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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.10.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187610162
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18761016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18761016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1876
- Monat1876-10
- Tag1876-10-16
- Monat1876-10
- Jahr1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.10.1876
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e> Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. XrdacÜoa und LrprLttl«» Johannisgasse 33. Verantwort!. Haupt-Redactrur kr. Hüttner in Reudnitz. Für d. pvlit. Thei! verantwortlich vr. Arnold Bodtk in Leipzig. Annahme der für die nüchst- solarnde Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen bis 3 Uhr Nachmittags, an Lo»n- und Festtagen früh bis '/,S Uhr. Io »e» Filialen fSr Z»s -^»,ah«e: Otto Klemm. UniversitLtSstr. 22. LouiS Lüsche, Äatharinenstr. 1 8,p. nur bis Uhr. Anzeiger. OlM für Politik, Local-eschichte, Handels- wd GcschWveüedr. W L8V. Montag den 16. Oktober Auflage 14,600. 3>>c uaementaprei« viertelt. 4»/,Mt^ incL Bnnaerlohn b ML. durch die Post bezogen « ML Jede einzelne Stummer Sü Pf. Belegexemplar lo M. Gebühre» für Extrabeilagen ohne Postbefbrderung 3« ML mit Postbefvrderung 4b ML 3 astrale taesp Bourgeois). 20 Pf. Grbßrr« Schnsten laut unsere« Prersverzeichuiß. — Tabellarischer Satz nach höherem Tans. Rectawl» uui« Sr» Lrdaclioaogttch d,e Spaltzeile 4» Ps. Inserate find stets an d. <r»edttto» zu scsdeil. — Rabatt wird mcht gegeben. Zahlung pr»«allManu.>1l oder durch Postvorschuß. 1878. Bekanntmachung. DaS 15. und 16. Stück de- diesjährigen Gesetz- und Verordnungsblattes für da- Königreich Sachsen sind bei unS eingegangen und werden biS zu« 1. Rove«ber h. I. auf dem Rath- hanSsaale zur Einsichtnahme öffentlich auSbängen. Dieselben enthalten: Nr. 85. Gesetz.dieLandeS-Immobiliar-Braiidversicherungsanllalt betr.; vom 25 August 1876. - 86 Gesetz, daS Mobiliar» und Privat-Feuerversicherungswesen betreffend; vom 28 August 1876. - 87. Dekret wegen Bestätigung der GenosienschaftSordnung der Genossenschaft für den Weiße-Elfter-Berband zu Wahren bei Leipzig; vom 22. August 1876. - 88. Decret wegen Bestätigung der GenosienschaftSordnung der Genossenschaft für den FlußregulirungSverband in GohliS bei Leipzig; vom 22. August 1876. - 89. Bekanntmachung, den Commissar für den Bau der St. Egidien-Oelsnitz-Stoll« berger Eisenbahn betreffend; vom 1. September 1876. - 96. Bekanntmachung, die Errichtung einer HülsSanstalt für die Strafanstalt zu VoigtSberg betreffend; vom 1. September 1876. - 91. Verordnung, die Bezeichnung der Fuhrwerke betreffend; vom 7. September 1876. 92. Bekanntmachung, die Eröffnung deS Betriebes auf ter StaatSeisenbahnstrecke SeishennerSdorf-WarnSdorf betreffend; vom 12 September 1876. 93. Bekanntmachung, die Anleihe der Stadt Hainichen betreffend; vom 22. Sep tember 1876. - 91. Verordnung, die Einführung einer neuen Gebührenlaxe für die Kostenberechnungen der Berwaitung-behörden erster Instanz betreffend; vom 24. September 1876. 95. Bekanntmachung, die Eoncessionirung der Lübecker Feuer-VersicherungSgesellfchast betreffend; vom 30. September 1876. Leipzig, den 14. Oktober 1876. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Cerutti. Bekanntmachung. Die Lieferung der Kohle« für daS hiesige Krankenhaus zu St. Jacob an ungefähr 30500 Cenlner Braunkohlen und ungefähr 19200 Centner Steinkohlen, welche in der Zeit vom 1. November 1876 bis Ende Juni 1877 erforderlich sind, soll im Wege der Submission vergeben werden. Die Submissionkbedingungen einschließlich der ContractSentwürfe sind aus dem Rathhause II. Etage, Zimmer Nr. 16, Vormittags von 9 biS 12 Uhr und Nachmittags von 3 bis 6 Uhr cin- zusehen. Die Offerten sind ebendaselbst biS zum 25. Oktober d. I. Nachmittags 5 Uhr einzureicben. Leipzig, am 12. Oktober 1876. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Mdt. Wechsel nach allgemeiner Verabredung vor sich gehen. Wir wollen dann aber schließlich und nicht um mindesten streng unS selbst fragen, waß wir >ei unS zu Hause zu thun haben, wenn wir die Schaustellung außerhalb unsere- Hause- ablehnen, lnd die einzige Antwort aus die Frage ist die, daß wir zu a,buten haben, redlich und ernsthaft zu arbeilen mit Aufwendung aller HülsSmittel, welche die Kunst, welche die Wissenschaft dem Ge werbe bieten kann. Wahren wir unS doch nur ja vor dem Truge, alS ob durch irgend eine Gewaltsamkeit, durch irgend äußere Mittelchen und Gesetze etwaS gebessert werden könne. Durch diese können und müssen wir schädliche Einflüsse lähmen und beseitigen; aber der wirkliche Vor- theil erwächst lediglich auS gesteigerter Arbeits kraft, auS gesteigerter Intelligenz. Wir brauchen nicht zu fürchten, daß Deutschland erlahmt, wenn wir e- nicht auf daS Schlachtfeld der Industrieausstellung schleppen. Jede- neue Ge schäft mit Pariser Artikeln, welche- sich in unseren Straßen austhut und den heimischen Ge werbetreibenden die Kunden sortnimmt, ist ein viel versprechendere- Memento, alS jeder Besuch einer Weltausstellung. WaS die deutsche Arbeit zurückstehen macht, ist doch schließlich nicht bloS ein böser Willer. von dem der Betreffende durch gutes Zureden absteht und abstehen kann; eS sind Fehler, die vornehmlich in der Erziehung liegen und nur durch die Erziehung und Arbeit veseitigt werden können, für die aber ein HerauSreißen auf eine neue Weltausstellung nur schädlich wirken kann. Und daS ist der Grund, weShalb wir leb haft wünschen, daß man sich in Deutschland und in den Nachbarstaaten ermannen möge und der wohlabgerundeten Forderung der Franzosen ein eben so wohlabgerunbeteS Nein entgegenstellen möchte." ver St. Gallustag in Leipzig. Sollen wir die pariser Weltaus stellung beschicken? Die deutschen Handelskammern beschäftigen sich gegenwärtig sehr lebhaft mit dieser Frage. An gesichts der trüben Ergebnisse, welche unS die niatte Betheiligung der deutschen Industrie an dem Philadelpbiaer Unternehmen eingetragen, glauben Viele, daß es nöthig sei, die dort er haltenen Scharten auszuwetzen durch eine möglichst rege Mitbewerbung in Pari-. Gegen diese An schauung wendet sich ein beachtenSwerther Aufsatz, den der Lehrer an der Berliner Bau- und Ge werbeakademie vr. Lessing in der „Nationalztg." veröffentlicht. Derselbe enthält manche treffende Warnung und hebt namentlich hervor, daß die Zeit biS ^ur Pariser Ausstellung viel zu kurz sei, alS daß sich biS dahin die deutsche Industrie er holt und einen neuen Aufschwung genommen haben könnte. Die Ausstellungen häufen sich zu sehr, alS daß sie wirkliche Fortschritte im allge meinen Gange der Gewerbe constatiren könnten, und die Frage: ob Deutschland seinen Einfluß nicht aufbieten sollte, eine Verschiebung der Pariser Ausstellung zu erwirken, ist der ruhigen Erwägung wohl werth. Wir sind »eit entfernt, die Frage ohne Weitere- bejahen zu wollen, wünschen aber, daß sich auch auS den hiesigen betheiligten Kreisen beachten-werthe Stimmen darüber vernehmen lassen, und geben zu diesem Zwecke folgende Ausführungen au- dem erwähnten Aufsatze wieder: „ES ist schwer, den Mißmuth darüber zurück zuhalten, daß die Frage jetzt und in dieser Form aus der Grundlage ganz bestimmt gegebener Vor schriften und Termine an unS herantritt. Eine Weltausstellung ist doch nicht die häusliche An gelegenheit de-jenigen Volke-, welche- sie ein richtet. Die ganze bewohnte Erde wird heran- gezogen, sie soll arbeiten für diesen Zweck, sie soll ihre Arbeiten, womöglich ihre alten Kunstschätze, die werthvollsten Besitzstücke ihrer Museen, ihrer fürst lichen und bürgerlichen Wohnhäuser und um sonst noch Alle- der auSstellenden Stadt zur Ver fügung stellen. Jede- einzelne Volk soll alle- Erdenkliche thun, um im Industriepalast von Paris Besucher auS allen Ecken und Enden der Welt zusammen zu führen Jede- Volk hat Millionen und aber Millionen zu verausgaben, hat seine gewerbetreibenden Männer und Beamte auf Monate hinau- an die Stelle der Ausstellung zu schicken; welche Belehrung und Nutzen siedort finden werden, bleibt zweifelhaft, zweifellos bleibt nur in erster Reihe ein ganz enormer Aufwand an Geld und Arbeit, den zu tragen doch nicht Jeder ohne »eitere- die Lust und die Verpflichtung in sich fühlt. Und eine solche Aufgabe tritt nun heran, plötzlich, ohne Vorfrage, ohne vorher gehende Zustimmung, wie ein Naturereigniß, gegen daß man sich nicht soll sträuben können. Wir wissen von vollständig zuverlässiger und urtheilsfähiger Seite, daß die Stimmung in Oesterreich und der Schweiz unter den größeren Fabrikanten vollständig dieselbe ist wie in Deutsch land: man sträubt sich gegen die Ausstellung, man empfindet sie alS eine Art industrieller Cala- mität, aber man fürchtet, sie mitmachen zu müssen, weil alle Anderen mitmachen. So zwingt da von Frankreich auS geübte System der Terrori- sirung alle Länder Europas nach der Reihe in eine Lage hinein, die weder ihren Wünschen noch ihren Interessen entspricht. Müssen wir, sollen wir unS eine derartige Behandlung gefallen lassen'? Sind wir denn nicht in der Lage, dieser rücksichts losen, lediglich von den allereiaensten Interessen ausgehenden Forderung gegenüber ein einsache- und klares Nein auSzusprechen'? Möchten wir unt doch endlich einmal entschließen, eS zu thun au die Gefahr hin, da- Mißfallen deS BolkeS zu er regen, da- sich bei seinen staatlichen und kommer ziellen Einrichtungen doch auch nicht gerade ledig lich bemüht, nach unserm Gefallen zu leben. Wir können unserm Nachbarstaats mit voller Wahr Hastigkeit sagen, daß wir dieses Frieden-feste- nich bedürfen, daß wir an seiner Friedensliebe nicht zweifeln wollen und nicht daS Bedürfniß fühlen ihm die unsrige durch eine Ausgabe von etwa 50 Mill. und eine allgemeine Schädigung unserer Industrie zu beweisen. Wenn Deutschland diese Antwort giebt, so dürfen wir mit einiger Be stimmtheit hoffen, daß auch Oesterreich, die Schweiz und vielleicht auch Italien von der Be schickung der Ausstellung Abstand nehmen werden ES bleibt bann die Frage, ob wirklich Frankreich und England allein (und vielleicht ist auch Eng land herzlich mübe) von den großen Industrie staaten an da- Wagniß der Weltausstellung zu gehen die Absicht haben. Wie wir hören, hat eine Anfrage bei Frank, reich, ob eine Verschiebung der AuSstelluna nicht möglich sei, kurzweg ablehnende Antwort erfahren Vielleicht besinnt man sich auf eine Rektifikation dieser Antwort, wenn man sieht, daß wir Ernst machen. Ueber eine Ausstellung im Jahre 1880 ließe sich allenfalls reden. Ist den Franzosen eS nur um politische Motive ru thun, um deren willen sie da- Jahr 1878 festhalten, so brauchen wir unS darum weiter nicht zu kümmern) liegt ihnen an der Sache, so können sie gegen die Ver schiebung Nicht- einzuwenden haben. Wir wollen aber zugleich auch allen anderen Völkern sagen daß wir unS unter keiner Bedingung hinfüro eS gefallen lassen werden, daß irgend ein Staat ein sach erklärt, ich mache eine Ausstellung und de- halb habt ihr andern Alle, ohne Rücksicht au eure Verhältnisse, dieselbe zu beschicken, daß viel mehr da- Programm einer Weltausstellung nur aus Grund allgemeiner Zustimmung erlassen werden kann, ebenso wie statistische Eongresse Post- und Telearaphmconserenzen und andere internationale Abmachungen in einem gewissen „Um St. Gallustag Den Nachsommer man erwarten mag." Sprüchwort. Heute haben wir St. GalluStag. Jahr Hunderte lang hatte der 16. Oktober in Leipzig seine besondere universität-geschichtliche Bedeutung. ES wurde alljährlich am St. GalluSlage der Rector MagnificuS für daS Wintersemester ge wählt und proclamirt. Bekanntlich hatte jede- Semester seinen eignen Rector, bi- die neue Ein richtung Platz griff, ein Oberhaupt der Univer sität auf ein ganzes Studienjahr zu wählen und am Reformationstage solenn zu installiren. Der Name führt sich aus einen frommen Irländer zurück, der eigentlich Eallo (»der Gallunus oder Gilian) hieß und sich alS Missionair am Bodensee nützlich, sowie alS Gründer (im edelsten Sinne) deS Kloster-, daS seinen Namen trug, berühmt gemacht hat In Pertz' Monumenten kann man dessen Lebensbeschreibung im latei nischen Urtext oder in der Potthast'schen Ueber- setzung Berlin 1857) deutsch Nachlesen. Diese Biographie stammt auS dem achten Jahrhundert, St. GalluS lebte zu Ende de- 6. und im Anfang de- 7. Jahrhundert-. Sein Grab ward in hvhen Ehren gehalten und immer häufiger von seinen irischen Landsleuten alS Pilgern besucht AuS diesen kleinen Anfängen entwickelte sich allmälig da- nachmals so hvcbansehnliche Kloster St Gallen Für die gelehrte Welt hat dieser Name einen wohlbekannten guten Klang durch die StistS bibliothek, die noch heute existirt. Für die Tou risten de- SchweizerlandeS «st der Ort St. Gallen alS die höchstgelegene Stadt der Eidgenossenschaft im Hochthale, da- die Steinach durchströmt, aewis in anmuthendster Erinnerung. Die betriebsame Stadt mit ihren lang sich hmstreckenden freund lichen Borstadtstraßen, ihren schmucken Billen, alle mit Vorgärten, wohl gepflegt und zierlich um- gittert, erinnert somit den sächsischen Reisenden, wenn auch nur entfernt, an die Heimathstadt an den Zusammenflüsse der Pleiße und Elster, mögen auch bei »nS die Höhenzüae der Ostschwei» fehlen, von deren Plateaux, wie „Peter und Paul", man in blauer Ferne den blitzenden Silberspiegel de- Boder.seeS erblicken kann. Daß die Universität sich selbst durch die Krieg- ereigmsse von 1813 nicht abhalten ließ, am IS. Oktober, wie alljährlich, zur Rectorwahl zu verschreiten, erfahren wir auS einer schlichten Mittheilung „Selbsterlebtes aus den Tagen der Völkerschlacht", vorgetragen in der Generalver sammlung de- OctobervereinS im Jahre 1867 von dem ff Geh RegierungSratbe Bezirksgerichts director vr. LuciuX Redner erzählte wie folgt: „Der 16. Oktober (1813), der Tag GalluS, an welchem alljährlich die Rectorwahl stattfand, brach an; kaum war e- aber hell aeworden, so fingen ring- um die Stadt her die Kanonen zu donnern an, und der Donner ward immer heftiger und ununterbrochener, so daß die Fenster fortwährend lirrten, und man sich beim Gespräche kaum ver- iand. Dem ungeachtet versammelten sich um 10 Uhr die Professoren in der „Nationalstube", wählten den Rector MagnificuS, und eS wurde die erfolgte Wabl von dem mit rothem Sammetteppiche ge- chmückten Altäre auf unserer Freitreppe procla mirt, obgleich sich nicht ein einziger Zuhörer dazu eingefunden hatte! (vr. Lucius' Stiefvater MiruS war 1813 Re gistrator bei der Universität und hatte seine Amts wohnung im grvßen Fürstencollegium oder soge nannten Schwarzen Brete, dessen Curatvr er war. Zum großen Fürstencollegium gehörten die barna bavLi-ica sbie jetzige deutsche Äuchhändler- börse steht auf ihrem Grund und Bodens, die ducsL polonies. in der Geliert wohnte und lehrte, sodann die bur8L misnic» (dein Eingang vvn der Ritterstraße gegenüber im Hose der Buchhändler- börses, zwiscven dieser und der burs» polouiea endlich die bursv 8LxonieL, das älteste von diesen Gebäuden jaus dessen Grunde erhob sich nachmalS daS Universitätsgebäude, in welchem sich jetzt die Gesellschaft „Harmonie" befindet.) An diesem ältesten Bau war jene Freitreppe mit bedecktem Altan zu sehen, in« Innern de- HauseS waren drei große Säle: in der ersten Etage das mebicinische Auditorium, zu ebener Erde aber daS philosophische Auditorium und die „Nationalstube" init den vier großen Tafeln, an welchen die Mitglieder der vier Nationen I Professoren und Magisters saßen, wenn eS galt, den Rector zu wählen.) vr. Lucius fährt fort: Etwa uin 2 Uhr sprengte ein französischer Ossi« cier in den Hof (des Schwarzen Bretes), fragte nach dem Administrator der Gebäude und kündigte dem Vater, der sich als solcher (Curator) präsen« tirte und mich alS Dolmetscher zugezogen hatte, an, daß „in einer Stunde" eine Anzahl gefangener feindlicher Osficiere im Großen Fürstencollegium eintressen würde und in den großen Sälen unter gebracht werden müßte. Der Vater bemerkte zwar, daß die UniversitätSgebäude frei von aller Einquartierung wären, aber der Officier lachte nur höhnisch, sprang vom Pferde und verlangte die Säle zu sehen. Nun war zwar die National stube biS auf die großen Tische, an welchen die vier Nationen Platz nabmen, nebst den dazu ge hörigen Stühlen leer; da-große philosophische Audi torium aber war mit ungefähr 3» Schock Bretern an- gesüllt. Diese sollten beim AuSbaue der „Melone ' verwendet werden. (Im Jahre vvrher war ein NebenhauS angekauft und im Sommer 1813 neu ausqebaut worben, eben die sog. „Melone".) Ich bemerkte dein Officier, daß eS doch unmöglich sein werde, binnen einer Stunde den Saal zu räumen. Aberder Herr sagte ernsthaft: ,,^b, mou owpsreur no eonnküt PL8 «1e8 imp088idilits8" und stieg mit den an meinen Vater gerichteten Worten zu Pferde: Norwiour, äau8 uns keurv — 8ur votrv i68pc)N8LdiIits!" Waö war zu thun? Der HauSmann Ehrlich mußte in allen zum Collegium gehörenden Ge bäuden umherlausen und „freiwillige" Arbeiter requiriren; eS fanden sich auch eine große Anzahl Personen zur Mithülse bereit, und in der That verging keine Stunde, so war d«S Auditorium leer und die ganze Masse Bieter aus dem Hofe aufgeschichtet." . .. vr. Lucius berichtet dann de- Breiteren die Erlebnisse mit diesen allmälig biS auf 40 Mann angewachsenen gefangenen und großentheilS leicht verwundeten österreichischen, preußischen und rus sischen Osficieren, deren Bewachung einem Detache ment Helsen anvertraut war, die sich die akade mischen Breter aus andere Art zu Nutze machten, als die Universität-Verwaltung sich wohl hatte träumen lassen. Man baute sich theilS Bivouak daraus, theilS verbrannte man sie alö Wachtfeuer l Znr Richtigstes»«-. In Bezug aus daS gestrige, jedenfalls recht wohlgemeinte „Eingesandt" hinsichtlich de- Steno- graphenkränzchenS höherer Lehranstalten muß be merkt »erden, daß eS wohl ohne Wissen irgend eine- der Mitglieder zum Druck gegeben wvrde« ist. DaS Kränzchen wird allerdings seinen zweiten diesjährigen SchnellschristcursuS in nächster Zeit beginnen^ zur Annahme von Anmeldungen hierzu hat sich jedoch nicht der Unterzeichnete erboten, sondern eS haben die- die Herren Greßler, wohn haft Fleiscberplatz, und Werl, Zeitzer Straße 15, gethan. Nähere- wird durch Inserate bekannt gemacht werden. H Moser. Briefkasten. It. ll. Leipzig. Der erste der Briefe stand unter demselben Zeichen, nur ohne besondere Ueberschrifl, i» der 4. Beilage zu Nr. 28 > des Tageblattes.
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