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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.11.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187611080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18761108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18761108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Ausgabe fehlerhaft gebunden; Image 7-10 ist Ausgabe 06.11.1876, danach reguläre Fortsetzung
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1876
- Monat1876-11
- Tag1876-11-08
- Monat1876-11
- Jahr1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.11.1876
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Erscheint tüglich früh 6>/^UHr. Ltdaeüs« «nt Lrpk-liio» Jvhamriogaff« 33. Verantwort!. Haupt Redactcur Kr. HütMrr in Reudmtz. Für d. pvlit. Ttcü verantwortlich l>r Arnold Bodrk m Leipzig. Annahme der für die nächst folgende Ruminer Vestivimter Ich,erate an Wochentagen bis 9 Uhr Nachmittags, an Tonn- «nd Festtagen früh bis '/,9 Uhr. I, ««Fitüüea für Z«l. ^aaahn»: Otto Klemm. NniverfitLtSstr. 22, LouiS Lösche, Kachannenpr. l d,p. nur bis '/^j Uhr. «-fla-e 14,60«. Ll>sam»rni»»re<»»ter1elt.4'/,MLt iml. Brmaerlohu b Mk„ durch die Post bezogen 8 M.. Jede etn-rlne Nummer 30 ps. Belegexemplar tu Pf. «edübren für LxtrabeUageu ohne Postbefürdernng 36 ML mit Postbesvrdrrung 45 PL Znstralt igcsp. Bourgeoilz. r> Pf. Vrdher« «Lchriften laut unferrch PrelSverzeickniß — Tadellarifa.,Nt Satz nach höherem Taris »eclameo ««Irr dem Lldarttousk tch dir Spaltzeil« 4" Pf. Inserate find stets an d, -rprtm « zu seirdeu. — Nadatt wird n et gegeben Zahlung pr»«:mwsr».>.a oder durch Postvorfchutz. >s 313. Mittwoch den 8. November 1876. Im Monat Oktober 1876 erhielten das hiesige Bürgerrecht: HerrHeussi, Paul Friedr. Richard, lKaufmann - Hilvebrandt, Johann Gottfried. Lohn- kutscher und Victualienhändler. - Richter, Johann Ernst, Tapezierer. - Trillhaase, Johann Theodor Otto, Tapezierer - Cahn, Hirsch Ezechiel, Privatmann. - Lehmann. Friedrich Adolph, Schutzmann. - Stelzner, Friedr. August, Schulaufwärter. - Schiebt, Carl Gustav, Schulaufwärter. - Richter. IuliuS, Kaufmann. - Pusch, Julius Gustav Richard, Kaufmann. Herr Vöckler, Georg Theodor, kaufm. Agent. - Wackernagel, Heinr. Aug., Schlosser»,str. - Frauenlob, Emil Franz Robert, Ci garrenhändler. - Jahr, Johann August, Schriftsetzer. - Hohmann, Ferdinand Franz, Inhaber eine- HutgeschästS. - Heinr ici, Friedrich Wilhelm, Schlosser. - Pasch, IuliuS Hermann, Polizeiamts registrator. « Dörnfeld, Heinrich Franz, Diener am pathologischen Institut. Bekanntmachung. Dar am 1. dtovember d. I. fällige vierte Termin der Grundsteuer ist nach der zum Finanz-Gesetze vom 2. Juli d. I. erlassenen AuSführungs-Berordnung vom 14. best. Mon. mit Zwei Pfennigen ordentlicher Grundsteuer von jeder Steuereinheit zu entrichten und werden die hiesigen Grundsteuerpflichtigen hierdurch aufgefordert, ihre Steuer- deiträge nebst de« städtischen Gefällen au 2,>- Pf. von jeder Steuereinheit von genannte« Tage ab bis spätestens 14 Tage «ach demselben an die Stadt-Stener» Einnahme hier — Ritterstraße 15, Georgenhalle 1 Treppe recktS — zu bezahlen, da nach Ab lauf dieser Frist die gesetzlichen Maßregeln gegen die Säumigen eintreten muffen. Leipzig, den 28 October 1876. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Taube. Die Inhaber der alS verloren, vernichtet oder sonst alS abhanden gekommen angezeigten Pfand scheine Vit. 6. 94229 und Vit. ». Nr. 5695. 8987. 19240. 18294. 21006. 21917. 21318. 22858. 31307. 34328. 41008. 42380. 48827. 45109. 45140. 48672. 48710. 49041. 56437. 65919. 68200. 70774. 72394. 77281. 77295. 77299. 77300. 77301. 77560. 78124. 80572. 82709. 83380. 83381. 83625. 85728. 85780. 88359. 89557. 90476. 91135. 93687. 95156. 96526 werden hierdurch auf- gesordert, sich damit unverziiglich bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, um ihr Recht daran zu be weisen, oder dieselben gegen Belohnung zurUckzugeben, widrigenfalls der LeihhauS-Ordnung gemäß den Anzeigern die Pfänder werden auSgeliesert werden. Leipzig, den 6. November 1876. Die Verwaltung deS Leihhauses und der Sparkasse. Bekanntmachung. Im Monat October l. I. gingen bei hiesiger Armenanstalt ein: ») an Vermächtnissen: 1500 von dem am 25. Juli dS. IS. verstorbenem Kaufmann Herrn Julius Georg Wappler; Z»0 - — - in einem 4°/» kgl. sächs. StaatSschuldscheine von 1852 von dem am 30. Juli d. I. verst. Pri'vatmanne Herrn Johann Friedrich Wtnkelmann. I») an Geschenken: 1 - 19 « RechnungSdifserenz bei Einlösung eine- Pfandes am 29. September v I. von A O.; 8 - — - Rest der Caffe „von einer fröhlichen Zechergesellschaft"; e) an der Armenanstalt gesetzlich zufallenden Gelder«: 898 - 26 - für ertheilte Musikerlaubniß, sowie für Eoncession zu Ausstellung von Schau- und Schankbuden; 164 - 75 - für auSgesertigte Fffchkarten, durch da- Polizeiamt; 53 - — - diverse Strafgelder, SonntagSentheiligung betr, durch den Rath; 579 - 7 - für verausgabte Jagdkarten, durch da- Polizeiamt; — - 90 - Erlös für ein versteigerte- consiScirteS Rebhuhn, durch daS königl. Bezirks gericht ; 5 - — - Dritttheil einer wegen Doppelversicherung zuerkannten Strafe, durch den Rath. 3510 11 Für die der Armenanstalt zugewendeten Vermächtnisse und Geschenke sprechen wir hierdurch unfern aufrichtigsten Dank aus. Leipzig, den 4. November 1876. DaS Armendirectorinm. Schleißner. Lange. Bekanntmachung. Die Santsteinstufen der südlichen Treppe der Georgenhallc sollen mit eichenen Pfosten belegt :c. und diese Arbeiten in Aceord vergeben werden. Die Bedingungen liegen im RakhSbauamtc auS, woselbst auch die PreiSofserten di- Freitag de« Lv dsS. MtS. Abends S Uhr versiegelt und unterschrieben, sowie mit der Aufschrift „Georgenhallc" versehen, abzugeben sind Leipzig, den 4. November 1876. DeS RathS Baudeputatio». Neues Theater. Leimig« 7. November. Die gestrige Aufführung von Shakespeare'- „WaS Ihr wollt", drängte unS eine Bemerkung auf, die wir schon mehrfach bei der Darstellung Sbakespeare'scher Lustspiele machen mußten. Die Bübneneinrich- tung derselben gicbt unS durchaus kein volles Bild der Dichtung, am wenigsten der einzelnen Charaktere; sie ist mehr eine Sammlung von Scenen, welche für besonders bühnenwirksam gelten. Daher werden die komischen und burles ken Auftritte mit Vorliebe ausgenommen, während alle diejenigen, in denen ein Hauch poetischer Stimmung'weht, soviel als möglich beschnitten werden. Wir meinen indeß, daß eS geeigneter wäre, einzelne Scenen deS Narren zu streichen und vieles von dem, wa- Olivia und der Herzog sprechen, wieder herzustellen. Der über wiegende Eindruck de- Possenhaften würde dadurch eingeschränkt, die harmonische Wirkung deS dich terischen Gesammtbilbes hergestellt werden. WaS sollen bei Einrichtungen wie die gestrige, mag sie auch an noch so vielen Bühnen üblich sein, Olivia und der Herzog mit den dichterischen BerStrümmern machen, welche von dem Schisi- bruch derShakespeare'fchen Dichtung übrig bleiben? Frl. Western und Herr Grube' hatten Mühe, daraus ein einigermaßen niet- und nagelfesteS Charakterbild zu zimmern. Diese Idcalgestalten verblaßten zu sebr, nicht durch die Schuld der Dar steller, sondern durch diejenige der Bühneneinrich tung, welche ihnen durch allzuhäufige Aderlässe das poetische LebenSblut abgezapft hatte. Auch die Motivirung leidet bei den üblichen Bühnen- kürzungen, waS bei Shakespeare um so empfind licher ist, alS er überhaupt den äußerlichen Zu sammenhang der Handlung nur mit wenigen Strichen zu motiviren pflegt. Bei Verwickelungen von etwas absonderlicher Romantik, die auf einem Raturspiel, auf der Aehnlichkeit zweier Hand lungen beruhen, verwandeln sich dadurch leicht die scenifchen Bilder in diejenigen einer laterna maxies,, die in buntem Wechsel, aber obne innern Zusammenhang vorüberfliehen. So ist in der Doppelrolle Viola-Sebastian die letztere Partie in der Bühneneinrichtung wesentlich zu kurz gekommen und Frl. Stein hatte bei Weitem weniger Gelegenheit, alS die Shakespeare'- sche Dichtung selbst ihr bietet, die Charaktere von Bruder und Schwester mit wirksamer Scbatti- rung einander gegenüberzustellen. Den Sebastian, der etwas vom Wildseuer hat, spielte sie in der Rausscene mit der wünschenSwerthen Energie; auch der sanfteren Viola gab sie die angemessene Färbung und nur einmal, in der Scene mit Olivia im ersten Act, erinnerte sie durch ihr kecke- Wesen gegenüber der Maria etwas zu lebhaft an den Bruder. Im Ganzen zeigt Frl. Stein ein be sondere- Talent für Hosenrollen; auch ihre gestrige Leistung verdiente wie diejenige de- „WildseuerS" volle- Lob. Im Mittelpunkte de- Lustspiel- nach seiner Bühneneinrichtung stehen die burle-ken Scenen. deren Helden Malvoglio und die Junker Todw und Bleichenwang find. Herr Eichenwald hielte die keineswegs leichte Rolle deS Malvoglio mit einer angemessenen, nicht Uber da- rechte Maß hinauSgehenden Komik; die verliebte Einbildung deS geckenhaften, steifen Haushof meisters machte die von den. Dichter beabsichtigte Wirkung. Der Junker Tobias deS Herrn Hän- eler war ein Trunkenbold von frischer Jovialität; auch der Bleichenwang de- Herrn Zocher hatte einige komische Züge, die ergötzlich wirkten; dock erschien un- das Colorit für die Rolle noch zu lebhaft; der Junker muß noch zimperlicher aus treten. Die Maria deS Frl. Räder war eine muntere Intriguantin; der Narr de- Herrn Conried zeigte volle- geistige- Verständniß der Lebensweisheit, die er vörzutragen hat; dock ein eiser Anflug von Humor darf dieser närrischen Weisheit nicht fehlen, und diesen Anflug ver mißten wir. Von den übrigen Mitwirkenden heben wir noch Herrn Gilt hervor, welcher den SchiffScapitain Antonio mit wackerer Haltung spielte, wie sie dem Charakter de- tapfern Seemanns entspricht. Rudolf Gottschall. Musikalischer Lericht. Eoncert zum Besten der Kranken und UnterstützunaScaffe deS Leipziger Musiker-VereinS. DaS diesjährige Concert zum Besten der Kranken- und UnterstützungScasfe de- Leipziger Musiker-Vereins wurde zum größten Theile vom hiesigen Chorgesangverein unter Leitung de- Herrn I)r. Stade ausgeführt. DaSProgramm desselben bestand auS 4Nummern: BefreiungsgesangdesverbanntenISrael nach Worten des 126. Psalms, für Chor, Soli, Orchester und Clavier von Schulz - Beuthen, Clavierconcert von Joseph Rheinberger, Lieder von BrabmS, Reinecke und Kirchner und die erste Walpurgisnacht für Chor, Soli und Orchester von Mendelssohn und war also halb weltlicher, halb geistlicher Natur. Wir haben schon früher Gelegenheit genommen, daraus kinzuweisen , wie dieser letztere Umstand stets eine Art Zwitterstimmung erzeugen muß, unter welcher Publicum und AuSführende in gleichem Maße zu leiden haben. Das Publicum, weil eS sich m die gewünschte Stimmung in der Regel nicht hineinzufinden vermag und die AuS- führenden, indem sie um ihren Beifall kommen, welchen Künstler wie Dilettanten im Concertsaale gleich ungern entbehren. Wozu das! Haben wir nicht .Kirchenchöre genug, denen wir die Pflege geistlicher Tonkunst überlassen dürfen, oder fehlt eS etwa an guter weltlicher Musik? So interessant unS speciell die Bekanntschaft mit dem Psalm von Sckmlz-Beuthen gewesen ist, der größere Theil de- Publicum- hätte eine andere Wahl jedenfalls lieber gesehen, und wir können ihn darum nicht tadeln. Die Ausführung der beiden Chorwerke konnte nur bescheideneren Ansprüchen genügen, zu welchen wir unS in Anbetracht de- guten Zweckes denn auch gern verstehen wollen. Ilm unbedingte An erkennung zu finden, dazu war der Chor dem Orchester gegenüber zu schwach, und da- hat unS auf- Neue bedauern lassen, daß die gesanglichen kräfte Leipzigs sogar zersplittert sind. AuS der numerischen Schwäche de- Chor- aber folgt eine andere, die nämlich, daß sich einzelne Mitglieder desselben über ihre Kräfte anstrengen, wodurch die Klangschönheit oft empfindlich beeinträchtigt wird. Daß der Chorgesangvereiu fleißig studirt hat und sonst nach Kräften auf den, Platze war, da wollen wir ihm gern zum Ruhme nachfagen. Ihm sowohl, alS besonders auch seinem Dirigen ten, Herrn vr. Stade, gebührt für die im Interesse einer guten Sache aufgewendele Müde jedenfalls der wärmste Dank. Unterstützt wurde der Verein durch die Solisten Frl. Stürnier und Löwy und die Herren Reb - l i ng und Schelper. Es verdient alle Anerkennung, daß sich die geschätzten Mitglieder des Stadt theaters, von denen besonders Herr Scbelper ge- enwärtig stark beschäftigt ist, zur Mitwirkung aben bereit finden lassen. Daß dieselbe der ganzen Aufführung nur zum Bortheile gereichte, ist selbstverständlich. Herrn Schelper möchten wir auf Grund der dieSmal gemachten Erfahrung die volle Entfaltung seiner bedeutenden Stimmmittel nur für die seltensten Fälle empfehlen. Frl. Stürmer, die nur im Psalm beschäftigt war, erfreute un- außerdem noch durch den Vor trag von drei vortrefflich gewählten und recht ansprechend ausgeführten Liedern, — LiebeS- treu von Brahm'S, An den Ring, von Reinecke, und „Ich muß hinaus" von Kirchner, — die von Herrn vr. Stade sehr hübsch begleitet wurden. Herr Capellmeister Treiber batte dieSmal die Einführung eine- neuen Clavierconcert- (Manu skript) von Joseph Rheinberger übernommen. Es war alS Bindemittel zwischen deui geistlichen und weltlichen Theile de- Programms sehr wohl am Platze. Rheinberger, bekanntlich ein treff licher Orgelspieler, und unter den Contrapunctisten der Gegenwart einer der bedeutendsten, verleugnet seine Natur auch hier nicht. Er arbeitet weniger dem Clavierspieler in die Hände alS er sich selbst in seiner Eigenschaft alS gelehrter Musiker genug zu thun sucht. Wenn der Componist dabei aber seiner Phantasie Zwang angethan haben sollte, so könnten wir da- im Interesse seines Werke- nur bedauern. EtwaS blühender als m Wirklich keit oürste das jüngste Kind seiner Muse wohl sein, ohne sich den Vorwurf zu großer Ueppigkeit zuzu ziehen. Jedenfalls hat sich Herr Rheinberger bei Herrn Treiber für den Erfolg, den Beide errungen, zu bedanken, und darf Herr Treiber, der vortrefflich gespielt hat, ohne unbescheiden zu sein, die gute Hälfte desselben für sich in Anspruch nehmen. M Vogel. Türschmarm's zweite und dritte Nrcitation. Die Recitation deS zweiten Abend-, „OevipuS in Kolonos", stellte jedenfalls an die Kräfte deS Künstlers die größten Anforderungen. Die Leistung war denn auch, als Ganzes betrachtet, eine wahrhaft großartige; im Einzelnen freilich gerieth sie mit unserem ästhetischen Gewissen mehrfach in Conflict. Die Bühne war dieSmal vollständig in den Saal verpflanzt, der Recitator -alte sich geradezu in den Schauspieler verwan delt; mit geschloffenen Augen hätte man meinen können, im Theater zu sitzen. Schon daS war eine Gränzllberschreitung. Aber auch die Schranken, die der schauspielerischen Kunst gesetzt sind, vor Allem der Hoheit eine- altgriechischen DramaS gegenüber gesetzt sind, wurden in der Wiedergabe )er Hauptgestalt vom Künstler mehr alS einmal durchbrochen. So durchaus richtig die Auffassung de- OedipuS im Ganzen erschien — denn e- ist entschieden verkehrt, wie e- so oft geschehen ist, die WuthauSbrüchc des Oedipus für Nichts als romme Rechtfertigung zu halten — so unschön wirkte sie in Einzelheiten. Sie war nicht aus geglichen genug, sondern zu sehr mit Nuancen iberladen; von Zeit zu Zeit huschten dis Geister de- Lear, deS Mephisto, deS Narziß und wer weiß waS sonst noch für ungebetene Ge - selten an unserer Seele vorüber, und gerade diese waren eS. die sich mit häßlichem schauspielerischem Realismus geberdeten. Doch daS waren eben Einzelheiten, die unS die Freude am Ganzen nicht verkümmern konnten. DaS Publicum dankte dein Künstler durch reichen Beifall und rief ihn bei jeder Pause in den Saal zurück. Eine durchaus edle, wohlthuende. erfreuende Leistung, die sich vom Anfang bis zu Ende in den maßvollsten Grenzen hielt, bot unS Türschmann am dritten Abend mit der „Antigone". Zu Ucbertreibungen bietet die- Stück allerdings nicht so verlockende Gelegenheit wie der „Oedipus in Kolonos", höchsten- m den Weherufen deS Kreon am Schlüsse, denen man denn auch noch einen kleinen Dämpfer aufgesetzt gewünscht hätte. Die einzelnen Gestalten wurden vom Künstler sein und sicher auseinandergehalten; die Ausgiebigkeit seine- schönen Organ- zeigte sich hier im vollsten Lichte Meisterhaft waren namentlich die Charaktere der beiden Schwestern von einander abgehoben, Anti- gone'S große, muthige Seele und die rührende Zaghaftigkeit ISmene'S; von hinreißender Wirkung war der Moment, da Kreon feinen barten, un beugsamen Trotz endlich bricht. DaS Publicum war in voller Begeisterung und dankte dem Künstler am Schluffe durcb rauschenden Beifall und wieder holten Hervorruf. Noch einmal sei eS verstattet, auf die Art zurück zukommen. in welcher Türschmann die Chöre der antiken Tragödie vorsührt. Wir haben die Er fahrung gemacht, daß bei wiederholtem Anhören derselben man dock etwa- den Eindruck der „Manier" empfängt; sie wirken zun, fünften und
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