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Dresdner Nachrichten : 10.12.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189012105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18901210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18901210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1890
- Monat1890-12
- Tag1890-12-10
- Monat1890-12
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- Dresdner Nachrichten : 10.12.1890
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Hof-ptiolvHfLpl, O 35. Jahrgang, «ufl. 50,000 Stück. Unser« ^vnonosv-kliMiition dsüoäst ,i<ch — « Str»,,v a (llsdsn äsr Vrvsäasr Lsok q. vis-L-vi, Lotei xoläner Ln^si) Msnlkeill t Mer. A.-K. Aerieir. Dre-de», 18S0. Wilsdruffrrgr.44. I schmu»s,H,n Orößte Ausrvcrlik in nlkerr H'rciskaszen. ^rirrrillunuLLrurnrimurLiiirit H»ür« »«t V.R.Pnt»««. Volllcornmvnotor, kolbst- tliiiti^r, krvrLiisvkIoser I'IiUr^rliUv^vr. Lrv8goeto ^i .itis uoä tmnco. »«,<»<»«» 8tüek ii» Uobmueli. Oiesdon-X., 2^. ^'orti^procilor 2LM. Morsvllklolüvr, K» S««t4 8 I^«K4 I SVlsWlIsll, oij;6lio 8oIi<^68to Julius SvKLUIlvIl, Z ^in 8eo 40. N ZLer««nlLL onLvnelrtvL ^ ?6t>0l0UwIüM1>6N. ^ I'lAM^LLrsudLus HG"» HLvtLLvry 8 ^ItuirLi Iil M. . 'M -. .-s^M .cU j W5» ^ui»e»»t' Pamell und die irische Spaltung, enalisch-portiigiesischer Streit. Hosiilichrichtc». Grenzsperrc. Weihnachtsgeschenke, l ÄÜitttunekl 1 Iß F""gk4. Christmarkt, Polizeibericht. GerichtSverhandlungc». Kainniermnsikabend, Ressourcen-Eonrert. ! K"» Politisches. Herr Parnrll hat sich im wahrsten Sinne des Wortes ans den ihn umgebenden Gefahren „hcrauSgehauen". Die Situation in England, so verworren sic schien, ist mit.einem Schlage" erhellt worden, als der Kostgänger des MaiorS O Shea seinem LandS- manne mit dem patriarchalischen Namen Abraham einen Backen- streich versetzte und hierdurch zu einer jener animirten Szenen An laß gab. bei denen Stuhlbeine und Bierseidel die Stelle der mittel alterlichen Lanzen, Tischplatten die Stelle der Ritterschilde vertreten. Recht lange hat eS gedauert, bi« die VerhandlungM der irische» Abgeordneten zu einem Resultate führten, und genau so lange spielte der große Staatsmann Gladstone mit Geschick und Wurde die Rolle de« sagenumsponnenen Greises, der auf den. Dache sah üird sich nicht zu helfen wußte. Nunmehr ist Gladstone aus den wider ihn «»stürmenden Wasserfluthen glücklich auf'S Trockene ge setzt worden. Die Einzelheiten, von denen diese Operation begleitet wurde, haben ja an und für sich für Deutschland nur ein Interesse zweiten Grades, aber einerseits können doch die Folgen der jüngsten Ereignisse für die Zukunft de- gegenwärtigen Ministerium« Ihrer britischen Maiestät nnd hiemiit zugleich fürdie gesammte europäische Politik von größter Bedeutung sein: andererseits gewährt der ganze Vorgang ein so anziehendes .Stillleben" auS dem Lande deS See »edel« und deS Gin, daß man unwillkürlich veranlaßt wird, de» Blick zu wiederholteil Malen dorthin zu lenken. Zudem wirkt ein Bische» Schadenfreude stet« eiir ganz klein Wenig erwärmend, sintemalen die menschliche Natur noch immer nicht so frei von Schlacken ist. wie e« im Interesse der allgemeinen Bölker-Verbriider ung zu wünschen wäre. C« gehört kein hervorragendes Talent zum Propheten dazu, einzusehen, daß ParneU der Nationalheld deS irischen Volkes bleiben wlrd. Seine Landsleute zeichnen sich, wie im Orient die Grieche» mid Armenier und bet unS die Nachkommen der Erzväter, durch eine hervorragende Pfiffigkeit auS, und diese Eigenschaft hat Parnell im vollsten Maße bewiesen. Er hat die für ihn so uner- auickliche Frage, ob ein BolkSführer den sanften Druck ciirer Frauen Hand, die eurem Anderen gehört, liebend crwiedern dürft, auf das politische Gebiet hinübcrgespielt und die Massen-Instinkte seiner Landsleute zur Entfachung des Mißtrauens gegen die englischen Staatsmänner benutzt. Parnell verlangte von Gladstone in seinem Manifest Garantien dafür, daß die irische Frage in seinem, Par nell s. Sinne gelüst tverde, er forderte vor Allem, daß der wunder volle. alte Herr dem Zukunftsparlamente der grünen Insel die Bcsugniß garantlren müsse, eigene Polizei ru batten und LandcS- gesetzc zu erlassen. Hiergegen sträubte sich Glodstnnc mit Händen nnd Füßen, er wollte die rci» politische» Fragen von dem persün lichen «ardinalpnnkt trennen, ließ sich aber dennoch sv iveit breit schlagen, daß er eine Deputation der Irländer emjffing. Tie Sorge um seinen zukünftigen Ministersitz ließ ihn vergessen, daß Parnell ihn mit den Ehrennamen eine« .geschwätzigen Alten" und .unver gleichlichen Sophisten" bedacht, daß er von ihm behauptet hatte, .er fei nicht im Stande, auf eine gerade Frage eine gerade Ant wort zu geben". Gladstone konnte natürlich eine bindende Zusage aus die an ihn gestellten Forderungen nicht geben, nnd nun erließ Parnell sein Manifest, in welchem er das alte Mißtrauen feine« Volke« gegen die Engländer als wirksamsten Bundesgenossen rn die Schranken rief. Trotzdem blieb die Majorität seiner Parteigenossen tchlicßlich auf Seiten Derjenigen sieben, welche einen zeitweiligen Rücktritt Parnell'« von der Führerschaft für unerläßlich hielte», und nur elwa!.dreißig folgten m der entscheidenden Sitzung ihrem bisherigen Jühier. Die Spaltung der irischen Partei ist somit besiegelt, doch sich wieder voll wird e« schwerlich lange dauern, bi« die Mannen . g unter dem Banner ihres energischen Vor kämpfer« sammeln, obwohl die Einzelheiten der letzten Debatten Zustände hcrbeiführten, die bei den heißblütigen Franzosen wenigsten» dreihundert Mal die Mähr von der schießenden Pistole und dem hauenden Säbel heraufbeschworen hätten. Im klassischen Lande des Boxkämpfe« boxte inan sich eben, und geschwollene Nasen und zerfetzte Ohren waren die Trophäen de« ruhmvollen Kampfe« der Parnell'schen Nibelungen gegen die Mannen Glad- itones. de» König« der Hennen. Der .lange John", wie man den Abgeordneten O Cannor in vertrauten Kreisen nennt, ein zweiter „annulier Hagen", soll sich in dem Handgemenge ganz besondere Verdienste um Irland erworben haben, wozu ihn allerdings seine hervorragenden physischen Eigenschaften in hohem Maße befähigten. Auch der Abgeordnete Abraham entwickelte gleich seinem Vorbilde Hildebrand eine rührige Thältakeit, und die Kraft seiner hand greiflichen Argumente war io stark, daß der alte Gladstone. der wir König Etzel den blutigen Strauß seinen Mannen überließ und unterdessen zagend beim Mahle saß. glückselig anSrief: .Homerule >st gerettet!" Armer König Etzel! Nicht nur sim lJnnern führen die Engländer Krieg, sondern auch in Südostafrika schlagen sie sich herum und zwar mit ihren dortigen Greuznnchbam, den Portugiesen, ohne daß eine Kriegs erklärung erfolgt ist. Es handelt sich zunächst um Streitigkeiten zwischen zwei Handelsgesellschaften, der portugiesischen Mozambique- und der britijch-südosloflikaniiche» Compagnie. Da« Stieitobjekt ist da« Gebiet MutassaS. welche« nach dem portugiesisch-englischen Abkommen unzweifelhaft in portugiesische« Territorium fällt nnd von den Portugiesen auch in Besitz genommen war. Nun hoben die Agenten der brttiichen Gesellschaft die Eingeborenen von Mu- tassa aufgereizt, die portugiesischen Niederlassungen überrumpelt und verjagt. Selbst wenn neuere Meldungen diesen Tbatbestand verschieben sollten, so wird daran wenig zu ändern sein, daß die Engländer, wie ja fast immer in solchen Fallm, di« Störenfriede gewesen sind und durch geschickte hinterlistige Wühlereien nnd Jn- niguen den Anlaß zu einem neuen Conflikte mit dem kleinen. England gegenüber ohnmächtigen Portugal heranfznbeschwören suchen. Auch Tenlschland hat ,a in Afrika wiederholt Gelegenheit gehabt, die unersättlich« Krämerpolltik unserer stammverwandten englischen Freunde kennen zu lernen. Die deutschen Sympathieen wenden sich daher sicherlich den Portugiesen zu. um so mehr, als da« Bewußtsein, in dem deutsch-englischen Abkommen bezüglich Helgoland« übervortheilt zu sein, in natianalgrsinntrn Kreisen noch lebendig ist. Rur an der englischen Regiening wird e« liegen, e blutige Zusammenstöße mit Portugal in Südostafrika zu verhü» weitere l Engländer hat niemals nach Recht und Gerechtigkeit gefragt: oft hat sic ihr brutales Vorgehen schwächeren Staaten und Völkern gegenüber nicht einmal mit cincin lovalen Anschein zu verbrämen versucht. Nach dem vor einiger Zeit erwlgtc» englisch - portu giesischen Abkommen war zu envarlcii. daß cs vorläufig wenigstens zu neuen Beunruhigungen ans dem heißen Bode» von Afrika nicht kommen würde, und wenn außer dem üblichen politischen Anstande für England noch irgend ein anderes Argument hätte maßgebend sein dürfen, so hätte cs in der Erwägung liegen müssen, daß die Lage des Harstes Braganza durch neue Gewaltakte abermals gefähr det und den Bestechungen der Republikaner der Weg geebnet wird. Derartige .sentimentale" Uebrrlegungcn liegen aber de» englischen Realisten durchaus fern: cs kümmert sie nicht, ob der monarchische Mantel durch ihre Schuld durchlöchert wird. Kernschretb- und Aeruslirech-Bertchke vom 9. December Aus der Tagesordnung dcS Reichstages steht zn- Berlin. nächst die dritte Bcrathung der Vorlage über die Vereinigung Helgolands mit Teutichland. Stadlhagcn (Soz.) behauptet die Ungiltigkcit deS deiitsch-engiiichen Vertrages über die Abtretung der Insel, da die Zustimmung deS Reichstages zu dein Vertrage nicht eingeholt worden sei. Letzteres aber wäre gemäß der Bestimmungen der Vertassung nöthig gewesen. Ader selbst wenn der Vertrag dem Reichstage vorgelcgt und von diesem genehmigt würde, würde man immer noch die Helgoländer fragen müssen, ob sic mit der Zutheil- nng an Deutschland einverstanden seien. Diejenigen Helgoländer, welche für England optirm, dürften nicht ans ihrem Vatcrlandc vertrieben werden. Staatssekretär v. Bötticher: Stadlhagen dürste mit seiner RcchtSauffassung allein siebe». Nichts sei klarer, ais daß der Kaiser mit fremden Mächten völkerrechtlich verhandeln nnd Ver trüge schließen kann nnd nichts iei klarer, als daß dicie Verträge, soweit sie nach Art. 4 der Verfassung Gegenstände der Rcichsgesetz- gebung berühren, dem Reichstage zur Zustimmung vorznlegen sind. Letzteres sei mit der Vorlage des zur Bcrathung stehenden Entwurfs geschehen. Es iei also Alles in ichönjtcr Ordnung. Die jenigen Helgoländer, die für England ovtircn, werden damit Eug- iändcr und sic werden dementsprechend, so lange sie in Tenlschland weilen, al« Ausländer behandelt. Eine Garantie, daß sie bis an ihr seliges Ende in Deutschland bleiben dürfen, könne ihnen nicht gegeben werden, denn eine solche Garantie könne keinem Auslän der gegeben werden. Uebrigens sei die Sache nicht von praktischer Bedeutung, denn bisher habe sich noch kein Helgoländer gesunden, der für England optirt Hütte. Die Helgoländer wollen aber Deutsche >cin. Stadtbagcn (Soz.): Unter solchen Unrstände» müsse er gegen die Vorlage stimmen. Venn e« bandele sich um einen Akt deS Zwange«. Staatssekretär v. Bötticher: Wenn Stadlhagcn seine staatsrechtliche Ansfassung zur Geltung bringe» wollte, müsse er Aufnahme der Bvlksobstintmtmg in die Verlass»»« beantragen. Klemm (cvns.1 begründet seinen Antrag, das Gesetz mit der Ver kündigung desselben in Kraft treten zu lassen. Staatssekretär v. Bötticher zweifelt nichl, daß die verbündeten Regierungen mit diesem Anträge einverstanden sein werden. Ter Antrag Klemm wird angenommen und damit das ganze Gesetz im Einzelnen. Die Gerammlabstlmmnna wird noch ansgcsctzt. — Es folgt die erste Berathung des Rcichshausbnltsctat« für ElM. Staatssekretär v. Maltznhn-Gültz: Das Etatejabr 1889 !X) ergab für die Reichs kasse gegenüber dem Anschlag einen Ueberichuß von 2''s Millionen. An die Einzelitaatcn wurden 78 Millionen mehr abgcsiihrt, als diese an Matricularbcilrägcn an's Reich zahlten. Auch das Jahr 1800/91 gestaltet sich günstiger als nach dem Eiat angenommen werden mußte. Dasselbe verspricht für die RcichSkasse eine reine Mehreinnavme von 10 Millionen, gegenüber dem EtatSanichlage und für die Einzelstoatcn eine Mehrüberweiinng von 66—08 Mill. gegenüber der Höhe der Malricularbeiträge. Mehrausgaben erfor derten ». A. die Fonragekosien. obgleich die Getreidepreise nicht höher sind al« im Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Tie Zolle dürften 65 Mill., die Sienipclabgaben «>'/, Mill. mehr ergeben als veranschlagt: die Bramitweinverbrauchsabgabe dürfte 5'/- Mitl. weniger ergeben. Der neue Etat fordere iin Ordinarinni 5,0 Mill mehr, wovon der weitaus größte Tbcil ans früheren Beschlüssen des Hause« bez. aus den Con'egucnzen desselben beruhe. Tie Ein führung de« rauchlosen Pulvers und die damit zusammenhängenden Aenderungen, die Mehrverzinsung von NeichSanleihen ». A. erfor dem große Mittel. ' an Unteroffiziere; neu ÜältnisscS der Ossiiierc nur» Militärarzt nna. Die vielfach kritisirte Ausgabe der drciprozeniigen Reichsan- lcihe sei unter sorgfältiger Beobachtung der Lage deS Weltmark tes und in der Uebereimtimmnng mit der pieußischen Regierung erfolgt. Die Frage, ob künftig weitere 3-prozentige Papiere ausge geben, oder zu 3'/rpn>,entigem Typus znriickgekehr^weiden soll, sei offen gelassen. ichrikt auf dem Wege vorsichtiger te». Da« in offen zu «»Knrch Finanzgebahrung stelle sich die Einstellung der Forderung für den Aprilcouvon des jnächsten JabreS in Höhe von 10 Mill. schon in diesem Etat dar. Dem Bnndesrath verbleibe dann immer noch eine Nettoüberweisilng von 8,7 Mill. Das Invalidität-- und Altcrs- velsichcrungsgesetz werde eine Vermehrung der eigenen Einnahmen de« Reiches nöthig niachcn. Ter Staatssekretär schloß mit der Mahnung, bei der Regelung unserer Verhältnisse stets nach dem Spruche zu handeln, den die allen Hanseaten an die Thore Lüvecks schrieben: -Einigkeit im Innern, Außen Friede". jBeisall.) Richter (freis.): Seit dem Kanzlerwcchici sei noch nicht ein Jahr verflossen und schon sähe man. daß es so auch gehe. Die auswär tige Politik sei langweilig geworden, möge sie es immer bleibe»., DaS Alters- und Jnvalidcngcsetz irr ein verhängnißvoller Sprung > in den dunklen Abgrund. Die Ausgaben im Extra-Ordinanilm schwellen lawinenartig a», besonder- für die Marine. Der gefährliche Rückschlag könne nicht ansbleiben. Seien die Baulen anSgcsührt, o würden plötzlich zahlreiche Arbeiter brotlos. Die Ausgaben für SchlssSbanten hätten sich wesentlich verihcuert. So koste ein Pan zerschiff gegenwärtig schon 11,2 Mill.. das vor 2 Jahren siir 9.8 Mill. hcrgcstellt wurde. Die Kaserncnbauten würden in einer Weise befördert, daß jede Ncbcrsicht verloren gehe. Tie ttnieroffi- iersprämien seien entbebrlsih. Man tolle lieber die unteren öeamtcngehälter ansbcsscrn. Tie Errichtung der »enen Untcrofn- l zierSichnle lehne er ob. Tie Verhältnisse in Ostasrika seien ganz unhaltbar. Afrika durch schneidige Lentnants nnd mit Gcheim- räthcn von Berlin ans zn kolonisire», werde nicht geistigen. Bel der günstigen Finanzlage könnte man dir Lebensmitlelzölle besciti-! gen. ohne neue Stenern zu brauchen. Tie Znckerstcuervorlagc lehne > er und seine Freunde in der vorliegenden Form ab. Ste wollten ein-, fach Beseitigung der Matrrialsteuer und der Ausfuhr-Vergütungen. > Da« sei auch der beste Vorschlag im Interesse der Zuckersabrikantcn selber. Ste schienen e« freilich als ihr gute« Recht zu halten, daß! ihnen jährlich SV Mill. auf Kosten der Steuerzahler zuaewendet weichen. Gefreut habe e« ihn. daß der Reichskanzler für die Herren Znckcrindilstricllrn nicht zu spreche» gewesen sei. Was die schweben den Zollverhandlnngen mit Oesterreich anlanyc, so hätten dieieibc» nur dann Werth, wenn man nicht zu ängstlich Zugeständnisse um Gegenleistungen gegen einander abnicjse, sondern vor allen Dingen die Inieiesscn der einheimischen Konsumenten berücksichtige. ,'»c früher mit dem gegenwärtigen Zollsystem gebrochen werde, desto besser iei cs für die Interessen der Mehrheit aller Steuerzahler ni a für das Vaterland. Reichskanzler von Cavrivi: Aeußernncien wie sie Richter gcihan und denen er auch in der freisinnigen Preste begegnet sei, erschienen nicht geeignet, schwebende internationale Verhandlungen zu erleichtern. OLebr richtig.) Was die Ocnmmg der Grenzen betresse, so lege eine Meldung vor, wonach bei eineiig Transport von 107 rnfsiichen Schweinen 30 krank waren. (Hör! Hört!> Ans eine Kritik des Invaliden- und Altersversicherung!/ acsctzeS lasse er sich nicht ei». Wäre cs vom Hauie und von den Regierungen nicht für gut gehalten worden, so wäre cS nicht Ge setz. Die Schwierigkeiten für die Zukunft verhehle er sich nich:. Er halte es aber für ein segensreiches Geschäft. Mchrsorderungcn für Mililärzwecke über den Etat hinaus stünden nicht i» Aussicht. Bebel (Soz).: Das Alters- nnd Jnvaliditätsgesctz sei nur ein erster Schritt aus dem Wege zur Sozialreform. Man werde zu weiteren Schritten gedrängt werden. Im Allgemeinen herrsche unter den Völker» versöhnliche Tendenz. Kriegsgefahr sei, wie die preußische Thronrede versichert, nicht vorhanden. Das bestehende Stenersysiem sei eine Gefahr der schlimmsten Art. Der Arme werde zu Gunsten' des Reichen belastet. Gegenüber den Lasten, die der Arme träger, müsse, sei der Steuersatz von 3 Proz., den das neue preußische Stcncrgesetz aut hohe Einkommen lege, nur eine Anstandsstcucr. Es sei erst neulich von hoher «teile zn seiner großen Freude die Ansicht ausgesprochen worden, daß die neueren Verhältnisse sich auf die französische Revolution aufgebank hätten. Leider ici die Ent wickelung stehen geblieben. Seine Partei werde den Eiat als auf ungerechter Stcuerbclastung beruhend, im Ganzen ablchncn. Wcllcrberathnng morgen. Berlin. Gestern wurde am hiesigen Hose die Verlobung der Prinzcisin Loniie Auguste zu Schleswig-Holstein mit dem Prin zen Aribert von Anhalt verkündet. — Ter Vorsitzende der Verwalt ung des Reichsinvalidensonds, Dr. Otto Michaelis, ist gestern Abend an einem Nierenleiden, verbunden mit Wassersucht, gestor ben. — Die Ernennung des Generalleutnant v. Krosigk zum Gcneralinspektenr der Kavallerie, sowie der Rücktritt des Präsiden ten des Oberkirchenrathes. Dr. Hermes, werden demcntirt. — Der „Reichsanz." veröffentlicht amtlich die Verleihung des Sachs. HairS- ordens der Rautenkrone au Capnvi.das Comthurkreuz I. Ci- des Sachs. AlbrcchtsordenS an den Regicrnngspräsidcnten Prinzen Handjcry zu Liegnitz, das Comthurkreuz 2.Cl. desselben Ordens an den Direk tor des Landwtrthichafllichen Instituts zu Halle, Geh. Rath Prof. Tr. Kühn, und des Ritterkreuzes 2. Cl. mit Kriegsdckoration dcsscl- A ben Ordens an den Offizier in der ostasrikanischen Schntztruppc Leutnant v. Vehr. — Der Neaierurigsvräsident zu Aachen verbot ^ die Einfuhr von Rindvieh einschließlich von Kälbern aus dem ^ Königreich Belgien bi« auf Werteres ganz, da die Luiigcnieiichc ^ unter dem Rindvieh in der belgischen Provinz Lüttich in erheblichem ^ Maße herrscht. — Ter Reichstag wird in dieser Woche noch die — erste Lesung des Zuckcrstenergesctzes und wahrscheinlich die Bcrath- ung der Anträge auf Aufhebung der Lcbensniittclzöllc vornehmen. ^ Berlin. Ta« Abacocdncleichaus verwies die Novelle zur lox llneno an die Konimission für das VolkSschnlgesctz. Nach dem Verlauf der Debatte ist ans das Zustandekommen dieser Vor lage kaum zn rechnen. Berlin. An den gestrigen Verhandlungen hier über die argentinische Finanzlage in Bezug auf die am deutschen Markte emittirten argentinischen Staatsanleihen nahmen eine Reihe von ersten deutschen Banken und Bankhäusern Theil. Es wurde dagegen protestirt. daß auf Grund englischen Comitee-Vorschlagcs irgend eine Acnderung in pünktlicher Erfüllung derjenigen Verbindlichkeiten eintrete, welche die Regierung ihren Anleihe-Gläubigern gegenüber eingegangen ist. Sodann wurden im Sinne der von den deutschen und französische» Tclegiricii in der Londoner Konferenz gemachten Vorschläge weitere Magnahmen beschlossen. Tie argentinische Re gierung erhielt Kcnntniß von dem erhobenen Protest und den sonstigen Beschlüssen. Hamburg. Johanne« Orlh's Schiff -Margarethe" wurde von der Hamburger Bark -Maria Mercedes" zuletzt am 31. Juli d. I. niit 6 anderen Schiffen vor den Ausläufern deS Gebirges von Kap Horn während eines furchtbaren Orkans bei 15 Grad Kälte gesehen. Pest. Graf Fcrd. Z.chy hat seine Güicr-Tirektorcn angc- wiescn, keine Protestanten mehr anznstellen und, falls ein Beamtet eine Protestantin heiralhen sollte, denselben zu entlassen. Lnxembur g. Erbgroßherzog Wilhelm reist nächster Tage in Begleitung des Adjutanten Rittmeisters Gmie» Wolf Metternich nach Berlin und Wien, »m die Thronbeslelgung seines Vaters anznzcigcn. Prinz Nicolaus von Nassau, Bruder des Großhcrzogs, reist zn gleichem Zweck nach Petersburg. Luxemburg. (Deputirtenlammer.) Nach Eröffnung der .1 ^ MM* , l' Ä -- «I . .. eine 'Ansprache an die Versnmm- erdicnste des Königs Wilhelm um die Sitzung richtete der Großhrrzog lnng, m welcher er der Verdiei. . Freiheit nnd das Gedeihen Lnxembnrg S gedachte, welche dem Da- hingcschicdenen die Dankbarkeit eines freien Volkes für immer sichern würde». „Könige sterben", fuhr der Großhrrzog fort, „Völker bleiben. Volk nnd Fürst werden sich des Verstorbene» dankbar erinnern. Die Verfassung und die Gesetze bernse» mich »ns den Thron. Ich übernehme die damit verbundenen Pflichten, zu deren Erfüllung ich Ihres Vertrauens »nd Ihrer Zuneigung bedarf. Ich werde mir dieselben zn erhalten wissen. Ein ernster Augenblick ist die Verbindung Lnxembnrg'S mit dem -Hanic Omnien. Möge die selbe eine danerhasle rind glückliche sei». Ich danke Gott, daß ich noch in so hohem Alter meine Kräfte dein Tiensle des Vaterlandes widmen kann." Hierauf sprach der Großhcrzvg die Eidesformel und schloß mit einem Hoch ans das Großherzogtlmm. Bern. Der Ingenieur Lomnicl nnd Andere haben beim Eisenbahn-Departement die Concessionirung einer Normal-Linie Thuner See-Frutigcn, Loetzschberg-Hisp oder Brig znm Anschluß an die Siniplon-Vahn nachgesticht. Durch dicie Bah» würde die kürzeste Linie zwischen Baicl und Genna hergestellt. Kosten 45 Millionen, Vorbereiinngssrist 4 Jahre, Bauzeit 0 Jahre. London. Das Oberhaus »ahm die irische Kartvfseliaat-Bill in 8. Lesung a». London. Eine Firma in Milwaukee hat Parnell den Vor schlag gemacht, in Nordamerika 100 Vorlesungen zn halte», wofür die Firma ihm ein Honorar von 75,000 Dollars gamiilirt. Parnell lehnte ab. Washington. Der Betrag des durch die gestrigen Opera tionen deS Schatzamtes in Umlan» geletzten Geldes beläuft sich auf etwas über 6 Mill. Dollars. L'A -r- ii.'-' Z ' WO ' ',?>-« ' 1.' ^ -1'' ^ ' i i - MW ' ' >> s.v ^ 'äsDi r . ie ? i'i, . i > , Mi'M '' MF 'MM i '' st M- ».-MG FÄ
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