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Dresdner Nachrichten : 08.04.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189004088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18900408
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18900408
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1890
- Monat1890-04
- Tag1890-04-08
- Monat1890-04
- Jahr1890
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- Dresdner Nachrichten : 08.04.1890
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»Mit ,.r, 1t, d>»» iun« U> ' Etrtä, ^ia^>>n>»^>>iu»ocn am d'cr^riva^ jrllk tjkllk M Pi» ön>e Büraichalt iür Pie nächlilaaiL« Auiuainiie der Aigkiatiimpd nutz« Msde». Aus- wävNae AnluiidiaiiiiuouuiNuae »kucn Lortierdezaniiiua purch Bricimamn pder 'liosicnizaiilu»». Kur Ruaaabe einuesaudler Schritt» iwcke tciue «ßeitiiiidlichkil. Ankündiauiiaen Mime» iHuimlltche »uiulimie Pknnillkluna^IikUkn a». geruwrechsiclle Nr. lt. 3.°;. Allst. 48 . Jahrgang. >500 Stück. uvr'8 8nnator1um I». l>ro«eI«»n, fllr INadi-teu, Olclit, rebtuac lct, Hervau« lviclva (Hitulltur), vlutarmutli, Vntvr» Ivlkulklüon sto. ata. Dresden, 1800. Vkitr« »u! u Vollßoinmcnustor selbst- ^ tliüttgar ßvinuschloLsr Ultimi» llvsuor. Proi-veett« urutis unü tinuco. 10,000 Ltüelc litt ttebiuuell. Dort Ore8Ü«-n-dl., rie»e N"0 »»««» 27. I nu.'1-rvcuvr 3100. MorttL »artunK, 13 oistl llLuviLtrLLLS. I»o«»mvi»tv>», ««teluuv» NietlLvu, IlanO- Ulla ulls I>an»v»«oI»n«»Ol«r-ck^1I>svI. sk> H — >1 7-/7 /-E. Via er»«1«n 8en«Iunzr«»i» von « NWIirs-WiiIiM in üsffR-krgMilk kinck ia ir-lel»«» ^»»n'nlil ein^otroffon. A ^ OltoN'oü'i'ilüi ^6l!f..Koll'..Mili!l-Zol)lnnlllr.3. 8 l'ilinll,-: IItI>,,>iuN,-i>-ti. IO. «/ vdristoSo-vestvekv, ki Il/IM l il)> lllsk1.KS d.«o lk LIM. - LtWLS, P Kexonüber Vietorig-llotol. Nr. S8. Kpiilii ,f» Neueste Drahtnachrichten. FcieriagSleben. Ostergeschätt. BeinkSanSutnißsitzung. Vor sänsiig Jahren. Tagcsgeschichte. ^- -FeenhänSe". „Tis Milchmädchen au-S Schöneberg". Modenbriei. j Dicustag, 8. April. Fernschretb- und Ferusprcch-Herichte. New «Bork. Bel Catfiib Point Hut der Mississippi eine» Tcich-Durchvrnch veruisacht. der gillßte Durchbruch. der je ttalt- getnnden. Ungeheure Landslächen sind überschwemmt und »nbc- rechcnborer Schoden »ngciichiet. Aus Galeng (Illinois) koinnit die Nachricht. ein Tornado (Wirbelslurm) habe die Stadl verheerend heimgcsucht. verttichrS nud SilchstscheS. — Wohl selten sind schon schönere Ostcrfciertaae zu verzeichnen als Heuer. DaS herrliche Frühlingswcitcr, der wanne Sonnen schein. der hellblaue, klare Hinnncl loche» Jedermann hinaus in'S Ficic. Ter Feiertagsverkehr acstaliete sich daher zu einem äußerst lebhaften. Pferdebahnen. Damptlchn'se. Omnibusse u- i. w. waren vollauf beseht, um möglichst bald das Freie zu gewuinen. T>e Dampfschiffe waren bis ani den lctzien Platz bclegt. Jiiiolgc- dcsicn heriichtc in den Ortschaften ober- und unterhalb Dresdens daS regste Leben. Ganze Karawanen zogen hinaus nach dem Grossen Gaite», Strehlen, Räcknitz und wie alle die Zielpunkte der Sommcispaziergäige heißen. Ueberall herrschte rcaes Leben. Auch mturniere O>te. wie Pillnitz, Porsbe«g. die beliebte Sächsische Schweiz haben sich eines reichen FreindcnveikchrS zn erfreuen, war doch das Wetter zu einladend zu einem Ansfluge Tie Natur wurde sich in einem viel schöneren Frnhlingsllcide gezeigt habe», wenn der Himmel einen warmcn Regen gesvendet hätte. Ter Staub war gewaltig. Dennoch aber ist cS gut, daß die Natur ich noch nicht weiter entwickelt hat, denn sonst würden die geaen- variigen kühlen Nächte einen viel größeren Schaden angerichtct zaben. Stehen uns doch überhaupt noch kalte Tage bevor, den» roch leben wir ja im wetterwendischen Avril. Die Eoncerke, die 'icreits im Freien staliianden. waren überall gut besucht, wie auch sicjenigcn in der Stadt. Auch die .Schweize-ei" in Lvichwitz, die n» erücn Feiertage eröffnet iviude. war recht gut besucht. Man )älte überhaupt nach dcni FeiertagSverkchr glauben können, daß >ere>IS Pfingsten gefeiert winde. Hoffentlich spendet der Himmel bald dem durstenden Erdreich einen erauickendcn, warmen fliegen! — Vor Kurzem hat sich hier ein Ausschuß zur Errichtung ines Denkmals für de» Kirchculiederdichter Paul Flemming «ebildet. — DaS Oltergeschäft war diesmal fast allgemein gut. )n allen Geschäften war viel zu tbun, und schon lange vor dem reit nahm, dieser geschäftliche Aufschwung seinen Anfang. Daß cie früh eingetrelene FrühjahrSivitternng hierbei von günstigsiem siiiflnsie war, ist zweifellos. Alle Gcwecbezweige batten Aniheil m diciem lebhaften Verkehr. Bedarfs- und Mode-Artikel wurden nnssenhaft anacschassl; große Geschälte nahmen schon vor vierzehn zagen keine Bestellung mehi für das Osterfest an: wer nicht schon «rei Wochen vorher seinen Anzug beim Schneider bestellt hatte, rurd ihn kaum noch vor dem Osterfeste erhallen haben. Tie Schneiderinnen waren besonders auch mit Auittägen überhäuft, sn den Herrcn-Lnitaeichäite» ilt der Verkehr in den letzten Wochen leuiiills außerordentlich gewesen. Tie Reiselust beginnt diesmal rüb, denn die Geschäfte, welche Koffer und Reile-Utensilie» ver- amc», behaupten, daß sie selten io viele Rciiekosser und Taschen im diese Zeit schon abgeietzt haben. Die Dame» haben auch ihre Ankäufe in den neuelien Formen von Strolihüte» schon besorg«, nid Handschuhe, Hericntragen und Manschetten sind stark gekauft vviden. Die Wasch- und Plätt-Anstalten mußte» Tag und Nacht irbcilcn, um ihre Aufträge noch per Len Festtagen ablicsern zu vunen. — Der preußische Staatsniinister a. D. Delbrück hat die listcrfelcrlage in Dresden verbracht, wo er im Hotel Bellevue abgestiegen ist. Exc. Delbrück war unter Fürst Bismarck Ptäsidcnl des BlindeS, später des f'i'elchskanzlclumtS und galt als Bismarck'S -rcchle Hand". I87(» erfolgte sei» Rücktritt, da er sich nicht mit der neuen Zoll- und WirthkchaftSpolitik befreunden konnte. Kurz nach seinem Rücktritt verhcirnthete er sich; er steht jetzt im 73. Lebensjahre. - Tie von Herr» Kommerzlenrath Bruno Naumann der Wohlgemeinten Sliituiig gespendete» IM,»00 Mark sollen zur Begründung einer Konrad-Stifiiing dienen, von deren Zinien die Konen der Erziehung und des UnIechaltS solcher Kinder, die vis zum schiltpftichtige» Alter im Harve der Wohlgemeinten Stiftung verpflegt worden sind, bis zu ihrer Konfirmation bestritten werden sollen, dabei aber die Bestimmung getroffen, daß die>e Kinder außer halb des Hauses der Wohtgenieinie» Stiftung w Familien erzogen werden iollen, welche durch ihre Lebensstellung »nd ihren Leumund Gewähr dafür bieten, daß dieseibcn he, iluc» Pflegebefohlenen, neben dem christlichen Sinn, den Smn für ehrliche Aibcit und tlcue Pfiichiertüllnng zu wecken und pflegen in der Lage sind. — Der am ersten Feiertag Vormittags 10'/» kUir von Berlin hier anciekonimene Extrazug mit ermäßigten Fcchrprei'en ist von 500 Ausflügler« benützt mocden. — Bereits seit I. April blühen in Cossebaude d!e Kies ch - bäume, eine Erscheinung, d>e seil A Jalnen nicht eingetreten ist. — Folgendes hübiche Gesckichtchen wird aus New Uork mit- gelheilt: Als die ersten Kabelnieldnngcn über de» Rücktritt des Fürsten Bismarck hierher gelangten, erregten sie das leb hafteste Aussehen, aber man glaubte ihnen nicht recht. Da be schlossen acht Deutsche — unter ihnen eine gewesene Ezcellenz —. während sie bei einem kurzen Frühschoppen saßen, der Wahrheit auf ganz diplomatische Weise auf den Gr»»d Z» komnicn. Sie telearaphtrten dem Fürsten Bismarck wörtlich Folgendes: .Wir hiesige Deutsche fürchten Gott und sonst nichts aus der Welt — als Ihren Rnckirilt." (Folgten die acht Unterschriften.) Wirklich kam auch am selben Tage ein Antworts-Telegramm. ES lautete wie folgt: »ES lebe der Kaiser! v. Bismarck." Man sieht, auch den New-Uorker Prtvat-Diplomaten war der alte Reichskanzler noch über. — DaS auk der Pragcrstraße, Ecke der Sidonienstraße, im Entstehen begriffene Hotel rum Europäische» Hofe ist jetzt im Rohbau vollendet und dürfte im Laute de« Sommers mit seiner Einrichtung fertig werden. Seine Lage in der Nähe des Böhmischen Bahnhofs verheißt ihm zahlreichen Zuspruch. Jeden falls ist diese Lage weit günstiger für ein Hotel, als der Platz IN der Nahe der Zwinger-Anlage», der ebenfalls, wic eS vielfach heißt, für einen Hotelbau in Aussicht genommen kein soll. ES bandelt sich «m das stattliche Grnndstnck Stallstraße Nr. 1. Ecke der Ostra- Allee. Zu Mich eltS verläßt nämlich da» bekannte Atelier der Hosphotographen Teich u. Haniiiaengl seine mehrere Jahrzehnte hindurch rnnegedabten Geschäftsräume in jenem Gebäude, um auf der Pragerstraß- eine neue Stätle künstlerischen Schaffen» zu gründen. Der Besitzer jenes ausgedehnten HauSgrundstnckS, Herr Privatns Emil Kauer. hu> »n» seinen RechISbeisland, tzcrm Dr. Max Hosfmann, mit dein Verkaufe desselben bemuiragk. — Der bekunttie B o u c o t t i r u n gs e r l a ß der Königs. A>iilsha»vi»icu»ii,baft Chemnitz ist in zweiter Jnst mz seilen dersel ben Gcrichisbebordc als zu Recht bcsiebend angc>ehc» weiden. Tle in erster Jnstani lediglich «ins Grund von ß 3M, ll des RcichS- stra'gcsetzbnches 'grobe» ll»>»,i) beNraiic» Zuwiderhandlungen gegen dielen Erlaß sind aus Gumd dieser Gesetzesbestimmung in Bcrb.il- dnng mit dem ainistianptiiiannschasllichcil Eilasse mit erhöhte» Haftstrafcn geahndet wocdcn. — Im.Sv>cchs»al" dcr.Lei'vz Zig."steht salgende Bitte, hoffent lich zur rechten Zcii und am rechten Orte. W>e oit begegne» wir in den Zeitungen Annonce», diuch welche Studirende Dar leben suche». Wie schwer dieser Entschluß ucsußt, w >S von der Eiselglvsi ikeit desselben vii für das ganze Leben des Betuiseiiden nbbäng«. ja, zu welchem vcrzwcifelicn Entschluß ihn selche vf! drangr, daran denkt wohl Niemand. Es finde! sich vielleicht auch ei» Dar leiher. aber »nter welchen »nci'üllbaccn Bedingungen! Ich halte es >ür »imöih'g, näher aus d.eic ciiizugchcn, iiir ganz uottnvendig aber, eine dnngende Bitie an alle humanen, begükerien Einivohncr de, Universitätsstädte zu richten: Ätehinek Euch Eurer akadcmüchen Jiigeud an, ireiei zusammen, bildei, der heutigen Zeit cntwrechend, cm schntzcnde; Wehr gegen die Unredlichkeit, welche die Noch dieser lungcn Menschen ausbcutet, helft ihnen ans derselben inner huma nen Bed ngnngen und retiel sie aus diese Weise vom sichern Unter gänge. Wie nianches Herz, dessen einzige, lctzic Hoffnung der sindi- rende, in Noch gerochene Lohn vielleicht noch ist, würde Euch nir Eine inenschen'renndliche Thai segnen. Tau»» laßt meine diingende Bille nicht unerhört verklingen, nehmt Euch Eurer Hingen akade mischen Mitbürger mit Rath und Tbat an. auch zum Segen der Wiffcnschast. deren Gedeihen mit von einem fuschen, »rohen, geiun- den Strebe» abliängt, was diuch Nvth und Sorge unbedingt ver loren geben inni!! — Die von den Theiliiehmern an der S t ad t - F ern > v r e ch- einrichtung vicrwliäbrlich im Voraus <u e»trich>cudcn Ve>gnt- lingen niüsscn zur Vcrmcidung von Emmerlingen spätestens bis zum 0. ds. M. an die Posikasse eingezahit seni. — Eine 70 Jahre alte Frau, die bintcclasscne Witiwe cincs Ncaschlnenarbeiters hat sich in ihrer Wohnung i» der Pirnaiichcn Vorstadt durch Erbangen in der vaigeslrigcn j)i»ch.t daS Leben genommen. Schwermulh soll der Beiveggrund des Selbstmoides sei». — Am ersten Ostcrfciert «ge früh wnide ein im Großen Gar ten rcitender Herr in der Nähe der Pie >rdie van seinem wild ge- wocdcncn Pferde abgewvrsen. Als ec dem Pferde »achgcianscn war und cS au> ciiiec Wiele wieder eingebvl! hatte, wurde er von dein Tbiere geschlagen und am rechten Oberschenkel nicht unerheblich vecletzt. — Vor fünfzig Jahren. Ans den Erinnerungen eines alten Dresdners. In den vaterländischen Schulgemeinden, deicn es weit über 3000 giebt, wird bald »mb Beginn des Schuljahres cm regeS Leben beginn,», inSbesoiwere in dc»>cniaen, welche nur eine erwache Vocksichule mil einer Lehrkraft oder höchstens mii -wci Lehrern haben, und diese Schulen bilden die Mehrzahl der sächsische» Volksschulen. Das neue, von der SlciatSrcg>cmng vor» grlegte und von den Landiiändc» accepiirte DotaiionSgesetz geht bck-mnilich wciicc, als dies in den beiden ictzlcn Finanzperivdcn der Fall war hinsichtlich der säinmiiichen Schrrlgemcinden des Landes gewährten Rückzahlung eines Tliciles dcr Grnndilencr, und zwar z» Schrilzwcckcn. Indem nunmrhr bei icdcr einsachcn Volksschule, welche nur eine» Lehrer hak, jährlich 3t>0 Mk., tür den zweiten Lehrer aber 150 Mk. Zuschuß ans Staatskassen gewährt werden, will man nicht nur die Möglichkeit bieten, das Schulgeld, wo nvihig, zu ciniäßige», sonder» auch das Miiiimalciiikomnien dcr Lehrer auszubesjem. In icdcm Falle siebt man aus dieser Maß regel, daß Regierung und Landslände die Intention habe», das sächsische Schniweien möglichst zu sördcm uuddcn billige» Wünschen und Bitten dcr L'h.er gerecht zu werden. Dahin zielen auch die Beschlüsse, daß die Beiträge dcr Lehrer znm LehcerveiisionöiondS und zum Lkhrer-Witlwcn- und Waiienionds von nun an in Weg fall nckviinncn sind. Mil Recht ist in de» ireuiichcn Verhandlungen dcr 2. Kaniincr daraus hingcwiesi'ir worden, daß der Stand des valerlandisiheii Schulwesens em lehr befriedigender lei. und dciß Sachsen in dielcr Beziehung anderen, und inSbcsondeic den größeren Staaten unserer Nachbarschaft, voraiiSacbe. DaS Alles ist ober das Remstal einer allninhlichen. jedoch gesunden und stetigen Ent wickelung. Jnsbeivndcre muß als der Beginn einer neuen Aeia aui diesem Gebiete das sächsische VolkSschmgesetz von 1835 bercich- net werden, das in der Organisation der Schulen und in den Lchrcrverhältnissen großen Wandel 'chaffte. Es war rin richtiger Einblick in die staatlichen Verhältnisse, als Slaatsmmister v. Lin den»», dcr geistige Urheber der Versassung unleres Landes vom 4. Sevlcmbcr 1831. es als eine Nothwendigicil bczeichnclc, an die VolkSichnloerbästnisse die verbessernde Hand zu legen nicht immer gelang, sadaß ich vitcrs in Thränen ausbrach und froh war. als ich nach 1 Woche» erlöst und wieder m's Seminar zurnck- bccnsen Ivnrde. Im Sommer 18:18 beinchic ich einen Conilnilitoncu, welcher in Bvxdori umveit Ntvritzbnra iwolrer der in Drcsdcii io beliebte gelbe Kies kommi) Schnloicar war. Nur mit Mühe komito ich das Schuiliaus cr'ahre», ganz naiürlich, weil es keines gab. sondern we,I dcr Lehrer mit den Schuckiiivein wochenweise von HauS ru Haus zog. Als ich m die Stube trat, i» welchem Schule gehailc» wurde, rumarlcu ru demsclbcu Raume auch die Baueriran iwt ihrer Magd (sie schälten Kartoffeln), der Besitzer saß seitwärts am offenen Fcnrter und rauchie seine Thoiipteise. und zur offenen Thür walschesten einige Eulen herein. Mein Freund bat mich, bis zum Schlüsse der Schulstunden ru warten. Es war cr» einem Sonnabende, und als eö 1l Uhc geschlagen hatte, begann der r'ttiszug dcr Kinder Israel ans Egrwien. aber nicht nach dem La«,de Gosen, denn mein Freund an der Spitze der Auszugskolonne thcilie nur 8uk roxu mit: i» nächster Woche werde er wohl als Miltagscssen hauptsächlich Bnstermilchinvpc haben, denn er kenne das Men» in den betreffenden Gehöften nun ganz genau. (Jetzt steht in genanntem One ein stattliches SchnidanS.) Mcm eigener Großvater war vor seiner Amtiiriiig ats Eanlor in Leubnitz mehcere Jahre Katechet (io nannte man damals die Ncbeiifchiillehrer) auf einem Tarie des sinken ElbuserS unweit Dresden gewesen. Dort hatte man wählend >ciner Amtszeit die Reihcschrllc ansgegcben und die Schule nebst Lehrer in dec Dorfschmicdc eingemiekhet. Es ivar mir in späteren Jahren ergötzlich, wenn mir mein Großvater die verschiedenen Hindernisse und Störunge» schilderte, welche aus diesem abnoimcn Mieihverttästnisse entstanden waren. Ja cs gab ivgar Schiilverbände von zwei und mehr Gemeinden, welche eS doch nickst weiter brachicn. als zu einer gemeinsamen Reiieschule. Und es lebt nach in Dresden ein würdiger Seminaroberlcbrcr emvritns. welcher einstmals einige Jahie rn einer solchen zuletzt geschiidertcn Ltellnnz; »mgi-t hat. aber endlich, dieser Misere über drüssig, d«e' Flinte in s Koin wirrs und aut das Seminar zu Jried- iichstadl-Trcsde» ging, um dort den damals vierittlstige» Kursus duichzumachen und sich nachher um eine bessere Stelle bewerbe» zu können. Ten Mittelpunkt des Vcüksichrilweicirs am dem platten Lande bildeten vor 55 -00 Jabrcn die iogcnamnen Kirchichntstelleir Wenn früher besonders besähigie und beliebte Ncbeiischnllchlcr die Eilarraunn einer ivlchcn Schulstclle für das Ziel ihrer Wunsche betrachieien, so war eS nach Erscheinen des Schulgesetzes von 1835 in dcr Regel nur den aus dem Seminar Vorgebiideten möglich, «irchschniieh'cr zu werden. Diese Schnlstellen haben ja in vielen Fällen einiges Garten- und Fcldland, und soinit war die äußer lickst Lage dcr Inhaber auch vor dem Jabre 1835 eine wesci gesichcrlere. als die der Nebenichnllehier. Die Gehaltsbeznge waren 'rcilich meist aus Slolgebübren znianimciigesetzt: Schulgeld wurde! ^ wenig gegeben, und cs kam weist aus d«e Lchrerfrenndlichkelt und Energie der betreffenden Schlllgeldeiiinelnistr an, wie der Lehrer bedacht würbe. Tenn Reste einzntreiben, war liiimöglich, am ivtmgstcn ans gerichtlichem Wege. In Leubnitz bei Dresden, welches zu den guien Kirchstellen gerechnet wurde, gab es >ür mehrere Dörfer noch den Deccm oder Zehnten, welcher aus der Zeit stammte, wo ans dem Piasfeiiberge zwischen Leubnitz und Torna ei» Kloster stand Ais Knabe von lO -12 Jabrcn inarschirtc ich dann zuweilen mit dem Dienstmädchen der Grvßcltein, um den Deccm zu hol ». Alio zuerst aus einigen Gehöften je ein acht- viündigcS Brot; aber damals, wo viele Landlentc im Brolbackcn noch nicht lehr bewandert waren, bekamen wir nicht selten ganz »liierables Brot, oit auch >o altbacken, daß. wenn auch der Schim mel auswendig abgeivtt'cht worden war, dcr inwendige beim An- schneidcn lustig cinvorwucherle. Mi! den Eiern ging es schon günniger. nur durfte» die Tecem-Eicr nicht eher obgedolt werden, bis in jedem HanShatte kieberfsiiß war. Ta gab'S denn in dcr Spcistkannner meiner Großmntter großen Uebcrfluß, und das Spenden dcr Ostereier kostete ihr keine Otsier. Bei den Hühnern wurde dcr Tccein wieder schwieriger: die günstige Stunde, zu weicher wir kamen, gab sich darin kund: ob das Huhn alt oder jung, fett oder mager war. In einigen Dörfern war man seit Jahrhunderten sogar verpflichtet, den Zcbnlcn von allem erbauten Getreide und Obs! an den Pfarrer und den Lehrer zu geben. Als daher l!M mein Großvater gestorben war und den Hinicrlasse- ncn nach den damaligen Bestimmungen noch sechs Monaic lany dgS Einkommen dcr Sielte cils Gnadengehalt zufloß, kamen bei der Ert'lheilnng zu meiner großen Freude zwei Brctterivagen voll Aepicl »nb Vi,»,'ii »ui bi-» Aiilbeil »leini-, Ellern. Tutte Naruinlbeiiine k r» «r» <!> ^ ß-»» LL i- sr> - k» s.«' -8 cr cv c» cv cv 8 cv § c- U»d der erste KnUnSininister, Tr. Miiller, »nd iem nächster Bcaiittcr. Geh Kirchen- und Schulrath Tr. Schnitze, hatkcn vollaus zu thnn, daß die im crwahnlen Schulgesetze mebergcleaten Prinzipien und Idee» zur AuS'ühinng knmcii. Man kann sich jetzt, nach 00 Jahren, kaum einen Begriff davon machen, wie primitiv damals noch manche Partien der Schulverhältiiisse waren, selbst in großen Städten. In Dresden gab cs z. B. keine öffentlichen BoikS'chillcn, nur einige Armeiisctmien, welche von dcr Armciikommission (damals eine königliche Behörde) untcchnltcii wurden. Mehrere meiner Spielkameraden gingen m eine Schule, deren Dirigent ein verab schiedeter Leibgardist war. In einer anderen Privalschnlc innßie daS Rcchnenlerncii exira honorirt werden. Noch in einer anderen hatte» die Kinder, wollten sic im Winter warm sitzen, das Holz in nattirn nlitzubrinacn Ich kam mit 5' s Jahren in die Schule; freilich saßen die Kaiser, Elemeittarschnler n-nd Konfirmanden, allesammt in einem Zimmer. Und nach der 2. Schul stunde jeden Tages gingen die A-B-C-Schützen zu Dreien in die Küche, um von der Frau Lehrerin in, Bnchstabircn gefördert zu werde». Leipzig war in der Reform vorannegangcn, indem cs die nachmals unter Dir. Tr. Bogel so berühmt gewor dene Bürgerschule nach vor dem bahnbrechenden Schulgesetz ge gründet hatte. In den Mittel- und kleinen Städte» gab cs in der Regel folgende Lehrkräfte: a) den Rektor, d) den Cantor. o) den Tcrtius und zuweilen auch ck) den Naccalaureus. Doch waren eS inanchnial noch weniger Lcbrer. Als ich im Scmnner 1837 als Seminarist vom Kirchen- und Schulrath Dr. Wahl als Bicar des erkrankten zweite» MädckieniekrcrS nach Wilsdruff geschickt wurde, wo ich die 3. und 4. Mädchcnklasse verwalten sollte, war die Zahl der Schülerinnen so groß, daß nicht alle Sitzplätze hatten und ich überhaupt trotz aller vom Seminar »liigebrachten Ideale in Wirk lichkeit nur sehr wenig leisten konnte und gewöhnlich, wenn die Nachmittagsschule beendet war, einen Spazieigang nach Klippe Hausen zu unternahm, um mich ein wenig zu crmitthsgcn. war abe- und Birnen mir den Aniheil meiner Ettern. Diele Nakuralbezüac wurden durch das Schulgesetz auigchobcn, bczw. abyclvst: ebenst' wie daS Grcgoriussingcn, welches um die Ostcrzeit jeder Kantor und Kirchschullehier in Stadt und Land zu veranstalten berechtigt war und dessen Ertrag dem Kantor znsloß An» dem Seminar zu Fried,ichnadt z. A. fand dcr GrcgorinSumgang in der Woche nach dem Osterfeste statt; von Hans zu HauS ging der Cöttls und sang einen Elwralverö oder eine Motette: dtc jüngtlen Scmiiiarl- ncn batten den wenig erbaulichen Auftrag: von HauS zu Hans, von Wohnung zu Wohnung zu gehen und den Gruß des Kantors anszurichicw Nicht immer wurde cr niil ksingcndcr Münze crwic- dert; zuweilen sogar mit bitteren Worte»; indes; waren solche Fälle nur Ansiiahmen. War aber am Sonnabend der Sniaumgcmg zu Ende, io winden sämmlliche Theilnehmcr ans Kosten des Kantors auf Klein-Hamburg mit Bratwurst und Sauerkraut und mil cin- sachem Bier regalict. wobei wir »eelenvergnügt waren. Infolge des Schulgesetzes von 1835 wurden in de» nächsten 5 Jahren in Sach sen über 800 neue Schiilhänier erbaut. Freilich waren eine An zahl darunter, welche nur nolhdürfiig den minimalsten Anforderungen gcnüglen. Sticht wenig Schnlgcincindcn glaubicn reckst klug zu handeln, wenn sie das zu obauende Schulhaus von vornherein inr einen nnverbeiratheten Lehrer bestimmten und demgemäß auch die Schnlstclle zur Bewerbung uusichricben. Die Schnistilbc im Par terre war natürlich die Hauptsache. Als Lebrerivohnung wurde dann ein Manstirdenstübchen mit einigen entsprechenden Sesten- kämmerchen eingerichtet, nur möglichst billig. Dvch da das Hcira- tbcn dem Lehrer nicht verboten war, auch viele derselben auf ihrem ciniamen Dori'e schon in wirlhschaftlichcr Beziehung allein nicht cxistircn konnten, so kam bei solchen Minimalbautcn dec hinkende Bole bald nach. Ich betuchte 184b einen konsirmirten Lehrer in einem Darie unweit Meißen. Es war ei» schöne» Maitag, als ich die Pariie unternommen hatte und ich blieb dort über Nacht, dg der nächste Tag ein Sonntag war. Freilich das Kämmerchen, das nur zur Nachtruhe angewiesen wurde, war sehr eng und niedrig, das Tack nicht grspänt, und wenn ich mich hätte ausstrccken wolle», halte Ich dir Füße znm Dachieiisler binauslegen müssen. Nun, mein Freund verließ nicht lange nachher d esc Stelle. Das Schicksal wollte es, daß dcr Nachfolger »» Lause der Jahre durch eine zahl reiche Ksiiderichaur gciegnct ward »nd so kam daS Miniinalschul- hans von selbst außer Cours. Meine Erinnerungen bczstlicn sich ani drei Perioden in dcr Geschichte des vaterländischen Schulwesens:
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