Dresdner Nachrichten : 22.06.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187706221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770622
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770622
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-06
- Tag1877-06-22
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- Dresdner Nachrichten : 22.06.1877
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Rr. 178 ?A?7. »»rienftroi« lü «d»ii- »»«em«pee>» viertel>«hk- W» 2 Marl da Mae . durch »«Daft 2 Mark-L Plge. Utn»el.Rümmer» »0Pl«e. >usla>« 32000 All« dl« «tirgabe «»»!«« saildlrr Manulcript« «acht sich dir Redartio» nicht drrdtudllch. In1ev»ki»>Amiahmc au>- »ari» »a«l«»I»in»n» Vogler iu Hamburg. Ber. Un. Wien. Lmps». Balcl. vrrilau, Zranllurt a. — »»»».Moll« in Berit», Leipzig. Wir». Hamburg, ilranlsurt a M., MUn. che» - Lau»« L «t». »» ffranklur» a. M. — »r. iüoig» in ilhemnt«.— ».»litt», IluIIler » So. i» Pari». Freitag, den 22. Jvnl. Tageökatt für Uokilik, Unterhaltung, HcMstsvcrlieljr. Uörsenbericht und Krenidcnliste. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Likpsch L Rcichardt in Dresden. Verantw. Nedacteur: Erlist Licpsch in Dresden. Salerat« »erden Mar««»» «lrade >L di, iud.d Mir antzenammen. Lonntag» »,» Miita,» »r Uhr. I« veullad»: grohe Sloller» galt« » bli biaaM 4 Ubr. — Der Siaum einer ein- lpalnge» Peiiljiiie kalte» Io Pige. itingelandt dl« Zeile !iu P>ge. Eine Garantie lür da» » achllläg > ge Srlche-ne» er Zulerate wirb »ich» gegeben. Auswärtige Amioneel!» iiuliräge ro» uns uube« kaimreu Zirmen und Der« lauen »»eriren nur nur gegen Pruttuu,era»bo- Zahlung durch Briet» uraiieu oder Polteinjah- l»nft. Ach» Silbe» kauen I-, Prge. Inierate lur die Moutags. Plummer oder nach eiuci» Zeillag» die V-iiijl>,c gg XXfl. Jahrgang. Für daö Feuilleton: Hnrtn«»nn» Mttrekacteur: Idr» L»»tt in«r«z. TresSen, 18<7. Politisches. Wenige Jahre nach dein Einsluthen des MilliardenstromeS bereits herrscht in den Neichscassen eine solche Ebbe, das; das Reich sich gezivungen sieht, an den öffentlichen Credit zu appcllircn. Cine Anleihe von 77 Millionen ist ausgeschrieben, weitere Anleihen dürften nicht ausbleibcn. Denn das Schuldenmachen ist ein recidiveS Fieber. Wer einmal an dieser Krankheit leidet, den packt sie in ge wissen Zeiträumen immer wieder aufs 'Reue. Unser Crcditwesen ist ja bekanntlich so eingerichtet, daß cs die Neigung der Staaten und Gemeinden, Schulden zu machen, künstlich steigert. Sind erst die öffentlichen Corporationen, die Gemeinwesen tief verschuldet, so sind sie um so weniger widerstandsfähig gegen die Ansprüche der Geld mächte, welche die Staaten und Gemeinden zwingen, die Gesetze so cinzurichten, ivic es ihr, der lwma liuuiwv, am vorthcilhastesten er scheint. Der Vorgang, den man so oft im Kleinen erlebt, das; ein Bauer oder Baron Geld bedarf, den Vorschuß anfangs spielend auf sein Gut geborgt erhält, dann immer tiefer in Schulden geräth und schließlich durch den Wucherer von HauL undHof vertrieben wird dieser selbe Vorgang wiederholt sich unter etwas anderen Aeußer- lichkeiten und in langsainerem Tempo auch im Großen. Die öffent lichen Gemeinwesen gerathen langsain unter die Schuldknechtschast der Hochfinanz. Diese ist die Herrin der Völkergcschicke, bedient sich des Ehrgeizes der Minister und der Leidenschaften der Völker aus das Geschickteste, zettelt Kriege an, zu denen erst recht Millionen ge braucht werden, und kommt cS dann zum Friedensschluß mit seinen Kriegsentschädigungen, so bringt zu den Verhandlungen der cine Theil seinen Bleichröder, der andere seinen Rothschild mit, welche scheinbar die Interessen des betreffenden Staates wahren, in Wahr heit aber, »veil sie einem und demselben Finanzhause angchören, ihr Specialintcresse vor Allein wahren und über die Ncichthümer der Völker verfügen, wie es ihre Interessen erheischen. Sie leiten den Metallreichthum planvoll hier- oder dorthin, führen kunstvoll indem einen Lande eine Ueberschwemmung, in dem anderen eine Dürre herbei, entzünden hier einen unermcssenen Bedarf und häufen dort einen unendlichen Ueberschuß an, prosiliren an Beiden», überhaupt an Allem und überall, »nachm sich scheinbar nützlich, ja unentbehr lich , und sind gerade deswegen der Unsegen der Völler. Auf i h r Conto sind zum guten Theile die Handelskrisen, die Geschäfts stockungen, der jähe Wechsel von Ueberprodullion und Arbcitsslillc sitzen. Diese Gcdankenreihe erweckt unwillkürlich der Niesmpump, zu dein sich unser deutsches Reich jetzt gcnöthigt findet. Eine einsichts vollere Finanzverwaltung hätte - es wird dies wohl keinen Wider spruch erregen — mit den 5» Milliarden besser Haushalten können. Den wohlbewährten Grundsätzen altprcußischer Verwaltung ent sprach ihre Verwendung gewiß nicht, und daß sich die Manen Zeschau's zürnend von den Vorgängen bei den drei „invaliden" Reichsfonds abgemandt hätten, das weiß jeder sächsische Calculator. Wohl fand ein ansehnlicher Theil jener 5 Milliarden productive Verwendung, aber es »var wohl recht gut cinzurichten gewesen, daß von der Kriegsbeute im Jahre des Heils 1871 bis zum Jahre des Unheils 1877 zu den Bedürfnissen der Post und Telegraphie noch baare Mittel vorhanden sein konnten. Doch dem ist leider nicht so. Nun gilt es, entschlossen der weniger günstigen Situation ins Auge zu sehen. Da treffen wir auf eine bei Weitem freundlichere Seite. Es sind hauptsächlich nur produktive Zwecke, zu denen das Reich Geld braucht. Die Vermehrung der Post- und Telegraphen Stationen, die Einrichtung unterirdischer Leitungen, der Bau von Post- und Tcle- graphenämtern u. dergl. sind die hauptsächlichsten Ausgabe-Posten, zu denen das Reich Geld bedarf. Diese Art des Schuldcnmachcns ist schließlich diejenige, gegen die man an sich leinen Einivand er heben darf. Von jener Verbesserung des Post- und Tclcgraphen- Betriebcs steht cine Belebung des ganzen Verkehres zu erwarten; die Verästelung der Post- und Tclegraphcn-Vcrbindung in die vom Welt-Verkehr so gut ivic abgeschlossenen Gegenden muß dieselben vollswirthschaftlich heben. Solche Anleihen verzinsen sich trefflich, vielleicht kann man solche Schulden keine ernstlichen Schulden nennen. Wir wünschen daher ein möglichst gutes Gelingen dcrEreditoperation als solcher und cine vorthcilhaftc Verwendung der Gelder. Der Eindruck der Frankfurter Versammlung deutscher In dustrieller ist ein nachhaltiger. Die Freihandels Partei hatte auf einen Ziviespalt unter den Industrie Chefs speculirt, sie hatte gehofft, die verschiedenen Interessen der einzelnen Branchen würden die In dustriellen zu keiner Cinigung über handelspolitische Fragen gelangen lassen, der Weber werde gegen den Spinner, der Cisengicßer gegen den Eisenhüttenmann auftrcten. Auch hierin hat die Frankfurter Versammlung das Gcgentheil bewiesen. Spinnerei und Weberei in Baumwolle, Wolle, Leinen, Seide und Jute, die Eisen-Industrie von dein Hohofenbetrieb bis zum Maschinenbau und bis zur Klein-Eisen- Jndustrie, die Leder- und Papier-Fabrikation, die chemische Industrie, das Mühlen-Gewerbe, der Kohlen Bergbau,Blei- und Zinkproduktion, die Kupfer-Industrie, die Glashütte», die Fabrikation von Thon- waaren u. s. iv. gaben durch ihr einstimmiges Votum zu erkennen, »vie sehr sie selbst von der Solidarität der industriellen Interessen überzeugt waren. Ein eklatantere» Mißtrauenö-Votuin hat selten eine Negierung erhalten, als das jetzige französische Cabinct. Das lange Simden- Ncgistcr wurde mit mehr als zwei Drittel der Stimmen Herrn v. Broglie vor die Füße geworfen. Am Mittwoch gab der Senat die Antwort. Sie lautet: Auflösung der Kammer. ES ist eine eigcnthümliche Bestimmung, daß der Senat als Schiedsrichter auf- trctcn kann, während er doch auch sein Mandat, wie die Kammer, lediglich aus den Volkswahlen empfangen hat. Man vergleicht den Senat mit dein Bock der Fabel, der dein Fuchs aus der Grube hilft. 3 Monate lang wird nun in Frankreich verhältnißmäßige Ruhe herrschen. Was dann? Antwort kann »ur die Zukunft crtheilcn Noch vor der Ertheilung des Mißtrauens-VolumS bewilligte die! dann, noch ehe die eigentliche Sonnenglnth beginnt, wieder znrück- Kammer cinstimmia 20!) Millionen Francs — »nr Fabrikation! kOzren. Bel solchen» Dienste »verteil die bei übergroßen Aiistreki- NM.-K—N, Di.M»,i.in»»> crncr vollkommeneren Kanone gntgehcißen. Nachdem Oesterreich m' umgangen. der Ilchatius-Kanone eine der deutschen Artillerie überlegene Waffe. - Deniciiigcn. »reiche sich für ta8 Emporbliihcn ter erhalten hat, Frankreich ebenfalls verbesserte Geschütze gießt und ^ ch w c > z e r >» ü h l e. Wasserheilanstalt und ciiinaHschcr Eurorr bohrt — »vas bleibt uns Deutschen übrig, als die alten Kanonen an die Japanesen oder den Sultan von Zanzibar zu verkaufen und so und so viel Millionen zu neuen Geschützen nuszugeben? Herr liche Aussichten! Den Hammeldieben und Kopfabschneidern der Schwarzen Berge ist wenigstens für 1 Jahr durch die Türken das Handwerk gründlich gelegt worden. Letztere können jetzt eine beträchtliche Streitlrast aus Montenegro zuräckzichcn und an den Donau-Kriegsschauplatz werfen. Dort trifft soeben das stattliche egpptischc Hilfshcer, 20,000 Manu ein. Auf russischer Seite erhielt man cine zivcifelhaftcre Unter stützung durch das Erscheinen des Don Carlos im Hauptquartier. In Klein-Asien haben sich die Ereignisse ebenfalls zum Besten der Türken geändert; Derwisch Pascha ist mit beträchtlichen Streitkräften nach Vatuin abgcgangcn und Mukhtar Pascha hofft Kars zu ent setzen und Armenien zu retten. Netteste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Wien, 21. Juni. Das „Tel. Corresp.-Bnreau" erfährt aus authentischer Quelle, daß die Nachricht hiesiger und auswärtiger Blätter über eine angeblich bevorstehende österreichische Occupatio»» von türkischen Gebietstheilen durchaus unbegründet sei; ebenso repräsentire der heutige Artikel des „FrcmdenblatteS", welcher eine Aufstellung von 2 Armec-Corps für unerläßlich bezeichnet, lediglich die subjektive Ansicht gewisser Kreise und durchaus nicht die Ansicht des genannten Blattes. Den besten Beweis für die durchaus indi viduelle Ansicht des „Freindenblattcs" biete die eben gebrachte Notiz über den vierwöchentlichen Ilrlauböantritt des kommandircndcn Generals in Dalmation, Feldzcugmcister Rodich. Morales und SüchMreS. — Näckisten Sonntag lehrt tcr Ehcs Rctactenr d>:S Dresdner Journals, Herr Hosrall) .Hartman», von seinem Enraiu'cnt- valt in Bad Sode», und, wie »vir mit Freuden hören, vollständig genese» »nieder nach vier zurück. - Ocftcnt liche Sitzung der Stadtverord neten an» 20. Juni. Mit inapp erreichter Besch! us,fähig seit konnte endlich nach längerem Warten die Sitzung durch Herrn 2t ckcr n» a n n eröffnet werden. Die Stadtratl»swal»I, die iinincr »och nicht ans der Tagesordnung stand, sand wenigstens insofern Erwähnung, als der Vorsitzende die Mitglieder des Cobegiuniö zu einer diesbezüglichen vertrauliche» Besprechung zu Montag cin- iut; um die Stelle hat sich neuerlich noch vcwordcn der hiesige Herr NalhS-Asscssor M »Ihle. Der Stadtrath hat sich bereits schlüssig gemacht, welche Geschältozwcige dem neu zu wählenden Mitglicte dcoRaihcö überwiesen werten sollen; cS sind dies alle Angelegen heiten, »reiche den llnterstützungölvohiisitz. die Staatsangehörig keit, daS Waisen-, Kranken» und Siechcnhaus. sowie tieFraucn- Hospitäler betreffe». UebrigcnS werde» auch in Folge der veränderten Gcschäitözwelge des innimchrigcn Herrn Bnrgcr- inclsierö Kirsten die nachcrsichlllche» Herren Räthe mit folgen den Geschäften bedacht: Sladtralh Grabowöktz: init dein Straßenbcleuchttings- »iidGaöiabrikenwcscn; Stadtrath Bött cher: mit dem Hochbauwescn. der Verwaltung der Eoinmnn- grundslücke und den indlrcklc» Abgaben- unbBrandvcrsichcrungö- sachki»; Stadiralb Teuch er: zu dem bereits verwalteten Feuer löschwesen »och mit dem WasserleitungSwesc». In aller Stille bat der Stadtrath auch cine Ernennung vollzogen, die »icrkwürdigcr 'Weise mit uniercn kürzlichcn Vorschlägen ziemlich conform geht! Herrn Stadtvandirektor Friedrich hak er. in Würdigung seiner vielen Verdienste, zum Stadtbauralh ernannt und ihm gleichzeitig Sitz und sür alle baulichen Aiiaclegcnbcitc» rächende Stimme in» StadtrathS-Eolleglum crlhcllt. Mit der Anzeige davon verbindet der Rath daö Ersuchen, das St.-V.-Eollcginm möge dem neue» Stadtbaurach nunmehr auch in seinen Sitzun gen Sitz und Gehör schenken. Sofort vermag sich daSEellcgiu»» darüber nicht schlüssig zu inachen. vielnicbr wird die Frage dein Rechts« und VcrwaltungöauSschuh zur Prüiinig und Bericht erstattung abgegeben. — Die Herren Stadträthe Ten eher, Hendel und GrabowSky sind inzwischen an» Rathötischc erschienen. Der Bericht teS Reehtö« nnd Vcrwaitungöanoschusscö, den biclbcivroehenc» Entwurf eines DrtSstatntö, die Feststellung von Fabriktistrlktcn bctr. ward aus Einspruch des Herrn St.-V. ChalpbänS, der in der AuSschttksitzung sich ei» Miiiorikälsvotnni Vorbehalten, dasselbe aber — war»»»? cn'uhr inan nicht! — noch uncingcreicht gelassen batte, von der Tagesordnung abgcsctzt. Fast ohne jede Debatte wurde» die weiteren Berichte ent- gcgciigcnonnncu und den Anöichnßgutachlci» beigestiinnit. Via» erklärte sich darnach mit der Beleuchtungs-Erweiterung in den Zugangosiraßcil zur ü. Elbbrüekc, dcr Beibehaltung des Hilfsarbeiters bei dcr BrandversicheilnigS-Eanzilu, der Pensioni- rung eines StadtbczirkS-AnischcrS, der Troltoir-Regnliriing und Nciipfiasterilng der Roscngassc, dcr Sel'leusicnbaii - Reg»»!innig aus dem Areal der Ioban» Metzer-Stittnng, der Ncnbcgrün- dung zweier Bürgcrbospitalstcllen, dcr Trottolrlcgimg ans der Anncnslraße und des slabträthllchcn Beschlusses bezüglich dcr Vcrmaaiung dcö Fabrwasscrö der dritten Elbbrücke einverstanden. — ES folgt hieraus eine geheime Sitzung. — In Folge Eröffnung dcr Elscnbahnstrecke Schanta ». Dürr-R öhröd ors irerdcn vom 1. Juli d. I. ab die Sta tionen i'ür alles Postlubrwerk in Schandau, Neustadt b. St. und BlsebosSwerda in Sachsen, sowie folgende Posten aufgehoben: 1) die täglich zweimaligc» Personenposten zwischen Ariiödori I. S. und Neustadt b. St., sonne zwffchn» Bischoiowcrda »nd Scbnltz i. S.; 2) die täglich dreimaligen Pcrsonenposte» zwischen Schan dau und Scbnitz t. S. Gleichzeitig kommt die Benutzung dcr Privat-Personen-Fuhrwerke zwischen Schandau und Sebnitz, so wie zwischen ArnSdori t. S. und Neustadt b. St. in Wegfall. — Die geplante llinprägun g dcr 5> o - PscnnIg st ü ck e soll schon In der nächsten Zelt In »Angriff genommen werden. Weitere Veränderungen werden po» der Gewinnung serncrcr Ersahrungcn abhängen. — Sehr löblich ist eine von den Commandircnkcn dcr in Leipzig und Möckcrn garniionircndc» Regimenter getroffene Einrichtung, nach welcher die Maimschasten schon trüb in dcr fünften Stunde »ach den Ercrclrplätzcn auarücke», dort bis gegen 3 oder 9 Uhr Ihre porschrii'töniäßlgc» Ucbm»gen abhallcn und im Bielagrunde bei Königstcin, iniercssircn, »virt die Thalsache er freulich icln, daß tasclbs! iür die dieSlährigc Saison Se. H. dcr Herzog von Schlcswig-Holsicin-Augustenburg, auv SchloßPrim- kenau ln Schlesien, längere Zeit mit Familie'Aufenthalt nehmen wird. ES ist ihn» die 1. Etage der sogenannten Villa Brauicn- stcin zur Disposition gestellt worden. T»otz der anhallcndcu GeldkristS stillt sich dcrEurort allgemach. Beweis genug, welche Anziehungskraft die den reizenden Badeort miigcbcntcn »rkrästi- gcn Nadclwaldungrn, die chemisch reine Luit und der rühiniichst bekannte 'S.uellcurcichthuni tcö BielgthalcS, ein Wasser von un vergleichlicher Reinheit üben. — »stoch ein viertes großes AuSstgtiiliigcstück bringt Tircctor Renz morgen 'Abend. „Eine Nacht i» .nalkntta zu Ehren tcS Prinzen von Waler-". In dielen», jedcniallS wieder sehr fesseln den Schaustücke wcrdcn auch M Personen, -!0 P-erde, Elcphan- tcn, .nameclc n. s. w. in ThatiglAt scln. Die indische» Eostünie und tle Galaunlsormcn der hohen englischcn Oistzicrc sind treu nachgcblldct und mit bekannter Eleganz auLgeiübrt. Dem Vallctcorvs wird dabei die 'Ausgabe, indische Bajaderen getreu wiedcrzugcbcn. Die 'Abreise dcr interessanten Renz'schcn Gesell schaft erfolgt 2 llhr Morgens an» 27. t. mittelst Ertrazugeo über Berlin nach Stettin, wo 2 Dampfer zur Ucberiahrt nach Kopen hagen bereit sichen. — Bei dcr hiesigen kg!. PoUzcidircction befindet sich dermalen ein unbekannicr, völlig aliSwcioioscr, anscheinend in den Wer Jahren stehender taubstummer Via »in in Verwahrung, der vor einigen Monaten, »vie »vir hören Mitte März d. I., in der Leipziger Gegend ausgegriffen worden ist und dessen Person und Helmatt), über die er weder durch Schreiben, noch durch die alle» in einer Anstalt befindlich gewesenen Taubstumme»» eigene Gcbcrdcnsprache Auskunft zn geben vermag, ministcrieller 'Anord nung zufolge »cstgcstcllt wcrdcn soll. Der Mann ist von kleiner Statur, aus dein rechten 'Auge erblindet, »ast ganz zahnlos, hat gekrümmte Beine, einen wacicindc» Gang, sotaß ihm daS Eichen sauer wird, scheint katholisch und mit hcriinizichnidcu Musikanten gereist zu sein. Er stößt manchmal sci-ivcr verständliche Worte einer srcnrdcn Sprache, anfcheincnd ilavisch, ans. zeigt iinincr cine ireimdliche Miene und ist durchaus harmloser Ncnur ES wäre dein alten schwachen '.'.staune zn wmifchci». daß seine Heimath ermillclt würde, damit cr die kurze Spanne Zeit, die ec noch nr leben hat, in Rnhc verbringen »an». In unserem Nachbarstaat:: Preußen soll man es mit dergl. Taubstummen durchaus nicht so genau nehmc», wie in Sachsen und dieselben, iallS nichts weiter gegen sic voriiegt, in der Regel laufen lassen, wehst» sic wollen.-- Im Anschluß an die vorstehende Notiz wird »INS mitgethcilt, daß außer dem vorcrwähnicn alten, taubstummen Manne aus dem selben Grunde bei dcr hiesigen Polizei zur Zelt noch ein anderer unbekannter und legitimationsloicr ta n b stn m in cr junger Mensch von III bis 13 Jahren sich in Gewahrsam befindet, der zwar eine gewisse Vorbildung genossen hat. indem cr leien und schreiben kann, auch der Geberdensprache mächtig ist. aber 'An gaben über seine Person und Heimath macht, die sich nicht be wahrheitet haben. — „Armer Freund, Sic müssen nach Earlsbad zur Eur? Nun reisen Sie glücklich und komme» Sie gesund wieder, ein paar Notizen über Earlsbad sind mir willkommen," sagte mein Freund Rclchardt beim Abschiede zu mir. 'Aber Liebster, daS ist schneller gesagt aiö gcthan. DaS Arbeiten verlernt man hier gänzlich. Schon daö Bruiincntrinken und Essen in Einen» zu viel Arbeit, volec» im- iiicmto in den herrlichen Waltanlagcn, daö ist die Losung. Aber »vie schön sind auch diese Anlagen, Laub- nnv Nadelhölzer wechseln miteinander ab und lassen den Heilung suchenden 'Wanderer ihre balsamischen Düste cinathmcn. So schön, »vie die llingcbung Earlsbadö, ebenso wenig schön ist die Stadt selbst. McislcnS enge Straßen mit alten Häusern, welche schön angcputzt sind, dabei aber noch Schindeldächer habe». Eine rühmliche Ausnahme macht der neue Statttheil »ist dcr Partstraßc. Gartcnzeilc w., welche bereits angelegt und ans herr lichen neuen Häusern bestehen. Die Modcstraßc ist die sog. alte Wiese, cine lange, schmale Straße, welche auf beiten Seiten mit herrlichen VcrkaiisSgewölbcn garnirk ist unk in dcr Mitte eine Reihe großer Kastanicnbännie lanicn hat, welche der Straße Schatten bieten. Hier geben sich die Fremden den ganzen Tag Iloiiilox-vous, tdeiiö um in den Schaulätc» ihr Geld loözuwcrken. thcilö »veil die Straße nach den beliebtesten Restaurants an» Ente der Stadt sührt. DaS Gcivogc ist hier vorzüglich in den Abend stunden bedeutend. daö weibliche Geschlecht stark vertreten. So inanchc alte Tnlipanc, welche iin Entblättern begriffen ist, gicbt sich hier noch einmal Mühe, lo- I', Jahre jünger zu erscheinen, und manchmal gelingt cS ihr. wciiigstciiö eine vorübergehende Eroberung zu machem Am meisten stören hier die dicken Leute und die Menschen mit ihren krankhaften gelben Gesichtern. Svaß- liast sind die Herren HaliSwirthc, welche das ganze Jahr von dem hoben Micthzlnv ihrer Badegäste leben. Man erkennt sic stets an eine»» gestickten Käppchen aus dein Kops und gestickten Haus schuhen, den ganzen Tag sttzen sic auf einer Bank vor ihren» Hause, rauche» ans einer langen Meerschmlüivfeiie und gcbcn ihre» Gedanken Audienz, wozu sie eigentlich nur sehr wcnig Zeit brauchte»», da sie nur einen Gedanken haben: hohe Mictbcn cin- znnchnien. 'Auch die Acrztc erkennt man hie» sogleich, in feinster Salontoilctte mit glänzende»» Etzllndcr sitzen sic in ihren Wage» und fahre» die paar Straßen auf und ab, als wäre die Stadt zehnmal größer. Dcr Eine hatte sogar beide Thürcn seines Eoupecs anögcbängt, »in schneller Here!» und heraus zu können. Via» bezahlt sic aber auch sehr gut und nimmt ein 'Arzt hier in ff Wochen mehr ein, alö mancher gleich kcniilnißrcichc'Arzt bei nnS daö ganze Jahr verdient. Die Restaurants sind in Earlsvad vorzüglich. DaS Pupp sche Etablissement, Salle de Sare, Post- Hof »c. lassen ihreSGIeichen suche», auch in de» größten Stätten. In den beiden erste» Etablissements snngircn tägliel, je UN Kellner. Jedes hat anßcrtcin ca. 60 30 Dlcnstvcrsonal. Die Preise sind diirchgchciidS dieselben und ziemlich hoch. Ein Beefsteak z. B. 1 fl., l Perlion Rchbralcn 90 Pr. biS l ff., 'ä- Flasche insttlcrci» östcrr. Rothwcin 7.',—8.7 Pr. »c. Dafür sind allerdings auch meistens die Eoneerte frei. Auffällig viele» Juden begegnet man hier unter den Eurgästcn. »na» kann mindestens den dritten Theil derselben aimchmcn. Bringen dlcielben cine größere Leber mit ans die Welt ? oder waS mag sonst der Grund sein, daß dieselben in so große» Masse» lfferheilommcn? Wenn man einige Tage bler in und siel» an diesen» Batclcbe», »vie eö ja überall ziemlich dasselbe ist, satt geiehen. dann gebt man kciiffelbc» ans den» Wege und inck-t die herrlichen 'Walcipazicraängc am. Jeden» merkt man cs an, »vie beiter cr ist, wann seine Zeit mm 'Abreisen ge kommen. Jeder aber. P» e-r Arzt nicht sagt Li' uiü'lcn
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