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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.07.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187607066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18760706
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18760706
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1876
- Monat1876-07
- Tag1876-07-06
- Monat1876-07
- Jahr1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.07.1876
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Erscheint täglich früh 6V, Uhr. Ledactieo «,d Geprtüi», JichamtSgaffr 3L. verantwortllcher Redakteur -r. Ptttner m Reudnrtz. Sprechstunde d. Redacrwn ,e» ti—ir Ud» »achmitta,« „a « —L Udr «imadmr der für die nickst- wlaenoe Nummer bestimnuen Inserate au Wochentagen lus öllhr Nachmittags, an Sou»- und Festtagen früh bis '/,9 Uhr. L» denFsttale» flir Z»ß. ^»aahuu: Ltta Klemm. UniversltLtsstr. 22. ÜouiS Lösche, Katharineustr. 18. p. nur bis ',.3 Uhr. Ueipstger TaaMM Anzeiger. Organ für Politik, Socal-efchichtt, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Nnslage 14,450. At»o»»t«e,t,»r«t» vicrtelj. 4V-M, ruel. Vrmgerlvhn s E. durch di« Post bezogen « Mk. Jede einzeln« Nummer Z0 Pf. VelegexempUr 10 Pf. Gebühren für Krtrabeilogea ohne Postdesdrderung 36 Mk. viit Postbesvrderuug 4L Mk. Zustrate 4gesp vouraeoi»-. 20 Pf. Größere Schriften kaut unserem Preisverzeichniß. — Tabellarischer Sah nach höherem Tarif, vtttauu, „Irr de« tledakNaa^trich die Spaltzeile 40 Pf. Inserate sind stets au d. «e»c»M-» zu senden — Rabatt wird mcht gegeben Zahlung praenuweranüa oder durch Popvorschuß. Bekanntmachung. Hierdurch bringni wir zur öffentlichen Kenntniß, daß wir der neuen, von der Promenade am Obstmarkl aus bis zum Floßplatz zu führenden Uferstraße den Namen „Harkortstraße" gegeben baben. Leipzig, den 4. Juli 1876. Der Ratk der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wiliscd, Resdr. Eine neue kirchliche Einrichtung unserer Stadt. Die vor Einführung des Gesetzes über Beur kundung deS Personenstandes in Sachsen ander wärts, besonders in unserem Nachbarstaate gemachten Erfahrungen, nach denen eine ungewöhnlich große .Zahl von Brautpaaren die kirchliche Einsegnung und viele Eltern die Taufe für ihre Kinder nicht nachsuchten, führten hier bei dem Inkrafttreten des erwähnten Gesetzes zu einer Anzahl von Neu einrichtungen, um auch Denen, welche die gesetzlich nickt mehr vorgeschriebcne kirchliche Trauung und Taufe etwa nicht nachzusuchen gewillt sein sollten, die kirchliche Weibe dieser wichtigen Momente des Familienlebens begehrenswertster zu macke». So wird die Trauung gegenwärtig mit Orgel- begleitung, Gesang und geschmücktem Altar jedem einzelnen Paare, das darum für die Tage Montag dis mit Freitag nachsucht, frei von allen Kosten gewährt, die Taushandiungen sind meist aus der Sacristei nach der Kirche verlegt, um auch solche durch Orgel und Gesang feierlicher zu gestalten : auch hierfür werden Kosten nicht inehr erhoben. Diese Einrichtungen allein schon haben viel dazu bcigctragen, den kirchlichen Sinn in unserer Ge meinde wach zu erhalteil. neu zu beleben und nur gering ist die Zahl Derjenigen, welche die Ein segnung ihres EbebundeS vor dem Altäre deS Herrn oder die Taufe für ihre Kinder nicht nachsuchen. Um aber auch diese, bei denen es oft nur eines ausklärenden Wortes, eine- wohlmeinenden Zuspruchs bedarf, der Kirche wieder näher zu bringen, beschlossen feiner Zeit die vereinigten Kirchenvorstandc unserer Stadt, an solche Säumige eine schriftliche, und wenn daraus eine Erklärung nicht erfolgt, eine einmalige mündliche Anmahnung durch eines der weltlichen KirchenvorstandSmitglicder zu richten. In hohem Grade erfreulich ist es nun, zu sehen, von welch glücklichen! Erfolge diese Maßregel bisher begleitet gewesen, wie z. B. nachstehende Zahlen a«S der Nicolaiparochie ergeben, wo diese Einrichtung seit ungefähr zwei Monaten in Uebung ist. Trauungen vom 1. Januar bis I. Juli l876 aus dem Standesamt aus der Nicolaiparochie 168. Vollzogene kirchliche Trauungen . . 144. Ausgegangene Anmahnungen 29. Aus Anmahnung wurden kirchliche Trauungen nackgesncht .... 5 Noch schwebend, Nachholung ver sprochen >0 Zweifelhaft L Perweigert nachznholen 1) weil die Meldung für die Ehar- wvche nicht angenommen werden konnte 2 2) „iveil froh, mit der Kirche fertig zu sein" Aus der Parocbic verzogen . . . l 6 29. Ab die aus Anmahnnng bereits Ge trauten 24. 168. Taufen. Vom 1. Januar bis 30. Juni 1876 wurden in der Nicolaiparochie vom 1. Januar bis zum 15. April d. I. geborene Kinder ge laust 619. Ausgegangene Anmahnungen 57. Aus Änmahnung wurden Taufen nach gesucht 33 Noch schwebend, mündlich, zum Tbcil schriftlich die Nachholung versprochen > l Zweifelhaft, ob getauft werden wird . > AuS der Parochie verzogen 5 Verstorben 7 Periveigert 0 57. Somit auf erlassene 29 -s- 57 - 86 Anmah nungeu nur 3 Fälle von Weigerung, sich kirchlich trauen zu lasten, und 1 Fall, bei dem es Zweifel ^ hast ist, ob die Taufe noch nackgesuckt werden wird. *) Es erhellt hieraus, daß bei den 29 Ehepaaren »n welche die Anmahnungen ergangen sind, nur drei die kirchliche Einsegnung verweigerten und auch diese Zahl mindert sich noch, wenn man die zwei Paare in Abrechnung bringt, welche sich zwar gemeldet, aber für die Eharwoche, jedoch Wir würden sehr gern ähnlich« statistisch« Nach »«isr auch aus den anderen Kirchspielen unserer Stadt «istiehmril. wenn uns daS nolbwendige Material zu »täglich »«macht würde. Red. d. Igbl. da das gesetzliche Verbot der kirchlichen Trauungen ür diese Zeit noch besteht, zurückqewiesen werden mustten, später zu kommen aber abschluacn. Die anlWNglick hier und da geäußerte Befürchtung, daß hei den persönlichen Besuchern die Kirchcn- vorstandSmitglieder wohl unfreundlichem Begegnen auSgesetzt sein könnten, hat sich als dadurch irrig erwiesen, da nur bei einem einzigen Paare eine Weigerung, allerdings bedauerlichen Inhalts, aber immerhin in angemessener Form zu constatiren ist; überall ist den Kirchenvorstalidsmitgliedern mit der ihnen gebührenden Rücksicht begegnet worden. Dasselbe gilt von den säumigen Eltern Neu geborener, denen, beiläufig bemerkt, die Änmahnung in der Regel nicht vor Ablauf zweier Monate nach der Geburt deS KindeS zugestellt wird. Auch sicr. ungeachtet der viel größeren, in Frage kom menden Zahl, sind die Mitglieder des Kirchen- vorstandeS ein Mal unfreundlichem Empfange eitenS der Eltern begegnet, keiner einzigen posi tiven Weigerung, die Taufe nachholcn zu wollen. Dagegen liegen aus beiden Kategorien, wo die Nackholung der kirchlichen Handlungen vorläufig nur versprochen ist. eine Anzahl schriftlicher Zu- agen als Antwort aus die ausgesandtcn An- mahnungsschrciben vor und sollten, die Taufe be treffend, außer der angeführten zweifelhaften mündlichen Zusage selbst noch einige andere nicht in Erfüllung gehen, so würden selbst diese, den rüher gehegten Befürchtungen und der Zahl xnceits Getaufter gegenüber, immer doch nur eine verschwindende Minderheit bilden. Wir sehen a« solche», Beispiel, daß diese von den hiesigen Krrchenvorständen getroffene Einrich tung zweckentsprechend und als eine das kirchliche 'eben in der Gemeinde rcicklich fördernde sich >ewästrt. Rems Theater. Leipzig, 4. Juli. Seit langer Zeit ist wohl einem hiesigen Ereignisse mit so großer Spannung entgegengcsehen worden, wie der Eröffnung der Oper durch die neue Direktion. Allerdings ver ölst man auch aus dem Gebiete des Schauspiels dessen Neugestaltung sichtlich mit sehr lebhaftem Interesse, jedoch keineswegs in ebenso leidenschaft licher Weise, denn erstens kann das Schauspiel in seinem inneren Geiste ja nur erheblich ge winnen, zweitens besitzt keine Stadt ein so un gewöhnlich theilnahmvolles Opernpublicum wie unsere Musikmetropole, und drittens ist in der Oper der Verlust der hervorragendsten Kräfte ein überhaupt noch viel tiefer empfundener. Mag die aus einer ganz anderen süddeutschen Sphäre in eine ihr vielleicht völlig fremde strenge nord- deutschesGeschmacksrichtnng tretende neue Direktion nach dieser Seile nicht immer gut berschen wor den sein oder mögen andere Mißlichkeiten die Schuld tragen: Geschehenes läßt sich selten rück gängig machen «nur ein b>S zwei hervorragende Kräfte möchten sich sofort wieder gewinnen lassen). Woyl aber läßt sich der Beweis führen, ob der ernste Wille durchgreifend genug vorhanden, die Oper allmählich wieder aus die bisherige Höhe zu bringen. Ich sage ausdrücklich allmählich. Für die erste Zeit müssen wir dem uns Gebotenen nun einmal ein besondere- Maß von Geduld und Wohlwollen vertrauensvoll entgegenbringcn, in gerechter Rücksicht daraus, daß die Lage der neuen Direktion augenblicklich überhaupt eine außer gewöhnlich schwierige ist. Eine sechs Jahre lang hier heimisch gewesene Direktion bintcrläßt natür lich eine Partei von Anhängern, welche die ihr folgende mindesten- nicht mit gleichem Wohl wollen begrüßt, doch ist auch diese hoffentlich tact- voll genug, uni einzusehen, daß übereilte Demon strationen jede ruhige, gesunde Wiederentwickclung nur empfindlich schädigen müssen. Die neue Direktion wird uns eine große Zahl neuer Krästc vorführen, von denen sie selbst noch nicht weiß, welche sich behaupten werden. Die meisten werden in Betreff ihrer Ausbildung, ihrer Manieren :c. Lücken oder Seiten zeigen, welche mit unserem Gcschmackc nicht ganz üocreinstimmcn, auch werden sich darunter Novizen mit gänzlichem Mangel an Routine befinden. So wenig nun ein Kunstinstitut aus der Höhe deS nnsrigen dazu da, zu einer Per suchsstation für Anfänger zu dienen, ebenso un befangen werden wir in unserem eigenen Interesse ganz wesentlich unterscheiden müssen zwischen mittel mäßigen und wirklich hervorragenden Talenten, denn vergessen wir nickt, wie überraschend schnell in einer so höchst anregenden Kunstsphäre wie der hiesigen sich manche- junge Talent zuweilen auS völliger Ansänaerschast so bedeutend entwickelte, daß wir »nS später nur schwer wieder von ihm zu trennen vermochten. Hier haben wir zeden- salls die Pflicht, der neuen Direktion möglichst ehrlich berathend sichten zu besten zwischen guten und ungeeigneten Kräften wie überhaupt alle sich etwa ergebenden Schattenseiten allmählich ebenso nachdrücklich wie human zur Sprache zu bringen. Das sachliche Kunstinteresie wie unser eigenes und das der Direktion vereinigen sich in diesem Punkte so innig, daß sich allein aus diesem Wege ein deS bisherigen Rufes unserer Oper ebenbürtiger Standpunkt wiedergewinnen läßt. Mit nichts Geringerem als mit „Lohcngrin" trat die Direktion heute zum ersten Male in die Schranken — mit Ausnahme des durch Hrn. Lißmann trotz Indisposition trefflich ver tretenen Heerrnsers von der Titelrolle an bis zum Eapellmcister und Regisseur in durchweg neuer Besetzung. Bedenkt nian, daß man sich einem aus bis dahin sich völlig fremden Kräften zusammengesetzten Opernapparat gegenüberbefand, von dessen ungewöhnlicher Eomplicirtheit sich nur der völlig Eingeweihte einen annähernden Begriff z» machen vermag, sowie ferner, daß dein Ver nehmen nach die scheidende Direktion der neuen keinerlei Proben gestattete, sodaß von gründ licherem Vertrautwerden »lit dem Hause und seinen Dimensionen keine Rede sein konnte und erst in den letzten drei Tagen Orchester proben stattfinden konnten, so mußte man in nicht geringem Grade von der Exaktheit der gesanimten Aufführung überrascht sein und dem Ensemble wie der Regie vollste Achtung zollen. Ein wie wertkvoller Gewinn der neue Dirigent Hr. Sucher (früher in gleicher Eigenschaft am Hosopernthcatcr in Wien), zeigte außerdem schon die feinsinnig poetische Ausarbeitung deS lebhaft applaudirteii Vorspiels, die Einführung der eigen- thümlichen neueren Orchestcrausstcllung deS Wiener HosoperntheatcrS und überhaupt während der ganzen Oper die streng nach Wagner'- jetzigen Anordnungen in Wien regulirte Auffassung, in Folge deren zahlreiche Momente durch plastischere Breite :c. in ganz ungewohnt neuem Lichte er schienen. Sehr fesselnden Eindruck machte die elastische Tcmponahmc wie der aus alle Mit wirkenden Prächtig zurückwirkende frische Zug und feurige Schwung, die größere Discretion, das ausdrucksvolle Hervortreteu zahlreicher zu ver- ständnißvollcrer (Heltunq kommender Stellen, und andererseits die überraschend gute Bühnenmusik. Wesentliche Kürzungen waren beseitigt worden, für das dramatlschc Berständniß zum Tbeil un entbehrliche Stellen traten zum ersten Mal in ihr Recht, und dauerte deshalb die bereits Puirct 6 Ukr begonnene Vorstellung fast bis >/r l l Uhr. Ich muß mir für heute noch versagen, gebührend auf alle reformatorischen Verdienste nach dieser Seite wie der jene mittelalterlich sagenreichc Zeit durch bereits belebtere Action, sinnreiche und geschmackvoll korrekte Ausstattung :c. trefflich charakterisirenden Regie einzugchen. Der Chor hat zahlreiche frischere Stimmen gewonnen und bot, wenn auch im Allgemeinen noch weiterer Schliff nolhwendig, vieles sehr LobenSwerthe. Auch in Betreff der neugewonnenen Solokräste muß ich mir Vor behalten, erst später auf deren Leistungen speeieller einzugehen, freue mich aber, constatiren zu können, daß sich die Damen Hasse lbeck (Elsa) und Parsch (Ortrud) sowie Hr. Schelpcr (Tel- ramund) als sehr schätzenswert he Akquisitionen erwiesen, denen sich denn auch sehr bald die Gunst des Publikums in nachdrücklichster Weise zuwandte. Besonders zündete die erste Hälfte des 2. Actes, sowohl der große Dialog des intriganten Paares, welches beiläufig die leidenschaftlich diabolische Seite viel mehr als die fürstliche hervortreten ließ, als auch das Fraucnduett. In wie traurigem Verfalle dagegen heutzutage großenteils die stimmliche Ausbildung, die des Geschmack-, der dramatischen Action :c., wie Material, Routine, Correct- heit und noch so anerkennenSwerthes Streben nach Ausdruck allein noch keineswegs hinreichcn, dafür waren die Leistungen der neu vorgesührten männlichen Darsteller mehr oder weniger augen fällige Belege. Die Besetzung der Titelrolle wie die des Königs erwiesen sich aus diesem Grunde alS Mißgriffe, welche leider auf die übrigen Dar steller w«e aus den sonst so überraschend guten Totaleindruck beeinträchtigend zurückwirkten. Der da- Ganze beseelende Geist aber war abgesehen hiervon wie gesagt ein durchaus vertrauen erweckender und künstlerischer. Bleibt die Direc tion diesem Geiste getreu', so wird sie von selbs ans baldmöglichste Ausfüllung der sich in der Be setzung ergebenden Lücken ernstlich bedacht sein und kann ,n diesem Falle sicher aus die volle Achtung und Sympathie unseres ihr bereits sehr freundlich entgegenkommenden Publicum- rechnen. vr. Hrm Zopfs. Zur Klarstellung der Angelegenheit zwischen Herrn Instrumenten macher W Sprösse! und Herrn Eoinmerzieii- rath Julius Blüthner bemerke ich hiermit, daß Herr W. Sprösse! in seiner ersten Annonce (Tageblatt, Seite 2950) nur die Erzeugung von Aliquot-Tönen in einem ihm zugehörigen Instru mente ebne nähere Bezeichnung desselben, und in einer zweiten Annonce (Tageblatt. Seite 3027) ein Sirenivn von Vromberger erwähnte, nur aber nur ein Sirenivn von Proinberger bekannt ist, welches Instrument ich in meiner bereits 868 erschienenen Geschichte des Claviers. Seite t-19, als eine ganz unwesentliche Erscheinung angeführt bade. Während meiner Anwesenheit in der Wohnung deö Herrn W. Sprösse! wurde mir weder ein Sirenion von Bromberger noch ein solches Instrument von Proinberger gezeigt. Der Wahrheit gemäß erkläre ich nun hierdurch, daß die Idee zur Herstellung des Blüthlier'schen Aliquot-Systems auf einer ganz anderen akusti- chen Basis erwachsen ist, als die Idee zu dem Bau des Proin berger'schen Sirenion, welches i» einer Zeit construirt wurde, wo die musikalische Welt die wissenschciftlicken Untersuchungen eines ^elmholtz und Anderer über das Wesen der Klang- arbe noch nicht kannte, daß aber auch die prak tische Ausführung Blüthner's von der Aus übrung Promderger's ganz verschieden ist und überhaupt Julius Blüthner l) eine ganz neue Mensur der Saiten, 2 ein ganz neues Agraffen-Arrangemcnt, 3> eine Erweiterung des Raumes für die Elaviatur, 4) eine neue Doppel- dämpsereonstruction und 5- eine neue Steglage auszuweisen hat. Die Arbeit von Julius Blüthner ist also nicht allein vollständig patentfähig, ondern sie trägt sogar zur Lösung eines Problems, an welcher in neuester Zeit die hervorragendste» Instrumentenbauer in Deutschland und Hlnierika emsig gearbeitet haben, wesentlich bei, wie dies auch von bocbbedeutenden Künstlern ohne Ein schränkung anerkannt worden ist. Damit aber nicht allein Sachverständige, sondern auch Laien einen klaren Einblick in d»e Sache erhalten, fordere ich hierdurch Herrn Commerzienrath Julius Blüthner und Herr» W. Sprösset auf, ein Aliquot-Pianosvrtc- Jnstrument des Erstgenannten zugleich niit dem oben bezeicbneten Sirenion im Besitze des Ntzt- zcnaniiten in einem geeigneten Locale öffentlich so auszuftcllen, daß dem großen Publicum der Zutritt leicht möglich ist. Aus diese Weise ist )ann auch der Weg zur Popularität des Blüthner chen Aliquot-Systems und zur richtigen Beur- theilung der Sache (z. B. der Arbeit im Sirenion!) von Seiten der zahlreichen Kunst freunde gefunden. ES wäre gewiß überhaupt recht nützlich und der Sache sehr förderlich, wem« die pateutirteil Eon struetionen zur Ansicht und Beurtheilung öffentlich ausgestellt würden. Sinnreiche Erfindungen sächsischer Pianofortesabrikanten, z. B. die Systeme des Herrn Hofpianofortefabrrkanten Kaps in Dresden, des Herrn Francke in Leipzig, des Herrn Temmler in Leipzig rc. rc., könnten durch solche Einrichtung ebenfalls leicht erfaßt und ge würdigt, Mißverständnisse aber vollständig cniSge schloffen werden. Oscar Paul. Leipzig, am 5. Juli 1876. Juli nnd August als Kindesmörder. Bekanntlich ist das zarteste Kindesalter der Sterblichkeit am meisten auSgesetzt. Im siins- amdzwanzigjährigem Durchschnitt standen von je 10,000 Verstorbenen in Leipzig 4132, also bald die Hälfte im Alter unter 5 Iabren. Keine Jahreszeit ist aber de» Kindern, beson ders denen unter einem Jahre, gcfährlickur als Juli und August. Im Jahre 1873 starben in Leipzig 822 Kinder unter einem Jahre, davon allein 139 im Juli und 148 im August; »>874 iu Summa 862, davon 156 im Juli und 129 im August; 1875 in Sumnia 1"23, davon 162 nn Juli und 173 in« August. In Berlin starben in deu beiden Monaten regelmäßig so viele Kinder, daß dadurch die Ge- storbenenzlffer dieser Monate die Geborenenziffer überragt, während sonst das Gegentbeil der Fall zu sein pflegt Fragt man nun, welche Krankheiten den Kin der» in den erwähnten Monaten so gefahr bringend sind, so zeigt nns die Statistik der Todesursachen, daß dies fast ausschließlich Darm - katarrh und Brechdurchfall sind Von den im Juli und August 1875 in Leipzig Versio .denen 335 Kindern unter einem Jahre erlagen nämlich allein lOO dein Darmkatarrh und l02 dcm Brech durchsall. Alle Eltern werden gewiß au- diesen Zahlen die Mahnung entnehmen, in den nächsten Wochen die Fürsorge für ihre kleinen Kinder zu
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