Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187610226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18761022
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18761022
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1876
- Monat1876-10
- Tag1876-10-22
- Monat1876-10
- Jahr1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1876
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erschein tiHich früh 6»/, Uhr. RrtarN«» JvhanniSgasir ZZ. Vrrautwortl. Haupt - Rrdacteur Ar. Hüttner in Rcudnch. Kür d. polit. Theil verantwortlich l>r. Arnold Bodek in Leipzig. Annahme der für die nächst folgende Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen bis 3 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Festtagen früh bis '/,d Uhr. Z» de,/illalr, für 3>s Aonahmr: Otto Klemm, UniversitätSstr. 22, LouiS Lösche. Katharinenstr. l8,p. nur dis '/Z Uhr. m r»«. Anzeiger. Organ für Politik, Lvcalgcfchichte, Handcls- und GcschäftSvnkchr. Sonntag den 22. Oktober «uslase 14,«00. Ad »»>u»r»»»rr«» vierrrt». incl. Brinarrlohn b ML. durch die Post brzogeu « ML Jede einzelne Nummer So Pf. velegerrmplar 10 Pf »edühren Mr Extrabeilagen ohne Postdefvrderung ltv ML mit Postbewrderung 4L ML Za>eralr laesp vourqeoiSz. 2u Pf. Größere Schriften mul unserem PrkiSverzkichnib. — TadeÜanlcher Latz nach höherem Tarif Leclamra uuier de» LedacttoasLrich die Spallzeilr 40 Ps. Inserate sind stets an d. Eepe ditto» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»enuwcr»mch oder durch Postvorschuß. 1876. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch» «n» 2S. Oktober »- o. Abend- /»7 Uhr i« Saale der I. Bürgerschule. Tagesordnung: I. Gutachten deS Bau« und OekonomieausschufseS Uber den südwestlichen Bebauungsplan. II. Gutachten deS Bauau-schuffe- Über a eine Nachforderung für bauliche Herstellungen in der 1. Bürgerschule, d. Unterstützung der Wittwe eines verunglückten Feuermannes der Stadtwasserkanst. HI. Gutachten de- OekonomieauSschusseS über a. Pflasterung der Arndtstraße, d. Pflasterung der Sürstraße IV. Gutachten deS SchulausschusseS Über n. Honorarverwilligung für Anfertigung von Eensurtabellen für die ThomaSschule, d. Erhöhung deS im Budget der Realschule II. Ordnung eingestellten Postulates für Drucktosten und Buchbinderlöhne. Bekanntmachung, die Nrliste für die Gefchworaeawahl betr Die dorsch.istmäßig revidirte Liste derjenigen diesigen Einwohner, welche zu dem Amte eineS Geschworenen gesetzlich befähigt sind, wird oo« 2S. diese- bis zum 8. künfttaeu MouatS mit AuSuahme der Sonn« und Feiertage in den Stunden von BorunllagS 9—12 Uhr und Nach mittags von 3—6 Uhr auf dem Rathhause im 2. Stock, Zimmer Nr. 16, zu Jedermanns Einsicht öffentlich au-liegen. Diejenigen, welche nach tz 5 de- Gesetze- vom 14. September 1868 von dem Geschworenen« amte befreit zu werden wünschen, haben ihre Gesuche unter Beifügung der erforderlichen Be scheinigungen bei deren Verlust innerhalb der vorstehend angegebenen Frist bei uns schriftlich ein- zureichrn. Ebenso kann innerhalb derselben Frist jeder volljährige und selbstständige OrtSeinwohner wegen Uebergehung seiner Person, dafern er zu dem Amte eineS Geschworenen fähig zu sein glaubt, sowie wegen Uebergehung fähiger oder wegen erfolgter Eintragung unfähiger Personen Einspruch erheben. Leipzig, am 21. Oktober 1876. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cerutti. Bekanntmachung. Die 135 betragenden Jahreszinsen der zur Unterstützung für ältere Jungfrauen tu Leipzig, welche ihre» Lebens unterhalt durch Nähe«, Sticke«, Stricken und sonstige dergletche» weibliche Handarbeiten erwerbe« oder früher erworben haben, aber in Folge Krankheit. Alter- oder Augenfchwäche »öllig arbeitsunfähig oder auch nur minder arbeitsfähig geworden find, bestimmten Louisenfiiftung sollen demnächst von uns vertheilt werben und fordern wir nach vbrstehenden Stislungsbeitimmungen geeignete Bewerberinnen hierdurch aus. ihre bezüglichen Gesuche bi- zum I. Vkovember d. I. bei unS (RathhauS l Treppe, im Eingang--Bureau, Zimmer Nr. 7) einzureichen. Leipzig, den 18. Oktober 1876. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Eerutti. Danksagung. Durch die Erben des im Juli d. I. verstorbenen hiesigen Kaufmanns, Herrn Jullu- Georg Wappler ist in Folge letztwilliger Bestimmung desselben dem hiesigen Orchester - Pension-- Fonds ein Vermächtniß von Ren« Hundert Mark au-ge.ablt worden. Wir sprechen dafür unfern aufrichtigen Dank hiermit öffentlich auS. Leipzig, den 20. Oktober 1876. Der BerwaltungS-AuSschufi de- Orchester-PenfionS'FondS. ^errtllklier verlrksvereln «ler 8ia«It l^Iprlz. Hrr>i»»iir»Iiii»i? Lüttrvock ckon 25. Oktober 1876 >denck8 6 vbr im Laale cker Alteo ^Vrwgo Vnz-Oinor'ckiiiiiißx: IlorLlknnL cker Tage^orckuuux kür ckie oüebsts Litrung cke8 1^.14 - 6oII: Itgsereut: cker 8tancke8»u38ebu88. vr 8lkl»llckll»n«l», Aniverfität. Lrip)iA,21. October. Auch der nach Rostock berufene Prof. vr. Thierfelder folgt der an ih» ergangenen ehrenvollen Vocation alS kroke»or vrckiuLria8. Bereits hat er sich von dem engeren Kreise seiner BerufSaenoffen bei einem ihm zu Ehren veranstalteten Festmahle in Aeckerlein« Keller * verabschiedet. Man bewahrt dem jungen Ge lehrten, der hier und au-wärts fludirt, hier pro- movirt. sich habilitirt und über ein Lustrum al- Assistent gewirkt hatte, ein sympathisches Andenken. — Ebenso findet heute Abend ein AbschiedSschmaus zu Ehren de- Prof. vr. msä. Thomas statt, den man mit nicht geringerem Bedauern nach langer, ersprießlicher Wirksamkeit von hier schei den sieht. Privatdocent vr. pdil. und Ickcevt tbeol Wolf Graf von Baudissin ist (nach der Augsburger „Allgemeinen Heilung") als außerordentlicher Pro fessor der Theologie nach Straßburg berufen und dürste diesem Ruse Folge leisten. Privatdocent vr. pbil. AxelHarnack verläßt Leipzig, um seine hi sige Stellung mit einer ähn lichen m Darmstadt zu vertauschen. Musikalischer Bericht. Dritte- GrwandhanS - Eoucrrt. Diese- dritte Eoncert dürfte alS ein- der ye« üuigensten der ganzen Saison zu bezeichnen sein, so trefflich wurde die-mal musicirt. DaS Or- ' chester bot un- zwei seiner besten Gaben und zwei hervvrragende Solisten, der eine ein Geiger, der andere ein Sänger, beide mit seltenen Gaben au-gerüstet, leisteten s» Vorzügliche-, daß wir un- die-mal auf- Vielseitigste angeregt fanden und de» Loucertsaal mit hoher Befriedigung verlassen haben. Da- Programm enthielt acht mehr oder we- aizer werthvvlle Nummern, die ihrer Bedeutung »ach etwa in folgender Ordnung zu nennen sein »Srden: Kiukon!» eroica von Beethoven, Ouvertüre zu „Genovesa" von Schumann, koncerlstück für Violine von Saint-SaSn-, Lxnpbonie espagnole für Violine von Eduard Lato, Arie „An jenem Tag" auS HanS Heiling do» Marschner, Lieder, Genesung von Robert Kranz, Schöne Mainacht von Carl Reinecke «ld Ballade „ElverSböh" von Löwe. Gelheilt dürften die Meinungen über die zum ersten Male zu Gehör gebrachte L^mpboui« espagnols sein. Wer sich von derselben ein im Style unserer modernen Symphonie geschriebene-, tiefer ange legte- Werk versprochen hat, der ist gründlich ge täuscht worden, und hat sich, fall- er seine Er wartungen nicht schleunigst etwa bi- auf ein Ooo- «rt vapagvole herabzustimmen vermochte, über die Anmaßung d«S Componiste« tüchtig geärgert und ist genußloS au-gegangen, denn weder die Anlage de- Ganzen, noch die Entwickelung der einzelnen Sätze hat mit unserer Symphonie Etwa- zu schaffen. Wer aber so klug gewesen ist, sich ^ unter dem Titel Nicht- zu denken, der wird sich gefreut haben, in dem Werke eine sehr interessante Bekanntschaft zu machen. Dasselbe muß den Un- besongenen durch seine reizvolle Melodik, originelle Rbyihmik und besonder- auch durch seine glänzende I»struwentation bestechen und für.sich-einnehmen. Ein tiefere- Interesse kann erb. Deutscher für I dergleichen wohl nicht empfindet. Weit besser 1 hat uv- da- gründlich gearbeitete und wärmer empfundene Eonceristück von Samt-Saön- ge fall» n, welche- uns ebenfalls neu war. Um nun von der Kunst aus die Künstler zu sprechen zu kommen, so sei sogleich des ausge zeichneten Geiger- gedacht, dem wir die Bekannt schaft mit den zuletzt genannten beiden Werken zu verdanken haben, de- Herrn Pablo Sara säte auS Saragossa. Wa- uns an diesem Künstler besonder- imponirt hat, ist die ungeheure Leichtig keit, mit welcher er gewisse Schwierigkeiten, die ihm besonder- da- Eoncert oder vielmehr die 8^mpbouiv e8p»guole zu überwinden gaben, be herrschte. Die Beweglichkeit seine- rechten Hand gelenk- ist geradezu erstaunlich und glauben wir, daß er in dieser Beziehung von keinem lebenden Geiger übertroffen wird. Aber auch seine linke Hand ist dermaßen ausgebildct, daß ihm z. B ein Triller möglich ist, der wohl seines Gleichen sucht. Dazu ist seine Intonation glockenrein und sein Ton bi- in die höchsten Lagen hinauf von einer Schönheit, die wir wohl eine ideale nennen dürfen. Schade, daß so viele Kunst keinen andern Zweck hat, als sich selbst zu dienen. DaS Publicum zeigte sich von seinen Leistungen entbusia-mirt, besonder- nach dem Vortrage der Symphonie. Der Erfolg der letz teren ist jedoch in erster Linie diesem Geiger, in zweiter aber unserm Orchester und in dritter erst dem Werke selbst zuzuschrciben. Unter andern Verhältnissen könnte derselbe leicht weniger glän zend auSfallen. Können wir Herrn Pablo Sarasatc den Ruhm eine- Künstler- von Geist nicht vorenthalten, so ist Herr königl. Hof Opernsänger Paul Bulß au- DreSven mit eben so viel Recht «l- der Gemüth- volle zu bezeichnen. Der Genannte ist uns vom vorigen Jahr her noch in bester Erinnerung. Schon damals haben wir seine edle, von allen Manieren freie Gesang-weise gebührend gewürdigt. Die-mal zeigte sich un- sein volle-, kräftige- Organ fast in noch günstigerem Lichte, so de- sonder- in einem zugegebenen Liede zJch kann nicht küssen:c., von dem verstorbenen A. Langert), wo der geschätzte Sänger eine Höhe entwickelte, wie sie für einen Bariton eine Seltenheit ist. Am wohlthuendstkn war unS seine ganze künst lerische Erscheinung in der herrlichen Arie. Bon den Liedern hat unS am besten da- von Robert Franz zugesagt. Reinecke'S einfach gehaltene Eompofition machte sich recht anmuthig, besonders durch ihren sinnigen Schluß. Weniger hat uns die Ballade von Löwe zu interefsiren vermocht. ES sind un- bessere dieses Componisten bekannt. So würden wir un- z. B sehr freuen, einmal der trefflichen, „Kaiser Otto'- Weihnachtsfeier", ent schieden eine der dankbarsten Aufgaben, zu begegnen. Herr Eapellmelster Rein ecke entfaltete in der Begleitung der Lieder wieder ein gut Theil seiner Vorzüge alS Componist. Was dieser unser geschätzter Leiter der Gewandbausconcerte an einem einzigen Concertabende Alle- zu leisten hat, ist wahrlich nichts Kleines So war er das letzte Mal bei nicht weniger als allen Nummern deS Programms, natürlich in der bervorragendsten Weise, beschäftigt. Das ist auch so Etwas, was man längst gewöhnt ist als selbstverständlich zu betrachten, obwohl eine derartige künstlerische Leistungsfähigkeit eben nicht- Gewöhnliche- ist, und wohl eine besondere Anerkennung verdient Wir geben derselben hiermit AuSvruck, und ver binden damit zugleich einen Dank au das nickt minder geplagte Orchester, für seine liebevolle Hingabe an seine diesmaligen selbstständigen Aus gaben, welche un- Beide, Ouvertüre und Sym phonie, einen ungetrübten Genuß bereitet haben. Moritz Bogel. Neurs Theatrr. Lripsig, 21. Oktober. In Grillparzer'- schöner Dichtung: „Sappho" spielte Fräulein Geistinger gestern die Titelrolle mit Berständniß und Routine und in den AuSbrüchen de- Affektes auch mit Leidenschaftlichkeit. Doch ist da-Gebiet solcher ideal gehaltener Gestalten wohl nickt das jenige, auf welchem die Lorbern dieser Darstellerin vorzugsweise wachsen. Rollen, in denen das Dichter wort in aller seiner Schönheit sein unumgäng liches Reckt verlangt, können ohne ein Portament de- Portrag-, daS von leerer Deklamation noch sehr verschieden ist, und ohne den volltönenden Wobllaur der Sprache nickt zu voller Geltung gebracht werden. Dieser Adel des Bortrag- ver hindert auch, daß daS Elegische nicht in- Lar moyante verfalle. Den „Phaon" spielte diesmal Herr Seng er mit mehr Gewandheit und Kraft, alS er un- da- erste Mal vorgesührt wurde, dafür aber auch mit mehr männlichem Ton und Wesen, al- für die JünglingSgestalt des Dichter- paßt. Der Melitta des Fräulein Wesseln fehlte dieser Reiz der Jugendlichkeit nicht, aber sie erschien uns zu molluskenartig, duftiger noch als bei den früheren Auffübrungen des Stückes, ja einzelne schöne Gnllparzer'sche Verse verdufteten fast gänzlich in dieser überzarten, leise berübrendcn Auffassung. Die griechische Naivetät verträgt mehr Bestimmt heit, Heiterkeit und Frische. Rudolf Gottschall. Lunstverem. Sonntag, den 22. Oktober. Gestern ge langten zur Ausstellung: ein Gemälde von Peter Cornelius (männl. Portrait, au- der Jugendzeit de- Meister-), zwei Landschaften von Friedrich Preller jao. („Comer-See" und „Abend an der Wartburg"), zwei Genrebilder von Eduard Grützner, eine Landschaft von Joseph Hofsmann in Wien („Morgen im Walde"), zwei Copien von Ernst Hemken in Dresden (nach ..Tizian'- ZinSgroschen" und einem Gemälde von Caspar Netscher), sowie ein Portrait von Robert Krausse. Ausgestellt bleiben an Gemälden: ein Bild der altkölnischen Schule, eine Landschaft von Koekoek, eine Reihe Aquarellen von Andrea- und Os wald Achenbach, ein Studienkopf von G Majer und ein Portrait von H. Heubner; ferner ein Relief von Artbur Polkmann au- Leipzig („Aphrodite rettet Par,? auS den Händen deS Menelaus'), sowie Photographien nach Ge mälden Murillo'S im Louvre zu Pari-, L,. Leipziger polytechnische Gesellschaft. * Lripffg, 2l. Oktober. Mit dem gestrigen Abende hat die Polytechnische Gesellschaft ihre Vereinstbätigkeil für da- Winterhalbjahr eröffnet und zwar mit einem großen Familien- Abend in den Sälen des Hotel de Poloane, woselbst sich ein zahlreiche- Publicum von Mit gliedern und Gästen eingesunden hatte. Nach einrul kurzen musikalischen Bortrag ergriff der stellvertretende Direktor Herr Bauratb vr. Motheö daS Wort zur Begrüßung und Bewill kommnung der Anwesenden und gab einen kurzen übersichtlichen Rückblick aus die Zeit, die seit dem letzten Beisammensein verflossen. Der Herr Red ner sagte ungefähr Folgende-: Die Zeit war eine trübe und ereignislose in Bezug auf Getoerb-thätigkeil, dagegen sehr lebhaft in Bezug auf Streben, Debatte und Aus stellungen. Drei Namen waren e-, die an unser Ohr klangen:München. Pari-undPhiladelp hia. Die Münchener Ausstellung ist geschloffen, die in Philadelphia noch geöffnet und die Pariser steht bevor. Biel Aussehen hat die Aussprache eines Deutschen über daS deutsche Kunstgewerbe erregt, die sich in den Briefen de- Piof. Reuleaux in der National-Zeitung vorsindet und derzusolge die deutsche Industrie und namentlich das Kunst gewerbe FiaSco gemacht habe. Nicht etwa blo- die deutschen Ausstellungsgegenstände in Phila- delpbia sind unterlegen gegenüber denen anderer Völkern, sondern die deutsche Industrie, da- ganze deutsche Gewerbe sind nach Reuleaux'- Behauptung schlechter alS die anderer Völker. Obgleich der Mann, der Solche- sagt, selbst an der Spitze einer Gewerbeschule in Äerlin steht, scheint er doch nicht zu wissen, daß z. B. in Württemberg 160 solcher Schulen mit 660 Lehrern und 20 000 Schülern beste' en; derselbe Mann, der als Maschinenbauer für Autorität gilt und doch von dem Maschinenbau Deutschlands so wenig weiß, daß er nicht einmal die Aug-burger Ro tation-Presse kennt; der Mann, der e- rühmt, daß Amerika Walztverke durch Maschinen bedienen lasse, und in demselben Satze erzählt, daß dabei mehr Menschen gebraucht werden, alS bei un» »hne Maschine, der sich also widerspricht und in seinem eigenen Fache nicht Bescheid weiß; und trotzdem die hohe und verantwortung-volle Stel lung eine- deutschen General-Commiffar- ange nommen, dann wieder aber so wenig Selbstbe wußtsein und Selbst-Achtung hatte, im ReichS- Pavillon beim Frühstückin demüthiger und deutlicher Weise eS au-zusprechcn, daß die deutsche Industrie unterlegen, statt, der Wahrheit näher, au-zu- sprechen, daß die meisten und nicht die schlechtesten deutschen Industriellen lieber in München au-ge- stellt hätten, al- nach Amerika zu gehen und den durch den Schutzzoll träge gewordenen Amerikanern neue Muster zuzusühren; derselbe Mann, der trotz seiner dreifachen Beamtenstellung nickt etwa zuerst in einem Bericht an seine Regierung seine Bedenken ausgesprochen, sondern sie vielmehr in den nach lässigsten unter allen literarischen Formen, in Gestalt eine-Feuilleton-Artikel-, kundgeqeben: — dieser Mann stel t in Bezug auf sein Wissen und seinen Cbarakter zu tief, al- daß man ernst lich nöthig gehabt hätte, sein Urtheil zu wider legen. Nickt die Gewichtigkeit der Person, sondern die Wichtigkeit der Sacke ist e-, die c- dabin brachte, d«ß in die deutsche Presse eine lebhafte Bewegung kam, größtentheil- um Herrn Rculeam zu widerlegen. Der Congreß in München, welcher sich mit dieser Frage eingehend beschäftigte und von dem I)r. MotheS Einige- mittheilt, habe e- für gut be- lunden, über diese ganze Reuleaux'scke Angelegen heit einfach zur Tagesordnung überzugehen. Wohl aber bade er sich vielfach und ernstlich mit der Entwickelung de- deutschen KunstqewerbeS de schäftigt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite