Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 14.01.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189101143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18910114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18910114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1891
- Monat1891-01
- Tag1891-01-14
- Monat1891-01
- Jahr1891
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 14.01.1891
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
für Pvlttll. Uutrrbal»««,. «k,Lä,i«verkebr. Börlrnbericti. ttrrmdenliste. ««Mß-ebUIir vttrlkitälnlich M. 2«. tuiÄ die M'l> M 2,7». - Anualimr v «»Mndiamisc» Maukiiltr, Wv, s-3. Lcumla-Slu« 12 Uür, Ü» Nnciiadl: -cinaciatir SScibc», lb Ma.. iluMcin- lass oder noch tzcMM-n La Ms, Unierin Hircch tiklttseaaud» Necie 40 Pis «muiidiaiinacn cniidc-rPnvat- «,cte Zeile Ä> Bis, Eine Bürsichait !ür die iiiuiiliiasise Sininaluuc- der Anieisen wjld nicht senden ?IuS- n>arlise nutmcdcauuu^aumücic scarn Lribclbeianl»»» durch Brieiniauen oder Posikinzniiliiua, gur Sliiiliiadc ccuac-cucidic-c Tchrill- iiimc keiuc Verdludlinike», kliikündisiiiiseii iieNiueu ldniinlllch« immliuiic ittermiiieliliniSiiellei, au. ücmlvrrchiicüe Nr, il. ? vr. Xlss' vmttztMlw U«iI»mt»It ^ ssNr ^skesn-. Ut'rr:-, ^ntorlOikm-, ^snrvonllrnnlc«, ,m 8ltklovnr'!l>rl»n85t, VrlUwn- » tirrtuktlttlkvu oUr. I-Oiill'iulo. ^ufna^mo joclor/iijt. 5ru». H 8« linsum: Dr mo>l. Klc-tt, L. II« >!>»« , <» ^liuk. — « Kurort, lim« N'.., 7. ^nll. .? !^!rir!<, «lux I» l!iil!l!um>1Iuilf< M «ovi«' <l«'N <ior lriUiof. I!<nlitnx<itli. IllylOKMBitz >W Ililllll'8 Aiilklil. -Ir. 14 VLllssöll vte. vte. etc, empfiehlt billj^rit !! lÄsärkLNot-" LülllL»drüellvr8tritsss La UI„I 81. ljli vsutrLorrivLLns 28. H> HgüHS HL2kstg.SL§1 LoQiAl. 8ü,o1is. Wi>ll»r.?!>, Hol^lroio^raM L^L75UA«r «Lr». 36. 8pc->-mIit:ttl>„ : > - iiiul LSruz»!»« I» Vi»cirlcarte»-1'>»N<>gra>>>>ic-i> 12 8t>l<:Ic v>m t> Kccrlc u>>, Ver- txi'üi-iNi^l'u»^,»;» »:»-!> j>->I>->» llili! in Icüin-ll. ^ni>tülil»n§ Ina I-elx'ii^iiiWi, von 40 Llarlc ul». 'WslLZuliLUS-LtWSö Hr. 24 tullic; liom llijistosili^nrilcilloi' kllltr. Preußischer Etat, Uebcrzeichnung de, sranzösischen Anleihe, Hoinachrichien, KorvSstndcnle», Bietoria-Salo». Gerichts- verhandln»^». Tagcsgeschichle. Berliner Galaoper, Staate fordert, Unnngcmessencs fordert, aber nicht geneigt ist, für den Staat zu geben nnd zu opfern." Ein bcheczigenswerlhes Beispiel von Patriotismus, der unter Umständen selvft den eigenen Geldbeutel nicht schont, neben immer Mittwoch, 14. Januar. Politisches. So hat denn nun glücklich der .gekommene Monn" in Preußen, ser Finanzminiiter Jvbcnmes Miguel, leinen erste» Etat ff» preußischen ! hj? Franzosen. Auch in der sechzcbnsachen Uebcrzeichnnng Abgeordnelcnbcinse eingcbracht, nnd mit lcbbaslcr Ansiiierksamkcit! „encsten sriuizösischen Anleihe von 870 Millionen steckt ein gutes haben die Bcrtreter von Gerdaucn und Stallnpönen, wie die Männer auö Erkelenz und Papenburg dem Klange seiner Warle gelauscht, bis das Räderwerk der Zahlen ihre Gedanken langsam iortaleilcn ließ i» seligere Gefilde, allwo Milliarden keine» Wcrlh haben nnd das Gvelhe'sche Hcxcn-Einmaleiirs seine sinnvolle Gel tung gewinnt. Es ist ja auch thatlächlich eine schwierige Ausgabe, über die Finanzlage eines ganzen Staates in wenigen Sähen eine den 82 'Milliarden bereits vorhandener französischer Staatsschulden um so stärker in's Gewicht fällt, ist denn auch ein ganz aichcroldcnt- lichcr lind wenn wir Tenljchcn in unseren Busen greisen, so werden wir nicht ohne eine gewisse Beschämung an den traurigen Miß erfolg denken, welchen unsere 3-prvzcnlige ReichSanleihc davontrng, derartig runde und nette Auseinandersetzung zu geben, daß sofort l Mag a„ch x>„ genauer .Hinblick ans die einzelnen, in Frage kommen- die große Mehrheit der „geehrten Herren vom Landtage" in den! Ursachen diese Beschämung wesentlich abschwächen, so läßt sich die beiderseitigen Ziele derselben. Die Sorge über die Erleichte rung der BolkSernährnng liege auch den verbündeten Regierungen am Herzen, Sie glauben dies bewiesen zu haben, indem sie die Fleischcinfubr erleichterten. Zugleich aber liege ihnen die Sorge für die Erhaltung der wichtigsten Zweige des Erwerbslebens, nament lich auch der Landwirthschast ob. Das Gedeihen der Landwirth- »hast ist für die Erhaltung des Staates von höchstem Werth. i >>!« ^,...r,->»!»?,'»nur! Trete» die Herren in eine Diskussion der Anträge ein, so werden sich b-tuch BaterlandSttebe d,e über den Horizont der Zannko.ngspvl ttk verbündeten Regierungen nur insoweit a» der- h,«Überschaut. Ter Enidrnck. den diese Dl,at,ache macht, die bcH ^.,1 vetheiligen, als dies etwa zur Berichtigung bedenklicher bcgcistcrlen 2l»sruf ausbricht: „Ja — also!" und selbst für den früheren Bürgernicistcrbon Frankfurt, den doch ein gcwiegterMenschcn- keiiner eine „rhetorische Natur" nannte, ist dies Kunststück zu schwierig gewesen. Deshalb mag sich derselbe vielleicht von vorn herein damit begnügt haben, die Sorgen seiner finanziellen Hcr- zcnSkammer in möglichst trockenem Tone zum Bortrag zu bringe», iodaß man den Eindruck gewinnt, als stände man vor einem Finanz- gcrippe, nicht vor einem lebensvollen Körper, in dessen letztes nnd feinstes Acdcrchen sich warmes Blut ergießt. Alan darf ihm aller dings nicht Unrecht thun — auch die Etatsredcn des Ncservclent- uants V. Scholz waren nicht lebendiger: aber einerseits haben die !u der offiziöse» Presse veröffentlichten Notizen, andererseits der Hauch von Hofgunst, der ans dem Mann liegt, die Erwartungen doch hoch genug gespannt, um jetzt nicht eine kleine Enttäuschung wachznrnfen. Da wir in Sachsen unser eigenes, nns jährlich zwei Mal in ein frohes Bewußtsein gebrachtes Finanzsysiem haben, so iutcrcssiren uns natürlich in dem preußischen Ländle nur die großen Züge, neue organisatorische Einrichtungen und solche Aendcrungen, die etwa aus das finanzielle Gebühren des Reiches rückwlrkcn könnten. Von Alledem finden wir jedoch in der Etatsrcdc nichts, zumal die erwarteten Vorschläge über die Einrichtung von kleinen Beamtenwohnungen trotz der Vorhergehenden Ankündigung ihrer Auferstehung noch fernerhin entaegcuschlumincrn. Auch das Lied, welches in neuerer Zeit so oft und mit so vielem Rechte angcstimmt wird und dessen Kehrreim den Wunsch nach Erhöhung der Bcamtcn- gchällcr ansdrückt, hat keinen Wiedcrhall gesunden: „Der gegen wärtige Etat hat zn unserem großen Bedauern erhebliche Mittel nicht geboten, um erhebliche Aufbesserungen der Bcamtcngchalte »nzuuehnien." Andererseits aber scheint der preußische Staat wenigstens nach einer Richtung hi» den Klagen zahlreicher Bcamtcn- K.stcgorien abbelfe» zu wolle», indem er das bestehende System dcS Aufrückens durch das System des Aufrückcns nach festen Allers- siuien ersetzt. Bisher avancirte» nämlich die Gehälter der Beamten in bestimmten Gchaltsgemeinschafte» nach Minimal- nnd Mazimal- iätzen. Das Ausrücken bing von Vakanzen ab, die meist durch Tod oder Versetzung entstanden. Starben also einem jungen Be malen recht viele Vordermänner weg, so konnte er eventuell die Studcntenbrant noch im Glanze ihrer Jugendlockcn hcimfnhrcn: folgten aber die Vordcrlcnte dem erhebenden Beispiele von Methu salem, dem Sohne Hcnvch's, so mochte er unter Umständen in die Lage kommen, die Vertraute seiner Jugend als cingeschnuntes Mütterchen in das bräutliche Gemach zu führen. Daß unter diesen Umständen, bei denen einzelne einer größeren Gemeinschaft ange- hörende Beamte dauernd hinter denen der gleichen Kategorie einer kleineren Gemeinschaft znrückbiicben. Unzufriedenheit und Miß stimmung erregt werde» mußte, ist klar. Wenn daher in Zukunft der tüchtige Beamte, der seine Schuldigkeit thut, sicher ist, daß cr in einer bestimmte» Periode um einen bestimmten Gehaltssatz anf- gclessert wird, wenn cr fortan seine Lage, icine Zukunft genau doch die eine Thatsache seststellcn, daß der nationale „Elan" ein Faktor ist, »nt dem bei uns nur wenig gerechnet werden darf. Um zunächst das Thatsächliche festznstellen, sei erwähnt, daß der Zinsfuß bei den Anleihen der gleiche ist, während der Kurs der französischen Anleihe sich ans 92,55 Proz. gegenüber unserem Emiisionskurse von 87 Proz. stellt. Allerdings darf man hierbei nicht übersehen, daß der Kurs der deutschen Anleihe höher war- als cr bisher üblich gewesen, während in Frankreich die franzö sische Rente erheblich unter dem Tageskurse zu erhalten war. Ebenso liegt es nahe, die überaus unglückliche Zeit der Gejchäfts- flanhcit, welche Herr Miguel und .Herr von Maitzahn für die Emis sion als vorthcilhast annnhmen. mit der weitaus günstigeren Zeit zu vergleichen, in welcher Herr Nonvicr seine Aktion in's Werk setzte. Aber diese Umstünde reiche» keineswegs hin, den Gegensatz in seiner ganzen Nacktheit zn verkennen. Bielmehr muß man einerseits das Geständniß abtegen, daß die Leiter unterer Finanzen schwere Fehler gemacht haben, und daß andererseits Deutschland den großen Finanz baronen gegenüber sich in einer Zwangslage befindet, die ihm die Hände in einer traurigen Weise bindet. Es sei heute nur daran erinnert, wie im vorigen Sommer die Borschläge der Ncichsbank dem ver einigten Drängen der Banken gegenüber znrücktretcn mußten. Daß diese Banken aber überhaupt, namentlich in Frankreich, die eigent lichen Macher der Anleilnm sind, wird Niemand leugnen, der mit einiger Aufmerksamkeit die Schachzüge der Rothschild. Stern, Bam- berger, Camondo und Eahcn verfolgt. So schrieb unlängst in einer offenherzigen Stunde der „Gaulois": „Die Nolle der hohen Bank bei den Staaisanteihcn ist eine bedeutende, ja entscheidende. Die mehr oder weniger günstige Ausnahme, welche die Bernsnng ans den Credit bei den hohen Priestern des Goldes findet, die mehr oder weniger erheblichen Erleichterungen, welche sic den Zeichnern gewährt, ihr Einfluß aus den Börsenkurs — alles das trägt in sehe hohem Maße zn dem Glücken der sehr delikaten Sache, Anlcihc genannt, bei." Das Maß von Wohlwollen, welches die internatio nale Hochfinanz dem revnblikanischcn Frankreich schenkt, wird dem monarchischen Tcntichland eben nicht zn Thcil — das ist auch eine Lösung des Räthjels und nicht die unwahrscheinlichste. Keruschrtib- und Acrusprech-Vtrichle vom 13 Januar. B crli n. Der Kaiser hat sich heute früh nach Swincmimde zur Besichtigung der .HasenvcrhüIInisse nnd der Bcriiesnng des Fahrwassers »ach Sicltm begeben. Tie Fahrt ging auf dem Eis brecher „Berlin" zuerst in See, dann über das Hass nach Stettin, wo die Ankunft »ach cingetreiener Dunkelheit erwartet wurde. — Zwischen der Berliner »nd der Potsdamer Garnison soll im Laufe dieser Woche eine größere Gefechtsübung stattfinden, wobei der Kaiser vermnthlich die Trnpven der Bcriincr Garnison alnrmiren wird. — Prinz Heinrich wird zunächst zeilweilig beim Ministerium des Innern thalia sein. Der Minister des Innern erhielt einen entsprechenden kaiserlichen Auftrag. — Die Mecklenburgisch-Schwe- rinische StaniSregiernng läßt erklären, daß die von der Frankfnrlcr , . ... .. ^ Zcilung gcbiachtc Nachricht, der Großherzog von Mecklenburg habe voraus berechnen, wenn er also cmc richtigere nnd ökonomischere!^-,,, Fürste» Bismarck die Stellung rincs Mecklenburgischen Mi- Wirihichaft führen kann, als wenn der Zufall bestimmend cingrcift, io wird daS Gefühl der Sicherheit und Beruhigung sich erhöhen und gegenüber dem bisherigen System auch das Gefühl der Würde als Beamter wachsen. Die Mehrausgaben während der Nebcr- gangszcit könne» hierbei eben so wenig in Betracht kommen, wie eine engherzige Rechnerei, wenn eS sich darum handelt, die Zahl der diätarisch beschäftigten Leute zubermindern und einen größeren Prozentsatz von definitiv angestelltcn Beamten zu schaffen. Daß eine Reform in dieser Richtung allerdings die Ausgaben Preußens in» ein Wesentliches steigern wird, ist mit Sicherheit vorauSzuschen. und daher mag cs auch zu erklären sein, daß das Oman Nichter's von vornherein eine starke Berjchiinpftheit erkennen läßt nnd das „heiße Bestaunen nach neuen Steuern" zurtickweist. Dies wirkt um so drastischer, als gerade die Freisinnigen sich fortwährend als Anwälte der kleinen Beamten ansspielcn, als gerade sie stets Millionen z»r Ausbesserung ihrer Lage verlangen und mit der ganzen Bcrcdtsamkcit Spicgelberg's in Wahlversammlungen das barte Herz der Rcgier»ngsi»ä»iier bor dem Bolle verklagen. Das ewig wiederkehrcridc Schauspiel läßt sich wohl am knappsten und deutlichsten in folgendem Dialog ansdrückc» : Freisinn: „Bessere die Lage der kleinen Beamten, o Negierung!" — Negierung: „Gern, v Freisinn! bewillige nns nur die Mittel hierzu in neuen Stenern," — Freisinn: „WaS, neue Steuern? Sieh, o Bolk, die Regierung will wieder die Slcncrschranbc anziehcn." — Regierung: „Dann können wir keine Gehaltserhöhung einlictcn lassen." — Freisinn „Sieh, o Volk, die Negierung hat leidenden kleinen Beamlen solle» weiter iiitinitum. Wie sagte doch gleich der - „Lassen wir nickt eine Rtcktuns auslommer». welche Alles vom ^ der nisterpräsidenten angelragen, aller und jeder thatiächlichen Grund lage entbehre. — Einem Pribatbricfe anS Cannes zufolge werden in einem dortige» Hotel Zimmer für den Fürsten Bismarck bereit gehalten, da derselbe im Interesse seiner Gesundheit einen Tbcil des Winters dort verbringen wolle. — Betreffs des Nationaldenk- mals ffir Kaiser Wilhelm I. auf der Schloßsrcihcit ist unter den zur Bewerbung aiffgcsordcrtcn Künstlern eine völlige Einigung nicht erzielt. Während zwei der hervorragendsten Bildhauer eine Betheiligung ablehnen, sind Andere vorläufig noch unentschieden. Ancb ei» Theil der Architekten soll endgittig zurUckznirctcn ent schlossen sein. nachdem Hofbanratb Ihne mit Borichlagcn für die künstlerische Gestaltung der Westseite des Schlosses und der cvchloß- srciheil beauftragt worden ist. -- Die Stenerkommission deS Ab- ncvrdnclcnhanies hat die erste Lesung beendet nnd beschlossen, daß der Mehrbetrag aus der Stenerrefonn schon jetzt unbedmgt zur klcberweiinng von Grund- nnd Gcbändestcucrn an Cvnnnunalvrr- bände bestimmt wiid — Die Commission für das VoikSichulaesetz hat den Antrag Windthorst abgclchnt, wonach die Erthcilnng des Religionsunterrichts nur solchen Personen übertragen werden dürfe, welche das zuständtge Organ der Religionsgcscllschaft für dazu be fähigt erklän hat. Berlin. Der Reichstag nahm henke sekne Sitzungen wieder ans. Der Präsident verlos eine Kabinctsvrdre des Koffers, worin dieser seinen Dank für die ihm vom Hause zur Geburt des jüngsten Prinzen dargebrachten Glückwünsche ausspncht. Dan» wurde in die Berathmig der sozialdemokratische» und dcutschfrei- sinnigcn Anträge ans Anfhebnna bez. vorläufige Herabsetzung der Lcbcnsmittclzölle hcrangclretcn. Reichskanzler v. Eaprivi: Die Tragweite der Anträge werde von der Regierung »ichr verkannt. Tic Anträge sind bereits iin Juli eingcbracht. Inzwischen sind die Vcrliandlnnaeii wcaen Abschlusses eines HollverliaaeS mit Lage, weder über den Verlaus der Verhandlungen, noch über Jrrllinmer über thalsä-hlichc Verhältnisse nöthia sein sollte. — Hieran, begründete Schumacher den sozialdemokratischen Antrag aus völlige Austicbung der Lcbcnsmittelzvlle. Die Zölle hätten das Rechts- bewnßiiein der Bevölkerung aus den Kpof gestellt. Aus den Reden des Kanzlers gehe hervor, daß man auch oben einzuschen ansange, daß cS so nicht wcitcrgehen könne. Das den Zöllen zu Grunde liegende System sei ein völlig verkehrtes. Für den übcr- wicgendcn Theil der Arbeilcrichaft scicn die Zölle nur eine große Last. Man möge in ähnlicher Weise, wie mit Oesterreich-Ungarn auch mil Rußland und Amerika verhandeln. Für die breiten Massen des Volles sorge man ani besten durch Aufhebung der Zölle und Verminderung derMilitärausgabc». -Richter begründet seinen Antrag, den Reichskanzler zn ersuchen, im Interesse der Entlastung der ininderwohlhabcnden Volksklaffen und behufs An bahnung einer gerechteren Besteuerung durch geeignete Vorlage» zn wirke». Erstens die Kornzölle zunächst auf die bis 1887 beitondcnen Sätze zu ermäßigen, sodann eine allgemeine Revision des Zolltarifs einzulcitcn, welcher unter gänzlicher Beseitigung der Zölle auf Kc»n, Viel, nnd Holz auch eine Entlastung des Verbrauchs der Lnndwirlhschc.st berbcifnhrt. Zweitens: Aufhebung der Zncker- nnd Materinlsteuer nnd der dainit zusammenhängenden Ausfuhr prämie» für Zucker zn veranlassen. Drittens, die Privilegien der bisherigen Brenner bet der BcrbranchSabgade von Branntwein in Fortfall zn bringen. Tuffe Anträge erschöpften noch nicht olle Wünsche seiner Partei. Die Agrarzölle seien einseitig erhöht nnd es iei deshalb gerecht, mit ihrer lheilweiscn Aufhebung zu beginnen. Im Prinzip sei er mit dem sozialdemokratischen Antrag einver standen. Die Miltheilnngen über den österreichischen Handelsver trag begrüße er. Hosscntiich würden aber die Negierungen nicht ans disscreiiliale Tante hinstrcben. Eine Abstimmung über die Anträge wünsche er jetzt »ui Rücksicht auf die schwebenden Ver handlungen nicht. Vielleicht überweise man dieselben an die Budget« Kommiiiivn. In Schutz nehmen möchte er die Negierung »och gegen Angriffe antäßtich der österreichischen Verlragsvcrhand- liingen. AnS einer litten stiakctcnkiste sei die Ansicht aufgeslicgcn, daß diele Verhandlungen für das Fortbestehen des Dreibundes entscheidend seien. Man sollte deshalb den Reichstag austösen. Mit einer solchen Wahlparole würde wahrscheinlich der letzte Agrarier hier nnsgerottet werden. Leider habe Bismarck nickt den Reichstag ansgelöst, wenn er neue Zölle verlangte. Mit Recht lege man jetzt an entscheidender Stelle Werth aus die För derung des Verkehrs. Bismarck habe früher selbst aus einen Han delsvertrag mit Oesterreich großen Werth gelegt. Jetzt wirst er aus dem Dickicht von Friedrichsruh und hinter dem Bretterzaun der „Hamb. Nachr." mit Steinen auf seinen Nachfolger. Dreien publizislffchcn Unsuh müsse cr ganz besonders verurtheilen. Aber die Rakete sei aufqestiegen, sie habe gczffcht, sic lei verpufft, er leuchtet habe sie Niemand außer Herrn v. Kardorff, den sic ver anlaß! habe, wieder mit seiner Forderung nach Doppelbesteuerung zu kommen. Lehne man jetzt den Antrag ab, so würden ihn seine Freunde beim Etat wieder einbrinaen. Der gegenwärtige Zeit punkt sei für die Beseitigung der Zölle beionders günstig. — Lutz (kons.): Er sei in einem Kreise gewählt, in dem Großgrundbesitz nicht bestehe. Tort seien die Kleinbauern Schutzzöllncr (Hört! Hört!) Die Aushebung der Zölle würde den Ruin der Land- wirihjchaft herbcisnhrcn. Daß die Sozialdemokratie darauf abzicle, sei begreiflich, den» der rninirte Bauer iei der beste Sozialdemo krat. Die Aushebung der Einfnhrbeichränkungcn sei wahcichcinlich iitir aus Eourioisie gegen den zweitgrößten Bundesslaal erfolgt. Sic sei ein Fehler, wie die große Scnchengefahr in Nürnberg nnd andere» Stadien darthnc. Die vorübergehend hohen Fleischpreiie seien eine Folge des Futtermangels im vorigen Jahre gewesen. — v. Schaffcha (Ecntlnint spricht sich in gleichem Sinne ans. Der Zoll habe, wie er zahlenmäßig belegt, keine Vettheuerung hcrbei- gcsübrt. — Dr. Buhl (nal.-tld.l bedauert die Ausfälle Richters gegen den unvergeßlichen Mitbegründer des Deutschen Reiches. In Ardciteikreisen werde eingeiehen, daß die Löhne ganz erheblich hcrabsinkc'n mußten, wenn die Zölle ausgehoben werden würden. — Weiterberathnng morgen. Berlin. Demnächst wird ein Aufruf zur Errichtung eines Denkmals für Haydn, Mozart und Beethoven im Thiergarten er lassen werden. — In der Bardclcbcn'schen Klinik sind in den letzten acht Wochen 57 Fälle verschiedener chirurgischer Triberculoje mit Koch'ichcc Injektion behandelt worden. Acht haben die An stalt wieder verlassen, davon 3 geheilt, I gebessert. Bei dreien trat keine Reaktion ein. Ein dreijähriges schwächliches Kind starb nach 7 Injektionen. — Gestern sandcn aus sozialdemokratische Bc^ rusilng zwei Versammlungen von Arbeitslosen statt. Dieselben nahmen Anträge im Sinne des sozialdemokratischen Parteipro gramms an Außerdem wurde beschlossen, beim Magistrat n,n Hcrabietzung des Eoakspreiies, >»» ausgedehntere Beschäftig,mg bei der Slraßenreinigiinn, um Jnaiigrfffnabme größerer Bauten nnd um zweimalige Speisung der «Schulkinder aus Stadtkosten nachznsuchc». Ei» Antrag ans Abhaltung einer großen Straßcn- deinonstratio» wurde abgelehnt. Die Zahl der Arbeitslosen wurde in einer der Versammlungen mit iL.OOO angegeben. Hallc a. d. S. Die Zuckerfabrik Minslcbcir bei Halbcrstadt ist nredergcbrannt. 2000 Ctr. Zucker gingen mit zu Grunde. Wie». Ans Eatania wird gemeldet, der nicderländiichc Consnt Carcon starb plötzlich, eine halbe Stunde später dessen Freund Fiorio, Beide offenbar vergiftet. — Die Veranstaltung von Vorträgen in den Arbeitervereinen NordböhmcnS über die Frage des Frauenrcchtcs durch Hedwig Wilbelmv aus Köln wurde behördlich verboten. — Die ungarische Negierung projektirt eine Ausstellung zur Feier des tausendjährigen Bestandes der unga rischen Verfassung im Jahre 1893. B r n i s c l. Im König!. Thcatre La Monnaie fand gestern die erste Aufführung ^vv» Wagner'S „Sicgfflcd" in glänzender Ausstattung statt. Schon seil mehreren Tagen waren die Zn- tritlskartcn zu kaum erscviviiigbarcn Preisen verkauft worden. Kon starrtinobei. Major v. Hülsen kcbrt mil einem Handschreiben des Sultans an Kaiser Wilhelm nach Berlin zurück. Der Sultan verlieh den Offizieren und Mannichasleii des dent al Kanoncnhootes Wolf, welches dir Ueberlebenden bei dem Schifsbrnch des türkischen Panzerschiffes „Ecthogeiul" nach Kobr <Japan> gebracht hatte, goldene resp. silberne Rettungsmedaille«. -pstniS's «SN Muser,»ilch. KL SreM-iMMem Gebr. Pfund, r«tzn»iir. 4Y4L.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite