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Dresdner Nachrichten : 20.07.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189007207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18900720
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18900720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1890
- Monat1890-07
- Tag1890-07-20
- Monat1890-07
- Jahr1890
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 20.07.1890
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r«,e»1,tl ,üc P^UU. Un«rr»aUm„. «.«WEr. vür,««d»r,»t. »««deniU». tzr. IkloM,. », ,,„v an Docking dis 3 Uhr. D>e iivaiiiae «n» iunaelaiir se>ib«i» laPi«.. tur tai» od«r nach Nesny,«- " Unterin «siuch >EI,„«sai PI,. «nkundiailnar» au. isile Heil« :» Pia Ein« lur die uachlllaaiae Aulna «iiikjaeu injxd »>ml aeaebe». Al wäruac A«l»ttdia»uac-ji»siräae »earn lvvrberbcchliiiina durch Bnckmamn oder Poileiujalilima. Kur Njickaade einaelandlkr Gchrttt» iiuck« kein« «croiiidlichlett. iliikundiaiiiiarii ,,«Innen iixnmtllch, uambaiic «erniiiieluiiaLIi-lle» au. ÜeriiwrcMiclle Nr. n. 35. Jahrgang. Ausl. 48,50V Stück. dlstist. Skl>ut-4il°rll, , .. üsuptstl'. L'i/Lk /^tLi.i<vnlg elolisnnstn 1ö. ksstrilr v. llontadünkkirn Dresden. 1890. Li-aialiatan gratis und linnen. v»rl klLlll, Vra»don,>Vali8<rit88g 12. Ä! H Carl DIviLvo»»»!», Lokliok. kkrblirt I8SS. « Z o ».k, klWd-ätMilntrkIl r R ^ >»lt tNivr Hockt trnollnsinl, nickt INvksna. D tzz »It-t-iit: U«el»ii,k. 10, /imallsnsk. IS, « Z Ke»«t.: tielnelokitr. (8u,<lt (lörlitn). L z LSWÜZLILS u. LLedvürs » A ru 8omn»v>'-Faqi>«1«, «oi88o und bunte und V A «el«l. RVestvi» smpüeklt iu ^i)k«ter ^rnnvahl > 8 HVLII». Hölliuv, 6. L « Vrvsäev, 8vv8lr»n8v 6, I. ^ 1117. I. 1nn»»>'<'ll-i.»p>>3>lli»i NN »Ilc/oilnncvn. II. iNIici-Vcrkour Nir >Nv I>rv^>inor Ikoolor. WKseLttMl Sl » III. INsi-clcn-t untrvi« anrsr lioron»». ^ « A lV. «,o>I»c«I»a äcr tNloko. I.on>lc,I«It««Ic. A rävlljoppvll, NtltzMi lltzl IriMlllM LllS lirol, ^ 2:r, knhräZ z-oxanübor dam sritboron I-adon. L,,io/,os-Eine Unterredung mit dem Fürsten von Bismarck. Fcriliprcchberichte. Hosnachrichtc». Abreise der Fcriencoloiiiste», Gkwittcrvcr-! vlk» FzU»»"- bcerungcn. Gerichtsverhandlungen. TagcSgeschlchte. Eine Nnterrednng mit dem Fürsten von Bismarck. In dem Aussatz über seine Unterredung mit dem Fürsten Von Disinarck balle Herr Nitte>hans vom .Frankstirlcr Journal" u. A. auch berichtet, in wie vorwurfsvoller Weise sich Fürst v. Bismarck über daö jetzige Verhallen der Deutschen Presse geäußert. Ter Fürst hatte der deutschen Presse im Allgemeine» den Vorwurf der Feigheit gemacht und im Besonderen gesagt, dag die Zeitungen, welche früher von ihm abhängig gewesen seien bcz. seine Ansichten vertraten, sich von ihm ferne hielten, wie wenn die Pest bei ihm an-ögebrochcn sei. Namentlich dieser letztere Vorwurf bestimmte den Unterzeichneten, an den Fürsten nmgchcnd die telegraphische Anfrage zu richten, ob Se. Durchlaucht geneigt sei, den Untcrzeich- nctcii als Vertreter der „Tresdncr Nachrichten" zu eml>fangen. Nach wenigen Tagen war ich im Besitz einer bejahenden Antwort, verbunden mit dem Ersuchen n», Angabe der Zeit des EstiirefseiiS. Als am geeignetsten war für de» Empfang die Zeit gegen halb rl> Uhr Vormittags binzugcsügt. und io innd ich mich denn am 17. Juli (Toniicrslag) zu der genannten Stunde am Thore des fürstlichen Besitzes in FricdrichSrnh ein. Einer der da'elbst stehen den Geheimpolizisten sagte, das; er von meinem bevorstehenden Be suche wisse und beauftragt sei. mich beim Geheimselretar deS Fürsten rn melden. Hiervon kam er alsbatd zurück mit der Bitte, da der Fürst mich augenblicklich nicht empfangen könne, iin naheliegenden „Landhaus" sdem einzigen Gasthose des OricS) zu warten i man werde mich abholen, wenn es so tveit sei. Als sich eine halbe Stunde später daS hohe hölzerne Parktbor hinter mir geschlossen hatte, wurde ich zunächst in ein immttlelvar neben der kleinen Flur des sreundlichen Wohnhauses gelegenes Vor zimmer geführt. Dasselbe war in seiner Aitt-st,st!»ng durchaus schlicht: cs befanden sich darin mehrfache Gerölls schäften znm Ablegen von Kleidungsstücken; in einem Ständer standen mehrere Spazicrstöcke, Dcnnenichirnie und Feldstühlc. auf einem Ncgal lagen mehrere Neue decken und Umschlagetücher, am Oien lehnte eure Fahne. Nach wenige» Sekunde» trat der Gehcimiekretar deS Fürsten, eine jugend liche. überaus herzgewinnende Erscheinung, ein, begrünte mich slcnndlichst und sagte, das; er »lieh sogleich dem Fürsten melden werde. Kanin hatte er daS Zimmer verlassen, als ich durch die nach dem Park gelegenen Fenster ibn mit dem Fürsten sprechen sab. Der Fürst trug den bekannten grüngelben Scblapphnt von Filz, eine stählerne Brille von ganz cigcnthümllchcr Konstruktion, »in den Hals ein wcitzck Knüpstuch: von dein offenbar nngcstärklcn Ehemilette- hcmd sah inan einen kleinen Ausschnitt, der ziemlich lange Gchrock und das Beinkleid waren voir graiigcstreiftem. dunklem Kammgarn stoff: in der Hand hatte der Fürst einen bandscsten Hakcnstock mit eiserner Spitze. Der Fürst sah im Allgemeinen überaus friich und rüstig ans, wie es in io hohen» Alter nur bei besonderer Begna digung des Himmels möglich ist. Ta die Thür des Zimmers, in dem ich mich befand, offen stand, konnte ich hören, wie der Fünt plötzlich meinen von dem Gcheimsekrctür geiiicldctci! Namen nannte und sodann sogleich in'S HauS und i» das Zimmer eüitrat. Nach dem sch ihm vorgeslcllt worden war, wobei er mich mit prüfenden, aber sehr liebenswürdigen Augen anblickte, begann er: „Ab, Sie lind ini Frack! Es ist aber jetzt gerade die Zeit, wo ich im Park zu spazieren pflege, und so können wir ja wohl auch bei unserem Gespräch promeimen." Ich muh hier die Bemerkung cinsügen, daß rS iiniiiöglich ist. ini Nachstehenden die Aeilßerungeii des Fürsten im Wortlaute wiedcr- zugelwii, wenn auch die Ansdruckssorm dcS Fürsten möglichst bcibehaltcn ist. D>e verschiedenen Themata wurden, wie gesagt, prrmienirend bchandelt.die Stimme deSFürstcnwarnichtiiimierdeutlich vernehmbar und oft wurde dos Gespräch auch durch kleine Zwischen falle iinterhrochen. So machte mich der Fürst ans besonders schöne Ausblicke im Park ausmerkiam oder unterhielt sich einige Augen blicke mit Spaziergängern, von denen (natürlich Daineni ihm Blumen überreicht wurden; einmal schlug er plötzlich auch mit seinem Stocke auf Thras — und zwar gar nicht zart — ein. weil dieser den kleinen weihen Pinscher eines c-paziergäiigerS sehr un- liebcnswürdig mit Bissen begrüßte. Tie Bewegungen dcS Fürsten hierbei z. B. waren von einer Leichtigkeit nnd Elastizität, um die ihn mancher .'iOjäbriger beneiden könnte. ThraS nnd ein zweiter grauer Jagdhund waren unsere einzigen Begleiter. Fast andert halb Stunde wandelte der Fürst mit mir in dem prächtigen Park und dem liiiiliegenden Laubwald, nicht nur ans breiten Promenaden- wcgen, sondern auch schmale Waldwege lniians, ohne daß das Bergaufgchen den Fürsten am Sprechen gehindert hätte. Tas Gespräch begann mit den früher grthancn Acußernngen des Fürsten üker die Presse. Ich sagte, das; eS von einem guten Tbcite derselben sehr bitter empfunden werden mühte, wenn der Fürst über die deutsche Presse im Allgemeinen so mißliebig sich ändere nnd ihr den Vorwurf der Feigheit mache, ja behaupte — nach dem Bericht de? Herrn RittcrhanS — dich nur die sozial demokratische Presse Mnth habe. Ter Fürst erwicderte hierauf, daß ihn Herr Nitterhans in seinen Aeichettnigcn mehrfach nicht verstanden habe. Um den Ausdruck Feigheit, wie er ihn gebraucht, richtig aufzufassen, müsse man die Genesis desselben kennen, wie sie im vorangegangenen Gespräch gelegen habe. Er habe den Ausdruck ohne Bitterkeit gebraucht. Er habe sich über das Ge bühren der ihm früher nahe gestandenen Presse, wie dir „Kölnische Zeitung" nnd die „Post", namentlich aber über die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung", welche früher von ihm fast allein erhalten worden sei, ausgesprochen: die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" habe Herr Nitterhans wcggelasscn. Von dieser, der gonver- mcntalen Presse, die früher seine Ansichten vertreten, habe er wohl den Mulh erwarten können, das; sie ihn gegen die albernen An feindungen und Entstellungen seiner Ansichten, wie sie die opposi tionellen Blätter brächten, in Schlitz nehmen würde. Die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung", welche von ihm gleichsam ans die Konservativen vererbt worden sei, vermeide es überhaupt am liebsten, seinen Namen zu erwähnen; man fürchte dadurch schon nach oben Anstob zu erregen. Dies sei eS. was er habe kessen wollen. Die Befürchtung anzustoben sei aber auch ganz falsch. Man nehme Immer eine gewisse Gespanntheit zwischen dem Kaiser und ihm an ja man habe ihn wohl in dem Verdacht, dab er noch Wünsche hege, etwa »och einmal in sein Amt zurückzukchren. Dazu sei er aber zu alt nnd man unterschätze auch sein Selbstgefühl. Er habe nur den Wunsch, in der Kritik der Nachwelt nickt daS Opfer falscher Annahmen zu werden. Deshalb könne er nicht schweigen, wenn man sein Wirke» angrcisc. Zwischen dem Kaiser und ihm liege aber gar nichts Feindseliges vor. Sie seien in einer Frage ledig lich verschiedener Meinung gewesen, die er, der Fürst, freilich für z» wichtig gehalten habe, als dab er sich habe fügen können. Er sei ei» ebenso gulcr Royalist wie Anhänger des Hauses Hohcn- zollern. aber deshalb könne er mit Sr. Majestät verschiedener Mei nung sein. Bezüglich des Mulhes der sozialdemokratischen Presse ttuberte sich der Fürst solgendcrmaben: Ob er die Worte so gebraucht habe, wie Herr Nitterhans berichtet, könne er nicht mit Bestimmt heit zngcben. Aber die Sozialdemokratie, welche ia noch gar nicht dcmaskirt sei, erwarte von dem jetzigen Ncgiernngsiystem nichts: sie könne alio rücksichtslos dreinredcn. Tie Presse der anderen Parteien, auch die der Fortichrittspartci, — denn diese hoffe ja auch vielleicht einmal regierungsfähig zu werden, — habe immer mit gewisse» Rücksichten zn rechnen. Es gebe da zu viel Strebcrthum nnd persönliche Rücksichtnahmen. Tic Presse, die früher seine An sichten vertreten habe, lasse jetzt die dümmste» Angüsse aus ihn unerwicdert. So z. B. in der Morier- und Wohlgemiith-Aiigclegcn- heit. Morier sei ihm fast gar nicht bekannt. Sei» Sohn habe mit ihm einen Konflikt gehabt, weil Morier an Graf Herbert einen ungezogenen Brief geschrieben und sein Sohn ihm sehr kühl ge antwortet habe. „In der Wohlgemnthangelegcnheit haben wir einen sehr schönen diplomatischen Sieg davongetragen. Wir wollten einfach erlangen, das; die Schwei; niit unseren Sozialdemokraten weniger freundlich umgehe, nnd Tas haben wir vollkommen er reicht. Tab man sich einmal hierbei so stellt, als wollte man die ganze Schwei; anssccssc», das ist ebenso. Aber da? sind die Tiimin- löpsc, die nicht wissen, wle's gemacht wird". Während wir nach Besteigung einer kleinen Hohe ans einer Holzbank sahen, fragte ich den Fürsten: Nach dem Bericht des Herrn Nitterhans habe er eine Veischärstiiig des Sozialisieiigcsetzcs beantmgen wollen; nichtsdestoweniger habe sich in der an den Reichstag gelangten Ncgierii»gSvorlage keine solche vvrgcsniidcm? — Ter Fürst: er halte die sozialistische Gefahr für die givßtc, die in der Politik überhaupt vorlicge, z. B. für viel bedeutsamer als die. welche etwa von Frankreich nnd sonst Wem zn erwarten ist. Tie Sozialdemokratie sei beständig im Wuchsen. Zn allen Zeilen, so weit man auch in der Gc'chichle nach'chlage, hätten sich Streber an die Unzufriedenen gewendet nnd sich so eine Partei geschaffen. Un zufriedene werde es aber so lange geben, als Einer noch sehe, dab es einem Andere» besser gehe. Ter sozialistischen Gefahr zu begegnen, gebe cs nur zwei Wege: entweder ihre» Forderungen nachgcben oder känipsen. DaS Erstcrc reize ;edoch ihre Be gehrlichkeit. während sie im Kampf doch in gewissen Schranken ge halten werde. Jede Konzession den sozialistischen Forderungen gegenüber vergleiche er mit dem blaelc-maii «.ein Tribut, den die Hochschotten den Niedcrschotten zahlien, damit sie von ihren Räubereien verschont blicbciiß Ter Kaiser, als dci bessere Mensch von ihnen Beiden, der noch nicht die schiimmcn Erfahrungen eines Siebzigers hinter sich habe, habe sich für den Frieden entschieden: er (der Fürs» habe kämpfen wolle», je eher, desto lieber. Diele Meiiinngsvcrschicdcnhcit sei einer der Gründe gewesen, auö denen er sein Amt niedcrgclcgt. sNach weiteren Gründen des Abganges zu forschen — die Ver suchung war grob! — mubte ich mir leider versagen, da Fürst v. Bismarck bereit? Herrn Nitterhans die Antwort hieraus ver weigert hatte. Während deS letzten ThcileS des Gespräches schien der Fürst überhaupt etwas erregter. Er unterbrach sich häufiger, wie lvcim er nach Worten suchte nnd stocherte mit seinem Stock mehr als sonst Im Sande und gegen die Vänme.s Von der Arbciterschntzgcsetzacbnng, äubcrte sich der Fürst, halte er nichts. Ec behandele die Sache aber durchaus «ins ira ot stimio. So lange ihm jedoch Niemand sage, wodurch der Arbeiter den durch die beschränkte Arbeitszeit verkürzten Lohn ersetzt erhalte, könne er dieser Gesetzgebung nicht zuslimmen. Er sei gegen alle ZwcmgSmabregcln, welche die persönliche Freiheit des Arbeiters beschränken und, wie bei der Regelung der Frauen- und Kinder arbeit. in die Rechte des patar Inmilicm clngrisfen. — Ich wandte hierauf ci». ob denn aber nicht vie Arbeiterschntzgesetzgebiliig eine Wetterführung der kaiserlichen Erlasse vom 17. November 1881 seien? — Der Fürst: „I ganz und gar nicht. Für die kaiserlichen Erlasse, die mein eigenstes Werk sind, an denen ich in Barzin ohne jeden anderen Menschen gearbeitet, trete ich voll und ganz ein. Die Grenzlinie zwischen Dem, was die kaiserlichen Erlasse erzielen, und der Nrbeiterschutzgesctzgebnng liegt aber genan da. wo der Zwang anfängt." Wenn man die Vorzüge solchen ArbeitcrschutzeS rühme, denke er immer an folgende Anekdote. Ungefähr im Jahre 1820 habe einmal ein preußischer GcneralstabSoffizier einen Merse burger Ppsthalter gefragt, wie sie sich denn unter preußischem Re giment fühlten ? — nnd die Antwort habe gelautet: „Ach, da haben wir nicht zu klagen: aber den L—. de» Leipzigern, hätten wir es auch gegönnt." Nochmals ans die Sozialdemokratie zmückkommend, äußerte der Fürst: Er habe die Absicht gehabt, die Befugnisse des Sozialisten gesetzes dahin zu erweitern, daß an Stelle der Ausweisung die Verbannung trete. Damit habe er aber im Staatsministerium ! nicht dnrchdcingen können. Die Negierung sei vielmehr ans den ncttio- ! nalttberalcn Bergleichsvvrschlag in der Kommiision eingegaiigen, das j Gesetz ohne die AnSweismigsbefugniß anzunehmen, und dann würde , er später noch viel weniger mit der Forderung strengerer Maß- ^ regeln haben kommen können. Er sei überhauvt Gegner von Kon- § Zessionen in den Kommissionen; er könne sich zn solchen nur Ncichs- ! tagsbeschlüsscn im Plenum gegenüber verstehen. — Aus meine Frage. ^ was wohl ciniretcn dürste, wenn nach Ablauf des Sozialistengesetzes ^ die Sozialdemokratie kühner vorgche. crwiedcrte der Fürst: Im letzten Grunde ist die Sozialistensragc, ich möchte sagen, leine militärische Frage. Wenn das Geschwür aufgegangen, j kann man die Ausschreitungen ja mit Gewalt Niederdrücken. Es Tritt dann vielleicht an die Stelle des jetzigen kleinen Bclageriings- ! zustandes der allgemeine, der Kriegszustand. Freilich geht daö nicht ans die Dauer. I Kurz ehe wir »ns dem Wohnhausc näherten, wo der Spazier gang varaiissichtiich sein Ende fand, fragte ich den Fürsten über seine Mitwirkung bei der letzten Militärvorlage bez. seine Ansicht über die Verwirklichung der Scharnhorst'ichcn Ideen. In seiner Antwort hieraus zeigte er aber große Zurückhaltung und berief sich auch daraus, das; er über Einzclhcilcii zu sprechen nicht befugt sei. ! Ter Fürst betonte seine Freundschaft mit Caprivi. — Ans meine ^ Frage, ob er eine Reise nach England machen werde, sagte der ! Fürst, das; er es selbst noch nicht wisse: vielleicht ginge er im ! Sepiembcr nach einem englischen Seebad. Er entschließe sich ge- ! wohnlich erst einen Tag vorher. ! Inzwischen waren wir an der Hinterfront des Wohnhauses ! angckomiiien, wo eine Außentreppe non wenigen Sinsen in das Spciic-'mmcr führt. Ter Fürst lud mich ein, näher zu treten, um mit ihn, daS Frühstück einziinehmen. <E? war nach halb ein Uhr>. Tas Speisezimmer zeigte eine elegante, moderne Einrichtung; die Längswand war zu einen. Drittel von einem Kolost'algcmälde des Kaisers bedeck,. An den, Frühstück nahmen nocki Theil: die Frau ! Fürstin, Gras Rantzau und der Gehciniselretur. Während des i Essens, weiches bis zwei Uhr ivährlc. lierrichtc die beste Laune. ! Von Poliitt wurde fast kein Wort, sonst aber von allem Möglichen gesprochen. Dresden wurde mehrfach erwähnt; die Frau Fürstin ! erzählte von einem Bestich dcnclhst vor 41 Jahren. Ter Fürst sagte, daß er im 1.18t>8 am Geburtstag des bachsel. Königs Johann zuletzt da geweien sei. U. A. erkundigte sich der Fürst nach „seinem Freund Fabricc". Auch einige reizende kleine Scherze gab der Fürst zu». Besten, über welche herzlich gelacht wurde. Sobald der letzte Gang scrvirt war, brachte Gras Rantzau Eigarren; der Fürst ließ sich jedoch eine Pfeife reichen. Nach einer halben Stunde wcttcrer zwangloser Unterhaltung erhob sich der Fürst und ich bat lim die Erlaubnis;, mich verabschieden zu dürfen. Ans meinen ^ Ausdruck des Tanles für den Empfang, reichte mir der Fürst wie derholt d>c Hand und gab mir durch eine Flucht elegant cingerich- tetcr Wohnräiime daS Geleit bis in daS Vorzimmer. Möge dieser Bericht dazu beitragen, irrige Meinungen, die durch Mißversläiidniise oder absichtliche Verdrehungen über die Amchau- imgeii des Fürsten v. Bismarck verbreitet worden sind, zu zerstreuen! vr. Erwin Reichardt. Kernschreib- nnd Fenlsprech-Berichte vom 19 Juli. Berlin. Verschiedene Blätier haben über die Nciscplänc des Reichskanzlers v, Caprivi berichtet, nach denen derselbe sich mit der Absicht trüge, bei den Königshösen von Dresden. München nnd Stuttgart ^niid vielleicht in einigen anderen Residenzen Besuche zu e nächste atic oriuivrn vrv rvruiorv v. Wlß bat sich erheblich gebessert. Appetit und Schlaf kehren zurück. Wiß- inann hat den Chef in der osiafnkanischen Schntzlruppc. v. Gravcii- renth, beanslragt, für die vielen, ans aller Herren Ländern cinge- tzangciien Beiveise von Tdeilnahme anlätzlich seiner Krankheit öffentlich seinen Tank anszusprechen, da eine Beantwortung ans anderem Wege uiiiiirmlich sei. — Ter süchsichc Knegsminister Gene ral Gras v. Fabricc ist beute ans Dresden hiereingctrosfen. — Ter Pcisoiieiiverkehrs-AilSschnß dcS Vereins deutscher Eisenbahii-Ver- waltlmgeii befürwortet für die bevorstehende Gcneralversamnilnng die Ablehnung des Antrages ans Einführung sogenannter Kilo- meter-Billets »ach dem Vorgänge Ungarns. Tic Ausgabe solcher Werthmarke» — Kilometer-Billels — verspräche schon deshalb keinen Nutzen, weil der Vcrkebr der Billct-Inhaber mit dem Schal ter nicht enlbehrlich gcmiictst, der Schattcrdienst aber auch durchaus nickt entlastet würde. Dazu komme der Hiiiziitritt einer neuen Sorte zn der Menge der schon vorhandenen Billetnricn. Ein dringendes Verkchrsbedürfiiiß sei nicht nachgewiesen. Im valkswirth- srhasllichen und kiienbabnlichcii Interesse liege vielmehr die Hebung des Lokalvcrkehrs. — Ter „Rcichsanz." veröstciitiicht amtlich den wesentlichen Inhalt der zwilchen Tcittichland, Großbritannien, Frankreich, Schweden und Narwegen, Dänemark und Lesterreich- ungarn unter Varbehalt einjährig», Kündigung abgeschlossenen Ucbercinkomnien, wegen gegenseitiger Unterstützung hilssbedürstiger Seeleute. DaS neueste dieser Aokominen ist das mit Ocslcrreich- Ungarn getroffene, welches am 1. d. M. in Kraft getreten ist. — Auf dem Schießplatz zu Kniiimersdols bei Jüterbog! hat gestern Abend die Explosion von zwei Geschosse» schweres Unglück ange- richtcl. Es würden von den dazu kommandittcn Mannschaften ver schiedcner Trnpvcntbelle Schießübungen angrsleUt, als ein größeres Geschoß, welches mil Krälmen in die Höhe gewunden worden war. »m in oaS Geschütz eiiiaesührt zn werden, ans der zu diesem Zweck brnntzlen Vorrichtung herimteritüizte und ans eine Granate fiel, die auf dem Mancrwerkc lag, ans dem daS Geschütz stand. Beide Geschosse krcpicten, 10 Mann wurden verwundet, einem Kanonier winde der Unterleib anfgcrisscii, derselbe starb bald darauf. Schwer Verwundet wurde ferner der Mariiiclcutiiant Graf Monts, demsel ben ivnrdc der Fuß zerschmettert und gilt eine Amputation für nii- vermeidlich. Die Arrzte wollten den Grafen Monte, der heftige Schmerzen litt, zuerst verbinden, er gab es aber nicht zu nnd bestand darauf, daß die Aerztc erst denjenigen Soldaten Beistand leisten sollten, die besonders schwer verletzt waren. Alle ttebrigcn. mit Ausnahme von dreien, sjzid schwer verletzt. Ein Artillerist, der. als r -qckUlunox pan xx .,gp »V
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