Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 20.11.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189011206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18901120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18901120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1890
- Monat1890-11
- Tag1890-11-20
- Monat1890-11
- Jahr1890
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 20.11.1890
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Z>i5eSSrrev W<r<Pi?r«Pton. Nr. 321. Seite 2. M» ^Donnerstag. 2V. Nov. 1XV1» »erker. die in den letzten drei Iahten sich mehr ol» IS Wochen der Arbeit entzogen, deS erwähnten Vortheil» verlustig geben. — Obwohl Proi Koch ausdrücklich erklärt hat. daß sein Heil verfahren bei Lungenschwindsucht nur im Anfänge der Krankheit Erfolg verheiße, nicht aber in veralteten Fällen, bat sich der mit dieser Krankheit Behaftete» ein wahrhafter Taumel be mächtigt Lungenkranke sind ja immer lioffnnngrielia! Bon allen Seiten ströme» nicht blas die Aerzie. sondern die Lungenkranken nach Berlin und wenn da» so fort gebt, wird Berlin bald viele Lausende von Schwindsüchtigen in sich schlicken. Tie Lungrncur- vrie veröden: io ist es z. B. in dem bekannte» Luftkurort im TaunnSgebirge am Main, der im Winter von zahlreichen Lnngen- krnnken besucht wurde, ziemlich einsam geworden. Leider treten Manche die Fahrt in einem Zustande an. der es eher räthlicb er scheine» liehe, da? Wagnis; zu unterlassen. Welch' unglaublicher Andrang um daS neue Heilmittel Koch'S herrscht, läßt sich schon daraus erkennen, datz die Kaiserin für ei» Armenspital um eine Fle.'.he durch den UnterttchtSminister Goßier ersuche» lies;, und dich dieler erst nach langen Bemühungen das Mittel erhalten konnte. ES ist lelbstversiandlich, d>ch bei dem ungenügenden Borralh da-S neue Mittel nicht immer in der ursprünglichen Starke, sondern in Hark verdünntem, und somit auch in minder wirknngSvoUrin Mähe hergelielll wird. Bon Koch wird inikgetbcilt, daß er sich von der praklisihen Seile der Frage seiner Heilmethode vollkommen zurückgezogen und die weitere Ausarbeitung seiner Methode seinen bisherigen Mitarbeitern und der ganre» Welt überlassen hat. wah- >end er leibst sich in iei» Laboratorium zurnckziehk. um weiteren Fouchungen zu leben. Tauiendsachen Anfragen aus der Welt seht er beharrliches Schweigen entgegen und schlicht sich von drr'Ailßcn- welt ab. — Wie von zuständiger Seite versichert wird, hat sich der Etadtcath mit dem Gesauten. dieMatlielliiche Neptungruppe uns dem Garte» des Sladtkraiikenhanies an einen anderen Ort zu versehen, zur Zeit noch gar nichi beschäftigt. — Nnnmebr bat auch Dresden seine E h rhsantbe m n m - s'lusstellliiig. Dieselbe ist gestern Vormittag II Uhr im weibe» Saale der ..Drei Raben" ans der Maricnslrake eröffnet worden und wird daselbst bis morgen Abend ihre reichen, vielseitigen Blumen Schahe zeigen Zweck derselben ist. in der gerade jeht binmenärnisten Zeit des Jahres ein weiteres Versländiiiß und In teresse süc das Ehrviaiilliemiim zu erwecken. Den Erlös an Ein trittsgeldern, Llnmenverkans re. hat Herr Hoflieferant Kunst- und HandelSgäilncr Rülcker als Untemchmer dieier imposanlen AnS- rteünng znm Besten deS 'Albcrkvereins bestimmt. Das bescheidene Aschenbrödel Ehuüanthemnm, das zur farbenpiächlig geschmückten Prinzessin iw Blumenreiche an'gerückl ist, wird bekanntlich in Java» und China seil uralten Zeilen »nt Borliebe und Neigung kuUivirt und hat in den lehten Jahrzehnte» in England eine udercaichend vielseitige Züchtung in Hnndccren von Spielarten empfange». Obgleich ent iett 3 Jahren in Tcntichland, speriell in Dresden, zu Enllnr zwecken zu Hanse, hat die neue Orakelblnme doch schon große Bcrbrcitnng gesunden. TieS zeigt der erste Blick ans d>e hübsch arraiigirle. einem sauberen Schmuckkästchen gleichende Ausstellung mit ihren ID Arien in rmid H«.D Eremplarcn. Pflanzen in Bnichform und in Hochstammsormen, abgeschnitlene Blumen nach dem Muster englischer Aiie-!Ie!l:,ngsblnmen gezogen, geben ein Bild von der Pracht und der Btelsciligkeit dieser Pslanzenact. cörnbpen von schönen Blattpflanzen, als Palmen, Lorbeeren und Farcen aller Art, bringen angenebmm 'Wech'el in den mit den Bülten deS Königspaares geschmückten Blnineniaal. Azalee», Cyclamen. Dracacnen, Hyazinthen, Eaiiiclien, Nelken, Priniclii. Tulpen re. bilden die andere Ausschmückung. Tie Bindereien von Ehrysanlhcinnin prophezeien dieser neuesten Modeblnme eine grosse Znknntt, iodaß Frankreich und andere imporlirende Staaten nicht mehr unseren Tieibhänsern nnnöthige Eonknrrciiz bereiten dürsten. Möge die schenswertlie, bestens zu emofehleiide AnSslellung einen recht befriedigenden Berlanf znm N'nhen ihres edlen ZrveckeS und zu Ehren der gesammten Dresdner Gärtnerei nehmen. — In einer vor Kurzem in Wien abgchallcnen Ausstellung erregten die Einrichtungen dreier Zimmer für Schloff Lichlcnega. da-S Heim der iiingst vermahlten Erzherzogin Marie Palette, durch ihre ebenso originelle wie nilvolle und gediegene Einfachheit un gewöhnliches. aber auch ivohlbcrechkigtes Aussehen. Tie hohe Frau, welche tür Alles, was ihr Gehnrlsland Ungarn betrifft, regen und warmen Anlhcil belnndcl, hatte als Stoff für Möbel und Gardine» dieser drei Zimmer einen neuen Zweig sicbenbnrgiichen Gcwcrb- sleiffes, nämlich die K alotaszeg B a rrotla s, d. l>. Baucrn- silckere>en ans Kalotaszeg. gewählt. DaS eine dieser Zimmer iil in trepvartigen Leinen, dicht mit weiffcm Stcrnniiislcr bciät, welches wiederum mit lüiislleruchcr Turchbrnchaibeit nniermischt ist. ons- geslattet. DaS zweite, ein N'anchziinmcc. ist in demselben starken, kramen Leinen gehalten, auf welches ein reiches Muster mit starkem, lrirkischrothem Garn gestickt ist. Der dritte Raum, ein kleiner Salon mit weißem Leinen und hellblauer Stickerei, macht einen überaus lieblichen Eindruck. Tie Fenster- und Tbürvorhängc zeigen in alten drei Zimmern dieselbe herrliche Arbeit, sind mit Seide cibgenttlert und mit starken Klöpvclipihen beseht. AllcS ist stilvoll, reich und malerisch zugleich, da die wenigen Falben so 'chön harnwiiiren. daß das Auge sich befriedigt am Ganzen weidet. Archer diesen derben Stickereien gicbt eS noch eine sehr feine und künsticrifche Art. die auf dünnem Leinen, in mattfarbiger Seide. theikS ans gezogenen Fädc». theilS mit Jüllstichcn io dicht ans- genihil wirb, dach vom Leincngrnnd fast nichts zu sehen ist. In dieier Art von Stickerei erhielt Erzherzogin Matte Palette pracht volles Tischzeug. welches Zengnch ablegt von der Emsigkeit und Ausdauer, mit welcher die nebenbürgischrn Banersraucn und Mädchen arbeiten. Obne Gold und buntes Gcmrich von Farben werden mit einfachem Material Effekte erzielt, die durch ihre Ge diegenheit. dem überraffinirten LnrrrS unserer Zeit gegenüber, die wohlrhnendste Abwechselung bieten. Das krevvartige Leinen iit Spezialität und kan», bestickt oder nicht, üb» bis M Jahre gebraucht und unbeschadet gewaschen werden, sowie auch die Kräuselung des Leinens, deren Nachahmung unmöglich ist. sich dauernd erhält. Dreier Dauerhaftigkeit und besonders auch de? billigen PreffeS wegen sind die .ttatolaSzeg-VarrotaS höchst empfehlenswert!». Wohl giebk es in Knnsigewerbe-Mnsee". derartige Arbeiten: aber als ein heitliche Ans'lattnng für Zimmer. Möbel n. i. w. benäht, bielet nn? die Panerrislrckerci etwas ganz Neues. Eine Prvbcicndiiirg dieser Stickereien findet man allein bei A. E- Hossarth. Waffen barisstraffe HZ. wo außerdem noch andere geschmackvolle weibliche Handarbeiten in großer Auswahl zu haben sind. — Die Deutsche Slraßenbabn-Gesellschafl wird mit Eröffnung der Linie Bergketter-Schlei. Bahnhof die bisher in: Gange befind lichen S m n r b n s - W agen . welche den Berkehr zwilchen Alt- »nd stc'ensladt vermittelten, sämmllich ciiiziehen, da nunmehr die Fahrgelegenheit zwilchen Alt- und Neustadt vollständig gedeckt rir. Hoffentlich werden die bisher gebrauchten schönen Perron- Wagen dem Borort Berkehr zugerheilt, wo das Gelcisrahrcn noch nicht möglich ist. weil — eben leine Geleise liegen. Die bisherige Fahr-Geiegenheit war z. B, nach Grnna sehr primitiv. - Enrioie Dinge crgieb, die PrariS der ne neu InvaI iditäts- veriichernng. r^o hat sich herarrSgestcllk. daß eine erhebliche Anzahl von Wahlen der Arbcikervcrtreler iür die BersicherringSanstalten ni'.grltrg sind, weil die gewählten Arbeiter in ihrer Familie ei» Dienstmädchen hatten, deshalb auch Arbeitgeber sind und nach dem Buchstaben des GöietzeS nicht die Arbeiter in der Vcrsicheriing-s- anslait vertieren können. — Der am Dienstag Abend im Saale deS Lincke'ichcn Bades abgehalterrc Familicnabend der Mc> rtin - Lnthcr - Geincinde wae nberans zahlreich besucht. Der freiwillige Kirchenchor crössrretc oerr Abend durch den Vortrag der „Arie" und „Chore" ans der RecormalionSkantate von Albert Becker und ernlcle für denselben lebhaften Applaus. .Hieraus hielt Herr Archrdiakoniis Wäger einen interessanten, durch treffliche Ncbelbildcr des Herrn Mechanikers Kandier nnterstützten Bortrag über „Pier Lrrihcrstätten", nämlich: Eislebcir. Erfurt, Wittenberg lind Eisenach nirl der Wartburg, über all ans geschichtliche Dhaffachen hinweisend und die durch Luther berühmten Stätten schildernd. Reicher Beifall ward sowohl dein Herr» Vortragenden, als auch dem Herrn Darsteller der N'cbrlbildcr als Tank zu Thcil. ES folgten dann noch ein Instrumental-Vor trag (Arthur Riffle. Eomervatorist) und Lieder sür gemischten Chor. — Tie Schüler des Fre'cherrl. v. Flet che rächen Seminar» der Prinzessin Feodora von Tchle-wig-Holsteli, — betucht. Er bot ' " lndc geologische Skizze», deren Gesammthcit den Bettuch einer bildliche Darstellungen (Nebelbildcc von bedeutender Licht- nnd Farbciffchürlc) unterstützt, die einzelnen Perioden der Neil- nnd Um gestaltungen durch, bi» zur Erscheinung des Menrchen und zu den Veränderungen der Erdoberfläche, welche die Alluvialgebilde herbei- führten. Es wird nrit Freuden begrüßt werden^ daß sich Herr Amdeig aus vielfach geäußerte Wünsche entichlolsen hat. noch 3 Expcrinrental-Vorträae zu ballen und zwar am 22.. 25. und 27. d. im Saale des Neustädter Easino's lKonigstr): der mit so großem Beifall ansgenommene Bortrag über .Elektrizität" wird an einem dreier Abende wiederholt werden. — Ein Akt ehrender Pietät für den verstorbener' Branddirektor R i ff vollzog sich gestern Bormittag a»f dem Trinitatist'ttedhose. woselbst sich das Grabdenkmal desselben befindet. Der Vorsitzende deS sächsischen Feucrwcbrverbandes und des Verbandes der Feuer wehren Dresden und Umgegend, Herr' Brandduekivr Oescr Cölln a. E. legte einen Lorbeerkraiiz ans das Grab unter entsprechen den Widmringswortcn nieder. Dasselbe thalen im Aufträge ihrer Wehren die Herren Kaufmann Nauinann-Tbarandt, Eommaiidaiit Händler-Planen, Brandmeister Hcrrmairn-TreSde», mehrere andere Kollegen. Fainttienangehöiigc, Freunde und Bekannte deS Heim gegangenen. dessen Sterbetag ant de» l!>. Nov. fällt. — Der Ausstoß deS Waldschlößche n-B v ckb i e r e s beginnt mit heule im Faß und in Flaschen. Der in Flaschen gebannte Bock schmeckt besonders hochfein. — In der Nacht znm Sonntag entstand in einem Pserdcstall des Gaslhoicö zirni Eillkrclscham zu Großhen »e rsd v r f. in welchem sich ein anSwärliger Lohnsnbrmann wegen seiner Psirde milnieder- gclegt hatte, ans noch iinerkläcie Weise Feuer. 'Ais er durch die Ausregiirig der Pferde erwachte, war der Stall schon mit Rauch nnd Feuer angesnllt Tie beiden Pferde, welchen dre Schweife nnd Kammhaarc verbrannt sind, überdies aber mit bedeutenden Brandwunden bedeckt waren, rasten nach LoSlöiuirg in ihrer Angst nnd von Schmerzen gepeinigt fort: sie wnrden gegen Morgen tn Hernihiit eingefangcn. — Gestern Averrd in der 7. Stunde ward ans L aubega st c r Revier die dem Gärlnereibesitzer Seidel i» Striesen gehörige große Strobsiimc durch Feuer zerstört. Zahlreiche Spriffen »vareir zur Unterdrückung deS weithin sichtharen FenerS berbeigeeilt. — In M ittcliaida ist der 72jährige Pcivatns Friedrich Cliregoll Erlec vom Schemieirboden durch das »ogeiiaimie Baltenloch anj die Schennenlenne gefalle» und war sofort eine Leiche. — Im Gaslhoi zu Lanta bei Marienberg kam es am Sonntag in Folge eines Wortwechsels zwischen Eiviiiste» und Marieiiberger Soldaten zu einer blutigen Schlägerei, bei welcher das Messer eine Rolle spielte. Tie Soldaten mußten wegen ge fährlicher Bcrwnndnng dnr-b Messerstiche im Lazarett» untergebracht werden. Auch Eiviliiren »ollen verlcffl worden rein. — Das neue ReichSposigebäiide in W nrzc n wird nniimchr am nächsten Dienstag dem Verkehr übergeben. Zur Feier dieses Tages veranstaltet die Stadt ein Festesten, zu welchem auch Se Excellcirz der Generalpostincister Dr. v. Stephan erwartet wird. — In Pirna sind in der Nacht znm Dienstag zwei Pferde mit Lastgeichirren g c st o h l c n worden. Die Pferde, ein Mohren schimmer und ein Brauner, gehören einem Baumeister in Galtteuba, — Gestern früh fand der rontwlrreiide Streckenwärter der G roßc n b a i n -Eoltbrffcr Eisenbahn am dem Bahndämme un weit der Scdliffer Weges einen Leichnam, welchem beide Berne vom Zuge abgefahren waren. Der Unbekannte, welcher weder Papiere, Geld, noch sonst elwaS hat nnd dem die Kopfbedeckung fehlt, scheint vor seinem Tode große Schmerzen crusgehallcri zu haben, da dec Erddoden in seiner Nahe ganz zerwühlt war. Ais man die Leiche anssaiid, war sie noch warm, doch Hallen alle Wiederbelebungsversuche nicht mehr, da der Körper bereits ver blutet war. — Sch w nrgeri ch t. Am Abend des 30. August d. I. wurde ans dec MaschinenliauSstraßc ein junger Manu, der Tuch macher Bricffc. durch euren Messerstich tödtlich verletzt. Ter Hand arbeiter Gustav Adolph Werner war gestern ans Grund dieses Vorganges wegen TvdtschlageS vor die Gcichwvrencn verwiesen. Man hat es in dem am l l. April 1863 ;n Stern bei Harrenstem geborenen, seit ca. einem Jahre vcrheiralhetcn nnd schon nrchrsach bestraften Angeklagten mit einem zu Gervaltthätigkettcn geneigten Meirichen zu rhrrrr, wie schon die Vorstrafen W.'s beweisen. 'Am 30, Angnst, eines Soirnadcrids, verließ der Angeklagte, begleitet von mehreren Arbeitskollegen Abends i> Uhr die Fabrik und in der Tradt würde hieraus dem SchnapS und Bier tüchtig znge- sprochen. Spater verfügte ni.ni sich in die Gaslwitthschafl zur» Stettiner Hoi" ans der Maschincnhansstraßc und dort veläsiigic Werner eine» Thcil der Gäste io lange, bis man den aiigelninkcnen Ruhestörer mit vereinten Kräften an die frische Luft spcdirte. Kur; darauf fand sich der '.Angeklagte wieder im Gastzimmer ei» und begann, erbittert über die ibm verabreichten Prügel, auf's Nene durch drohende Redensarten die Anwesenden zu reizen. Ec be dauerte insbesondere, nicht von dem Messer Gebrauch gemacht zu haben und als er sodann, namentlich von dem Wirll» Hcrbrig, ver gebens ermahnt war, Ruhe zu halten, passirtc es ihm wiederum, von den entrüsteten Gärten unter Mitwirkung H.'s ans die Straße gebracht zu werden. Hierüber geriet!» Werner in die größte Wutt,: man vernahm die 'Acnßernng, er werde Alles über den Hanse» stechen und diese schwere Drohung machte W. auch wahr. Troff der Dunkelheit haben mehrere Zeugen, die von den Fenstern des HauieS ans den Erceß beobacirtetcn, ganz deutlich gesellen, daß der Angeklagte blindlings auf seine Gegner loSschlug Aniciriglich halte noch Niemand eine Ahnung, datz sich der rohe Bursche hier bei eines Messers bediente. Von einem Stich in s Her; getroffen, brach der bedarreriisiverlbe Tuchmacher Brieffe entseelt zroammcn und der Messerheld ergriff nun eiligst die Flucht. Er kam jedoch nicht weit: seine Verfolger holten ihn bald er» nnd führten den Angeklagten, der inzwischen das Messer heimlich weggeworfen, zu seinem am Boden liegenden Opfer zurück. Werner warf sich, nach dem man ihn ans dre traurigen Folge» seiner That hingewiescn hatte, neben dem Entseelten nieder und stellte sich von diesem Zeitpunkt ab als völlig besinnungslos. Präs.: „Geben Sie zu, daß Sie den Tuchmacher Brieffe todtgeslocben haben ?" — An gel!.: „Nein!" Präs.: „Wie kommt das?" Angekl.: „Ich war ganz betrunken nnd kam erst Morgen?, als ich aus der Polizei er wachte, wieder zu mir." Bei Beginn der Untersuchung bestritt der Angeklagte znnäihst. daß er überhaupt ein Messer bei sich geführt habe und das am nächsten Morgen ausgcfundene Messer erkannie er anfänglich gar nicht als sein Eigenst»,m an. Nach den Ergeb nissen der Bcweisarisirahme war bestimmt anzunchmen, daß auch die Verletzungen der Zengcn Wolf. Henscl und Israel von den Messerstichen W.'s Iierttilirten. Herr Staatsanwalt Dr. Bähr er achtete in erster Linie rür erwiesen, daß der Angeklagte sich der vviräfflichcn Tödtrrng schuldig gemacht habe und beantragte anderen Zolles Bejahung der ans vorsätzliche Körpernerlcffnng mit tödt sichern Erfolg gcrichlclen Schiildsragr. Die Trunkenheit Werner s als Milaeriingsqrnnd anzrischen, sei bedenklich. Tic Vcrtlieidigiing, gerührt von Herrn Rechtsanwalt Richard Schanz, vertrat die An schauung, daß der Angeklagte infolge seiner Trunkenheit einer be- stimmlrn, ans Tödtring gerichteten Absicht nicht fähig gewesen ist. immerhin aber der Annahme inilvernder Umstande noch zu em pfehlen sei. Tic Geichworenen nahmen nur vorsätzliche Körvcr- vcrleffnng mit tvdtlichcm Erfolg an, verneinten avcr die ans mil dernde Umstände gerichtete Frage nnd hiernach wurde Werner ge mäß 8 220 deS R.-Tlr -G 'B. zu 0 Jahren Zuchthaus und 8 Jahren Ehrcnrechtsverliist vernrcheilt. — Hiermit war die 4. VierteljndrS- sitzring deS Schwurgerichts beendet und der Vorsitzende, Herr LandgerichtSdircktor v. Kpnw, entließ nunmehr die Herren Ge schworenen unter Dankcsworten sür die bewiesene Thätrgkcit. hielten am Sonntag eine Jnstriimental-VortragSübung ab. ich' .. . . , . bei welcher von dein irigendlichcn. arrS ca. 40 Streichinstrumenten be stehenden Orchester (unter Leitung des Herrn Oberlehrers Sepssint) die Hasfncr-Serennde non Mozart. Skizzen für Streichorchester von Götze und Werke von Schumann und Gluck mit befriedigen dem Gelingen zur Aussülmrng kamen. Außer dielen Orchester-Pro duktionen wurden hübsche nnv korrekte Vorträge sür Violine, Cello, Elavicr. Violin-Duetle re. geboten, die alle ohne Ausnahme von der gediegenen Musikpflege des Instituts zeugten. — Auch der vorgestrige vierte Bortrag des Herrn Physikers Gustav Amberg, welcher eigentlich der letzte sein sollte war wieder außerordentlich zahlreich — u. A. auch von Ihrer Hoheit TanrSkeschtchtt. Deutsches Reich. In der Arbeiterschntzkonimission des Reichs tages wnrven nach läMrer Debatte die Anträge Klemm nnd v. Kielst, sowie die Anträge v. Stumm zu 8 125 (Koniraktbrrrch) abgelehirt, da gegen wurdendieAnlrägeGulfleiich undLetochaangenommen. Da 14 verschiedene Anträge Vorlagen, welche sch zum Theil modisizirten. »var die Abstimmung eine ziemlich verwickelte. 8 125 lautet nunmehr: „Hat ein Geselle oder Gehilfe rechtSwidttg die Arbeit verlassen, so kann der Arbeitgeber als Entschädigung snr den Tag deS Vertrags brüche» und jeden folgenden Tag der vertragsmäßigen oder gesetz lichen Arbeitszeit, höchstens aber für sechs Tage, den Bclraa des ortsüblichen Tagclohns fordern. Diese Forderung ist a» den Nach weis eines Schadens nicht gebunden. Durch die Geltendmachung derselben wird der 'Anspruch auf Erfüllung des Vertrages und ans weiteren Schadenersatz ausgeschlossen. Dasselbe Recht steht den Gehilfen oder Gesellen gegen den Arbeitgeber zu. wenn er von diesem vor rechtmäßiger Beendigung des Ärbei'svcrhältnisseS ent lassen worden ist." In dieser Form wurde 8 125 mit 1t gegen 11 nnwescnllichen redaktionellen Aenderungen nach der Vorlage ange nommen. Die ,Kr -Ztg." schreibt: Als ein Zeichen der Zeit müssen ». A. auch die zahlreiche» SitllichkeitSverbrechen betrachtet werden, welche neuerdings eine stehende Rubrik in den Blättern bilden, »amentlich in solche», denen es vor allen Dingen mn .sensationelle" Begebenheiten zu thun ist. Wir haben mit Rücksicht auf un»'eccii Leserkreis einige der icheußlick»ten derartigen Verbrechen, welche jeder Vorstellung spotten, bisher nicht erwähnt, tönnr» aber mit Rücksicht ans nnsere Stellung als öffentliches Organ, welches über die zeitlichen Zustände zu berichten hat, derartige Dinge nicht gänzlich mit Stillschweigen übergehen. Wenn wir z. B. lesen, daß ein nennjähriges Mädchen »eit längerer Zeit die Wege gcwerbs- mäßiger Dirnen wgndelt, daß ei» zwölfjähriger Knabe, welcher mit etwa 20 Altersgenossen dieses Mädchen besucht bar. min nn einer nicht näher z» bezeichnenden Krankheit darniedersicgt, daß endlich eine Arbeiterfrau in Eharlottenbnrg ihren fünfjährigen Sohn zu unsittliche» Hgiidlungen gezwungen hgt, welche dieser dann mit einem siebenjährigen Mädchen sorksetzic, dann muß jedes Gesülü, in wclcheni »och nicht der legre Nest von Sittlichkeit erstickt ist, »itt Sorgen erfüllt werden, wohin dies noch führe» soll. Durch eine Verfügung deS Fürstbnchoss Kopp wird i» dem thevlogirchen Konvikc in Breslau für Smdenlen. welche tünfttg als Priester in polnischen resp. ntraanii'Iijchen Gemeinden Verwend ung linden sollen, der volinsche Sprachunlerricht erngerichlet. Der Unterricht soll ausschließlich prattnchen Zwecken diene», um die Stndircnde» der Theologie für später:n befähigen, Beickste und Eommniiion-Unlcrrichk zu crtbeile», sowie in Beichtstuhl, am Kraiikenbctt nnd aus der Kanzel mit Erfolg wirlen zu können lieber dem Hanple des Pros. Koch hänfen sich gebührende Ehren. Zahlreiche Arrzlcverbäiide folgen den» Beispiel Wiens, ihn znm Ehrenmitgllcde zu ernennen und auch die Stadt Berlin schickt sich an. ihn zum Ehrenbürger zu mache». Die „Hamb. Nacht." erfahren, daß der neue preußische La»d- wirthschaftsmiiiitter v. Heyden den prinzipiellen Standpunkt seines Vorgängers vertrete: er werde das Vieheinsnhrverbvt aiisrechlerhalle». Der Pariser „Matin" veröffentlicht rin an oie Marguise Bloancville, die Tochter des MarschaUS Davonst, gerichtetes Schrei ben des Generalseldmarjchatts Grasen v. Moltte, in welchem dieser »ns die Reklamation drr Maraniie erklärt, die von ihm in einer RcichstagSrede erwähnte Koiifiskatian der Hamburger Bant durch den MniichaU Danonsl sei eine historische Thaliachc. Davonst habe offenbar »nr ans Besicht der Regrernng handeln können: er (Moltte» bedauere, daß seine Worte dahin inlerpresirt werden könnten, als ob Davonst ans eigenem Inieressc vorgegangen wäre. Eapiivi's . . . Verlobung, da? ist das Allerneueste, was ein GennesiickeS Blatt unter Hinweis auf die Mailänder Entrevne seinen anspruchsvoUeii Leier» mitzittbeilen in der Laae ist. Danach würde das Italienisch Deutsche Bündnis; demnächst durch die Ver mählung des Kanzlers mit Signorina Erispi, der recht niedlichen Tochter Ettspi's nnd der Donnn Lina, deninächst feierlich besiegelt werden! Also wieder eine hochpolitische Ehe! Schade mir, das; weder linier Reichsknnzler noch die kaum den Kiiidettchlihen enl- wachsciie Tochter des ilasieniicbcn Ministerpräsidenten davon elwaS wissen. Professor Koch hat dcm Eonespondcnlen des „NewyorkHerald" erklärt, daß er mir durch die Millheisiingcn in den Tagesblättcr» gezwungen worden sei, zu einer „vorzeitigen Verössciittichiing" zu rchreiten. „Ich Pin", sagt Koch, „zur Erholung eine Woche von Berlin fort gewesen, allein, duffe Thatiache hat nicht verhindert, daß täglich angebliche Inlrwviews und Erklärungen von mir ve» össeiitsichr worden sind. So veröffentlichte ich meine vorläufige Schm!, obwohl ich mir wohl bewußt bin. das; Kritiker ragen können, meine Methode zur Heilung der Lniigeilttiberenlosc könne bis jetzt nicht als drsiniliv und als sicher gegen eine Wiederkehr der Kraiikyeil angesehen werde», denn meine klinischen Erper,meine an Menschen reichen nicht weiter als sechs Monate zurück. 'Aeußere Tnberculose wird jedoch definitiv geheilt und das schreckliche bar barische Verfahren mit dem Löfsellratzcn ist sicher vorbei. Ich per sönlich bin auch überzeugt, daß Diejenigen meiner Patienten, deren .Lungen nicht ernstlich verletzt und durch die gefräßigen Mikroben ! weggerclstk worden, wieder vollständig geinnd wcroe». Dicicnigcii ! aber, deren Lungen fort sind, weiden sicher nicht lange mehr leben können, denn die medizinische Kunst kann noch leine neuen Lungen verstellen. Ich cgpcrimeniirc angenblicklich wegen Herstellung eines Lnngenpräservattvs. welches bei den einmal angegriffenen nnd ge bellten Lungen angewandt werden soll. „Der Ginad, ive-shalb rch die Znsaminenietziing nnd die Methode der Herstellung nicht ent hüllt habe", fuhr Tr. Koch fort, „ift der, daß Hnnvcrke mifähigec Aerzie dasselbe sofort Herstellen nnd anwcndeii und da sie nicht die üölhnzc Kenntnis; und Erfahrung babe». unberechenbaren Schaden verursachen würden. Ich glaube, daß die Zeit kommen wird, daß die Schwindsucht, wenn »ich! von der Liste der Krankheiten ganz gestrichen, doch eine seltene Krankheit werden und nur dann tödt lich enden wird, wenn sie in den früheren Stadien vernachiässnst wird. 'Allein, einzelne Personen und Regiermiaen werden mehr thnn müssen, als bisher, damit die von den Erforichern der Hygiene enidcckten GesiindheilSgcsetz: angewendet und allfgezwimgeil werden. Ter Kai'cr hat mich zweimal zu sich berufen und Berichte über meine Eioeeimenle cillgcgriigcnomnic», nnd ich kan» wenigstens sür Teunchland einstcheii. daß, obgleich die Iniektioiisstüssigkeit augenblicklich noch etwas lhener ist, sie sür die ärmsten feiner Untei- Ihaiien erreichbar sein wird Nein, die Welt muß mir nickt danken, den Herstellern moderner Mikroskope sollte man danken Vor zehn Iabrcn ivar mit den damaligen Instrumenten der Bacillus der Tuberenloic nicht zu sehen " Fürstbischof Kopp hat ans Anlaß der zahlreichen Meineide im «chwiirgerichtsbezirk OvPeln 'Ratibor die Geistlichkeit zu cnl- sprccheildcn Belehrungen und Mahnungen der Bevölkerung am« gefordert. Unter den zahlreichen, ans aller Welt nach Berlin zur Kennt- iiißnahme der Koch ichen Methode herbcistromenden Aerztcn befin den sich auch die Leibärzte des Königs von Württemberg, der be- kanntiich selbst schwer leidend ist. AIS in Odern. Kicis Thann im Elsaß, Morgens die Familie des in Wesserling beschäftigten Fabrikarbeiters Leander Arnold nicht zinn Vorschein kam, wurden die anderen Hansbeivohner besorgt und machten der Gendarmciic 'Anzeige. Dieselbe fand die Wohn ung verschlossen, bemerkte jedoch in, Innern der sonst unheimlich stillen Wohnung Licht. Dem die Thür anfbrcchenden Beamten bol sich ein schrecklicher Anblick. Mitten zwischen fünf Kinderleichen im 'Alter von 2 bis !> Jahren, zwei Knaben nnd drei Mädchen, lag die Mutter derselbe», ebenfalls tobt. Allen waren die Kehlen durch schnitten: die Leichen schwammen nn Blut. Die Kinder waren nur mit dem Hemd, die Mutter jedoch fast völlig bekleidet. Letztere hielt in ihrer erstarrten Hand noch das Moldiverkzeng, ein altes Rasirmcsscr. Sie hatte damit ihren Kindern den Tod gegeben, nnd die?, che sie Hand an sich leibst legte, mit Kreide ans den Tisch geschrieben, auch einige AbschiedSworle an ihren Gattcn, welcher ahniiiigslos etwa ''/« Sttmden vor der That seiner täglichen Arbeit nachgrgangen war. Wohl war von den Hausbewohnern Schreien der Kinder gehört worden, dasselbe war jedoch bald verstummt und nickt auffällig gewesen. Das älteste Bübchen hatte, wohl schon mit der tödilichc» 'Wunde und >» der Todesangst, unter das Bett kriechen wollen, das längste Kind, ein Mädchen, lag halb unter seiner Mutter. Furcht vor Strafe wegen eines kleinen Dieb stahls. wohl mehr aber die Furcht vor dem Zorn ihres rechtlichen Mannes, der von ihrem Vergehen noch nicht? wußte, auch die Ver zweiflung vor .Hunger und Notl» scheinen die Unglückliche zu der grausigen Tliat getrieben zu haben. Oesterreich. Tie österreichisch-ungarische Zollkonserenz been digte ihre Bcmtbnngen. Ter „Presse" zufolge, wnrden alle auf die geplanten Verhandlungen mit Deutschland sich beziehenden Fragen eingehend erörtert nnd eine Verständigung darüber erzielt. Ter Professor der Chirurgie Hofralh Albert i» Wien hat sich zu Beginn seiner klinischen Vorlesung über die Koch'sche Entdeckung wie folgt geäußert: Er sei iiitervcllirt worden, warum er die Am putation vor Kurzem in einem Falle vorgenommcn und nicht auf das Koch sche Verrohren gewarwt habe. Darauf erwiedere er: Wir müssen ruhig Blut und Nüchternheit beobachten — wie Koch selbst —, von dem Taumel, der die Menschheit erfaßt, steche die äußerste Vorsicht und Nüchternheit Koch'S sehr ab. Er selbst ist streng objektiv, sagt, das; er noch nicht wisse, ob nicht Recidive Vorkommen, und spricht sich, wie es von dem großen wissenschaft lichen Manne nicht anders zu erwarten ist, rcservirt aus. Diese Ruhe ist um io gebotener, als ja Tuberkulöse immer sehr hoffnungs voll find, und es wäre eine furchtbare Enttäuschung für sie und ein immenser Nachlhcil für Koch selbst, wenn die Methode, die solche Begeisterung hcrvorgernfeu hat, in Mißkredit käme, weil nicht alle Elwartnngcn erfüllt worden. Koch selbst sagt sowohl mit Bezug aus PHIHisis als aus Gclcnklnbcrknlosc. daß er die
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder