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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.06.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187606136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18760613
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18760613
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1876
- Monat1876-06
- Tag1876-06-13
- Monat1876-06
- Jahr1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.06.1876
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«rschti»t »glich früh 6'/, Uhr. Rcöacst», »ad TkPkditto« JohanniSgastc 33. Verantwortlicher Redacteur Ar. Hüttner in Reudnitz. Sprcchstliute d. Revattisn Bvruullag« »cu II —12 UI»r Rachmillaz» ron « — 5 U»r. Annahme der für die nächst- folaendc Nummer bestimmten In,ernte an Wochentagen dis 8 Uhr Nachmittags, an Lo»»- und Frsttagc» früh bis,9 Uhr. In dcn/iltalcn für Iaf.-Aamchwc: Otto Klemm, Uiiiversitätsstr. 2-'. Louis Lüsche, «atharilimstr.t i.p. nur vis V,3 Uhr. OM» für Politik, Lvcalgkschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Dienstag den 1.». Juni «itflage 14,45». 7Ui-,««t»t,-rcl, viertel). 4»/, ML, incl. Bnnaertohn - Mk., imrch d« P»,l bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 30 Pf. Belegexemplar t» Pf Vedühren für Extrabeilagen ohne Postbefördrruiig 30 Mk. «it Postbeförderung 4L Pst. Inserate 4Zesp. BourgeoiSz. 20 Pf. Größere Schriften laut nuferem Preisverzeichnis — 'tabellarischer Satz nach höherem Tarif ttecta»ea aater de« llrdaettaaaßrtch die Spaltzeile 40 Pf Inserate sind stets an d. «rpevtttai» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben Zablungpr-tenuvuraucla oder durch Postvorschuß. 1878. Bekanntmachung. Im Monat Mai laufenden Jahres gingen bei hiesiger Armenansialt ein: ^ I ».an Vermächtnissen: 1000 — Vermäcbtniß des am 29. August vor. I. verstorbenen Kaufmann Herrn Ioh. Heinr. Lomer. 000 — - - - 13. Mai vor. I. verstorbenen Stadtältesten Herrn Franz Josef Nörpel. t». an Geschenken: - 20 — von M. G. H. Der Bestimmung gemäß ist dasselbe an die 20 ältesten Armenbausbewohner in Beträgen von je l vertheilt worden. 3 — zurückbehaltenes Aufgeld für ein gemietbetes Logis, von einem Ungenannten. 6 — über eine wegen einer Contravenlion verwirkte Strafe gezahlter Betrag, vom Polizeiamte. «. an der Armencasse gesetzlich zufallenden Geldern: 324 10 Beiträge, Musikerlaubnißangelegenheiten und Abgaben von Schaustellungen betreffend, durch den Ratb. 19 — Strafgelder, Sonntagsentbciligung betreffend, durch denselben. 13 — desgleichen durch das Königl. Bezirksgericht. 10 — desgleichen wegen Umberlausenlassens eines Hundes ohne Beißkorb, durch dasselbe. 10 — nach in Gemäßheit von H. 12 der Verordnung vom 4. December 1837, den Vertrieb von Lotterieloosen betreffend, erfolgter Verurtheilung eingebobene Strafe, durch das Polizeiamt. 2005 10. Für die erwähnten Geschenke, sowie die der Armenanstalt zngewendeten Vermächtnisse sprechen wir hierdurch unseren aufrichtigsten Dank aus. Leipzig, den 9. Juni 1870. DaS Arinendirectoriun». Schleißner. Lobe. Bekanntmachung. In der Schulgaffe sollen dieses Iabr neben anderen Arbeiten auch Granittrottoirs gelegt und an einen Unternehmer im Accord vergeben werden. Diejenigen Unternehmer, welche diese Arbeiten zu übernehmen gedenken, werden hierdurch ausge- fordert, die Kostenanschläge, Bedingungen und Zeichnungen in unserem Bauamt einzuseben und ihre Offerten daselbst unter der Aufschrift „Trottoirleaung in der Lebulgaffe" bis zum 21. Juni d. I. Nachmittags 5 Uhr unterschrieben und versiegelt abzugeben. Den 22. Juni d. I. 9 Uhr Vormittags sollen die eingegangcnen Offerten an Ralhsstelle ge öffnet werben und steht es den Submittenten frei, bei der Eröffnung zugegen zu sein. Leipzig, am 10 Juni 1876. Des RathS EtraHenbau-Deputation. Bekanntmachung. >, Nach den Messungen des Herrn Geb. Ratb Professor lOr. Kolbe betrug tue Leuchtkraft des städtischen Leuchtgase- im Monat Mai d. I. durchschnittlich das 13fache von der Normalwachskerze, das specifische Gewicht 0,49. Leipzig, den 12. Juni 1870. Des Raths Deputation zur GaSstanfialt. Versammlung sächsischer Nealschul- miinner. In den letzten Tagen der Pfingstwoche fand in (5hemnitz die (3.) Versammlung dessächsi sch e n Realschulmännervereins statt. Die Prä senzliste wies 100 Theilnehmer aus. In der Borversammlung, welche ani 9. Juni Abends 8 Uhr im Saale der Börse abgebalten und vom Vorsitzenden des Ausschusses, Realfchuldirector Prof. vr. Caspari aus Chemnitz geleitet wurde, kam nach Erledigung der geschäftlichen Angelegenheiten auch eine weiter reichende Frage zur Behand lung. Man entschloß sich, der Petition der Gvmnasiallehrer um Aufrechterhaltung der bis herigen geringeren Pflichtstundenzabi (22) beizu treten und sofort die nötbigen Schritte zu thun. Am Sonnabend den 10. Juni fand in der Aula der Realschule die Hauptversammlung statt. Sie währte von 8—11 und 12—2 Uhr. Unter den Ehrengästen befanden sich der Geheime Schul rath I>r. Schlömilch, Bürgermeister Vetters und mehrere Stadträthe und Stadtverordnete ans Ckemnitz. Professor vr. Caspari übernahm aus Wunsch der Versammlung den Vorsitz. Den ersten Gegenstand der Berathungen bildete ein vom Ausschuß vvrgelegter Statutenentwurs, der darauf hinzielte, dem Vereine eine festere Gestalt zu geben. Die Vorlage wurde mit geringen Abän derungen angenommen. Daraus hielt Dircctor rofesior vr. Niemeyer aus Dresden einen ortrag über die häuslichen Arbeiten der Schüler. Er wies nach, daß häusliche Arbeiten unerläßlich seien, daß viele Klagen über allzugroße Belastung der Schüler in verkehrten häuslichen Einrichtungen, in zu geringer Befähigung der Schüler und dergleichen ihre Beantwortung fän den und daß Mißgriffe von Seiten der Lehrer durch zweckmäßige Einrichtungen in der Schule leicht abgestellt werden könnten. Der Vortrag wurde niit großem Beifall ausgenommen. Den zweiten Gegenstand der Berathung bildete ein Vortrag des Direktor I)r. Pfalz aus Leipzig über tue zeitgemäße Frage: Kann die Real schule II. Ordnung durch die höhere Volks schule ersetzt werden? der Vortrag gipfelte in folgenden Tbesen: 1) Die Volksschule, welche das Ziel einer höheren Schule zu erreichen sucht, befindet sich iin Widerspruche mit sich selbst, denn sie nimmt Unterrichtsgegenstände auf. die ihr streng genommen nicht gebühren <z. B. fremde Sprachen), und betreibt die übrigen so syste matisch gegliedert, daß sie aufbört, die allgemeinste Bildungsanstalt zu sein. 2) Sie schädigt die Interessen der Volksschule, indem sie den Lharakter der Standesschule in sich aufnimmt, und führt damit einen Uebelstand herbei, dem unsere sächsischen böberen Schulen dadurch, daß sie das Vorclasienwesen von sich weifen, Vorbeugen möchten. 3) Sie kann das Ziel der böheren Schulen mit den ihr ;n Gebote siebenden Lehrkräften nicht er reichen und wird, wenn sie fachwissenschaftlick ge bildete Kandidaten des höheren Schulamtes an sich ziehen möchte, mit ihrer eigenen rechtlichen Stellung als Volksschule in Eonfiict gerathen. 4) Sie ist genötlngt, das wesentliche Merkmal der Volksschule, die elementare Methode, in den höheren Elasten auszugeben und fübrt so eine Zweitheilung in sich selbst herbei. 5) Sie würde eine nicht geringe Zahl von Schülern, die in ihrer Entwicklung Zurückbleiben oder später eüttreten, weit über das Alter von 10 Jahren be halten müssen und damit die Altersverhältnisse der Volksschule überschreiten. 6) Sie ist, wenn sie das Ziel der Realschule li. Ordnung vollkommen erreichen will, mindestens ebenso kostspielig, als eine Realschule u. Ordnung, ja kostspieliger als diese, weil sie Borclafsen hat. Auch dieser Bortrag erhielt den ungetheilten Beifall der Versammlung, die genannten Thesen wurden unverändert und einstimmig angenommen. Den Schluß der wissenschaftlichen Verhandlungen bildete eine nicht uninteressante Erörterung über den Nachmittagsunterricht von I)r. Hermann- Dresden. Es wurde darin der wesentlich ge ringere Werth dieser Unterrichtsstunden vom mediciniscken, pädagogischen und psychologischen Standpunkte aus beleuchtet. Eine Debatte schloß sich wegen der vorgerückten Ztzkt an diesen Hor trag nicht. Noch einmal die Unterosficiere. Ziemlich po^t koütum bringt die „Chemn. Freie Presse" aus meinen neulichen Artikel „Ein Wort für Pielgeschmähte" noch eine Erwiderung, in welcher mir Schmeicheleien wie „Denunciant", „Polizeiphysivgnomie" rc. an den Kopf geworfen werden, sachlich aber Folgendes bemerkt wird. l) Da Sachsen noch selbstständig war und Liste, vielleicht activ mitmackte, mag es wobl gewesen sein, daß Chargen nur vom Sergeant aufwärts das Reckt hatten, sich die »leider :c. von Soldaten putzen zu lasten, jetzt, wo die gesegnete Pickelhaube regiert, ist es anders, nun glauben diese Leutchen, nur zum Commandiren geboren zu sein und jeder Unterofficier läßt seine Sachen pnvcn wie es ihm beliebt, und wenn es ohne Recht ist, so ist es eben Mißbrauch der Dienstgewalt; der Soldat ist dabei machtlos Ich will hier einige Arbeiten, welche sich die Unterosficiere verrichten lasten, ansühren. Früh morgens meistens das Bett macken, Kaffee holen. Stiesel, Gewehr, Kleider re. putzen, nach dem Morgen dienst Este» holen, nach dem Nachmittagsdienst wieder holen fick salcke und andere Arbeiten Dock das ist nicht Alles, es ist der verschiedenen Aufträge noch zn gedenken, z. B. wird man fortarsckickt, für I Pfennig «alz oder Streichhölzer zu holen, etwas später eine Eigarre, das nächste Mal für 5 Pfennige Butter re. So geht es den ganzen Tag. Um die Leute immer im Schweiße zu halten, lassen Unterosficiere oft Alles ein zeln und Jeder eigens holen ; wenn 20 Unterosficiere beisammen sind, kommt es vor daß mau 20ma' wegen ein und demselben Gegenstand lausen muß. 2) Angenommen, ein Soldat bat besonders die Ungnade seines oder eines Lorvorals auf fick geladen, dann trifft die obengenannte Arbeit ihn allein, wodurch er bei strengem Dienste (welcher Regel ist» außer Stand gesetzt wird, seine eigenen Sachen zu putzen Er kommt chmuyig zum Dienst; derselbe oder ein anderer Unter officier meldet dem Feldwebel und dieser dem Haupt mann, daß der und der seine Kleider nicht in Stand hätte. Nun bekommt der Beschuldigte Befehl, Rapport oder Aufstellung, vielleicht mit vollständigem Gepäck, zn macken, d. h. er muß in einer bestimmten Zeit in feld mäßiger Ausrüstung zur Durchsicht erscheinen. Natur lick vermehrt dies seine Arbeit um einen großen Theil und derselbe kann mit dem besten Willen nicht fertig werden. So kommt er als „rückfällig" in den „Kasten". Dock, wird Liste, sagen, warum beschwert er sich nickt ? Ja, das ist der Hauptgrund: wenn die höheren Vorgesetzten den Soldaten fragten, warum er nicht geputzt hätte und fick von demselben den Hergang erzählen ließen, um darnach die Strafe zu bestimmen, könnte man nichts einwenken; aber der Soldat darf nichts sagen und lvenn er im vollen Reckte ist, er muß kaS „Maul halten". Kitt, meint, daß der Unterofficier ick selbst der Bestrafung ausscven würde, wenn ein Soldat wegen schlechter Behandlung oder überhäufter Arbeit sich beschwert. Das ist nur in den allerseltenstcn Fällen für ihn zu befürchten, denn I) ist es dem Soldat verboten, seine Beschwerde direct vor den Haupt mann zu bringen und ihm mündlich vorzulcgen, 2> gebt die Meldung den Dienstweg zuerst durch die Hände eines Unterofficiers, dann die des Feld webels, des Lieutenants und endlich zum Hauptmann. Der Uuterosficier, durch dessen Hände die Beschwerde zuerst geht, sucht den Fall so harmlos als mög lich darzustcllen, und das Ende von, Liede ist, der Hauptmann spricht , „ich finde keine Schuld an ihm" und der Beschwerdeführende bekommt, wenn es gut gebt einen Verweis, andernfalls kommt er in Arrest und kommt er heraus, so sucht der Corporal ihm das Leben sauer zu macken. Zur Richtigstellung in aller Kürze nur Folgen des. Die Vorschrift, daß nur die Chargen vom Sergeanten auswärts das Recht haben, sich ihre Waffen — die Gewehre werden, beiläufig erwähnt, wegen ibres complicirten Mechanismus nur in Gegenwart und unter Anleitung der Unterosficiere geputzt — und Monkirungsstücke von Soldaten putzen zu lasten, ist erst nach dem Jahre 1806 im königl. sächsischen Armcecorvs zur Geltung gelangt, und die Unterosficiere hatten vor jener Zeit eine »vcit größere Machtbefugniß über ihre Untergebenen als heute. Daß jeder Unterofficier nach Belieben den oder jenen Mann zum Boten dienste rc. benutzen darf, so daß dieser selbst außer Stand sein soll, feine eignen Sachen zu pntzen, ist durchaus unwahr. Neuerdings hat man be kanntlich in allen sächsischen Casernen nach der entsprechenden Einrichtung in Preußen sogenannte Cbargenstubcn eingerichtet, wo diejenigen Unter osficiere, welche nicht als Stubencommandanten der Mannschastszimmer sungircn, vcrguartiert sind. In jedem Mannschaftszimmer wird alle Tage ein Mann zum ciu )our Dienst commandirt, ebenso ein Mann zur gleichen Function in dem Unteroffi- cierszunmer. Diese beiden Leute besorgen das Reinigen der Stube, holen Master und, ivo keine Speisesäle vorhanden sind, auch das Essen aus der Küche für Unterosficiere und Mann schaften. Ebenso werden die Soldaten ciu gour von den Unterofficicren nach Dem oder Jenem zum Markedcnter geschickt; sie sind dafür aber auch für den betreffenden Tag frei von anderem Dienst. Sind andere Soldaten als die Iour- habenden dem einen oder anderen Unterofficier «fällig, so geschieht Dies freiwillig; gezwungen kann dazu Niemand werden, und das Reckt der Beschwerde, — daS der Gewährsmann der „Chemn. Fr. Pr." freilich alS illusorisch hinzu- stellen beliebt, waS ich entschieden bestreite — steht Jedem offen. Bestände es wirklich nur pro torms, wie wäre es dann überhaupt möglich, daß Unterosficiere aus Beschwerden ihrer Untergebenen hin in Arrest kämen? Jedes Arresthaus-Iournal liefert hierfür mehr als hinlängliche Beweise. Ebenso hinfällig ist die Behauptung, der Soldat unterlaffe oft die Beschwerde, um mckt die Rach sucht des wegen ihm bestraften Vorgesetzten zu wecken. Bekanntlich hat jeder Soldat daS Recht, eventuell seine Verletzung nach einem anderen Truppentheil zu beantragen, welchem Wunsch auch in der Regel entsprochen wird. So viel zur tat sächlichen Berichtigung. Die bei der Erwiderung mit untergelausenen Invectwen gegen meine Per son und Ihr geschätztes Blatt muß ich unerwidert lasten, da ich den socialistischen Umgang mit Menschen und Gegnern leider nickt studirt habe. dliles. Neues Theater. Leipzig, >2. Juni. Der gestrige Abend brachte uns eine Art Theaterereigniß, eine Ueberraschung, welche die scheidende Direktion dem Publicum be reitete. Frau EliscHaasc, die Frau unseres Directors, trat zum ersten Male während der fünfjährigen Directionsführung ihres Gatten auf. Da Frau Elise Haase jahrelang am Petersburger Hostbeater als beliebte Darstellerin wirkte und jetzt nach erfolgreichem Gastspiel am Berliner Hostbeater engagirt ist, da e- sick um eine nambaste Künstlerin handelt, welche so oft und so lange in Leipzigs Mauern venveilte. so ist m der Thal ihr Wunsch, auch unserem Publicum eine Probe ihrer Kunst zu geben, weit begreiflicher, alS daß sie die Er füllung dieses Wunsches so lange binausgeschoben hat. Sie mochte sich zu so discreter Zurückhaltung durch Rücksichtnahme aus die Stellung Friedrich Haasc's als des Leiters der hiesigen Bühne be stimmen lasten, und bei dieser Gelegenheit, so wenig die Kritik sich mit Dem zu beschäftigen hat, waS hinter den Coulisten vorgeht, ist es doch wohl ausnabmsweise am Platz einmal öffentlich anzu erkennen, daß der Name der Frau Elise Haase, so nahe sie als Künstlerin der Kunst stebt, niemals iin Zusammenhang mit irgend welchen theatra lischen Angelegenheiten genannt worden ist, daß sie dieselbe Zurückhaltung wie als Darstellerin auch sonst dem Theater gegenüber beobachtet hat; wir halten Dies, nach allerlei früheren Erfahrungen, für ein ausnahmsweises Verdienst, dein die öffentliche Meinung gewiß die vollste Anerkennung nicht versagen wird. Der gestrige Abend zeigte uns in Frau Elisa Haase eine Künstlerin, welche mit Vorliebe Ge stalten aus dein bürgerlichen Leben darstellt, ihnen Lebenswakrheit und Gemüthswärme qiebt und innere Kämpfe derselben in rührender Weise zum Ausdruck bringt. Beide Cbaraktere, welche sie gestern darstellte, kabcn einen Fonds unverwüst licher Herzensgüte. Die alte Frau Rosa Rocmer in Octave Feuillet's häuslicher Scene. „Im Alter", welche Bauernseld unserer Bühne angeeignet hat. ist der Urtvpus einer bäuslickcn Matrone auS der Provinz, und die Pointe der Rolle besteht in dem in neren Kamps und der edlen Resignation, mit welcher sie die Nachricht aufnimmt, daß ihr Mann, von plötzlicher Reiselust ergriffen, sie auf ein Jahr und noch länger verlästert will. Frau Haase zeigte sich gerade in dieser Scene c.ls Künstlerin und führte uns die Geisie-beschränktdeit und Seelen große der alten Frau mit seiner psychologischer Charakteristik vor. Glücklicherweise geht der bittere Kelch an ihr vorüber; der Weltreisende Hans Waller, von Herrn Klein mit der geistigen Ueberlegenheit dargcstelll. welcher das Versumpfen in provinzieller Verknöcherung geradezu antipatbifch ist. macht wieder gut, was er durch seine Aus svrderung zurReisean dem alten Universitätsfreund gesündigt hat. Diesen spielte Herr Hänseler mit angemessener Spießbürgerlichkeit, wäbrend die Martha der Frau Gut perl mit drastischen Zügen vortheilhast hcrvortrat. Das Stück selbst hat große Längen und doch ist die letzte Wendung nicht genugsam motivirt. — In dem zweiten bekanntet: Stück von G. zu Putlitz: „die böse Stief mutter" spielte Frau Haase die Titelrolle, die böse, im Grunde aber gute Fee Christiane, ^velcbe für ihren Stiefsohn so mütterlich sorgt, während die Welt sic beschuldigt, daß sie gegen ibn intrigmre; sie spielte diese Rolle mit all der Gewandtheit und Klugheit, welche sie verlangt, während die Herzensgüte der edlen Intriguantln überall wann hervorleuchtete. Die Herren Hänseler (Justiz rath Wohl), Stürmer (Hartenstein), Trotz (Bernhard) und Frl. Ulrich (Friederike) unter stützten die Darstellerin der Titelrolle, indem sic mit ihr ein gutes Ensemble bildeten. Frau Elise Haase fand bei dem Publicum für ihre Aunstleistung die wärmste Anerkennung; sie wurde nach jeder Vorstellung, hervorgerufen und an einem Blumenregen fehlte es nickt. Eine sehr freundliche Aufnahme fand auch das einactige Lustspiel „Riekchcn Blaustruinpf" von Wilhelm Marr. Daß ein Proceß in letzter Instanz durch die Liebe entschieden wird, ist zwar kein neues Motiv; aber es erscheint dock in neuer Beleuchtung, indem die Frauensrage mit hinein - gezogen wird. Daß eine Frau sich zugleich literarisch beschäftigen und doch einer Häuslichkeit trefflich vorstchcn und eine gute Suppe kochen kann: DaS wird uns hier durch ein praktisches Beispiel und eine bisweilen in glücklichen Wendungen sich er gehende „Causerie", wie die französischen Proverbes sie lieben, illustrirt. Wäre der Autor nicht ge nannt, man würde glauben, daß hier eine lite rarische Dame eine oratio pro ckomo hält und eine Lanze siir die Frauensrage bricht. Frl. Ellmenreick (Laura) und Herr Mittell (Alfred von Bergen) zeigten wiederum ihr Talent für derartige Salonplaudereien, unterstützt von den Herren Stürmer (von Bergen) und Hänseler (Arzt Pelz), der an diesem Abend in drei Rollen und verschiedenen Facultäten seine Wandlungsfähigkeit beweisen mußte. Rndols Gottschall. Ein Geschäft auf Gegenseitigkeit. —ck Dresden, N. Juni. Außer verschiedenen „Sprach-Colleqien" giebt es hier auch eine nach ähnlichem Muster eingerichtete „Handels Akademie",
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