Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.11.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-11-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187311236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18731123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18731123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1873
- Monat1873-11
- Tag1873-11-23
- Monat1873-11
- Jahr1873
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.11.1873
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1 Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. Ltlacll», »»> Lrpclttioa Johannisgaffe 33. ^ gMüw. Redacteur Fr. HSttarr. Sprechstunde d. diedattien Pormuiag« von N—N Udr Richmillag» von 4—d Utzi. hme der für die nilchst- »e Nummer bestimmten Lle an Wochentagen bis Mr Nachmittags, an -o»n- «»Festtagen früh bis Uhr. FWe für Zuskraleaaullahme: vtv Llemm. UnwersitLtsstr. 22, Weis Lösche. Haiustr. 21, Part. — 1 ! 1 > > >>' I> » Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. «,!>«,- U.«0«. Ad,»,rment«prkt» vierteljährlich 1 Thlr. Id Rar., incl. vringerlohn I Thlr. 20 Rgr. Jede einzelne Rümmer 2'/, Rgr. Belegexemplar 1 Rgr. Gebühren siir Extrabeilagen ohne Postbesdrderung il Thlr. mit PostdefVrderung 14 Thlr. Inserate 4gespalteneBourgoiSzeile I^/,Ngr. Srvßer« Schriften laut unserem Preisverzeichnis. Verllnne« »ater d. Sedactisnefklch die Spaltzcil« 2 Rgr. W 327. Sonntag den 23. November. 873. ßrettn» Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten a« L8. November ». o. Mbend- Uhr in» Snnl« der I. Bnrgerschnle. Tagesordnung: I. Gutachten deS Bau- und Oekonomie-AuSschuffeS über: n. Verpachtung zweier Wiesen- parcellen; d Burwechselung alter und bez. Anschaffung neuer Schleußendrckel; e. die defin tcve Feststellung der nach dem nördlichen Bebauungspläne projectirten von dem sreün Platze bei der Gasanstalt au-gehenven und mit der Berliner Straße parallel lausenden S'.roße; ä Conto 25 bi« mit 29 de« Hau«haltplane« für 1874. H. Gutachten de« Ausschusses zur Gasanstalt Uber: ». Emführung der Gasbeleuchtung in der Sebastian Bach-Straße; d. Vermehrung der Beleuchtungsanlagen an der Promenade; o daS Budget der Gasanstalt sür 1874. Ul. Gutachten de- Schul-Ausschusses über: » die Fachlehrerhonorare; b. die Eonte« der Thomas-, Nicolai-, Real- und Raths- und Wendler'schen Freifchule tm Budget für 1871; o. die Rechnung der höheren Mädchenschule für 1872. IV. Gutachten des StiftungS-AuSschuffe« über: ». die Abrechnung über Ausstattung de« neuen Krankenhauses; d. mehrere Budgetconten für 1874; o. verschiedene StistuvgS- rechnungen. V. Gutachten deS Lagerhof - Ausschusses über: n. da- Lagerhofbudget sür 1874; d. die 1b72er Rechnung de« LagerhofeS. der Stadt Bekanntmachung, die Aa-gade «eaer Ztn-bogen für die Schuldscheine der Anleihe Leipzig vd« S. April L8«L betreffend. Die LuSgabe neuer ZtnSbogen für die Schuldscheine der Anleihe der Stadt Leipzig vom 9. April 1884 findet gegen Rückgabe der bisherigen Talon« von» L. Deeernber diese- Jahre- an in unserer Einnahmestube vormittag« von 8 bi« 12 Uhr und Nachmittag« von 2 bis 6 Uhr statt. Auf briefliche Husendung der neuen ZinSbogen, sowie überhaupt aus dieSsallstge Corrcspondenz können wir un« nicht einlaffen, eS haben vielmehr alle auswärtige Inhaber den Umtausch selbst oder durch Beauftragte bei unserer vorgenannten Hauptcafle zu bewirken. Leipzig, am 14 November 187S. Der Rath -er Stadt Leipzig. vr. Koch. Seivemann, Stadtcassirer. Bekanntmachung. Mittwoch de» Av d. M. vormittag- 9 Ubr sollen in der Promenade bei der Schulgaffe und von da weiter in den Anlagen um die Stadt mehrere Raummeter Scheitholz und RetOtg» Haufen gegen sofortige Baarzahlung und Abfahre öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 22. November 1573. !l Die Deputation de- Rath- z« de« Anlagen. Wissenschaftliche Lehrcurse für Danren. DaS m allen Kreisen unserer so vielfach ge gliederten Gesellschaft als unabweisbar anerkannte Aedürfntz nach Erweiterung der erworbenen -ermtmsie, daS Bedürfniß nach Fortbildung und wissenschaftlicher Vertiefung macht sich auch in der Kirnen weit unverkennbar geltend. Betont man tiefe Fortbildung in unserer Zeit auch Vorzug«- »eise im Interesse de» materiellen Erwerbe«, al« hernstbildung für die unbemittelte Jungfrau, so ist nicht« destoweniger auch für die Töchter der jenigen Familien, die an einen Broderwerb zu deuten nicht gezwungen sind, der Abschluß der Schuljahre längst nicht mehr Abschluß de« Unter richt«. 3m GegenthciN Je weniger die Sorge um die Nothdnrft de« Lebens, der Kampf um die lhisteuz den Gedanken beschäftigt, desto stärker ist daS Bedürfniß, den geistigen Blick zu erweitern md an« dem reichen Schatze unsere« Cultur- lche»S auch der Tochter Dasjenige zu spenden, »al dm Leben seine Bedeutung, dem Menschen die Mrde verleiht. Ja, oft hat sogar die Frau, deren Zeit nicht ganz von häuslichen und ge sellt«» Pflichte« beansprucht ist, ein stärkere« Schürft iß nach weiterer Fortbildung, nach wissen- schajtlicher Anregung als der Mann, dessen geistige ßeiiste, selbst wenn er nicht dem gelehrten Stande «gchört, sich doch durch seinen Berus in größerer hpunung brßnd-n und dessen Gesichtskreis durch dit kheiluabme an dem öffentlichen, dem politischen U« der Ration sich stetig zu erweitern Gelegen hilhat. Die in jeder größer« deutschen Stadt oft zu «hlthätigeu, oft zu Zwecken wissenschaftlicher gung stattfindenden Vorträge wenden sich auch an die gebildete Frauenwelt und hier ein empfängliche« und dankbare« Vedenkt man, wie früh bisher die «igmtliche Schulbildung bei dem weiblichen Ge- schlechte den Abschluß gefunden, wie dieser Schul- düdmig tu den meisten Fällen nur eine formale, «DßteutheilS aus die Geselligkeit, kaum eine aus nS Familienleben berechnete Fortbildung gefolgt ist, irdenkt mau ferner, daß »ie Frauen an da« W» Anfälle gebotene, unsystematische Ausnehme« kt Wissen-würdigen gewöhnt sind, so wird man - »allirlich finden, daß Vorträge, de« aller- wschiedensten Wissensgebieten eutnowm« — «s ei» und dasselbe Damenpnblteum rechnen Itzdeß fühlen gebildet Krauen längst da< Un- podgnde dieser Art von wissenschaftlicher An» «zmy sowohl für sich selbst, — al- auch ua- »r»mh für ihre erwachsenen Töchter. Km> ist e« nicht deutsche Weife, Stufen der Bltvickelnug zu überspringen, und deshalb haben sich trotz de« größeren BildungSbedürfmsseS der Ggmvart, trotz der auch in der devtscheu Krau sich geltend machenden Forderung nach Entwicke ln-- m»d Vethätigung ihrer Anlagen und Fähig- Kita wenig oder gar keine deutschen Frauen D» Gesuch« der Universitäten gemeldet. Unbe stritten ist e« aber die Pflicht der Frau, mit »«er größerem Verständuiß ihren Beruf in»«. der Familie zu ersoffen, mit immer größerer «hilmchme sich den schwierigen Aufgaben zvzv- Adr», die unser« Volke innerhalb der Eultur- Ar der Gegenwart geworden. Besser als Wtz.wird der Familiengetst zum nationalen kOM», wenn di« Kran ibren Gesichtskreis er- Atrrt »b Interesse gewinnt für die großen 8mge» der Zeit und deren Bedeutung tu ihrer warn Zusammeugeh örigkeit und im Zusammen- WW mit der Vergangenheit erkennen und be- pchm lernt. Dckhalb ist mau in de« größer» deutschen MW» bemüht, an die Stelle de« nur wenige« dNnüen zu ermöglichenden und auch st, d«se ,den Privatunterricht« und der »eist Fortbildung in »oderneu Sprachen geordnete Lehrcurse von wissenschaftlichem Ge präge in Form und Inhalt einzurichten. DaS Victoria-Lyceum in Berlin, unter der Protection der Frau Kronprinzessin von Preußen, hat in den sechs Jahren seine« Bestehen« nicht blo« den Beweis seiner Lebensfähigkeit, sondern einer steten fortschrittlichen Entwickelung gegeben. Die Zahl der Lehrenden und Lernenden ist von Jahr zu Jahr gestiegen und e« finden jetzt Vor- und Nachmittags Vorträge statt. Darmstadt und BreSlau find dem Beispiele Berlin- gefolgt und überall zeigt e« sich, daß man mit der Einrichtung geordneter Lehrcurse nach dem Borbilde der Hochschulen einem vor handenen Bedürfnisse sür Fortbildung de« weib lichen Geschlechtes entsprochen hat In Leipzig soll ein Gleiche« geschehen. Unsere Stadt ist häufig maßgebend gewese» str da« künstlerische, da« wissenschaftliche Leven der Ra tion. Haben wir auch in dem vorliegenden Kalle nicht mehr die Initiative, so gilt e« doch da« anderwärts Erreichte bald uachzuholen und da«, wa« wir schaffen, in einer Weise zu ge stalten, daß e« fördernd auf andere Kreise wirken kann. Der hiesige Verein str Familien- und Volk«, erziehung will e« daher versuchen zu einem ähn lichen Unternehmen an zuregen: bewährte Lehr kräfte, hochgeschätzte Männer der Wissenschaft haben ihre Unterstützung zngesagt und so wird e« hoffentlich gelingen, durch die Einrichtung wissenschaftlicher Lehrcurse auch in unserer Mitte eine Stätte str eine planmäßige »od einheitliche Fortbildung de« weiblichen Geschlecht« zu schaffen: eine Stätte, in der die Frau Gelegenheit findet, ihre Kenntnisse und ihren AnschauuugSkreiS zu erweitern und zu vmtiefeu, um immer mehr der hohen Aufgabe bewnht und gerecht zu werden, die ihr al« Gefährtin de« Mannet, al« Er zieherin der Kindheit und Jugend, al« Mit arbeiterin an der Calturmisfioa nufere« Volke« geworden. Aus Stadt und Land. * Leipzig, 22. November. Die „Weser-Ztg." sagt: Eine au« partieularistisch - sächsischen Hos- kreisen stammeude Correspondenz kündigt in süd deutschen Blätter» an, daß „König Albert nicht gewillt" ist, „die außerordentliche, säst an Entsagung grenzende Zurückhaltung seine« ver storbenen Vater« fortzusetzen", und mißt dann der pomphaften Delegnung besonderer Gesandten zur Anzeige der Thronbesteigung de« König« Albert neben de« „Familieutntereflen de« königl. Hanse«" auch eine „politische Bedeutung" bet. Nach Ansicht de« erwähnten Hofcorrefpoudeute» führt sich damit „da« Staatsoberhaupt de« König reichs Sachsen in formeller Weise bei den euro päischen Höfen ein". Man wird diese» Tom- mentar sür die betreffende eeremonielle Maßregel um so weniger glücklich nennen können, al« die» selbe einer solchen gar nicht bedurft hätte, viel mehr durch die Traditionen eine« vornehmen und prunkvollen Hose« ausreichend erklärt war. Welche besondere „politische Bedeutung" in dieser Delr- girunß von Epreialgefandtschaften liegen soll, ist überdies nicht ganz ersichtlich. Die „fast an Ent sagung grenzende Zurückhaltung" de« König« Johann wird von dem neuen leben-frischen säch sischen Monarchen um so weniger Jemand er wartet habe», al« ihm seine hohe Stellung wie seine persönlichen Eigenschaften stet« eine nage- wvhnlich hervorragende Rolle innerhalb de« deut schen Re che« sichern «erden. Wie diese berech tigte Neigung de« König« Albert zum persön- ltwen Hervortrete« aber jemal« eine „politische Vedentnug" im „europäische»" Sinne gewinnen könnte, ist völlig unklar. Die dentsch« RetchSver- saflung weist dem Könige von Sachsen seine Wirksamkeit in de» «ahme» der deutschen, nicht in dewjentge» der enrvpäische» Politik an. ' La« neue Dresdner Regime oder vielmehr die ans dasselbe hoffenden particularistischen Heißsporne werden publictstisch kaum ganz glücklich bedient. — Die „Spen. Ztg." bemerkt zu den letzten Verhandlungen der Zweiten Kammer: DaSver- hältniß der Einzelkammern zu einer Erweiterung der RetchScompetenz ist in Dresden wieder zur Sprache gekommen. Die Zweite sächsische Kammer sprach zu dem königlichen Decret wegen Zustimmung Sachsen- zur Emsuhrung der deutschen RcchtSeinheit mit allen gegen 5 Stimmen ihre Genehmigung au«, vorher erklärte der Ministerpräsident Freiherr v. Friesen, daß die StaatSregierunz bezüglich ihrer Abstimmungen im BundeSralhe sich an eine vorgängize Geneh- migung der Kammer nicht gebunden erachte Die lächsische Regierung hat damit da« Rccht de- Reiche« aus souveraiue und vou den Vertretung«» der Einzelstaaten unabhärmige Erweiterung seiner Rechtssphäre wieder vollständig anerkannt und die sich an die bezüglichen Erklärungen in ihrer Ersten Kammer knüpfenden Bedenken beseitigt. Fragen muß man sich freilich immer, ob die ganze ZustlmmnngSeinholmig nicht besser unterblieben wäre, denn wenn die sächsische Regierung ihr Votum im BundeSrath einmal abgegeben hat, dann muß ihre Landesvertretung bei der nach träglichen Anfrage wohl „Ja" und „Amen" sagen. ES ist also höchsten- ein Ehreurecht für die sächsi schen Kammern, da« von der sächsischen Regie rung für eine, wenn auch nur vorübergehende Verdunkelung de« Lompetenzverhältuiffe- zwischen dem Reiche und der Volksvertretung der Einzel- stauten erkauft worden ist. * Leimig, 22 November. Au« dem zweiten sächsischen Reichstagswahlbezirke (Lü bau rc.) wird un« gemeldet, daß die national- liberale Partei an Stelle de« seitherigen Abge- ordneten Mofig von Aehreufeld, welcher jede Wiederwahl abgelehnt hat, den Proseffor Früh- aus in Berlin al« Eandidate» aufstellen wird. Der Genannte ist au« dem Wahlkreise selbst, au« Etzban gebürtig und war bi« zu dem Jahre 1886 in Leipzig wohnhaft. — ES ist nicht ohne Interesse, die große Meng« der bei der letzten Volkszählung in Sachsen unter der «uvlik „ReligionSbekenntuiß" neben den zahlreichen Protestanten, Katholiken und Reformtrten zusammengefaßte» Angabe», wie sie buchstäblich den Fragebogen entnommen stad, kennen zu lernen. Da findet mau 184 Unirte, 1 Remonstrante«, 9 Meuoniten, 34 Baptisten, 1 Wiedertäufer, 171 Apostolische (Ir- Vtvgianer), 99 EpiScopale, 1 Angehörigen der bischöflichen amerikanischen, 7, die sich schlechthin zur „amerikanischen Kirche" bekennen, 2 von der evangelischen Low-Church, 1 von der freien schottischen Gemeinde, 47 Presbyterianer, 17 Methodisten, 3 Quäker, 2 Wesleyaner, 2 Sweben- borgianer, 1 Independenten, 1 vou der Longre- gattoualgemeinde, 3 Unitarier, 5 Rechtgläubige (?) und 4 Orthodoxe (wahrscheinlich griechisch-katho lische), 2 Armenier, 40 Apostaten, 3 Deisten, 1 Universalifieu, 7 Anhänger der Vernunftlehre, 5 der allgemcinen Kirche, 69 Freireligiöse, 1b Freigemetndler, 1, der sich „Percidod", 2b1, die sich schlechthin Dissidenten nennen, 89 Cou- sesfionSlose, b Muhamedaurr und endlich 14 Buddhisten (reisende Japaner). —r. Leipzig, 22. November. Mit dem Ab bruch« der bisherigen Speiseanstalt amKvniaS- platze, deren Areal bekanntlich vor einigen Wochen von der Stadtbehörde an einen Privatmann ver steigert worden ist, geht ein alte«, militair- geschichtlich interessante« Gebäude zu Grunde. Ja frühere« Zeiten und zwar nachweislich schon tm 18. Jahrhunderte, hatte nämlich die Stadt Leipzig da« lande-herrlich« Privilegium der Be- fretuug vou Einquartierung, und war nur die Pleißenburg von Soldaten besetzt. Thore und Festnugßwerke wurden von der Bürgerschaft und den sogenannte« Desenfiouern, später Stadtsol- date» genannt, bewacht Zu Anfang de« vorigen ' Jahrhundert«, bald nach dem Abzüge de« Schwe denkönigs Karl XU. bekam die Stadt Leipzig ein Regiment kurfürstliche Infanterie al« Besatzung, da- jedoch in den Vorstädten einquartiert blieb. Welcher Soldat ein Stadtthor passiven wollte, mußte deshalb um Erlaubniß nachsucheu. Hier durch entstanden häufig Reibereien und tumul- tuarifche Gcenen, «ft in großer Ausdehnung. DaS jetzt im Abbruch begriffene Gebäude der Speiseanstalt war die Hauptwache, vor der man noch vor fünfzig Jahren al- militairische« Strafwerkzeua einen hölzernen Esel mit hoch kantigem Rücken, auf welchem der Uebelthäter in reitender Stellung die angeordnete Strafzeit ver bringen mußte, aufgestellt sah. DaS Gebäude blieb Hauptwache bi« zum Jahre 1835, wo aus Anregung eine- vorstädtischen Hausbesitzer«, de« MaurerobermeffierS Angnst Moser, der Antrag gestellt wurde, die QuartieruugSlasten, welch« nach alter Einrichtung nur die vorstädtischen Gruno- befitzer zu tragen hatten, auch auf die Grund stücke der inneren Stadt zu überführen. Moser wurde von sämmtlichen vorstädtischen Gemeindrn in dieser Angelegenheit zum Bevollmächtigten gewählt und gewann den Proceß gegen die innere Stadt, welche sich aus ihr Privilegium stützte, ohne juristischen Beistand nur durch eigene Bemühung. Die Borstadtgemeinden überreichten ihm al- tln- erkennung zwei werthvolle Ehrengeschenke und ein Ehrenzeugntß — sonst hat rr jedoch mehr Ver- drnß und Schaden als Dank sür seine Mühe gehabt. — Biele städtische Grundstücksbesitzer konnten ihm diese Belastung ihre« Grundeigen- thumS nie vergeben. Außer der genannten Haupt wache am Köoiz-platze befand sich später auch «och eine Militairwache am Eingänge zur Gerber straße. * LeipttS« 22. November. Wir haben wieder holt ans den ganz unleidlichen Zustand hin gewiesen, daß die Züge der Halle-Sorau- Gubner Bahn in Delitzsch häufig die An- kuuft der Leipzig-Berliner Züge nicht abwarten, in Folge dessen der Anschluß für die Passagiere »ach Eilenburg, Toraa« und weiter hin verlören ist. Unsere Beschwerden scheinen einigen Erfolg schabt zu haben, denn in der gegenwärtigen Nummer de« Tageblatt- befindet sich eine Be kanntmachung, wonach der Nachmittag« an« Halle abgehende Schnellzug angewiesen ist, in Delitzsch die Ankunft de« Leipziger Perfonen- znge«, welche eigentlich 2 Uhr 10 Minuten»» erfolgen hat. äußersten Kalle» bi« 2 Uhr 28 Mi nuten zu erwarten. * Leipzig, 22. November. Wir erfahren erst jetzt, daß am 12. November in BolkmarSdors ein 4V, Jahre alte« Mädchen, welches in einem verschlossenen Zimmer^sich allein schlafend befun den hat, in Folge eine- darin entstandenen Bran de« erstickt ist. ES find nach den angestellten Erörterungen wahrscheinlich glühend« Kohlen an dern Ofen gefallen und haben da« dabei befind liche Holz entzündet. Gegen die Mutter des Kindes ist wegen fahrlässiger Tödtung Unter suchung eingelettet. — Au« Pegau erhalten wir folgende Zu schrift: Der hier am M-ntag Abend verloren gegangene oder gestohlene Briesbeutel mit etwa 2200 Thlr. baarem Inhalte, außer Effecten, ist bi« jetzt (20. November) Mpch nicht wieder ermittelt worden, lieber die Art und Weise der Brief, und Packetbeförderung zur Bahn ist man auch hier seit Eröffnung derselben allgemein unzu- frieden. Au« SparsamkeitSrückfichten befördert man die Postsachen durch Meuschenkraft in einem sehr beseelen Karren, welcher meisten« laden ist, daß der Verschluß uuuiösiich o über- st. Zu bewundern bleibt nur, daß zwischen hier und Groitzsch, wo man die Postsathen, auf gleiche Weise zu befördern beliebt, noch nicht« Aehnlcchr« pasfirt ist. Für etwa 250 Thlr. auf da« Jahr, welche Summe die Oberpostdirectioa für die Be- sörderuug nicht nnr zur Bah», sondern auch «ach Groitzsch bewillige« will, dürste sich ein Unter- nehmer schwerlich finde«,' da Pferdk bekaüatlich
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite