Dresdner Nachrichten : 08.06.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188006085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18800608
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18800608
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1880
- Monat1880-06
- Tag1880-06-08
- Monat1880-06
- Jahr1880
-
1
-
2
-
3
-
4
-
5
-
6
-
7
-
8
-
9
-
10
-
11
-
12
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 08.06.1880
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Vresävn, 1880. , «»«»»«,,„ »»r« »le «!» > M»rt 1» ?/»,. »«»«. w Vi». »ufl^« svoso Nttr »ieAUck,»»« ,>iitz««,iid>,i «d»cU»» »r». _ -- L«u», » tu grautiurt ». m, — Vurcau, d. . Invait»«»- »«»»".-U»-».. l.tlt«, V»IU.» « e«. »Part». Loxxsl L Lo., 8cdloss-8tr»sso IS. Leico äor 8porer8Lsso. LS. SLSWSik Tageblatt für Politik, Unterhaltung, Geschäftsverkehr. Lörskiidericht, Fremdeutiftl. KM- 'MW Berlin.?. Juni. Die Kirchengesetzkommission lehnte den Thteago. Bei der Abstimmung einer Convention zur Er- wichtigen Artikel mit 8 gegen 5 Stimmen, die der Conserva. nennung de» PräsibeutschastSkandidaten wurden 756 Stimmen ttven. ab. abgegeben. die erforderliche Majorität ist somit »78. Grant er- Srankreich. Die Kammer votirte eine Dankadresse an die hielt 304. Blaine 284 und Sherman 8» Stimmen. Eine zweite belgische Regierung tlir die den französischen Soldaten 1870 er. Abstimmung ergab ziemlich dasselbe Resultat, wiesene Gaslircundschast. Nr. 1«0. wtttrrung vom 7. Junivarom-trr nach Vikar VSIold. wallftr. l» iNbd«. 7 U.> 7dg 1., lcu acstem gesallcn. Lhermomclrogr. n. Ncaum.: 20"w.,»iedr.T«mp. " höchste 17 »W. Süd.Weftwtnd- Morg. u. Nachm. Regen, Abends bedeckt. Aussichten für den 8. Juni: Vorwiegend bedeckt, Regen schauer, zeitweise windig. Temperatur ziemlich dieselbe. Neustadt nur »» Mocheniaßm,, „. Master,^,«^»biiNachTau»,. »u»»t>rtt,e »«>»««,. »»ftAt» »an uni u»deI»n°u»Wr»e» >u>» Vertanen Insert re« lote nur »,,en »eanu««rM«»«,A«»»»>i»«bur» «riet«arken »der PattetuEi»«. «ch» «Ide, laste, l» V»ie. I«. terate »st, dt« «»««,«. S»««« -« ^ *-u- Lä. Wrsckklä'» Ksllbskn unci i unü I»0N,iaN8,1»II««>W z 2 8truv«slr»»« ». a»»»vm« e»» r»»»t«»»^ri»» Dienstag. 8. Juni VoUtische». Mitten hinein in die Ungewißheit iiber daS schließliche Schicksal der Kirchendiltaiurvorlage fällt ein Ausspruch des Fürsten Bismarck hierüber. Ja einem Gespräche mit einem „hochgestellten" Diplomaten (Giebt eS denn außer den kaltgestellten, noch andere al« „hochgestellte" Diplomaten?) hat er sein großes Interesse an dem Zustande kommen des Gesetzes betheuert. Das ist vollkommen glaubwürdig, nachdem König Wilhelm wiederholt sein lebhaftes Verlangen nach Herstellung de» Kirchensrieden» zu erkennen gegebm. Luch wird man dem Fürsten Bismarck nicht den Glauben versagen dürfen, daß ihn seine Gesundheitsverhältnisse abhalten, selbst in den preußischen Landtag zu kommen und dort sein mächtiges Wort für da« Gesetz erschallen zu lassen. Möglich, daß der König von Preußen seinem Ministerpräsidenten einen Wink dahin zukommen ließ, ivie sein Erscheinen im Landtage das Zustandekommen des Gesetzes verbürgen würde. Fürst Bismarck gab vielleicht durch sein Gespräch mit jenem Diplomatm auf diese königliche Aufforderung die Antwort. Er entschuldigte sein Fernbleiben mit Krankheit ES wäre jedoch recht erwünscht, wenn nicht bloS der Name jenes „hochgestellten" Diplomaten, sondem auch der genaue Inhalt jenes Gespräches von der ,Höln. Ztg." veröffentlicht würde, welche dasselbe mittheilt. Unmöglich kann dasselbe als authentisch gelten. ES wird einigm Zweifeln begegnen, daß Fürst Bismarck sich nur auf solche Arbeiten beschränken wolle, welche die auswärtigen Beziehungen de» Reiches mit sich bringm. Der Zollanschluß der Freihäfen Hamburg und Bremm, das Tabaksmonopol, das Reichseisenbahnprojekt, um nur diese drei Fragen auf'S Geradewohl herauszugreifen, sind innere Angelegenheiten, denen Fürst Bismarck bisher da« lebhafteste Interesse entgegenbrachte, die eigentlich auf Niemandem anders als auf ihn zurückzuführen find und in denen er persönlich auf« Tiefste rngagirt ist. Wer wird glauben, daß Fürst Bismarck den Nationalliberalen den Gefallen thun wird, sich auf das „Altentheil" der auswärtigm Politik zurückzuziehen? Er sollte sich nicht mehr um solche innere Fragen kümmern? Da» glaube, wer will. Wir nicht. Nicht recht glaubwürdig erscheint auch seine Aeußerung: „Er wolle fick» nicht der Gefahr auösetzen, mit Ausbietung seiner letzten Kratte in den Wind zu reden; er wolle nicht, wenn das Gesetz trotz seiner persönlichen Betbelllgung durchsalle. In die " — selbst lang- . . _ . ,e und Herrn widerstrebe seinem Ge-ühle." Fürst BcSmarck ist über noch ganz andere Schwierigkeiten Herr geworden, ein Srlbstbrkenntniß der Unzulänglichkeit und Vergeblichkeit seines Eintreten« für eine Sache ist aus seinem Munde ganz unwahr scheinlich. Darin hätte aber der eiserne Kanzler vollkommen Recht, wenn er sich ungefähr dahin geäußert hätte, daß sich ganz ungewöhnliche Hindernisse dem Kirchendiktaturgesetze in den Weg stellen, so daß Niemand einen Ausweg au« dm Wirren anzugebcn vermag. Bisher hat nämlich der 21er Ausschuß geradezu ein Ungethüm von einem Gesetze geschaffen. § 1 der Vorlage ist gestrichen und damit der eigentltche Zweck der Vorlage vereitelt. Trotzdem beziehen sich spätere Bestimmungen des Gesetze» auf diesm abgelehnten Artikel. Aus 8 3 wurde ein Satz gestrichen und damit dem Paragraphen Sinn und Zusammmhang geraubt. Dem tz 4 wurde eine Gestalt gegeben, welch« der Kultusminister für unannehmbar erklärte, 8 7 wurde trotz de« Widerspruches der Negierung verworfen. Was soll aus einem so unausführbaren Gesetze werden? Fürst Bismarck könnte, wenn er seine Person im Landtage rinsetzte, vielleicht Ordnung in das Chaos bringm. Die leidige Gesundheit hindert ihn daran. Er benachrichtigt seinen König davon. WaS dieser darauf thun wird, ist abzuwarten Das Publikum hört au» dem Diplomatengespräch« so viel heraus, daß Fürst Bismarck an dem Zustandekommen des Gesetzes nahezu verzweifelt. Interessant ist folgender Klageruf de» Fürsten Bismarck: Seine Stellung dem parlamentarischen Leben gegenüber könne von jedem Anderen mit demselben Ertoigc auögesüllt werben wie nruerbingS von ihm selbst, denn weniger Einfluß aus die Ergebnisse ver parlamentarischen Verhandlungen, alö ihm selbst zu Gebote stände, würben Andere auch nicht haben, und er sehe keine Notvwendigkelt, daß gerade er, der sich ein Recht aui Ruhe verdient zu haben glaube, seinen Jahren und seiner Gesund heit Zwang anthun solle, um in «ruchtlosen parlamentarischen Kämpfen seine letzten Krälte zu erschöpfen. Unser parlamenta- rische» Leben entbehre der Führung, oder vielmehr diese Führung liege in dm Händen der Massen, anstatt durch einen Generalstab der Intelligenz jeder Fraktion geleitet zu werden. Man frage sich bei keiner Vorlage, was zweckmäßig und dem Lande und seiner Zukunlt nützlich, sondem nur was bet der Menge der Wähler vielleicht populär sei. In manchen Regionen, welche nach selbstständigem Ermessen entscheiden sollen, beherrsche ein byzantinischer ServiliSmuS gegen den muthmaßlichcn Willen der Massen der Wähler die Lage. Dle Diktate der Massen ohne Rücklicht auf politische Einsicht in Empsang zu nehmen, dazu ge nüge jeder jüngere und kräftigere Minister, wie immer er sonst beschaffen sein möge. Der Gewährsmann der „Kölnischen Zeit ung" hat bet der ganzen Unterredung den Eindruck einer ticsrr Entmuthlguna dev Fürsten Blömarck empfangen. In CiSIeithanien wurden gestern 17 Landtage eröffnet Natürlich ohne Thronrede. Selbst der böhmische Landtag, bei dem sich die Czechen darauf gespitzt hatten, daß der in Prag weilende Kaiser Franz Joseph ihn in Person eröffnen würde, entbehrte dieser Auszeichnung. Mit Recht, denn wa» dem Böhmen recht, wäre dem Galizier, Mähren, Tiroler und Kärnthner u.s.w. nur billig In der Prager Landstube aber wird, auch ohne Thronrede, da» Schicksal der österreichischen Monarchie für die nächsten Jahre entschieden. In dem böhmischen Landtage besitzen die Deutschen die Majorität. Da« Ministerium Taaffe hat dm Ezrchen eine Abänderung de» Wahlgesetzes dahin versprochen, daß die Czechen künftig die Mehrheit erhalten müssen. Die Deutschen werden ohne Zweifel jede» trgmdwte dahinzielende Wahlgesetz ablehnen und, wenn der jetzige Prager Landtag deshalb aufgelöst würde, sich von dem künftigen fernhalten und ihn dadurch beschlußunfähig machen, so daß die Regierung ihren Willen nicht durchsetzt. Die deutsche Mehrheit ist zur Zeit eines der wichtigsten Bollwerke der Verfassung und des Deutschthums, sie wird der Aufforderung zum Selbstmorde nicht Nachkommen. Denn der Uebermuth der Czechen gegen unsere deutschen Landsleute in Böhmen kennt schon keine Grenzen mehr. Daß die Deutschen ihre Treue und Liebe zu ihrem Kaiser jetzt so herzlich in Böhmen betheuert haben, mißdeuten die Czechen in frecher Weise dahin, daß die Deutschen damit nur ihre Zufriedenheit mit der Politik des jetzigen Ministeriums hätten belunden wollen. Das ist ein starkes Stück der AuSlegekunst. Soweit ging aber die Rücksichtslosigkeit der Czechen, daß sie heimlich die Obmänner von 115 Bezirksausschüssen nach Prag entboten hatten, um unter Führung des fanatischen Abgeordneten Trojan dem Kaiser eine Beschwerde gegen die Deutschen in feier licher Audienz vorzubringm. Die Czechen wollten die Deutschen verklagen, daß diese sich gegen die Sprachverordnung wehren, sie sollten der Krone als Aufrührer denuncirt werden. Der Kaiser hat die denunciatorischen Heißsporne freilich nicht angenommen. Aber die Gemeinheit der Czechen trat doch in dem Versuche schon zu Tage. Was um Himmelswillen haben diese Deutschen eigentlich gethan und verschuldet? Ist die Sprachenzwangsverordnung etwa von den Deutschen gegen die Czechen erlassen worden, oder ist nicht zufällig daS Gegentheil wahr? Die Prager Polizei mußte Augen und Hände überall haben, um die Person des Kaisers vor solchen Zu dringlichkeiten zu schützen, daß derselbe nicht als Mittelpunkt der Demonstrationen erschien. Die Gereiztheit beider Nationalitäten war während des Kaiser-Aufenthaltes in Prag groß. Mit Leiden schaftlichkeit wurde schon bei der Wahl der Farben bei den Dekora tionen vorgegangen. Die Deutschen wählten Schwarz-Gelb, die Czechen Roth-Weiß. Es giebt czechische Kausleute, welche schwarz gelbe Draperien nicht mehr verkaufen wollen und vorgeben, diese Farbe sei ihnen ausgegangen. Bei dem. Besuche des Etablissements Ruston mußte jeder der tausend Arbeiter — die Jnstitutsleitung ist deutsch — eine schwarz-gelbe Fahne halten, als der Kaiser sich ver abschiedete. Demonstrationen ähnlicher Art kann man vielfach be obachten, selbst Kinder schwingen die roth-weißen oder schwarz-gelben Fähnchen, die man ihnen mitgegeben, mit einem gewissen leidenschaft lichen Effecte. Aehnlich wird mit Hoch- und Slavaruscn demonstirt. Bei jedem Anlässe suchen sich Hoch- und Slavarufende demon strativ zu überschreien. Der Aufenthalt des Kaisers in Prag hat leider nicht die erwartete versöhnende Wirkung gehabt. In Chicago tagt jetzt die Vertretung der republikanischen Partei Nordamerika», um-einen neuen PeäfidentschastS-Eandidaten aufzu stellen. Die Anhänger Grant'S machen verzweifelte Anstrengungen, diesen wieder an S Ruder zu bringen. Man telegraphirt darüber: Furchtbare Tumulte und unbeschreibliche Aufregung behcrrsch- ten die Convention. Zeitweilig glich bieselbe einem Tollhause. Niemals in ber Geschichte Amerikas saute» solche Scenen Natt. Ein Redner erklärte, vie ärgnen Seenen ber französischen Com mune wären nicht schlimmer gewesen. Ein anderer Redner be antragte. die Coiivcnlicn sei unfähig zur Führung der Geschälte zu erklären. Dieser Antrag wurde jedoch abgelchnt. Ungefähr tOO.OOO Perionen drängte» in und um die Halle. Schließlich wurde in Folge eingetretener Erschöpfung die Ruhe wieder her- gestellt. DaS Piatiorm - Cvmitö berichtete über baS Programm der republikanische» Partei. Dasselbe empfiehlt bet der Volks- erzlehung baS Verbot der Benützung von Staatsgeldern iür Schulen der religiösen Sekte, Schutz der amerikanischen Arbeit, der Industrie »nd teS Handels. DaS Programm verurtbeilt die Polygamie und opponirt der unbegrenzten chinesischen Ein wanderung. sandtlchalt Trauerklcld »ene Innere uno vor einen ver s-mnmung vounanvig Anblick. Der gewöhnlichen Presse wohnten außer dem GesandtsLaittzpertonale eine so große Zahl Personen liedensten Nationalitäten, namentlich viele Russen und Reueste Telegramme Ser „Dresdner Rachrtchten." Berlin, 7. Junt. Dir „Nordd. Ztg.", die Haltung der „Nachrichten" und des „VolkSirrundeö" zur Kirchenborlage ve. sprechend, sagt: Seitdem de» „Nachrichten" im „VoltSireund" ein energischer partlkularistlschcr konservativer Gegner erwachsen, sind die „Nachrichten" mehr nationaMbcral geworden: ausfällig ist. daß beide Blätter, obgleich gegen die Vorlage, auch gegen Falk sind; vielleicht verstehen Ne Falk'S Verhalten nicht. Wir sind in derselben Lage. - Ruthart hat gestern seinen Urlaub an- geireten, er ging nach München. — In der Kirchengeletz - Kom- Mission beantragte Vruel, die Vertagung der Absolution im Beicht stuhl nicht alö stra'bareS Zuchtmittel anzusrhcn. Rußland. Bei der ttebertühruug der Leiche der Kaiserin in dle Peter Paul-Kathedrale waren 5000 Tbellnehmer und eine große Menschenmassr zugegen. Der Kaiser folgte zu Pferde un mittelbar hinter dem Leichenwagen; Ibm schloffen sich die Mit glieder beS kaiserl. HauieS, fremde Fürsten und die Staats- Würdenträger an. — DleTrupvenansammlungen der Chinesen an der russischen Grenze lassen einen Angriff ohne Kriegserklärung befürchten. Berliner Börse vom 7. Junt. Von der heutigen Börse ist nicht viel zu sagen: sie glich bezüglich der Geichäitölosigkelt ber Sonnabrnbbörse wie ein EI dem anderen. Infolge deö ge ringen Verkehrs wichen dle Course Im Allgemeinen etwas zurück, dock, nicht In solcher Weise, daß man von einer Baisse sprechen könnte. Der Schluß gestaltete sich wieder ein wenig fester. Nicht Thetl an der rückläufigen Bewegung nahmen von Banken Sächsische, die '/»Procent gewann, von Industrien Stlckmaschlnen und Solbrig, welche ihre Course ver besserten. Lauchbaminer verloren 2 Procent. Lokale- «nd Sächsische». — Neueren Allerhöchsten Ort» getroffenen Dispositionen zu folge werden 2 drr Kön«gI. Majestäten daS Jagdschloß Mehttelb erst Freitag den N. diS. MlS. verlassen, an welchem Tage Vormittags Se. Majestät im Resitenzichlosse. nach Ent- gegennadmc der Vorträge und Rapport« der Herren Staats- minister und bez.HofdeparlementScheso. dann rvent. einer Sitzung im Gesaninitintnlsterlum beiwohnen wird. Nachmittags werden bann dle Allerhöchsten Herrschaften baö Sonimcrhoslager In Pillnitz eröffnen. — Bereit» am Freitag Mittag fand sogleich nackt dem offi ziellen Eingänge der Nachricht vom Tobe I. M. der Karserin von Rußland in der diesigen russischen Kirche eine kurze Trauermessr statt, zu welcher sich außer dem Personale der Gr eine reiche Zahl bistinguirter russischer Familien in rauerklcibern eingesunken batte. Gestern um i l Uhr lÜUte sich daS kleine, t» telnem Innern völlig schwarz bekorirte Hetliglbum aber mals mit Andächtigen, um einer Seelenmesse iür die verstorbene Monarchin beizuwobnen. Hunderte von Kerzen erleuchteten dav durch dunkelrotde Roulemix vom Eindringen teS Tageslichte» abgeschlossene Innere und bot einen der Stimmung vollständig würdigen Anblick, russischen der verschiedensten Engländer bei, so baß später Kommenben der Zmrtkt nicht mehr gestattet werden konnte. Kurz vor 12 Uhr erschien der Vertreter Sr. Majestät unseres Königs, Herr Oberkammer- berr von GerSbors, sowie alle am hiesigen Hole accrebttirtcn Gesandten und deren Sekretäre in großer Dtaatöunliorm. sowie Se. Src. Herr KriegSministcr v. Fadrice. L.'. Erc. Herr Stadt kommandant v. Funke, Herr Polizeipräsident Schwauß und eine große Zahl Kammerhrrren und höhere Offiziere. Die Trauer- messe. welche Punkt t2 Ubr begann, wurde vom Crzprtester Roianoff. einem Geistlichen ber Berliner GesandtschaitSktrche und dem HIlfSgeiNltchen Wladimirzew ceiebrirt. Während derselben wurde sämmtlichen Anwesenden rin brennendes Licht — eine Sitte, welche sich in Rußland bet jeder Panlchida iTrauermesse) wiederholt — tn die Hand gegeben und bis zu deren Schluß, welcher nach Verlaut von circa 20 Minuten eintcat, gehalten. Nach Beendigung ber Feierlichkeit nahmen die Vertreter der aus wärtigen Regierungen Anlaß, Herrn v.Nelttow ihr Beltelb auS- zudrücken. Am verflossenen Sonnabend feierte dieselbe Kirchen- gemeinde rin Freudenfest ln der Wiederkehr des 6. IabreötageS der Einweihung der dem heiligen Simeon geweihten Kirche durch Abhaltung einer Messe mit Tedcum. — In Anbetracht der großen Verdienste, welche sich Herr Geh. RegierungSrath Theodor Böttcher durch seine hervor ragende Bcthelligung an den Vorbereitungöarbeiten zum neuen Zolltarif, speziell denjenigen zum Schutze ber Textilindustrie, er worben, haben sich viele ber angesehensten Firmen ver genannte« Branche au» ganz Deutschland — einschließlich auch au» Elsaß- Lothringen — zu einer Dank-Adresse vereinigt. Diese ward dem Heirn Geh. RegierungSrath am Sonntag Mittag — nachdem man tön am Morgen mit einer Moraenmusik begrüßt — durch eine Deputation, bestehend aus den Herren Hermann Rrtmann aus Berlin, Kommerzieurath Götze und Stadtrath Reitz au» Chemnitz, Generalkons. a. D. Wehner au» Meißen uub Direktor Paul Rnffer aus Wlkschdort, unter feierlicher Ansprache Seiten» deö Kommerzirnrath Götze überreicht. Dle Adresse ist reich und kunstvoll auvgesührt; Emil Döpler in Berlin hat die Aquarell malerei dazu geliefert. - Die zu einer 12- resp. 13tägigen Waffenübung einberusenc Landwehrquote Grenadiere wird mit Sonnabend den 12. Juni auf Weiteres beurlaubt. Dle Mehrzahl derselben ging am Sonntag mit der Familie tm 'Waffenrock und Tschako spaziere«. — Unler Vortrltt ber Negimentsmusik holte gestern Vor mittag das LandwehrübungSbatatllon die Ihm gehörig« Fahne aus dem «rtillerledepot ab. — Dem hiesigen unter dem Schutze I. K. H. Frau Prin zessin Maria. Herzogin zu Sachsen, stehenden Vereine für Ar- beitS- und Arbeitönachweisung tst aus dem Vermögen der am 13. Mai d. I. verstorbenen Frau Apotheker Rosalle verw. Log«! geb. Wustlich die Summe von 1500 Mark zugeflossen. — In Bezug aus einen Im hiesigen Amtsblatte enthaltene« Artikel über den aus Rußland verwiesenen Richard Eugen N««- meister schreibt un-Letzterer: ,,Der,.Dre0dn.Anz."brIimtet»«» Aufsatz der „Petcröd.Ztg." über meine Ausweisung aus Rußland in der Hartmanii-Affaire und über ein Verlassenmassen vom Dresdner Polntechnikum. In dem in meinem Besitze befindlichen SluöwriiungSschreiben beißt eS: „Richard Eugen Neumetstee wurde aus Rußland auSgewlesen wegen der Hartmann'ichrn Affaire (Attentat aus den russischen Kaiser)." Nun, Herr Verfasser jene» taktlosen Artikels! Bel Jhnen «st nach der Petersburger Krltung dem nicht so. Bin Ich recht unterrichtet, so ist Ihre Petersburger Zeitung daS russische Konsulat bier — nicht wahr? Warum spricht nicht die Petersburger Zeitung oder baS Dresdner russische Konsulat von einem Zusammentreffen eines russischen Herrn mit mir in Hotel de Sare vor ca. l l Tagen? Derselbe begann vie Konversation mit den Worten, welche ich zum I. Offizier det Moskauer CentralgesängnisieSJwanoff gesprochen habe, nämlich: Il wo rskito aus so»!« consulaticm, collo, gus j'si »onüsrt et oncor« plus, guv j'si srwSort pour un paxs et sou souvsrsiv. (ES bleibt mir ein einziger Trost, derjenige, daß ich gelitten habe und noch viel mehr, daß ich gelitten habe für ein Land und seinen Kaffer.) Ich sprach mit Ihm nur russisch und rrst als er mich fragte: Okolko ässam lluxelmo ckla äVuseds kvllci k Rossie 1» ssvlatseku i tagcku lnalt/scdaitg! (Wie viel tst Ihnen nöthlg für Ihre Bücker tn Rußland, ich werbe bezahlen und dann schweigen Sie)» fand ich daS Sprechen (ür ungenügend und vertubr mit ibm so echt russisch, daö «ck, e» iür ndthig «and, sofort Hotel de Gor« zu verlassen. Die» diene al» Erwiederung zur ersten Unwabrvelt be treffenden Artikels. Ferner heißt eS. daß ich vom Polytechntkü« geben mußte. ES kann also hier nur von einer Demission oder Relegation die Rede sein. Weder daö Eine noch da» Ander« ist der Fall. Vom Pylytechnikum auS ging ich za Herrn Obrrdau- rath Sorge und machte unter Herrn Obcr-Jnacnleur Hättasch mit den Ingenieuren Karmin und West daö Projekt der Makden« thalkabn diS Nossen, woraus ich ganz freiwillig nach Rußland ging. UebrigenS müssen doch meine technischen Arbeiten tn Ruß land auch etwas werth gewesen sein, sonst würde man nicht z.v. eine Arbeit (Beleuchtung der kaiserlichen Theater mit Naphta und RophtawafserstoN vom Kreinci auö) 10.000 Mal drucken baden lassen. (Typographie von Wilde. Moskau. Ctoleschnikoff-Pereulok.) Geehrter Herr Verfasser! Sie hegen auch noch Zweitel an de« Behandlung seiten» der russischen Polizei, sowie an dem Zustand«, in welchen ich gekommen. Ich gebe Ihnen ein praktische» Recept zur Urberzeugung. Fahren Sie nach Thorn an ber Weichsel, geben Sie zu Herrn Gciangcnautseher Frenke. Derselbe wird Ihnen mein Hemd zeigen, welches dort znm Andenken autvewadrl wird. Nehme» Sie den unentlich kleinsten Theil von dem un- zSbila vielen russischen Ungeziefer, welches darin ist und Sie un gläubiger Thomas werden bekehrt sein. Schließlich liegt noch in der Expedition diele» viatteö die Abschrift eine» Briefes, welchen ich von einem Russen aus Moskau erhalten. Dieser Russe fällt sein unparteiisches Urtbcil Über Zeitungsschreiber, wie ber Verfasser des Artikels im AmtSdlane." — Zur Berichtigung der Mittdeilung über einen angeblich seit dem 2. d. M. tn einem Schachte deö Strinkodlenbauvertlnl Deutschland zu Oelönitz herrschenden Grudenbrant schreibt unv Herr Rechtsanwalt Wo« II. Folgendes: Am 2. d.M. früh >/,8 Ubr geriekhrn aui der 3. Fittzgrundstrecke. also t« Titten, 45 Meter vom Schachte I. durch dir Unvorsichtigkeit eine» Ar beiter» eine «n btcie Strecke eingebaute Wetterthüre und >0Stück je t Meter auseinander stehende hölzerne Thürstöcke tn Brand. Der Arbeiter batte dir Tbüre betreff» Ihrer DiLtiakrtt untersucht.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht