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Dresdner Nachrichten : 01.03.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189103018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18910301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18910301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1891
- Monat1891-03
- Tag1891-03-01
- Monat1891-03
- Jahr1891
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- Dresdner Nachrichten : 01.03.1891
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L, 5/. I * IsrL. SsrlLck Naelitolesr V«i»d»»äl»»U wtt krodt«r>tut»«u^ ck. H»L 8«»LIlr kür r«iv« 1k»tnr»«lu«. — VL,ii«v LrI««I»v —— I v»tfqrt>»>, Ntr Ikn» I v«x>,»U»i »«»Uv«« »Ilitl- vnil Aquarellfarbe»« trovil>.i>, Il»,t>-vuctlt iura b> lut,«». „IllvaUÄvlläLllk". O«»I Dt»«I«ii»»iii», n«iUo5°»»n» ait»»a«l lO, >8» Ie»»>»<N N»i»rl->>«»r,»»», »Ni»-« «ürlll»--. »«»«««««-»«««Ä « « « >-<«e«e «se«z Z Lck. kLvdtwLlw, ii.!> Kavrtkr Vr.Vla«r»nfll,rlle. 18. Ue«ka»»f»»ur Pragerllr. V. E l >1 I r»ir«» kölner lüecler- und Itiou^o-Ualautc-rle-Asnarea, Knnat- « xvxeustLnck«', Ltirc-n-6o8«:I>enIio, .ribum-kulc-nl-tjtüuclvr, 8t kiicüer, Lnssettc-u, linmouüvhiuuolt ete. » Lnnvnvoll-VormiNoluns ffkr 4t« Rn«t»rt»ti»«» *, äc>» „!», «»,In,>r iSanvtUvn—, aovio tür alle anctsron Xsitui^'en. <»trortt»rt«t« »>»»«1». „INVLZMTLLLNR^. WH» AckH Luieaes' Neil« der kaistiln Friedrich. Milititrdrbattr IIN Reichstag. Hvsnachrichten, Nectoratswechsel, Verein gegen Armcmwth, Aussland «p««» W» in Thatbeim. Zovloglicher Gauen, Volksversammlung, Gerichtsverhandlungen. Tagesgeichichle. „Paulus". Sonntag. 1. März. ««um»«». Die beschleunigte, fast heimlich« Abreise der Kaiserin Friedrich von Paris hat für alle Fälle die Wiederholung jener skandalösen Vorgänge beim Besuch des Königs AlsonS von Spanien, welcher aus dem Wege vom Bahnhöfe bis »um spanischen Gesandtschasts- hotel ausgepsisfen wurde, unmöglich gemocht. Es war die höchste Zelt, daß dem bis »ur Fiebergluth erhitzten Chauvinismus derFranrosen jede Möglichkeit entiogeu wurde, »u Thätlichkriten überiugehen. Leider haben die wenigen nüchternen Politiker, welche der Reise der Mutter unsere-Kaiser» keinerlei Erfolge tn Aussicht stellen konnten, vollkommen Recht behalten. Die Reise ist ein Mißerfolg, wie er sich Ion» größer denken läßt. Zunächst hat di« früher bet un» maßgebend« Ansicht, daß srrundnachbarliche veriehungen in Frank» retrb nicht aut de» Wege schwächlichen Entgegenkommen» und uuerschäusticher Geduld »u errelchen sind, die entschiedenst, Recht» fertignug erfahren, dergestalt freilich, daß leider kein Anlaß ge» geben ist. sich darüber zu freuen. Die Franzosen haben wahrlich nicht gan» Unrecht, wenn sie die Reise der Kaiserin al» eine po litisch, Niederlage betrachten, welche Deutschland erlitten hat. Denn nicht» von dem. wa» die Reise offenbar bezweckt hat. ist erzielt worden. Von einer Beschickung der Berliner Kunstausstel lung seiten» französischer Maler, welche wie da» voroufgegangrnr liebenswürdig« Betleidschreiben unsere» Kaiser» beim Tode de» Maler» Metfsonler einen freundschaftlichen Verkehr zwischen beiden Nationen anbahnen sollte, kann jetzt kaum noch die Rede sein. Bor dem Aufenthalt der Kaiserin Friedrich schien die Betheiligung der französischen Künstler in dem Maß« gesichert, daß dieselbe wohl im Stande gewesen wäre, ein Bild von der französischen Kunst der Gegenwart zu geben. Jetzt aber, nachdem di« Kaiserin Friedrich die namhasietten Künstler in Pari» mit ihrem Besuch beehrt hat. steht fest, daß die französischen Maler undBrivhauer, vielleicht von ganz verschwindenden Ausnahmen abgesehen, ihre Werke in Berlin nicht auSstellen werden. ES wäre müßig, nach den äußeren An lässen zu forschen, welche diese» radikalen Umschwung herbeigeführt haben. Vielleicht war der übermäßig lange Aufenthalt der Kaiserin ein Fehler; vielleicht hätte auch besser der Besuch von Versailles und der Ruinen von St. üloud unterbleiben müssen. Denn beides hat zweifellos der in Scene gesetzten chauvinistischen Hetze Nah rung zugrführt. Aber der eigentliche Grund des plötzlich eingetre- trnen Stimmungswechsels liegt einerseits ln der leidenschaftlichen Un beständigkeit und völligen Unberechenbarkeit de» französischen Na- tionalcharakter» und andrrerseit» in der Unüberwindlichkeit und llnauSlöschlichkeit de» Hasse», den die Franzosen den Siegern von 1870 tief im Herzen bewahrt haben. Frankreich hat einen glänzenden Sieg errungen, so ruft man jetzt triumvdirend jen seits der Logeien an»; die französische Ehre ist gerettet. Und sollte der Besuch der Kaiserin-Mutter wirklich ein Fühler ge wesen sein, ob vielleicht auch in Pari- daö Oberhaupt Deutsch land» willkommen sein möchte, so ist eine Antwort erfolgt, die «n Deutlichkeit nicht» zu wünschen übrig läßt. »Nein*, schrie ein brutaler Hetzer, der Zustimmung der Mehrzahl seiner Lands» leute sicher. »Wilhelm wich nicht nach Part« kommen, wir werden th» in'» Wasser werfen, ihn mit feinem Sagen!' Al» Schwäche hat «an st» Frankreich unser Bersvhnlichketwbedkrsniß ausgelegt und die Anmaßung Ist angesicht» de» Wahne», daß Kaiser Wilhelm bereit fei. alle Opfer zu bringen, um Frankreich zu versöhnen, so weit gesteigert worden, daß ein Pariser Blatt zu schreiben wagt: »Würde die Rückwtbe Elsaß-Lothringen» die Erinnerung an Sedan. Metz und dir Pariser Belagerung verwischen? Würde die» nnge- schehen machen, daß wir besiegt wurden? Auf unserer Niederlage beruht vor Alle» »nser Haß!- Dt« Reise der Kaiserin Friedrich ist et» deutlicher Wink, daß die «ingesihlagene Richtung versöhn liche» Entgegenkommen» den Franzosen gegenüber gar nicht am Platz« gewesen ist. Diese Auffassung scheint sich bereits Bahn gebrochen zu haben, denn der ReirbSanzriger meldet in demselben Augenblicke, wo die Abreise der Kaiserin erfolgt ist. daß bi» auf Weiteres von jeder Milderung tn der Handhabung des Paßzwange» in Elsaß-Lothringen abzusehen ist und keinerlei Vrrkehrserleichte- rupgen im Jremdenverkrhr eintreten sollen. Da» bedeutet also eine Rückkehr zum alten »Tour«" de» Fürsten Bismarck, der ganz genau wußte, wie die Franzosen behandelt werden müssen. Da» deutsche Volk wird auch insofern dem „alten Course" treu bleiben, al» es in geschlossener Einheit zu seinem Kaiser hält, wenn der Hochmuts, der Franzosen zu weiteren pöbelhaften Herausforderungen schreiten sollte. Die Erklärung des Abg. Windthorst tn der gestrigen RxichStagSsitzung, daß die Deutschen fest und unentwegt zu ihrem Monarchen stehen und unter allen Umständen bereit sind, seine Würde gegen Jedermann zu vertheidigen. mag in Parts als kalter Wasserstrahl wirken «nd de« Beweis erbringen, daß Deutschland »ach Außen unerschütterlich »usammenftrht »für Kaiser und Reich I* Der Reichstag bat hie lang au«gesponnene» Verhandlungen über da» Arbetterichutzgeseh abgebrochen und ist zur zweiten Lesung de» Militüretat» übergegangen. Im Großen und Ganze» zeigt Herstld« eine sehr anerltnuenDverche Beschränkung aus ha» Maß Hessen, wa» stn Interesse her kestgstüchtigkeU und Schlagfertigst «tferer Arme« unumgänglich geboten ist. Ist bei Weitem «ich» ltgstr Fochrnmg. welche die übrigen an technischer und organisato» Ascher Bedeutung weit überragt» ist die Vorlage, die Gewährung Vo» Gapttulationaprämien M Vst Unterosfiziere betreffend. Durch- sthnittüch besteht ein Svrozentign Mangel an Unteroffizieren im hetzifchen Heer«, in Süddeutschland hat verleibe in den letzten vier Hgßw» fo gar «ehr ak* U Prozent erreicht und nur mit Mühe llwmsttt tzchßn Hst Truppe» h« an sie to»besond«re bezüglich de, Ausbildung zu stellenden Anforderungen und Leistungen ent sprechen. Auch steht das UnterosfizierkorpS nicht mehr ganz aus der Höhe der Diensttüchtigkeit und ist nicht mit den steigenden Ansprüchen der Zeit fortgeschritten. Mit der allgemeine» Bildung hat diejenige der Unteroffiziere nicht überall gleichen Schrill ge halten und gerade die tüchtigeren und gebildeteren Elemente haben der UntervfnzicrScarriiste Anstellungen in Fabriken und Comptoirs, welche weit höhere» Verdienst und besseres Fortkommen gewähren, vorgrzogen. Selbst die meisten Arbeiter sind besser gestellt, al» die ältesten Unterosfiziere. auch wenn man tn Rechnung zieht, daß dielelben sür Kleidung und Wohnung nicht zu iorgen haben. Der Sergeant erhält monatlich an Gehalt re. 45 Ml., der Unteroffizier 34 Mk. wählend der Arbeiter doch in den meisten Fällen nach Ab zug von Kleidung und Wohnunqsmicthe mehr übrig behält. Hat dann der Unteroffizier bei well größerer Arbeitszeit als durch» schntttlich die Arbeiter zu leisten haben. 12 Jahre gedient, io be kommt er 16k Mk. vom Staate: dieser Betrag reicht nicht viel weiter als zur Beschaffung eines CivilanzugeS und zur Bestrei tung der Reisekosten nach dem Orte, an welchem er Aussicht aus eine Civtlanstellung hat. Ost läßt diese noch lange warten, wobei dann die etwa vorhandenen Ersparnisse drauf gehe». Derjenige Unteroffizier dagegen, der nach kürzerer Dienst zeit al- 12 Jahren die Laufbahn aufglebt. erhält überhaupt keine Prämie. Durchgreifende Maßregeln zur Ausbesserung des Unter- vsfizlerSstandes sind bisher nicht getroffen worden. Tie Militär verwaltung hat deshalb zu einem Mittel gegriffen, welches be sonders in Frankreich angewcndet wird, um der Armee den nöthigen Bestand an Unteroffizieren mit dcn wünichenswerthen Fähigkeiten zu sichern. Sie will, um gereifte und erfahrene Unteroffiziere möglichst lange bei der. Fahne zu halten, ihnen beim Ausscheiden aus dem Dienste je nach der Liiuze der Dienstzeit Prämien ge währen. durch welche der Auöscheidendc in den Stand gesetzt wird, seine neue Stellung mit einem kleinen Betriebskapital anzirireten. Die Prämien sollen mit 50 Mk. nach 5jäbr!ger Dienstzeit beginnen, nach 6jätzriger sollen 100 Mk., nach 7jührigcr 200 Mk.. nach Wil liger 350 Mk., nach Ojährigcr 550 Mk., nach lOiahiiger 800 Mk., nach lljähriger SOO und nach I2jähriger 1000 Mk. an Prämien gezahlt werden. Die dem Etat für Preußen dadurch entstehenden Gesammtkostc» werden auf jährlich 3,8 Millionen Mark veran schlagt. wovon 3M.000 Mk., die bisher zu gleichem Zwecke der, wendet wurden, in Abzug zu bringen sind. Entsprechende Mehr- sorderungen sind in den sächsischen und würtiembergiicken Etat einzustellen. In der Budgetkommiision war diese Mehrlorderung mit 15 gegen 13 Stimmen abgelchnt worden. Im Plenum stehen nun außer der Regierungsvorlage zwei Anträge zur Beratbuna, derjenige des CentrnmS, wonach nur nach Ablauf des 12. Jahres eine Dienstprämie von 1000 Mk. gezahlt werden soll, und ein nationalliveral-sreikonservativer Antrag, welcher vom 9. Dienstjahre au Prämien bewilligen will. — AuS der Diskussion am Freitag, welch« zu keinem Abschluß gelangte, verdient besonders der wieder rein negirend« Standpunkt der deutsch-freisinnigen Partei herauS- gehoben zu werden. Al» Wortführer derselben wurde der Abg. Htaz« al» .Sachverständiger" tn » Gefecht geschickt, ein ehemaliger Offizier, aus den sich die Herren vom Teutschsreisinn recht viel etn- bilden, dem aber von seinen Siandesgenosscn die Führung seines einstigen Titels abgesprochen worden ist. DIeserHerr scheint daher ganz besonder» berufen, im Ministerium Eugen Richter, nrit dem ja jetzt der ZukunftSpolitiker zu rechnen bat, al» Kriegsmlnister zu fungircn. Der Abg. Hinze also bestritt sowohl qualitativ wie quantitativ jeden Noch- stand bezüglich der Unteroffiziere und hält außerdem das ganze System der UnteroffizierSdienstprämien sür ein verfehlte« und unwirk same». Lebhafteste Unterstützung fand der dcutschsreisinnige Stand punkt der Negation seiten» der Demokraten und Sozialdemokraten, also der übrigen Parteien, welche ehedem als die nicP staatserhal- tende» angesehen wurden. Auch Herr v. Caprivi'wird wohl zu dieser im »alten CourS" gangbaren Auffassung zurückkehren müssen, wenn sein warmer Appell an die „Herren vom Fortschritt", cö nicht mehr bei guten Worten bewenden zu lassen, sondern auch durch die Tbat zu zeige», daß sie zu den staatserhaltenden Parteien zählen, wirkungslos verhallt sein wird. Kentschreibs und Ferusprcch-Vertchte vom 28 Februar. Berlin. Der Reichstag setzte die Einzelberathimg des Militär-Etats bei den Uiiterosfizier-Dienstprämien fort. Dr. Wriidt- horst empfahl seinen Antrag (Diensipräniien nur nach 12jähriger Dienstzeit und zwar in Höhe von 1000 Mk. zu gewähren), welcher den Forderungen der Spcusamkeit enlspceche und doch der Regie rung das Rothivendigste biete. Indem die Kommission die Dientt- vrümien strich, habe sie sich nicht prinzipiell dagegen ausgesprochen, sondern nur eine ernste Mahnung zur Vpc»samke!t gegeben. Maß gebend für seine Bewilligung seien die vom Kriegsniinister ange führten Grunde. Er wünscht« möglichst einstimmige Annahme seine» Antrag«, damit das Ausland sehe, daß die Deutschen in Bezug aus die Wehrhaftigkeit de« Vaterlandes fest zu'ammei,stehen. Er wünschte ferner, daß der von Grillenderger kundgegebene Standpunkt, die Sozialdemokratie stehe auf dem Reformboden, vo» allen dessen Freunden, auch außerhalb de« Hauses, getheilt würde. In der neulichen Versammlung der Berliner Droschken kutscher Hab« freilich ein Kollege Trillenbergrr'S ganz andere An schauungen entwickelt. Windthorst schtoy mit einem nochmaligen Appell zur Sparsamkeit. — Aba. Graf Behr (Neichsparlei) briunvorrcte den von ihm und Hammacber gestellten Antrag. Tienftprämien bereit« nach neunjähriger Dienstzeit zu de- willigen. In der Armee herrsche mehr ein demokratischer, als ein Geist der Standesunterschiede. Der Antrag Windthorst sei eine Halde Maßregel, aber er sei doch bester als gar nichts. — Abg. Richter (stets.): Von dem jetzt behaupteten Rochst,md sei noch vor Jahresfrist keine Rede gewesen und der frühere Reichskanzler ! erklärt, daß wir da» beste Matertat r« Offizieren und Unter- DaS würde von seinem Stand- gestrige Aeußerung des Reichs- cn bedauere er im Interesse der habe daß wir da» beste Material , ossizieren hüllen. Das könne man »ns im Anslande nicht nach machen. Das Manqueickent bei den Offizieren sei viel größer, als bei dcn Unieroisizicren. Hier wie da habe es seinen Grund in der Arniee-Velmebrung. Un'cro'u-icre liefen sich ni,t» so ohne Weiteres auS der Erde stcimvfen. Tropdcm hätien wir jetzt lNO Unierossizierc mehr, als nach dcm Etat 1887. Bei der Berechnung des Ein kommens eiaeS Sergeanten ans 2 Mk. täglich würden freie St ,!ion, Wohnung, Lozarelliverpsleguiig n. s. w. auf 80 Pfg. veranschlagt. Wo bekomme man das Alles dafür? Tie Eiviivcriorgnng ais Hausdiener bei der Admirllität sei gar nicht io schlecht, wie eS nach der Rede des Reichskanzlers ericheincn müß'e Dieselben eihielten einschließlich des Wohnungsgeid-Znschnsses einen Gehalt, der, aus den Tag berechnet, 4 bis 5 Mk. 60 Pfg. betrage. Jetzt klage man über Abneigung gegen den Unlerossiz eisstand. Wenn es sich aber um Bewilligung neuer Unierossiziers-Borfchuien handele, dann sei der Zubrang so gcoß, daß damit das Bednrsniß für Er richtung der Schulen bewiesen sein soll. Mit der Eithcilung des CivilversorgungSscherncS werde lehr freigebig umgeganaen. Der Schein werde erlheilt, auch wenn eine l2jäbriae Dienstzeit noch nicht vorlieae. DaS habe zur Folge, daß die Unteroffiziere, die ihre 12 Jahre abgedient haben, beim Eintrilt in den Ckvildienst dort bereit- jüngere Kollegen vorsinden, die ihnen zuvorgekommen seien. Der Antrag W»rdltiorst sei der schirchtesle von allen. Die Ersparnis! betrage nur V», dafür biete er alle schlechten Seiten deS Systems. Er verlangsame das Avancement und biete doch dem Unteroffizier, mit dem immer nur ans 1 Jahrkavitulirt werde, keine Sicherheit ans Erlangung der Prämie. Windthorst habe auf den Eindruck nach Außen hingcwicsen. Weshalb wolle er dann nur V« bewilligen und nicht das Ganze? punkte dach wirksamer sein. Die kanzlers über die Sozialdcmokratcn . Bctäliivsung der Sozialdemokratie selbst und im Interesse des Ansehens der Negierung. Die Sozialdemokratie werde damit als die einzige treibende Kraft hingestellt. Man solle nicht in das Feuer der Sozialdemokratie blasen, auch nicht, wenn man seinen Tovf daran Wärmen könne. Die freisinnige Pariei nehme auch daS Gute, wo sie es finde. Sie bewillige jährlich 12 Millionen für die neue Munition, ohne darüber zu reden: aber sie bewillige nicht etwas, das sie nicht billigen könne. Sie sei staatserhaltend, indem sie die Steuerkraft schone, denn der Staat werde von de» Steuerzahlern erhalten. — Reichskanzler v. Caprivi: Auf die Bekämpsmig der Sozialdemokratie werde er immer zurückkomme», weil die sozialpolitische Frage die wichtigste am Ausgange dieses Jahrhunderts sei. Er hoffe und wünsche, daß sie friedlich gelöst werde. Aber die Regierung sei verpflichtet, auch aus den Kampf gefaßt zu sein, dcn die Ziele der Sozialdemokratie zur Voraussetzung hätten. Die Sozialdemokratie sei die größte Gefahr im Reiche. Abg. Richter menite, die Negierung schädige ihr Ansehen durch Betonung dieser Gefahr. Richter möge der Negierung nur vertrauensvoll seihst überlassen, ihr Ansehen zu wahren; ans die Unterstützung Nichter's hierbei verzichte er. Der Zweck der Vorlage sei, die besseren Elemente für den Nnteroffiziersstand zu gewinnen. Wenn Richter meinte, daß dessen Partei auch daS Gute da nehme, wo sie es finde, so könne er sür seinen Theil nicht leugnen, daß er Das, w»s die Fortschlittspartei bisher Methan, nicht gut heißen köiiiic. Sie habe rmmer einen »egirenden Standpunkt eingenommen. So lange dies der Fall sei, könne keine Regierung mit ihr arbeiten, cS müßte denn eine ans der Fortschrittspartei selbst brrvorgegaugenc sein. Richter habe sich bezüglich der Qualifikation der Unteroffiziere auf einen Ausspruch deS früheren Reichskanzlers berufen. Er freue sich über diese Parteinahme für seinen Amtsvorgänaer, mit de», nian ihn immer gewissermaßen in bengalischer Beleuchtung als im Kampfe befindlich darstelle. Ihm sei allemal unheimlich in diesem Kampfe vor einer Bundesaenossenschaft geworden, die er nicht be gehre. und er freue sich, daß sich diese Bundesgenostenschaft jetzt einmal nach der andem Seite wende. Wenn Richter sagte, durch die Dienstprämien werde man nur da« Selbstbewußtsen der Unter osfiziere steigern, so treffe das den Nagel auf den Kopf. Das Seibstbewußtsein der Truppe zu beben, sei immer die Aufgabe der großen Heerführer gewesen und werde es auch in Zukunft sein, um io mehr, als wir der Sozialdemokratie gegenüber einer starken Hand bedürften. (Die Rede des Reichskanzlers machte einen sen sationellen Eindruck und wurde auf der Rechten mit lebhaftem Beifall ausgenommen.) — Abg. Dr. v. Frege (kons.) befürwortet die Dienstprämien für Unteroffiziere, indem er besonderes Gewicht auf die erzieherlichen Aufgaben der letzteren legt. Die Demokratie be weise auch in diesem Falle, daß sie nichts gelernt und nicht- ver gessen habe. — Abg. v. Bennigsen (nt.) befüiwortet den Antrag Hammacher. Nachdem man Vas Bedürfniß für eine Besserung der Beamtengrhältcr anerkannt habe, müsse man auch das Bedürfniß der Besserstellung der Unteroffiziere zugeben. Eine Zulassung der Unteroffiziere zu den Offizier-Nellen wurden die Unteroffiziere als ein Unglück empfinden. Tenn eS sei ja bekannt, daß ein lediger Subaltern Offizier ohne Zuschuß vom zu Hause nicht ezrsiireu koäue. Durch gesetzt. Bestimmung werde dafür gesorgt sein, daß die Dienst prämien nicht während der Dienstzeit durch Beleihung aufgczehrl Werden können. — Abg. Grillenbcrger (Soz) bestreitet Dr. v. Frege gegenüber, daß er hier oder außerhalb des Hauses je einen Stand punkt der gewaltsamen Revolution eingenommen habe. Die kapi talistische Gesellschaftsordnung werde allmählich von selbst der sozialistischen weichen. Auch unter der schärfsten Handhabung des Sozialistengeietzes sei die sozialdemokratische Partei immer bemüht gewesen, die gcwaitchaligcii anarchistischen Elemente von sich fern z» Hallen. Bei dem fortwährenden Hervorhebcn gewaltsamer Empörungen weise man die arbeitende Bevölkerung immer von Nenem cutt Etwas hin, woran sie selbst nicht denke. Das sei ge fährlich. Die ganze Sozialresorm sei bisher in einer Form erfolgt, als ob sie mehr für Unteroffiziere ais für selbstständige Arbeiter bestimmt sei. Dem Marx'schcn Programm habe sich die sozial demokratische Partet nicht gefügt, wie ne sich überhaupt nicht einer Person füge. — Abg. Dr. Windthorst (Centr.) verlang! von den Sozialdemokraten eine mnde nnd nette Erklärung, ob sie alle- Das, was sie erstreben, wirklich im Wege der Reform erreichen zu können glauben. Es sei interessant zu hören, daß Marx heute von den Sozialdemokraten nicht anerkannt werde: das beweije, daß seit dem Erlöschen des Sozialistengesetzes keine Einigkeit mehr unter ihnen herrsche. - Ada. Rickert (freit.) erklärt den im Verlaus der Debatte erfolgten Hinweis ans die Vorgänge in Frankreich sür überflüssig. Jene Dinge seien viel zu unwichtig. D'.e Aenßeruna de» Reichskanzlers über die Bundesgenosscnschaft der Freisinnigen erinnere an frühere Aeußrrungcn BiSmacck's. Die Freisinnigen drängten sich dem Reich-kanzler nicht auf. (Rufe: Na. na!) Diese Art von Absage an die Freisinnigen fei nicht nvthig gewesen. Diese seien in dem zebincchilgeil Feuer der Neichsfeindschutt genü gend erstarkt und unabhängig geworden, um auf ein offizielle» Zcuguiß. daß sie zu den staalserhaltendc» Parteien gehören, ver zichten zu können. — Abg Richter (frrif): Zwischen vem Reich»« 'S W-MMNSL I>W 88 cksp UV
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