Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.10.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187310174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18731017
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18731017
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1873
- Monat1873-10
- Tag1873-10-17
- Monat1873-10
- Jahr1873
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.10.1873
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erste örilaac zum Leipziger TagedlM uns Anzeiger. K Aw. Freitag den 17. October. 1873. Kaiser und Papst. i vre beiden Briese, von deren Inhalt wir in rorigrr Nummer einen getreuen Auszug gegeben, wachen, wie r« scheint, überall ganz ungeheure- Laisehen und haben sich bereit- den Charakter zweier Aktenstücke von eminenter Bedeutung er worben. Und allerdings ist e- eia Schauspiel der seltensten Art, einen solchen Meinungsaustausch zwischen zwei Persönlichkeiten zu versolgen, welche »le'iiach dem Glauben vieler Jahrhunderte höchsten Remter und Würden in der Christenheit, ja auf Erden, bekleiden, von denen aber der Eine, von stolzer MachtsÜlle lies herabgestürzt, sich selbst al ben armen Gefangenen de- Vatikan dem Mitleid ter katholischen Christen empfiehlt, während der Rubere nach den beispiellosen Errungenschaften der letzten Jahre in der Meinung und An schauung der Gegenwart sich den Rang de- erskn und mächtigsten Fürsten Europa» und die Hochachtung und Anerkennung der Mitleben, deu in reichstem Maße erworben hat. Freilich scheint, trotz de- liefen Falle», den er erlitten, Piu» IX. noch immer nicht zu fühlen, wie wenig er eigentlich heutzutage noch gilt und zu bedeuten hat, denn der Brief, welchen er an unfern Kaiser gerechtet, athmet durchweg die Anschauungen, welche da« Papstthum de- Mittelalter- in der Zeit seiner höchsten Macht hochmüthig sich an geeignet hatte; der Leser de- Briefe» fühlt sich unwillkürlich m die Zeiten eine- Gregor VII. ober Bonifaz VIII. zurückversetzt, denn er sieht sich Ansichten und Forderungen gegenüber, für welche unser Jahrhundert weder Achtung noch Brrständniß hat. Der Brief de- Papste- lautet wörtlich: Im Vatikan, den 7. August 1873. Majestät! Lämmüiche Maßregeln, welche seit einiger Zeit von Eurer Majestät Regierung ergriffen worden sind, zielen mehr und wehr auf die Vernichtung des «aiholicis- mvS ad. Wenn ich mit mir selber darüber zu Rath« gebe, welche Ursachen diese sehr harten Maßregeln ver- anlaßt haben mögen, so bekenne ich, daß ich keine Gründe aolzufindru im Stande bw. Andererseits wird mir mitgetheilt, daß Eure Majestät daS Verfahren Ihrer Regierung nicht billigen und die Härte der Maßregeln «iber die katholisch« Religion nicht gulhrißen. Wenn eS aber wahr ist, daß Eure Majestät es nicht billigen — und die Schreiben, welche Merhöchstdieselbrn früher an mich gerichtet haben, dürsten zur Genüge darthun, baß Sie Dasjenige. waS gegenwärtig voracht, nicht billigen IVomn, — wenn, sage ich, Eure Majestät es nicht billigen, daß Ihre Regierung auf den «ingeschlage- uen Bahnen fortfährt, die rigorosen Maßregeln gegen die Religion Jesu Christi immer wntrr auszudehnen, und letztere hierdurch so schwer schädigt, werben dan» iiare Majestät nicht die Ueberzeugung gewinnen, daß tiefe Maßregeln keine andere Wirkung haben, al« die- jrmar, den eigenen Thron Eurer Majestät zu unter- araoruk Ich rede mit Frrimuth, denn mein Panier ist Wahrheit, und ich rede, um eine meiner Pflichten zu «.füllen, welch« darin besteht, Allen die Wahrheit zu sagen, auch Denen, di« nicht Katholiken find. Denn Jeder, welcher die Taufe empfangen hat. gehört in irgend einer Beziehung oder auf irgend eine Weise, welche hier näher darzulegen nicht der Ort ist, gehört, sage ich, dem Papste an. Ich gebe mich der lieber- zeauuug hin, daß Eure Majestät weine Betrachtungen mit der gewohnten Güte aofnehmen und die in dem vorliegenden Falle erforderlichen Maßregeln treffen »erden. Indem ich Allerhöchstdenselben den Ausdruck meiner Lraebrnbrit und Verehrung darbringe, bitte ich Gott, dag Sr Eure Majestät und mich mit den Banden der gleiche» Barmherzigkeit umfassen möge. t'io k. bl. Der erste Eindruck, welchen diese- Schreiben deS Unfehlbaren hervorruft, ist Staunen, gerech te» Staunen darüber, daß solch ein Brief in un ser« Tagen überhaupt geschrieben werden konnte. Pm» IX. versichert, er wolle dem Kaiser „die Wahrheit sagen", aber statt besten wirft er chm Beleidigungen in- Gesicht. Der Lorwurf, der -aisor habe die Absicht, den KatholiciSmuS zu vernichten, ist eine Grobheit sonder Gleichen; die Unterstellung, der Kaiser billige im Innern die kchritte seiner Regierung nicht und könne sie nicht tilligen, ist eine kolossale Ungezogenheit; die Drohung, daß der Kaiser durch seine kirchliche Politik den eigenen Thron untergrabe, ist die bare Unver schämtheit; die Anmaßlichkeit, mit welcher Piu- erklärt, der protestantische Kaiser gehöre von Recht» wegen dem Papste an, würde die tiefste Entrüstung Hervorrufen wüsten, wenn sie nicht allzu naiv wäre. Aber da- Eine ist weniasten- besten» zu accepliren, daß der Papst höchstselbst sich dahin ausgesprochen: er sei der Oberherr all r Könige und Staaten; die politischen An sprüche de» PapstthumS konnten gar nicht scbla- aender dargelegt werden, al» e» durch de- Papste» Brief gescheht«. Dclchc Antwort gehörte nun wohl auf eine so «pertinente Zuschrift'? Al« Bonifaz VIII (1294 bi« izv3) ähnliche Sotlisen an Philipp den Schönen, König von Frankreich, schrieb, antwortete Dieser ihm einfach, aber verständlich: der Papst sei ein Aarr. Eine solche Antwort aus den Brief Ria» IX. hat unser Kaiser nicht ertheilt, er wußte würdigere Formen dafür zu finden. Ist et doch kein ebenbürtiger Gegner, der ihn zur Erwiderung herau-sorderte, und muß doch die Seltsamkeit und völlige praktische Ohnmacht der päpstlichen Ansprüche da» herbere Gefühl mäßigen «»mildern, welche- andernfalls die dreiste Anmaß. lichkeitde-römischen vriesschreiber- in jedem ehrlie. habe» Deutschen hätte Hervorrufen müssen So k»»»1e deun der Kaiser sich guten Muthe- zu der nachfolgenden Erwiderung herbeilasten, welche durch Klarheit, Milde und Festigkeit in allen Kreisen den wohlthuendsten Eindruck machen muß: Berlin, den 3 September >878. Ich bin erfreut, daß Eure Heiligkeit Mir. wie in trüberen Zeile», die Ehre erweisen, Mir zu schreiben; Ich bin rS umsomehr, al» Mir dadurch di« Geirgeu. eit zu Theil wird. Jrrthümrr zu berichtigen, welche nach Inhalt de» Schreiben» Eurer Heiligkeit vom 7. August in den Ihm» über deutsche Verhältnisse zugegangenea Meldungen vorgekoinmen sein wüsten. Wenn die Be richte, welche Eurer Heiligkeit über deutsche Verhältnisse erstattet werden, nur Wahrheit meldeten, so wäre e» nicht möglich, daß Eure Heiligkeit der vermuthung Raum geben könnten, daß Meine Regierung Bahnen rinschlüge, welche ick nicht billigte. Nach der Ver fassung Meiner Staaten kann ein solcher Full nicht etntretrn, da di- Gesetze und RegürungSmaßregeln in Preußen Meiner landeSheirltchen Zustimmung bedürfe». Zu Meinem tiesea Schmerze hat ein Theil Memme katholischen ilnterthanen seit zwei Jahren eine politische Partei orgawsirt, welche den in Preußen seit Jahr hunderten bestehenden consesstonellen Frieden durch staatSseindliche Umtriebe zu stören sucht. Leider haben höhere katholische Geistliche diese Bewegung nicht nur gebilligt, sondern sich ihr bi» zur offenen Auflehnung gegen dt? bestehenden LandeSgesrtze angrjchlosien. Der Wahrnehmung Eurer Heiligkeit wird nicht ent gangen sein, daß ähnlicke Erscheinungen sich gegen- wärtig in der Mehrzahl der europäischen und in einigen überseeischen Staaten wiederholen. Es ist nicht Meine Aufgabe, die Ursachen r« unter- suchen, durch welche Priester und Gläubige einer der christlichen Konfessionen bewogen werken können, den Feinden jedcr staatlichen Ordnung ia Bekämpfung der letzteren brhülflich zu sein; wohl aber ist e» Meine Aufgabe, in de« Staaten, deren Regirtuvg Mir von Gott anve,traut ist, den inneren Frieden zu schützen und das Ansehen der Gesetze zu wahren. Ich vin Mir bewußt, daß Ich über Erfüllung dieser Meiner Königlichen Pflicht Gott Rechenschast schuldig bi«, und Ich werde Or: nung und Gesetz in Meinen Staaten jeder Anfechtung gegenüber aufrecht halten, so lange Gott Mir die Macht dazu verleiht; Ich bin al» christ licher Monarch dazu verpflichtet auch da wo Ich zu Meinem Schmerz riesen Königlichen Beruf gegen die Diener einer Kirche zu erfüllen habe, von der Ich an- nehme, daß sie nicht minder als dir evangelische Kirche da» Gebot des Gehorsams gegen die weltliche Obrigkeit als einen Ausfluß deS uns geoffenbarten göttliche» Willens erkennt. Zn Meinem Bedauern verleugnen viele der Eurer Heiligkeit unterworfenen Geistlichen in Preußen die christliche Lehre in dieser Richtung und setzen Meine Regierung in die Nothwendigkeit, gestützt auf die große Mehrzahl Meiner treuen katholischen und evangelischen Ilnterthanen, die Befolgung der Landesgesetze durch weltliche Mittel zu erzwingen. Ich gebe Mich gern der Hoffnung hin, daß Eure Helligkeit, wenn von der wahren Lage der Dinge unter richtet, Ihre Autorität wrrder, anwende» wollen, um der unter bedauerlicher Entstellung der Wahrheit und unter Mißbrauch de» prirsterlicheu Ansehens betriebenen Agitation rin Ende zn machen. Die Religion Jesu Christi hat, «>« Ich Eurer Heiligkeit vor Gott bezeuge, mit diesen Umtrieben Nichts zu thu«. auch nicht dir Wahrheit, zu deren vou Eurer Heiligkett angerusenem Panier Ich Mich rückhaltlos bekenne. Noch eine Aeußerung in dem Schreiben Eurer Heilig keit kann Ich nicht ohne Widerspruch übergehen, wenn sie auch nicht auf irrigen Berichterstattungen, sondern aus Eurer Heiligkeit Glauben beruht, die Aeußeruug nämlich, daß Jeder, der die Taufe empfangen hat, dem Papst« angehöre. Der evangelische Glaube, zu dem Ich Mich, wie Eurer Heiligkett bekannt sein muß, gleich Meinen Vorfahren und mit der Mehrheit Meiner Un- terihanen bekenne, gestattet uns nicht, in dem Ver- hältnih zu Gott einen anderen Vermittler als un seren Herrn Jrsum Christum anzunehmen. Diese Verschiedenheit des Glauben» hält Mich nicht ab, mit Denen, welche den unseren nicht theilea. tu Frieden zu leben und Eurer Helligkeit den Ausdruck Meiner persönlichen Ergebenheit und Verehrung darzu- bringrn. Wilhelm. So stellt un- dieser merkwürdige Briefwechsel den Zusammenstoß von zwei um ein Halbe- Jahrtausend au- einander liegenden Weltan schauungen vor, und wir müssen e- der kaiser- lichen Regierung Dank wissen, daß sie die inter essanten Schriftstücke gerade jetzt an die Oeffent- lichkeit hat treten lasten. Weitere Betrachtungen mögen für die nächste Nummer Vorbehalten bleiben. TagesgeschichMche tlcberficht. Officiöse Berliner Stimmen melden: Der bis herige Verlauf de« ProcesseS Bazaine hat die Stellung unserer leitenden Kreise zu dem Vor- gange nicht unerheblich geändert. Wenn auch von Rcclamationen, wie sie hie und da in Aussicht gestellt werden, nicht die Rede sein kann, so ist doch durch die augenfällig gegen die Ehre der deutschen Waffen cerichtete Tendenz deS Pro teste- die Theilnahme für den fachlichen Theil des selben so sehr verringert worden, daß man ent schlossen ist, dem Ganzen gegenüber völlige Pas sivität zu bewahren und den bisherigen An schauungen entgegen selbst da- Zeugniß deutscher Osficiere, wenn e- verlangt werden sollte, nun mehr nicht zu gestatten. (UcbrigenS ist in Ber liner militairischen Kreisen Uber die nach franzö sischen Quellen mttgethcilte Absendung zweier Osficiere de- deutschen Generalstabe- nach Pari- zur Beiwohnung an dem Proceß Bazaine Nicht- bekannt. Man nimmt an, daß der deu deutschen Militairattach - in Pari- Major von Bülow und Hauptmann von Theremin er- t heilte Auftrag, bei den Verhandlungen zugegen zu sein, der französischen Regierung notlstcirt worden ist und daß dieser Umstand d,e irrtüm liche Notiz der Pariser Blätter veranlaßt hat) Der Tod de- Bischof- von Fulda stellt den preußischen Staat vor eine Eventualität, die schon lange in da- Auge gefaßt werden mußte und die dem Staat eine wichtige Waffe in die» Hand giebt. Lägen die Dinge noch wie vor dem Mai 1873, so würde die Bulle sä ckomlnlei gregis enstockinw von 1827 in Betracht kommen. Nach dieser würde da- Domcapitel von Fulda eine Caudidatenliste au- dem DivcesankleruS aufzu- stellen und dem Staatsoberhaupt zu präsentireu haben. Der König hätte nach der Bulle da- Recht, die ihm nicht genehmen Personen bi- zu dem Maße von der Liste zu streichen, daß dem Capitel noch eine Wahl möglich wäre, und da- Capitel hätte dann au- dem Kreise der unbe anstandet gebliebenen Personen die Wahl zu voll ziehen Schon nach diesem früheren Recht würde e« indcß unter den heute obschwebenden Ver hältnissen wohl zu keiner den Ansprüchen der Curie entsprechenden Wahl kommen. Aber für Preußen müssen jetzt außer der angegebenen Bulle noch die neuen Kirchengesetze in Betracht kommen, namentlich dasjenige über Anstellung von Geistlichen. Geistliche Aemter können heute nicht mehr übertragen werden, wenn von der Staat-regierung gegen die Anstellung Einspruch erhoben worden ist. Dieser Einspruch aber wird erhoben werden müssen gegen alle Candidaten, welche die Landc-gesetze nicht anerkennen wollen, und der Einspruch dürfte zu erheben sein, auch wenn e- sich um eine Stellvertretung dc- Biscbof(> um ein Capitel-vicariat handelt. Einen Herrn Lothar Kübel wie in Freiburg darf man sich nicht noch Fulda setzen lasten. Der ringe- tretene Moment ist wichtig. Man fügt, daß bereit» wieder eine weitere Anzahl württembergtscher Postbeamten ihre Entlastung au- dem württembergischen Staatsdienst begehrt habe, um in den Reichsdienst überzutreten. E« scheint, daß diese Bewegung eine unaufhaltsame geworden ist. Da- Motiv ist, wie man weiß, die ungenügende Besoldung, die sie im vaterländischen Dienst genießen, und die weit besseren Aussichten die ihnen jenseits der Grenzpfähle winken. Jene zunehmende Flucht in die Reichsgefilde ist nun freilich geeignet, bei den Bertheidigern de- Postreservatrechts trüb« Gefühle zu erwecken. Auch sonst sollen die Leiter der schwäbischen Postverwaltuna, z. v. bet der jüngsten Abrechnung mit dem Reich, unerwünschte Ersah- rangen gemacht haben. Unter diesen Umständen begreift sich eine gewisse Verstimmung, welche vornehmlich zu dem Gerücht, Württemberg stehe im Begriff, seine Postverwaltuug an da- Reich abzugeben. beigetragen haben mag. Diese- Ge rücht war irrra, aber einen ernsten Hintergrund hat e- gleichwohl gehabt. Der Glaube an die Dauer de- Reservatrechts ist stark erschüttert. Die württembergischen Postbeamten selbst machen kein Hehl au- der Ueberzeugung, daß sie über Jahr und Tag Retch-beamte sem werden. Auch hier also wird sich die Abschaffung ver verdrieß, lichen Ecken, welche die Reich-Verfassung mit auf die Welt gebracht hat, auf ganz naturgemäße Weise vollziehen. Da- „Neue Fremdenblatt" enthält da- nach stehende Festprogramm für die Anwesenheit de- Deutschen Kaiser- in Wien: Am 17. Oct., Nachmittag- 3»/» Uhr, Ankunft de- Kaiser- aus dem Penzinger Bahnhofe, wo eine Ehrencom pagnie aufgestellt ist. Der Kaiser wird daselbst von den Erzherzvgen, dem LandeScommandirendea und einer Deputation de- Regiment- Kaiser Wilhelm empfangen und fährt hierauf mit dem Kaiser von Oesterreich, der ihn bereit- aus der Station St. Pölten begrüßt hat, nach Schön- drunu, woselbst Vorstellung der obersten Hof- chargen und Abend- Kamtliendiuer stattfindet. Am 18 Oct. Besuch der Weltausstellung. Nach mittag- Festmahl in Schönbrunu, Abend- Fest- theater im Hofopernbause. Am 1». October Diner bei« deutschen Botschafter. General d. Schweinitz, Abend- Vorstellung im Schloßtheater zu Schön- bruun, Souper in der großen Gallerte (400 Ein- laduugen) und elektrische Beleuchtung de- Garten«. Am 20. October Parade auf der Schmelz und Theater nach allerhöchster Wahl. Am 21. October Jagd im Thiergarten, Galadiner im Ceremonien- saale der Hofburg und Theater nach allerhöchster Wahl. Abend- oder am 22. Morgen- Abreise. In der bosnischen Streitfrage wird jetzt von beiden Seiten, von türkischer w,e von öfter- reichischer, sehr eindringlich zum Rückzug geblasen. Die Pforte stellt in Abrede, daß die Denkschrift, welche an die Mächte versandt worden sei. einen officiellen Charakter habe, und eine ausklärende und entschuldigende Note Reschid Pascha- an die vsterreichi'che Regierung soll demnächst an ihre Adresse gelangen. Die „N. Fr. Pr.", welche neu- lich in ganz ausfallender Weise für die Türkei Partei ergriffen hatte, sucht jetzt die Sache so darzustellen, al- ob Graf Andrasty vor extremen Schritten gewarnt werden müßte, während sie e« doch war, welche die Beschwerden der Türkei al- gerechtfcrtigt au-posaunte und dem au-wärtigen Cabinet zur Pflicht wachte, den Augia-stall der orientalischen Lonsulate einmal gründlich zu reinigen Die 69 Geistlichen de- Berner Iura, deren Absetzung vor Kurzem durch den Appella tion«. und Eassation-Hos au-gesprochen worden ist, haben der Vorladung, auf dem Statthalter amte zu erscheinen, damit ihnen da- betreffende Erkenntntß uotificirt werde, keine Folge geleistet. Au- Pari-, 18. October, wird den „Deutschen Nachrichten" von wohlunterrichteter französischer Seite geschrieben: Die öffentliche Aufmerksam»; keil ist ausschließlich in Anspruch genommen durch die Regierungskrise, die sich vorbereitet, und durch den Proceß Bazaine. Nach beiden Richtungen hin herrscht große Beforgntß, und die Conservativcn erwarten mit ebenso großer Ungeduld den Au-gang de- politischen wie de- gerlchtlichen Drama«. — Um die Situation richtig beurthcilen zu können, ist e- nothwendig sich über den leidenschaftlichen Parteikampf zu erheben; man wird dann constatiren können, büß die öffentliche Meinung de- ewigen Luf- schieben- und Zaudern- der Fusion-Partei müde wird. Heute circuliren die verworrensten Ge rüchte über die Haltung de- Grafen von Chambord und über die Einigung, die zwischen ihm und der Majorität der Nationalversamm lung besteht. Nachvcm man erst Hoffnungen für eine bourbonische Restauration erweckt hat, kommt man nunmehr wieder mehr und mehr auf die einfachere Idee der Verlängerung der Gewalten Mac Mahon'S zurück, zu welcher übrigen- auch die öffentliche Meinung im Ganzen hinneigt. Selbst in gonvernementalen Kreisen kann man hören, daß mau überhaupt daran zweifelt, über die vorgefaßten Ideen de- Grafen Chambord zu triumphiren. E- herrscht eben überall eine allgemeine Unsicherheit, sowohl in den höchsten officiellen Kreisen als unter den Anhängern der äußersten Rechten und de- rechten Centrum-, und alle Ansprüche, welche über die Verhandlungen verlauten, kaffen nur immer von Neuem die vollständige Ungewißheit über die Lage der Angelegenheiten hervortreteo. Die Londoner „Pall Mall Gazette" sagt, in dem sie den Brief de- Papste- an den deutschen Kaiser und da- Antwortschreiben de- Kaiser- bespricht: der Brief de- Papste- ent halte eine Reihe von Beleidigungen und habe dem Kaiser Gelegenheit gegeben, mit Würde und unverkennbarer Wahrheit zu antworten, daß der Papst die deutschen Verhältnisse nicht kenne. Wenn die Deutschen, die mächtigste europäische Nation, im Stande wären, da- Problem de« Verhältniffe- zwischen Staat und Kirche dadurch zn lösen, daß Ver Staat über die Kirche gesetzt wird, und auf diese Weise den Sieg über den Hauptvertreter ccclcsiaftischer Ideen davon trügen, so würden sie eine Heldenthat von unberechen barer Größe vollbringen, welche schließlich den Gedanken und der Religion der Welt eine neue Richtung geben dürfte. Nach au-Turkestan eingelangten Nachrichten vom 4/16. v. M. ist auf Befehl de- Kaisers da- auf dem rechten Ufer de- Amudaria gelegene Gebiet nebst dem Delta, da- sich vom Aralsee bi- zum äußersten westlichen Arm diese- Fluffe- erstrcckt, dem russischen Reiche einverleibt worden. Zum obersten Chef dieses Gebiete- mit allen Rechten eine- Gouverneur- wurde der Artillerie- oberst Iwanow ernannt. vr. Fürk's Vorträge über Liu-espflege. Welche Bedeutung eine genaue Kenntniß der Pflege de- gesunden und kranken Kinde- für Ge bildete überhaupt, zumal für Mütter hat, bedarf Wohl keiner besonderen Hervorhebung. Mit Ver gnügen begrüßen wir daher die Ankündigung eines ChkluS vou Borträgen über diese- so unge- mein wichtige Thema (vergl. die heutige Anzeige), und Wir können un- einer Empfehlung der in Au-ficht gestellten Vorträge im Hinblicke darauf, daß Herr vr. Fürst in den Kreisen unserer Stadt al- bewährter Praktiker auf diesem Gebiete allge- gemein bekannt ist, enthalten. Seine reichen Erfahrungen an der von ihm geleiteten Kinder- Poliklinik und seine stark besuchte« Universität-- Vorlesungen über diese- Special-Fach find die beste Bürgschaft dafür, daß die Zuhörer willen- fchaftlich gediegene, zugleich aber deu praktischen Bedürfnissen entsprechende Mittheilungen zu ge- wärtigen haben. Dem au-gegebeneu Programme zufolge wird der Inhalt der betr. Vorträge Folgende- umfassen: Die Aufgaben und Mittel der Kinde-pflege. Die Pflichten der Mutter und Pflegerin. Einige- über die Entwickelung, den Bau »nd die Functionen des kindlichen Körper-,' Die Pflege de- Neugeborenen und de- Säugling«. Da- Zahnen. Die Impfung der Schutzpockca. Die naturgemäße Ernährung durch die Mutter.' Da- Ammenwescn. Die künstliche Ernährung des KindeS. Da- niedere Kinde-alter. Kindergärten, Kinderbewahranstalten, Spielfchulen. Da- höhere Kinde-alter. Der Zahnwechsel, schule und Hau«. Körperliche und geistige Diätetik der Knaben und Mädchen. Da« erste Auftreten von Krankheit und da- rechtzeitige Erkennen derselben. Auf- gaben und Grenzen der Wirksamkeit für die Um gebung de- kranken Kinde«. Die Aeußerungen de« Krankheitsgefühl- von Seiten de- Kinde« selbst. Die allgemeinen Krankheitszeichen. Da« Fieber und dessen Erkennen durch da- Thermo meter. Der Pul- und seine Bedeutung. Sve- cielle Krankheit-zeichen von Setten einzelner Or gane. Die Pflege de« kranken Kinde«. Die An wendung innerer diätetischer Mittel und Medi kamente. Hau-- und Gehrimmittel. Die Au- Wendung äußerer diätetischer Mittel (Bäder rc ) und Medicamente. Mineral - Wasserkuren Klt- matffche Kuren. Ausgaben iu Bezug aus Geist und Gemüth de« kranken Kinde«. Die Recon- vale-cevz.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder