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Dresdner Nachrichten : 26.12.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-12-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189412260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18941226
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18941226
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1894
- Monat1894-12
- Tag1894-12-26
- Monat1894-12
- Jahr1894
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- Dresdner Nachrichten : 26.12.1894
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Ta-t»,eschtch1e. Deutsch«- Reich. Dmch die Ernennung des der Reichs kanzlei zttgewirsenen Prinzen Alexander zu Hohenlohe Schillings- sürst »um Legationsroth. erlischt dessen Reichslagsumndat. sür den Wahlkreis Hoarnau-Wrißcnbura. Der OieichSkoiirler hat somit, schreibt die „B. B Ztgdhnlich wie seiner Zeit Hurst Bismarck vor Ernennung des Grasen Herbert Bismarck rum Staatssekretär de- Auswärtige» Amtes, dm eigenen Lob» als Hilfsarbeiter iu seiner Nähr Die grobe Arbeit, welche der 75-iährige Fürst Hohen lohe auf sich nahm, als er zuinmnite. Reichskanzler zu werbe», wird Niemand unterschätzen. um io weniger, als die amtliche Thätigkeit des Reichskanzlers. die tyeils vor den Augen der Be amten. der Botschafter. beS BundeSraths :c. vor sich geht, eine Hülle intimerer Details mit sich dringt, die von geschichtlicher Be deutung sind und an Werth verlieren »lichten, wenn sie vorzeitig enthüllt würden. Roch ei» Anderes spricht indessen zu Gunsten dessen, das; der Reichskanzler seinen Sohn als Mitarbeiter an seine Seile berief. Prinz Alexander kennt von seiner Wirksamkeit als Abgeordneter her die inneren Parteivcchältnisse besser als sein Pater, der al- Botschafter in Pari- wie als Statthalter der Reickslande mehr dem auswürtigen Dienst seine Aufmerksamkeit «chcnkle, als den innere» Borgängen. Ein Reichskanzler der mit dem Parteileben und den Jntrlguen verwachsen gewesen wäre, Hütte den bekannten Antrag wegen Bersolgung des Abg. Liebknecht niemals eingebracht. Was de» Fürsten Bismarck auSzeichnetc. sein überlegener Geist, war das eine Moment seiner Erfolge — was ihm aber i» hohem Grade dabei zu Slattcn kam. das war noch et» anderes Moment; er kannte die Berufspolitiker, kannte ihre Denkart und ihre Gesinnungen; kannte und zog sie in Berechnung. Mit 75 Jahren wächst man in eine Erfahrung, wie sic die Be herrschung des parlainrnlarischen Getriebes enordert, nicht inehr hinein. Vieles wird also der offene Blick für gewohnte Verhältnisse zu leisten haben, über den der Prinz Alexander verfügt. Ta nun nickt jeder neue Reichskanzler in späterer Zeit einen parlamentarisch geschulten Sohn zur checke hat. da anderericits Beamte, welche „die rechte Hand" des Reichskanzlers sein müssen, nur überaus selten wirkliche Fühlnng mit dem Wesen unserer parlamcniarischrn Ver hältnisse l abe», wären wir im Interesse der zweckdienliche» Erledig ung der Geschäfte, bei Eintritt der Rothwcndigkeit der Ernennung eines neuen Reichskanzlers aus — Parlamentarier von Bedeutung angewiesen. TicS entspräche dm Anschauungen über parlamenta risches Regime keineswegs, die bei uns vorherrsche». Die That- sache wird in »laßgcbeiiven politischen Kreisen lebhaft besprochen und eine Frage taucht auf, um welche wir wohl, wie es im Volks munde heißt, nicht herum kommen werden, die Schaffung eines Vicekanzler Postens nämlich. Man darf sür uns darum nicht auf Beispiele andccer Staaten excinpltfiziren. sondern niit den thatsäch lichen Verhältnissen ist zu rechnen und diese weisen, wie die „P. B. Zta." meint, dringend aus die Nothwendigleit eines Vieekanzlers, als geschulten parlanientarischen Bcrathers des jeweiligen vom Kaiser ernannten Reichskanzlers hin. Tie Wiener „N. fr. Presse" meldet aus Petersburg: Kaiser Wilhelm richtete eine» Brief an den Ezaren. um ih n zur Belassung Schuwalow's in Berlin zu bestimmen. Der Ezar bedauerte lebhaft, diesem Wunsch nicht Folge leisten zu können, besonders weil seinerzeit Kaiser Wilhelm bereitwilligst dem Wunsche des Kaisers Alexander Hl. nachkam und den General Werder zum deutschen Botschafter in Petersburg ernannte. Schuwalow sei nämlich Warschauer Posten bereits, in bindender Form zugesagt gewesen. auf die lange Arbeitslosigkeit der zuerst genannten Arbeiter bei im nächsten Frühjahr aus Anlaß der Einstellung der Mälzerei bevorstehenden Entlassung einer größeren Anzahl von Brauer- aescllcn nicht in erster Linie die genanntcn Arbeiter auszustelle». Ter Verein erklärt sich bereit, dahin zu wirken, daß die seit dem 1. Mai ds. I. außer Arbeit befindliche» Bvttchergcscllcn bei ein- trctc»dem Bedarf nach Möglichkeit berücksichtigt werden. Ter Handschnhsabrikanl Ellslätlcr in Karlsruhe, ein Bruder des früheren badischen Finanzniinistcrs. starb an den Folgen eines Schusses, den er sich in selbstmörderischer Absicht bcigevracht hatte. Las Motiv der Thal war ein unheilbares Leiden. Nach rinein Jnfanteriägewehr. das aus der Kaserne des in Charlotkcnburg untergebrachten Bataillons vom Regiment Elisa beth auf gcheiinnißvoUe Art verschwunden ist, wird zur Zeit eifrig, bisher aber vergeblich gesucht.. Das Gewehr hat in dem Gewehr- gestell im Korridor der vierzehn Tagen in der früh entwendet lein. Frankreich. Ter außerordentliche russische Botschafter Tschcrlkow. der in Paris die Thronbesteigung Nikolaus 11. anzn- kündiacn hat. wurde mit beispiellosen Ehren empsangen. Der Bahnhof war mit Teppichen und Fahnen geschmückt, eine Kom pagnie Munizipalgardc und eine Schwadron Kürassiere waren am »steig und vor der Anknnftsliallc ausgestellt. General Liber r ll. Kompagnie gestanden und muß vor Zeit von Sonnabend Abend bis Montag einem Salon wechselte er mit General Ltbermann und dem rtreter de- Präsidenten Begrüßungsansprachen. Er bestieg dann einen Prunlwaaen Easimir-Perier S und suhr nach dem Hotel Bristol, wo die Regierung ihm Gemächer vorbereitet hatte. Unter wegs jubelte ihm die angesammelte gewaltige Menschenmenge Hoch rufe aus Rußland zu. Ueber die bereits in einem Theile der gestrigen Auslage er wähnten Skandalscenen in der Drputirtenkammer wird des Rähe- die Verweisung der Sache vor Trauung zu willigen, und miethet sür die Eeremonie der Schein trauung einen verlotterten Landsman»: dann sucht er die Bethvrte -ud.d>- lchle w°.d.n, im >»-», LMLLSLtzKWxK sind Polen, ganz wie Czynski sc' ber das a> . , . . . . ^ . zn Liebe sei auch aus die ursprüngliche Absicht verzichtet worden. oaS Amt des Höchstkvmmandirenden des Warschauer Militärbezirks von dem des Gcneralgvuvcrneurs zu trennen. Die Auseinander- letzuiigen, die das Handschreiben Kaiser Wilhelm's im Gefolge hatte, hatten die Veröffentlichung der Ernennung Schuwalow s verzögert. Das in Warschau stationirte russische Leibgarde-St. Peters burger Regiment König Friedrich III. hat am 18. ds. von feinem Chef, dem Kaiser Wilhelm, das nachstehende Glückwunschtelegramm erholten: „Meinem Regiment spreche Ich von Herzen Meinen Glückwunsch ans zu der Erhebung in die Privilegien der Alten Garde. Ich hoffe, daß cs dieses neuen Gnadcnbeweises Sr. Ma>c- stät sich stets würdig beweisen wird". Der „Köln. Volks-Zig." geht die Nachricht zu, daß eine durch greifende Neuorganisation in der allgemeinen Verwnltnng Prcn ßcns, verbunden mit Ersparnisse», geplant werde. Es handele sich darum. clileZwischcninslanz fallen zn lassen. dcnLandrath oder die Regierung, walirschcinlich die letztere. Diese Angelegenheit bilde den Gegenstand der Erwägung von Bcrathungen bei den zuständi gen Ministerien. Ter feit dein Monat Mai bestellende Kamps zwischen der Sozialdemokratie und dem Verein Berliner Blauereien scheint dem Ende nahe. Nachdem der Berein die Errichtung eines Arbeits nachweises sür das Berliner Brauergcwerbe beschlossen hatte, trat er mit dem Vorsitzenden des Ecnlralvercins für Arbeitsnachweis, Tr. Freund, wegen Annahme der Wahl als Obmann des ini Sta tut vorgesehenen Kuratoriums in Verbindung. Tr. Freund erklärte 'ich zur Annahme der Wahl bereit, gab icdoch seiner Aiisich! dahin Ausdruck, daß die Absicht des Vereins, ans Vielem Arbeitsnachweis eine dauernde und gedeihliche Einrichtung zu schaffe», nur dann verwirklicht werden würde, wenn von vornherein nicht diejenigen Arbeiter a »-geschlossen blieben, welche in Folge einer gemeinsamen Maßregel der Brauereien zur Entlassung gekommen sind. In seiner Erwiederung erklärte der Verein, daß ec eine solche Ansschlteßung nicht beabsichtigt habe, daß er aber unter den obwaltenden Um ständen gezwungen sei, seine Zustimmung zu den in dieser Bezieh ung von Herrn Tr. Freund gcinachlen Vorschlägen davon ab hängig zn »rache», daß von gegnerischer Seite die Bereitwilligkeit zur EinftcUniig der Feindieligterten zngesichcrl würde. Singer hat nunmehr erklärt, daß, wenn der Verein der Brauereien den von dein Bevollmächtigten der Arbeiterpartei sornnilirlen Forderungen .ruslimine. den bis znm 1. Januar ciiizuberilienden 'Volksversamm lungen die 'Aushebung des Bonloits empi'ohlen werden soll, und Direktor Rocsicke hat sich mit icnen Forderungen cinverffanden erklärt und die Erfüllung des Abioimncns in allen leinen Punkten zugesichert, falls die Aushebung des Boykotts von den Volksver- 'ammluiigen bis zum l. Januar beschlossen worden ist. Tic Forderungen Singer s sind im Wesentlichen folgende: Der Ar beitsnachweis wird am 1. Januar kommenden Jahres cingeführt. Ticicnigcn Arbeitnehmer, welche zur Entlassung gekommen sind und noch keine Arbeit gesunden haben, werden in die Listen deS Arbeitsnachweises »nt einem Vorzüge vor den übrigen Arbeit nehmern cingeschrieben. Den :>3 Arbeitern, weiche bei den letzten Verhandlungen mit der Boytvttkommission bon den Vertretern deS Vereins namentlich bezeichnet worden sind, wird die Benutzung des Arbeüsnachwciscs ziigcstanden. icdoch mit der Maßgabe, daß diese Arbeitnehmer nicht in dieselben Brauereien, in welche» sie vor dem 16. Mai de. I. beschäftigt waren, eingestellt werden. TieVercins- brancrrien erklären sich bereit, unter ausdrücklicher Wahrung ihrer völligen Freiheit bezüglich der Entlassung von Arbeitern mit Rück sicht ' ' " ' ' der mann und Graf Bourqiieiicy erwarteten de» Botschafter. General bei seiner Ankunft die Trnppenrcihc entlang. af V Tschenlow schult e« im Frieden oder während eine- Krieges, mit den, Tode straft wird. Der Entwurf wurde dem Heeresauslchusse über wiesen. Jaures tSoztalistj brachte einen Antrag auf Abschaffung der Todesstrafe aus dem Militärstrasgrsrtzbuch ein. da dieselbe nur an gemeinen Soldaten vvllstreckt werde. Er behauptete trotz der Bemer kungen de« Präsidenten und trotz deS Widerspruchs deS Eentrums, daß das Gesetz die Brrurtheiluna des HauptmannS DreysuS zum Tode zulasse und verlangt die Dringlichkeit sür seinen Antrag. Ter Ministerpräsident Tnpu» beantragt die Bockrage- er bclchul- digt die Internationalisten, diese suchten die Hierarchie im Heere anzugreise», und stellte die Vertrauensfrage. Hieraus bemerkte Jauv S, es sei vermessen, von Jnternationalismns zu sprechen, nachdem die Regierung am Sonnabend eine Gesellschaft kosmo politischer Ausbeuter gegen die Kundgebung der Kammer zn schützen gesucht habe. (Großer Lärm.) Ter ArbeiiSminister Barthou rust: „Sie lügen!" Lebhafte Zwischenrufe, Barthou und Rouanet wer den zur Drdnuiig gerufen. Jaures erwidert: „Tas Lügen ist nicht ans unserer Seite, sonder» bei der Regierung, welche sich aus den Patriotismus hlnansspielt." Der Kammerpräsident Brisson bean tragt. die zeitliche Ausschließung gegen Jaures auszu'prechen: die Ausschließung wird mit großer Mehrheit beschlossen und Jaures verläßt den Saal. (Heftiger Lärm aus der äußersten Linken). Ter Präsident hebt die Sitzung aus. Nach 5 Minuten wird die Sitzung wieder ausgeiioiiimen und unter lebhafter Bewegung mit t')7 gegen 85 Stimmen Uebergang zur Tagesordnung beichlosscn. Gauthier zieht seine Interpellation, bctr. die Angelegenheit Trcy- silS' zurück, beantragt aber die Dringlichkeit für die 'Vorlage des Kriegsniinistels. Ter Letztere schließt sich dem Anträge Gaulhier's a». Millernnd (Sozialist' sucht nnchziiweiseii. daß Drehsus mit dem Tode bestrast werden könnte. Tie Tringlichkett sür die Bor lage des Kriegsministers wird mit 512 gegen ll Stimmen ange nommen und daraus die Sitzung geschlossen. — Ter Abgeordnete Jaures bat dem Arbeilsminislrr Barthou seine Zeugen geschickt. Ueber das weitere 'Verfahren gegen den verurtheilten jüdischen Hauptmann Treyfus werden folgende Einzelheiten berichtet: Tas Ncvisionsgericht, das nur zu prüfe» hat, ob keine Formfehler be gangen worden sind, ohne aus den Inhalt der Verbandlungen ein- zngehen, kann eckt »ach einem Aufschub von drei Tagen erkennen. Wird wegen eines Formfehlers das Urthcil anullirt. so wird die Sache an das zweite, ebenfalls in Paris tagende Krie» verwiesen. Tann ist nochmalige Verwerfung des Urtheils durch das NevisivnSgericht möglich u»l ei» e»d oahi». vag rein kzormseiner vegniigen worve» in. . . innerhalb bierundzwanzig Stunden vollstreckbar. Zunächst wird DreysuS öffentlich degrabirt. Früher fanden derartige Exekutionen aus dem Marssclde statt, jetzt, seitdem dort die Ausstcllungs- aevüude sür die letzte Weltausstellung e nof der „Seils nnlitairo". Wegen der Schwere des von Treyfus begangenen Verbrechens aber spricht t»an davon, die Degradation aus der großen Jnvalidenesplanade vornehmen zu lassen. Ter Vor gang bei einer derartigen Erecntio» ist folgender: Alle disponiblen Truppen versammeln sich auf dem bezcichnctcn Platz und sormiren sich im Rechteck, vor dem linken Flügel die Regimentsmusik mit den« Trompeter-Eorps und den Fansarcn. In der Mitte hält der Kvinmandirende in großer Gala, ini vorliegenden Fall also ein Vertreter des Generals Saussicr. Sieben dem Kommandirenden befindet sich der Protokollant des eckten Kriegsgerichts. DreysuS wird in Uniform mit dem Degen von einer vom Adjutanten kom mandirten Abtheilung hcrangciührt und postirt sich den, Kvmman- dircnde» gegenüber. Trommeln und Fanfaren ertönen, die Trup pen präsciitiren, die Musik spielt einige Takte. Alsdann verliest der Protokollant das rechtskräftige Urtheil mit lauter Stimme. Der Kommandircnde fügt hinzu: „DreysuS. Sie sind unwürdig, die Waffen zu tragen. Im 'Namen des sranzösischen Volkes degra- diren wir Sic!" Die Knöpfe des Tolman. des Kinnbandes des Käpvi. der Epaulcttes. die Regiments»»»»»« vom Kragen, die Goldtressen am Aermrl und der Mütze und die rothen Streifen der Hosen werden dem Verurtheilten vom Adiutanten heruntergeriff'en Alles ist vorher schon im Gcsängniß zur Hälfte los-getrennt worden. Desgleichen ist die Säbelklinge in der Mitte angeseilt worden. Ter Adjutant reißt Dreyffis den Säbel aus der Scheide, zerbricht die Klinge und wirft die Stücke nach verschiedenen Richtungen fort Stach dieser iiisamirenden Prozedur muß Trcyfns in leinen zerrisse- neu Kleidern, die keine Unisori» mehr sind, immer geleitet von seiner Trnvvenabtheilung. die gesammte Front abschreiten. Schließlich erscticincn die Gendamre», die den Verurtheilten. der ausgchört hat. der Armee anzuachörcn. in ei» Eivilgesängniß absührc». Trey sus wird zunächst nach der Insel R- übergefülirt, wo er aus den nächsten GesangeiicntranSport nach Nc»-Ealedvnien zu warten hat Als Wohnort wird ihm daiclbst die Halbinsel Tucos angewiesen, wo er seinen ehemaligen Kameraden, den Exadjntantcn Ehatelai». vortindet, der vor einigen Jahren in Marseille zu zwanzig Jahre» Deportation vcrurtlieilt wurde, weil er versucht habe» wll. ei» Lcbclgewcbr an Deutschland oder Italien zu verkaufen. Auf der Halbinsel Tncos. die den ehemals dcportirten Kvmmunards noch in guter Erinnerung ist. genießt Dreyffis vollkommene Frcibeit und wird nur überwacht, damit er nicht entwischt. Das Beispiel man cher Deporlirter beweist, daß ein Entkomme» von dort kein Ding der Unmöglichkeit ist. Drri'suS kann dort Landwirth oder Indu strieller werde», feine Familie »achkommen lassen und bis ans die Ucberwachung und den Verlust seiner bürgerlichen Ehrenrechte ganz wie die übrigen freien Kolonisten leben Im Vergleich zur Schwere des von Dreyffis nach dem Spruche des Gerichts begangenen Ver brechens ist die Strafe nach französischer Auffassung das reine Kinderspiel. Auf Todesstrafe konnte nicht erkannt werden, ivcil Landesverrat!' in der sranzösischen Gesetzgebung als politisches Ver brechen gilt und seit 1818 die Todesstrafe für politische Verbrechen abgeschasst worden ist. Ueber die Vorgänge während und nach der Verurthkilung des Hauptmanns Drensus liegen noch folgende Meldungen vor: Tas ' e Stunde zur Beralliung zurück. Der nde, Oberst Maurel. verkündete das Urthcil. Als er seine l'ung beendet, ries eine Stimme im Saal: „ES lebe Frank reich". vanptman» Treyfus war bei der Urtheilsverküiwlgmig nicht zugegen. Nach 7 Uhr wurde die Wache nn Hofe des Gc- richtshaiiscs ausgestellt. DreysuS wurde voraeführt und ihm im Beisein des Maivrs Bckffct vom Gerichtsschreiber das Urtheil ver lesen. Drevfus stand im strömenden Regen, von spärliche» Gas- lalcrnen schwach beleuchtet, drei Schritte vor der Front. Er stichle Haltung zu bewahre». Major Bussel sagte ihm. er habe das Siecht. Berufung aiiziimeldcn. DreysuS verneigte sich schweigend und wurde abaesührt Tie Straße Ehrrchc-Midi war trotz des herr schenden Rcgenwctlers seit 1 Uhr Nachmittags schwarz vor Men sche», die die zahlreich aiisgeboteiie Polizei nicht entfernen konnte. Beim Bckcinnlwcrdcil des Urtheils bemächtigte sich der Menge eine heftige Bewegung. Tie Ruse: „Es lebe Frankreich: Nieder mit den Juden! Tod den Vcrräthcm!" kreuzten sich. Der Gutsbesitzer Bodin und seine Frau wurden auf ihrer Bc sitzung Graiideventcß bei Havre ermordet und beraubt. Die Mör der nahmen 200.600 Francs in Wcrthpapieren mtt sich. Affe». Tas lapanische Parlament ist mit einer Thronrede eröffnet worden, in welcher auf die von den japanischen Truppen errungenen Siege hingewiescn und Hcrvorgchobe» wird, day die Truppen unaufhaltsam in des Feindes Land Vordringen. Unge achtet der herrschenden Kälte und der de» Truppen anserlegien Entbehrungen scr ihre Haltung vorzüglicher den» je zuvor. Die Beziehungen der neutralen Mächte zu Japan seien so freundschaft liche wie niemals früher. Tie Revision der Verträge, den Wün schen Japans entsprechend, sei mit mehrere» Staaten bereits zun. Die zweite Arme« rückte seit Anfang des Monat- nördlich Vor, den Feind vor sich der treibend. Am 18. nahm eine Division die wich tige Stadt Kai-Ping ohne Widerstand ein Am 17. und 18. brach ten Kundschafter der zweiten Armee des General Satsuras Nach richt nach Lia-o-ya»a von wichtigen Truppenbewegungen des Feindes, der im Vvrrucken begriffen zu lein schien Es stellte sich ickoch heraus, daß dies die sich aus der Flucht nach der Niederlage bei Han-Sche»g befindliche Armee des Generals Snna toar. Am Abend des 18. passirle Sung s Armee das lapanijchc Laar» in einer Entfernung von wenige» Meile». Die Stärke der Etttncikn wurde auf K',000 geschätzt Am 10. überholte General Osaka s Brigade und schrill znm Angriff. Die Ehineien nahmen Stellung bei vem Docke Aung-Wassi Es entspann sich ein deftiges Gefecht Mittlerweile vereinigte sich die Armee deS japanischen Generals Othima mit der des Generals Osaka. General Sung leistete tapfe ren Widerstand gegen die vereinigten Slreitkräste der Japaner, die nun aus vier Regimenter» Infanterie, fünf Batterien und andere» Truppengattungen bestanden. Tie lapanische Artillerie bewährte sich vorzüglich. Tie Wirkung ihrer Geschosse war überraschend und vernichtend. Die Infanterie machte einen großartigen Angriff, die chinckischk Linie sofort durchbrechend. DieEhinesen sammelten sich jedoch wieder und unterhielten ein andauernbes Feuer. Dreimal wiederholten die Japaner ihren Angriff, mit Todesverachtung Mann gegen Mann kämpfend. Das Handgemenge währte sn»s cstundc» «schließlich wankten die Chinesen und sie besanden sich bald am voller Flucht in der Richtung nach Aing-Kow. Der Sieg war ein vollständiger. Tte Japaner besetzten Kung-Waisi und machten ansehnliche Beute. Ter Berluff der Chinesen beläuft sich auf 5>r6 Tvdte und Verwundete. Auch die Japaner erlitten schwere Ver luste. deren Ziffer noch nicht feslgestcllt ist. Kunst und Wissenschaft. ck In der Königl. Hosvper gelangt heute Verdi s .Falstaff" zur Aufführung. Im Königl. Schauspielhaus geht das Märchen- spiel „Es war einmal" in Scene. v Wege» plötzlicher Erkrankung des Herrn Hoffchanspicler Schubert hat i» der gcttriaen Erslanssübruiig des Lustspiels H alali die Rolle des Förster Schnabel Herr Erdmann überiwnnircn. -j- Im Rc' idenztheater finden heute zwei Vorstellungen statt. Nachmittags zn ermäßigten Preise» das Märchen „Schön Elschen": Abends: Die neue Operette: „Der Obersteiger". ck Ter Münchener Prozep, Ez» nski — ein Plagiat. Vielleicht ist manchem Romanschriftsteller schon der Gedanke ge kommen. den seltsamen Vorgang, der den, Münchner Prozesse zn gründe liegt, als Romanhandinng zu verwerthen. Der Gedanlc wäre nicht schlecht, allein er ist nicht neu. Weil von Hypnotis inus so viel die Rede ist. so darf man vielleicht scherzweise sage», daß Kack Emil Franzos in antehypnotischcm Zustande die Ge schichte. die sich 1806—61 ereignete, schon vor vier Jahren Zug um Zug in seinem bekannten Roman „Judith Trachtenberg" erzählte I» der That ist der Parallclismus zwischen der Erfindung des Dichters und dem drei ^ahre später erfolgten Gcschrhniß last vcr blüffcnd. I» beiden Fällen meint es der Liebende zuerst ehrlich oder stellt sich wenigstens so: in beiden Fällen tritt zwischen ihn und die Geliebte der Widerstand der Familie des Mädchens: in beiden Fällen überredet der Mann die Braut, in eine heimliche ganr, einen 1890 erschienenen Ro- nowski und der Trndka des Romans und Wartalsky. Vor dem Verdachte. man dem 1896 erfolgten Geschehnisse nachgebildet zu haben, ist Franzos bewahrt. Aber schwerlich wird auch Jemand auf den Ge danken kommen, daß die beiden Polen ihren Plan dem Roman entnommen hätten. Leute wic Ezynski und Wartalsky leien schwer lich deutsche Romane, und hätten sie das Franzos'sche Werk ge lesen. Io hätte es sie von ihrem Vorhaben alnchrccken können. Denn über die beiden Nebclthäter kommt im Roman ein weit schwereres Strafgericht, als das Münchener Gericht über Czynski Dr. Neitzel schreibt: „Die Schlacht" von Curti, die wir bei ihrer Aufführung in Crefeld ani 30. September als ein an interessanten Einzelheiten reiches, namentlich in den Massenwirkstngen sehr dank bares Chorwerk ausführlich erörtert haben, wurde in vollkommener, von großein Vortragsfcncr belebter Weise gesungen. -j- So recht eigentlich eine WeilmachtS-Mmmer ist das letzte Heft sNr. 21> der „ I l l u st r i r t e» F r a u e n z e i t un g " (Verlag von Franz Lipperherde, Berlin und Wien). Hierzu stempeln sie vor Allein zwei sliniinungsvolle. ausgezeichnet in Holzschnitt wiedergegedene Bilder: „Ckristnacht" von Karl Ricke» (-München) und „WeihnachtSlannen" von August Reinhardt (Dresden). In letzterem begegnen wir einem wohl- bekannten Motiv: dem alten Akadcmiegebäude. Ihrer lobcnswerlhcn Gepflogenheit, ab und zu auch Portraits namhafter Persönlichkeiten zu bringen, die für die Frauenwelt von besonderem Intereise sind, folgt die „Illustrirte Fraueiizeitung" in ihrer letzten Nummer mn der Wiedergabe eines Bildnmcs der Berliner Lwiichampielerin Anna Lclwamm als Frau Marlhe. Eugen Jabel hat »nl gewandter Feder hierzu einen, den yedcns laus der ewig-bcitrrn Künstlerin schildernden Artikel gelicicrl. Eine 'Novelle von Stellmacher und eine Skizze von L>erminc Pillinger dürsten beiiierkenc- wertbe Rnmmern des diesmaligen bellelriichchcn Programms genanm werde». Ter .vu»:or ist d»rch eine heitere Geichichte von X'. xöwenbrucl! Parmeniier vertrete». Auch die X»rik eiilfallet ihre zarten Schwinge», ivie bcnn auch sonst i» jeder Weise die gröhtinöglichsie Abwechicliiiig geboten wird. Die Mode ist wie immer in dieier wahrbast vornelmien und zwecl- enlsprecbcnden Frauenzeitschrift, in umfassender und praltöch iibernchilicher Weise in Belraclü gezogen; die bimlen Modekupscr liebst de»» reizenden Titelbilde sind, ivie lämmlllche andcre Illustrationen, von tadelloicr k»»s> Icriicher Ausstllmina, die Schnitte reick-ballig nnd. was nicht gering zu achten ist. der Druck aus feinstem Papier groß und auf's Bequemste lesbar. Die „Jllusnirte Frauenzenung" verfolgt n»d erreicht die liöchsten Zwecke am ihrem Gebiete und ist in jeder Hinsicht warm zu «mpsehlen. Dm äer tortzosetrt starken Xadrkrass« naclr sserecbt vercien. erklären vir nu.-; bereit, Regelst« »--'!> eiuisse 2oit unter äerwvlben Leciiussnnsseu an ucksere lleser abrussebeu. Lurcir cks unterrsicbnete LesclräktssteUo dervsssn, betresst äer kreis äieses I-eiikons imr S Blai lik .. _ . fortzu schreiten. Die Thronrede schließt mit dem Rath, das Parlament möge die innere und äußere Lage deS Landes in EriEgung ziehen und dadurch die vollständige Nebcreinstimmung zwischen der Re gierung nnd dem Volke sicherstcllcii. lieber den letzten Erfolg der Japaner auf dem ostasiatischen ' ' auSffihrllchcr Be- aee waren u»a»s- mehrfachen Gefechten. ucver den letzten Eckoig oer Japaner auf oem Kricgsichuilplatzc am 10. ds. M. liegt folgender aus richt vor: Die erste wie die zweite japanische Armee gesetzt thätig und schlugen die Chinesen in mehrfach Vas I-sxikoir ist 23'/r cm dock, IS cm breit, ü cm stark unck rviesst ca. 3 ktuncl. kn ist soliä in rotbem, sclrvnrrssepresstem I)»-Kel sse>>»nä«n nnä enthält aus et c > 2VOV 2I1,UVV ockLoilv« 6'ort. sovio eiren 2SOO lUnn-cti-ulIon«» au« äou ver---Iiiecleuste» (istiieten. n. a. metrr als bOO korlräls von Lei ülriutbeiteu »Ist r weiten nnä Nationen. MclulLi^ l.exilloii ist nicbt etcva ein veraltetes Lucd, sondern ärs soeben nbss»-- scklossvov textlick unä illustrativ dereickerte IVeuauklsssc von des Autors bekanntom ..^uarllexikoir". -Lüi-Helinoi-'-, I^extkou ist ssessvn Lrless»»ss von 6 älk. in nnsoivr OescdättsstsIIo rn lrabetr. Nack ausvärts (Iloutsckes Roiek und Oostvrroicd-l7l'ssarn) erkolsst dio Verseudunss von I 6 Lxemplareu in ein l'acket ver,,ackt. our-ssONO» »le» per kostanveisunss, rurüsslick Ov I'f Inc Vorpackunss und korlo postfrei — «teilt «resen Nuckuaknio und Aaklnnss in Lriekmarken. — (Hlso durck dio kost bc-rossen: 1 Lxomplar 3 älk. 60 kf, 2 Lxemplare ---- 6 )1k. 6>) kt, 3 Lxemplarv — 0 Iffk. M kk.) Len Lostellunssen vom Aus land« ist da» tarifiiiässisso korto deirukiissen. Im Hinblick aus dio rn ervartondo st:» ko NackknissS bitten vir, mössliekst reitiss ru bestellen. S63oIiLÜ88ty1l6 äer „vroZänsr Ikaolirjcdteii" Vartonatraseio SS. Hotel Qoläneri Logel, Oresclen tltruwwwirtt« 8okt« psse'i»». IcicrUrl- tücti?. 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