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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187607165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18760716
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18760716
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1876
- Monat1876-07
- Tag1876-07-16
- Monat1876-07
- Jahr1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1876
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Erscheint »glich früh 6'/, Uhr. Retzactt«» »»> Tepetltiio gohannisgaste 38. Verantwortlicher Redatteur sie. Hüttner in Reudnitz. Sprechstunde d. Redartion «ormnia,» «»» N—lt Uhr Nachmittag» »oa »— S Uhr. ««nähme der für die nüchft- totaende Rümmer bestimmten Inserate an Wochentagen dto !.U-r Rachmittags, an Soun- nud Festtagen früh bis '/,S Uhr. z, örn/Utaln, siir 2»s. ^,«,h»r: Otto Klemm, llniversitütSstr. 22, Laut« Lösche, Satharinenstr. l 8, p. nur bis '/,8 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- und Gcschästkvcrkcbr. Anflnge L4,4LO. Ztt>»i»irinritt»»rrt» viertelt. Mf, incl. Brmqerlohn ü Mt., durch die Post bezogen v Mt. Jede einzelne Nummer 30 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbeförderung 36 Pik. mit Postbesvrderung 4L Mk. Inserate taesp Bourgeois;. 20 Vt. Größere Schriften laut unserem Prciüvrrzrichniß. — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Neclame, ualrr de« Nröaktiiarsiri» die Spaltzeil« 40 Pf. Inserate sind stets an d. Lr»rdtt1t>o zu senden. — Rabatt wird m<1 e gegeben. Zahlung praenumsnmüo oder durch Postvorschuß. W 198. Sonntag den 10. Juli 187«. Zur gefälligen Beachtung. Zur Vermeidung von vielfach schon borgekommenen Verdrießlichkeiten sehen wir »NS zu der Erklärung veranlaßt. daß Rückantworten auf die in unserer Expedition nieder gelegten Adressen durch un- niemals befördert werden können. Gewerbekammer zu Leipzig. Künftigen Montag de« 17. Juli 1878 -kachnaittag- L Uhr findet eine öffentliche Sitzung der Gewerbekammer im Saale der ersten Bürgerschule hier statt. Tagesordnung: 1) Registrandenvortrag. 2) Mlttheilungen über verschiedene Eingänge, daS lange Borgen betreffend. 3) Einladung zum volkswirihschastlichen Congreß in Bremen. 4) Gutachten Uber die Frage der Erhöhung de- EingangSzoll- auf Sohlleder Leipzig, den 12. Juli 1876. Die Getverbeka«n»er daselbst. Wilh. Haellel, Vors. Adv. Ludwig, Secr. Neues Theater. Leipzig, 14. Juli. Wie schwer eS auch für manche an anderen Bühnen beliebt gewesene Künstler, sich einem durch hervorragende und ab gerundete Leistungen so verwöhnten Publicum wie dem unsrigen gegenüber zu behaupten, lehrte von Neuem die heutige Aufführung von Flotow's „Martha", besonder- eine so yocharistokratiscke RepräsentationSrolle wie die Titelpartie. Frl. Roth zeigte sich im Besitz eine- klaren hohen Sopran-, welcher in der höheren Lage wohllautend voller oder weicher Tonentfaltung fähig ist, und versteht denselben ganz zierlich mit ziemlich routinirter, am Bortheilhaftesten in einem guten Triller sich präsentirenden Technik zu verwenden. Oesters zu Helle oder flache Manier verleiht ihrem Gesänge jedoch einen überwiegend soubretten hasten Charakter. Manchmal ist der Klang des Organs ein stark anfängerhafter, manchmal da gegen ein angestrengter. Starke Angst und Be fangenhcit schienen so Manches zu verschulden; aber auch trotzdem ist vor Allem Bedacht zu nehmen aus bessere- Beherschen und Zügeln deS Athcms, welcher den Ton oft zu unruhig heraus schleudert, überhaupt darauf, in Ansatz wie In tonation der Stimme besseren Halt zu verleihen, die Consonanten schärfer zu bilden, die Technik abzurunden und daS mitunter ganz sinnige Spiel viel bewußter und seelisch vertiefter zu entwickeln. Der heute bereits von Neuem vorgeführte Tenor Hr. Baer machte im Allgemeinen einen ebenso gewinnenden Eindruck. Wohl bleibt auch bei ihm Manches auSzugleichen oder weiter zu entwickeln, namentlich sein Spiel, auch ließen weniger ent schiedene Töne oder belegt klingende Stellen auf nicht günstige Disposition schließen. Abgesehen hiervon verspricht aber Hr. B. wegen seines an genehmen und metallreichen OrganS wie in Folge von dessen guter Bildung und sinniger Verwendung eine vortreffliche Kraft zu werden, und wendete ihm daS Publicum allem Anschein nach bereits recht lebhafte Sympathien zu. Gegenüber m an chen befremdenden neuenLeistungen machten die viel reiferen unserer früheren Mit glieder Frl. Löwy und Hr. Reß wohlthuenden Eindruck. Hr. Krieg wußte nicht den rechten Ton für Herrn Tristan zu treffen, welcher bei aller Geckenhaftigkeit gleich seiner Lady eine durchaus feine hocharistokratische Figur bleiben muß. Auch der von Hrn. Miller nicht übel gezeichnete Richter darf in dieser zierlichen Oper trotz alles burlesken Anfluges nicht allzu derb travestirt werden. Die drei Mägde verstanden sich nicht besonder- vortheilhast einzusühren, beim Frauen chor machte sich die sehr neue Zusammensetzung österS bemerkbar, und auch in Beziehung aus geschmackvolle, abgerundete Scenerie und Hand lung gehörte die heutige Aufführung zu den weniger glücklichen, wurde überdies zuweilen durch lautes sprechen rc. auf oder hinter der Scene gestört. Was Balletteinlagen betrifft, so wird deren dra matische Reform vor Allem darauf zu richten sein, daß sich dieselben durch Handlung und Situa tion motiviren lasten, in diesem Falle daher z. B. einem kleinstädtischen Jahrmärkte durchaus ent sprechen. Die Direction unterläßt nicht, eine große Zahl neuer Mitglieder zur AuSwahl vörzusühren. Dieses Verfahren hat nur die nicht unbedenkliche Seite, daß oei dem Zusammentreffen mehrerer nicht genügender der Enttäuschung und Verstim mung im Publicum leicht gesteigerte Nahrung ge boten wird. So wäre eS z. B., nachdem unS bereit- drei Coloratursängerinnen vorgeführt worden, doch gewiß in künstlerischer wie pecuniärer Beziehung viel mehr in ihrem Interesse, statt dreifacher Besetzung eine einzige vorzügliche zu! gewinnen. DaS Publicum erwärmt sich selbst verständlich für eine wirklich hervorragende viel eher als für fortwährend neue Erscheinungen. — vr. Hrm. Zopfs. Lunftverein. Sonntag, 16. Juli. Neu ausgestellt sind: ein Gemälde von IaroSlav Czermak in Paris, „Die Hussiten vor Naumburg", ein Portrait von demselben und eine Reihe Photo graphien nach anderen Gemälden desselben Künst ler-, sowie der Cyklus der „Kriegs- und Friedens- Helden au- König Friedrichs Zeit" von Adolf Menzel, in Holzschnitten von Eduard Kretzschmar. Ausgestellt bleiben folgende Gemälde: „Der Sturz Robespierres" von Max A d a m o, „Ungarischer Saubirt" von I a r o s l a v C ze r m a k, „Rosenzeit" von Paul Thumann, zwei Land schaften von L. Gurlitt, „Waldcapelle" von C. Triebet, ein Seestück von Jan Porcellis und eine Landschaft von Jan Wynants sowi^ die Photographien nachArthurvon Grottger's Compositionen-Cvklus: „im Tbale der Thränen" Aus Stadt und Land. * Leipzig, 15. Juli. Wir lesen in der heuti gen „Frankfurt. Zeit." folgende Mittheilung: Bekanntlich hat inan viel Wesens daraus gemacht, daß Äeneralpostmeister Stephan seinen Beamten einen Anspruch auf Urlaub von jährlich 14 Tagen zuerkannt. Wie es indeß in Wirklichkeit damit aus sieht. legt eine in der „Wests. Htg." enthaltene Dar legung klar. Danach muß der einzelne Beamte unge- sähr ein halbes Jabr lang täglich fast eine Stunde über die schon ohnehin ausgedehnt genug bemessene und anstrengende Dienstzeit arbeiten, da ja nach dem be kannten Sparsamkeitssystem Stellvertretungs - Kosten für di« Berwaltuna auS der Ertheiluug des Urlaubs nicht erwachsen dürfen. DaS gepriesene Recht dieses Ur laubs wird somit jedenfalls sauer und schwer genug erworben. Dazu kommt, daß gegenwärtig auch die früher bewilligten Reiseunterstüyungen. wie überhaupt alle Unterstützungen fortgesallen sind, weil fie — nach Ansicht des Herrn Gcneralpofimeisters — «rfahrungsmäßig nur dazu dienten, daß der Beamte Schulden darauf mache ff!) und sich auf dir Verwaltung verlast«, während er, wenn er wiste, daß er durchaus nichts erhalte, sich nach seiner Decke strecke, ff!) Praktisch, meint die „Wests. Ztg." mag dies sein, mitunter aber, wenn z. B. unverschuldete und unvorhergesehen« Unglücksfälle eine Beamtensamilie hrimsuchen, ist es jedenfalls recht hart. Leider scheint aber nach neueren Anschauungen die Postverwaltung nicht bloß im Interest« des Publicum« verbanden zu sein, sondern auch ganz »vesentlich im Interesse des Staats und zwar im finanzpolitischen. Aus ihr aber eine unentbehrliche Einnahmequelle machen, heißt zugleich den Brobkorb für die Beamten recht hock hängen. Nach unseren Informationen liegt die Sache wesentlich anders. Die Postverwaltung gewährt ihren Beamten zweierlei Urlaub, Krankheitsurlaub und einen in gewissen Perioden regelmäßig wieder kehrenden Urlaub zur Erholung. In dem ersteren Falle wird dem Beamten nicht im Geringsten angesonnen, die Urlaubszeit durch vermehrte Arbeit wieder auszugleichen. Was die letztere Art von Urlaub anbelangt, so ist diese Einrichtung von den Postbeamten mit lebhafter Freude begrüßt worden, und man nimmt von ihrer Seite, wie wir hören, gar keinen Anstoß daran, daß die beurlaubten Beamten durch etwaS Mehrarbeit von Seiten ihrer zurückgebliebenen College,, über tragen werden. Aus andere Weise würde die Einrichtung nicht möglich gewesen sein, denn die Postverwaltung hat keine überzähligen Beamten, welche nur dazu da sind, un» die durch die letzt gedachten Beurlaubungen im Arbeiterversonal ent- Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch am Itt. Juli ». <. Abends V,7 Uhr i« Saale der 1. Bürgerschule. Tagesordnung: I. Gutachten des Oeconomie- und Bauausschustes über Einleitung des ExpropriationSver- fahren- gegen einen Hausbesitzer in der Plcißengaste wegen Arealadtretung zur Straßen verbreiterung. II. Gutachten des OeconomicausschusteS über u. die Herstellung der Uebergänge über den Augustusplatz, d. die Hebung und Pflasterung des TheaterplatzcS, e. Vorkehrungen gegen die Dammrutschungen am Wallgraben der Pleißenburg. III. Gutachten des Oeconomie-, Bau- und LöschauSschusteS Uber Verbreiterung der Alexan derstraße. IV. Gutachten des Schul- und BauauSschustes über verschiedene Reparaturen in der 1. Bür gerschule. V. Gutachten deS Bauausschustes über u. Einlegung der Wasserleitung in die Straße I.. des südlichen Bebauungsplanes, d. Reparaturen am Gewandhause, e. dergl. im Eom- munarundstücke Nitterstraße Nr. 3, ck. Honorarverwilligung für die Skizzen zu», Bau der Friedhofscapelle. VI. Gutachten deS Ausschusses zur Gasanstalt über u. Aenderuug der Gasbeleuchtung-« Anlagen in der Lindenstraße und am Bayerischen Bahnhof, b. Cinlegung der Gasrohre in der Straße 1^. deS südlichen Bebauungsplanes. VII. Gutachten deS Gas- und Oeconomieausschustes über Cvrrection der Fahrstraße von, AuSgang der Universitätsstraße über den Roßplatz nach der Slernwartenstraße, sowie ü ber Vermehrung der Beleuchtungsanlagen dort. standenen Lücken zu decken. Was die angebliche Entziehung der Reiseunterstützungcn betrifft, so be ruht auch hierin die Angabe der „Franks. Ztg." auf Unrichtigkeit. Im Gegentheil, es werden nach wie vor Reiseunterstützungen gewährt. * Leipzig, 15. Juli. Wir haben immer die liberalen Parteien zu größerer Rührigkeit in Be treff der Wahlagitati on ermahnt, denn wir sind nicht geneigt, die Gefahren zu unterschätzen, welche aus dem Indifserentismus der Wähler her vorgehen können. Auf der andern Seite können wir indessen nicht billigen, wenn hier und da zu pessimistische Ansichten in den Reihen unserer Parteigenosten über die Aussichten bei den nächsten Wahlen geäußert werden, und wir müssen uns aus diesem Grunde gegen eine Mittheilung in der heutigen Nummer der „Dresdner Zeitung" wenden, welche folgendermaßen lautet: D-e Socialdemokratcn treffen mit großer Fertigkeit ihre Vorbereitungen zu den nächsten ReichStagSwahlen. Sie hoffen, ihrem bedeutendsten Führer Bebel die Vertretung für Leipzig zuwenden und für Meerane dann einen Ersatzmann stellen zu können. Wenn ihre Gegner sich nicht rühriger wie gewöhnlich zeigen, so dürften sie eines Zuwachses von zwei Stimmen ziem lich sicher sein und von den 23 sächs. überhaupt sich 9 zuzählen können. Nack der leidenschaftlichen Art. wie der Reichstagsabgeordnete Bebel dem Reichs- und Landlagsabgeordneten «raufe jüngst in Leipzig gegen übergetreten, will es scheinen, als würden die Social demokraten rücksichtsloser und anmaßender denn je vorgebcn. Wenn Derjenige, welcher den vorstehenden Satz niedergeschrieben, die Befürchtung zu haben scheint, daß es der Socialdemokratie gelingen werde, unter gewissen Umständen den Sieg ihres Candidaten in Leipzig herbeizusühren, so glauben wir ihn be ruhigen zu sollen. So viel Eifer werden Leipzigs reichstreue Bürger unter allen Umständen an den Tag legen, daß sie die Wahl des Herrn Bebel zu verhindern wissen. Und daran werden auch ge wisse Bestrebungen, eine Stimmenzersplitterung her beizuführen,Nichts ändern. Ueber derartigeManöver ist man hier nach und nach so weit aufqekiärt worden, daß sie nicht mehr verfangen. Daß aber die nöthige Regsamkeit in der Wahlagitation seitens der nationälliberalen Partei zur rechten Zeit ent wickelt wird, dafür bürgen „ns die Männer, welche vorläufig die Initiative ru gemeinsamem Vorgehen der Gemeinnützigen Gesellschaft und de- Städtischen Vereins in der Wahlangelegenheit er griffen haben. Auch die Lage der Dinge in der Provinz läßt unseres Wissens die Befürchtungen der „DreSdn. Ztg." nicht allenthalben gerechtfertigt erscheinen. * Leipzig, 15. Juli. Der in der letzten Nummer der Dresdner „Reichszeitung" erschienene, von unS bereits gewürdigte Hetzartikel gegen die jenigen sächsischen Amtsblätter, welche den Muth haben, eine eigene, selbstständige Meinung zu vertreten, hat de», Rcdacteur und Herausgeber des „Frankcnberger Nachrichtsblatt". Herrn Ötto Roßberg, welcher unseres Wissens auch die Stellung eineS Vorsitzenden des Vereins der säch sischen Hrovinzialpreste bekleidet, Veranlassung ge- geben, in einem Artikel seines Blattes energisch gegen diesen neuesten Versuch, die Selbstständigkeit der Amtsblätter zu unterdrücken, Verwahrung cinzulegen. Herr Roßberg weist dem Verfasser des Artikels der „Rcichszeitung" zunächst nach, daß er wider die Wahrheit verstößt, wenn er be hauptet, die kleineren Amtsblätter brächten Artikel, welche demoralisircnd aus das Volk einwirkten Gerade die kleineren Blätter wüßten recht wobl, daß sie für viele Familien die einzige Lectüre bilden, daß sie also in der Wahl ihreS Unter- haltungSstofse« vorsichtiger und gcwistenbaster sein mästen als ein gewisses Residenzblatt (Dresdner Nachrichten), welches oft Sachen von solcher Zwei deutiqkeit bietet, die jedem Localblatte in der Provinz vic Existenz untergraben müßten, weil seine Leser gegen solche Gaben protestircn würden. Aus den kreisen deS Verfassers des Artikels der „Reichs zeitung" habe man noch nie von einem Protest ;egen jeneS Blatt gehört, den, man Beziehungen zu „höheren Kreisen" nachsagt. Herr Roßberg weist dem Hetzer der „Reichsztg." ferner nach, wie er von den finanziellen Angelegenheiten der Amts blätter ganz und gar Nichts versteht. Dieser )atte aus dem Charakter des Amtsblattes eine große Ergiebigkeit für den Verleger herausgerech net und muß sich nun dahin belehren lasten, daß die amtlichen Bekanntmachungen unter Gewährung eines so hohen Rabatts abgedruckt werden müssen, daß dabei Nichts übrig bleibt und daß auch die durch das Amtsblatt möglicherweise herbeigeführte Vermehrung der Abonnenten insofern kein Ge winn für den Besitzer ist, als die Abonnements- erträgniste die Herstellungskosten des Blattes bei Weiteui nicht decken. Ganz einverstanden sind wir mit der Schlußbemerkung deS Herrn Roßberg, welche lautet: „Und all das Geschrei deS so Wohl unterrichteten nur deshalb, weil ein Blatt gewagt hat, seine Meinung dahin auSzusprechen, daß das sächsische Volk mit den Resultaten des letzten Landtags, dessen Mehrheit so generös im Be willigen gewesen, voll zufrieden zu sein nicht Ursache habe. Auch wir haben in voriger Woll e uns schon darüber geäußert; die Amtsblätter in ihrer jetzigen Einrichtung sind auch Organe der öffentlichen Meinung und werden sich durch solche reactionaire Unkenrufe nicht bccinflustcn lasten. Die öffentliche Meinung aber wird wieder sprechen, wenn im nächsten Jahre die wesentlich erhöhten Staatssteuern zur Einhebung gelangen." — Man kann sich nur freuen, wenn man sieht, wie aus dem Kreise der Besitzer von Amtsblättern immer mehr Kundgebungen politischer Unab hängigkeit kommen. Vielleicht dient gerade das denunciatorische Vorgehen des Dresdener reicbSseindlichen Iunkerblattes dazu, den Grad selbstständiger Gesinnung in jenem Kreise zu er höhe». Uebrigens beschäftigt sich die „Reichszeit." heute bereits wieder mit einem andern Amts blatt, demjenigen von Roßwcin, welche- ebenfalls das Verbrechen begangen haben soll, eine national liberale Färbung an den Tag zu legen. Es ist freilich für viele „Wohlgesinnte" sehr ärgerlich, daß es nicht gelingen will, alles selbstständige politische Denken und Thun in Sachsen auszn- rotten. * Leipzig, 15. Juli Entgegen einer Mitthei lung der „Dresdner Presse", nach welcher an- gcbilch die Rede sei, daß die großen Manöver des 12. und 4. ArmeecorpS im September unterbleiben sollen, daß in Folge dessen mit Be stimmtheit verlaute, die Reserven würden zu dieser KriegSübung nicht einberusen — „Dispositionen, welche dem Anschein nach ein Ausfluß der ernsten politischen Lage seien, da man befürchten »Me, den Krieg in blutigem Ernste führen zu müssen" — können wir nur versichern, daß in den Kreisen, welche von solcher Abänderung wissen müßten, Nichts davon bekannt ist. Im Gcgen- theil, die Gemeinden in der Umgegend von Leipzig, die von den Manövern berührt werden, empfangen fortwährend Mitthcilungen über die Einquartierung rc. Bekanntlich war erst vor wenigen Tagen eine Abtheilung des sächsischen Gcneralstabes hier, um das Manöverterrain zu besichtigen. Und dann ist denjenigen Reservisten, welchen früher eine Erleichterungder Dienstzeit durch frühere Entlastung, als sie eigentlich gesetzlich fest gesetzt, gewährt worden, der Befehl zur Ein- verusung während der Manöverzeit, wie wir br- stimmt hören, in der Tbat zugegangen. So große, von langer Hand vorvereitete militairische Maß-
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