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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.01.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186101155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18610115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18610115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1861
- Monat1861-01
- Tag1861-01-15
- Monat1861-01
- Jahr1861
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.01.1861
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falls die meisten Geschäfte direct zwischen Käufern und HgrSäufern abgeschloffen werden, ist unS in jener Richtung mit elftem Bei spiele vorangegangeru Die Baumwollindustrlellen der östlichen Kantone wählen gemeinsam einen Ausschuß, dem jeder Fabrikant sich verpflichtet, wöch«tlich die Preise und dm Umfang der abge schlossenen Verkäufe mitzutheilen. Diesem Ausschuß, der die Ver pflichtung hat, jedem Einsender speciell das Geheimniß zu wahren, ist dagegen die Aufgabe gestellt, die erzielten Preise zusammenzu stellen und daraus die Mittelpreise für die verschiedenen Sorten zu ziehen und bekannt zu machen. Könnte nun bei uns nicht AehnltcheS eingerichtet werden? Sollte nicht hier ebenfalls aus führbar sein, daß eine größere Anzahl Fabrikbesitzer sich gegen seitig verpflichten, zu gleichem Zwecke periodisch ihre Preise einem ähnlichen Ausschüsse oder den in Stuttgart bereits vorhandenen beeidigten Börsensensalen mitzutheilen, um durch diese einen Preis courant verfassen zu lassen, dem dann auch, wie schon von so mancher Seite gewünscht wurde, die Curse der Aktien industrieller Etablissements angefügt werden können? Die ungleichen und unregelmäßigen Verkaufsbe dingungen, welche die Producenteu ein und desselben Artikel- oft gewähren, anbelangend, so hoffen wir, daß diese nicht lange mehr einen Stein des Anstoßes bilden werden. Während solche Ungleichmäßigkeit nur die Calculationen erschwert und zu Irrungen und Streitigkeiten Anlaß giebt, sind die Vortheile, die mancher Käufer in den ihm höher als andern gewährten ScontiS erblickt, in der Wirklichkeit gar nicht vorhanden, denn der Verkäufer wird stet- darauf angewiesen sein, danach wieder die Ealculation seines Preises zu richten. Die Vortheile, welche die Käufer je nach dem Verhältnis ihrer Solidität und dem Umfang ihrer Geschäfte den weniger soliden und kleineren gegenüber genießen, werden ihnen nie entgehen können, denn jene beiden Umstände bilden eine Werth sache, die allzusehr in der Natur der Dinge begründet ist. Das durch gleichmäßig eingeführte Zahlungsbedingnisse nur scheinbar Eingebüßte wird ihnen durch verhältnißmäßig niedrigere Preise in vollkommen gleichem Maßstabe eingebracht werden. Auf Be seitigung jener Unregelmäßigkeiten, welche namentlich der deutschen Baumwollindustrie, nachdem dieselbe zu einer so bedeutenden Potenz herangewachsen ist, sehr übel anstehen und in der That ihrem Wesen näch einer vergangenen Zeit angehören, dagegen aber auf Einführung gleichmäßiger Verkaufsbedmgungen und Jnteressen- rechnungen in Conti Corrent hinzuarbeiten, sollte daher nebst der Einführung von Warenpreislisten eine durch die Stuttgarter Jndustriebörse zu lösende Aufgabe sein. Indem sie solcher Weise bei sinkenden Preisen die Käufer herbeizieht und der Ueberproducnon entgegenarbeitet, bei steigenden Preisen aber rechtzeitig zur ver mehrten Fabrikation aufmuntert, erfüllt sie eben ihre Aufgabe, ein Regulator zwischen Angebot und Nachfrage zu sein und der Gewerbeproduction den Segen einer stetigen Entwickelung zu er ringen. " Einige Winke an Gartenbesitzer, deren Obstbäume vom Hagelwetter betroffen worden find. Da das Hagelwetter am Ende des Monat- August die Obst bäume hart beschädigte, als die Wachsthumsperiode ziemlich zu Ende war, so kann mit vorsichtiger Behandlung der größte Theil der stärkeren Bäume gerettet werden, während es bei den schwächern, welche nur ein dis drei Jahre aus der Baumschule angepflanzt worden sind und deren junge Kronenäste verwundet wurden, rath- sam ist, sie durch neue zu ersetzen, denn man erhält nie daraus einen gesunden Baum. Vor allem muß man beim Aurückschneiden der Aeste in diesem Frühjahr vorsichtig zu Werke gehen, damit die Circulation der Säfte durch allzuvieles Zurückschneiden nicht gestört werde, denn durch solche- erhält man besonders an Aprikosen, Pflaumen und Kirschen den sogenannten Harzfluß oder die Brandflecken, welche den Bäumen nach einigen Jahren entweder den Tod bringen oder sie zu siechenden, keine Früchte erzeugenden und deshalb den Platz nicht rentirenden machen. Ich will besonders an eben ge nannten Obstarren, welche dem Harzfluffe am meisten unterworfen sind, den Aurückschnitt auf Hochstämme populär darzustellen suchen, damit Laim denselben leicht au-führen können. Man schneide im Monat März bis Anfang April bei frost freier Witterung die Hälfte bis zwei Dritttheile der am meisten beschädigten Aeste so zurück, daß vom Gramme oder den Haupt ästen aus ein di- zwei Fuß lange Aftstumpfe stehen bleiben. Sollten diese noch beschädigt sein oder wunde Flecke haben, so schneide man an solchen die äußere rauhe Schale glatt ab, wie man in der öderen Schnittwunde de- AststumpfeS, wenn solche mit der Säge verursacht worden ist, ebenfalls mit dem Messer eine glatte Fläche schneidet, beschmiere diese wundm Stellen mit Baumwachs, dicker Oelfarbe, dickem Satz aus den Oel - Raffinerien oder dergl., damit sie leichter vernarben und auSheilen Es werden sich au- diesen Stumpfm neue Augen bilden, von denen man 6—8 Stück nach verschiedenen Richtungen sich entwickeln läßt; die übrigen Auqm beseitigt man, barmt mehr Krqft in die vorhandenen üHrÜeht und man starke Triebe erhalte, welche die nLchstimmenden Aste bilden. Die Hälfte oder das Diitttheil der übrige» nicht -urückge- schnittenen Aeste bleibt unbefchnitten, dagegen^ werden die vor handenen Hagelflecken glatt beschnitten mH mitHm oPWnannten Substanzen bestrichen. Durch diese Manipulation wird in den Bäumen die Circulation der Säfte ^vertheilt, die vorhandenen wunden Flecken werden geheilt und der Harzfluß verhindert. Sind die an dem zurückgeschnittenen Stumpfe erhaltenen Triebe oder Zweige kräftig hervorgekommen, so kann man die im ersten Früh jahr unbeschntttenen Aeste im nächstfolgenden zurückschneiden, so daß man Bäume mit verjüngten und kräftigen Kronen erhält. Dasselbe Verfahren beobachtet man an Pfirsichen und Aprikosen, welche am Spalier gezogen werden, nur mit dem Unterschiede, daß die unbefchnitten gelassenen Aeste, nachdem die Stumpfe im Frühjahr kräftig getrieben haben, schon nach Johanni dieses Jahres zurückgeschnitten werden können, so daß sich der Baum in einem Jahre verjüngt und das nächstfolgende Jahr schon Früchte bringen kann. Mit dem Zurückschneiden der Birn- und Aep felbäume braucht man nicht so vorsichtig zu Werke zu gehen, weil solche weniger dem Harzfluffe unterworfen sind; doch ist das obige Ver fahren auch anzuwenden, wodurch man einen kräftig verjüngten Baum wieder erhält. Den Wallnußbaum hingegen schneide man im Frühjahr nicht zurück, sondern lasse solchen erst austreiben und beseitige die am meisten zerschlagenen oder verwundeten Aeste erst nach Johanni. Schließlich möchte ich noch über den Wein stock einige An deutungen geben. Wenn dessen Reben im Herbste nicht schon ganz zurückgeschnitten worden sind, so thue man dies im Früh jahr nicht, sondern nehme dem Stock blos das nicht reif gewordene Holz und lasse denselben ruhig seine Augen entwickeln, dann be. halte man einige der kräftigsten Triebe stet- im Auge, damit sie kräftig emporsprossen und man wird für nächstes Jahr wieder tragbare Reben erhalten. Diese wenigen Mitrheilungen fühlte ich mich gedrungen meinen Mitbürgern gegenüber zu veröffentlichen und ich bin außerdem gern bereit, so weit es meine Zeit erlaubt, jede mündliche Anfrage zu beantworten. — Leipzig, Januar 1861. G. A. Rohland, Kunst- und Landschaftsgärtner. Leipziger Photographien. IV. Es ist eine unangenehme Sache, wenn ein erwartungsfrohes Ballfräulein sitzen bleibt, aber eine ebenso fatale Lage ist es, wenn ein Jüngling statt der Antwort „Mit Vergnügen" die Donner worte »Bedaure sehr, ich tanze nimmermehr" auf seine Bitte um einen Tanz empfängt, was man einen Korb nennt. Es giebt zwar noch inhaltsschwerere Körbe auf dem Markte de- Lebens, die ewig unvergeßlich vor der Seele stehen bleiben, aber schon ein solcher Tanzkorb ist eine so unangenehme Sache, daß der Mutk in der Brust viel von seiner Spannkraft verliert. Ja, wenn Sie keinen Tanz mehr disponibel hat, ist es eine andere Sache; dann geht der Jüngling stolz von dannen und denkt: „Jft's nicht Kinchen, ist es Sinchen (kommt her von Melusine, wie Binchen von Sabine)! Dort sitzt ja eine massenhafte Anzahl disponibler Damen in der mannichfaltigsten Auswahl, murmelt er, klemmen wir das Gläschen ein, sehen wir uns die Sache an, und die Schönste, bei mir! sie sei mein eigen!" Aber wenn Sie disponibel hat und dennoch flötet: »Bedaure sehr, ich tanze nicht!" das ist ein Korb, nagelneu, dauerhaft und leicht zu fassen. Dann kommt die schwierige Rechtsumkehrtwendung, von deren riesiger Schwierig keit sich eine Dame keine Vorstellung machen kann, dann kommt die zweite Schwierigkeit, da- durchbohrte Gefühl seine- Nichts und die Visage zu beherrschen, denn da- entmenschte Paar dort freut sich und kichert abscheulich, und schließlich kommt die dritte Schwierigkeit, nunmehr ohne Muth in der Brust und ohne Spannkraft unter seinen Mitmenschen wandeln zu müssen, weiter zu suchen und dabei in tausend Aengsten zu sein, daß Die oder Jene vielleicht einen zweiten zu verschenken hat. »Ei weh, daß das mir passiren konnte! Oder vielmehr, das konnte mir nur passiren! S'ist 'ne Lotterie, und ich habe 'ne Niete! Aber warum stürzte ich gerade auf die Blasse, warum, warum, warum? Eben weil sie dlaß war, und ich leichtsinniger Mensch liebe eben Blaß und Blau! »Bedaure sehr, ich tanze nicht.'"'sagte sie. Mein Fräulein, ich bedaure eS auch sehr, aber ich tanze! Und warum tanzt sie nicht? Etwa weil ich nicht mehr in der Blüthe meiner Jahre und Jugendthorheiten stehe? Etwa weil der Mond durch meine düstern Locken dricht und da- andere Gewölk zerstreut? O mein blaue- Fräulein, diese Locken sind noch propre an beiden Seiten und dieses erste Viertel ist noch lange kein Vollmond, und ich will Ihnen beweisen, daß mir auch die Sonne scheint! " So murmelte Jngomar, der Jüngling, und verschwand im Gedränge oder vielmehr im Bierzimmer.
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