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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.06.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187606127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18760612
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18760612
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1876
- Monat1876-06
- Tag1876-06-12
- Monat1876-06
- Jahr1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.06.1876
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WIWWWM« .— --- ' ^ . Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nt-iiktlo« und Erpcdiliou Joha»msgasse 33. Berantwottlicher Redacteur Fr. Hüttner in Reudnitz. Sprcchstmidc d. Redaktion !U»r»„n>ig» vv» ll—12 Ubr «achmttlaA» ron 4—.', Ubr. «I,nähme der für die nüchst. so>!Vlidc Nnuimer bestimmten Injerate an Wochentagen vto 8 Mir Rachnlitaas. an Tonn- nnd Frstlag» n früh bla '/.9 Uhr. Ja de« totale» für 3ns.-7tvilalime: Lkw Klemm. llnivcrsilätsstr. 22, Louis Lösch«', Katyarinenstr. 1 >1,p. nur t>i§ '/.8 Uhr. Anzeiger. Orgou für Politik, Localgkschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. «M>««k I4.4L«. .Xdauiikweoloprel» Viertels. 4^/, ML» inet. Bringerlohn 5 Mk., durch oie Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 30 Pf. Belegexemplar l0 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbesbrdernug 36 Mk. Nlit Posibeforderung 43 Mk. Ziistlatr 4aefp. Bourgeois-. 20Pf. Größere lLchnften laut unserem PreiSverzeichuiß. — Tabcllargcker Sah nach höherem Tarif. Uerluiiieu »»Irr dci» 1»cdlNkioi«>>stu4» die Spallzcilc 40 Pf. Inserate sind stets an d. Srorditina zu senden. — Nadatt wird rrut't gegeben. Zadlnug pr»er»uwor»»Oa oder durch Postvvrfchuß. ^,'0 164. Montag den 12. Juni 1876» Bekanntmachung. Die von unS zur Submission ausgeschriebene Legung von Trottoir- vor dem städtischen Kranken. Hause ist vergeben und werden daher die unberücksichtigt gebliebenen Herren Submittenten hiermit ihrer Offerten entbunden. Leipzig, am 8. Juni 1876. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wangemann. Bekanntmachung In der Schulgasse sollen diese« Jahr neben anderen Arbeiten auch Granittrottoirs gelegt und an einen Unternehmer im Accord vergeben werden. Diejenigen Unternehmer, welche diese Arbeiten zu übernehmen gedenken, werden hierdurch ausge- fordert, die Kostenanschläge, Bedingungen und Zeichnungen in unserem Bauamt einzusehen und ihre Offerten daselbst unter der Aufschrift „Trottoirlegung in der Schulgasse" bis zum 21. Juni d. I. Nachmittags 5 Uhr unterschrieben und versiegelt abzugeben. Den 22. Juni d. I. 9 Uhr Bormittags sollen die eingegangenen Offerten an Rathsstelle ge« öffnet werden und sieht es den Submittenten frei, bei der (Eröffnung zugegen zu sein. Leipzig, am 10 Juni 1876. DeS Raths Straßenbau-Deputation. Bekanntmachung. Die WafserleitungSarbeiten nebst Lieferung der hierzu erforderlichen Materialien für die neuen Gebäude der II. Real-- und IV. Bezirksschule au der Parthenstraße sollen in Submission vergeben werden. Diejenigen, welche sich hierbei betheiligen wollen, werden aufgefordert, die betreffenden Anschlags« fvrmulare und Bedingungen, gegen Zahlung der Eopialiengebühren, in den, technischen Bureau der Stadtwasserkunst (Rathhaus 2 Kreppen, Zimmer Nr. 5) in Empfang zu nehmen und ihre Preis Offerten unterschrieben, versiegelt und mit der Aufschrift „Realschule «ud Bezirksschule" versehen bis zum IS. Juni d. I. Abends S Uhr im vorgenannten Bureau abzugeben. Leipzig, den 3l. Mai 1876. DeS Raths-Baudeputation. vr. Gcorgi. Wilisch. fierrtstcher kerielisvervin <Iee 8tru1l kelii/i«. Heute .^keuck 8 Ikr iw Klauen 8aale cker OeutralkaUe. I. : Dr.l Uteiuue. Lagesgelchichtliche Ueberlicht. Wie die „Post" hört, wird der Kaiser seine Reise nach Ems nunmehr bestimmt am Dienstag, 13. Juni, von Berlin Abends »/4IO Uhr auf der Potsdamer Bahn antreten, und Mittwoch 11, Morgens 10 Uhr, in Ems cintreff'en. Das Pro gramm der Reise bleibt dasselbe wie das bereits veröffentlichte, welches für die auf den 7. Juni festgesetzte Reise bestimmt war. Nach neueren Be stimmungen sollte die Abreise eigentlich erst ani 14. Ium erfolgen, indesten ist sie jetzt aus den 13. verlegt, uni die absurten Gerüchte in Betreff der zwischen Deutschland und Rußland angeblich eingelretenen Mißstimmung zu widerlegen, welche von einigen Zeitungen sehr ernst gedeutet wurde. DaS freundschaftliche Verhältnis zwischen beiden Mächten ist nach wie vor völlig ungetrübt. Die politische Lage giebt mithin weder nach dieser Richtung noch überhaupt Veranlassung zu Be sorgnissen. Da Kaiser Alexander erst am 18. Juni Enns verläßt, wird das Beisammensein beider Monarchen etwa vier bis fünf Tage dauern. Aus Paris wird mitgetheilt, man beginne einzusehen, daß die Versuche einer Lockerung des Dreibundes erfolglos bleiben würden. Diese Ueberzeugung mag auch in England Platz greifen, nachdem man dort mit Waffengerassel gesucht hat, Europa daran zu erinnern, daß England noch existire und daß es — einst eine Weltstellung auch gegenüber dem gesammten Continent eingenommen habe. Wir lassen weiter unten den Bericht über die Rede Disraeli's in der gestrigen Unterhaussitzung folgen. Erst recht viel Lärm, dann recht viel Friedfertigkeit, dann Versöhnung mit Europa, dann allgemeiner Applaus für Herrn Disraeli — das wäre nach der Titelbill so eine ganz passende Sommerfrische. Jedenfalls können wir in deutschem wie allgemein europäischem Interesse die Erklärung mit Freuden begrüßen, die Herr Disraeli vor dem Unterhause abgegeben bat. Das deutsche Mittelmeergeschwadcr ist am 1. d. M. von Gibraltar in See gegangen. Das Kanonenboot „Komet", welches am 29.Maie. Plymouth verlassen hatte, ankerte am 3. Juni früh vor Lissabon und beabsichtigte noch an dem selben Tage die Reise nach Gibraltar fortzusetzen. An Bord Alles wohK Die Ernennung des Staatssecretairs deS Aus wärtigen Amtes und des Präsidenten deö Reichs kanzleramtes zu preußischen Staatsministern und Mitgliedern des Staatsministeriums giebt der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" Veranlassung zu verschiedenen Betrachtungen (siebe vor. Nr.), die wenig Vorliebe für das konstitutionelle System verrathen. Man kann allenfalls zugebcn, daß die gegenwärtigen Verhältnisse Preußens und Deutsch lands mit einer doppelten Volksvertretung sehr verwickelt sind und sich nicht einfach, wie England durch sein Parlament, regieren lassen; im Uebrigen lohnt es nicht der Mühe, sich auf doktrinäre Streitigkeiten mit einem Platte einzulassen, von dem Niemand weiß, wer hinter ihm steht. Be- merkenswertb ist nur, daß ein Blatt, welches offenbar noch immer Beziehungen zur Regierung hat, beständig mit dem Liberalismus plänkelt und scharmützelt. Dadurch wird stets von Neuem die Frage angeregt, ob die Reichsregierung noch immer nicht zufrieden sei mit der nationalliberalen Mehr heit, durch die sie mit mühevoller Arbeit ohne eben äußeren Lohn aufs Uneigennützigste unter- tützt wird. Denn die Nationälliberalen ernteten ür ihre unverdrossenen Bestrebungen nichts An dres als den Hohn und Spott der fortgeschrittenen Parteien, daß sie gar zu fügsam und servil gegen den Reichskanzler seien. Sollte es wirklich im Interesse des Fürsten BiSmarck und des Deutschen Reiches liegen, daß auS den nächsten Wahlen eine Mehrheit Hervorgche, die noch fügsamer wäre und auf alle Anforderungen der Regierung antwortete: ,.Zu Befehl, Durchlaucht!" Eine solche Mehrheit würde bald allen Boden im Volke verlieren und den radikalen Elementen das Uebergewicht geben. Der in Venedig erscheinende „Tempo" enthält olgende Notiz: Aus sicherer Quelle erfahren wir, daß unsere Regierung Befehl gegeben hat, mit größter Geschwindigkeit sämmtliche Kriegs chiffe zu rüsten. Ferner wird uns mitgetheilt, daß die Flotte in drei Geschwader unter dem Befehle der drei Admirale de Viry, Martin und Cacace gelheilt wird. Der Oberbefehl bei einer Vereinigung derselben soll dem Admiral de Viry anvertraut werden. Sämmtliche Geschwader be geben sich in die türkischen Gewässer. In unserm Arsenale werden die Rüstungen mit dem größten Eifer betrieben. Trotz des Verfassungsfestes mußten gestern (3) die Arbeiter von früh bis zum Abend arbeiten. Andererseits meldet man uns, daß sich eine Commission aus höheren Müitairs nach der adriatlscheu Küste begeben hat, um den geeignetsten Ort zur Einschiffung von Truppen zu bestimmen. Das französische Abgeordnetenhaus hat in dieser Woche einen Schlag gegen die ultramontane Partei geführt, dessen Bedeutung eben so leicht zu gering wie zu hoch angeschlagen werden kann. Der große Triumph, den die Schwarzen im Sommer 1875 der altersschwachen Rationalver- amnilung entrissen, indem sie die sogenannte „Freiheit des höheren Unterrichts", die Möglichkeit unabhängiger Iesniten-Hochschulen mit allen Vorrechten der iLtaatsuniversität durchsetzten, dieser Triumph ist zu Nichte gemacht worden (vor ausgesetzt daß der Senat dem Beschlüsse des Hauses Beitritt). Hochschulen und Fakultäten mögen die Jesuiten auch ferner errichten, aber diese Anstalten werden nicht das Recht haben, diejenigen Prüsungs- zeugnisse und akademischen Grade zu ertheilen, welche den Reisepaß für den höheren Staatsdienst und die Laufbahn der gelehrten Professionen vorstellen. Damit ist dem verhangnißvollen Gesetze von 1875 der schärfste Zahn auögebrvchen. Ein Werkzeug zur Unterwersting der gebildeten Classen kann das so verstümmelte (Gesetz nicht mehr abgeben; denn der gebildete Franzose will vor Allem Carriörc machen. Diese Wirkung des eben gefaßten Be schlusses ist ohne Zweifel eine sehr erhebliche, aber sie ist doch wesentlich eine negative. Die Grenze der Staatsmacht wird einfach wieder hergestellt, wie sie bis zum Juli des vorigen IahreS ge wesen war. Ein gefährlicher Angriff ist zurück geschlagen, eine Eroberung nicht gemacht worden. Im englischen Unterhause erklärte am Freitag auf eine Änfrage Hartington's, betreffend die Bor lage der auf die orientalische Frage bezüg lichen Aktenstücke, der Premier Disraeli, die englische Regierung wolle zwar keine unnöthige Zurückhaltung beobachten und sei der Mittheilung der betreffenden Aktenstücke nicht entgegen, es seien indessen Interessen vorhanden, die höher ständen, als die erklärlichen Wünsche des Hauses und die Ansichten des Ministeriums und da es sich bei diesen Interessen um die Aufrcchterbaltung deS Friedens handle, so werde das hohe HanS nicht auf Mittheilung der Dokumente bestehen. Indessen sei er bereit, jede mögliche Aufklärung zu geben. Vor Kurzem habe er die Hoffnung ausgejvrochen, das ans der Berliner Eonferenz vereinvarte Memorandum werde der türkischen Regierung nicht mitgetheilt werden; heute glaube er vollkommen in der Lage zu sein, zu er klären, daß das Memorandum zurückgezogen sei, da eS nach seiner Meinung auf unbestimmte Zeit (sine die) vertagt worden sei. Ohne Zweifel erklärten die jüngsten eingreifenden Ereignisse in Constantinovel im Großen und Ganzen die Zurück nahme des Memorandum, da die Pforte Schritte qethan habe, welche mehr als e,nen der wichtigen in dem Memorandum verlangten Punkte anti- cipirt hätten. Tie Pforte selber haoe auS freien Stücken einen Waffenstillstand angeboten, und Dies allein werde ein hinreichender Grund sein für den Aufschub, den man hinsichtlich der Ueber- reichung der Note habe eintreten lassen. Die Weigerung Englands, dieses diplomatische Akten stück zu sanctionircn, sei von keiner der Groß mächte in unfreundschaftlichcm Sinne ausgefaßt worden. Im Gcgentheil hätten die Mächte ihr großes Bedauern darüber ausgesprochen und den Wunsch zu erkennen gegeben, daß die eng lische Regierung ihre Entscheidung nochmals in Erwägung ziehen möchte. Es gebe mehr als einen Punkt, in Betreff dessen England in Gemeinschaft mit den übrigen Großmächten handle und, wie er hoffe, mit Erfolg. Die englische Regierung habe mit den übrigen Mächten concurrirt, oder man könne vielmehr sagen, die übrigen Mächte hatten mit England concurrirt. Auf alle Fälle oestehe zwischen allen Großmächten ein vollkommenes Einvernehmen darüber, daß man keine unange messene Pression auf den neuen Sultan ausüöen dürfe, sondern daß man seinen Rathgebern Zeit geben müsse, ihre Maßregeln und die Politik, die sie sich als Ziel gesteckt hätten, zur Reife zu bringe«. Außerdem habe England die Vorstellungen Oesterreichs, Frankreichs, Rußlands bei der serbi schen Regierung unterstützt, um dieselbe aus die Wichtigkeit eines gemäßigten Verhaltens aufmerk sam zu machen, 'er hoffe, daß diese Rathschläge zur Mäßigung nicht ohne Erfolg bleiben würden. Ein dritter Punct, über welchen die Großmächte in gleichartiger Weise gebandelt hätten, sei die Frage einer sofortigen Anerkennung des Sultans ohne die Verzögerungen, welche durch dieBeobachtungder her kömmlichen Elikettesragen herbeigesührt würden. Die Beglaubigungsschreiben des englischen Botschafters in Konstantinopel, Elliot, würden heute demselben übersandt werben. Die Anerkennung des Sul tans sei nickt auf die großen Mächte beschränkt geblieben. Alle der Pforte unterthänigen religiösen Sccten und Polksstämme hätten sich für ihn er klärt. Die Glückwünsche, welche die Spitzen aller christlichen Gemeinden an den Sultan gerichtet hätten, könnten nur den Einfluß Derer vermehren, welche bei den Insurgenten im Sinne der Her stellung des Friedens im Reich wirkten Disraeli erklärte sodann, daß der von Wiener Journalen mit seiner Unterschrift pnblicirtc Brief, in welchem die europäische Lage und die Politik Englands erörtert wird und in welchem der befreundeten Großmächte in unehrerbietiger Weise Erwähnung gethan wird, gefälscht sei. Der Minister bemerkte am Schlüsse seiner Rede, daß die Mittheilung der auf die orientalische Frage bezüglichen Correspon- denz verzögert würde durch den Wunsch, das gute Einvernehmen der Mächte aufrecht zu erhallen, mit denen England erfolgreich zusammenwirke. In einem Leitartikel über die Orients rage verbreitet sich der Londoner „Standard" ütier den leitenden Einfluß Deutschlands in der gegenwärtigen Krisis. Die russische Regierung — vemerkt das Blatt nach einem Rückblick aus die gegenwärtige Situation im Orient — muß einseben, daß sie jetzt, ausgenomen zu einem Risico daS sie kaum zu laufen wagen wird, keine Chance hat die Projekte auSzusÜhren, welche die Welt, ob mit Recht oder nicht, aber sicherlich mit gutem Grunde, ihr zuschreibt. Wozu Oesterreich auch immer bereit gewesen sein mag in jenem ver zweifelten Bemühen Zeit zu gewinnen, waS bis vor ganz Kurzem Graf Andrassy'S ganze Politik war^ so ist es nun kühn genug, bessere und ehr lichere Wege cinzuschlagen. Daß auf der öster reichischen Regierung die Hauvtverantwortlichkcit für die KrisiS »m Orient lastet, kann nicht geleugnet werden, aber die vsterr. Regierung ist nicht vor bereitet, in ihrer unheilvollen und in der Thal selbstmörderischen Politik irgendwie weiter zu gehen. Wenn es sich indeß um eine bloße Frage zwischen der russischen nnd der österreichischen Regierung handelte, wenn Rußland bereit wäre AUeS zu riSkiren, dann würbe Oesterreich wahrscheinlich dagegen nichts einwenden. Aber die wirklich ent scheidende Stimme in den Berathungen der drei Höfe ist nicht die Rußlands oder Oesterreichs, sondern Deutschlands. Die deutsche Pegierunc legt der Aufrcchterbaltung guter Beziehungen mit Rußland wie mit Oesterreich große Wichtigkeit bei und sie empfindet kein besonderes Interesse an der Aufrechterhaltung der türkischen Macht in ihren« jetzigen Umfange. Sie ist demnach bereit genug, Vorschlägen zuzustimnien, welche eine Zerstückelung der Türkei in einigen Jahren thatsächlich fördern würden, falls sie es nicht vorziehen sollte einzu schreiten und dieses Ercigniß durch ihr Beto zu verhindern. Aber die deutsche Regierung wünscht die Erhaltung des Friedens, und obwohl sie nicht Willen- ist, Rußland zu sagen: „laß die Türkei in Ruhe", will sie Rußland nickt Vorschub leisten, Europa einen Krieg aufzndrängen, wenn diese Politik sich den Rathgebern des Czarcn wirklich empfehlen sollte. ES ist ein Glück, daß der Kaiser Alexander und seine ersten Räthe jetzt in Deutschland weilen. Sie sind dort in einer besseren Lage als in Petersburg, die Schwierig keiten und Gefahren der Politik, die sie adoptirt haben, zu würdigen. Sie werden, wie wir hoffen, nickt ermangeln, von dem deutschen Kaiser und dem großen Staatsmann, der die Politik Deutsck- ands leitet, sehr ernste Rathschläge zu empfangen, unterstützt im Nothfalle durch nachdrückliche Argu mente zu Gunsten einer friedlichen Politik, und wir wollen demnach nicht bezweifeln, daß bald eine deutliche und nicht mißzuverstehende Ankün digung erfolgen werde, Rußland habe den türki chen Rebellen alle Unterstützung entzogen und die bestmöglichen Mittel ergriffen, um die Unruhen u unterdrücken, die hauptsächlich durck die Ver- ickerungen seiner Sympathie und Unterstützung verursacht worden sind. Die Aufforderung des türkischen Großvezirs an den Fürsten von Serbien zur Aufklärung über die serbischen Rüstungen lautet in ihren wesentlichsten Theilen: „Die Versicherungen, welche von Ew. Hoheit gegeben waren, hatten die Be iircktungen beseitigt, welche bei der hohen Pforte durch die bedeutenden Rüstungen Serbiens bervor- gerusen waren. Indeß werden diese Rüstungen noch immer in großem Maßstahe fortgesetzt, und die serbische Armee ist bereit, in das Feld zu rücken. Die türkische Regierung kann gegenüber einem Stande der Dinge, welcher der Nuhe in ihren Provinzen um so weniger förderlich ist, alS die Streiszüge der Serben die Aufregung ver mehren, nicht in Gleichgiltigkeit verharren. Se. Majestät der Sultan hat in Erwägung der Lage und ausgehend von der Absicht, unver mindert die guten Beziehungen zu der fürstlichen Regierung ausrecht zu erhalten, mich beauftragt, mich ofsicicll an Ew. Hoheit zu wenden, um Sie um offene, genaue und dircctc Aufklärungen über den Grund und das bestimmte Ziel der erwähnten Rüstungen zu ersuchen." Von der „Politischen Correspondenz" wird in einem telegraphischen Berichte auS Belgrad vom Sonnabend gemeldet, die Vertreter sämmtlicher Mächte hätten in den letzten Tagen ihre Be mühungen vereinigt, um dem Fürsten Milan und seiner Regierung die volle Verantwortlichkeit für eine eventuelle Störung des Friedens klar ru machen. Eine besondere nachdrückliche Sprache habe der Vertreter Rußland-, StaatSrath Kartsoff, geführt und eS sei nicht daran zu zwei feln, daß die serbische Antwort aus die gemäßigt gehaltene, am 6. d. M. in Belgrad eingetroffene Anfrage der Türkei bezüglich der von Serbien vorgenommenen Rüstungen beruhigend aus- fallen werde. Aus Stadt und Land. * Leipzig, I I. Juni. Nachdem die sächsische Regierung im Landtag den wegen Reorgani sation der Oberrechnunaskammer vorge legten Gesetzentwurf in Rücksicht aus die abge neigte Haltung der Ersten Kammer wieder zu rückgezogen hatte, brachte sie eine andere Vorlage ein, mittelst deren die Bewilligung der Summe
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