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Dresdner Nachrichten : 20.01.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189101205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18910120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18910120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1891
- Monat1891-01
- Tag1891-01-20
- Monat1891-01
- Jahr1891
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- Dresdner Nachrichten : 20.01.1891
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Lrßt»1,tt »Sr P,lM. vRtÄawm«. »«ILLNaverieLr. BLIenkmiLt. «remdeultde. »itüEr vInteUttftckic» M,».«» , fte Soft Ml»/». — »rniäv«« di^ü!>»kn^8anq>lir^ »Lr! mm». ^ 3«. Jahrgang. ««' Aufl. 52,000 Stück. vr. Xgänsr's LsLS-toniun. IVIÄlvIIfttvItv IÜ«8I,It»! I». I»r«8Ä«o. kür UsrvoulotS«», Mutarwult,, kvltsuclll, Lb>RT Vtadvtvn. 6l«Iit. IlutarleldtclalNnn- Dresden, 1891. 1.6.WiiMr Valsvadamistr. 1 (iullDipp<-I<!i»vitI6»erk>Llr) k«rll»pr»r>»»l«ll» Ulü» kimIlM-, AeiW- mul MmMMU Lpsolaltllil: rn 50-Ufz!;.-Lurur-Ure!llsu, Lstll LilSftcdluu!! KNti8d Mtzl ni«I ktz8tWIMt Kepmter KpeisesNl mit Neöenzimmer. 2 xut pssssllä rur ^bksttunx voll kamilivntoatso, lloolirsiton eie. HocliaelitunjsiivoII I2«I. ve>r«I«>>,. «««^«»««««!<««» ^»Lr/os 26i.>Ve11iii6i' 8tr.26i. ÜLLNS ULNtÄLSQÄ « <L . 1'eU-Ii) Ä Löni^l. Süolrs. k/WMl llotpliotzoßsrapli N i . 36. ^ Hrolsr 5oäsn!Ntts von 2 Ack rni, 5oLs^oxxsn z«ii 8 Ilitck mi, lirolsr HLÜonZ,1-6ostüuis owpüolrlt, ^s«8. H lvoldtl uns VIr«I, 8cliIo88.8lr.i88v Li (oüafisb äom Ivöoi^I. 8ostIoW). Rr. SV. Zpiegel: «»--»--«-d-»-. P°Ii!ischkS. Die viertägige Redeschlacht über die LebenSniittelzölle hat mit einer vollständigen Niederlage der Freihändler geendet. Die überwiegende Mehrheit deS Reichstage« hat erklärt, daß sie an dem bestehenden Schutzzollsystem festhält und zu einer Ermäßigung der landwirthschaftlichen Zölle nicht die Hand bietet. Es war eine sehr richtige Taktik der schntzzöllnerischen Zweidrittelmajorität, daß sie der Debatte über die freisinnig»sozialdemokratischen Anträge, wiewohl die Aussichtslosigkeit derselben von vornherein seitstand und die Gründe für und wider bereits vorher bis zum Ueberdruß durchgehechelt waren, einen so großen Spielraum gegönnt hat. Denn cs kam vor Allem darauf an. daß Vertreter aus allen Gauen Deutschlands. auS Pomlnern, Polen und Westpreußcn, aus Elsaß, Bayern. Baden und Sachsen den verbündeten Regierungen gegen- über einmüthig Zeugniß dafür ablegten, daß die Schutzzölle segensreich gewirkt haben und daß die Landwtrthschast auch ferner hin dieselben nicht entbehren kann. Sticht den rein agitatorischen Manöver-Anträge», die auf der Tagesordnung standen, hat man alio die seltene Ehre einer viertägigen Debatte erwiesen, sondern cs galt vielmehr, im Hinblick auf die schwebenden handelspolitischen Verhandlungen die Stellungnahme der Mehrheit der parlamenta rischen Vertretung zu der Beseitigung oder Ermäßigung der land- wirthschastlichcn Zölle, die bet dem abzuschließenden Handelsver träge mit Oesterreich-Ungarn in Frage kommt, in unzweideutiger Leise klar zu legen. Den sachverständigen Darlegungen der ichutzzöllnerischen Redner gegenüber, welche meist mit den land- wirihschastltchen Verhältnissen ihrer Hcimath innig vertrant sind, kommen die abstrakten Deduktionen und die demagogischen Kniffe vo» ein paar sozialdemokratischen Agitatoren und freisinnigen Theoretikern und Bcrufsparlamentaricrn gar nicht in Betracht. Denn diele keimen die Bedürfnisse unserer Landwtrthschast nicht und sind bei der Beurthcilung der Frage, ob die landwirthschaftlichen Zolle in ihrer gegenwärtigen Höhe nothwendig sind oder eine handels politische Umkehr im freihändlerischcn Sinne wünschenswert!) erscheint, keineswegs sachverständig. Für die Negierung sollten daher die sachlich begründeten Ausführungen der Vertreter der NcichstagSmehrheit bei den weiteren Verhandlungen mit Oester reich-Ungarn ein wohl zu berücksichtigender Fingerzeig sein. Wenn dieses Land nicht in der Lage ist, einen Vertrag ohne wesent liche Ermäßigung der landwirthschaftlichen Zölle unsererseits ab- ichließe» zu können, dann wäre cs gerathcn. schon jetzt auf eine Wetterführung der Verhandlungen zu verzichten, da das Zustande kommen des deutsch-österreichischen Handelsvertrages, welcher von uns daS Opfer der Herabsetzung der Getreidczölle verlangt, an den, Widerstande unseres Reichstages scheitern würde. Tenn eine Ermäßigung der Zölle käme, wie Herr v. Kardorss betonte, infolge der inlndcrwcrthigen österreichische» Valuta einer völligen Aus hebung gleich. Jeder Versuch, die landwirthschaftlichen Zölle hcrabzusctzcn, wäre der Anfang vom Ende unseres ganzen Schutz zollsystems. Denn den LebenSmittelzöllen würden die Jndustrie- Me unrettbar Nachfolgen müssen. Mit Recht rief daher Graf Kanitz aus: »Entweder Schutz für alle Erzeugnisse der nationalen Arbeit oder Freihandel." Der gegenwärtige Reichstag wurde unter der Wahlparole deS freihändlerischen Flügels des Antikartcllbundes: »Rieder mit den Zöllen!" gewählt. Der vorhergehende Kartcll- reicdStag hatte die Erhöhung der Getreidczölle vor 3 Jahren mit M gegen 116 Stimmen votirt; mit noch größerer Mehrheit, mit 210 gegen 106 Stimmen, hat sein Nachfolger, der NntikartcllreichStag, sich für die ungeschmälerte Aufrechterhaltung der BIsmarck'schen Schutzzollpolitik ausgesprochen. Das Antikartell ist somit jämmer lich gescheitert; der letzte fortschrittlich-sozialdemokratische Wahl- icldzug, der die LebenSmittelzölle zu seinem Mittelpunkt machte, hat trotz des AgitationSsturmeS, den Richter und seine Gesellen entfesselt hatten, am Ende der letzten Woche seinen Abschluß gesunden in einem glänzenden Siege der Kartellpartcien, denen sich das antikartellistische Centrum noleos volons zngesellte. Romantiker in der Politik träumen wieder einmal den gol denen Traum des ewigen Friedens. In ihrem phantastischen Wolkcnkukukshelm sehen sie nicht das waffenstrotzcnde und Waffen- klirrende Europa, dessen bis an die Zähne bewaffnete Großmächte mit emsigem Eifer darauf sinnen, ihre Kriegsbereitschaft zn erhöben, neue Gewehre, neue Kanonen, neues Pulver zu erfinden, die Präsciizzifsern ihrer Armeen zu erhöhen, neue Battericen und neue Bataillone zu schaffen. Die rein akademischen Erörterungen, die sich an das ideale Ziel eine- ewigen Friedens knüpfen, verdienen inmitten eines Friedens, den ein Funke in einen nie gesehenen Kamps von Millionen von Streitern umwandeln kann, keine weitere Beachtung. Interessant ist nur daS Gebahren der französischen TagcSpressc dem Gerüchte gegenüber, daß unser Kaiser den unter den schweren Kriegslasten seufzenden Völkern den Weg zum ewigen Frieden durch Berufung einer internationalen Abrüstungskonferenz bahnen wolle. Indem sie ven Plan einer allgemeinen Entwaffnung be sprechen. kommen sie einstimmig zn dem Ergebniß, daß es sich bei der vermeintlichen Absicht unsere- Kaisers, eine Abrüstung der kon tinentalen Großmächte einzulciten. nur um eine Falle bandele, die man Frankreich stellen wolle, um eS vollständig der rohen Gewalt Deutschlands auSzuliefern. Diese Auffassung spiegelt thatsächlich die Gesinnung wieder, zu welcher sich die Mehrheit de« franzö sischen Volke« bekennt. Man wolle Frankreich nur verführen, sich zu entwaffnen, um e» inst überlegener Macht zu zermalmen. So reden die Einen. Andere meinen: In Deulkchlaud wisse man »war ggnz grnau, dg- Frankreich nicht so thöricht sein werde, ab- Allgemeine Abrüstung und Frankreich. Hosnackrichten, Abgilksammlnng, Markthallen, Gerichtsvcrhand- »Sizilianische Bauernehre". znrüsten; man schlage die Abrüstung nur vor. um sich eine ab schlägige Antwort zu holen und dann Frankreich vor den Augen von ganz Europa als den alleinigen Störenfried bloßstellcn zu Dienstag, 20. Januar. können. Frankreich, sagt ein Pariser Blatt, habe stets mit Selbst verleugnung der Sache des Friedens gedient und stets nur Vcr- theidigungSkriege geführt. Wenn Deutschland wirtlich den Frieden wolle, so möge es nur Elsaß-Lothringen zurückgcben. Wenn das nicht geschehe, müsse Frankreich gerüstet bleiben, denn es bleibe ihm dann schließlich nichts übrig als der Z?rieg. Das ist der völlig gleichlautende Refrain, auf den alle Betrachtungen der Chauvinisten, am Seineufer über die Abrüstungssrage hinauskommen, ob sie nun DreysuS. Dcroulede oder Lockroy beißen mögen. Am weitesten in unglaublicher nationaler Verblendung und Eitelkeit geht ein so hervor ragendes Blatt wie der SiLcle. Ganz Europa, meint diese Zeitung, gebe Frankreich Recht, wenn eS Elsaß-Lothringen wieder erlangen wolle. Nur die Eitelkeit der vorübergehenden Sieger von 1870 und die Speichelleckerei seiner Bundesgenossen verhindere, daß dieses Verdikt deS öffentlichen Gewissens zur Ausführung komine. Wenn man im Geiste Frankreichs seine Ueberrumpelung auSlöschen wolle, so müsse man ihm erst durch Rückgabe seiner geraubten Provinzen die schöne Begeisterung von ehemals, seinen Glauben an die Brüder lichkeit der Menschen und seine leidenschaftliche Hingabe für das Wohl Anderer wicdergcben. Dergleichen Ansichten sind sympto matisch für den blinden Deutschenhaß und das unverlöschliche Rachegesühl der Franzosen. So wenig Credit genießt unsere auf richtig bekundete Friedensliebe, daß man sich jenseits der Vogesen einredct, Deutschland lauere nur auf einen Angriff. Vor dem jetzigen Frankreich aber mit seiner überlegenen Kriegsstärke und seiner erst kürzlich glänzend bewiesenen Kreditfähigkeit sollen wir uns fürchten, darum sollen wir darnach trachten, cs heimtückisch zu überlisten, indem wir unsere Nachbarn bei ihrer anerkannten Friedensliebe zn bewegen suchen, ihre nengesainmcltcn Kräfte durch Abrüstung zu verstümmeln. Die Franzosen scheinen den Revanche- gedankcn nicht anders zu erhalten und pflegen zu können, als indem sie fortwährend dem wahnwitzigen Glauben neue Nahrung zuführen, Deutschland dürste siegestrunken nach neuen Eroberungen. Nus dergleichen Betrachtungen crgiebt sich für uns immer wieder die unumstößliche Wahrheit: unser liebenswürdiger harmloser Nachbar will den Frieden nur bis zu dem Zeitpunkte, wo er die Gelegen heit gefunden zn haben glaubt, in einem Ncvanchekricg wegen Elsaß-Lothringen mit uns Abrechnung zu halten. Daher: touzoms en veäotto I Gesetzgebung werde von allen deutschen Negierungen anerkannt. Die Grundzüge eines Eniwurscs seien vereinbart, der Entwurf selbst aber noch nicht scstgcstellt: doch werde, wenn sich die Sitz ungen des Reichstages bis nach Ostern antzdehiien sollten, dcrielvc wahrscheinlich noch in dieser Session voraelegt werden können. Wurm (Sozdcm,): Die Sozialdemokraten seien die enlschiedenstcn Gegner der Trunksucht. Sie würden aber nie für cm Gcsctz stimmen, welches gegen die unglücklichen Opfer der heutigen Ge sellschafts-Ordnung mit neuen Strafmaßreaeln Vorgehen wolle. T!e Fabrikmspeklwn sei fortgesetzt eine unzureichende, scibst im König reich Sachsen, wo über 50 Prozent der Anlagen jährlich revidttt würden. Die Anzahl der mit der Fabrik-Inspektion betrauten Be- antten mache cs noch nicht aus. Es müsse vor Allem aus solche Personen Bedacht genommen werden, die das Vertrauen der Ai- beiter besitzen. Heute sei daS nicht der Fall. Die Gewerbe-Jnspel- toren stellten das Interesse der Fabrikbesitzer voran. Die bestehen den Gesetze znm Schutze der Arbeiter verfehlten ihren Zweck, wenn nicht durch eine ausreichende und entsprechende Inspektion der ge werblichen Anlagen für ihre Ausführung gesorgt werde. Ter sächsische Bundesbevollmächtigle Gras v. Hobenthäl weist die An griffe Wurm s ans die sächsischen Fabrik-Inspektoren zurück. Die Ju- lvektoren seien nur den sozialdemokratischen Umtrieben in einigen Bezirken entgegengetreten. Dazu seien sie berechtigt und verpflich tet. Bebel (Sozdcm.) bestreitet dies. Die Fabrik-Inspektoren seien nicht Beamte der Unternehmer. Was die Zunahme der Trunksucht anlcmge, so sei dieselbe in allen Kreiie» die gleiche. Was beim Frühschoppen der Studenten vassire, wisse Jeder, Loch gelangten diese Herren später zu den höchsten Staalsämtern. Ackermann (kons.) tritt gleichfalls den sozialdemokratischen Angriffen auf die Fabrik-Inspektoren entacgen. Wen» die Beschwerden berechtigt wären, jo hätten sie in dem üblichen Jnstanzenzuge erledigt werden müssen, anstatt sie hier vorzubringen. Dr. Hartmann (kons.) findet cs gleichfalls nicht in der Ordnung, hier Angelegenheiten zur Sprache zu bringen, bevor der Jnstnnzenzug erschöpft sei. Sachsen habe ein gutes Vereins- und Versanimlunasrccht (Bebel: Schauderhaft ist cs!) Hätten wir auch ein solches Preßrecht, so würden wir mit der Sozialdemokratie bald fertig werden. Was die Beschuldig ungen anlange, die hier gegen einzelne bestimmte Fabrik-Inspek toren erhoben seien, so werde er, Redner, sich darüber genau erkun digen. Singer (Sozdcm.): Tie Einrichtung der Fabrik-Inspektoren sei von den Sozialdemokraten früher stets lobend anerkannt worden. Man solle jetzt auch den kritischen Bemerkungen die ihnen zukom- mende Bedeutung bcimessen. Singer rechtfertigt dann noch die auf dem Wydcncr Kongreß erfolgte Streichung des Wortes »gesetzlich" auS dem sozialdemokratischen Parteiprogramm. Stehe das Wort in dein Programm der übrigen Paricicn? kEs wäre feig und lächerlich gewesen, das Wort bciznbchaltcn, nachdem man die So- Wcitcr- Fernschrctbs nud Aerirsprech-Bcrtchte vom 19. Januar. Berlin. Im Reichstage begründete Singer den Antrag aus Aushebung der während der Vertagung des Reichstages vom Landgericht Nürnberg gegen Grillcnberger eingclcitetcu Unter- siichungömaßregeln. Das cingelcitete Verfahren stehe im Wider spruch niit der Verfassung: die den Abgeordneten zustehcnde Immu nität dürfe auch durch die Vertagung deS Reichstages nicht unter brochen werden. Der Reichstag habe seiner Zeit lelbs» in diesem Sinne entschieden und hervorragende StantSrechtSlehrer hätten dies als richtig anerkannt. Das Vorgehen der Stcuftsanwättc sei in diesem Falle ein Unfug. Der Präsident rügt diesen Ausdruck, Dr. Hartman» (kons.): Der Reichstag habe sich schon früher prinzi piell dahin entschieden, daß auch eine Vertagung des Reichstages durch die Regierung die Immunität der Abgeordneten nicht unter breche. Die verbündeten Regierungen seien aber entgegengesetzter Ansicht gewesen. Die Frage könne nicht einseitig vom Reichstage entschieden werden. Der Antrag Singer greife, so wie rr gestellt, in daS Verfahren der Gerichte ein und sei deshalb unannehmbar. Würde in der üblichen Form Einstellung des Verfahrens für die Dauer der Session beantragt, so würden er und seine Freunde dafür stimmen. Nnrnh-Bomst stellt einen Antrag in diesem Sinne. Singer lehnt derffclbcn ab, weil damit die Prinzipicnsragc um gangen werde. Der einzige berufene und berechtigte Interpret seiner verfassungsmäßigen Rechte sei der Reichstag selbst. Träger (frs.) ist für den Antrag Singer, obgleich der Tenor dieses An trages denselben undurchführbar mache. Staatssekretär v. Bötticher: Wenn der Reichstag seine Interpretation des betreffenden Ver fassungs-Artikels in einer Resolution niederlcgr und die verbün deten Negierungen aufsordere, sich derselben anzuschließeii, so sei nichts dagegen zn erinnern. Die Forderung einer Aufhebung von bereits getroffenen UiitersuchiingSmaßregeln sei aber undurchsührbar. Dr. v. Marquardt (nattib.) will Verweisung de« Antrages Singer an die Geschästsoldnungskommission, aber sofortige Abstimmung über den Antrag v. Unruh. Munkcl (frs.): Das würde den Anschein erwecken, als ob der Reichstag die Berechtigung der Untersuchungs- Maßregel anerkenne. Er halte allerdings nicht wie Singer dafür, daß der Besitz eines Privilegs der einzige berechtigte Interpret dcstclben sei. Er würde dieser Meinung namentlich auch bei der Ziickerstenerfraae nicht beislimmcn (Heiterkeit), aber er glaube, daß, wenn der Reichstag seine Sümmc erhöbe, diese auch Berechtigung finden werde, v. Unruh, Dr. Hartmann und Klemm (Sachsen) befürworten sofort Annahme des Antrages v. Unruh, da sonst die Gefahr besiehe, daß vor Erledigung der Sache in der Kommission die Verhandlung gegen Gnlleiivergcr gngeietzt we>de und ein Urthcil ergehe. Der Antrag Singer wird an die Gcschäftkordinrngskom- miision verwiesen. Der Antrag v. Unruh wird gegen die Stimmen der Sozialdemokratie und eines großen TüeiieS der Freisinnigen angenommen. Dann wird in die zweite Berathung des RcichshauS- halictuts eingetrete». Die Etats des Reichstages und des Reichs kanzlers werden unverändert angenommen. Rrchter befürwortet die Gewährung von Diäten an die Reichstagsabgeordneten. Die Diät- losigleit verursache die schwache Besetzung des Hauieß, wodurch die Verhandlungen erschwert würden. Seine Freunde würden eventuell eine» bezüglichen Antrag einbringcn, rS wäre aber erwünscht, wenn der Ncichsknnzlrr selbst die Initiative ergreifen wollte. Beim Etat deS Innen, weist v. Kcudell (RelchSpft auf die Ausdehnung und die vcrhängnißvollen Folgen der Trunksucht hin. Die Trunksucht befördere in erschreckendem Maße Verbrechen oller Art und steigere die Slcrblichkeitsziffcr. Nach dem Inkrafttreten der sozialpolitischen Gesetze habe Drutlchland ein erhöhtes Interesse daran, der Trunk sucht entgegen zu wirke» Er frage, ob e- sich bestätige, daß noch dieiem Reichstage rin . Staatssekretär v. Bötticher bezüglicher Gesetzentwurf cher: Dat Bednrfntß z . zuarhen solle, rsniß zu einer solchen zialdcinokraten durch das Sozialistengesetz gesetzlos gemacht.- beratlning morgen. Berlin. DaS preußische Abgeordnetenhaus trat heute in diel. Berathung des Etats ein. Nickcrt (sreis.) erblickte in der Rede deS Finanzmimliers eine Wendung der preußischen Jmanzpolilik. Der Minister habe zwar etwas zu schwarz gemalt, aber es sei doch in der Thai auch sehr bedenklich, das; die preußischen Finanzen von den schwankenden Ergebnissen der großen Betriebsverwal tungen. namentlich denen der Eisenbahnen, abhängig seien. Die Finanzlage sei jetzt günstig: es bedürfe also keiner Mehreinnahmen durch die Stcncrrciorm; aber bei der ichwankeuden Grundlage dieser Finanzlage dürfe man sich durch die augenblicklichen Ucker schüsse aucd nicht zu Mehrausgaben verleiten lassen. In der Frage der Personcntarisc sei die Bewegung zu Gunsten der Ein führung des Zonentarifs so stark, daß cs Zeit sei, derselbe» endlich entgegenzukommen. Wenn die direkten Stenern abgebröckelt werden, so seien dagegen die indirekten Steuern von 5 ans 13 Mk. per Kopf gestiegen, eine Steigerung, die fast beispiellos sei. Seine Partei habe sich der Abbröckelung der direkten Steuern widerielft. Sie habe noch immer bewilligt, was nöthig sei, aber sie weide nie Steuern über das bestehende Bedürfnis hinaus bewilligen v. Tiedemann-Bomst stimmte Namens der Freikonservativeii der v. Kardorss im Reichstage abgegebenen Erklärung mit Ausuahi» ' des Passus über die Doppelwährung zu. Graf Limburg (kons). e, klärte den deutsch-österreichischen Handelsvertrag für mehr nachtheilig als vortheilhaft. denn der Schaden, den die deutiche Laudwirthschair dadurch erleiden werde, könne durch Konzessionen Oesterreichs gar nicht ausgeglichen werden. Finanzministcr Dr. Miguel erklärt aus eine Anregung Windthorst's, daß die Regierung den Ausbau d-r Sekundärbahnen nickt zu uiftcrbrcchcn gedenke, doch werde voraus . sichtlich in den nächsten 15 Jahren der Kanalbau i» Preußen einen ganz bedeutenden Umfang gewinnen. Der Etat wurde schließlich an die Budgetkommission verwiesen. — Mittwoch Antrag Richte,, betr. die Stempelerlasse bei den Fideikommissen. Berlin. Dem Herrenhause ist der Entwurf eines Gesetze- über die gesperrt gewesenen Staatsleistungcn an die katholische Kirche zugegangcn. Berlin. Zur Taufe des jüngsten Karserprinzen wird ourb der König von Sachsen hier erwartet. — In Gegenwart deS Kaisers, sowie des Prinzen und der Prinzessin Albrccht fand heule die feierliche Weihe der zimckGedächtuiß der Kaiser Wilhelm I, und Friedrich 111. erbauten Fricocuskirche u» Norden Berlins statt, — Eine anthcnllsche Bestätigung der Nachricht, daß Reichskominiffar v, Wißmann plötzlich von einem sehr schweren Nervenleiden befallen sei, ist nicht cingcaangeii. Dagegen wird dem „Bcrl. Tageb! " auS Sansibar gemeldet: Da in den Gebieten der nach dem Kili mandscharo führenden Karawancnstraßen Unruhen unter den Ein geborenen ausgebroche» sind, ist Major v. Wißmann am 15. d. mit 10 Offizieren und 500 Mann in der Richtung nach dem Kilimand scharo crufgebcoche». Der Tageblatt-Korrespondent hat sich dieser Exvcdition angefchlossen. — Schulze-Delitzsch soll aus dem diesigen Alexnilderplatz ein Denkmal errichtet werden. Berlin. Die Budget-Kommission des Reichstag- derietb de u Post-Etat. — Hinsichtlich der Petition von 231 Zeitunasvcrlcgcrii erklärte eS Staatssekretär v. Stephan für nicht angängig, für ein zelne Geschäftsakten einen besonderen Tarif einzutührcn. Ebewo sprach sich v. Stephan entschieden gegen eine Ermäßigung der Fern sprechgebühren aus. Eine solche würde nur der Entwickelung des Fernsprechverkehrs hinderlich sein. Das Reich besitze letzt 53,000 Fernsprechstellen. In Berlin würden jährlich 250,000 Gespräche geführt. Berlin habe mehr Fernsprechstellen als Frankreich. Am eine Anregung wegen Ermäßigung der Bestellgebühr für Tele gramme aus dem Laude crlläne Herr v. Stephan, daß dies auch sein Ideal scr. Dafür wolle er ober den FrankirungSzwang cinführcu, Berlin, Ter PoslzeitungSverkehr ist aus die deutschen Schutz gebiete ausgedehnt worden. Ferner nehmen fortan die deutschen ostanstalten in Bagamoyo. Dar-es-Salaam und Sansibar am uSIausch von Postpackrten Theil. — In den leitenden Menbahn- bestcht Beunruhigung wegen der Wirkung der anhaltend Külte. Hunderte von Lokomotiven haben S' kreisen strengen Pstmd's VN°> Kinder,,,ilch. L°L, rrts-»erAo1kerti Gebr.Pfrmd, Vavtzncrör. 41>42.
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