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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.06.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187606119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18760611
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18760611
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1876
- Monat1876-06
- Tag1876-06-11
- Monat1876-06
- Jahr1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.06.1876
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Redaktion »nt Lrpetltt«» Johannisgasse 33. Verantwortlicher Rrdacteur Kr. Hüttner in Reudnitz. Sprechstunde d. Nedactlon Lvnnttiag» von N—,r Ubr Nachmuici«« ron < —L Uhr. Annahme der für die nächst- folgende Nummer bestimmten Imcrate an Wochentagen bis Hllhr Nachmittags, an -onn- und Kesttagen frÄH bis '/,9 Uhr. Za droLiltaic« für Zns.-Tonahmr: Ltto McnlUl, Uiiivcrsitätüstr. 22, LouiS Lösche. Katharinenstr. ld.p. nur bis V.3 Uhr. Taarblatl Anzeiger. OlW für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage 14,450. Abonnement,pret« viertelj.4'/,Mk., iucl. Bringerlohn L Mt., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 30 Pf. Belegexemplar tü Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbefvrderung 36 Mk. Ulit Postdeförderung 45 Mt. Inserate -tgesp. BourgeoiSz. 20 Pf. GrbHere Schriften laut unserem Preisverzeichniß. — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif, «tclauieu unter dem kri>aelton»<trich die Spaltzeile 10 Pf. Inserat« sind stets an d. Srorbitton zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeauweralläo oder durch Postvorschuß. M 163. Sonntag den 11. Juni 1876. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten arn 14. Juni ». «. Abend- V»7 Uhr im Taale der I. Bürgerschule. Tagesordnung: Gutachten des Schul- und Bauausschusses über a. den Bau der höheren Bürgerschule für Mädchen aus dem Schletterplatze; d. den Neubau der Thomasschule; o. die Wahl eines Bauplatzes für die Gewerbeschule. Bericht des StiftungsauSscbufseS Über L. Prüfung der Georgenhausrechnung pro 1874; d. Prüfung 73 anderer Stistungsrechnungen. Gutachten des Ausschusses zur Gasanstalt über Einlegung einer 6zölligen GaszuleitungS- röhre nach dem Bonorand'schen Etablissement im Rosenthale. IV. Gutachten des OekvnomieauSschusses über n. Pflasterung am ThomaSkirchbof :c.; d. Reparatur der Brücke über den Graben der südlichen Vorfluthschleuße; c. Knack schüttung im vorderen Theile der Südstraße; ck. Herstellung gepflasterter Uebergänge Über den Augustusplatz; s. die Bestimmungen im Concessionsdecret der Pserdeeisenbahn wegen Anbringung von Bordsteinen an den Bahngeleifen. I. II m Bekanntmachung. Das 7. Stück deS diesjährigen Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen ist bei uns emgegangcn und wird bis zu« 27. diese- Monat- auf dem Rathhäussaale zur Ein sichtnahme öffentlich aushängen. Dasselbe enthält: Nr. 38. Gesetz, die Aufnahme einer 3proc. Rentenanleihe betreffend; vom 6. Juni 1876. - 39. Bekanntmachung, die Contrasiqnatur der Jnterimsscheine und der Schuldver schreibungen der Königlich Sächsischen 3proc. Rentenanleihe vom Jahre 1876 betreffend; vom 6. Juni 1876. Leipzig, den 9. Juni 1876. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cerutti. Bekanntmachung. Die Ersteher von Hölzern in den städtischen Revieren werden hierdurch ausgefordert, ungesäumt das erstandene Holz abzufahren. Gegen die Säumigen werden die Licitationsbedingungen unnach sichtlich in Anwendung gebracht werden. Leipzig, am 9. Juni 1876. DeS RathS Forst-Deputation. Bekanntmachung. Wie in jaden, Frühjahre, so sind auch in der letzten Zeit mehrfach Beschädigungen unsrer Pro menaden, namentlich durch Abpflücken von blühenden Hollunderzweigen, vorgekommen und wir nehmen daher Veranlassung, hierdurch wiederholt darauf zu verweisen, daß derartiger Frevel nicht polizeiliche, sondern unbedingt gerichtliche Bestrafung nach sich zieht. In tz. 304 des ReichSstrafgcsetzbuchS ist Folgendes bestimmt: ..Wer vorsätzlich und rechtswidrig Gegenstände der Verehrung einer im Staate bestehenden Religionsgescllschaft, oder Sachen, die dem Gottesdienste gewidmet sind, oder Grabmäler, öffentliche Denkmäler, Gegenstände der Kunst, der Wissenschaft oder des Gewerbe-, welche Geldstrafe bis zu eintausendfünshundert Mark bestraft. Neben der Gefänanißstrafe kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden. Der Versuch ist strafbar." Unsere Wachen sind angewiesen, gegen Alle, welche bei dem vorbcmerkten Vergehen betroffen werden, mit größter Strenge einznschreiten. Leipzig, am 3. Juni 1876. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. vr. Reichel. Bekanntmachung. Wegen Neupflasterung der Fahrbahn ist die Nürnberger Straße, vom Bayerischen Platz bis zur Sternwartenstraße, bis auf Weiteres für den Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 8. Juni 1876. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wangemann. Bekanntmachung. Wegen Asphaltirung der Fahrbabn vor dem Augusteum ist die Fahrstraße „an der ersten Bürger schule" von der Univcrsitätsstraße bis zum l,'akö Welsede, bis auf Weiteres für den Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 8. Juni 1876. Der Rath der Stadt Leipzig. Ür. Georgi. Wangemann. Aas deutsche Departement der Welt ausstellung in Philadelphia. Nrw-Hsork, 27. Mai. Vierzehn Tage nach Eröffnung der Weltausstellung sind vergangen; das damals noch chaotisch Erscheinende ist in Reihe und Glied geordnet, der Decorateur hat zuletzt noch kleine Fehler beseitigt, hier nachge holfen, dort verändert, so daß man heute ein klareres ruhigeres Bild in sich aufnehmen kann. Wie vorauszusehen, haben wir Hochvollendetcs neben hervorragend Mittelmäßigem. Leider ist speciell in der deutschen Abtheilung das Gegcn- theil von dem Streben jedes Modcwaarenhändlers, das Beste in seinem Schaufenster in den Vorder grund zu stellen, bemerkbar. Wie in Wien in der deutschen Abtheilung ein unvortheilhaftes Gesammtarrangament, so ist dies leider in Philadelphia in noch höherem Maße zu constatiren. Neben der würdigen Repräsentation der könig lichen Porzellanmanufactur in Berlin ist gleich an der Hauptavenue das mittelmäßige Object der bayerischen Spiegel-Collectiv-Ausstellung. Der Nachbar der würdigen und geschmackvollen Collectiv- ausstellung deutscher Juwelen ist der geschmack lose Schrank bayerischer Spiel« und Kurzwaaren, während in nächster Nähe der Juwelen-, Gold- und Silberwaaren ein Kasten mit Echneide- instrumenten daS Schöne mit dem Superlativ des Nützlichen zu verbinden scheint. Die Schränke der Textilbranche, u. A. die ge schmackvolle Ausstellung von Gebhard L Eo. in Elberfeld, die Collectivausstellung der Gladbacher Zanellas haben sämmtlich falsches Licht und hätten parallel in der langen Avenue des Hauptgebäude- auSqestellt sein müssen. Die sehr hervorragende Collectivausstelluno der deutschen Buchhändler ist in einen obscuren Winkel verdrängt, in dem eine sanfte erfrischende Rnhe herrscht, da eben Niemand die Repräsentanten deutschen Denkens und geistigen Schaffen- in einer so verlorenen Ecke sucht. Der prachtvolle Pavillon der mechanischen Weberei in Linden, welcher alS bervorragendfter Ausstellungsgegenstand der Textil-Jndustrie hätte bestimmt sein sollen, das Centrum der deutschen Abtheilung zu bilden, wird durch eine 20' hohe Wand nach einer Seite hin vollständig verdeckt, welche ein Leipziger Piano-Fabrikant die Güte hatte auszurichten. Zu welchem Zwecke dieser Herr sich durch eine derartige chinesische Mauer von seinen übrigen deutschen College« avzusperrcn bemübt, dies zu erforschen müssen wir der Capa- cität des Herrn Commissar überlassen. Diese nicht unbedeutend vertretene Branche hätte so arrangirt sein sollen, daß sie ein gemeinsames Bild zu geben vermöchte. jrau Brauer-Suchodolska, „Christus am .kreuz" von RobertKrauße, eine Landschaft von Unterberger; ferner die neuesten Heliogravüren von Amanv Durand in Paris, sowie ein Gyps- abguß nach Michelangelo'- Madonna in Brügge. Neu ausgestellt wurde ein Genrebild von L. Preußer in Dresden. I,. Lunstverein. Sonntag, II. Juni. Ausgestellt bleiben folgende Gemälde: zwei Landschaften von E. Schleich, drei Landschaften von Schindler, ein Blumenstück v»u LayS, ein Studienkopf von Charlemont, zwei Thierstücke von Honde- koeter undWeenix, ein Fruchtstuck vonBour- guignon, eine Copie nach Rasaels Portrait deS Angelo Dom von Bäse. „Aus der Flucht" von Z. von SuchodolSki, „Kleiner Faun" von keipzig's Ga- Mildenstein. Dieses auf streng solider Basis ruhende Unter nehmen hat auch im verflossenen Jahre wiederum eine bedeutende Zunahme in der Frequenz er fahren. Die als Specialität der Anstalt betrach teten Aiefernadeldampfbäder üben, laut den Cur- listen und den Zeugnissen geheilter Personen, höchst segensreiche Wirkungen bei Gicht, Rheumatismus, Blut- und Nervenleiden, und cs wird von Ärzt licher Seite versichert, daß die genannten Bäder den ersten Rang unter den zur Heilung genannter Krankheiten geeigneten einnebmen und sich haupt sächlich dadurch vor allen anderen Dampfbädern auszeichnen, daß die RespirationSorgane frei bleiben und nicht durch schwere Kesseldämpfe beeinträchtigt werden. Für die in neuerer Zeit bei Nerven- und Gicht leiden mit bestem Erfolge so häufig in Anwendung gebrachten moussirenden kohlensäurehaltigen Bäder yat die Anstalt einen dazu besonders erforderlichen Apparat Herstellen lassen; diese Bäder, durch Zusatz verschiedener Mineralien verstärkt, ersetzen die Cur- orte Teplitz, Ems, Rehme-Oeynhausen, Homburg, 5dissi»ga», Elster, Marienbad rc. in hinreichender Weise und schaffen manchen Personen, welchen zu einer längeren Badereise Zeit oder Mittel fehlen, vollständige Abhülfe. Kerner hat die Anstalt eine große Anzahl von veeabrenhten Schwefel-, Malz-, Kleien-, Soole-, Salz«, Soda«, Stahl-, Lohe« und anderen, beson der- ältlich verordneten Bädern zu verzeichnen, und die damit erzielten Resultate bezeugen deren prompte und exacte Ausführung. Besonders noch zu erwähnen sind die gewöhn lichen warmen Wannenbäder, deren Zellen wegen ibrer besonderen Reinlichkeit, Eleganz, praktischen Einrichtung sowie vorzüglichen Ventilation jedem Badegast einladend erscheinen müssen. Jedenfalls ist es ein Vortheil sür Leipzig, in seinen Mauern eine Anstalt zu besitzen, deren Zweck eS ist, in jeder Weise der Gesundheit und Reinlichkeit der Menschheit förderlich zu sein. Aus Sla-1 und Land. * Leipzig, 10. Juni. Die unter dem Titel „Benno-Blatt" dem „Katholischen Volksblatt aus Sachsen" beigegcbene Gratisbeilage erzählt in der Nummer vom 1l. Juni ihren Lesern eine ebenso lange als schöne Geschichte zum 300iährigcn Ge- dächtniß der Uebcrtragung der Reliquien des heiligen Benno von Wurzen in Sachsen nach München. An die Spitze der Erzählung ist folgender Vers gesetzt: „O wenn Sachsenland als Vater dich wieder verehrte! Ihm und feinem Geschlecht würd' es gereichen zum Heil." ES wird aber wohl noch ein wenig Zeit haben, bis dieser freundliche Wunsch in Erfüllung geht; wir haben'- bi-her auch ohne den heil. Benno leidlich ausgehalten. — Um der großen Zahl der Concert-Abon nenten des Schützen!) aus es auch ohne besondere Nachzahlung auf ihre Abonnementsbüchcr den Eintritt zu dem heute Abend letztmaligen Auf treten des schwedischen Messing-Concerts zu Theil werden zu lasten, hat sich die Direktion deS Schützenhauses, ungeachtet der Opfer, welche ihr hierdurch auserlegt werden, entschlossen, das heutige Concert als das 22. im Abonnement zählen zu lassen. Es werden demnach die Schweden in der Tonhalle des vorderen Gartens, die Büchner'sche aus 45 Mann verstärkte Capelle im Trianonparke concertiren. * Plngmih, 9. Juni. In der letzten Sitzung unseres Gemeinderathes wurde dem scheidenden Vorsitzenden, Herrn Professor vr. Birnbaum, welcher seinen Wohnsitz künftig in Leipzig auf schlägt, für seine treue und gewissenhafte Führung der Geschäfte, seine umsichtige und unparteiische Leitung der Verhandlungen der wärmste Dank ausgesprochen. Auch das „Lindenau-Plagwitzer Wochenblatt" widmet in seiner neuesten Nummer Herrn Professor Birnbaum einen sehr aner kennenden Nachruf. — Am vergangenen Donnerstag ereignete sich in der siebenten Abendstunde aus dem Wege zwischen Wurzen und Oelschütz ein Vorfall, der leicht einen sehr schlimmen Ausgang hätte nehmen können. Ein zweispänniger Wagen, in welchem eine ältere und eine jüngere Dame, sowie zwei Herren saßen. wurde plötzlich durch einen von Oelschütz daherkon, wenden Mann angehalten, indein derselbe mit drohenden Geberden sich vor die Pferde stellte und mittelst eines starken Stockes auf die Köpfe derselben loshieb. Die Pferde sprangen erschreckt auf die Seite, wodurch das rechte Hintere Rad zerbrach und absiel. Der Kutscher sprang vom Bocke und wollte dem wölbenden Menschen Einhalt thun, ward aber von ihm über Schulter und Kopf dermaßen ge schlagen, daß er nur durch den ihm zu Hülfe kommenden älteren Herrn vor schlimmerem Schicksal bewahrt wurde. Nun wandte sich der Wölbende gegen Letzteren, der ihn mittelst tüchtiger Hiebe mit einem Baumpfahle kampfunfähig zu machen suchte, leider aber hierbei zur Erve geworfen ward und, obgleich sofort wieder auf gesprungen, dennoch der Gewalt deS Wahnsinnigen rettungslos Preis gegeben worden, wenn nicht aus der Mühle bei L)clschütz ein Mann zur Hülfe erschiene,i wäre. Die Wutb des Angreifers wen dete sich nun gegen die aus dem Wagen gesprungene ältere Dame, und nach einem Schlage seines Stockes rann das Blut über Stirn und Wange der — wie sich denken läßt — zum Tode er schrockenen Dame. Während so auf den, Wege der Kampf, nur zeitweilig durch das Entfliehen des Wahnsinnigen unterbrochen, in immer fieber hafterer Erregung von beiden Seiten fortdaucrtc, jagten die Pser.de in jäbem Lause zurück nach der Stadt, die rechte Hinter-Axe schleifend, mithin in steter Gefahr des Umwerfens, bis cs dem jungen Manne gelang, vom Kutschersitze aus die herab hängenden Zügel zu ergreifen und endlich die toll dahin stürmenden Pferde zu pariren. Der Wahn sinnige wurde bald darauf unter Mithülse mch rerer aus dem Felde befindlicher Männer nieder- geworsen und mit Stricken gebunden, wobei er ein so furchtbares Geschrei ausstieß, daß dessen Töne noch lange in den Ohren Derer wiederhallen werden, welche Zeugen dieses traurigen und ge fahrvollen Vorganges gewesen sind. Der plötzsich vom Wahnsinn Befallene soll der Oekonomie- Verwalter eines in der Nähe befindlichen Ritter gutes sein und ist im Wurzener Krankenhause untergebracht worden. * Plaurn i. Vogtl., 8. Juni. Am heutigen Abend in der siebenten Stunde brannte va- zur Stadt gehörige, in der Nähe der Dobcnau gelegene Gedöst Te n iiera nieder. Die Flammen ergriffen auch zwei anstoßende Wohngebäude und äscherten sie vollständig ein, wodurch gegen 15 Familien obdachlos geworden sind. Beider ist bei dieser Feuersbrunst der Verlust eines Menschenlebens zu beklagen. Der SectionSsührer der Feuerwehr, der in jeder Beziehung tüchtige Tischlermeister Franz Wappler, wurde von einer cinstürzcnden Wand erschlagen. Die ganze Stadt nimmt an diesem unglücklichen Ereigmß schmerzlichen Antheil. Verschiedenes. * Erfurt, 9. Juni, lieber den Verlauf des Delegirtentages der deutschen Lehrer schaft ist noch Folgendes zu melden. Am Abend des 6. Juni fand zu Ehren der Gäste ein Festmahl statt, dem auch die Vertreter der diesigen Regierung-- und städtischen Behörden beiwohnten. Die preußischen Lehrer hielten an diesem Tage eine Specialversammlung zu dem Zwecke ab, an das preußische Herrenhaus eine Petition wegen Gewährung des Gemeinde wahlrechts zu richten. Von dem Abgeordneten haus war das bezügliche Gesuch aLgelehnt worden. Tags darauf fand die Generalver sammlung deS deutschen LehrervcreinS statt, in der zunächst Fragen geschäftlichen Charakter erledigt wurden. Ein Lehrer auS Berlin hielt unter Anderem einen Vortrag über den Stand der Schulgesetzqebung in Preußen und wünschte, daß die deutschen Lehrer-Vereine den jeden falls demnächst zur Veröffentlichung gelangenden Schulgesctzcntwurf prüfen und ihre Bemerkungen darüber dem preußischen CultuSministerium zugeyen lassen möchten. Zwei andere Lehrer, darunter Herr Rocke auS Leipzig, sprachen über die Besetzung von PolkSschulstellen und es wurde der Wunsch geäußert, daß diese Besetzung überall durch das Gesetz, unter Berücksichtigung des Dienst- altcrs, geregelt werden möge. Am 8. Juni wurde über die Beeqer'schen Thesen, die Strafgewalt der Schule betreffend, discutirt. Die Versammlung erklärte sich allseitig mit einer ge nauen Begrenzung der Strafqewalt des Lehrer- und mit der Zuziehung von Sachverständigen bei Aburtheilung "etwaiger Verstöße gegen daS Straf gesetzbuch seitens der Gerichtsbehörden einver standen, wie nicht minder damit, daß angebliche Ucbcrschreitungcn des Strafrechts von den Schul behörden zu untersuchen seien. Es wurde be schlossen, nach diesen Richtungen hin eine Ein gabe an den Reichstag zu richten. Herr Lehrer Frcycr auS Leipzig hielt noch einen sehr beifällig aufgenommenen Vortrag über die Bedingungen zur Wahrung und Hebung der Bildung und Ge sittung des gesammten Volkes. An den deutschen Kaiser und den Cultusminister Falk wurden Be- grüßungStelegramme abgesandt. Die nächste all- gemeine deutsche Leserversammlung soll in Augs-' durg stattfinden. kil' r,Li 1' P Ä --P »
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