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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.09.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-09-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187609137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18760913
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18760913
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1876
- Monat1876-09
- Tag1876-09-13
- Monat1876-09
- Jahr1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.09.1876
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Erscheint ti-ltch früh 6»/, Uhr. »riarti«» »»> LiprVttt»» JvhanniSgasst 3S. krraiuwortt. Haupt-Redactenr Kr. Hüttner in Reudnitz. Für d. polit. Theil verantwortlich vr. Arnold Bodek in Leipzig. Nmuchme der für dir nächst- tolarndc Nummer brsttmmten Inserate an Wochentagen bis Z lllir Nachmittags, an Sonn- «ch Festtage« früh bis '/»d Uhr. H, »t, FUialea für Zns.-Aanahmr: HM klemm, UniversitLtSstr. 22, IttutS Löiche, Satharinenstr. 18, p. nur dis '/F Uhr. TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Lvcalgcschichte, HandclS- und Ecschasltdcrkcbr. Auslage 14,5VO. Xl>»i»iemc»i»prr1« viertelt. 4'/, E, incl. Bringerlohu 8 Nit., durch die Post bezogen 6 Mi. Jede einzelne Nummer .«o stf. Bclegezemplar 16 Pf. Berühren sür irrtrabeilage» ohne Postbesörberung 86 Mt. mit Posibesvrdcruug 45 L.i. Inserate lIcsp. BouraroiSz. 2c> Pf. Brößcre Lchriüen laut unser'»» PreiSverzrichuiß. — Tndeücirlick-cr Satz nach höherem Tarif keclüiuro unter dem tiedactlonsKüch dir Spaltzeile 46 Pf. Inserate sind stet« an d. Erpcdtü»« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prasoumvnmäo oder durch Postvorschuß. Aus Ltadt UN- Land. Vorbeimärsche- geruhte Se. Majestät der Kaiser k der Conservativen hcrbcisühren. Freilich durste die Generäle und Regimenlscommandeure de- ArmcecorpS um Sich zu versammeln und den selben Seine allerhöchste Zufriedenheit mit den Leistungen und der Haltung der Truppen aus zusprechen. * Leipzig, 12. September. Die Dresdner ..Neue ReichSzeitung" hat sich vor Kurzem daS damit keine Zeit mehr verloren werden. — Aus dem 22. Reichstagswahlkreis (Reichenbach) verlautet, daß in nächster Zeit Schritte zur Auf stellung eines reichstreuen Kandidaten geschehen sollen. ES sind zwei geachtete und einflußreiche Industrielle der dortigen Gegend in Aussicht venommen. Einigermaßen erschwert wird die * Lripzia, 12. September. Am heutigen Morgen in der 7. Stunde erfolgte der Abmarsch der in Leipzig in CantonnementS-Quartieren gelegenen Truppen deS 102., 103 und 107. Infanterie- Regiment- und der Jäger-Bataillone unter klingen dem Spiel; ebenso brachen um die nämliche Zeit die in der Umgebung Leipzig- cantonnirenden I Vergnügen bereitet, die Namenliste sämmtlicher I Wahlangclegenheit auf reichstreuer Seite dadurch, übrigen Truppen de-Armeecorps in der Richtung i Mitglieder ^ „deutsch« conservativen" I daß die S'üutzzoUsrage in den Kreisen der In- uach Westen auf. Ueber den Sammelplatz des! Partei in Sachsen zu veröffentlichen, und sie I dustriellen Differenzen hervorgeruien Kat. — Im ArmeecorpS konnten wir etwas Zuverlässiges I glaubt, damit einen großen Trumpf auSgespielt l 16. Wahlkreis (Stadt Chemnitz) ist begründete nicht erfahren, wohl aber darüber, daß die in I zu haben. ES sind etwa 800 Namen, die in der I Hoffnung vorhanden, daß die Eandidatur der ^ Nachbarorten Lindenau-Plag-1 zsiste verzeichnet sind. Wenn man sich dieselben I Conservativen in Folge ihrer geringen Chancen witz, Eutritzsch, Gohli- rc. verguartiert gewesenen « etwa- genauer ansiebt, so ergiebt sich Folgendes ! und ferner aus dem Grunde, weil der ausgestellte Mannschaften mit wenigen Ausnahmen Uber gute I Die Redaction der „ReichSzeitung" begeht in ihrer Candidat. Reg-Rath Pros. Böttcher, eine Be- Quartiere erfreut waren, im Gegensatz zu den I HeiczenSfreude zunächst den geographischen Schnitzer, I rufung in daS Ministerium erhallen, gar nicht vorher gehabten Quartieren, welche zu mancherlei l Sachsen-Altenourg und einige andere thüringische I niehr in Betracht kommen und im Äablkampf Klagen Veranlassung gegeben haben. I Staaten zum Königreich Sachsen zu rechnen. I den Socialisten nur ein reichStreuer Candidat, — UcberdaS Cor p-m an öder desXH. Armee-1 Sie führt die dort wohnenden Mitglieder ganz I der Abg. Duncker, gegenüber sieben wird. corpS, welches in Gegenwart Ihrer Majestäten! ruhig mit in ihrer Liste auf. Bon den Mit-! * Leipzig, 12. September. Ein äußerst prass des deutschen Kaisers und des KönigS von Sachsen ! gliedern der sächsischen Ersten Kainmer erscheinen I tisches und summarisches Verfahren wird bei der am 7. September unter Leitung Sri königl. Hoheit I folgende in der Liste: Kammerherr von Erdmanns ! Demolirung der Fest baut en aufdemAugustuS de-Prinzen Georg stattgesunden hat. ist dem ! dorff.Freih.v.Ferber, GrasWilding v. Königsbrück, I platz eingcschlagen. Es gab viele Leute, welche „Dresdner Journal" die folgende Mittheilung I Rittergutsbesitzer Meinhold. Rittergutsbesitzer Peltz, I sich den Kopf darüber zerbrachen, wie man z. B. zugegangen: Der unteraeleqten Idee zufolge hatte! Rittergutsbesitzer v. Schönberg, Graf v. Secbach, I die beiden großen Siegessäulen, von denen be- em SüdcorpS, welche- über Borna auf dem rechten I Rittergutsbesitzer Seiler, Kammerherr v. Zehmen. l kanntlich daö Ausbau-Gerüst entfernt worden war, Ufer der Pleiße gegen Leipzig vorrückte, bereits! Bon den Mitgliedern der Zweiten Kammer I niederlegen werde. Diese Frage ward gestern und am 6. September Nachmittag- nach einem Bor-1 sind folgende in der Liste verzeichnet: Ritter-I heute in sehr einfacher Weise gelöst. Mit Hülfe postengesecht gegen da- von Leipzig auS dem Süd-1 gutSbesitzer Adler, Amtühauptmann von Bosie. I der Feuerwehr ward um das Kopfende oder die corpS entgegengesandte Nordcorps (markirter Feind)« Hauptmann a. D. Käuffer, Rittergutsbesitzer ! Spitze der Säulen ein starkes Tau gelegt; als da- Terrain südlich des Goselbaches zwischen Crö-1 Kreller. Rittergutsbesitzer Leutritz, Rittergutsbesitzer l DrcS geschehen, wurde der Säulcnbau am Fuß bern und Gruna in seinen Besitz genommen und I von Oehlschläael, Gemeindcvorstand Sevdcl, lende, selbstverständlich mit Anwendung größter sollte nunmehr am 7. September den mit seinen ! Gutsbesitzer Uhlemann Der Hauptsache nach sind ! Vorsicht. durchsägt, bis er so schwach war, daß Bortruppen am Goselabschnitt, mit seinen Haupt-1 eS namentlich Geistliche, Staatsbeamte und ! die am Tau tbät'gen Leute dem Fall der stolzen kräften bei Wachau stehenden Aeind angreifen und I Gutsbesitzer, welche die neue Partei in Sachsen I Säule eine bestimmte Richtung geben konnten. von Leipzig abdrängen Hierzu standen am 7. September früh 0 Uhr die Truppen de- Armee korps in den ungeordneten Rendezvousitellungen zum Vorgehen bereit und zwar die 1. Infanterie- division Nr. 23 mit der CorpSartillerie nordwest lich Gruna, die 2. Infanteriedivision Nr. 24 nörd lich Zehmen und die Cavalleriedivision südlich RendezvouSftelluna und nahm alSdann sofort I Kaufmann Guido Ientzfch, LegationS-Rath Dr da- Manöver seinen Anfang. Die 2. In-1 Keil, A. de Liagre, N. Landmänn, Professor 1)r fanteriedivifion eröffnet? den Angriff auf da- I Luthardt, Kaufmann F. L. Lömpe. Advocat Mar- von Vortruppen des Feinde- noch besetzte Dorf I bach.Kausm. Edm.MangelSdors, Adv. Or.Petzsclike, Cröbern, während die 1. Infanteriedivision von! Kaufmann L. Plantier, Rich. Reisland, Buch- Sr. königl. Hoheit dem commandirenden General I Händler Ludw. Roßberg, Maurermeister Siegel, aus Göhren dirigirt wurde. Unter Mitwirkung IC. G- Thieme, Rcgierunqsrath Wittgenstein der gesammten Artillerie deS ArmcecorpS wurde! Kaufmann Robert Weiß. Noch geringer ist die der nördliche Thalrand de- GoselbacheS nach I Mitgliedcrzahl in der Leipziger Umgegend Ebenso kurzem Kampfe genommen und formirten sich hier ! fehlen eine Menge größerer Städte, wie Chemnitz, die Truppen zu dem weiteren Angriff gegen die > Annaberg, Plauen, Glauchau, Reichenbach, Mee- feindlichen Stellungen, nachdem auf dem rechten I rane, Crimmitschau, Werdau, Meißen, Großenhain, Flügel de- CorpS die gleichfalls dorgegangene I Döbeln :c. fast gänzlich in der Liste. Stark ver- Eavalleriedivision die feindliche Cavallerie attakirt I treten find darin wieder die Gegenden von Frei- und nach glücklichem Gefechte über den Schlumper-1 berg, Rötha, P«MU. Dieser Umstand mag darin bach zurückgeworfen hatte. Den linken Flügel I begründet sein, daß in diesen Gegenden einige sehr vornehmend avancirten die Regimenter der 2. In-1 thätige Agitatoren der conservativen Partei santeriedivision in der Richtung auf die vom Feinde I wohnen. Sache der liberalen Partei wird cs stark besetzte Schäferei Auenhain; gleichzeitig ging I sein, durch die nöthige Gegenaaitation dafür zu auch die 1. Infanteriebrigade von dem Wachtberge I sorgen, daß diese Gegenden nicht allzu sehr den aus gegen Güldengossa angriff-weise vor. Der I Conservativen verfallen. Im großen Ganzen macht Feind sah sich bald gezwungen, gegenüber dem I die Liste durchaus keinen imposanten Eindruck, übermächtigen Angriffe seine nach den genannten I Ein- bedarf noch der Hervorhebung. Auch die Herrlichkeiten vorgeschobenen Truppen in die starke, I sogenannten Zünftler, al- welche sich namentlich rwckchen Wachau und Güldengossa gelegene Haupt-1 die verschiedenen Obermeister und Aeltesten der stellnng zurückruziehen, gegen welche nunmehr I Dre-dner Innungen präsentirrn, sind in der Liste sämmtliche Infanteriebrigaden concentriscb unter! vertreten. Umfassung de- feindlichen rechten Flügel- gleich-! * Leipzig, 12. September. Wir haben schon mäßig avancirten. Nachdem der Feind mit einem ! bei dem Bekanntwerden der Nachricht, daß die verniwtenden Feuer der in einem weiten Halbkreis I konservative Partei, ohne sich irgendwie mit der avancirendcn Infanterie und der weit vorpoussirten l liberalen Partei darüber zu vernehmen, im Artillerie deSArmeecorps überschüttet worden war, I 18. ReichstagSwahlkreiS (Zwickau) den erfolgte zuletzt noch ein allgemeiner Bayonnet-1 Kaufmann und Landtag-abgeordneten Walter angriff der gesammten Infanterie, welchem der I auS Dresden alS Candidaten zur RcicbStagSwahl erschütterte Feind nicht mehr zu widerstehen ! aufgestellt habe, darauf hingewiesen, wie durch ein vermochte Infolge der Umfassung seine- rechten I solche- Vorgehen die Möglichkeit vollständig aus- FlügelS sah sich der Feind gezwungen, in der I geschlossen sei, den gedachten KreiS der Social- Ricbtung auf Liebertwolkwitz den Rückzug an-1 demokratie zu entwinden. Dort liegen die Vcr- zutrcten , zu dessen Sicherung er seine Cavallerie I hältnisse so, daß nur bei ganz geschlossenem Auf- aus dem linken Flügel vorpoussirte; gleichzeitig I treten aller antisocialistischcn Parteien der social war aber auch die Cavalleriedivision des CorpS I demokratische Bewerber aus dem Felde geschlagen aus dem rechten Flügel der diesseitigen Infanterie I werden kann, und dieses Zusammengehen haben angelangt, sie attakirte sofort die feindliche I die Conservativen durch ihre Taktik vereitelt. Cavallerie, warf dieselbe zurück und stürzte sich I Wir hatten Gelegenheit, unS mit einigen einsluß aus die zurückgehende Infanterie deS Feindes, I reichen Liberalen auS dem 18. Kreis zu besprechen, dessen Rückzug in Flucht verwandelnd. Die rasch I und diese gaben ihre Meinung unverhohlen zu augezogenen Batterien der DivisionSartillerie ver-! erkennen, daß es ihnen nicht im Geringsten ein- solczten noch mit ihrem Feuer deu fliehenden I fallen werde, sich für den Candidaten der Herren Feind. — An da-hiermit bändigte Corp-manöver l von ErdmannSdorff, Meinhold re. in Unkosten schloß sich noch ein Vorbeimarsch der Cavallerie-1 zu stecken. Nach unserem Dafürhalten könnte regimenter und der Abtheilung reitender Artillerie! eine energische Action der Liberalen im 18. Kreise, im Galopp, wobei Se. kaiserl. und königl. Hoheit! da sie die entschiedene Mehrheit den Conservativen der Kronprinz de- deutschen Reich- und von I gegenüber bilden, recht wohl noch den ver Preußen abermal-da-2. Husarenregiment Nr. 19 ! worrenen Stand der Dinge in- rechte GeleiS Höchstselbst verführte. — Rach Beendigung de-l bringen und die Zurückziehung der Eandidatur bilden. In einigen Orten ist cs indessen auch > Großartig war der Anblick, als die erste Säule gelungen, den Stand der Gewerbetreibenden in I mit der Statue der Friedensgöttin sich langsam stärkerer Anzahl heranzuziehen. Dresden erscheint! neigte, noch großartiger aber daS Getöse, mit selbstverständlich mit einer ziemlich großen Zahl! welcher sic aus die Erde ausfchlug. Ganz DaS- vonMitgliedern, während in Leipzig und Umgegend I selbe war bei der heute früh in der nennten Stunde die deutsch-konservative Partei schlechte Geschäfte I vollzogenen Niederlegung der andern Säule der ^ gemacht hat. In der Stadt Leipzig brachte sie! Fall. Rödgen. Um 9 Uhr trafen Ihre Majestäten nebst > es auf folgende 28 Mitglieder: Adv. Curt Beck, I * Lripzig, 12. September. Während der über Gefolge und die zur Beiwohnung an dem Manöver ! Gerichtsamtmann Hofrath v Bose, Kaufmann ! wiegend größte Theil der deutschen Presse sich der erschienenen allerhöchsten und höchsten Herrschaften ! Ewald. Professor vr. Frege, Hofrath vr. Flechsig,! reinen und aufrichtigen Begeisterung freut, mit zu Wagen in Gruna ein uud stiegen daselbst! Gerichtsamtmann Hofrath Hertel, Oekonom E. ! der Leip zig in der verflossenen Woche seinen zu Pferde Se. Majestät der Kaiser begrüßte I Halle, Fr. Hünerbein, I. A. Hietel, Eisenbahn-1 Kaiser empfangen, während sogar ausländische die Truppen der 1. Infanteriedivision in der I beamter von Hommer, Kaufmann Jul. Häckel,! Blätter von weitreichender Bedeutung, wie die „Times", mit ernster Hochachtung von diesen schönen Festtagen sprechen, bringt ein Dresdener Blatt eS fertig, dieselben lächerlich zu machen und sich in folgenden albernen Witzeleien zu ergehen: Bon Lilciß-Athen herüber tönte der heisere (N Hurrahrus nach unserer stillen Residenz, daS verzückte Jnbelgeschrei, mit dem in übrrquellenvem Patriotis mus die guten Leipziger idren greisen Heldentaiser — „Barbablanca, Triumpbalor!" nennt ihn Felix Dahn in seinem Vegrüßungsgcdicht ans gut Deutsch'*) — empfingen. Die Reparier haben uns keine Flamme auS der Illumination verschwiegen, keine Vuirlante erspart, haben uns über das WaUcn jeder einzelnen Flagge gewissenhaft unter ickitel. und unser Hry ist den Leipzigern ebenso dankbar sllr den glänrenden Empfang, Le» sie dem ReickSoberhaiipt im Namen Sachsens bereilet, als unser Auz' und Ohr dankbar ist dafür, daß ihm der iÄtnutz erspart dl «b, Alles mit anzuschen, mit anzudören ch. Die „an Bildung hervor ragendste Stadt" Sachsens, wie ein hiesiges allerdings national-liberales Blatt taktvoll sagte, hat Sachsen vor den« Verdachte particularistischer Ärsliimnig ge rettet. und in unseres Ungebildetst«nS durcbbobrrndem Befühle danken wir Dresdener unserer Scdwesterstadt mit gefalteten Händen für diese rettende Dhat. Wir gönnen den diversen Leipziger Notabilitäten ihre Orden und den diversen Hotclwirthen da« gute BeschLft; wir iverren eS beschämt und reuig über uns rrgrhcu lassen, wcun von Klein-PariS hcr — viel richtiger Kälte Boclhe sagen müssen „Klein-Berlin" — bitterer Hohn über unser unratriolisches Bcbahren sich über unsere ungebildeten Häupter ergießt, wir werden cs neidlos mit ansehcn, wenn noch ein heftigerer Orden- regen die Gutgesinnten von Leipzig belohnt, und wenn schließlich rin Reichs Oberappellalivnsgrricht in der heilige» Stadt an der Pleiße sich rtablirt. Und in diesem altweiberlich geschwätzigen Klatsch, tone geht es fort. DaS Blatt, welches also über die Kaifertage urtheilt, heißt nicht „Dresdner Nachrichten",sondern „Dresdner Presse" und nennt sich ein Organ der deutschen Fortschrittspartei in Sachsen! — Au ein Leipziger Correspondent desselben Blattes macht sich reck't überflüssig durch die Bemerkung: Auch ein hinkender Bot« macht sich schon bemerkbar, und zwar der voraussichtlich weit über die für die Decoration der Stadt aus Bcmeindeinittcln bewilligte Summe von 56,006 hiiiauSgrlxiide 8ostenpuncl. Wir wollen froh sein, wenn wir mit dem drei maligen Betrage dieser Summe wegkommen, und weil eben beim Geldpuncte alles klebrige aufhört. gebt auch schon bier und dort daS Brummen an Zur Ebre der Stadt und in Betracht der Veran lassung deS Kostenaufwandes ist dringend zu wüiifchen, daß diese Angrlegenbrit in aller Ruhe abgemacht wird, denn ändern läßt fich s doch nicht mebr! Wir können versichern, daß in den anständigsten und *) Ter gute Mann scheint nicht zu wissen, daß Dabn'S Bedicht lateinisch abgrfaßt ist'. achtungSwerthesten Kreisen ein solches „Brummen" nicht zu vernehmen ist, daß man vielmehr all gemein die Uebcrzcugung hegt, für dieses Kaiser- fest sei der Geldpuncr durchaus nicht in die vorderste Reihe zu stellen. Auch an einigen komischen Episoden hat eS während der Tage unserer großartigen Fest lichkeiten nicht gefehlt. So trat, als eben die von Prof. Nieper gemalten großen allegorischen isiguren von Gesetz und Recht auf dem Markt vor dem Rathhause ausgestellt worden, ein biederer Landmann mit Welb und Kind an einen der Zimmerleute heran und begann: „Sagen Se, sein die wirklich in Natur so groß'?" Der Zimmermann, der nickt auf den Kopf gefallen, antwortete: „Gewiß. eS sein die beiden größten Sächsinnen im ganzen Lande, die sollen dem Kaiser voraestellt werden." Nach einer Weile staunender Betrachtung fuhr da- Bäuerlein fort: „Nu sagen Sc, waS steht denn in dem großen Buche, daS die da in der Hand hält?" — „DaS will ich Se sagen", lautete die Antwort, „die da mit dem Buche handelt für gewöhnlich mit Maculatur und die andere mit Pfeffernüssen, drum hat die die Wage. Im Schützenhause sind sie beide zu sehen für 2 Groschen." — „Kumm, Alte," sagte der Bauer, „das wende ich dran, die müssen mer sebn, so groß ist noch kcne uf der Messe gewesen." Und er trollte zum Ergötzen der Umstehenden mit seinem Weibe, seinen drei Töchtern und zwei hoffnungsvollen Jungen nach dem Schützenbause in dem Glauben, „Gesetz und Recht" seien Meßbudenbilder. — Man schreibt dem „Zw. W." auS Plauen: Auf waS für schwachen'Füßen die Social demokratie in unserem Bezirke steht und wie sie ihrem Hinscheiden mehr und mehr entgegengeht, beweist unter vielen anderen Anzeichen: schwächer Besuch der pomphaft angekündigten Einladungen zu Anhörung de- Phrasendreschen- ihrer Volks beglücker :c, vor allen Dingen aber Folgende-: Dian beabsichtigte in Plauen ein socialistischeS Blatt, dessen Redactkur der Agitator Max Schle singer werden sollte. hcrauSzugeben, aber leider fand sich nicht eine Person, die nur im Geringsten Luft gezeigt hätte, zu abonniren, trotz der gewal tigsten Deklamationen! Ja, man hat eS nicht einmal gewagt, sitzt für den 23. Wahlkreis. Plauen, Elsterberg, Pausa, Mühltroff, einen Candidaten aufzustellen, während die Herren doch alle anderen Kreise belegt haben. Der gutmüthige Voglländer will sich Denen nicht lenksam zeigen, welche die Politik zum Broderwerb machen und nur für klingende Münze declamiren und Phrasen dreschen. — Aus Anregung auS dem Arbeiterstande ist in Buchholz ein Verein zusammenqetreten, welcher den Zweck verfolgt, unter Fessbaltung an den Grundlagen der bestehenden gesellschaft- ichen Ordnung in Staat und Gemeinde, die allgemeine geistige und sittliche Bildung seiner Mitglieder zu befördern. Der Verein wird diesen Ziveck zu erreichen suchen durch belehrende und anregende Borträge und Besprechungen, Ver breitung nützlicher Volksschristen, Gründung einer Bolk--Bibliothck und eine- Lesezimmer-, gesellige Unterhaltung und durch Anschluß an die „Gesell schaft für Verbreitung von Volksbildung", welche ihren Sitz in Berlin hat, aus den Umfang de- deutschen Reiches sich erstreckt und von Sr. Maj. dem deutschen Kaiser und König von Preußen die Rechte einer juristischen Person verliehen erhalten hat. ES handelt sich' also dabei im Wesentlichen darum, den Fortbildung-beLUrsnissen und gemein nützigen Bestrebungen im Volke entgegenzukommcn und den Sinn für da- Ekle, Höhere und Gött liche. für Anstand und Sitte, Wahrheit und Recht, Vaterlandsliebe, Treue und Ehrenhaftigkeit in ihm zu pflegen und zu beleben, gegenüber aller niedrigen und gememen, vaterland-losen, un lauteren und frivolen Gesinnung. — Der Buchbinder Bruno Loos, eine Zeit lang Redacteur de- „Dre-dner Bolksboten" und der „Chemnitzer freien Presse", wurde am 1. d. M. in Chemnitz wegen dreier Vergehen (Religionsschmähnng und in zwei Fällen ÄmtS- beleidigung) zu 1 Jahr 1 Mon. Gefängniß ver- urthcilt. Er war bereits früher zweimal wegen B'ttclns, cinmal wegen Widerstandes und einmal wegen nächtlicher Ruhestörung bestraft worden. — Dem „Dresdner Journal" schreibt man an- Zwickau. lO. September: Gestern Abend bat im zweiten Schachte des Brückenberger Stein- kohlcnbauvercinS hierselbst eine ziemlich starke Explosion von Schlagwettern stattgesunden, in folge deren der Bergarbeiter Karl Diencgott Tetzner aus Gornsdors bei Stollberg, 32 Jahre all und verhcirathet, qctödtet, fünf andere Arbeiter aber mehr oder minder schwer verletzt worden sind. Die Katastrophe schcint durch die Unvor sichtigkeit deS Getödtcten, welcher den wegen der dort stehenden Schlagwetter seit einigen Tagen für den Betrieb gesperrten Theil einer Strecke nach Entfernung de- deshalb angebrachten Ver schlage- mit offenem Grnbenlichte unberufener
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