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Dresdner Nachrichten : 17.05.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189005178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18900517
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18900517
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1890
- Monat1890-05
- Tag1890-05-17
- Monat1890-05
- Jahr1890
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- Dresdner Nachrichten : 17.05.1890
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KU"—^ ^Wh***» «« „.F^«WS >r dir »aLIliagiae Auiiigdme der iMien »>>rd »ich« uegrbe», Au»- iruge «»kuiidigungtauinHa» gearn ,r«rte»a>i>»»a durch Brielma«« o^ki Po^lrmznlilun». »ür Nückgalie cmgemndiev «chrüt» , „ucke Iruie rjervuidluiifrit. i MiikuudiMiimcn »elnuen iui»mttiid«l kiiamlE Permnirlunaiislellen cm. Lernnnecliiulle Nr. N. 35. Jahrgang. Aufl. 48,50V Stück. WIorttL Ll»rl«i»K, 13 mul IlLUptütras««. „ttl. Laach Lpstaev. llavilrrdetti- v. alle v»LS!',«Iu>oia,r.Lrvt»I. Vrlnlt» Dresden, 1800 als dv»t«» kubrillllt anerkannt. Labrik: l!IA!lilelll!rliße^5 (^noeokek). l vlLSVLLroil H 8 Urt aus äsn bsckoutaoäston Olasdattsn äss In- Nllä M ^.uslauckvs, empfehlen in reiedhaltizssr L.usvakl null. IUIU <L 8<»Im, II. I»IV 8 Z 2. ß verwarn» evlit ! t>I«a»: « «vlivwrL« sitDÜmpI« A (Latent) ttlr Linäer von 30 ! I»I»RlMMvR »i« » Lt);. an. kür Damen 75 LG- ! Leut »oti varre halkssiäens « » I»ana«i»- 8 M «ilrüinpl« ebne Laib 55 List. ' Llarlc 1.00 nn<1 1.25. 8v1tL0I1-vwdLl1L0 nvniMt« (Zu.iiiiMou, Kal. SW Ml.. I ?roi»o, <z,n,)1ikzkltz vt'Ettüvn, LNul8..Iokanii8trti88v 9. ED«» L«i«ask- Kaiser Wilhelm in Königsberg, Die Militärvorlage. Fcrnsprechbcrichte. Hosnachrichtcn. Gewcrbeverein, Pferdeausstellung, Vkk» AV»rgrr. Gerichtsverhandlungen, TagcSgeschlchtc, Loiterielisie. „Die Meistersinger". I «-r»un»»rtNch« »ed»N«ir tür Pvltttschks »' »mil «,»>«, ,n «ns»». Ostpreußen zu besuchen, batte der Herrscher dieser Provinz, i Kaiser Wilhelm, bisher noch keine Zeit gefunden. Jetzt ist er. nachdem er kurz vorher in der Südwestecke des Deutschen Reich- geweilt, nach dessen Nordostgrenze auigebrochen. Erst in Straßburg, mm in Königsberg, dazwischen noch der Besuch Thüringen» und Schlesiens, das entspricht den Neigungen de» unermüdlichen Kaisers. Ostpreußen batte schon lange sich aus den Besuch seines König» gefreut, namentlich seine Haupt, stadt Königsberg, die stolz darauf ist, die KrönungSstadt der preußischen Könige zu sein. Es hat Hervorragendes geleistet, seinem Könige einen begeisterten Empfang zu bereiten. Ueber die Festlichkeiten, die au» Anlaß des königlichen Besuchs in Königsberg veranstaltet wurden, erzählt die „Tagesgeschichte" das Eriorderliche. Neu ist dabei der Besuch der Universität. Der Landesherr trug eigenhändig den Namen seines SohneS, des jungen Kronprinzen, als künftigen Bürgers der Hochschule ein. TaS politische Interesse des Königsberger Aufenthaltes liegt indem Trinkspruche, den der Kaiser bei der Galatafel ausbrachte. Tie Provinz Preußen hat Ursache zu hohem Stolze und zn freudigen Hoffnungen. Der Kaiser feierte sie, ihr Wesen und ihre Geschichte in Ausdrücken von ganz besonderer Wärme. Er knüpfte an die geschichtliche Thatiache an, daß die Erhebung Preußens gegen die Gewaltherrschaft Napo leons in Ostpreußen ihren Anfang nabin und daß die Tugenden au-hallender Treue, des HofsenS auf bessere Zeiten und der Liebe zum Fürstenhause gerade in jener hartgeprüstcn Provinz ihre Hci- inath haben. Ter königliche Sprecher rühmte die militärische und bürgerliche Tüchtigkeit ihrer Bewohner io, daß andere Provinzen fast rin Gefühl des NeideS anwandeln könnte Besonders aber wird es den Bewohnern jener von Natur und Klima stiefmütterlich bedach ten, dem Weltverkehr entlegenen, des Hinterlandes zum Absätze seiner Erzeugnisse entbehrenden Provinz ein Trost sein, die Versicherung ! des Kaisers zu hören, daß er für sie sorgen wolle, solange er regiere. ITie landesväteitiche Fürsorge ivird namentlicy der Landwirthschast I jener Provinz zu Theil weiden, aus der Preußen von jeher seine Stärke gezogen hat. Ter Herrscher gelobte, für Stärkung und Er haltung der osrvreußischcn Landwirihschait sorgen zu wollen. Er nennt die Provinz Preuße» „eine Säule deö Vaterlandes." Daß das Schwert >e>ncr Bewohner im Kriegsfälle dem Feinde so mil spielen würde, wie es 1870 gethan (damit schloß der Trinkspruch), > diele Ueverzrugung des Kaisers rheilcn alle Deutschen. In solchem ! Falle würden es aber nicht die Franzosen sein, welche die Schärfe deS ostpreußischr» Schwertes empfinden würden. Mögen diese Zeiten noch recht lang fern sein! Ostpreußen und das gesummte ! Vaterland vor Kriegsgefahren zu schuhen, dazu ist die Militär« Vortage bestimmt, dre den Reichstag fetzt beschäftigt. Sie nahm, gerade so wie die Kolonialforderung, auch zwei PcrhandluiiaStagc des Reichstages in Anspruch. Während man aber im Voraus weiß, daß die Gelder zur Fortführung der Kalonialpolitik mit erheblicher Mehrheit bewilligt werden, ist das Schicksal der Militärvorlage noch ungewiß. Jedoch glaubt nian, daß auch sie Annahme findet und zwar unveränderte Annahme. Einstweilen haben die beiden Parteien, bei denen die Entscheidung sieht, sich enthalten, bestimmte Erklärungen odzugebe». Es sind dies die Deulschfrkisinnigrn und das Centn»». Allerdings brachten ihre Vertreter, die Abgeordneten Richter und Windthvrft, Men die Vermehrung der Friedenspräsenzstärke um 18'/s Tausend Mann erhebliche Bedenken vor; aber sie gingen nicht so wett, des halb die Vorlage selbst abzulcbnen. Man glaubt, daß zuletzt doch das Centrum arößtentheils und ei» erheblicher Theil der Freisinni gen für die Verstärkung der Wehrkraft Deutschlands stimmen wer den. Das bängt von den Aufschlüssen ab, welche in dem Ausschüsse der Reichskanzler und der NrlegSministcr noch zu erthcilen hoben. Derartige Erläuterungen sind na' Die der ^ bedarf der Verläßlichkeit der Ziffern über die Steigerung der französischen und der russischen Wehrkraft. Aber gerade betreffs der russischen Rüst ungen sind die Angaben äußerst dürftig ansgcfollen. Die Volksver tretung hat ein Recht, darüber Genaueres zu erfahren, um in voll kommener Ueberzeuguna Von ihrer Uuertäßlichkeit neue Militär- lasten anfmlegen. Diese Erläuterungen können wegen ihrer diplomatischen und militärischen Einzelheiten nur vertraulicher Natur >ein. ES schlagen hier noch mehrere Gesichtspunkte ein. die nicht so kurzerhand avzuthun sind. Da- Seviennat wird abgeändert, wenn eine Erhöhung der Friedensstärke stattfindet. Die Frage bot sich erhoben: bedarf es überhaupt der Festlegung der Friedensstärke auf mehrere Jahre hinaus oder kann nicht die Zahl der jährlich auSzu« hebenden Rekruten im Rahmen des BudaetS sestgestellt werden? Ter Kriegsminister v. Vcrdy gab die wichtige Erllärung ab. daß ein »euer O'ganisationSvlan für oaS Heer in Vorbereitung ist, der aus ein Menichenaltcr hinaus berechnet sei. Er wird die Grundzüge desselben im Ausschüsse entwickeln. Von anderer Seile wird bean tragt. an die Bewilligung der Militärvorlage die Einführung der zweiiadrigen Dienstzeit z» knüpfen. Hiergegen verhielt sich der KriegSnilnister gänzlich ablehnend. Daraus war «»an gefaßt. Die militärische» Autoritäten halten eine solche Veikürzung der Dienst zeit für unmöglich. Das rauchlose Pulver stellt an die militärische Ausbildung des einzelnen Mannes erhöhte Anforderungen, sowohl an seine Schießsertigkeit wie an seine Srlbstständigkcii. er muß lernen, daS Terrain selbst besser auszu nutzen. da die Gefahr, daß die Offiziere weggcschossen werden, erhöht ist. Keinesfalls eignet sich die zweijährige Dienstzeit kur alle Waffengattungen; die Kavallerie und die Spezialwaffen bedürfen einer längeren Zeit zur Ausbildung al» die Fnßtrnppen. Immerhin iff die Verkürzung der Dienstzeit al» Ziel rm Auge zu dehallcn. DaS System der TiSpositionsurlauber verträgt eme Erweiterung. In Frankreich, dessen Rüstungen uns znr Steigerung der »nsrigen nöthlgen, wird vom Jahre INI ab die Diensten der Infanterie 2 Jahre, vielleicht sogar noch etwas weniger betrogen. Die deutsche Militärverwalt ung wird sich auf die Dauer nickt entbrechen können, betreff» der ' zuiübrkn. Wollte der Reichstag ügen Dienstzeit als Bedingung an seine Zustimmung zue Mltttärvorlage knüpfen, so würde damit nchSkanzler unv der Kriegsmmmcr noct, zu ertbcllen hoben, ige Erläuterungen find nach niedreren Richuingen hinnötdia. er Forderung beigegtbcne Begründung in unzureichend und verschiedener Ergänzungen. Niemand zweifelt z. B. an ver »Sicherbeit finden wir nur bei uns >elbst!" mit diele» Worten schloß Abg. Fcldmarschall Mollke seine Rede für die Milnärvorlaae. Der erste lebende Kenner de- KricaSwc'cns Europas, der troff seiner 90 Jahre noch mit derselben Rüstigkeit wie früher sprach, wurde von der lautlos lauschenden Volksvertretung mit ehrfurchts voller Aufmerksamkeit anzehört. Seine Rede wirderholie im Allge meinen die militärisch-politischen Gedanken, die er bei früheren ähnlichen Anlässen enlwickelt hat. Engen Richter mußte bekennen, daß er die Sätze des Grasen Moltke bis aus die letzte Silbe unter schreibe» könne. Es ist eben der barte, bittere Zwang, der uns abermals schwere Kriegslasten uuscrlegt. Ein neuer Krieg, dessen Dauer kein Mensch vorauSmgcn kann, würde ganz andere Opfer fordern. Unsere Feinde in Olt und Wes! abznhalteii, uns mit Krieg zu überziehen, dazu lediglich ist die Steigerung unserer eigenen Wehrkraft bestimmt. ES ist Sache unserer Nachbarn, mit den Rüstungen nusnihörcn. Franzosen und Russen wissen genau, daß wir uns nicht mit kriegerischen Eroberungen tragen. Ader sie lauern nur daraus, unsere nationale Einheit zu zerschlagen. Das Abrüsten deutscherseits würde den Weltfrieden eisckütiern, das Ab rüste» ver Franzosen und Russe» wurde ihn befestigen Unsere Nachbarn allein tragen die Verantwortlichkeit für dieien de» Wohl stand der Völker Europa« auf die härteste Probe stellenden Zu stand des bewaffneten Friedens. Es würde jedoch nicht ohne tiefe» Eindruck auf das feindliche Ausland bleiben, wenn die Rcichstags- mehrheit. die, wie zu hoffen, zuletzt für die Militärvorlage stimmt, recht ansebnlich auSfällt. Trotz der Bedenken, welche die Redner der Freisinnigen und des Centrums gegen die neue Milltärfor- derliiig vorbrachlcn. werden sich ihre Parteigenossen nicht ablehnend gegen Das verhalten, was die Sicherheit des Vaterlands und die Erhaltung des Weltfriedens erheischt. Dienstzeit weitere Erleichterungen ein» jedoch die Einführung der zweijährtc an leine Zustimmung zur Mllitärvorß der Bruch zwilchen Relchstag und der Relchsrrgierung gegeben sein. Die Verhältnisse liegen aber nicht so, daß da» zu besorgen wäre Aeruschrctb- und Fernsprech-Verichte vom 16 Mai. Berlin. Ter Kaiser wird erst am 23. d. M. in Berlin zurückerwartet. Am genannien Tage findet die große Frühjahrs- parude ans dem Tempelhofersclde statt. — Hinsichtlich der Wiener ..Timcs"-Meldu»g, daß eine Veränderung in der europäischen Politik Rußlands, eine Annäherung der russischen an d>e dculsche Politik, dcvorsiehe, erfährt die.Nnt.-Ztg", daß cs an jedem that- sächlichc» Anhalte für derartige Ausstreuungen fehle. Tie »Nat.- Ztg." ist in de» Bciiff einer Anzahl hervorragender Mitglieder der nationalliberalcn Partei übergegaiigen. welche zu diesem Zwecke zu einer Aktiengesellschasr zilsnmmrngetretcn sind. Der bisherige Chefredaklenr Berubnrg ist ansgeschiede». Berlin. Die Uebersichl der NeiclKinsgabc und Einnahme »nd.die allgemeinen Rechnungen über die ReichStzaushalte fürl884/85. 1865 86 und 1880/87 werden a»o die Rechinmgskemnmsio» ver- wieien, ebenso der Bericht der Reichsichntdcukettimmioii. Tann wild die 1. Bcrathung der Militärvorlagc forlgestü!. L>cbtnccht (Lochern.): Ihm würde der wirltochafrliche Gesichtspunkt incht maßgebend sein, wenn die unbedingte Nochwcndlgkeit der Vorlage nachgcwicsen werden könnte; das sei aber nicht der Fall. Was Moltke siir die Vorlage ailgesührt, spreche dagegen; er habe gesagt, daß die Regierungen den Frieden wolllcn. Der Militarismus lei eine Schraube ohne Ende; der angebliche Gegner sei immer so weit wie wir. viellcichi noch ein bischen weiter. DaS Volk gebe unter der Last zu Grunde. Mit dem Sozialistengesetz habe man junge opsersreudige Männer auS dem Lande getrieben. Betreffs der Verlheidlgling deS Vaterlandes leien alle Parteien einig. Tie Niederlage von 1806 «er durch Leute verschuldet, die den Herren von Rechts nahe standen. Das PartamenlShecr in Frankreich sei daS bewaffnete Volk, während man sich hier gegen die Anerken nung der Rechte des Parlaments sträube. Die BiSinarck'sche Po litik habe es dahin gebracht, daß das Wort: »Das deutsche Kaiser reich ist der Friede" dieselbe Bedeutung erlangt bade, wie die ähnliche» Redensarten von -Napoleon. Die offiziöse Presse ver hetze die Nntionen. Statt uns Frankreich zu nähern, leistete» wir dem Friedensstörer Rußland Gegendienste. Elsaß-Lothringen zu briitzen, hätten wir eben so wenig e>» Recht, wie Frankreich. Tie Völler hätten ihr SelhstbestimmlingSrechl. Eine schlechtere Regie rung als die Blsmarck's Hütte nicht kommen können. Als Bismarck hinwcggcscgt worben, sei dies die Vollstreckung deS VolkSvotums vom 20. Februar gewesen. Ter Pariser Kongreß babc die fried lichen Gcnnnungen der Völker enwesen. Wenn Deutschland an der Spitze der Ewilisation makschirlc, io mußte es im Anschlurse an den Pariier Kongreß aucy einen Kongreß berufen. Das System Bismarcks sei gebrochen, darum nieder mit dem Militarismus! — v. Kardorff (NeichSP.) vergleicht Liebknecht mit RobeSpicne und wünscht nur, daß L. niemals die Macht jenes Mannes erlange. In den wei testen Arenen deS Volkes lei die dankbare Empfindung dafür vor handen, was Fürst Bismarck für das Deutsche Reich geleistet. TaS bade auch seine Abceüc aus Berlin bewiesen. (Bravo, Widerspruch. Zuruf: Das war bestellte Arbeit!) Liebknechts Acußerungcn gegen Rußland hätten auch heute wieder wie eine Kriegserklärung geklungen. Mit Stenern sei das Deutsche Reich nicht überlastet. In Frankreich betrügen die Steuern 65 Mk. pro Kops der Bevöl kerung, in England 35 Mk-, bei uns aber nur 19 Mk. Deutschland sei auch keineswegs so arm, nur hätten sich die Bentzverhäliniffc zu Gunsten des Großkapitals und zu Ungunstcn der kleinen Leute verschoben. — Dr. Höhnet (fff) kan» der Llebknccht'schcir Kritik Blsmarck's nicht zustimmen. Obgleich er die Bismcnck'sche Politik oft cntichiede» habe bekämpfen müssen, babc er doch stet« dessen große Verdienste um die Einigung des Reiches und in» die Ein reihung Deutschlands in das europäische Eoncert anerkennen muffen. (Beifall.) Falle den» Liebknecht nicht auf, daß Frank reich bei dem verbaßte» Rußland den Rang adznlattseir suche. Die kriegerischen Neigungen Frankreichs seien stets gegen uuS gerichict gewesen, auch zu einer Zeit, da Frankreich noch nicht ans Elsoß- Lolbringen verweisen konnte. Die Entwickelung des Völkerrechtes werde doffcntiich dahin führe», daß man ernstlich an die Frage der Abrüstung denken könne. Das sei der sachlich bercchtiglc Kern der Liebknecht scheu Rede. Die Kommission werde namentlich die FInanzsrnge prüfen müssen. Die Kosten des Militärs und der Kolonialvolitik sollten auf die wohlhabenden Klassen gelegt werden. Ein selbstständiges Rcichsfinanzministcrium lei nothweridig Auch die Frage der Verkürzung der Dlcnslzeit müsse als die einzige Eom- pensalion, die dem Volle geboten werde» könne, erwogen werden. Seine Freunde stützten ihre Forderung ans die einjährige Dienst zeit der Freiwillige». Äo» dem Entgegenkommen, rvclches die Regierung den Forderungen seiner Partei zeige, werde deren Stellung zu der Vorlage abhängen. — Reichskanzler v. Caprivi: Ueber die politische Lage könne er nicht mehr sagen als was die Thronrede enthalte. Dre auswärtige Politik, wie er sie vvrgcsun- den, sei die denkbar glücklichste. Wrr stützen uns auf liniere eigene Kraft und vertrauen unirrem festen Bündnisse. Es handle sich nicht um die Nähe eines Krieges, sondern um die Schwere des selben, der vorgebeugt werden solle. Tab der Verfasser de» Sonnabend, 17. Mai. v. Kardorff erwähnte» Broschüre „Viäoant eonauls«" nähere Be ziehungen vom auswärtigen Amte habe, dafür bestehe keür Anhalt. Wir hätten auch bei uns im Lande noch genug mit der Germani- sittnrg zu thir» und könnte» die russischen Ostieeprovinzen sehr wohl entbehren. Unsere Ostieeknste lei nicht zu kurz und unsere > Kaufleiite in Stettin und Danzig wünschten keine weitere Konkur renz. Sie wünschten nur mehr Hinterland. Wenn Hähnel größere I Selbstständigkeit der einzelnen Reichsärntec wünsche, so sei er ! (Redner) vielleicht zu lehr Soldat, in» dafür Verständlich zu haben. Auch unler den bcutigcn Verhältnissen sei von Planlosigkeit kerne Rede. Die verfassungsmäßige Verantwortlichkeit für diele Vorlage sei er zu tragen bereit, lieber eine» neuen Organisationsplan habe sich die Regierung bisher nicht schlüssig gemacht. Aber der gegen wärtige Prozentsatz der FriedenSpräicnz im Verhältnisse zu der Bevölkerangszifscr sei kein giißkrgewöhnlich hoher. 1800. also noch einem ichwercn Krieg, habe das stehende Heer 1.25 Proz. der Be völkerung betragen undiei dann in den MerJahren aus 1 Prozent gesunken. 1850, in den Tagen von Olmütz, betrug cs 0,79 Pro», und stieg 1861 auf 1,12, sank dann bis 1881 aus 0L5 Prozent und hat heute noch nicht wieder die Höhe von 1606 erreicht. Die Kosten für stehende Heere seien eine Ausgabe, wie etwa für den Privat mann die Feuerversicherung. Je höher die Versicherung, desto größer die Sicherheit, desto geringer der eventuelle Schade». Die Reduktion der Dienstzeit sei zum politischen Stichwort geworden. Thatsache sei, daß wir eine allgemeine dreijährige Drenslzcit tn der Praxis nicht haben. Sie aber im Gesetz auszirgcben. dazu könne er nicht rathen. ES sei ein wesentlicher Unterschied zwischen einer Flinte von vor 20 Jahren und einem Gewehr von heule. Man könne daß auch an der ökonomischen Einrichtung in den Städten sehen. Ein ipazierengehendcr Soldat in de» Straßen iei heute eine Scliknlicit und auch Somitags 'ehe man sie nicht in der üb lichen Begleitung, weil jenen in der Woche die Zeit fehle, die dazu nöthigen BekanuNchusten zu machcir. Eine Aenderung der Dienst zeit würde die Disziplin lockern. Dazu komme, daß eme zuchtlose Jugend beranwachic. In wie weit Beurlaubung möglich, sei den Herren Militärs zu überlassen. Ueber die Zweckmäßigkeit des Sep- tennats lasse sich st>eite». Es iei nicht einzusebcn, weshalb es gerade 7 Jahre sei» müßten. Man könnte viclleichr auch 5jährige Perioden im Anlchiuß an die Volkszählung und an die Legislatur perioden einr chlcn. Weiter könne er aber nicht gehen. Er zweifle aber nicht, daß die Vorlage in der Kommission zu Stande kommen , werde. (Beifall.) — v. Manleufsel (konsO wendet sich gegen die l Angriffe aus die BiSmarck'sche Politik. Ein von Deutschland ein- bemfener Abrüstii»gskv»g'.eß würde ebenso wenig Ersvlg haben wie ein früherer ähnlicher Vernich Napoleon?. Die Ausgaben für die Armee haben bei uns 2 Milliarden betragen, in einer Zeit, da sie in Frankreich 5 Milliarden betrugen. Die Vorlage wird darauf an eine 28cr Kommission verwiesen. Morgen: Arbcttcrichutzgeseb- vorlagr. Berlin. Um den Koalitionen der Arbeitgeber entgegen- s «! treten z» können, wollen die Sozialdemokraten eine Streikcrntral- kommi'sivn für Berlin, in welcher alle Gewerkschaften vertreten sei» ivllen, schaffen. Tie Gewerkschaften halten nächster Tage Versammlungen ab, um ihre Delegirten zu wählen. — Hiesige Lokalblätter melden, daS Grundstück der RetchShallen, Leipziger- , straße 77. ist gestern aus dem Besitze des Herrn Schlegel in den des Dresdner Großkaprlalisten Dr. turls Schlief übcrgegangen Netzschkau. Der Streik ist beendet, eS wurden Ilstündigc Arbeitszeit und lOprvzentige Lohnerhöhung zugestanden. Königsberg. Beim Diner der Pcovinzialstände toastete der Kaiser aus die Provinz. Er stehe aus dem Boden der Ver gangenheit des preußischen Königthums, wo lein Großvater die Krone vom Altar auf lein Haupt gesetzt habe. Diese werde er fest- halten und auch an der Airfsaslnng, daß er sie durch Gottes Gnade erhallen und nur diesem allein Rechenichast schuldig sei. 'Er habe für dirie Provinz besondere Vorliebe, weil das Herrscherhaus in trüben Tagen da gcweilr. Tie Provinz sei hauptsächlich acker bauend ; er werde icm Augenmerk auf die Landwirthschast gerichtet halten und Alles für ihr Gedeihen thun, denn der Bauernstand sei die beste, Grundlage des Staares. Den Frieden werde er ausrecht erhalten, denn er habe ein Kriegsherr, womit er ihn erzwingen könne. Er sei gesonnen, sein Bestes für die Provinz zu thun und stehe dafür ein, daß der, welcher an ihm rühren wolle, an ihm einen Leeds äo dronoe finden werde. — Die Abreise nach Schlobitten erfolgte Nachmittags 4 Uhr. Paris. Die internationale Telegraphenkonfcrenz ist beute Vormittag mit einer Begrüßungsrede des Handelsminmers Roche eröffnet worden. Der Direktor rm deutschen Rerchspostamte, Hake, beantwortete dieselbe. London. Hier find Gerüchte verbreitet, wonach England nicht nur die Ausdehnung der deutschen Sphäre in Ostafrika in der bisherigen Breite bis an den Kongostaat anerkannt, sondern auch im Süden den reichen, für den Aufenthalt der Europäer bestens geeigneten, etwa 100,000 Quadratmeilen umsaffenden Distrikt von Baindangwatto abgetreten habe, wodurch auch LodeiigulnSlaiid unter deutschen Einfluß komme. Die Regierung soll also deshalb im Unterbaust intervellirt weiden. Petersburg. AnS TomSk (Sibirien) wird gemeldet, daß der Tom ausgetreten ist und meilenweit enorme Verheerungen an- aerichtet hat. Eine große Anzahl von Menschen ist ertrunken Außerdem legte eine ^uersbrunst den größten Theil von Tomsk in Asche. Die Berliner Börse eröffnest aus allen Gebieten tn schwacher Haltung, nur fremde Renten waren fest. Zahlreiche, zum Theil sich widmpiechende Gerüchte aus den Kohlenrevieren und über die Eistnindustric beeinflußten in erster Linie Bergwerke und , von diesen ausgehend de» gesammten Markt. Im Weilerverlaus schwankte die Tendenz. Im Kassaverkehr Banken ruhig. Bahnen ! schwächer, Bergwerke befestigt. Jndustneen wenig beachtet, öftere. ! Prioritäten fest. PrivaldiSkont 2H« Prozent. Nachböric fest. — Wetter: Vorwiegend heiter. N.-W.-Wind. nr <> » es « r « wr. «»»«>»»., artti, 2L«.«e. ««,»«»». las.«« «»wiier —S7.S0. «or-l. a„. »I»k,Mi> rns.ll». »»«»». «k. I17M. L-»r» GklscnNrchrn Stft. «,ri». >«»>«».- «kmr x.".«e. I0LL5. ItilitO'r S«,3». »abn IW,na. i!-md»r»e» 27N,7Ü. d». ipiioriliui» —. Spanier 78. «»»»Ir» «87,8l, 0»>»»«»k» 88ÜS. <r»c»»>v»e 6NzL>. Krft. vor««. Vrvpnii«, IvaNnp.» Ivee»r» »rr Mo! AHO. prr Skptbr.-rrrbr. LVS0, ruht«. Svirtiu« »cr M»i iSg!». »rr Srptkmdcr-Vrckuidcr NM, ruhig. Ru»öl prr viai LSM, per Srvlomhcr-Lcrcmdrr 87,80, jilll. » « f> « r » » ,n. »r-puilrn «««lug». Weizen »rr Mot —. »rr Roobr. MI. giooor» prr Mai In«, »rr Octoper IN. Lon » » n <vr»durie»-vrrti>»>. Allacmriu rnhigsi. rnalisiher Weizen «»' niinrll, unprrinper«, irr»,»er ftrtig. ebrr knav» Mehl niedriger, frr«»r« iS-, »>« N- „ Siodtinrl» 26—R, Mats ftcilg, rnsstschrr Hafer nounnrll, »»»rrtndrr«. — Weiter: Siiion. «I» «n l«. Der Hamburger Poiidam»Ier ,,<!lolumbia", Kapitän vagelgrsau,, ». M. i-'obidclialtcn in Sirw üiarl «iuaerrallc».
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