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Dresdner Nachrichten : 07.05.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-05-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189005070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18900507
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18900507
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1890
- Monat1890-05
- Tag1890-05-07
- Monat1890-05
- Jahr1890
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.05.1890
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VSrieicbntcki. »rnntrn»»«. ' !k »Siidrm >5Pio. i-.. ,» »»er »a» Lelnaoeu 20 !term Hin-ii liruiaeland» Zeile > Anlüiidi^naen^iui d«.rPn; MZe>1k^^Ua^"<^nr«uraii ur die uüchltiaaiae Sluinabme stii^ioen wird nickt » würnse Ankundiounohui Lvrberb«»al,lU» durch i oder Polieinrakli,..». sür Rnckiodk e>u»li»»dle> Tckrm» " jiucke kcnie Äerbttidlcckkeit. «lnkündiaunaen iieinnkn lämmtlick« 35. Jahrgang, «ufl. 48,500 Stück. S«rw»ml »«rikoia, Mmrlit. sollt Xea, (1'atent) kür Xinclsr voll 30 „IRIlLlvL» ü> kkx. »o, Mr vamsn 75 ktz. vlatto ttanie n- 8tvüiul«t« olmeXatd 551'fss. Lr.^? aokvarro biildnsiäono irnmsnlinnelxolluliv, Llartc 1.0«) uncl 1.25. Ilwevr« ^imollo«-Llp«äIttoll dsünclst »tot» f* AS HVltsckrmkkor Str»««« AS (usdeu <i«r vrssäller Land unä vts-L-vi» llotol zzolckovr Lv^vt). KaascnSein t Mer. A.H.. Ares-en. Dresden. 1890. ILimLvsrks, Lnisläoseo, msekaniiot»» Olaviors, ^ri8toll8,Hsra- ptums, LlLiKmkvll«, 8vm- pdoaions, ÜsnnolliLll», Okarinas, Harmoniums, Violinsn, 8aitvn ote. vto. dlaton ru allon woeban. Llusikvoricon, I'antnsie- arttlcsl mit lllnsik m roiodstvr Auswahl kankt man billigst bei k.LMÜimiiLlibii. 8ckIo8S-8r.r»88v 14. kd«t»ZrApliitz M llilllli'8 ffitchk. k!au>, vrssäon, Lpoe.ialitttton: tttn«Ie-n- „nck <Hi-iippvi»-/tii5naI«>n«n, Visitliartan-l'Iiotog'raphian 12 8tiiok voll 6 Illarlc ak, V«r- krü««vi'n««s» nach zccclom lülck in lciinstl. ^.ustilbning dis I.odons-rrösso voll 40 Klärte i»I>. « § l^/>-5<s/7r// i?ssc/E //s?Fe/s//«5//7^A K^Z^sa^tLS'L 'VVsissndLiis - LtiLZss M. 34, nalln tiom Oipi)o!<Ii8iv.iI(!ri6l' klrür. Mv 132^ L»»i»^«s'Di« kaiierliche Tbronrrde »ur Eröffnima des Deutschen NeichKlnaes. Jernlprcchbcttchte. Hofnachnchten, Dresdner Straßenbahn- l vlt» Fptrgtt. gescllschnft, Ferienkolonien. Gerichtsverhandlungen. Tagesgeichichte. Kunstverein. I « » NSI»»» Thronrede Sr. Majestät des Kaisers zur Eröffnung des Deutschen Reichstages, am 6. Mat 1890. Geehrte Herren! Nachdem Sie durch die Neuwahlen zu ge meinsamer Arbeit mit den verbündeicn Negierungen berufen worden sind, Heike Ich Sie bei dein Eintritt de? RcichsiaqcS in die achte Legislaturperiode willkommen. Ich hoffe zuversichtlich, dich cs Ihnen gelingen wird, die bedeutsamen Fragen der Gesetzgebung, die an Sic berantrcten, einer befriedigenden Lösung entgegenzutühren. Ein Theil dieser Fraaen ist so dringlicher Natur, daß es nicht thnnlich erschien, die Einberufung des Reichstages länger hinaus« zuschieben. Ich rechne dahin vornehmlich den weiteren Ausbau der Ardeilerschilhgcsehgebnng. Die im Laufe des verflossenen Jahres in einigen Laiideslheitcn vorgekolumenen AnKstandsbewegniigen haben Mir Anlaß gegeben, eine Prüfling der Frage herbeizmühren, ob unsere Gesetzgebung den innerhalb der staailichcn Oidnimg be rechtigten niid crinllbaren LLiinlchcn der arbeitenden Bevölkerung in aiiSreichendcm Maße Nechiinng trägt. ES bandelte sich dabei in erster Linie um die den "Arbeitern zu gewährleistende SouutagS- rnhe, sowie um die durch Nüctfichlen der Menichlichkeit imv im Hinblick aus die natürlichen Entwickelungsgesede gebotene Be- ichräiikniig der Frauen- und Kinderarbeit. Die verbündete» Negie rungen haben sich überzeugt, daß die von dem lebte» NcichStage in dieser Beziehung gemachten Vorschläge ihrem wesentlichen In halte nach ohne Nachlhcit für andere Interessen zu aesehlicher Gel tung gebracht werden können. Im Zusammenhänge damit hat sich aber nach eine Reihe weiterer Bestimmungen als der Verbesserung bedürftig und fähig erwiese». Hierzu gebären insbesondere die ge schlichen Anvrdiiiingcn znm Schuhe der Arbeiter gegen Gefahren für Leben, Gefnndheit uns Sitülchkeit, sowie über den Erlas; von Arbcilsordiinngen. Auch die Vorichiifien über die Arbcitsdttchcr bedürfen einer Ergänzung z» dem Zwecke, das elterliche Ansehen gegenüber der zuneliinenden Znchllongleit jugendlicher Arbeiter zu starke». Die hiernach ersoldertiche Umgestaltung und weitere Aus bildung der Gewerbeordnung findet ihren Ausdruck in einer Vor lage. welche Ihne» unverzüglich zugehen wird. Eine weitere Bor kige ersticht die bessere Regelung der gewerblichen Schiedsgerichte »nd zugleich eine Organisation derselben, die cs ermvglichk, diese Gerichte bei Streitigkeiten zwischen Arbeitgeber» und Arbeitern über die Bedingungen der Fortiehiing oder Wiederaufnahme des Ärbeitsvcrhätlmzses als Emigungsämler anznrnfen. Ich vertraue ans Ihre bereitwillige Mitwirkung, über die Ihnen vorgeschlagene Reform eine Uehereiiislimmimg der gesetzgebenden Korherschatten und damit einen bedeutsamen Fortschritt in der friedlichen Ent wickelung unserer Arheitcrverhallnisse herbeizuführen. Je mehr die orheitende Bevölkerung den gewisseichailcn Ernst crleimt. mil welchem das Reich ihce Lage heiricdigend zu genalten bestrebt ist, desto mehr wird sic sich der Gciahren bewußt werde», die ihr aus der Gcilendinnchiing maßloser und nnersüllbarer Anforderungen er wachsen müssen. In der gerechten Fürsorge für die Arbeiter liegt die wirksamste Stärkung der Kräfte, welche Ich und Meine hohen Bcrbiindeten berufen und Willens sind, jedem Versuche, an der Rechtsordnung gewaltsam zu rütteln, mit unbeugsamer Enischlosscn- bcil cnlgegcnzuslellcn. Immerhin lau» es sich bei dieser Reform nur lim solche Maßnahme» handeln, welche ohne Gefährdung der vaterländischen Gewerdthäligkeit und damit der wichtigsten Lebens- intercssci! der Arbeiter selbst ausführbar sind. Unsere Industrie b>ldci nur ein Glied in der wirthichasllichen Arbeit derjenigen Voller, welche an dem Wettbewerb aui dem Weltmärkte tbcil- lichmeii. Mit Rücksicht hieraus habe Ich es Mir angelegen lein lasten, nnlcr den in gleichartiger Wirthlchaftslage befindlichen Staaien EurobaS einen Austausch der Meinungen darüber herbei- zuiuhren, bis zu welchem Maße sich eine gemeinsame Anerkennung der gciebgebcriichen "Aufgaben bezüglich des Arbeitcrlchubes scst- stellcn und dnrchsührcn läßt. Es verpflichtet mich zu dankbarer Anerkennung, daß diese Anregung bei allen bethciiiglen Staaten »nd besonders auch dort eine gute Stätte gesunden hat, wo der gleiche Gcdankc bereits angeregt und seiner Ausführung nahe ge bracht war. Der Verlauf der hier versammelt gewesenen internatio nalen Kcmscrcnz erfüllt Mich mit besonderer Befriedigung. Ihre Beschlüsse bilden den Ausdruck geineinsanier Anschauungen über das wichtigste Gebiet der Kulturarbeit unserer Zeit. Die darin iiiedcrgcteatcn Grundiäße werden, wie Ich nicht zweifle, sortwirken als eine Aussaat, die mit Gottes -Hille zum Segen der Arbeiter oller Länder ausgehcn und auch für die Beziehungen der Välker untereinander nicht ohne einigende Frucht bleiben wird. Die dauernde Erhaltung des Friedens bildet unanSgcseht daS Ziel Meines Strebens. Ich darf der Uebcrzeugnng Ausdruck geben, daß cs Mir gelungen ist. bei allen auswärtigen Regierungen das Vertrauen z» der Zuverlässigkeit dieser Meiner Politik zu be festigen. Mit Mir und Meine» hohen Verbündeten erkennt es das deutsche Volk als die Aufgabe des Reiches, durch Pflege der zu unserer Vcrihcidignng geschlossenen Bündnisse und der mit allen auswärtigen Machten beslchendmi ssenndschastlichcn Bezieh ungen den Frieden zu schiisien, nm Wohliahrt und Gesittung zu fördern. Zur Durchsührung dieser Ausgabe aber bedarf eS einer Deutschlands Stellung im Herzen Europas entsprechenden Hcercs- macht. Jede Verschiebung der Machtvcrhällnisse gefährdet bas politische Gleichgewicht und damit die Gewähr für den Erfolg, der aus die Erhaltung des Friedens aerichleten Politik. Seildem die Giundlagen unserer Heeresvcrsassung für einen bestimmten Zeit raum festgestellt sind, baden sich die Heercscinrichtungen unserer Nachbarstaaten in unvorhergesehenem Maße erweitert und vervoll kommnet. Zwar ist auch bei uns nichts unterlassen worden, um nmere Wehrkraft, soweit dies innerhalb der gesetzlich gezogenen Schranken möglich war. zu stärken. Gleichwohl war das. was in dieser Beziehung geschehen konnte, nicht hinreichend, um eine Ver schiebung der gcsammten Lage zu unseren Ungunsten auszuschließen. Eine Erhöhung der JricdcnSpräscnzstärke und eine Vermehrung der Trupvenkörper — insbesondere sür die Felvartillerie — darf nicht länger hinausgeschvbcn werden. Es wird Ihnen eine Gescszesvor- lage zngehen, nach welcher die »othwendigc Verstärkung des Heeres mit dem 1. Oktober d. I. in Kraft treten soll. Die in Ostakika emgeleitete Aktion zur Unteldrllckung des Sklavenhandels undziim Schutze der deutschen Interessen bat, Dank der aufopfernden Tbä- tigkeit der dorthin gesandten O'fijiere und Beamten, während der letzten Monate Fortschritte gemacht. Der vollständigen Wiederher stellung der Ruhe in jenen Gebieten darf in nächster Zeit entgegen- geiehcn werden. Dir dadurch entstehenden Kosten werden durch eine Nachtragsbewillignng zu decken sein. Der ReichShansbalt sür das lausende Rechnungsjahr bedarf schon wegen der erwähnten Vorlagen einer entsprechenden Ergänzung. Außerdem aber kann die schon längst in Aussicht genommene und inmicc dringender gewordene BcwldungSverbesserung sür einen Theil der Rcichs- beamten nicht länger verzögert werden. Ter Ihnen dorznlegende Nachtrag zum ReichShaMaltSplan wird Ihnen Gelegenheit geben, Ihr Intei'csse an der gerechten und wohlwollenden Befriedigung dieses Bedürfnisses zu dclhätigen. Wenn die Ihnen hiernach ob liegenden Arbeiten zu einem gedeihlichen Abschlüsse gelangen, so werde» damit neue, feste Bürgschcifteii sür die innere Wohlfahrt und die äußere Sicherheit des Vaterlandes gewonnen werden. Möge es Uns bcschiedcn sein, dieses Ziel in gemeinsamer Arbeit zu erreichen! Au ersprießlicher Arbeit mannigfacher Art hat die obige kaiser liche Thronrede den Reichstag aufgerufen. Der Kaiser bekundet im Eingänge seiner Worte zuversichtliches Vertrauen auf eine erfolg reiche Thätigkeit der ncugewählten Volksvertretung. Glücklicher, verheißungsvoller konnte der jugcndstarke, vom edelsten Streben beseelte Kaiser nicht der Gegenwart wie der Zukunft gerecht werden, als indem er vor allem Anderen dem neuen Kanzler und dem neuen Reichstag als Hauptstück ihre» Schaffens den weiteren Ausbau deS Arbeiterschutzcs an s Herz legte. Diesen stellt er an die Spitze der gemeinsamen Thätigkeit. Die Thronrede kündigt an, daß der Bun- dcSrath dem vom letzten Reichstag beschlossenen Arbelterschutzgesetz mit seinen Bestimmungen über Sonntagsruhe und Beschränkung der Frauen- und Kinderarbeit beigepflichlet hat. Warum dies nicht früher geschehen, weiß Jedermann. Ter Bnndesrath hat aber der Thronrede zufolge es mit jenem NeichStagsbcschlusse nicht bewen den lassen, sondern Ergänzungen hinzugesügt: z. B- auch den Erlaß von ArbeltSordnungen. Darunter sind wohl geordnete Arbeiterver- trrtungen zu verstehen. Etnem wirklichen und tiefgefühlten Noth- stande soll bei diesem Anlasse Abhilfe werden: durch Aendcrung der Arbeitsbücher soll gegenüber der zunehmenden Zuchtlosigkeit jugendlicher Arbeiter daS elterliche Ansehen gestärkt werden. Nach dem die Thronrede noch die Entwürfe gewerblicher Schiedsgerichte und EinignngSämter angeknndigt, legt sie die großen Grnndziige der kaiserlichen Sozialpolitik in klaren und festen Worten dar. Diese Sätze sprechen sür sich selbst; sie bedürfen keiner Erläuterung. Mögen sie von allen Belhciligten wohl beherzigt werden! Ter Kaiser bekennt sich im Namen seiner Mitfinslen laut, freudig rrnd unumwunden zu den Aufgaben des sozialen Königthums. Gerechte Fürsorge sür die Arbeiter, aber auch unbeugsame Ent schlossenheit gegen die Revolutionäre! Mit Befriedigung verweilt sodann der Kaiser bei den Beschlüsse» der Berliner internationalen Konferenz und er hofft zu Gott, daß diese Aussaat znm Segen der Arbeiter aller Länder ausgche. Möge sich diese Hoffnung unseres edlen Arbeitcrkaisers in vollem Umfange erfüllen! Das; die Friedensfreunde durch die Thronrede keine Enttäusch ung erfahren würden, war voranSznsehrn. Die betreffende Stelle der Thronrede schließt jeden Zweckel an der Erhaltung des Friedens aus. Gleichwohl verlangt sie eine nicht unbeträchtliche Vernichrung der Streitlrälte Deutschlands. 8i vis pacom, para bellum — frei in'S Deutsche übersetzt: Nur ein scharies Schwert schirmt den Frie den — nach diesem Grundsatz handelt der Kaiser. Die Thronrede begründet die Vermehrung der Jriedenspräsenzstärke (es heißt um 19,000 Mann) damit, daß untere Nachbarstaaten in unvorhergesehe nem Maße ihre Leereseinrichtungen erweitert und vervollkomm net hätten. Dadurch habe die gelammte Lage eine Verschiebung zu Ungunsten Tculichlands erfahren Diesen "Nachweis wird der neue Kanzler allerdings vor dem Reichstcige zu führen haben. Nachdem die Thronrede sodann die Fortführung der Kolonialpolitik ongekün- digt, auch gute Aussichten auf vollständige Wiederherstellung der Ruhe in Ostasrika erschlossen und den Ncichsbeamten die Ausbesserung ihrer Gehalte zugcsichcrt hat. schließt sie mit freundlichen Worten und dem erneuten Ausdrucke des Vertrauens zu den Leistungen deS Reichstages. Neberraschungen hat die Thronrede nach keiner Seite hin ge bracht. Sie enthält nur daS, waS man erwartete, die vier Ent würfe : Arbeltcrschutz, Schiedsgerichte, Militär- und Kolonialvor lage. BemerkenSwerlh ist. daß mit keinem Worte aus daS Sozia listengesetz angcspiclt ist. Dieses wird also am 30. September ruhig ablaufen gelassen, lieber obiges Quartett von Vorlagen redet der Kaiser in festen Sätzen ebenso mit Wohlwollen und Vertrauen als mit Entschiedenheit und Klarheit. Er darf ans den Patriotis mus der Volksvertretung unbedingt rechnen. Hoch weht am Maste der Germania das Reichsbanner. Eine starke Hand lenkt das Steuer, der Mann am Ruder kennt daS Ziel, er steuert einen festen Kurs, mit Gottes Hilfe wird er eS erreichen. Und nun »Voll Dampf voran!' Kernschretb- and Fernsprech-Vertchke vom 6 Mai. Berlin. Die Eröffnung des Reichstags ging wie immer, wenn der Kaiser dieselbe persönlich vollzieht, in besonders feier licher Form vor sich. Tie "Abgeordneten waren sehr zahlreich erschienen. Die glänzenden Untfomien, die diesmal überwogen, verliehen dem Ganzen ein farbenprächtiges Bild. Kur, nach 12 Uhr trat der Buudesrath unter Fütming des Reichskanzlers in den Saal rin und nahm links vom Throne Aufstellung. Der Kaiser trug die GardeS du Corps Uniform mit dem breite» Band deS Schwarzen AdlerordcnS. Ihm folgten die Prinzen Heinrich und Friedrich Leopold von Preußen, sowie Prinz Nnvprccht von Bayern. Die Prinzen nahmen rechts vom Throne Ausstellung, dessen Stufen der Kaiser cmporstieg, während ein voin Grafen Moltke nnsgcbrachlcs Hoch den Saal durchschallte. Der Reichs kanzler überreichte dem Kaiser die Thronrede, die dieser mit laulcr Stimme und unter besonderer Betonung der wichtigsten Stellen vortrng. Nach der Verlesung, die namentlich bei den Stellen über den Arbeiterschntz und über den Entschluß, jeden Versuch, an der bestehenden Ordnung gewaltsam zu rütteln, energisch zurück,uweiscn. sowie bei dem FriedeiispassuS von lebhaftem Beifall unterbrochen wurde, erklärte der Reichskanzler v. Caprivi ans Befehl des Kaisers und Namen» der verbündeten Regierungen die Sitzungen des Reichstags sür eröffnet. Mit einem vom bayrischen Bundesbcvoll- mächtigten Grasen v. Lerchenseld auSgebracktcn Hoch ans den Kaiser schloß die Feier, der i» der Hosloge die Kaiserin und die Prinzes sinnen Heinrich und Friedrich Karl beiwohnten. Auch die übrigen Tribünen waren zahlreich besetzt. — Um 2 Uhr hielt der Reichstag unter Vorsitz des Grasen Moltke als Alterspräsidenten seine eZtc Sitzung ab. Der Namensaufruf ergab die Anwesenheit von 318 Mitgliedern. Ter Reichstag ist somit beschlußfähig. Morgen fin det die Präsidentenwahl statt. — Eingegangcn sind die Vorlagen betreffs Abänderung der Gewerbeordnung, die Gewerbegerichte und die Friedenspräienzstärke, femer eine Vorlage betreffend die Gebührenordnung sür Zeugen und Sachverständige, den NachtragS- Etat und ein Bericht über die Verhandlungen über die Arbeiter- schntzkoickerenz. Die Novxlle zur Gewerbeordnung bestimmt u. A. hinsichtlich der Soimtagsarbett, daß in Berg- und Hüttenwerken, Fabriken und Werkstätten, Bauplätzen aller Art Arbeiter an Sonn- nnd Festtagen nicht beschäftigt werden dürfen. Die Sonntags ruhe währt 24 Stunden, Mcihiicichts-, Neujahrs-, Ostern- und Psiiigst-Rilhe 48 Stunden. Im Handclsgcwcrbe dürfen Gehilfen, Lehrlinge und Arbeiter an Sonn- und Festtagen nur 5 Stunden beichäkligt werden. Die Ausdehnung des Verbots an Sonn- und Festtagen ans andere Gewerbe wird kaiserlicher Verordnung mit BlmdrSralhöznstimmuna Vorbehalten. Weitere Bestimmungen gehen dahin, daß die Arbeitsbücher für jugendliche Arbeiter den Ettern und Vormündern anögehändigt werden können. Gegen Be triebsunfälle sind eingehende Bestimmungen ausgenommen, ebenso binsichllich der Arbeitsordnungen. Wegen des Kontraktbruchs ist bestimmt, daß, wenn ein Geselle oder Gehilfe die Arbeit vor recht mäßiger Beendigung des Arbeitsverhällnisses verlassen hat, der Arbeitgeber eine an ihn zu erlegende Buße fordern kann, welche für den Tag deS Vertragsbruchs bis ans die Höhe des ortsüb lichen Tagelohnes sich belaufe» darf. Berlin. Der Generalkonsul Michahclles hat mit dem Sultan von Wilir einen Vertrag geschlossen, wonach derselbe mit fremden Mächten nur durch denlschc Vermittelung verhandeln darf. Die Berliner Börse verlief heute in matter Haltung. Die Nachrichten über die Militärsorderimgen und andere Gerüchte wurden als llricichc davon angegeben. Banken waren Anfangs nachgedend, besonders war Dresdner Bank schwächer. Oesterrri- chiichc Bahnen angeboten, Bergwerke stark angeboten. Die Thron rede, welche bald »ach Festsetzung der ersten Kurie bekannt wurde, blleb vollständig einflußlos, auch die besseren Notirungen von fremden Börsen machten keinen Eindruck. Die Haltung blieb schwach. Banken konnten sich etwas besser behaupten, während Bergwerke weiter znrückgingcii. Im Kassaverkehr war die Haltung last durchweg schwach. Von Indnstriepapiercn, die gleichfalls vor wiegend abgeicdwächt waren, zogen Svlbrig 2 Pro;, an. Ocster- re>chis.he Prioritäten fest. Privatdiskont 2^/v Proz. Nachbörle schwach. — Wetter: Vorwiegend bedeckt, West-Nord-Wcslwind. iVranksurt 0. m. ivdeii»».» ürkdil esc.««.' «Hai»». 188,so. >02,«0. «aligrr 97,20. «»r«. 88,00, »»»,««, 216^0. LreSim. «k. UK.R. Laura >Z8.d0. «Selsenklrchrn Süll. Sali». Schi»».' «-nie 89,50. »»leid« »05,95. Nt«lir»tr »5,25. ««„>«. »a-n «72,50. L»m»ar»«» 278,75, »,. vrtorNälkn —. SVanier 71.55. Ha»tirr «85,<3 ckcl. Llixoaaeu 578,75. SScomdie LIi,25. gkst. Sari». Srodvit«, <SLI»5.> «Sei»»» »er Mai 25.10, »er Septtr.-Dertr. 25,9«, ruhig, svirilu» »er Mai 50,70, »rr Sepiember-Drcriuttr 58,20, ruhig. Ruböl »rr Mal 70,50, »er Scviemter-Drcemter 09,50, steigend. f tz BZ » c- ^ 5 « vertltches und Sächsische». — Se. Maj. der König wohnte in Begleitung Sr. Ercellenz des Kriegsminiilers Gras v. Fabrice gestern früh von 8 Uhr an den Bataillonsbesichtignngen des 1. und 2. Bataillons des 2. Gre- nadierrcgimentS Skr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen* mit deni Eavallcrieexerzierplatze bei. Während Se. Majestät halb 11 Uhr nach der Stadt zurückfichr, blieben der kommandirende Generallcldmarschall Prinz Georg. Könlgl. Hoheit, und der Divisionskommandeur Generalleutnant v. Reyher, Excellenz, noch weiter bei der Besichtigung des 3. Bataillons zugegen. Dieselbe endigte Haid 12 Uhr Mittags, woraus sich Se. König!. Hoheit zur Erledigung der laufenden Dienstgeschäfte nach dem Generalkom mando begab. — Se. Majestät der König erthellte gestern Mittag im König!. Rcsidenzichloß mehrere Audienzen. Nachmittags 5 Uhr fand in der Villa zu Strehlen Tafel statt, zu welcher Se. Könlgl. Hoheit der Erdgroßberzog von Oldenburg und Ihre Hoheit die Frau Herzogin von Schleswig-Holstein geladen worden wawn. — Es wurden: Landgerichtsralh Arthur Böhme tn Chemnitz unter Verleihung des Charakters als OberamtSrichter zum Amts richter bei dem Amtsgericht Chemnitz ernannt, die Zurückversetzung des znm Amtsrichter bei dem Amtsgericht Bautzen ernannten bis herigen LandgerichtsrathS Edmund Fuchs alS Rath an daS Land gericht Bautzen genehmigt und den Amtsrichtern Hermann Böhme in Dresden, Richard M üller in Schneeberg »nd Friedrich Emil Kunze in Leipzig der Titel NmIsyerichtSrath bcigelegt. — Der emerilirte Oberlehrer Wilhelm BetterS in Dresden erhielt das Veidicnstkrcuz. — Dem ObcrappcllationSrath a. D. Geh. Rath Herrmann Klemm wurde das Comthurkrenz 1. Kl. vom AlbrechtSorden verliehen. — Die fünf Hüttenarbeiter: Flammoseickchmelzer August Wil helm Ilhlig, Schlosser Friedrich Heinrich Keller, Vormann Karl Gottlob Verkett, Pattinlonirervormcmn Karl August Ihle. Pattin- sonircrvormann Karl Friedrich Seifert und Münzarbeiter Karl August Schulze in Freidcrg haben in Rücksicht ans langjährige treue Arbeit die große jilberne Medaille erhalten. — Gestern Vormittag hat sich Herr WirthschastSinspektor Riedel mit der Dienerschaft und einem Theil des Könlgl. MarstallS nach Schloß SNdillcnort begeben, woselbst bekanntlich die Königs. Maiestätcn von morgen ab einen längeren Aufenthalt nehme». — Die Käinple zwischen deraltenundderneuenStraßen- bahngeicllschaft, von welchen die Oeffcntlichkcit lange Zeit Nichts merkte, baden nicht geruht. Man erkennt dicS ans vcm amtlichen Bericht des StadtratheS über seine letzte Vollsitzung. Die alte Gesellschaft hat das naturgemäße Bestreben, der neuen die Spitze zu bieten und dies kann mir durch Herabsetzen der Fahrpreise geschehen. Mit billigeren Fahrten hofft sie die Eoncur- rcnz bestehen zu können. Das Publikum kann aus diese Weise nur gewinnen. Der Stadtrath wiederum, der, seitdem die Pserdc- bahn-EonecssionSfrage anftanchtr, sich ans den Standpunkt gestellt bat: .Concurrrnz muß sein!* begünstigt folgerichtig die neue Gesellschaft, io weit rr cß kann. Er nimmt die Opfer, zu denen sich die alte Gesellschaft entschließt, zwar an. erklärt sie ab-r nicht sür ausreichend und hat daher einen von ihr gemachten Herab-
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