen fand in allen vier Provinzen deü Landes statt. Sie betrug tm Regier.-Bez. Dresden 170,247 M., Regier.-Bez. Leipzig 174,301 M.. Regier.-Bez. Zwickau 285,540 M.. Rcgier.- Bez. Bautzen 30,834 M. Man würbe jedow zu weit gehen, wollte man diesen Rückgang der Einlagen im Monat April mit einem von manchen Seiten behaupteten Nothstand der Bevölke rung unv besonders der Elasten derselben, welche die Sparkassen- «nstttute benutzen, In Verbindung bringen. Genau im April 1876 fand btc gleiche Erscheinung statt »nd repetltte In den Monaten September und October. Frühjahr und Herbst bringen eine An zahl verinehrter Bedürfnisse unv damit vermehrter Ausgaben re gelmäßig mit sich. Der kleine Handwerker- und Beamtcnstand, die dicncnbe und banbarbcltende Bevölkerung, welche ja haupt- sächlich die so segensreich wirkenden Sparkasseninstitute benutzen, legen In dieselben oit nur gerade deshalb Ihre kleinen Ersparnisse, um für solche bemerkte, stets voraussichtliche Mehrausgaben, so wie sür andere Nvthfalle vorbereitet zu sein. Wohl mag die Stockung in verschiedenen ErwcrbSzwelgcn auch Ihren Anthcil an dem momentanen Zurückgebcn der Einlagen haben, wie sich dies besonders im Regier.-Bez. Zwickau zeigt, allein von einem Noth- stand der mittleren und unteren Elasten der Bevölkerung kann wonl nicht die »liebe sein, denn >ic haben, wenn auch weniger im Vergleich mit der gleichen Periode bcS Vorjabrrs. koch in den erste» vier Monaten dieses Jab reö immer noch 20,031,407 M. In die Sparkassen eingelegt, d. t. 2,803,036 Ai. mehr, alö auü denselben zurückgezogen wurde. — Die GefIügelzucht. zu deren Hebung sich Ende dcr füiisziger Jahre In Görlitz. Drcöden »nb Altcnburg die ersten Vereine in Deutschland bildeten, hat seit dieser Zelt und haupt sächlich in den letzten fünf Jahren einen kaum glaubliche» Auf schwung genommen, denn gegenwärtig bestehen In Deutschland und Oesterreich gegen 300 Vereine, welche sich die Förderung der Geflügel- und Vogelzucht, sowie des Vogelschutzes zur Ausgabe gestellt haben. Drei größere und mehrere kleine Fachzestsä rist'cn unierslützen kiese Ausgabe und vcrmltlcl» ein lebhastcSKant- und Verkausügeschält. So kann cö nicht Wunder nehmen, wenn ge genwärtig das früher nur allein gekannte kleine Landhnhn von jden edlen und großen Raccn der Eochinchina, Brahmaputra, Malaycii, HondanS, Ercvc cocnr. la Fleche u. s. w. auö den Hühnerhöfcn immer mehr und mehr verdrängt wurden und wenn zu den wenigen trüber bekannten Taubenartcn sich jetzt diejenigen Englands, Frankreich« und des Orients mit Ihren vicliachen Spiel arten gesellen. Im Besonderen erregcn die In Belgien zuerst ge züchteten Brieitauben gegenwärtig hobcS Interesse, denn auS der früheren Liebhaberei belgischer Bauern, bei VolkSiesten Brlel» tauben fliegen zu lassen, hat sich später ein System gebildet, wo nach diese unschuldigen Tbiere sogar dem KriegSgotte dienstbar werden mußten. Die Wichtigkeit dieser im letzten französischen Kriege in unerreichbarer Höbe segelnden Depcichenträger erken nend, hat gleichwie ln Frankreich auch das deutsche RcichSkriegö- ministerium die Errichtung von Brleltaubcnstationcn ln allen wesentlichen Festungen beS Reichs angeordnet. Auch der hiesige GeNüg elzüchterverein, einer wie bereits gesagt dcr älte sten Deutschlands, bemüht sich nach Kräften, die von Vielen noch Immer sehr unterschätzte Geflügelzucht zu heben und zu fördern. Durch allwöchentlich stattstnbende Versammlungen seiner Mit» lleder. gegenseitige Belehrung über Anschaffung, Zucht und .siege älterer wie neuerer Nacen, Exkursionen unv allläbriicher Ausstellung von schönem Gesiügel und Prämlirung desselben, lucht er mehr und mehr diese immerhin lohnende Liebhaberei zu verbreiten und Freunde dafür zu gewinnen. Kürzlich bat der selbe seine Statuten rcvlbirt und dadurch den Bestritt, welcher ievem auständigen, sür die Geflügelzucht sich tutereislrenden Ein wohner offen steht, erleichtert. DaS Direktorium deö Vereins ist jederzeit gern bereit, etwaige Ant-agen bezüglich der Zwecke beö Vereins, sowie des Beitritts zu demselben zu beantworten. I'I. — Die Stadt Leipzig bat dem zur deutschen Flotte ge hörigen Schiffe, welches „Leipzig' getauit wurde, eine Galaflagge geschenkt, und eine Leipziger Deputation, bestehend auS den Her» ren Oberbürgermeister Dr. Georgt, Stadtverordnerenvorstcher Götz, Buchhändler Graubner und Ottokar Staubin- ger, waren am 1. diese» an Bord dcS Schiffes im Haien von Swtnemünbe und wohnten der selerlichen, ersten Auihissung de- Leipziger Geschenkes bei. Or. Georgi hielt vor der versam melten Mannlchatt und den Ehrengästen eine Ansprache, aut welche der Kapitän beö Schiffes, von Zirzow, mit einem Hoch auf die Stadt Leipzig antwortete. ES tand dann am Bord der „Leipzig" ein Festdlnrr statt, bei welchem Kapitän W etckh- >nann den Kaiser Wilhelm hoch leben ließ und der Stabtvcr« ordnetcnvorsteber Götz von Leipzig einen Trinkspruch aus bie Of- siciere und Mannschalt deö Schiffes guSbracbre. — DaS Publikum nahm seiner Zeit einen nicht ungerecht fertigten Anthcil an der Frage, wie Herr Zimmermann, dessen Psanblcibgeschäst in der ersten Etage beS zertrümmerten HauscS auf derKrcuzstraße befindlich war. von dcrVersicherungv- geiestschait „Tvuringia" Angesichts der etgcnthümllchcn Ursache dcS Schavens abgeiundrn werben würde. Die Frage ist inzwi schen erledigt worben und wir können darüber mittbeilen, baß bi« »THuringla", ohne besondere Weitläufigkeiten zu machen, ivrem Versicherten die Summe von 21,000 Mark vergütet hat: gewiß eine nicht unbedeutende Zahlung, aber noch lange nicht >o viel, alö sie vorm Jahre nach einem Brande ln Leipzig einem schätzung warb recht wesentlich dadurch erleichtert und abgekürzt, daß sich die geretteten Bücher des Herrn Zimmermann in der besten Ordnung befanden. Die gelegcntilcie Umschau in einem solchen Grlchäit läßt übrigens Blicke in die Verhältnisse unserer GesellschaflSschichten, namentlich der sogenannten „bessercnStänke" rhun. bie überraschend wirken. Zum Excmpel fanden sich hier versetzt eine Anzahl allerhand Orden. darunter welche mit dem Portrait des höchstseiigen König Johann, das ganze Silberzeug und die Pretiosen einer hochangcsehenrn Familie, sogar ein Paar Kammerherrenvcsrn. von sonstigen kuriosen Pfändern zu schwei gen. Autz dem Raschke'schen Pclzgcschäft waren allein für circa 12.000 Mark Pelze hier; bei der jetzigen BergütungSberechnung der beim Brande zu Grunde gegangenen Werthobircte machten manche Verletzer ein eigenthümiicheS, freilich vergeblichesManöver geltend. indem sie z. B. behaupteten, der fragliche verbrannte Pelz sei ein theureS " ein tbeures Andenken gewesen und deshalb so und so ' 3Z <elz sei . , , viel, ja sogar bl» zu llioo Tvlrn. wcrth, wenn schon der Pelz sür bloö 30 oder 40 Mark verletzt war. — Fürst BlSmarck und HanSBlum. Man wirb sich der „Grcnzboten-Artikel" erinnern» die in den letzten Wochen eine so große Rolle gespielt haben, da sie da» Demlsslonögesuch beS Kanzlers mit den Bestrebungen einer „hohen Daniel die angeblich gegen deö Kanzlers Politik gerichtet selber über die erwähnten Artikel wicbcrgiebt. cS nicht gedacht... Slber circa zwanzig und eln!ge^§1nuten habe ich dem Fürsten doch abgcrunaen. Fünf davon kamen auf baS Befinden, auf Frledrichöruh, aus Kissingen Endlich hatte ich die Unterhaltung so gewandt, daß ich die Grcnzboten- Artikel ausS Tapet bringen konnte. Dcr Fürst verzog bas Ge sicht. „Ich will nichts davon hören", sagte er. „Ich will von dem Bluin nichts wissen. Wie. habe ich Ihnen nie erzählt, was der mir schon einmal für einen Streich gewielt? Es war im April 1860, alö ich einen ersten Versuch mit einer parlamentarischen Soiree machte. Ich sage: Versuch. Denn an eine regelmäßige Wiederkehr solcher Gesellschastsabende hatte ich Anfangs nicht ge dacht, und In der Thal hatte sic Hans Blum mir fast verleidet. Gleich den ersten Abend konnte ich ihm keinen Augenblick ent gehen. er war Immer hinter und vor mir, fing Icdes Wort auf. ja. ich iah ihn zuweilen den Bleistift gebrauchen. Ich ärgerte mich, machte Icdes Mal aut den Absätzen Kehrt, wenn er mich anrcden wollte, faßte den Grafen Beti usy-Huc oder sonstwen unter den Arm, ließ mich mit ihm in ein tiefsinnige- Gespräch über die Dressur der Jagdhunde ein, nachdem sch Ihm zugefiüstert: „lassen Sie mich nicht loS, bis der Blum fort ist", aber er wich und wankte nicht, vettolgte mich mit den Singen, und die Hunde dressur war nahezu erschöpft. Ich erblickte plötzlich Laöker. mit dem Ich ohnrbin ein Hühnchen zu rupfen hatte, und mantvrtrte so geschickt, daß cü mir gelang. Lavler in einen Winkel zu ziehen, wo Ich durch andre Abgeordnete gegen meinen Deriolgcr gesichert schien. In deinscibcn Augenblicke war dieser wieder an meinen Fersen und wollte mich anieben. „Erlauben Eie einen Augen blick. Herr Blum, eine Angelegenheit von der höchsten Wichtig keit . .DaS half, aber auch nur sür einige Minuten. Am nächsten Morgen bin ich Im Reichstage, studlre auf meinem Platze ei» großcö Actcnstück, das mir eben aus Paris zugegaugcn. Da bringt ein Panamentödiener einen mit Bleistift geschriebenen Zettel von Hanö Blum. Darauf steht: ..Erlauben Sie, daß Ich Über die gestrige Soiree, die überall einen so herrlichen Eindruck hlnteriasten hat, ein Feuilleton für die „Gartenlaube" - oder war eS das „Dabctmk" — schreibe?" Waö sollte Ich machenl Ich schrieb ärgerlich darüber: Meinetwegen. Nach acht obei
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