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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187606231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18760623
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18760623
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1876
- Monat1876-06
- Tag1876-06-23
- Monat1876-06
- Jahr1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1876
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«rsch-i-t tSAtch früh e>/r Uhr. Nesaett»« »vt Lc-rsctts, JvtzuuitSgast« 37^ Berautworütcker Nedacteur -r. Hüttuer w «eudnitz. Sprechstunde d. Aedactioa > «»« »»—»r ub» »«, « —K Udr. Hduuwmr »er für dir nächst- ü>>acade Nummer desttmmtrn xakvakr an Wocheutageu dis 3llhr Nachmittags, an Tonn- «0 Festtagen früh dis '/.v Uhr. Z, »enFMatr, für Z»s.A«»«ch«,: Otto Klemm. UoiversitätSstr. 22. PoutS Lösche, »acharineastr. l 8.p nnr bis '/F Uhr. Anzeiger. OiM für Politik, Localzkschichtc, HaadtlS- md Geschäftsverkehr. «-stutze L4,4L». >t»,»r»emi»ai« viertelj. 4»/,vkk, mel. Bnll.^rloha » E. durch die Post bezogen 8 Mk. Jede einzeln« Nummer 3« Pf. Belegexemplar 10 Vf. Grbildrru für Extrabeilagen Ohne Postbefvrderung «it Postdesördrrung 4L Mt. Zafrretc 4a«sp. vourawiSz. 2»Pf chrSßer« ^cbristea untt meserrm Preisverzeichnis. — TabeUdriichec Sah nach höt-erem Tarif. LcrUum» «Ner ve« »etarttva^rtch di« Spaltzeit« 40 Pf. Inserate sind stets an d. LeprbtN«, zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben, ^sahlungpr-reoamsianch» oder durch Postvorschust I^I» 175. Fveitag den 23. Juni 1876. Bekanntmachung. Der »«HUHnste j,trr»»tto«ale Pr»d»cte»««rkt t« Leipzig wer» Montng de« 24. Juli ». I. in den Räume» de- dnfigen alten Schützenhauses abgehaltea. Leipzig, den l. -uni 1876 Der R«th der St«dt Leipzig. vr. Georg». Cerutt». Bekanntmachung. Das l4. Stück des diesjährigen Reichs-Gesetzblatte- ist be, uns erngeganaen und wird di- j»«m Rv. kiiaftige« Monats aus dem RathhauSsaale öffentlich aushäuaen. Dasselbe enthält:! Nr. 1136. Bekanntmachung, betreffend die Ernennung eines Bevollmächtigten zum Bundes rath. Bom 13. Juni 1876. Lerp^g. den 21. Juni 1876 Der -kath der Gtadt Leipzig. vr Georg». Cerutti. Neues Theater. Fn«ig, 22. Juni. In dem CyNoS von Shakcsspeare-Borstellungen, mit denen sich unsere scheidende Direktion verabschiedet, nimmt König RichardvI. von S hakespeare jedenfalls eine hervorragende Stelle ein. Wie in dem neulich mit großem Erfolg aufgesührlen „Kaufmann von 'jtenwig" bat die Direktion auch für die äußere Ausstattung der Shakespearischen Historie be kanntlich ernen nicht unbedeutenden Aufwand ge macht. was ihr von viele,» Seilen als eine Ent weihung der keuschen Dichtung des britischen Meisters vorgeworscn worden ist; gewiß niit Un recht! Weder die Dekorationen, diese Londoner Straßen und Themsebilder, diese Fürsten- und Rathssäte mit ihrer trefflich gemalten Architektur lenken die Aufmerksamkeit von der Dichtung ab, Loch die Leickenzüge. Schlacbtbilder und die Coslüme, unter denen der Königsmantel Nicbard's vielleicht allem ein zu augenfälliges Prachtstück ist. Im Ganzen dient Alles nur dazu, den Gesammteindruck zu er höben, und steigert die rein künstlerische Wirkung. Fehlerhaft wird solche Ausstattung erst da, wo sie den Blick von der eigentlichen Handlung abwendet und das Nebensächliche zur Hauptsache macht. Die würdige Jnscenirung Shakespeare'scher Dramen gehört jedenfalls zu den Verdiensten »er Direktion Haase; man wird jetzt, nachdem die Meininger gerade durch die Sorgfalt äußerer Jnscenirungen, durch Treue und Geschmack der Costüme und Dekorationen Aussehen erregt und zu letzt auch einen großenTbeil deransangswiderstreben den Kritik gewonnen haben, wokl über die Aus- stattungSsrage zum Theil anderer Meinung sein; wir sindderAnsicht. daßdasgrößerebistorischeSchauspiel in Bezug auf äußeren Glanz ganz bestimmte An forderungen an eine Bühne stellt, wie die unsrige, die durch die Oper an prunkvolle Ausstattungen und Masienentfaltung gewöhnt ist. Den Schwer punkt einer Aufführung in das Dekorative zu legen, wie es leider oft geschieht, ist freilich ein entschiedener kritischer Mißgriff; dadurch würde das Theater in ein archäologisches und Völker museuul verwandelt oder in eine Ausstellung von Decorationsgemälden und Garderobestücken; aber als mitwirkend für den Gesammteindruck, als uner läßlich für die Würde einer Darstellung, welche größere geschichtliche Haupt- und Staatsaktionen vorführt, bleibt eine möglichst glänzende Ausstattung von Werth; und wenn eine Direktion sich deshalb Kosten macht, so gescbiebt Das nur für künstlerische Zwecke Die Leistung Friedrich Haase's als König Richard III haben wir bereits früher eingehender Erörterung unterzogen und hervorgehoben, was darin mit Meisterschaft ausgearbeitet ist, alle Züge gteißnerischer Heuchelei, diabolischen Humors, besonders m den ersten Acten; wir erwähnten, daß er die nach unserer Ansicht unmögliche Werbe- fcene mit Anna durch die fascinirende Macht glühender Leidenschaft unS menschlich näher zu bringen sucht. Hierbei wird er unter Nützt durch da- geringere Gewicht, das er aus die Mißgestalt Richard s leat, indem er seine körperlichen Gebrechen, den Buckel und die Lahmheit, mehr andeutel und ihm im Ganzen eine gewisse Eleganz der Erscheinung wabrt. Ge schichtliche Ueberlieferungen kamen ihm bei diesem Bestreben zu Statten. Shakespeare selbst aber besten Phantasie daS Extreme liebte, wollte in diesem giftigen Molch, dieser Spinne offenbar einen verkrüppelte«, unfertigen, auch äußerlich widerwär tigen Menschen h,„stellen. Für die inneren Seelen kämpfe der letzten Acte fand Friedrich Haase viel salb ergreifenden Au-drnck' wo es den Losbruch der eisernen Energie dieses wilden, grausamen verrschkrö gilt, der alle seine in Mord und Verrätst ausgewachsenen Zeitgenossen „über teuselt", da reichte Friedrich Haase nicht an die elektrisch zündende Kraft Dawison's. Gleich wodl entfaltete der Darsteller einen bedeutenden Kraftaufwand, um auch die seinem Naturell ferner liegenden beroiscsten Elemente der Rolle zur Geltung zu bringen, und wußte durch eine Fülle seiner und interessanter Züge der Menscbendar stellung zu fesseln. Neben Richard Hl. sind alle anderen Rollen Episoden. Herr Reumann sprach die Traum erzählung des Clarencc im Kerker mit einer stini mungsvollen Malerei der Sprache, die hin nnd wieder zu sehr in dem Wechsel des Colorits schwelgte Der Enmenidencbor der drei Fürstinnen wurde von Frau Bethmann (Herzogin von Bork Frl. Jerrmann (Margarethe), die ihrem Fluch eine unkenhast düstere Färbung gab, und Frau Eisenmann (Elisabeth) ange messen dargestellt. Die Rolle der Elisabeth ver- or dadurch, daß ihre Scene mit Richard, die zweite große Werbescene Richard'« fortfiel. Die „Anna" spielte Frl. Elim enreich mit Feuer; iber die Kluft zwischen den Gefühlen tiefen Haffes und der Nachgiebigkeit geschmeichelter Eitelkeit uchte sie in Mimik und Pantomimik eine mög- ichst haltbare psychologische Brücke zu bauen. Der König Eduard IV. des Herrn Klein, der schwächliche sterbende Fürst, sowie der Gras Richmond deS Herrn Trotz, den der Dichter in o Heller Beleuchtung hält, traten in wirksamen Kontrast zu Richard. Bon den übrigen Dar tellern Heden wir noch hervor: Herrn Hänse- er (Herzog v. Buckingham), Herrn Mittel! ^Lord HastingS), Herrn Stürmer (Lord Stanley), Herrn Brammer (Sir James Tyrrel), Herrn von Pindo (Graf Rivers), Herrn Patonay (Sir William Ratcliff)-, sie üqten sich dem Ensemble durch ihre angemessenen Charakterbilder ein; auch alle anderen Mitwir- kenden zeigten Fleiß und Eifer. Die beiden Mörder wurden in den Herren Tietz und Paradies nicht ohne den nöthigen Galgenhumor gespielt. Dock hat die Mordscene etwas zu Grelle«, auch der Todessckrei von Cla- rence nach dem Falle de- Zwischenvorhangs ist eine Nuance, die besser fortbliebe. Bei dem sonst lobenswertsten Arrangement erscheint uns nur die BUrgerscene nicht imposant genug; der Lordmayor von London mußte ein stattlicheres Geleite haben. Rudolf Gottschall. Das Label Halle-Berlin. Das Kabel Halle-Berlin dürste, genau nach den von vr. Stephan getroffenen Anordnungen, am 1. Juli in Gebrauch kommen. Dieser Tag war von vorn herein als der Beendigungstag für alle Arbeiten vorgesehen worden, und der Termin mußte schon wegen der Witterunqsvcrhältniffe innc gehalten werden, weil bei starker Sommer hitze die Guttaperchabekleidung der Leitungen seiden konnte. Das Kabel rnbt, weil in die alte Ebaussee Halle-Berlin einen Meter tief gelegt, in festem Boden uud wird sich voraussichtlich so sehr bcwäkren. daß Berlin-Halle nicht mehr allzu lange die einzige unterirdische Leitung bleibt. Begonnen wurde die Legung, als gerade furcht bare Stürme den ganzen telegraphischen Verkehr in Nord- und Süddeutschland unterbrochen hatten. Nun denke man, es fällt ein solches Naturereignis mit politischen Verwicklungen ernster Natur zu sammen — der Staat hat ein großes Jnlerege, solchen Zufälligkeiten nie ausgesetzt zu sein. Im Jahre 1870 wußten wir um diese Zeit noch nicht, daß im Juli die ganze deutsche Armee mobil gemacht werden mußte. Die Mobil machung ging rasch und sicher vor sich, weil der Militairverwaltung alle Drähte ausschließlich zur Benutzung standen , und wir batten, was sebr wichtig ist, damals die ganze Zeit über schönes, windloses Wetter. Zerbrach e,n großer, plötz licher Sturm, wie in diesem Frühjahre, nahezu 800 Stangen und war der große Gcneralftab ohne Verbindung mit Nord, Üst, Süd und West auch nur achtundvierzig Stunden lang, so trat eine Ratblosigkeit und Verwirrung ein, die für die deutsche Armee verbänqnißvoll werden mußte. Heute kann diejenige Macht mit einiger Sicher heit auf den ersten Sieg rechnen, die mit ihrer Mobilmachung dem Gegner uni wenige Tage voraus ist, aber die wirksame KriegSvorbereitnng bleibt abbänaig von dem blitzschnell Alles ver mittelnden, Alles sicherstellenden Telcgrapkendraht Und was von der Mobilmachung, das gilt von dein Verlaus des ganzen Krieges. Man denke, daß der Telegrapb für Moltke das Sprachrobr von Ver sailles dis nach Königsberg und allen entferntesten Hauptknncten. für Bismarck von Versailles bis nach allen politischen Plätzen war. Ader wenn nun in kritischen Momenten dies Sprachrohr plötzlich versagt! Wir legten es bisher aus Hobe Stangen, die der Wind. za. die der Mutkwille und der Verratb zerbrechen konnte: wir blieben mit einem Work von furchtbaren Zufälligkeiten abhängig, den» wir gasten daS wichtigste Vermittlungsorgan den Elementen und der Unberechenbarkeil mensch lichen Handelns preis. Das sicher gebettete Kabel Halle-Berlin wird uns srüst genug begreiflich macken, daß uns in der absolut gesicherten telegraphischen Verbindung der ganze Werth des telegraphischen Verkehrs liegt. Der Staat alS Hüter des Landes gegen den Feind von außen muß die unterirdische Leitung alS politische Nothwendigkeit ins Auge fassen, und vor den Kosten braucht er nicht zu erschrecken, denn die jährlich mindestens zwei Mal austretenden verheerenden Stürme richten so viel Unheil an, daß die Summen, welche zur Wiederherstellung der gestörten Leitungen nöthig werden, beinahe hinreichen, um daS Capital zu verzinsen, daS für 800 Meilen Kabel erforderlich ist. Die unterirdische Bettung des Kabels muß alS die natürliche Sicherstellung de- Telegrapben- verkehrs angesehen werden: jede andere Draht legung verspottet mit der Zeit ein weiser Finanz- nnmstec ebenso wie der vorsichtig operirende Stratege, ja, wie der aus seinen Vortheil ängstlich bedachte Kaufmann. Für Jeden hat schließlich nur dann der Drabt noch absoluten Werth, wenn er weiß, daß er ihn unter allen Verhältnissen und in allen Lebenslagen dienstbar ist. Diese Betrachtungen entlockt unS das in festem Boden ruhende Kabel Halle-Berlin. Bon den Milliarden müßten einige Millionen der Tele graphen-Verwaltung für unterirdische Leitungen zugewiesen werden, und wäre schon damals Vr. Stephan Cbef zweier Verwaltungen gewesen, er würde, wie wir glauben, rechtzeitig und energisch vorstellig geworden sein. Jetzt sind die Milliarden vertbeilt und es bleibt nur übrig, beim Reichstage einmal eine ansehnliche Kabelanlethc zu beantragen. Die Millionen, die das Unternehmen kosten würde, wären jedenfalls gut und sicher angelegt, nicht >lo^ für das jetzige, sondern für vieie Geschleckter nach uns. Wir sind mit dem Kabel Halle-Berlin in eine Entwickelungspcriode von großer Tragweite für unser ganzeS modernes Communicationswesen ein- qetrcten, und so wahr sich die unterirdische Legung »ewähren wird, so wahr bleibt Halle-Berlin nicht mehr lange die bevorzugte Tclegraphcustreckc. Große vaterländische Interessen fordern kategorisch das Abreißen der Stangen „nd das Aufwerfen metertieser Gräben zur Bergung aller Rcichsdrähle. Der Unions-Stern. Leimig, 23. Juni. Bor uns liegt die deute zur Ansgaoe kommende erste Nummer der Wochen- chnft: „Der UnionS-Ltern. Deutsch- Amerikanische Nachrichten für Lands- eute von Hüben und Drüben. Eigen- tstümer und verantwortlicher Redakteur vr. Müller von der Werra in Leipzig." Ein ürzer Leitartikel: „Unsere Aufgabe" betitelt, besagt, welchen Zweck der Herausgeber im Auge har. nämlich um alle Deutsch-Amerikaner diesseits des Weltmeeres und solche Deutsche, die vordem zeitweilig in Amerika lebten, sowie Alle, die für die neue Welt ein besonderes Interesse hegen, Uber ainerikanischc Ereignisse aus dem Laufenden zu er halten. Auw wird das Blatt die allgemeinen Welthändel jede Woche in kurzen Umrissen zur Kcnntniß bringen. Es ist ein glücklicher Gedanke, das Unternehmen gerade bei der bevorstehenden hundertjährigen Jubelfeier der nordamerikanischen Ünion ins Leben gerufen zu sehen. Der Unions- Stern. welcher sein typisches Zeichen, den fünf eckigen Stern, am Kopfe trägt, hat genau die Größe des Leipziger Tageblattes, ist auf hübschem Papier sauber gedruckt lind zeichnet sich auf den ersten Blick durch seine schmalen Spalten aus. Letztere baden nämlich die Breite der ame rikanischen Zeitungen, welche sämmtlicb, ob groß oder klein, ähnlich wie bei dem europäischen Eisen bahnnetz, mit Ausnahme Rußlands, ein und dieselbe Spurweite besitzen. Der Inhalt deS Unions Sterns ist sehr reichhaltig. Ein Gedicht „Hnrrah Atlantis" von Albert Rheiner eröffnet den Reigen, dann folgen: Die Union-Verfassung, zur Präsidentschaft, Entsiehuiig deS Sternenbanners, Protest des Präsidenten, Mordstatistik der Stad! New-'/jork, -L<hmäbung durch Postkarten. Stadt schulden (von ackt amerikanischen Großstädten) Zeitungswcsen der Vereinigten Staaten. Eine Dockorfabrik Philadelphia', Ein Scheidekünstler Kaiser Dom Petro. Neuer Proceß im Gewinn des Goldes. Hundertjährige (im Staate New ;>-ork>, Zur Flottenkunde. Eine Gefahr für das tägliche Brod (aus der „Gartenlaube"). Wirbel- sturm. Auswanderung, Ausfuhr. Briefverkehr mit der Levante, Der Congreß der Freunde für Feuer beirattung in Dresden, Tod und Beqräbniß de! Sultans. Murav V'.. Telegraphische Nachrichten Deutschrenglischer BiScuit (von F. Krietsch in Wurzen), Amerikanischer Pflücksalat, Geldmarkt (in Amerika), Verschiedenes. Da- „Kleine Blatt (da-Feuilleton) enthält: Philadelphia in Bildern, I., Eine Epoche in der Geschichte deö Pianoforte. Pa»,l-Gerhardt-Aeier, Besprechung von Büchern (z. B. „Städte- und Culturbilde^ ans Nordamerika von Friedrich Ratzel", Leipzig. F. A. BrockhauS). Den Schluß de- Blattes bildet eine Reihe stattlicher Anzeigen, darunter einige von hervorragenden Verlag-firmen. Hervorzuheben wäre noch eine Stelle des Vor werks, die wie folgt lautet: „Zugleich wird der Herausgeber bestrebt sein, den Wust von un nützen Fremdwörtern, der sich in viele» deutschen Zeitungen zum großen Nachtheil der deutschen Sprache geltend macht, fern zu halten." Durch das neubegründete Blatt, daS eine gleich falls im Vorwort ängedeutete Lücke im deutsche» Zeitungswesen auszufüllen bestrebt ist, weht ein frischer, wohlthuender Zug, und jeder Leser wird dem oben angeführten Inhalt mit gespanntem Interesse folgen. Es ist erfreulich, daß der Unions-Stern gerade in Leipzig, der Metropole des deutschen Buchhandels, «scheint und seine Strahlen über die gebildete Welt wirst. Unter diesen Umständen wird das junge Blatt sich selbst die weiteste Bahn brechen und gewiß den Erfolg erringen, der ibm aufrichtig zu wünschen ist. Sirr-Lims««. Rach G Noback giebt das Jahrbuch für die amtliche Statistik de- preußischen Staates den ährlicken Consum auf den Kopf der Bevölkerung Erwachsene und Kinder) in Litern wie folgt an: Bauern 219, Württemberg 154, Sachsen 80, Süden 56, Elsaß-Lothringen 51, Preußen 39, die anderen deutschen Länder 48, in» Durchschnitt in Deutschland 65. Belgien 182, Großbritannien unk Irland 118, Holland 37, Oesterreich-Ungarn 34, Nordamerika 26, Frankreich 19, Schweden 14, Norwegen 12, Rußland 14. Diese Zusammenstellung ist, falls sie auf zuver ässigen Grundlagen beruht, wohl geeignet, manche irrthümlicke Ansicht über den Bierconsum in den verschiedenen Ländern zu berichtigen. Gemeiniglich' gelten die Deutschen für die größten Biertrinker, und tatsächlich steht auch Bayern in der Reibe »er Bier consumirenden Länder oben an. In Norddeutschland ist der Bierconsum dagegen nicht auffallend. Belgien und England consumiren aber relativ weit mehr Bier alS Deutschland. Oesterreich und Frankreich haben in den reich ich gewonnenen Weinen einen trefflichen Ersatz ür Bier. In Rußland und Skandinavien hat ich, bei einem durchschnittlich hohen Consum anderer Spirituosen, der Bierverbrauck seither noch in bescheidenen Grenzen gebalten. (E ingesandt.) Zur sächsische» Amrtsblätterfrage. .Bloße Anzeigebtätter würden kaum Letesen werden", sagt der kvnigl. Minister von Nostitz- Wallwitz mit Reckt Aber dem Minckwitz'schen Anträge, der nur dergleichen Blätter für die amt lichen Anzeigen begehrt, wollen wir zu Hülfe kommen durch einen jedenfalls ausgezeichneten Bor schlag. Einsender theilt seine praktische Ansicht um so lieber mit, als er ein genauer Freund deS Dresdner Stadtratbs vr. Minckwitz ist, ohne seine fortschrittlich-rückschrittlichen Begriffe zu billigen Wir rathen nämlich, daß die künftigen Amtsblätter, zur Ergänzung des Interesses für ihren Anzeige Anhalts sich ausstatten mit einer ununterbrochenen, von Mnnnier zu Nummer fortlaufenden Beigabe von Romanen und Novellen Es niüßte unserer Meinung nach bei dem Kukuck sein, wenn vicse mit den Anzeigen verbundenen Delikatessen nickt die durchgreifendste Wirkung aus daS große Publicum und die weiteste Verbreitung der schätz baren Amtsblätter baben sollten! Und wie yarm loS würde dieser Nachtisch sein, obgleich er die grausamsten Abenteuer, die schrecklichsten Begeben heiten, Mord, Blutvergießen. Räubere», Betrug und Diebstahl austisck>en müßte; wir sagen, „müßte". Denn um dem Geschmack des bentigrn Pnblicums zu genügen, sind solche Stoffe durchaus unentbebr- lick Politisch gefährlich dagegen find sie aus keinen Fall, und 'andererieits würde trefflich das Wort des Dichters in Erfüllung geben, der schon im September vor fünfzig Jabren die wabre Sach-
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