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Dresdner Nachrichten : 18.09.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189409183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18940918
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18940918
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1894
- Monat1894-09
- Tag1894-09-18
- Monat1894-09
- Jahr1894
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 18.09.1894
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»UkriLe Land zu lechen, so könnte sie das nur rhu» ,» Beuch nU'L-Vor,heil.' den sie aus den unausbleiblichen Verlusten d^IVubiitumS in Barieulpekulationen liehen wurde. Man er. »idert daraus wähl, die Gefahr eine« Mißsingen« der Konvertirung iei »lcht mehr grau, seit sich unseren, dreiprozeniigen Fond« der Londoner Markt io bereitwillig erschlossen habe. Wir wollen diesen Bortbeil durchaus nicht gering anichlagrn. Allein er hat seine Dauer und seinen Uiniang erst noch zu erweisen. Es bleibt jeden- iaVS abzuwarlen. ob die londoner Spekulation in dm, rnalischcn Publikum willige Ab,irl,nu r sür ihre vorgrkanstrn den Ischen Papiere findet, und bis zu welche», Krade der englische Marl, sich dauernd ausnabmesäbig erweist. Darüber licht sich erst urtheilen. wenn der Kurs längere Zeit stabil arrvrse» ist. also zu Spekulationskauien keinen Anreiz mehr geboten hat- Als Urheberin der englische» Begeisterung sür nnsere Fonds wich obnr Widerspruch die.Deutsche Bank' t» Berlin bezeichnet. Sie hat das grösste »ominissivns grschöst von alle» drutschr» Bankinstitute» und ist zugleich eine der größten Emiistonsbanken. Das; sic in dieser Sache die Führ ung »benrabni. ist also nur natürlich. De» Borwurs, etwas contra 1«trim» gethan zu habe», kan» man ihr nicht machen. Droschen, werden sich, wen,, »lcht sür de» Staat, io doch für die einzelnen Angehörigen des Staates zunächst nur üble folgen daraus er geben, und unter diesen Schaden wird auch der Staat selber zu leide» haben. Den» mag nun die Konverliruiig vo,genommen werden oder nicht, die Nächst,eile der Konvertit»»» haben wir schon vorweg zu empfinden. Biel mehr als bei einer wirklichen Konvertirung konnte» die Besitzer vierprozentiger Anleihen, die verlausen zu müsse» geglaubt habe», nicht verliere». Welche be benkliche» Papiere sie dagegen eingelauscht habe», das zeigt ei» Blick aus den Kurszettel: auch die Emissionen, die in de» letzten Wochen an de» Markt käme» oder vorbereitet wurden, lasse» er kennen. da» die Banke» wieder mit einem kritiklose», weil in Verlegenheit befindliche» Publikum zu rechnen beginne». Schon die blosse Angst vor de, Konpertirung hat also wieder eine Kapital- beweauna heivorgernsc». bci der umer allen Umständen wieder das wirthschastlich und sozial bedenkliche Resultat heranskommcir wird, daß die Großsinan; bereichert wird, die nia,igelhast wirth schäftende» kleine» und mittlere» Existenzen aber geschädigt werden. Zn einer antisemitischen Pcriainmlnng in ^Berlin ivnrdc fol gender Beichl»» gctas.t: ..Der Verband Deutich Sozialer Antisemiten Berlins legt gegen die Abmachung des Parteitages zu Tüsjcldors, nach welcher Reichslagsnbgcordneter Aklwardt nur als Hvlpstant der langersehnten geeinigte» antiseinitiichen Fraktion bcitrete» kann — als einer Einthciiung in Abgeordnete I. und 2. Klasse — entschieden Verwahrung ein und fordert die Annahme deS Vektor Ahlwardt als vollberechtigtes Mitglied, andernfalls er diese „Einig iing" nicht als solche aiierlrniicn und il>r beitreten tonnte." Dieser Beschlich sagt doch klar und deutlich, das; die Versammlung zwischen eine», Ahlwardt und den Führern der Reformer keine» Unterschied lenn». Das habe» die Letzteren von sich gewiß nicht gedacht. Das; sogar hintcr de» Mauer» des Zuchihalises die Arbcits traft vor widerrechtlicher Ausbeutung nicht sicher ist. ergab eine Gerichtsverhandlung. die sich vor der Dortmunder Strafkammer abipieltr. CS handelte sich um das Zuchthaus in Hamm i. W. Anacklagt war der Kaufmann H. Hl Reinold vo» dort. Seit 16 Jahren hat der Angeklagte die Arbeitskraft vo» etwa 150 Strafgefangene» gepachtet, er läßt die Burstenmachere! betreibe». Rach den. Vertrage hat er das Rohmaterial und die Werkzeuge selbst zu stelle», während die Entschädigung an den Fiskus nach der Stückzahl der fertigen Waaren zu leisten war. Jeder Ge fangene hat ein gewisses Dagcspensn», a» Arbeit zu leiste»: der fleißige und geschickte Gefangene kann dieses Pensum leicht er reichen. die »leisten bringen eS sogar zu 4 bis 5 Ueberpensen. Für jedes Dagespensuiii werden dem Gefangenen 4 Psennige, sür leocs weitere 16 Psennige vergütet. Reinold verstand eS, den größten Dheil des Mehrverdienstes der Gefangenen in seine eigene Tasche zu leiten. Die Gefangene» habe» eine unwiderstehliche Begierde „ach Kautabak. Hierauf hatte Rcinvld fei» A,isvenl»ngsj,isteni gebaut. Ter Gefangene erjuhr bald »ach seiner Einlieserung. daß er nur dann Tabak erhielte, wenn er an Rcinvld d.ic Ueberpense». oder cinige davon abtrat. Hiervon wurde der ausgiebigste Ge brauch gemacht. Für ein kleines Stückchen Kautabak ließ es der Gefangene geschehen, daß ihm Rcinvld oder dessen Werkmeister mehrere Pensen weniger aiischriebcn. als er geleistet hatte. Ties Alles wäre nicht möglich gewesen, wenn in den, Ziichthause eine ausreichende Kvntrole geübt wäre, an dieser fehlte eS ledoch, die Gefangenen waren der AiiSbeittilngsjncht des Rcinold prcisgegcbcn. Theils fehlte eS a» der nöthigen Anzahl von Aufseher», theils waren diese lässig und pflichtvergessen, wie der Staatsanwalt be sonders betonte. Sv ging es jahrelang, bis endlich der Aufseher SzhmanSki Anzeige erstattete. Ter Staatsanwalt beantragte gegen Reinold wegen fortgesetzten Betruges zwei Jahre Gefängnis;, zwei Jahre Ehrverlust und 2000 Mt. Geldstrafe. Der Verthcidiger schob die Hauptschuld ans die Beamten und hielt eine geringe Geldstrafe für ausreichend. Das Urtheil lautete auf zwei Jahre Gcfängniß. drei Jahre Ehrverlust und 2060 Mk. Geldstrafe. Reinold wurde sofort verhaftet. Eine große öffentliche Versammlung der Militärinvalidcn Berlins und Umgegend, die vo» etwa lOoO ehemalige» Kriegern besucht war, beschloß die Einreichung einer Eingabe, in welcher 1s um eine allgemeine Antbcsscrung der Pension und Pcnsivns Zulagen für läinmtlichc Militärinvalidri, angcsuckt wird; 2) uni gleichmäßige Entschädigung sür Nichtheiiutzniig des Eivilvcrsorgnngs- icheines. im Betrage von 12 Mark monatlich, auch denicnigc» Invaliden, welche keinen Gebrauch von dem Civilvcrsorgungs- scheine machen können. Gelegenheit zu geben, denselben gegen Vergütung abzugcbe»: Os um eine nochmalige Untersuchung der- icnigeii Invaliden, welche durch Verwundung oder Erkrankung vor dem Feinde sich ein Leiden znaczogen haben, eine Pension icdoch lischt vezichen: 41 m» Gleichstellung derjenigen Invaliden, die ans den allerhöchsten Gnadenfvnds angewiesen sind, mit den rechtlich anerkannten: 5» »in Versorgung der Wittwen und Waise» der Invaliden ohne Rücksicht daraus, ob der Mann vor de», Feinde gefallen oder später verstorben ist. und auch ohne Rücksicht aus den Umstand, ob dir Frau den Mann vor oder nach der Verwund ung geheirathct hat. sowie um Versorgung der Wittwen und Waisen derjenigen FriedenSinvalidcn. deren Tod nachträglich durch ihre Invalidität herbeigcsnhrt worden ist; 6) um Belobung der Militärpciision an sämnilliche im Reichs- und Staatsdienste be findlichen und aus dem Reichs-, Staats- oder Kommunaldienste peiisionirten Invaliden, unabhängig von ihrem Einkommen aus Staats- oder Kommunalkassen. sowie in allen Lebenslage». Die Eingnbe soll bereits 30.000 Unterschriften gesunden haben. Aus Allenstein (Ostpreußens wird berichtet: In Grieslicnen sind drei neue Choleracrkrankungcn vorgekommen. Die Gcsanimt- zobl der dortigen Ebolcrasälle beträgt 22, wovon 6 tödtlich ver lausen sind. Reu aiifgctretcn ist die Cholera in Thnrau, Kreis -Osterode. In Bommelsvitc bei Memel sind zwei neue Erkrankungen konstatirt. In den russischen Gouvernements an der ostpreußische» Grciire hat die Epidemie in den letzten Tagen sehr abgenommcn. Der Tagelöhner Joseph Höck, welcher den Goldstickcr Arnold Beckers ermordet hat. ist m Köln im Arrestbause mit dem Fallbeil hingerichtet worden. Höck war wegen der Mordthat vom Schwur gericht zum Tode verurtheilt worden, doch wurde dieses Urtheil vom Reichsgericht aus die vom Vcrurthcilten eingelegte Revision aufgehoben und die Anklage zur »ochmaligen Verhandlung an das Schwurgericht zurückverwicsen. Auch diese zweite Verhandlung endigte mit der Verultheilung des Angeklagten z»»i Tode. Ter Vollitreckung des UrtheilS, die in einem der inneren .Höfe der Strafanstalt vor sich ging, wohnten etwa 16 Personen bei. Punkt 6'/« Uhr erschien der Vernrtheiltc in Begleitung des katholischen Anstaltsgeistlichcn auf der Richtstätte, hörte ruhig und gefaßt die Verlesung des TodeSnrthrils an und küßte, che er dem Henker überliefert wurde, voll tiefer Bewegung das ihm hingercichte Ermisst. In wenigen Sekunden war alsdann der irdischen Ge rechtigkeit Sühne seleistet. Höck, dessen noch lebende Mutter und Gcichwister sich eines guten Leumunds erfreuen, hat seit seiner Verurihrilung bis zum letzten Augenblick tiefe Reue über seine ruchlose Thal bekundet, die er nunmehr mit dem Tode gesühnt. Beim Phrotechniker Weistenbach in Stuttgart hat cme Pulver- explosio» stattgesunden: süns Arbeiter wurden schwer verletzt. Ter Bahnbeamte Wölselsschncider in Darmstadt erschoß seine vier Kinder und dann sich selbst. Wahrscheinlich war der Mörder geistesgestört. Ein orkanartiger Sturm, wie er seit mehr als zehn Jahren nicht gewüthet, hat an der ganzen preußischen Küste Schaden an gerichtet. In Zoppot ist das eme Damenbad zerstört, der Sccsteg stark beschädigt. I» Cranz sind der Sccsteg und das Damenbab total wrggcrissrn: die Baockarrcn liegen mit den Rädern nach oben zertrümmert in Hanfe». In der Danziacr Bucht ist der Seestrand mit Brettern nud Balken stellenweise übersät: bei Mcllneraagrn sind zehn Fischerboote zerschlagen. Zu Verwüstungen sür die Ostscrbäder geteilt sich ein ungeheurer Schaden sür vic Fischereibevölkeriina. Cranz befinden sich allein 1000 Netze in See. die sämmtlich unbrauchbar geworden sind. Vom Manöver geichwader wollten der Aviso .Pfeil" und das Transportschiff .Pelikan" 130 Mann bei Rvtsiltc» zur Herrichtung von Zielen für die Schießübung an - Land setzen. Tie Landung war aber dos bohen Seeganges wegen nicht möglich. Anffrhrn erregt i» Hamburg der Selbstmord des durch seine aiiliscmiliichc Schrift .Lrssiiig rin Plagiator" bekannt gewordene» pbilcnvpbischeii Schriftstellers Prot. Pani Albrrcht. Derselbe stürzte sich infolge vo» Rrrvenübklikiziing aus drin Fenster: seine Dienst mädchen trüge» ihn in das Hans Als ma» ihn allein ließ, stieß er sich dann noch eine» Feuerhaken tief in den Hals. Er ist an seinen Verletzungen gestorben. tOrsterreich. Der ausivärtige Ausschuß der österreichische» Delegation votirtc dem Grase» Kalnost, mit allen Stimme» gegen die eines Jungczechci, sei» Vertraue» I» eine», Ewojä tagt Gra» Kaliiokn. der Dreibund sei nicht gegen Rußland gerichtet, tonder» bezwecke nur dir Erhaltung des Friedens Man brauche den Dreibund nicht zu fürchte»: »ia» rechne aber mit ihm. I» WIgedessc» seien die Beziehungen mit alle» Mächte», auch mit England, gute. Tie Shnipathirn Frankreichs hätten sich bei der Rehe des Kaisers gezeigt. Der Abschluß eines Handelsvertrages mil Rußland habe auch dir paliiiühe» Beziehungen gebessert. Angesichts dieser Umstände könnte» die Ereignisse in den kleine» Staaten nicht beunruhigen. Oesterreich Ungarn wolle in Serbien keine Politik mache». Die Beziehungen z» Serbien hätte» sich seit anderthalb Jahre» geketzert. Tre inneren Borgängc i» Bulgarien alteririen nicht die Beziehungen zu diesem Staate. Die Bulgaren seien klug und würde» die rrningcne Position nicht auf's Spiel setzen. ttnanru. Tie Skandalassaire in Budapest mit de» zugrsührten Mädchen nimmt immer größere Dimensionen an. Bisher sind nach der „Frls. Zig." fast 4M zwölf bis sünfzehniührige Mädchen er mittelt wo-.den, die de» Gelüste» zum Opfer sielen. Frankreich. Ter Untrrrichtsminister LegueS nahm i» Billeiieiive !nr Lot die feierliche Einweihnng der Slalne der Republik vor. In seiner Erwiederung aus die Ansprache des Pfarrers, welcher sagte, die Geistlichkeit werde die Rathschlägc des Papstes hcsvlae». entgegnrtr der Minister, sic erinnere an die 'Weisheit des Papstes, der überall Frieden und Einigkeit predige. Auch die Republik fei eine Regierung der Duldung und der Vcr- söhnling: sie achte den Glauben und hege den Wunsch, Religion n»d Ltaatswet'rn möchten in gutem Einvernehmen zu leben trachten. Anläßlich der Br»inähl»ng des Ezarewstsch widmen die Fran zosen den Renverinählte» rin glänzendes Hochzeitsgeschent, Dasselbe besieht aus einem Tnsclscrviec sür hundert Personen, mit Zeichnungen der hervorragendsten französischen Künstler und mit den Wappen aller französitche» Provinze» und Städte geschmückt. Außerdem wli ein reich illnstrirtes Album überreicht werden, welches viele Tausende Unterschriften tragen wird. Das Hochzcits- geschenk ist bereits fertig und wird demnächst in Paris ausgestellt Italien. Tic Hvchzrit vvn Erispi's Tächter Giuscvpina. die sich, wie gemeldet, mit dem Fürsten Lignagoffa verlobt hat. findet schon im kommenden Monate statt. Crispi hat seiner Tochter eine jährliche Rente vo» 30,000 Lire zugesichert, während der Bräutigam eine solche von 40,000 Lire jährlich besitzt. Spanien. In Sevilla ivnrdc in einer Buchhandlung eine Blechbüchse aufgcsiindc», welche IM mit Kugeln geladene Tnnamit- patronrn enthielt. Ter Inhaber der Buchhandlung behauptet, durchaus nicht zu wissen, wie die Büchse in den Laden ge kommen ist. Belgien. In einer vom Ministerpräsidenten zu Nivelles einberiisenen Wählorvmamnilung kam cs zu einem Zn'ammeiistoß zwischen den Klerikalen und Arvcitern. Tie Letzteren empfingen de» Ministerpräsidenten mit dom Rufe: Rieder mit dom Ministerium! zischte» ihn ans n»d nahmen eine derart drohende Haltung a», daß der Ministerpräsident durch eine Seitcnthür ver schwand. Die Wahlbewcgrmg nimmt überall einen acuten Charakter an. Asien. Tic chinesische» Kriegsberichte stellen sich immer mehr als ei» Gewebe höchst kindischer Lüge» heraus. Selbstverständlich haben sic nur Siege zu melden und der Kaiser selbst wird so frech betrogen, daß er vor Kurzem naiv gewagt hat. wie viel japanische Kriegsschiffe und Soldaten eigentlich noch übrig seien. Im wunderlichen Gegensätze hierzu, wächst in China die Furcht vor einem Einfall der Japaner, so daß immer mehr Trnppcn »um Schutz der bedrohten .Hauptstadt znsammcngezogc» werden. l5M> Man» sind vvn Ehi-li und Liang Kiang ichon i» Tientsin zur Verlhcidigung der Stadt ciiigclrofscn. Bordcm standen schon Truppe» ans Hunan da. Ende Leptember werden 30,000 Mann weitere Truppen in Tientsin angclangt sein. Desgleichen werden alle verfügbaren Schisse nach Norden beordert. Knust und Wissenschaft. V König!. Hofschanspicl. „u » gcrathene Kinder. Lustspiel von Paul Lindau. Paul Lindau überrascht, seit er nach Dresden übersiedclt ist, alle Welt durch eine gesteigerte dramatische Fruchtbarkeit und Leichtigkeit seiner ihcatraltzchcn Thätigkcst. Es scheint, daß der loei ein behagliches und ungestörteres Aus spinnen von allerhand Gedankenfaden zuläßt, welche wie Sommer fade» auch »m die Gelände an der Elbe schweben. Ein Schrift steiler, der einmal eine bestimmte Kunstgattung sich erobert hat, wie Lindau die dramatische, braucht da nur an einem wannen Sommerabend ein bischen in die Luft hinauszugreifen, um die schwebenden Sommersädcn zn erhasche», >v beginnt er auch schon, sie halb in Gedanke», halb obnc Gedanke» z»samme»;»drösclit und ehe man sich's versieht, ist ei» Gedankengewcbe fertig gewor den, schnell wie eine fleißige Spätsommerspiniie ihr Netz vom Wemstvck zum nächsten Rvicnbusch hinüberspannt. Es kommen aber allerhand kleine Mücken und Fliegen in der warmen Lust ganz vo» selbst herangeschwirrt und ist das Netz einmal ausae- Ipainst, so fangen sic sich darin, wie die guten Witze und Späße im Gehirn eines Paul Lindau, ganz ohne Znthnn der fleißigen Arachnr. Ja, ab und ;n kommt wohl gar einmal ein Schmetter ling geflogen und verstrickt sich in dem Netze, ein Schmetterling der Poesie und Srnnigkeit, und selbst, wenn seine Flügel dabei etwas ramponirt sein willen, er bat sich doch auch gefangen, auch er kam ohne Znthnn, leicht wie ein lieblicher Gedanke. Und bei solcher Behaglichkeit und Leichtigkeit der Schaffensfreude ist cs den» nicht sonderlich verwunderlich, daß Paul Lindau am Sonn tag die Dresdner mit einem neuen Stück unterhalten konnte, das mehreren anderen Neuheiten, die er hier in kurzer Frist zuerst zur Ausführung brachte, gefolgt ist. so rasch, wie die Jagdschüstc in der verlegenen Licbesscene seines neuesten Werkes aufeinander platzen. „Ungerathcne Kinder" ist ein Werk von großer Harmlosig keit und Anspruchslosigkeit der Motive, aber eben deshalb, da es in einer sehr glücklichen Laune geschrieben ist, von einer frische» Unterhaltnngskraft und ungezwungenen Drolligkeit, die gewiß noch vielen unbefangenen Zuschauern tzch mitthcilen wird. Besonders die zwei ersten Aufzüge ziehen durch eine gesunde Frische an. ent wickeln sich mit genügender innerer Spannung, sprechen a» durch die Zierlichkeit ihrer Technik und die wohlausgesparte Grazie ihrer Aktschlüsse. Boni dritten Akte hatte man den Eindruck, als wäre es vielleicht praktischer gewesen, die Konklusionen der angesponne- ncn Handlung etwas rascher und weniger umständlich zu ziehen. Vielleicht würde das Stück gewonnen haben durch eine Zusammen- ziehimg der beiden letzten Aufzüge: mancherlei Wiederholung be reits genügend ausgcnützter komischer Motive, mancher blinde Fleck der Entwickelung und des Fortschritts der Handlung würde dadurch vermieden sein. Es mag sein, daß die ziemlich starke Opposition, die am Schlüsse mit dem starken Beifall der Zuschauer kämpfte, sich aus diese Schwächen des dramatischen Aufbaues gestützt hat. Im fiebrigen ist aber eine günstige Ausnahme zu vermelden. Be sonders in den zwei ersten Aufzügen war der Ausdruck der Heiter keit ein allgemeiner und unanfechtbarer: es folgten sich eine Neihe so liebenswürdiger Situationen, so ansprechender humoristischer Charakterzüge und so leichtbefiltigter Wendungen des Dialoges, daß man nicht zweifeln konnte. Herr Paul Lindau verfüge noch immer im vollsten Maße über jene Zierlichkeit und Schnellkraft seines WitzeS und über jene gcmisthvolle Guthcit des Herzens, welche ihm seine früheren Thcatererfolge schufen und auch diesen neuen Erfolg gesichert haben. Jenen strengen und geschlossenen Ausbau, den er mit dem „'Anderen" erreichte, darf man hier freilich nicht suchen: es scheint mit der feuillctonistischen Lustspielgattung, die Lindau sich selbst „auf den Leib zu schreiben" pfleg», auch nothwendig in nur seuillctonistischer Aufbau verbunden zu sein: das Ganze ist mehr nach de» Gesetzen einer flotten Plauderei als nach denen ansgcbaut, welche Meister Möllere oder Scribc oder Sardon in ihren Lustspielen verfolgen. An mehreren Figuren des Stückes darf ma» den Vorzug frischer Eliaraktcnstik rühmen, so besonders an der Zeichnung des alten Obcrslädt selbst, deS Majors und seines Sohnes und somit hat das Stück sich auch sür die Schauspieler als sehr dankbar erwiesen. Man fand sich an diesem Abende neben anderen ..Neuheiten" auch einem neuen Lustspirlpersonal insofern gegenüber, als zwei Hauptfächer mit een eingetretenrn Künstlern sich besetzt zeigten. ä)e,r Müller ipirlle als Antrittsrolle einen älteren, schneidigen Ma,or mit allen Mittel» einer fleißig individualisirenden Eharakteristrungskunst in Gang. Haltung und Manieren: Herr Waldect aber hatte einen Lebemann zu veckörper», der sich in seinen, Rocke nicht ganz wohl fühlt, wie es an irgend einer Stelle ähnlich heiß», und er Kat das. so langweilig an sich diele Figur auch ist. ledenialls mit einer seine» Künstlmchast gethan, die 'eine Begabung tür das Lustspiel ins beste Licht stellt. Sehr bewundern dmiie man Herr» Swoboda in der Rolle des so drollig unglücklichen Vaters, der über die pedantische Tugend seiner Kinder außer si.h ist Eine «cbwicrige. aber köstlich durchgeführte Ausgabe hatte Frl. Tiaeono mst der Darstellung der ichiveigiamrn, dnmmlichrii Hanslochlcr. dir zuletzt wie der „Lichlenhainer Wasserfall" üben,»adelt n»d ihren Pastor nimmt. Sie machte das Alles !o schlagend richtig, daß sic einen großen Antheil am komischen Erst'lge hat. Hen Bauer aber als Trauaott Schroot. Prediger in Göllnitz, war wohl der eigentliche Gipfelpunkt und Zipfel der größten Hrileikeit des Abends Er hat den pedantischen Man» »»t feine» Anslügen von stndentischen Manieren und Erinnerungen, die ebenfalls in volle Philisterei »in schlagen, mit seiner sittlichen Enttnstnng über das Duell und mit der tanzelbccedte» Energie, die zuletzt ganz tapfer dem dnellinchligcn Leutnant die Leviten leien ließ, überaus loiiicgnent hccans- grrcichiiet »nd oft jene unwillkürliche, blitzartige Kamst aetronen. die Jedermann besiegt. Sehr liebreizend eiichie» Frau Basta in einer Rolle, die etwas siiestnütterlich ausgestatiet ist vom Vena,«er und mehr als Fülstcl im Ganze» steht. Endlich hat Herr Dctlmcr den tngeiidsame» Sohn mit alt' dem Talent geipielt. welches er gerade für dieses Fach wiederholt bewiesen hat. Soweit hat das Zufammenspikl »nd die Regie die beste Aiiclteiiunng veidienl: eS machte den Eindruck. als werde auch das Lustspiel sich mit neuem, frischen Mnthe a» leine Ausgaben hcranmachen tonnen, nachdem eine glückliche Reorganisation stattgesundcn hat. Sehr wohlihätig rmpiand ma» es denn auch, daß diesmal die Künstler nach jedem Akte dem Hervorrufe Folge leisten durste». Lindau wurde von; zweiten Aufzuge an nach jedcin Akte geritten. er zog cs vor. nicht auf der Bühne zu erscheinen. Äolsgang Kirchbach. >' R cs i d en; t h ea t er. Unter den Opcrrltciikomponisten Deutschlands Hai sich seit mehr als einem Jahrzehnt Rudolf Delling^r als einer der begabtesten und hervorragendsten be hanptet. serin „Dan Ersar" hak die Reise »in die Welt gemacht nud sein „Komm herab, o Madonna Teresa" halte sich einer bei nahe erschreckenden Popiilarität z» erfreue». Blieb seine „Loraine" auch weniger bekannt, io hat „Saint-Evr" dagegen sich wieder die Herrschaft über alle Operettenbühnen errungen. Vorgestern ist Tcllinger mit einem vierten Werke vor die Oesscntlichkcit getreten: „D ie E l> a »s o n il e t t c", Operette in drei 'Allen von Victor Leon und H. v. Waldbera, mit dem er von Neuem de» Beweis einer anßergcwöhniichcii Begabung und Produllivilät erbrachte. Alles an dem neuen Werke ist zündend, graziös und von melodischem und rlmthmischem Reize. Die Melodien fließen leicht und natür lich. die Formen sind knapp und fesselnd und bleiben im Rahmen ihres Genres, überall sprudelt eS von Fröhlichkeit, Pikanteste und gesundem Humor, in den Harmonisirungen findet sich nichts Ge mchtcs oder Gespreiztes, zündende Tanzweisen wechseln mit zart und innig empfundenen Liedern, mit glänzend wirkenden Ensembles ab. und das Ganze ist von einer Fülle von Wohllaut und Tem perament beherrscht, die voll genießen lasten, was mit io vollen Händen zur Illustration der .Handnmg geboten wird. Einzelne Stücke besonders hervorznhebcn. als die wirksamsten der sorgfältig, gearbeiteten Partitur, müßte eine lange Reihe vvn Nummern er geben. die vorgestern alle mit gleich stürmischem Beifall ausgcnom-1 men wurden, und es mag die Thallache genügen, daß nicht weniger' als sechs Nummern auf allgemeines Verlangen wiederholt werde»! mußten! Das ist ein Erfolg, wie wir einen solchen in Dresden nur in den Zeiten der „Fledermaus", des „Bcttclstndciitcn", der „Fatinitza" erlebt haben. Dieie reizvolle, wirksame Musik ist aber j nicht das einzige Gute und Vortreffliche a» dem Werke, auch das Textbuch ist geschickt und wirksam gearbeitet. Ganz in modernem Gewände gehalten, behandelt es in Lnstspiclfon» ein mitten aus der Gesellschaft heransgegrissencs Thema, eine Liebesgeschichte, der cs an Pikanteste nicht fehlt, und die sogar einen «tich von dem Haut gout der Franzosen besitzt, ohne daß die Deren; dadurch ver letzt wird. Die sich unaufhörlich folgenden Wortspiele, Kalauer! und Situationsschcrze. die mit reifer Bühnenkenntniß angebrachten! Verwechselungen lasten aus dem Lachen nicht herauskommcn und s fesseln bis zum letzten Fallen des Vorhanges. Aber auch hiermit sind die Vorzüge der Ausiührilng noch nicht erschöpft, iondern ganz besondere Anerkennung verdiente sich dazu die vortreffliche, cstckt volle Jnscenirimg des Herrn Oberrcgisseur Alexander Rotier, der das neue Werk mit einer überraschenden Sicherheit und Präcision darstellcn läßt und der Jnscenc eine Ausstattung verliehen hat, wie wir sic im Residrnzthcater noch nicht geboten erhalten haben. Die Salons der beiden ersten Akte mit ihren glänzenden Aus stattungen a» elektrischen Beleuchtungskörpern. Möbeln und son stigen Rcguisite», die Ausstellung der Turiner Bahnhofshalle sind Leistungen, die beinahe die Kräfte einer Pstvatbühnc überschreiten. Die volle 'Anerkennung hierfür wurde von allen weiten des über-, füllten Hauses laut. — Zur allgemeinen Zufriedenheit bewährten > sich schließlich auch die ncnrngaglrten Kräfte, soweit sie vorgestern, in großen Rollen aiiftratcn. ,;rl. Broch, welche die Titclpartic sang, führte sich als humorvolle Soubrette von feiner und ge schmackvoller Pointirnng ein. die ihre kleinen Stimmmittel durch geschickten Vortrag brillant zu verwcrthcn weiß und es versteht, durch Trollerie der Mimik und Gcbcrdcn. durch Elasticität und Geschmeidigkeit anziehend zu wirken. Einen hübschen Gegensatz hierzu bot Frl. Elendes (Tercsina) in einer konsegucnt dnrchgc- führten Decenz und den mit gefälligem'Vortrag »nd sninpathischen Mitteln aiisgeführtcn Gesänge». Herr Kopp gicbt seinen Bank beamten Mazzucchetti mit der Gewandtheit eines Operetten Bonvivants, und wenn er manchmal auch etwas zu stark austrägt »nd in der Darstellung des Guten zu viel thut. so haben seine Darbietungen doch immer den großen Vorzug, ihm den ganzen Beifall der Menge zn sichern. Einen vollendeten alten Gecken und verliebten Salon-Ton-Juan führt .Herr Friese mit dem alten Marchese vor, der unter seiner »»gesuchte» Komik ein Knbinct stückchen feiner und wohlerwogener Darstellung wird. Herr Lcnoir als Rodolpho ist nicht weniger wirksam, als Herr Morav als Ehantant-Vatcr, und Frau Hansel giebl eine Athletin mit deir ganzen Aeußerlichkeiten eines weiblichen Clowns. Die „Chanson- nette" acsiel derartig, daß der Komponist mit den Hauptdarstellern nach jedem Akt immer zu halben Dutzend Malen gerufen wurde, und diese fast endlosen Hervorrufe sowie die zahlreichen Wieder holunacn dehnten die Vorstellung bis gegen 1 l Uhr ans. Trotz dem folgte man der Vorstellung mit uiigeschwächtem Interesse. Die „Chansonnette" dürfte sich ohne Zweifel zu einem Zugstück ersten Ranges für das Rcsidcnztheatcr gestalten, wie sic sicher nicht verfehlen wird, die Runde über alle Opcrcltenbnhncn zu machen. Herrmann Ttarcke. -s In der König!. .Hofoper gelangt heute „T a n n h ä n s c r" (in ursprünglicher Fassung; zur Aufführung. Tie Oper ist besetzt mit Frl. Malte», grau Willich, Herren Anthcs, Schcidemantel :c. Anfang 7 Uhr. -s- In der am Donnerstag in der Königl. Hosoper stattiindcii den Aufführung von Rossinis „Teil" singt Herr 'Wcr»-.c Alberti als Gast den Arnold. Dem Gastspiel liegt eine Engagemcntsabsicht nicht ru Grunde. Die Titclpartic singt Herr Scycivemanrcl, die Mathilde Frl. Bossenbergcr. x Aus dem Bureau des Königl. Hostheaters wird gcnicldct: Nachdem die Königl. Gcncraldirektion die llcbcrzcngimg gewonnen hat, daß durch die Beseitigung des Hervorrrnics nach de» Aktschlüssen die freie Meinungsäußerung des Publikums über den Werth des Werkes wie dcr Eiiizcllclstungr» namentlich bei Estlani sührungen beeinträchtigt wird, ist de» darstellenden Künstlern wiederum gestattet worden, dem Hervorruf nach den jedesmaligen Aktschlüssen Folge zn leisten. s Nächsten Sonntag findet im Königl. .Hofschanspicl aus An laß von Körner s Todestag eine Wiederaiimalniic von ..Zrinh" statt, womit man zum alten Brauche zurnckgelclnt ist. Diese Vor stellung verspricht deshalb briondcrs inlereiiant zn werde», weil hierbei Herr Jaffö z„m letzten Male den Loliman «vielen wird, während die Rolle der Gräfin mit Frl. Ulrich ncubcictzt ist und Herr Wiene zum erste» Male den Mubammed spielen wird. H Frl. Aglaja Orgeni ist von ihrer Ferienreifc zurück gekehrt und hat ihren Unterricht wieder ausgenommen. -s In der Internationalen Ausstellung finden heute zwei Conccrtc vvn der Pionier-Kapelle statt. Nachmittags 2 Uhr: Vorführung in den Kochschulen: Nachmittags 3 Uhr: Masscnspeisimg der Armen Dresdens. f Der in Brannschwria tagende Gcsammt Ausschuß der drnt- schen Sängcrverbände beschloß für das nächste deutsche Sängcrscst im Jahre 1806 Stuttgart vorznschlagrn. "»«p» «Ir-u-s n»r: -re USP3S.ILI "IsövZ urn2
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