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Dresdner Nachrichten : 21.03.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189003211
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18900321
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18900321
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1890
- Monat1890-03
- Tag1890-03-21
- Monat1890-03
- Jahr1890
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- Dresdner Nachrichten : 21.03.1890
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qkiMtrvnkdr. Viktmd«rt«bt. Sremd«altll«. l vt-rtkbalirliit, M.r,«. > M.r.i». - «lmmdmk 7L'L?"'K'«L . b> IN» an Womkiitaien Dir iwmtiqr <8>und«eilr LrlbeiO isP>». »irMon- oder na» gel»a»rn M Bl». Uyknn Strick itiimielandti ckritk « Bia r'lnknndiamiae» mit drrLnvat- Isile 8kiie ra Pia umr Büraichait lur dre »LchWaiae Autnalime der Sn«ei»e» wird nicht ararbe» And» warti»r Stnliuidiaunaaaniiraae aracn Vvrberberalilun,, dmch Brnnmancu oder Pl'iici»M>I»»a. gür Rjickaad^ emaelandtrr Schrtkt- iiückr keine Peroiiidlichteit. Aiikündiaunac» ticlinie» chmnitlichr »iunlumc PcniiilleliniaSktcllk» a». Senikpieililtelte Ar. > > 35. Jahrgang. Aufl. 48,500 Stück. MU" "VW >oU4tt« k'LdrtkLt. in rvli'k^rvr ^>i8VLl>l vou 1 ^!Ii. k<» I'k. nn. Iiniu, »I, vor- ttivtloull» OonklrviLttvvstküvt'^onK«, rirviKwiirllt vnck suuü, omnüvnlt üia L^lirr- unck ^ " N»nir -M8äyn-X., Uaaptstr. LK. Oalttn^vi^vnoron-NmuNung mvmoii E). «ovInnttiRu, vorni. ^dvrl ttr«80k, Dresden, 18i>0 liekirnsUrm 8peMlitLt! v«»»NUdaoI»«e Ooakrmatioll,- Ossclivolls Nl0tosr,plü«4UdllM. Aernhar-Rü-ign 12 2 »vor ^1Un«tt>. WLa-i-ryl- ILUII», vtrtt «rkrisebonck reut äio llaptlurut, hetsinloi-t äon ftaarvneda, dssoitixtäis!.'iuti-s«n ft»>>!ücimi>pon. I HI. u. 1,SO. ftwmptor Vorsauclti naeb uuurvilrts. Kgl. Kof-Dolljeke. Aresöen. 5eoMttlljor. rlLneUkomüov z mit vorruliviftitonilan V6j88»n tteiuencnuÄt/en A (rreavtrlivk ee^eblit/.t) L Otto Wolkr3.n1 ^Ledk., Koslies., R ILöniU2» H II1»»tiirto ftra8z>aeto gratis unct trrrnev. » I>t»t«AiÄpl>ie-.it«Iiei' „kliöm'x" LLLL ffi xii>mftrll»ke 1« «SLL tr»lr», 8 dl)j .js»'Ic>r ^'Utornsi? in Ikkir.uuirt lüUlKtnr ^liL,sütiniu^. 12 Vinit- ! " dililor von ü -l.tk^k .an. »i Cnl-tt.vti.U.loi' von 10 Alrirlr nkt. 3v4(.'9 xrö?8vrs < ^ oi-ntn!. k.i.-i l.i:..,)n^rö^^v ru düli^^n I'roit-on. Lraut v. LinSor kussLMWZM slur »iMnos ^ilirilmt in anerliimiit ^Vu8tii!iriiii!.r. 8kimmklin>i>> 8t«M> /niu Lnllrst- lViilirtitri ii /» Iii>ii^8k<-n I'roiW». >^» « i^>»iii» li«'i 1it>»> ». "Mg LS. k»I«7«, HInt'N'N'ati'. n ü. I'ni'tt«!»«. r>'ti»,!wn 1382. Nr. 80. MB: LeramwoNitLn«edaktmr ttlr Polttisktkks v». »mtl vtrrev i» DnSde». Rücklritt dcs Fürsten Bismarck, Reichskanzler v. Caprivi. tövstmchrichle». LandiagSvcrkiaiidliml'.en. Direcloren-Conferenzen, Oster- Umzug, GettchtSvechandlungen. Ncuslüdlet Clilirgeiangverein. Kgl. Conservatoriiim. tags, i» welchem er der sleikoiiicrvativen Partei angeüchte. Da Bismarck dieser Partei den jehigen kaiserlichen Statthalter in Strastbnrg, de» Fürsten Hohenlohe, und den Grasen Münster ent nahm, um sie als Botschafter nach Paris und London zu entsenden, gab ihr Windthorst den Spitznamen „Botschasterpartci". Münster vertrat Deutschland in England von 1873—85 und löste dann den Fürsten Hohenlohe ans dem Pariser Botschastcrposlcn ab. Jetzt Freitag, 21. März. Dröhnenden Schrittes, zum mindesten gehobenen Hauptes hat Fürst BtSmarck die gebietende Stellung, die er seit 28 Jahren in Preuße», seit 21 in Deutschland innegchabl. verlassen. Sei» Räch tritt beeinträchtigt in keinem Stücke sei» großes geschichtliches Bild: er scheidet als das, was er von jeher war — ein selbstbewußter, ein «unbeugsamer Monn von festem Willen. Dieser Wille wußte noch immer icden Widerstand des Auslandes und der Parteien im Jn- lande zu überwinden — hier aber, wo er sich mit den Grundiätzcn des Kaisers kreuzte, weicht er loyal vor dem Willen seines Souve räns zurück. Er ist zu alt, uni noch umzulerucn, mit 75 Jahren besitzt obnchin kein Mensch mehr die UmivandlungSfähigkeit. Es wird soviel bald Glaubhaftes, bald ganz UnwahrscheiullcheS über die Gründe dcS Rücktrittes des großen Staatsmannes berichtet und eS hält schwer, nur einigermaßen das Riclstige zu erkennen. Eines soll nian, wenn man von Gegensätzen zwischen Kaiser und Kanzler spricht, nicht übersehen: das psychologische Moment. Hier ein.Herr scher von großer Selbstständigkeit im Erfassen und Entschließen, von gewaltigem Drange nach eigenem Wirken und Schaffen und dort ein Staatsmann, der eine Welt aufgcbaut und der vaterländischen Ge schichte den Stempel seines Genius auigcdrückt hat. der aber nach so großen Erfolgen in seinem hohen Mter weder sich einem anderen Willen unterznordnen, noch den neuen geistigen Strömungen überall zu folgen vermag. Wohl ist der junge Kaiser dem genialen Staats mann in herzlicher Freundschaft zugcthan, aber er stellt ihm Ausgaben, welche, selbst wenn er ihnen völlig bcipflichtete, zu ihrer Ausführung unter allen Umständen eine jüngere Kraft erfordern. Da prüft denn der alle Meister der StaatSkunst, ob er in dem Buche seines Lcbens- ganges ein neues Blatt anlcgen soll, von dem er Voraussicht, daß er eS nicht zu Ende schreiben wird. Leicht ist dem Fürsten Bismarck der Entschluß deS Rücktrittes nicht geworden. Am Montag Mittag wurde zuerst durch das große chemische Blatt das In- und Aus land durch die Kunde seines Entlassungsgcsuches alarmirt; gleich zeitig beriet Bismarck eine Sitzung des preußischen Ministeriums ein, aber die „College»" nahmen die Mitthcilung mit Verhältnis;« mäßiger Ruhe aus; die schleunigst nach Berlin gereisten thüringi schen Frusten machten am Dienstag noch einen BermittelungSvcr- stich: es war zu spät, Bismarck reichte (aus einem 20 Setten starken Schriftstück) am Dienstag Abend sein förmliches EntlassimgSgeiuch ein. Es ist angenommen worden. Am Donnerstag hat Bismarck ausgchört, Kanzler des Deutschen Reiches zu sein. Es giebt Gedanken, die der menschliche Geist auözudenken so lange sich sträubt, bis sie zur thatsachlichen Wirklichkeit geworden sind. So war eS vor zwei Jahren, als Kaiser Wilhelms ehrwür dige Patriarchengesialt in's Grab sank; so ist es gegenwärtig, wo der Erbauer des Deutschen Reiches krast eigenen Entschlusses au§ dem Timte scheidet. Es wollte und es will jetzt nicht der Welt in den Kopf, sich Deutschland ohne den Kaller Wilhelm 1. und jetzt ohne Bismarck zu denken. Und doch ist eS so l Wohl hätte es den Interessen der Nation besser entsprochen, ViSmarck hätte die innere Politik abgegeben und sich einzig auf die auswärtige be schränkt. In dieser werden seine Verdienste leibst von seinen erbit tertsten Gegnern obnwcigcrlich zngcstanden. WaS immer auch der -Haß der Freisinnigen und der Sozialdemokraten an Bismarck auö- znietzen hatte — sie haben anerkennen müsjen, daß er sein ganzes Können der Größe Deutschlands und der Erhaltung des Weltfriedens gewidmet hat. Seit 1871 nahmen die Europäischen Ereignisse mehr wie einmal eine Wendung an. die kriegerisch genug aueiad. Fürst Bismarck hat stets der naheliegenden Versuchung widerstanden, den Vorsprung, den Tentschland aut militärischem und politischem Ge biete vor dem uns feindlichen AnSlande voraus hatte, zn benutzen, um daS schlechter gerüstete und weniger vorbereitete Ausland zu libersallen. Das sei ihm nie vergessen. Er war in seiner Person eine Bürgschaft des Weltfriedens; so faßte ihn auch das Ausland auf. Warum Bismarck nicht auf den trefflichen Vorschlag hoch gesinnter Bundessürsten einging, in eine Tbcilnng seiner Gewalten zu willigen und die auswärtige Politik nachwicvor zu leiten, das entzieht sich der allgemeinen Kenmniß. Ties zu beklagen aber ist eS. daß dieser Weg sich als ungangbar erwie?. Da Fürst Bismarck jedoch den Verzicht aus den Vollbesitz seiner Macht seiner Sclbst- beschränknng aus die äußere Politik vorzog. so ist eS immerhin vor- theilhafter kür den Wcltsrteden, daß er früher aus dem Amte als aus dem Leben scheidet. Das hätte in eine Periode auswärtiger Verwickelungen fallen können, der Zufall hätte milgespielt; jetzt ist der europäische Horizont völlig wolkenfrei, es läßt sich Alles wohlbedacht und in Nnde anordnen. Bismarck's Nachfolger, der 59jährige General von Caprivi, hat sich im Reichstage als Chef der Admiralität eine günstige Stellung zn erwerben verstanden. Er ist ein außer ordentlich begabter Mann, der sich nicht zu diesem Amte gedrängt hat; er gcnirßt den Ruf eines sehr cntschlußfähigen, festen Charakters, der auch die Gründe der Gegner vorurtheilslvs zu prüfen weiß. Caprivi's Bildnis; wird alsbald die Runde durch alle illustrirten Zeitungen machen: seinen äußeren Lebenslauf ver öffentlichen wir in der Tagesgeschichtc. Es ist cigenthüinlick. daß .Hannover den neuen Kanzler giebt; bisher bezeichnet«: man Herrn v. Bennigsen als den „kommenden Mann". Von diesem ist min mit keinem Worte die Rede: wohl aber taucht ein anderer viel genannter Hannoveraner auf: Graf v. Münster, ein Diplomat, der jetzt 70 Jahre zählt. Früher Gesandter deS KönigretchS Hannover in Rußland, schloß er sich nach der Annexion Hannovers sofort der vreußstchen Politik an und ward ein eifriges Mitglied des NeichS- ist Gras Münster ivornsircichs nach Berlin berufen worden, vielleicht soll er das Retchsamt dcs Aeußern leiten an Stelle des Grafen Herbert Bismarck. Daß der Sohn deS Kanzlers nicht auf seinem Berliner Posten bleiben mag, ist begreiflich genug. Daß auch der andere Sohn Bismarck's. Gras Wilhelm, Regierungspräsident in Hannover, und sein Schwiegersohn, Gras Rantzau, preußischer Gesandter in München, Ihre Aemicr anbieicn, ist wohl nur gehässige Ausstreuung. Die übrigen preußischen Minister haben, wenn auch nur der Form zu genügen, ihre PortescnilleS zur Vertilgung gestellt, nachdem der Ministerpräsident sein Eiftlassungsgesuch eiugereicht hat: der Monarch wird sie in ihren Aemtern belassen. Ganz ausgeschlosscn ist die Annahme, daß der Ausfall der letzten Reichstags - Wahlen bestimmend auf den Rück tritt Bismarck's etngcwirkt haben. Bor sciudlicheu Neichstags- niehrheite» hat sich Bismarck niemals gefurchlet; seine stolzesten Siege entriß er Parlamenten, in denen die Gegner seiner Politik die Mehrheft hatten. Mit einer feindlichen Ncichstagsmehrheit die Kräfte zn messen, hätte seiner auf den Kamps angelegten Natur nur zugesagt; es sind einzig die MeinuugS-Verschiedenheiten zwischen dem Kaiser und ihm, die seinen Rücktritt zur Nothwendig'cit machten. Auf diese Gegensätze werden wir noch öfters zu sprechen kommen. Es sind zwei Empfindungen, die sich bei dem Rücktritte Bismarck's kreuzen: ein tictcS. schmerzliches Bedauern um den Verlust eines so hochverdienten Staatsmanns und die feste Zuver sicht ans die Leistungsfähigkeit des Kaisers. Unauslöschlich sind die Verdienste Bismarck's um die politische Gestaltung Deutsch lands ; ihre Größe ist über alle Worte erhaben. Selbst die Wahr nehmung, daß die Leitung der inneren Politik seit längerer Zeit die Züge der Müdigkeit und des Alter? trug und nicht mehr gleichen Schritt mit der rüstigen Entwickelung des öffentlichen Lebens zu Hallen vermochte, vermag diesen Dank nicht zu schmälern. Aber zur Beruhigung trägt cs bei, daß das Volk das Reich nicht führer los weiß, sondern sieht, daß seine Leitung in der starken, ent schlossenen Hand des Kaisers ruht. Ktnischrcib- und Kenisstrech-Berichte vom 20 März. Berlin. Abends 8 Uhr. Eine soeben erschienene Exiraans- gabe des „Reicvsanz." veröffentlicht die Entbinduna des Reichs kanzlers Fürsten Bismarck von dem Amt als Reichskanzler, sowie von den Aemtern eines Präsidenten dcs preuß. Staalsminisleriums und Miuistcis der answarligeu Angclegenbeiicn sowie die Ernenn ung deS Generals v. Caprivi zum Reichskanzler, ixwie zum Präsi denten des preußischen Slaatsmimsteriums Der Staatssekretär des AnSwärtigeii Gras Bismarck ist mit der Leitung der auswärtige» Aiigelegcuheitcn einstweilen beauftragt worden. Ferner werden mehrere Erlasse des Kaisers veröffentlicht. Mittels des elfteren wird dem Fürsten Bismarck die Würde eines Herzogs von Lancnburg verlieben und mittels dcs zweiten wird er zum Generalobersten der Kavallerie in dem Range eines Gcneratfctdmarschalls ernannt. DaS erste Schreiben des KaiicS dalirt vom 20. Marz und lautet: Mein lieber Fürst! Mit tiefer Bewegung Hobe ich ans ihrem Gesuch vom l8. ersehen, daß Sie entichlossen sind, von den Äcm- tcrn zurück,znttctcn, welche Sie seit Jahren niil unbergletchlichem Erfolge geführt haben. Ich batte gehofft, den Gedanken mich von Ihnen zu trenne», bei unseren Lebzeiten nicht näher treten zn müssen. Wenn ich gleichwohl bei vollem Bewußtsein der folgenschweren Trag weite ihres Rücktritts letzt gcnöthigt bin, mich mit diesem Gedanken vertraut zu mache», so tlnic ich dies zwar betrübten Herzens aber in der festen Zuversicht, daß die Gewöhnung ihres Gesuches dazu beitragen werde, Ihr für daS Vaterland unersetzliches Leben und Ihre Kräfte so lange wir möglich zu icbonen und zn erhalten. Tic von Ihnen tür Ären Entschluß angeführten Gründe überzeugen nncb, daß weitere Versuche sie zur Zurücknahme ihres Antrages zn bestimme», keine Aussicht auf Erwin hoben. Ich entspreche daher Ihrem Wunsche, indem ich Ihnen hiermit den erbetenen Abschied ans Ihren Aemtern als Reichskanzler, Präsident meines Stants- ministeriums »nd Minister der auswärtigen Anaeikgenhcitcn in Gnaden und in der Zuversicht crtbciic, daß Ihr Rätst nud Ihre Tstcftkraft, Ihre Treue und Ihre Hingebung auch in Zukunft mir und dem Vaicrlandc nicht fehlen werden. Ich habe es als eine der gnädigsten Fügungen in meinem Leben betrachtet, daß ich Sic bei meinem Regierungsantritt als meinen ersten Beralhcr zur Seite hatte; was Sic für Preuße» und Deutschland gewirkt und erreicht haben, was Sie meinem Hause. Meinen Vorfahren und nur gewesen sind, wird mir und dem deutschen Volke in dankbarer und rmvrr- gänglichcr Erinnerung bleiben. Aber auch im AuSIande wird Ihrer wellen und thatkrüftlgen Friedenspolitik, die ich auch künftig aus Üer Ueberzciiguiig zur RIchtichnur zu machen entschlossen bin. alle Zeit mit ruhmvoller Anerkennung gedacht werden. Ihre Ver dienste vollwcrllng zn belohnen, stellt nicht in meiner Macht. Ich muß mir daran genügen lassen, Sie meines und dcs Vaterlandes unniislölrhlichen Dankes zn versichern. Als ei» Zeichen dieses Dankes verleihe ich Ihnen die Würde eines Herzogs von Laucn- lnng. Auch werde ich Jstueu mein lchensgroßcs Bildnis; zngehen lassen. Gott segne Sie. mein lieber Fürst und schenke Ihnen noch viele Jabre eines ungetrübten und durch daS Bew'.ißt'cin treu er füllter Pflicht verklärten Alters. Mit diesen Gesinnungen verbleibe ich Ihr Jllnc» auch in Zlikuust treu verbundener Karin und König. Willleim 1. ft. — Der zweite Erlas; an den j Fürsten Bismarck lautet: „Ich kann Sic nicht aus der Stellung lcheldcn tcbcn, in der Sic >o lange Jahre llnNnmh für mein Hans, wie für die Größe und Wohlfahrt des Bateclaudes gewirkt, ohne auch olS Kriegsherr In inniger Dankbarkeit der imaiiSIöichllchen Verdienste zu gedenken, die Sie sich um meine Armee erworben haben. Mit weilbtickendcr Umsicht und ciiemcr Festigkeit haben Sie meinem in Gott ruhen den Herrn Großvater zur Seile gestanden, als cs galt in schwcrcn Zeiten die für nölhig erkannte Reorganisation nuferer Strcilkraft zur Durchführung zu bringen. Sie haben die Wege bahnen heften, aus welchen die Armee mit Gottes .Hilfe von Sieg zn Sieg geführt werden konnle. .Hcldcumifthig?» Sinncs haben Sie in de» großen Kriegen Ihre Sclnstdiglei! als Soldat getban und teitdem bis auf , diesen Tag sind Sie mir nie rastender Sorgfalt und Äiftopscinng ! bereit gewesen, cnuntreten. um »nscrem Volke die von den Vätern ! ererbte Wehrhaftigkeit zu bewahren und damit eine Gewähr für die ^ Erhaltung der Wolstthgten des Friedens zu schaffen. Ich weiß mich ^ Eins mi! meiner Armee, wenn ich den Wunsch hege, den Mann, 'der so Großes geleistet, auch icinc'rhi'.i in der höchsten Rnngsteüung ihr erhalten zn sehen. Ich ernenne Sie daher ziu» Generaloberst der Kavallerie mit dem Range eines GeneralscldmarichalleS und hoffe zu Gott, daß Sie mir noch viele Jahre in dieser Ehrenstellung , erhalten bleiben mögen." Berlin. Der „Reichsanz." veröffentlicht eine Zusammenstell ung der ans Grund des Afters- und JnvalidenversichcrungsgesetzeS zu errickicnden Versicherungsanstalten. Es sollen deren 3t errichtet werden, davon eine siir das Königreich Sachsen. — Mr. Durt, einer der englischen Vertreter bei der Beiliner Konferenz, kehrt morgen nach England zurück, weil er daselbst als Arbeiterführer des großen Bergarbciterausstandes nneiftbchrllch ist. — In der Näbe von Nieder-Rcnndvrf unweit Berlin sind gestern Abend zwei Pulver- fchnppcn in die Luit geflogen, ob Menschenleben zu beklagen sind, konnte noch nicht testgestellt werden. Berlin. Das Abgeordnetenhaus setzte heute die Berathung des KultuSetatS fort. Zunächst fand eine längere Debatte über die Gleichberechtigung der höhere» Lehranstalten royallstrscher Bildung mit humanistischen Lehranstalten statt. Stöcker erklärte die Ueber- bandnahme der jndijchen Elemente ans den Gymnasien für bedenk lich. Roch schlimmer stehe es mit den jüdischen Schülerinnen der höheren Töchterschulen. In den Voikstchulcn seien häufig so viel jüdische Schiller vorhanden, daß man eine besondere jüdische Volksichule gründen könnte. So lägen die Tinge m Perlin, in BreSlau und in Posen. Ter Unterricht solle religiös durch geistigt werden. Da wäre eS sehr zweckmäßig, wenn für die lüdnchen Schüler besondere höhere Lehranstalten eingerichtet würden, wie dies bcftpielsweise in Frankfurt a. M. geschehen sei. Darüber, das; die jüdischen Elemente in hervorragender Weise die Umslurzvarteien verstärkten, sei man ja so ziemlich einig. Man iahe das. wenn jüdische Großkavitaftslen sich an die Spitze der Sozialdemokratie stellten, oder indische Rechtsanwälte mit affen artiger Geschwindigkeit von der Demokratie zm Sozialdemokratie übergingen. Rickert und Knörcke (srcis). wandten sich gegen die Ausführungen Stöckers und bedauerten, daß die Abgcordneten- tribüue zu Hetzreden gemißbraucht werde. Minister v. Goßler: stuckert habe in der Stöckcr'scben Rede Kehüßigkeitcii gefunden, die nicht darin lägen. Das Problem des konfessionell-gemischten Unterrichts sei eines der schwierigsten für die Unterrichlsverwaltuna. Ans vielen Gymnasien sei de. Besuch der jüdischen Schüler sogroh. nameiftftch in Posen und Schlesien, daß der UntcrrichtSplan mit Rücksicht am den jüdischen 'Lnobalh und die jüdischen Feiertage nmgeändcrt werde» müßte. Daß unter solchen Umständen der Wunsch nach tomcssioneller Gliederung Herbortrete, sei begreiflich. Thntünhc iei. daß wir in der Bevölkerung nur 1L Prozent Juden babcn. und daß von den Schülern höbercr Lehranstalten 9H8Proz. Juden seien. Mil diesen Dingen müsse sich die Verwaltung beschäs- I tlgcn. Der Gedanke einer konsessionellen Sonderung liege nahe, doch bicic das Problem große Schwierigkeiten. Stöcker crwiederte Rickert, dal; Niemand mehr gehetzt worden sei als er (Stöcker). Leider icien die bilden dabei dre Pigueure und irregeleitete Christen bildeten dre Meute. Ohne Marx und Lasalle, die beide Juden waren, hätten wir keine deutsche Sozialdemokratie. — Weitcrberath- ung morgen. — Da der Landtag voraussichilich bis zum 1. April den neuen Eint fertig gestellt haben wird, soll nächste Woche ein sogen. Nathgcsetz, das die Regierung zur Leistung der erforderlichen Ausgaben ermächtigt, eingebcacht werden. Berlin. StaatSsetrctär HcnSler ist auf 6 Wochen innerhalb der deutschen Grenze beurlaubt. — Der Arbeitcr-Delcgtrte Telahaye soll mit seinen französischen Kollegen zerfallen und von der Vertre tung zurückgetrctcn sein. Berlin. Ter Chef deS MililärkabinctS General v. Hahnkc und der Chef des kaiserlichen Civkllabinets Geh. Rath v. Lucanus überbroLicn heute Nachmittag dem Fürsten Bismarck die erbetene Entlassung in Form eines außerordentlich huldreichen Handschrei bens. Graf Herbert Bismarck hat ein Entlassungsgeinch noch nicht ringercicht, wird dies aber thun Sonst dcmissionirt kein Minister. General v. Caprivi wird Reichskanzler und preußischer Minister präsident. Er trifft morgen aus Hannover zur Nebernahme der Geschäfte in Berlin ein. Berlin. Die bentige „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" dementirt, daß das Ausscheiden des RciMlanzlcrS ans dem Dienste sich an die Arbcirerfcngc knüpfe. Die Metmmgsverichicdenhcit in maßgebenden Kreist» hätte sich vorwiegend auf staatsrechtlichen, Gebiete bewegt und die Grenze» der mnnstcricllcn Verantwortllch- keit nach Lage der Verfassung sowie die Beziehungen des Mtnister- präsideiftcn r» seinen Kollegen und die bisl>cr dafür gellenden Unter lagen znm Gegenstand gehabt. Fürst BtSmarck sei der intellektuelle Urheber der Botschaft vom 17. November 1881. ES bestehe keine scharf motivirie Gegnerschaft deS Fürsten BiSmarck gegen die Arbeilerschiitzgesetzgehnng. Seit 1885 bereits habe er den Anschluß der übrigen Knltnrflaaten zum Ztvccke deS Vorgehens niit der Arbeitcrnmitzgcsctzgcbnng für nöihig erklärt, und er sei eS gewesen, der de» Zusammentritt der jetzt tagende» Konstrenz beim Kaffer be antragt hat. Bon einer rcindlichen Stimmung des Reichskanzlers gegen den StaatSrath. dessen Anhörung aus seinen Antrag erfolgt >ei, könne keine Rede sein. — Tie Erwiederung dcs Kaisers auf das Abschiedsgesuch des Fürsten Bismarck besteht, wie verlautet, in einem längeren Schreiben, in welclxm die Verdienste deS Ansschei- dendcn in Ausdrücken höchsten Dankes gerühmt werden. Das Schreiben ist zur Veröffentlichung bestimmt. — Die „Nat. Ztg". schließt ans der Berninng Caprivi's. daß die Acra der Reformen, welche der Kaffer ciuznlcftcn gedenkt, nicht am Wenigsten sich nur mi'Iikärffchcm Gebiete geltend macken soll Das Blatt hat Grund zur Annahme, daß eine gründliche Reform des Militärgcricklsvcr- fahrcns in Gang kommen werde. Auch die Frage einer etwaigen Verkürzung der Dienstzeit dürfe den Kaiser und die Heeresleitung beschäftigen. — Fürst Bismarck wird am Sonntag tn FrtcdrtchSriche erwartet. H n n n ober. General b. Caprivi traf gestern Abend ans Berlin ein und kehrt morgen dorthin zurück, um die Geschäfte als Reichskanzler zu überiiAmicii. Die Verhandlungen mit ihm wegen Uebcriiahmc der Ge«ckäite haben vierzehn Tage gedauert. B arme n. Eine Versammlung der Rstmendtchereibeiitzer be schloß die für morgen aiigrkiiiidigte Arbeitssperrr zu vertagen, weil die Zahl der Streikenden von Mi auf 178 hcmbacaaiigen ist. Bern. Aus dem Kanton Walliß wird der Niedergang gewal tiger Lawinenmasscn gemeldet. DaS Dorf Säaßgrnnd ist in Gefahr unter Lawmembegrnheii,» werden. Die Bcvöftcrung räumt den Ort. MSirer Mkmi Geör. Mn-. Butter täglich 3 Mal frisch. "WU
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