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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.03.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186103036
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18610303
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18610303
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1861
- Monat1861-03
- Tag1861-03-03
- Monat1861-03
- Jahr1861
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.03.1861
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S36 Für jeden Freund der kirchlichen Lsrekunss «ußte es von dem höchsten Interesse sein, I. S. Bach'S „Johannes-Passion" kennen zu lernen, da vielleicht an keinem Orte so sehr wie hier da- DerstLndniß von dieses Meister- erhabener Kunst ein allge meines und ganz besonders auch dessen Matthäus - Passion im edelsten Sinne populär geworden ist. Die Johannes-Passion ist nicht so imposant, wie die nach dem Evangelium Matthäi; die Anlage schon ist eine mger begrenzte; eS fällt hier die gewaltige Wirkung der Doppelchöre, der beiden Orchester weg; die Formen sind kleiner, selbst nicht wenige Momente des Texte-, die eine Entfaltung hohen dramatischen Ausdrucks zulassen (z. B. die Kreuzigung Christi, da- Zerreißen de- Vorhangs im Tempel, das sich Aufthum der Gräber), sind weniger auSgebeutet als in der Matthäus-Passion. Dennoch rechnen wir das Werk zu den höchsten Erzeugnissen religiöser Kunst, denn eS weht auch in ihm der unvergänglich frische erhabene Geist Bach'S und erfüllt unS mit Ehrfurcht vordem heiligen Gegenstand. Aeußerst prägnant und ihrem Inhalte nach wie wegen ihrer prachtvollen Harmonik erschütternd und erhebend erschienen uns die im Ganzen nicht sehr zahlreichen Chöre, ganz besonder- hochbedeutend — selbst anderen derartigen Schöpfungen Bach'S gegenüber — die Choräle. Von wahrhaft klassischer Schönheit, zum. Theil selbst noch bedeutender als in der MatthäuS-Passion, sind die Arien de- Basse- (mit Chor) und de- Alts, die Sopran-Arie .Zerfließe, mein Herze", die Ariosi de- Baffes und des Tenor-. Die erzählenden Recitative des Evangelisten erscheinen in jener erhabenen, der religiösen Musik entsprechendsten Einfachheit, und sehr oft findet man in ihnen — wie namentlich auch in denen de- Christus und Pilatus — wunder bar schön gedachte und empfundene, ausdrucksvolle Momente. Der Eindruck, den das Werk stets machen muß, ward auf da- Beste durch die Ausführung gefördert. Die Chöre wurden in höchst achtungswerther Weise wiedergegeben. Es zeigte sich hierbei ebenso das Verftändniß des Dirigenten, wie die Kraft und Sicherheit de- Vereins-Personals. Die Solisten: der Baritonist Herr Krause von dem königl. preußischen Hofoperntheater, die Altistin Fräulein Lessiak, die Sopranistin Frau vr. Reclam, der Bassist Herr Wallenreiter vom Leipziger Stadttheater und ganz besonders auch der Tenorist Herr Musikdirektor John auS Halle in der sehr schweren und ungewöhnlich anstrengenden Partie des Evangelisten, gaben Treffliches, zum Theil Vorzügliches. Das Orchester löste seine Aufgabe in gewohnter Tüchtigkeit; besonders zu gedenken ist noch de- Herrn Krumb Holz für die sehr gute Ausführung der obligaten Violoncell - Partie in der Alt-Arie. F. Gleich. Leipziger Lunfloerein. Im Anschluß an die noch einige Zeit ausgestellt bleibenden Landschaftsbilder und als Fortsetzung der vorige Woche in Kupfer stichen und Lithographien gegebenen Uebersicht der neuen deutschen Landschaftsschulen werden von heute an im Vereinslocale die eigenhändigen landschaftlichen Radirungen eine- überaus begabten und nur zu wenig gekannten Meister-, Johann Christoph Erhard au- Nürnberg, ausgestellt sein. Geboren 1795, ist er nicht als ein Schüler seiner heimathlichen Lehrer, sondern als ein Nachfolger der großen niederländischen Landschafter Waterloo, Swanevelt u. A. zu betrachten, wenngleich seine Kunstweise ihn durchaus als selbstständigen deutschen Meister erkennen läßt. Mit seinem Freunde I. A. Klein, dem durch seine zahlreichen Thier-Radirungen weitbekannten, noch jetzt in München lebenden Künstler, ging er 1816 nach Wim, von wo auS damals gerade die ersten Vorkämpfer der neueren deutschen Kunstrichtung, Over beck, Veit, Schnorr u. A., in Folge ihrer Entzweiung mit der Akademie sich nach Rom wendeten, doch aber m manchem Gleich strebenden die Keime der neuen Anschauungen zurückließen. Hier radirte Erhard in den Jahren 1817 bis 19 seine schönsten Blätter, u. A die Ansichten auS den Umgebungen de- Schneeberges, von denen vier in der Kupferstichsammlung deS Museums (Gruppe 49) mit aufgestellt sind. 1819 ging er nach Italien, allein statt der erwarteten Bereicherung seiner Studien sollte er dort ein trauriges Ende finden. Ungünstiger Einfluß de- Klima's und übermäßiger Eifer beim Zeichnen übten auf den reizbaren jungen Künstler einen so verderblichen Einfluß, daß er in eine krankhafte Schwer- muth verfiel und 1822 seinem Leben im 27. Jahre durch einen Pistolenschuß ein Ende machte. Die künstlerische Auffassung und liebevolle Wiedergabe der Natur in seinen zahlreichen Blättern werden nicht verfehlen, bei Allen, denen er bisher noch unbekannt gewesen, lebhaftes Interesse zu erregen. — Das gegenwärtig ausgestellte Exemplar seiner Werke befindet sich im Besitz des Herrn Orchestermitglied Haubold, welcher die Güte hatte dasselbe dem Verein zur Ausstellung zu überlassen, und ist eine der vollständigsten Sammlungen seiner jetzt meist seltenen und gesuchten Blätter. Leipziger Photographien. Lll. Frau Dorinka Lheezett hatte di« Aufgahß, ein« klch«. gewählte Gesellschaft von vierzig Personey aus der-Masse ihrer Verwandten, Freunde und Bekannten herausmgreif«U, mit vielem Geschick ge löst, denn eS war keine leichte Aufgabe, all die Rücksichten nach den verschiedensten Seiten hin zu beobachten, diese Familie weg zulassen und auf jeden Fall jene Familie zu wählen, diesen Herrn jener Dame zu opfern, weil er ihr — er hatte früher Absichten — ein Stein des Anstoßes sein würde, dagegm diesen Jüngling mit jenem Fräulein .zusammenzubringen", weil Beide unzweideutige HeirathSgelüste verrathen u.s.w., bis zu Nummer 40. Denn bis hierher und nicht weiter, .wir könn/n nur,vierzig setzen". Es laufen bei solchen Einladungen possirliche Mißgriffe mit unter, die den davon Betroffenen die Haare zu Berge stehen machen. Da bitten Herr und Frau von Soundso eine junge FrM, .zu Thee und Abenddrod" und lassen in aller GemüthSruhr> dyn jungen Mann wea. Da- Weibchen denkt sehr richtig. daß es' elü Damen- Thee und Abendbrod ist; sie sagt zu, und bleivt erstarrt beim Ein tritt in den Thee stehen, der ihr den Anblick einer Auswahl von Ehepärchen, Ehemännern ohne Frauen, Hagestolzen und andern Jünglingen darbietet. Da vergeht der jungen Frau der Appetit nach Thee; denn da- Vergehen ist groß, und sie vergeht in Sehn sucht nach ihrem Männchen, eS befällt sie ein plötzliche- Unwohl sein und sie geht; denn da hört Alles auf! Endlich brach der Morgen de- großen Tages an, den Jeremias mit dem Gedanken begrüßte, daß ihm der Abend lieber wäre! jJeremiaS kannte diese Schreckenstage und pflegte bis zum Glocken schlage Vier sich in ein undurchdringliche- Schweigen zu hüllen, das nur durch seine Gattin gebrochen werden konnte. Da kam Dorinka's älteste Nichte hereingeflattert. .Liebe gute Herzenstante, setz' mich neben den blonden Secre- jtair!" rief sie beim Eintritt. .Da kommst Du zu spät, Kind; Deine Schwester bat mich schon gestern darum, und ich habe ihr'- versprechen müssen!" .Da- ist aber perfid von Laura, Tante! Sie that gestern, als ob ihr der Secretair sehr gleichgültig wäre. Nein, so falsch hinter de« Rücken zu sein! Tante, ich bin die Aeltestr!" ES waren sehr seltene Fälle, in denen Minna .ich bin die Aelteste" sagte, da aber der blonde Secretair von seltener Liebens- würdigkeit war, so war das Wort am Platze. „Macht das mit einander aus, und laßt mich in Ruhe; ich habe Nervenkopfweh und keine Zeit. UebrigenS sagte Laura, der Secretair habe ihr im Theater gesagt, er würde sich sehr freuen .neben ihr sitzen zu können." „Herr Gott, Tante, das hat er mir auf der Promenade, gerade .bei klaos äs rexos gesagt! Da- ist aber perfid!" „Na, ich bitte Dich, mach mir heute keine Scene! Ver ständigt euch mit meinem Mann oder loost um den Platz." Jeremias schrieb eben die Namen auf die Zettel und lächelte oehaglich vor sich hin über den Sekretariats - Aankajssel. „Mir kann'S recht sein, wenn Minna neben ihm sitzt!" sagte er. „Nicht wahr, Onkel, ich bin die Aelteste und habe da- Vor recht!" rief Minna jetzt zutraulich und trat zu Jeremias, den sie vorher ignorirt hatte. „Mir kann'S auch recht sein, wenn Laura neben ihm sitzt!" fügte der Onkel aus Rache hinzu, und malte einen schönen Buch- .staben. „Es ist da« Beste, ihr loost!" entschied die Tante verdrießlich. „Laß sie loosen, JeremiaS!" ,Mir kann'S recht sein! Zieh, Minnachen! Dorinkachen, ieh für Laurachen! Auf dem einen Zettel steht der Secretair, auf em andern steht gar nichts. Wer also den Secretair zieht ...." „Na, das brauchst Du nicht erst lang und breit auSeinander- zusetzen, das ist selbstverständlich!" Jeremias mischte sehr umständlich di« beiden Loose, und indem er Tante und Nichte ziehen ließ, wünschte er Laurachen den per fiden Secretair. „Hurrah, ich Hab' dm Secretair!" schrie Minna und flatterte hinaus. „Da wird sich Laurachen sehr ärgern!" lächelte Jeremias und schrieb weiter. „Du hattest ihr'- doch versprochen, Dorinkachen!" „Ich bitte Dich, laß mich, ich habe Kopfnervenweh!" Nach einer halben Stunde flatterte Laurachen herein. „Onkel, wo ist die Tante?" „Wenn ich das wüßte, Laurachen!" „Nein, für so perfid hätte ich Minna nicht aehalten!" „Ja, Laurachen, man sollte eS nicht dmkm! Die Welt ist jetzt so niederträchtig!" „Aber Sie haben loosen lassen, Onkel!" „Ja, wir haben ja nur einen allereinzigen blonden Secretair, Laurachen! Und da Minna perfid gegen Dich war . . . ." „Und die Tante, die mir . . . ." „Die ist auch perfid, Laurachen!" „Die mir dm Secretair versprochen hatte ..." .Laurachen, der ist der perfidest« von Allen! Hinter Deine« Rücken am klaoo äorozx» hat er sich -egen Minna erklärt! Ich 2 d
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