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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.09.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187609085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18760908
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18760908
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1876
- Monat1876-09
- Tag1876-09-08
- Monat1876-09
- Jahr1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.09.1876
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B/.Mk, 'ncl. Bringerloh« 5 Mr.. durch vre Post bezogen 6 Ms Jede einzelne Nummer 56 Pf Belegexemplar 10 Pf Aebütire« für tirtrabeilage« ohne Postbeförderung:<6 Ptt mit PofidcsSrderung 4L L'ü Inserate tgesp. BourgeoiSz. 2" Pi knistere Schriften taut unserem Preisverzeichnist — Tabellarischer Latz nach höherem Tans iilria»r> «nlcr dem Uedartt«»»ßn» di« Spallzeile 46 Pf. Inserate sind stclS an d. LrpedVt», zu senden. — Rabatt wird rächt gegeben Zahlung prsomunommä« oder durch Postvorschuß. Bekanntmachung, den Verlasst der Stimm berechtig»«- wegen Äbgabenrückstanden betr. Nack Vorschrift der revidirten Städte Ordnung iz. 44 unter g sind von der Slnnmberechl gung bei den Wahlen alle diejenigen Bürger, welcke die Abentrichtung von Staats- und Gemeindeabgabcn, einschließlich der Abgaben zu Schul- und Armen-Cassen, länger alS zwei Jahre ganz oder tkerlweise im Rückstände gelassen haben, ausgenommen. Unter Hinweis aus diese gesetzliche Bestimmung fordern wir daber auS Veranlassung der bevor stehenden ErgänzungSwahl deS Stadtverordneten - CollcgiumS alle Abgaben-Restanten, n?elcke davon betroffen werden, zur ungesäumten Abführung ihrer Rückstände aus. - Leipzig, den 4 September >876. Der Rath der Stadt Leipzig. ' vr. Georgi. Mesierschmidt. Vermietbung^ DaS zeither an den in ConcurS verfallenen Herrn Kaufmann Friedrich Ludwig Gröber ver- oiethete Eckgewölbe Rr. 2 der DerkanfShalle an der Schillerstraße soll vom I. Oktober o. I. an ans drei Jahre anderweit an den Meistbietenden vermiethet werden und beraumen wir hierzu VersteigernngStermin an RathSstelle auf Mittwoch den 13. dies. Mon. Vormittags II Uhr an, woselbst die BermiethungS- und VersteiqerungSbedingungen sowie daS Jnventarium deS zu ver- miethenden GewölbeS schon vorher zur Einsicktnabme aiiSliegcn. Leipzig, den 4 September 1876. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr Georgi. Cerutti. 166.17. - Wriz n pr. I — p- ^ahr 2»7 .« erbst I Lo^I >er Ariidjeh, 4 Besser. — !«s Ptru«::» er Friiei-n ld. — trübst per LTlvdr - 71 1 per FrLhtahe ien mar!U cher l.ms«tz: ns«: Um«- Icv. b«»o« nm> Umsatz — Mlddll», ypi-an, neu» Brosch —, Sör Perman 5, siollerab 4'/^ Omra 4'/». ülen verlarqt. .-Höchst« No- Achsel «st .. ' ^ «ou» , Bond» v«o acrfie llü'/» I. 4 Srstdi. ada" ist oo» lan-Damxftr bor- Tampftr »getroffen, rutsche Lloyd- 'er Dampfer l'mnien. er „Angllaa' lardTampsn Zu dem Sonnabend den 9. September im Tivoli staltsindenden Waisknftst (Hcsscstistung) versammeln sich die Zöglinge des Waisenhauses wie gewöhnlich Nachmittag- I Uhr in der Waisen- siation. Münzgaffe Nr 12 Gönner und Freunde der Waisen, welcke dem Feste beiwobnen wollen, sind jederzeit willkommen. Die WaisendanSvrrwaltuag. Die Laisertage. * Leimig, 7. September. Wir haben in der letzten Nummer am Schluffe deö Berichts über die Kaiscrparadc schon daraus hingcwicscn, daß in Folge des mit starkem Regenguß verbundenen Gewitters, welches sich kurze Zeit nach Beendigung der Parade entlud, die vielen Tausende von Zu schauern. die ihre Rückkehr von Böhlen mittelst der Eisenbahn bewerkstelligten, nicht gerade in die angenehmste Lage versetzt wurden. Nur ein kleiner Thcil deS PublicumS gelangte mit den ersten beiden ^ügen noch halbwegs trocken nach Leipzig. DaS Hrös mußte die Kehrseite deS militairiscken Schau spieles gründlich kennen lernen und wer sich nickt in einS der wenigen Häuser zu flüchten vermochte, wurde bis auf die Haut durchnäßt. Bon den verschiedensten Seiten wird uns erzählt, daß Schuppen. Ställe. Scheunen in und bei Böhlen buchstäblich von Menschen vollgepfropft gewesen sind. Auch nach anderen Dörfern in der Nähe des ParadefeldeS waren zahlreiche Sckaaren des PublicumS versprengt und bis spät Abends hatte die bayerische Bahn solche Leidensgefährten nach der Stadt zurück zu befördern. Andere batten sich bei den Bauern Leiterivagen und dergleichen Vehikel g-liehen, auf denen sic die Heimreise unter nahmen. Trotz deS wenig beneidenSwcrthen Zu standes. in welchen, sich die Meisten befanden, hatte sie der Humor indessen nicht verlassen und man tröstete sich gegenseitig ob des erlittenen Unqe- mackeS. Noch unangenehmer würde die Situation jedenfalls geworden sein, wenn das Unwetter, das übrigen» die heiße Temperatur in erquickendem Maße akküblte, während der Parade sich entladen hätte. Man stelle sich nur den Fall vor, daß sünfzigtausend Menschen unter freiem Himmel von einem mindestens eine Viertelstunde andauernden heftigen Gußregen, den ein orkanartiger Wind über daS weite Feld peitschte, überrascht worden und man kann sich danach ein Bild der Ver wirrung machen, die daraus sicher entstanden wäre. Die Tribünen waren auf eine solche Eventualität nicht eingerichtet und sie würden so gut alS keinen Schutz dargeboten haben. Man kann sich aufrichtig freuen, daß der Himmel ein gütiges Einsehen gehabt und seine Schleusten erst nach der Parade geöffnet hat. Zu einer außerordentlich schönen Festlichkeit gestaltete sich am Abend des TaqeS der große Zapfenstreich, welcher auf dem AugustuSplatze von den sämmtljchen Musikchören deS 12 Armee corps vor Sr Maj. dem deutschen Kaiser «uS- geführt wurde. Der weite Platz war schon vom Eintritt der Dunkelheit an mit Menschern»affen vollständig bedeckt, so daß die Circulation nur unter Empfang oder Austberlung mehr oder minder sanfter Rippenstöße möglich war. Wer ein Plätzchen in der Nähe des Neuen Theaters erwischt hatte, der blieb fest und unbeweglich stehen, um deS zu erwartenden hohen GenuffeS möglichst günstig theilhaftig zu werden Die fest liche Beleuchtung deS AugüstuSplatzes war wieder prachtvoll und sie war noch wirkungsvoller, als am Abend vorher, da eine ganze Reihe mächtiger Pechpfannen ihr loderndes Feuer zum dunklen Nachthimmel emporlevckten ließen. Der frische Abendwind fachte die Feuer dermaßen an, daß daS brennende Pech vielfach durch Feuerwehr männer in seinen Behältern zurückgehalten werden mußte Kurze Zeit vor 9 Uhr marschirte daS Bataillon der Musiker und TambourS unter Trommelwirbel auf den freigelasienen Platz vor dem Neuen * Leipzig, 7. September. Wir sind in der an genehmen ^'age, heute unser» Lesern den Wort laut der Ansprache» mitzutheilen, welche, wie be reit- gemcldel, beim Festmahl im Schützen- banse am Mittwoch II Majestäten Kaiser Wilhelm und König Albert zu halten geruhten. Se. Majestät König Albert sprach Folgendes: „Ew. Kaiser!. Majestät. Seit dem unvergeß lichen Tage von VillierS, den 7. März 187l, hat daS sächsische Corps nickt die Ehre und Freude gehabt, seinen sieggekrönten Oberseldhcrrn aus den großen Jabren 70 und 7l in seiner Mitte zu sehen. Da mals wollten Sich Ew. Majestät von dem Zu stande deS Corps nach einem langen und blutigen Feldzuge überzeugen; heute hoffen wir gezeigt zu baden, daß die fünf verflossenen Friedensjahre keine «rbeitlosen waren, daß unsere Waffen nicht gerostet sind und daß das sächsische Corps bereit ist, jedem Anse Ew Majestät, und jederzeit für die Ehre »nd Sicherheit des deutschen Vaterlandes, freudig z» folgen. Durfte ick damals, als Führer dieser Truppen, ihren Dank für die anerkennenSwerthen Worte, die Ew. Majestät an sie richteten, auS- sprechen, so habe ick heute alS ihr LandeS- und Kriegsherr auss Neue zu danken für die An wesenheit in unserer Mitte und das gnädige Wohlwollen, mit dem Hockdieselben die heutigen Leistungen ausgenommen. DieS auSzudrückcn, fordere ick die Anwesenden auf, ihre Gläser zu erbeben und zu leeren auf das Wohl deS deutschen Kaisers. Se. Majestät Kaiser Wilhelm Hoch, Hock, Hock!" Kaiser Wilhelm erwiderte Folgendes: „Erlauben mir Ew. Majestät, daß ich Ihnen sofort für die überaus freundlichen Gesinnungen, denen Sie eben so beredten Ausdruck gegeben, meinen Dank ausspreche. Sie haben der Zeit gchackt, wo ich auf dem Schlachtfeld« von VillierS Ihre, von Ew. Majestät und Ihrem Herrn Lruder rühm- und siegreich geführten Truppen pm letzten Male aus dem Schauplatze schwerer Kämpfe gesehen, und dabei geäußert, daß ich eben beute die Wirkung einer fünfjährigen reorganisiren- I den Arbeit hoffentlich bemerkt haben würde. Ich kann darauf nur erwidern, daß ich Ihnen zern, und mit voller Freude am Gelingen, meine Anerkennung für die Leistung innerhalb dieser >stms Jahre und zugleich meinen Dank für die Freude ausspreche, die eS mir gemacht, Ihre Truppen in einer so vortrefflichen Verfassung > gesunden zu haben. Wenn dieser mein Dank sich »n Alle richtet, die dabei thätig gewesen sind, so gebührt er doch vor Allem Ew Majestät, da Sie den Grund dazu gelegt, dann aber Ihrem Herrn Bruder, der das Werk erfolgreich fort- geftihrt Ich fordere Sie auf, meine Herren, mit !»ir und mit derselben Herzlichkeit wie ich aus Wohl Sr. Maj. des Königs von Sachsen des ganzen königlichen Hauses zu trinken " Theater ein. Bald daraus verkündete daS stür mische Hochrufen des PublicumS, daß der Kaiser mit den übrigen Hohen Herrschaften ans den Balcon des Theaters getreten war. Als die Klänge der Musik begannen, wurde es allmälig leidlich still unter dem vorher brausenden Men« schenmeer, obgleich die Stille an den verschiedensten Puncten noch eine größere hätte sein können. Die Störungen der Rübe kamen zum Tbeil davon brr, daß m der Nähe des Theaters eine Menge Wagen Aufstellung genommen hatte, von denen einige sogar während des Zapfenstreiches sich durch die ' zusammcngekeilten Menschenmaffen Bahn zu machen versuchten. Darüber wurde und mit Recht raisonnirt. In, großen Ganzen war die Hal tung deS PublicumS wieder eine vorzügliche und man konnte mit Vergnügen bemerken, wie mit wenigen Ausnahmen die Leute bemüht waren, keine ernstliche Störung aufkommen zu lasten. Das Spiel der Musik war ein vorzügliches und die einzelnen Capellen trefflich für die Monstre- aufführung eingeübt. Namentlich der Armcemarsch Nr. 7, die Ouvertüre zu Tannhäuser, die Rctraite der Cavalleric und der Infanterie mit dem sich anschließenden Gebet kamen zur wirkungsvollsten Geltung. Nack Beendigung derMusikstücke marschir- tcn die Musiker unter Trommelwirbel wieder i» der Ricktung der Poststraßc ab. Der Kaiser hatte sich inzwischen mit seiner Begleitung zurückgezogen und in daß königliche Palais zuriickvegeben. Während des Zapfenstreiches war die festlich schöne Be leuchtung des AugustusplatzeS noch durch das Aufsteigen prachtvoller Feuerwcrkskörper erhöht worden. Insbesondere die in viele Hunderte von Schlangenlinien sich zertheilenden, in reichfarbiczcm Lichte strahlenden RaketcnbonquetS brachten einen entzückenden Anblick hervor. Die Auslösung der ungebenren Menschenansammlung vollzog fck in bester Ordnung. Die Aaiserparade bei Söhlen/) Lripffg, 7. September. Schon srühzcitig des Vormittags füllten sich gestern die mit bunten flatternden Fahnen geschmückten Tribünen draußen in Böhlen, welche den Paradcplatz aus der einen Seite abschlvssen. Still und ruhig lag anfänglich der weite Plan, in, Hintergrund durch die Dörfer Jmnitz, Kötzschbar und Zcscbwitz begrenzt. Erst nach 9 Uhr und nachdem eine Stunde vorher durch Pioniere unter Leitung eines Hauptnianns die Linien der zu formirenden beiden Treffen ab- acstcckt waren, begann der ein glänzendes Sckan- spiel darbietcnde Anmarsch. Soweit das Auge reichte, aus allen Straßen und Wegen begann es zu blitzen und zu leuchten. Hier rückte in lange» Linien Infanterie heran, dort kamen Cavalleric Abtheilungen geritten und Geschütze heranqerollt und daS bewaffnete Auge konnte sich nicht satt sehen an dem bunten be wegten Bilde. Nack und nach zogen sich die Kreise, welche die Truppen in ibrer vorläufigen Ausstellung bildeten, enger und dichter zusammen, daS Fußvolk löste sich von der Reiterei und die einzelnen Abtheilungen der Artillerie fuhren zu sammen. Gegen 9>/r Ubr traten die als PointS zur Markirung der Treffen Linien commandirten Infanterie- und Jäger-Unterosffciere aus ihre Posten. Adjutanten und Stabsossiciere sprengten hier und dort über den Platz und eine halbe Stunde später rückten die Regimenter in die Pa- radeausstellung ein. Dieselbe bildete zwei Treffen, das erste bestand aus den in Bataillonen aufmarschirten Fuß- truppen, welche von, rechten Flügel an in folgender Weise rangirten: Pionierbataillon Nr. 12, die Jäger bataillone 13 und >2, die Infanterie-Regimenter Nr. 107, l06,dasanStellcderzurZeitinStraßburg und Schlettstadt stehenden 105r der 3. Jnsanterie- brigade Nr 47 zugetheilte Schützenregiment Nr. 108 und das Infanterie Regiment Nr. 104. Die vorgenannten Abtheilungen bildeten die 2 Infanterie Division Nr. 24, commandirt vom Generallicutenant von MontbL, die 1. Division, befehligt vom Generalmajor von Abendroth, be stand aus de» Infanterie-Regimentern Nr. 103 und 102. sowie der Grenadierhrigade Nr. 45». Das zweite Treffen, befehligt von Generalmajor Senffl von Pilsach, bestand auS folgenden Ab- theilungen: Divisionsbrückentrain, 2. Artillerie- Regiment Nr 28. reitende Abtheiluna, 1 Artillerie- Regiment Nr. 12, 2. Ulanen-Reglment Nr. 18, 2. Husaren-Regiment Nr. >9, die CaribinierS, l Ulanen-Regiment Nr. l7. l Husaren Regiment Nr. 18 und Gardereiter-Regiment. Die Truppen waren in Parade-Anzug, das Fußvolk in weißen Beinkleidern und mit Gepäck. Grenadiere, Gardereiter und Carabinrers. Ulanen udd Artillerie trugen den Roßschweis am Helm und Czapka. die Husaren den Reiherbusch an der Pelzmütze *) Der versprochene ausführlichere Bericht unseres mtlitamschen Berichterstatters. Nach dem Einrücken in die Paradestelluug wurde daS Leben aus dem Platze immer größer, von allen Seiten kamen Stabsossiciere heranAe- ritten, kurz vor l l Uhr trafen nach und nach eine Menge fremdländischer Ofsiciere, sowie die ge nannten beiden Divisionäre und der Krieg-minister General der Cavalleric von Fabrice mit ibreu Adjutanten ein und um 1 l erschien der die Parade befehligende General Prinz Georg von Sachsen königliche Hoheit. Regungslos wie dieMauern stand die Infanterie, wie Centauren auS Erz hielten die Reiter und Artillerie dahinter. Alle Blicke lenkten sich nun der Ehrenpforte zu, durch welche der Kaiser von Pulgar kommend auf den Paradeplatz ein« reiten mußte. Wenige Minuten nach 11»/« Uhr flogen die Adjutanten über den Platz, gleich daraus ritten die commandirenden Stabsossiciere nach ihre« Plätzen und es ertönte daS Commando. „Still- gestanden! Gewehr aus!" DaS Wirbeln der Trommeln und rauschende Musik verkündeten daß Nahen des Kaisers, der mit glänzender Suite, in welcher sich u. A. die Großberzöge von Baden, Mecklenburg und Coburg-Gotba, der deutsche Kronprinz, Prinz Friedrich Carl und Moltkc be fanden, eintraf. Jubelnder begeisterter Zuruf begrüßte Deutsch lands Heldcnkaiser, welcher ebenso wie Feldmar schall Graf v. Moltke das Band des militairische« St. Heinrichsordens angelegt hatte; Kronprinz Friedrich Wilhelm trug die Uniform seines sächsi schen Husarenrcgimenls-, König Albert crschie« mit dein Bande deS schwarzen AdlerordenS ge schmückt seine Gemahlin wohnte der Parade z« Wagen bei, Prinzeß Georg war zu Pferde «sofort nach dem Eintreffen veS Kaisers, de« die Truppen wie Zuschauer mit dreimalige« „Hurrah!" empfingen, begann daS Abreiten der Fronten, während die Truppen präscntirten und die Musikcvrps die Nationalhymne intonirten. Sobald die Besichtigung einer Brigade vollendet war, sormirte sich dieselbe zuin Desiliren. Als das selbe mit dem Kvnigsgrenadier Regiment Nr. 100 begann und deren Musikcorps, gegenüber dem vor dem Mittelbalcon der Kaiscrtribüne baltendeu Kaiser Wilhelm Posto fastend, den Dcsilirmarsch intonirte, zog König Albert den Säbel und sprengte unter jubelnden, Zuruf der nach Tausenden zählenden Zuschauer an die Töte, um sein Armeecorps Deutschlands oberstem KriegSberrn vorzusühren. Und alS dann König Albert an die Seite des Kaisers sprengte, reichte ibin dieser die Rechte. Die Kaiscrgrenadiere hatten die hohe Ehre, zu», ersten Male von ihrem Chef, Kaiser Wilhelm in Person, vorgesührt zu werden, ebenso ließ es sich Kron prinz Friedrich Wilhelm nicht nehmen. sein Husaren- rcgiinent Nr. 19 selbst vorbeiznsührcn. Donnern des „Hurrah!" ertönte aus allen Tribünen, als der greise Kaiser den Degen und sein Hcldensohn den Säbel zogen und ihren Reginrentern entgegen ritten. Die Infanterie und die Pioniere, welche in Com- pagniesront und mit angesaßtem Gewehr — In fanterie und Schützen in drei, Jäger und Pioniere in zwei Gliedern — defilirten, kamen gut bei Sr. kaiserl. Majestät vorbei und hielten meist prächtig Linie. Den Königs- und Kaisergrcnadierep- folgten die übrigen Infanterie-Regimenter nach der Nummer und zwar 102, l03, 104, Schütze«, 106 und 107. den Schluß machten die beide« Jägcrbataillone und die Pioniere. Und nun kam die Cavalleric. In langen Reihen — zua- wcisc — ritten sie heran, die Gardcreiter in glitzernden, Helm mit weißem Roßschweis, die flinken und schmucken Husaren Nr. 18, d,e Anno 1870 vom Feinde so gefürchteten Ulanen Nr. 17, deren Fähnlein lustig im Winde flatterten Hicraus folgten die Carabinicrs, die Husaren deS Kronprinzen des deutschen Reiche- und die Ulanen Nr. 18. Den schneidigen Reitern folgte die Artillerie und zwar in Äattcrien mit den neuen Geschützen, die in langen Reihen vorüberrollten. Den Beschluß machte der Divisionsbrückentrain mit großen Pontons und sonstigem Geräth zum Brückenbau. Cavalleric, Artillerie und Train defflirten i»i Schritt. Der Vorbeimarsch wurde noch einmal wieder holt. jedoch desilirtc dieSmal die Infanterie wieder in Compagniesroilt, jedoch regimcnterweise und mit Gewehr über. Jedem Regiment ritten die Bataillonscominandeure und Adjutanten voraus und dann kamen die drei Fahnen mit den Ofsi- cieren der Fahnenrotte und hieraus das Regiment. Jäger und Pioniere marschirten dieSmal auch nn Ganzen — bataillonSweise—vorüber. Cavallerie und Artillerie defilirten daß zweite Mal im Trabe «nd zwar die Cavallerie m EscadronS, die Artillerie in Abtheilungen. Auch beim zweiten Desilirmarsch ritt König Albert an der Spitze seines ArmeecorpS am Kaiser vorbei und Dieser führte ebenso wie Kronprinz Friedrich Wilhelm sein Regiment auch dieSmal dem König Albert vor, wieder begleitet von don-
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