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Dresdner Nachrichten : 30.04.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189004304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18900430
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18900430
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1890
- Monat1890-04
- Tag1890-04-30
- Monat1890-04
- Jahr1890
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- Dresdner Nachrichten : 30.04.1890
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in Küb r Quo llt. 8.2tt wrt die lt. se, Kiliik Isrva»» ilndolU, burgstr. 7. Auswahl- enzen. s»t«I getreu . Coiffeur. x der Pas». mschule hstraße I«tt für Unterbaltun«. gtelibältßverU-r. vörleiibertikit. Kremdealilte. Vezua««ebiil,r vtertelialirlilt, M. 2.»». du, >ii die Pott M. 2.ib. Aimlldme v.AulundiaummiMoritMU.Wv »-S. Somilaa» dis ls Ulir ,N> Oieuliadt: üir. Ktoneca, b. »uv au Wocheutnuen dir z Mir. g)ie ftpainae Gn>»d»rUe mn-esW sSUdcnl isPi,, . un Msn- iaaS oder uaL tzeiNyoe» 20 Pl«. llnterin Strich lEinacioui»' :;e>le 40 PI». Ä»kündm>»„,c» >,ui derPrimt- sitt« tzeiie 20 Pia smc Büru'Omit mr tue »ücklnaoiac A»i»oiaae der Ameiae» wird »imt ocaeden. Aar» . tödrÜLe Nulmidiaunadniairuae aeaen > Bvriierdezahiuua duro, Buelinarkn oder Poiie,tt.,a»Iu»u. . , Sür Wilaade emoe,ai>dicr,Schnft» Inuk leme RerbmdUmkci«. . tlniiindiaittisen yelimcu iüiniiitliche l «amlionc Äcrmüteliiuueiirllrn an üernwrechjicüe Nr. >> ^ ^ M MG- ^ , I (nobou cksr vrosänor K 35. Jahrgang. L-, Aufl. 48,500 Stück. I ^ ^.nnonevll-I'lxMition boknäot «ioli ruktvr 4L "HU (neben 6er vrosänor Lank uuä vis-a-vis Hotel zzotitner llnMl). KmstMnil t Wler. A.H., M-im. Dresden, 1890. Honkk'iiklkjr. »4 IVaUstr. >4 uul 14 ^otouspIstL 14. RvnektonkErtke kllllxv NeraxsAaettc, sämmt- tieker «eotietteu in kosLmentoii,rinUpsell, 8pltron, sojst. Nknäern n. skimintticboa Uloickor- rotliitte» Dunivn- ««tioolileroi. Ml 8pv/4nl-Fabrik P gvprlizrtvr 8lv8«I-A»rkso DI»i«v» d. Dresel«», 1inlt^«nstra»s« IV (L»vnspv»«t7an01>lug 114t) ompüolilt ,<xanr bosonckoin iroprügto Nneketverseltln«»» nnck tiolllltr-Narkeu, »orvio ^t^nlrseliLblouvn, »No OattUllMN r»rd»te»>i»vl unä Or»v1».Xrv«lton jecier lirrt. rr»«»r««drsrs-««?E»W Dvtolist« ^usivnIU VON orsels kvslor kr^onZ, or vnnUtrit in , ^Vortoa, I-'arlion, Ltoffon vto. in »Uvn l'roi'ivv. vrasckon, V i KMjIr.1L z r«r«r««U8K«8rs«^^ krsnss L ZrsnLscks, vreM«, HÄntkr-I»Iianos1«a«s« », Part » I Lt en «ros ?o8Lmsni.sn l>Nt! Lnöxks °° «kt-ril LNkvn« rlnlvl vou k»»»i»entvii. »0vdLvtt8- k680Ü6llK6 in kilktnt,g.8i6- und IuUXU8möIioI kiKnnnr k'abiiliution, Llujolikun, IZionlinu oto. n°ki ködert SoKuami. v Zu den Kundgebungen des 1. Mai, Zusnmmcnlmich des Boulmiaidmus. Fermprcäibcrichie. Hofnochricbtcn, Ertrazügc auf ^»4» ^^<v» sächs. Staatsbabnen, Edison's Phonograph. Gerichtsverhandlungen. Tagesgeichichte. Nendcnilheatcr. Mittwoch, M. April. Verantwortlicher Redakteur ti>r Politische- ve. »mtl vlerev »> Drr»b«n. In einer großen Fabrik im Osten von Berlin hatte das Per sonal ein Plakat im Maschinenraum onbringen lassen, welches die wenigen, aber bedeutungsvollen Worte tmg: „Donnerstag Feiertag — Freitag Ruhetag." Als die Arbeiter dieser Tage früh die Fabrik betraten, hing daS Plakat noch ani alten Platze, doch fand sich darauf von der Hand des Fabrikinhabers der Zusatz: Sonn abend Feierabend. — Diese kleine Geschichte (übrigens von der gut demokratischen Bvlkszeitung erzählt) ist ungemein bezeichnend für die beabsichtigten Kundgebungen dcS I. Mai, namentlich die mit Kontraktbruch verbundenen. Alle Zeitungen sind jetzt, bis zum Ncberdruß, gefüllt mit Mittheilungen zweierlei Art: einmal was die von der Sozialdemokratie gegängelten Arbeiter ain 1. Mai thun wollen und sodann, zu welchen Gcgenmatzrcgeln und Vor- sichtsvorkehrimgen der Arbeitgeber und die Obrigkeiten zu greifen genisthigt worden sind. Das letztere ist nur die nolhaedrnngcne Antwort auf das elftere. Mit dem vollen Bewußtsein des Thuns hat der internationale Sozialistcncongreß durch die Kundgebungen des I. Mai einen Masscnangrisf aus die Rechts- und Gesellschafts ordnung zu unternehmen beschlossen. Die Fmderung eines Acht stundentages ist nur ein Schlagwort, es bildet die Parole sür jenen Angriff. Zwar haben die sozialistischen Reichs- tagsabgeordncten die Arbeiter vor dem Ruhcnlassen der Arbeit am I. Mai eindringlich gewarnt, aber die betr. Erklärung enthielt nebenbei den jener Warnung direkt widersprechenden Rath; wo immer man eine Arbcltöruhe am 1. Mai ohne Conflikte erwirken kann, da möge es geschehen. Allo nur um Consltkte zu vermeiden, nicht, weil das einseitige ArbeitSniederlegen ein Treubruch, sonach ein unsittliches Unterlängen ist, warnten die bctr. Rcichstagsabge- ordneten vor einer Arbeitsverweigerung am 1. Mat. Dieses sich Hinwcgsetzen über jedes Pflichtgefühl hat denn die Arbeitgeber gezwungen, den sozialdemokratischen Trumpf zu übertrumpfen. Es ivärc olmstreitig allen Arbeitgebern lieber gewesen, sie hätten sich ans verständige Vorstellungen beschränken dürfen: so aber mußten sie der ihnen zugedachten Vergewaltigung auch das ent sprechende Mittel eiitgcgcnstcllcn. Wenn die Arbeitgeber der civili- sirten Welt übercinküme», an einem bestimmten Tage krait ihrer Willkür den Arbeitern den Lohn vorzuenthalten — ein Schrei der Entrüstung ging durch die Arbeiterwclt. Soll es aber etwa den Arbeitern gestattet sein, trotz Arbeitsvertragcs und Gesetzes, nur weil es ihnen allo gefällt, zu feiern und am nächsten Tage zu erscheinen, als hätten sic treu ihre Pflicht erfüllt? Die Arbeits verweigerung am 1. Mai würde, wenn sie ohne Sühne bliebe, die Gleichberechtigung beider Theile aushcbcii und die gesummte Güter- erzcugung den Launen ehrgeiziger, machtlüstcrner Führer überant worten. Den Arbeitern hat man jahrelang vorcrzählt. daß auf ihr Machtwort hin die ganze menschliche Thätigkcit aushörcn müsse. Ein vielgcsungenes Lied ruft dem Proletariat zu: „Alle Räder stehen still, wenn Dein starker Arm es will. In die Ecke mit dem Pflug, wenn Du sagst, eS ist genug." Angenommen, es wäre an dem (ganz so arg ist's nicht), was wäre damit erreicht? Was hätten denn die Arbeiter davon? Ist der Stillstand aller Rüder, ist das Aushören der Gütererzcugung ein wünschenswcrthcs Ziel? Wenn der Ackerknccht den Pflug in die Ecke stellt, ja, woher bekommt denn der städtische Arbeiter sein Brot ? Und wenn der Fabrik arbeiter die Maschine zum Stillstand bringt, ja. woher bezieht der Landmann und Städter Kleidung und Hausgeräth? Wer sich also an dem Gedanken berauscht, die allgemeine Arbeitseinstellung er zwingen zu können, der begeistert sich für etwas im Grunde recht Unvernünftiges. Der vernünstigc Arbeiter wünscht (außer der An erkennung seiner Gleichberechtigung und dem Vollbesitz seiner bürgerlichen und staatsbürgerlichen Rechte) regelmäßige, stetige Arbeit, einen seiner Leistung entsprechenden Veroienst, Schonung seiner Arbeitskraft, ausreichende Ze>t zur Erholung. Unsere soziale Gesetzgebung ist aus dem besten Wege dazu, die Arbeitszeit zu er mäßigen : weitere soziale Reformen (wir denken u. A. an eine Be- theiligung des Arbeiters am Geichättsgewinn) werden folgen — und nun will man den Arbeitgebern den Daumen aus's Auge setzen? ES ist ein vcrhängnißvollcr Irrglaube, daß die Arbeit der alleinige Faktor der Gntcrerzengung ist. Die blose Handarbeit schasst noch keine Wcrthe: dazu gehört auch Kapital und als Drittes die geistige Thätigkcit des Unternehmers, seine kaufmännische und technische Befähigung. Den Arbeitern aber ist in den Kops gesetzt worden, ihre Muskeltbätigkeit sei die einzige Quelle des Wohl standes, daber gebühre ihnen neben Anderem auch dos alleinige, das jeden Widerspruch auSschließende Commando. Davon sollten sie am I. Mai eine Probe oblegen. Nun, die Arbeitgeber sind entschlossen, den Beweis zu führen, daß bei dem Wertheschaffen auch noch einiges Andere niitipricht, daß die sozialdemokratischen Bäume nicht in den Himmel wachsen. Sie weichen der angekün digten Kraftprobe nicht aus. Sie lassen sich umsoweniger demüthizen, als schon weitere Stö rungen des Jabrilbetriebs angekündigt wecken. In dunklen, aber recht wohl verständlichen Andeutungen ruft das Londoner Haupt blatt der Sozialdemokratie den Arbeitern zu, sie möchten sich auch in allen anderen Waffen außer dem Stimmrecht üben. DaS ist eine direkte Provokation. Wir hoffen und erwarte», daß sie keinen Anklang findet. Das aber ist sicher, daß. wenn die Kundgebungen für den Achtstundentag Erfolg hätten, in beliebiger Frist neue Angriffe und mit anderen Waffen auf die Staats- und Rechts ordnung erkolaen. Die Arbeiter wissen, daß Herr Bebel tu Paris vom Achtstundentag erklärt hat, derselbe habe für die festländischen Arbeiter nicht das Interesse wie sür die englischen und amerikanischen: sie wissen, daß die sozialistiichc» Abgeoidnelen vor 5 Jahren nicht den 8-, sondern den lOsliindigcn Arbeitstag beantragt haben: es ist kein einziger Streik in Deutschland um 8-, sonder» um bald eine 11-, 10- oder höchstens Mündige Arbeitszeit geführt worden und trotzdem soll nun sür den Achtstundentag de- »roiistrlrt werden? Der Achtstundentag, das sagt sich ein Jeder, wäre die größte Ungerechtigkeit gegen die Arbeiter selbst. Wenn für Bergleute, die Arbeiter in Hochöfen und anderen schwe rcn Ar beiten nach 8 Stunden schon eine starke Ermüdung und Krast- erschöpsiing eintritt, so gilt das mr den Arbeiter in leichteren Hand arbeiten keineswegs. Diese letzteren würde» sich, zumal sie bei Weitern kerne so große Abnutzung ihrer Klärte, ihrer Werkzeuge und ihrer Kleider haben als jene schweren Ärbcrlcr, ungleich besser sichen als diese, und die Gleichheit wäre durchbrochen. Wer würde dann noch jene schweren Arbeiten thnn wollen? Alle würden sich zu den leichten Arbeiten hirizudrünge», wo dann das große An gebot ganz naturgemäß die Löhne berabdrücken würde; lein Mensch würde sie Hallen können. Ueberdies liegt es auch ans der Hand, daß nicht alle Arbeiten gleich gewinnrcich sind und deshalb nicht alle gleiche Löhne für dieselbe Arbeitszeit zahlen können. Ter Wellrcrcrtag aber vollends ist ein Unsinn ersten Ranges. Stehen alle Räder still, so finden die Arbeiter weder Prerde- noch Eisen bahnen im Betrieb, weder Brcrausgebec, noch Kellner und Abends bei ihren Versammlungen kein Gas. denn warum sollten die Gas- arbciler am 1. Mai nicht auch blau machen wollen? Bei alledem nehmen wir gern an. daß die Leiter der Kundgebungen sich die größte Mühe geben wecken, Störungen der Ordnung zu verhindern. Ov sic dazu überall im Stande sind, kann nur der thatsüchlicke Verlauf des 1. Mai ergeben. Die Be schäftigungslosen, die Nichts zu verlieren habe», Hellen sich nur zu leicht an ihre Sohlen; aus Frankreich meldet »ran. wie die Anarchisten überall aus der Bildstäche erscheinen. In Oesterreich ist eS bereits»» Zerstörungen gekommen. Darum erachten wir die fortgesetzte Warnung vor der Bctheilignng an den geplanten Kundgevunacil nicht für überflüssig. Die festeste Abwehr des An laufes zur Vergewaltigung der bürgerlichen Gesellschaft durch die internationale Sozialdemokratie ist unbedingt geboten, die ent schlossene Abwehr dieses Angriffs sowohl sceleris der Arbeitgeber, welche ihre Gleichberechtigung im Arbeitsvertrag zu verlheidrgen, wie seitens der Ltaatsgewalt, welche jede Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung >m Keime zu ersticken hat. Beide handeln im Bewußtsein ihres guten Rechtes zur Zurückweiinirg einer An maßung, welche keine Pflicht anerkennt, während sie die auf reizendsten Ansprüche erhebt! Im Auslande ist der Zusammenbruch des Boiilangrsmus das Hauplereianiß. Ter Ausgang der Pariser GerneinderathSwahlen hat an de» Tag gebracht, daß der Boulangisinus gründlich abgewirthschastct hat. Die Monarchisten haben sich von dem aubcrcn Bilndesgeirossen zurückgezogen .sie gewannen dadurch an sAchlnng und an Vertretern. Auch werden die Stichwahlen schwer sich die Hoffnungen rechtfertigen, welche die Nvnlangislen daraus sehen. Eine Partei, die bei der erste» Wohl geschlagen wurde, hat erfahrungsgemäß in Frankreich keine Aussicht, beim zweiten Wahl- gang die erhaltene Scharte wieder auszuwetzen : in der Regel wird sie dabei noch ärger geschlagen, da sie von denen verlassen wrck- die zuerst nur in der Hoffnung aus Erfolg mitgcgangcn sind. Der künftige Pariser Stadtrath hat alle Ursache, sich weniger mit Po litik und mehr mit den sachlichen städtischen Angelegenheiten zu beschäftigen. Feritschrcib- «ad Aernsprech-Berichte vom 29. April. Chcmni tz. Das Finanzministerium hat aus den Stationen der Staatsbahn durch Anschlag bekannt gegeben, daß betreffs der Arbeiter, die ohne Grund am l. Mai feiern sollten, von den Be stimmungen der Arbeitsordnung für die ständigen Arbeiter der Staatsbahn und der Arbciterordniing sür die Werkstätten der Staatsbahnverwaltnng Gebrauch gemacht werden würde und daß alle Arbeiter ohne vorherige Kündigung entlassen werden sollen, die die Arbeit unbefugt verlassen. Außerdem wird seitens des Ministeriums aus die Folgen der Zuwiderhandlung gegen 8 110 des Strafgesetzbuches (Aufreizung zum Ungehorsam gegen die Obrigkeit) aufmerksam gemacht. Zwickau. Drei Arbeiterführer, darunter der ReichStagsab- acordnete Scysert, haben einen Aufruf erlassen, in welchem alle sür die Achtstuiideiiarbeit synipathisilenden Arbeiter von Zwickau und Umgegend aufgefackert wecken, am 1. Mai ruhig und fried lich, wie an jedem anderen Werktag an die Arbeit zu geben. Berlin. Ter Kaiser trifft übermorgen wieder in Berlin ein. Er bcgicbt sich am 10. Mai nach Köniasbcrg. — Dm Kaiserin Friedrich stattete beute der Kaiserin von Oesterreich und der Prin zessin Louise von Preußen in Wiesbaden einen Besuch ab. — Die Königin von England verläßt heute Abend Dannstadt und kehrt nach Schloß Windsor zurück. — In Saßnitz aus Rügen sind 3 Villen für die Kaiserin und die Kaiserlichen Prinzen, sowie das Gefolge gemiethet worden. Die Kaiserin gedenkt vom 15. Juni bis 1. August dort zu verweilen. — Der Kaiser bcssimmlc, daß bei seinem Besuch in Galerieen. Mukeen, Ausstellungen re. die zum Empfang befohlenen Herren vom Civil im Uebcrrock zu erscheinen haben. — Der deutsche Botschaf er in Madrid. Fryr. v. Stum, erhielt das Großkreuz mit dem Stern in Gold dcS Sächs. Albrechts- ordcns, der erste Sekretär bei dieser Botschaft, LcgationSrath Graf v. Wallwitz. der Militärattache bei derselben. Rittmeister v.Bülow, und der deutsche Consul in EadlL, Kropf, das Ritterkreuz 1. Klasse desselben Ordens. Berlin. Das Abgeordnetenhaus überwies heute die Sperr- aeldervorlage an eine 21er Commission. In der Debatte betonte Dr. Sattler (nat.-lib.) die Nothwendiakeit, über die Verwendung der Gelder auf längere Zeit hinaus Vereinbarungen zu treffen, Frhr. v. Zedlitz (freicons.) erklärte sich für die Vorlage unter der Bedingung, daß auch die der evangelischen Kirche durch den Küllur- kamps erwachsenen Nachtbcile durch gesetzliche Regelung stolgc- blihrenmäßig beseitigt würden. Graf Strachwitz forderte einfach Rückgabe der Gelder an die katholische Kirche. Freiherr v. Erffa lkoni.) bezeichnete die Vorlage als einen weiteren Schritt zur Ver söhnung den der größte Thcll seiner Freunde mitmacheii wecke und befürwortete gleichzeitig die Ablösung der Stolgebühren in den n nacven w ellrmg von 750,000 Mk. zur chsten Etat. Dr. Windthorst wandte ffich erregt gegen die Vorlage. Die Regierung habe sich der kalhollschen Kirche gegenüber eines Einenthnmsvcraehcns schuldig gemacht. Sie habe die Pflicht, den) Betrag der Sperr» gelber >ammt Zinsen der katholischen Kirche einfach zurückzugcben. Eine Vereinbarung mit dem heiligen Stuhl und den Bischöfe» vor Einbringung dieser Vorlage könne nicht statlgekunden bade». Wer für dieselbe stimme, arbeite der Sozialdemokratie in die Hand. Werde sie angenommen, io würden die Kalboliken ihre Ansprüche an den Stufen dcS Thrones niederlegen und bei dem preußischen Könige hofsenllich ein schärferes NechtSgckiihl finden, als hier im Hause. KnllnSminislcr Tr. v, Gerber erklärte eine einfache Zu rückgabe der Svercgcldcr weder in rechtlicher, noch in physischer Hinsicht iür möglich. Tie Regierung sei bis an die Grenze des Möglichen gegongcn. Sic hahc sich in zuverlässiger Form davon uv rzengt, daß seitens der kirchliche» Oberen prinzipielle Bedenke» gegen die Vorlage nicht gehegt würden. Gras Limburg (koni.) und v, Eynern (nal. tib i erklären, daß sic am Zustandekommen des Ge setzes gegen den Willen des Ecntcnms kein Interesse hätten. Rickcrt erklärt die Vorlage wegen der Vcrwcndnngsbcstimmungen sür un annehmbar. — Sonnabend: Nentcngütergesetz. Berlin. Die hiesige Polizei hat die Genehmigung zu Ar- beitcrvcrsamnilnngeii am 1. Mai versagt. Dafür wecken gesellige Zusammenkünfte. Ausflüge und dergleichen geplant. — In ver schiedenen hiesigen Maschinenfabriken und Eisengießereien haben die Arbeiter wegen Nichtbemilligniig des 1. Mai als Feiertag die Arbeit niedergelegt. Die Zabl der in Berlin ausständisckcn Ar beiter wird auf 25.000 geschätzt. In der Eisengießerei .Evclov" griffen die wegen Nichtbewilliguiig des 1. Mai als Feiertag streiken den Arbeiter ihre nichlftreikcndcn Genoffen thätlich an. Ein starkes Schntzmaiinschaftsanfaebat stellte die Ruhe wieder her. Berlin. Dem Tgbl. wird aus Petersburg gemeldet: Bestem Vernehmen nach ist vcr Prozeß gegen den Marinekapitän Schmidt niedergeschlagen. Schmidt bcsindet sich nicht mehr in Hast. K ö l ii. Sömnftliche Wirthe haben den Sozialdemokraten ihre Säle sür den 1. Mai zu Versammlungen verweigert. Görlitz. Die hiesigen Schnhmachergesellen haben heute fast sämmtlich die Arbeit nicdcrgclegt. Würz bürg. Der Wegendes Pistolenduells, bei welchem der Student Freuer aus Posen erschossen wurde, angeklagte Stu dent Königsselt. ist zu 2'/» Jahren Festung verurtheilt worden. P e ft. Für den Juli ist unter Lhcilnahme der intelligentesten Kreise des Lande- ein in großem Äaßstabe gehaltener Ausflug nach Berlin beschlossen. Hervorragende Persönlichkeiten über nehmen die Fübrnng. P e st. M.000 Arbeiter der Eisen- und ikohlenwerke in Süd ost-Ungarn beschlossen, am 1. Mai eine große Demonstration zu veranstalten. Zur Verhütung von Ausschreitungen wurde militä rische Hilfe regnirirt. Paris. Tic Negierung beschloß, Ruhestörungen am 1. Mai energisch vorznbeugcn. Am Sonntag wurden in Paris, Versailles re. an den Easernenthoren in hohem Grade aufteijende Druckschriften verlheilt. Die Untersuch»»» über die Urbeber des Blattes wurde sofort emgeleitet. Gestern Nachmittag wurde eine Gehclm-Druckerei > aufgehoben, irr welcher ein Anarchist mit einem Arbeiter aut einer Handvreffe anarchistische Schriften in französischer, englischer, deutscher, italienischer und spanischer Sprache oruckle. Von diesen wurden gegen 5000 Abztine vorgcsnnden und sammt der Drucker- presse beschlagnahmt. Gleichzeitig wnrden andere bekannte Anar chisten. im Ganzen 16. verhaftet. — Abends wurde der antisemi tische Kandidat. Mores, in seinem Hanse festgenommen. Derselbe hatte unter angenommenem Namen noch eine zweite Wohnung, in welcher er täglich Anarchisten empfing. N o m. Alle italienischen Setzer beschlossen, den 1. Mai zu feiern. In Como werden ernste Ruhestörungen befürchtet. Eanea. Ter Belagerungszustand auf Kreta ist aufgehoben. Die KriegSgerichtc sind avgei'chofft. In der christliche» Bevölke rung herrscht darüber lebhafte Gcnugthnnng. Ncw-Aork. Bei NollingSsork (Mississippi) ist in einer Sägembrik ein großes Jener ansgebrochen, wobei 7 Personen in den Flammen umkamen. — In Chicago fanden ernste Tumulte statt. Mehrere Bauten, die von nnswnrtigen Arbeitern errichtet worden waren, wurden von den streikenden Zimmerleuten niederge- rissen. Polizei und Militär wurden in Befürchtung von Unruhen erheblich vcrstärki. Die Berliner Börse steht noch fortgesetzt unter dem Einflllffc von Befürchtungen wegen dcS 1. Mai. Die Spekulation legte sich deshalb eine große Zurückballung auf. Tie Haltung war bei Beginn schwach, sp wirkten alnchwächcnd s Ä it . p I. bei Beginn schwach, später schwankend. Die Eisciipreisermäßigunacir auf dem Moninnmarkte. Banken waren An fangs durchweg uni Bruchtheilc niedriger, auch deutsche Bahnen meist schwach, österreichische geschäftSIos und unverändert. Nach mehrfachen Schwankungen ermattete die Tendenz weiter, erst nach Schluß trat eine nicht mehr erhebliche Befestigung ein. Im Kaffa- vcrkehre waren Banken ruhig, Bahnen meist schwächer, Bergwerke und andere Jndnstrieen vorwiegend matt, Sächsische Kammgarn IV? Proz. niedriger, deutsche Fonds rnliig, österreichische Prioritäten fest. Privatdiscont 2^ Prozent. NachbSrse besser. — Wetter: Bedeckt, etwas Regen, kühl, Nock-Nock>Wcstwtnd. » r , »r i u r» ». w. <»»«»»«.) arrtzll W.n». si»»««d. >84,rs. «»w». llie.na. «all,«er —. G-IWIkr 40.00. «vr»e. »»«. 87,70. D>t«»»I» 212.20. Dreld». «k. —Laura NU.LO. «Sclscnk>ra,rn fflst. «»»«». (Schluß.' Rente 89.02. «»leid« »4.97. Italiener 91.15. Staat». bahn 1iN,7'>. Loinbarbea 277,00, »o. Priurttitteu —. Tpanirr 73. Vavhte« 186.20. Otiowaueo 009,00. iktrumbtr «19.70. Raili«. « 0 rt », «robotte» tSchluß.I Wei,eu vrr April 20.10, per Tept.-r«cbr. 23.60. ruhi«. Spiritus per April 30.70. »er Septcmber-Decbr. 38,20, behauptet. Riiböl pcr Spril 70,00, pcr Scvtembcr-Dcccmhcr 69,20, behauptet. »«ftrrbam. »rabuneu tSchlußi. «Sitze» p«r Mat 201, per ßiovbr. 197. R»»e» »er Mai 139, pcr 0ctober 129. VcrtltcheS und Sächsisches. — Ihre Majestäten der König und die Königin gestern früh aus dein Magdeburger Bahnhofe in Leipzig ei> trafen . „ .. - . . ein und wurden von dem Stadtkommandanten Generalleutnant v. Holleben und dem Krcishonptmann von Ehrcnstein ehrfurchtsvoll begrüßt. Ihm König!. Hoheiten Prinzen Johann Georg und Max, vie bc- kamftlick in Leipzig studircn, hatten sich ebcnialls zur Begrüßung elnaciundcn und ließen sich mit Ihrer Majestät der Königin tm Salonwagen vom Magdeburger nach dem Dresdner Bahnhöfe übcrsühren, wädrcnd Se. Majestät der König den Weg zwischen den genannten Bahnhöfen in Begleitung der Herren v. Holleben, "xc-, und v. Ebrenstein zu Fuß zurücklegte. Auf dem Dresdner uhnbose fand kleiner Einplong statt, zu welchem die Spitze» der Behörden, darunter der Oberbürgermeister, der Ikoetor maxniticmd, der Präsident deS RcichögcnchtS, der Obcrpostdirektor u. A. erschie nen waren. Die Damen v. Hvlleben iind v. Ehrcnstein überreichten Ihrer Majestät der Königin BlnmcnklrSuße. Bei der Abfahrt in Leipzig brachten die ans dem Perron Versammcftcn den Majestäten
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