Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 25.07.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189107257
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18910725
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18910725
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1891
- Monat1891-07
- Tag1891-07-25
- Monat1891-07
- Jahr1891
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 25.07.1891
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Pfund's «W «inSermikch. LL Vres-llkr M^kcrci lSebr. Pfund, ViultznkrÜr 4ljk^ -tr. 2»<r. Seite Ä. ^ Sonnabend. Juki >Xi»t LllLktz. Niederbobndorf. Crossen. ObenotüenbaL und Mosel. In Zwickau und Morel erhält die Bahn Anschluß an die Staatebad». In Zwickau werden Anschlußweichcn für de» prvjektirten Schlachu und Viehhos. sowie das Gaswerk. ln Crossen für das dortige Mühlen- werk, die Papierstoff» und die Celluloseiabrik hergestelll. — Für die städtlsche AuSstellungSbalie. an deren wirkliche .Herstellung schon Biele kaum mehr glauben, solle» neue Plane entworfen werden. Herrn Architekt Hauschild, welcher den letzten Plan entworfen batte, der nur des UiiislaiideS wegen nicht »nr Ausführung gebracht werden soll, weit dieselbe etwa 2.«M.000 Mark erfordern würde, kann infolge der von Rath und Stadtver ordneten gefaßten Beschlüsse leicht der Borwurf gemacht werden, als trabe er odne den vorhandene» Mitteln Rechnung zu tragen, nur seiner künstlerischen Phantasie folgend, >o zu tage» .darauf loS geplant". Tcm ist aber durchaus nicht so. Etwas Schönes, einer großen und sich rasch immer mehr vergrößernden Stadl Würdiges liat er geplant, das wird von Allen, die seine Arbeit kennen gelernt, einmutlna anerkannt. Tie kürzlich ausgestellt gewesenen Plane und auf Grund der Beschlüsse der Stadtverordneten und im Ein- verständlich mit dem Ausschuß für den Hallenbau bearbeitet worben. Sie sind seit Marz d. I. in den Händen des Raches. Bereits am 20 Juli 1890 lag der Entwurf in einer ziemlich weit ausgcarbeite» le» Skizze nebst dem sich ans etwa 2.ME100 Mark beziffernden Kostenanichlage dem Ratlie vor. und er ist auch damals in dieser Gestalt vom König! Ministerium des Jnncl» genehmigt worden. Ferner hat der Herr Architekt Hauschild bereits im November v. I. wegen Auflösung seines Ateliers unter Zustimmung der Hallenbau- lommission mit dem damaligen Borstande dcS ftadtüchen Hochbau amles. Herrn Stadlbaumeister Rettlg, vereinbart, daß nach Bvllcnd- ung des Entwurfes das genannte Amt dessen weitere Bearbeitung und Ausführung übernehmen solle. Rach dem Abgänge des Herrn Reltig wurde nun beichlosfen, die Bearbeitung in die Hände eines Privatarchilekten zu legen: anser'cheii dazu war die Firma Som- mcrschuh und Rumpel, die mit Herrn Hawchild bereits im vorigen Fahre geschäftlich verbunden war und von ihm vorgeschlagen wurde. Rach dem Beschluß deSHalleiibauailSichusies. der Stadtverordneten und des Raches, nicht mehr alS eine Million Mark sür die Aus stellungshalle a»f;nwe»den. muß das bisher fcstgebaliene Programm nunmehr vollständig fallen gelassen werden Tenn der Preis von zwei Millionen Mark ist sa nicht willkürlich gewählt sondern er- giebl sich aus der Fläche, die bebaut werden soll, und den Räumen, die gefordert wurden! Außer den Aiisslelluugs- und Repräseiita- iionsläuiiien wurde ein grosrer Saal, der sich wir großeBersammlungen. Monsire-Eoncette und Massen Aufführungen eignet, proiekiirt. Ei» reicher Saal ist ein geradezu schmenlich emoffindciies Bedürfnis; tur j uniere Stadt; bei den vcischiedciifleli Gelegenheiten bat sich der Mangel eines ausreichenden großen Saales in empfindlicher 'Weffe j geltend gemacht, und ist die Klage darüber in den letzten Jahren nicht j Nil,NM geworden. Gerade dieser Saul alnir. der im Hanschild'iche» Plane in heroorragendsler Weile ansgeinliri ist. muß nach dem ohen erwähnten Beschlnssc zuerst fallen und dies ist >n> höchsten Grade zu bedauern. Gewiß wird auch die AnsstcllungSballe an sich ihren Ruhen haben, aber man muß wohl bedenken. daß daS AiisstellnngS wesen bereits feinen Höhepunkt überschritten har und daß Ausstell ungen nur bei außerordentlichen Bcransialtungen noch Erfolg vcr- Wreitien. sonst aber mit Fehlbeträge» und getäuschten Elwariiinge» ahscbließen. Tie Beispiele hierfür liegen nahe genug. Tieier Grund weist zwingend darani hin. daß eS klug ist. den kostspieligen Bau außer seinem Nächstliegenden Zwecke auch noch dem anderen nunde 'lens ebenso dringenden, nicht aber von der Mode abhängigen Be dnrsniß dienffhar ;u machen. Jedenfalls ist es 'ehr ungewiß, ob 'ich ffir den Betrag ve» l Million Merk ein Ban Herstellen läßt, der seinem Zwecke entiprichi. zugleich aber auch eine dem schonen Platze entsprechende monumentale Wirkung hat und etwas wirklich Gediegenes bietet, wonach der Wunsch weiterKreiie in der Bür- gerühmt geht. Es in bcl'inotcl worden, eine solche AusnellungS- alle mü"'e der Umgestaltung fähig iein. damit sie immer neue >s,'i;e bicten könne, Tieie Forderung hat nur für das Innere Gelt iing: sür das Aenßcre innß dagegen Solidität. Wideritandssähig- seit gegen Wind lind Weiter und monumentales Gepräge gc'ordcrt verden. Tas bciocisen die Erfahrungen in Berlin. München und Paris zur Genüge. Tieien Anforderungen wird der Hanschild'sche Entwnrs vollauf genügen, während andererseits scder ubeiflüisigc Ncichthnm streng verimeden ist. so daß daran Ersparnisse kaum noch möglich sind. Jedenfalls entspricht cS dem allgemeinen Wunsche der Bürgerschaft, daß die Ausstellungshalle nun endlich zur Aus führung gelangt und wenn in der That lein anderes Bedenken gegen die Hanschild'sche Planung vorlicgt. als das der Kostenhöhe, so wurde vielleicht auch darüber doch noch hiilwegzukomme» sein. — Am Ende nächster Woche beginnt das Fest des lOosährigen Jubiläums des 2. >äch>, scheu H u sa ren re g i in en tS in Grimma und in Leipzig Richk nur strömen am 30. Juli die alten Kameraden des 2 H»sareniegiments Rr. l9 nach Grimma, um dort den Ehrentag des Regiments mit zu feiern, am 2. August hält auch in Leipzig der dort bestehende einzige Mllitärverein des Regiments das i'chan mehrfach erwähnte Hwaren>est ah, dessen ui», iangllche und kostspielige ,Planung schon dcniiich zeigt, daß auch die allen Kameraden noch mit wärmster Liebe an dem Regimcnte hangen, welches vom ersten Tage 'einer Errichtung an ein hervor ragendes gewesen in und durch Blntlauwn, kricgeri'che Thatcn und musterhafte Manneszucht den Titel einer Elitettuppe ver dient. Im Laiffe der letzten Wochen wurde das Programm der Festlerer in Grimma mehrfach erwähnt und es ist dasselbe im Allgemeinen iomit bereits völlig bekannt geworden, daß aber der alte gute Husarcngeist in den Kameraden auch eine 'chöne lebendige Blüthe getrieben, nämlich die Schaffung eines Unter- srützungssonds snrlhilfsbedürftige aklive und verabschiedete Hniaren i» Höhe von Viesen Tarnend Mark, wurde bisher nur ganz vor übergehend erwähnt, ade, gerade dadurch docmnentir! sich aus die 'chön'te Weffe die unwandelbare Treue zum Regiment. — Das Leipziger Feil wird ein besonders eigenartiges. Alle Darstellerj desselben — gegen 200 an Zahl — sind Mitglieder des Militar- vereins des 2. sächs. Reiter-, 2 iäch,. .Husarenregiments Nr. I'.» bc; Gattinnen. Söhne und Töchter derselben. So sind cS in Wahrheit alle Huiaren. welche in 10 lebenden^ Bildern. Sprech 'cencn. Pantomimen. Reitsiencn. Fechffccncn :c. die .hundert Jahre RearmenkSge'chichle" in ihren Haupljügen plastisch vor- ttilicen. Ein verbindender poetischer Tert — der wie das ganze Festspiel von dem Dramaturgen des Leipziger Lladtthearers. Herrn Erome-Schwiening. verlaßt ist — gicbr das Band, das alle Scenen zu einem lebendigen Ganzen zniammenreiht. Tas natürliche Inter esse. das eine solche Darbietung an sich erregt, bat sich in Leipzig in geradezu überraschender Weste geltend gemacht. Nur noch ein Heiner Tbeil von Eintrittskarten für das Festspiel in der Albert- halle ist im Bureau des Krhstallpalastes Interessenten verfügbar und wahrscheinlich auch nur noch sür sehr wenige Tage. Alle übrigen Plätze sind bereits in Einspruch genommen — Soeben ist hier in Dresden ein trefflich im Lichtdruck nnsgcnihttes Gedenk- blatl an dieses Regiments-Jubiläum erschienen Es ist dasselbe herausgegeben von Heinrich Thomas und hergeslcllt in dem Jn- 'titul für vervielfältigende Künste von Wilhelm Hoffman» i» Dresden. In vorzüglich gelungenen Medaillonbildern bringt es die beiden erlauchten Ebefs des Regimentes, weiland Sr. Majestät König Johann und weiland Kaffer Friedrich l!k.. die sämmtlichen Führer des Regimentes von Anbeginn an und die gegenwärtigen Offiziere desselben zur Darstellung. Den Verlag des künstlerischen Tableaus har Richard Tiller. Johanncsstraße, übernommen. Der Preis ist 2 Mark. — Seitens des Rektors der Leipziger Universität Prof. Tr. inr. Binding wurde kürzlich ein Re-crat Verbote», welches in der volkswirtlffchasllichen Sektion des antisemitischen .Pereins Leutscher Studenten" über das Naudh'sche Buch: .Tie Inden und der deutsche Staat" gegeben werden sollte. Gegen Views Verbot hat der Verein bei der zuständigen Lberbehörde Beschwerde geführt. — Vor fünfzig Jahren. Aus den Erinnerungen eines alten Dresdners. Nach Anfang der dreißiger Jahre wußte man in den Dresdner Volksschulen, mit Ausnahme der wenigen katholischen, noch nichts von großen Sommerserien. Alljährlich kam in der Zeit vom Königschießen an bis zum Schluß der Vogelwiese, also unge fähr in dem Zeiträume von sechs Wochen, zu de» im ganzen Jahre allgemein üblichen freien Nachmittagen Mittwochs und Sonn abends noch zwei dergleichen, nämlich Montags und Donnerstags, irdoch ohne Rücksicht auf das Weiter, es mochte regnen oder die Sonne scheinen. Die Hitzeserien sind erst eine spätere Erfindung, und vollends das Wort: Ferienkolonie war eine unbekannte Sache. Mitte der dreißiger Jahre wurde zum ersten Male sür die Tauer der Vogelwiese Schulfreibeit proklamirl Jndeß diese Henlichkeit wäre im nächsten Jahre beinahe wieder verloren gegangen. Denn da zur Zeit der Vogelwiese mehrere vagobondirrnde Knaben in die KiuderbefferungSanslalt (hieß damals Koircktionsanstaln eingelie- ?en worden waren, so halte der Inspektor derselben dies mit den Bogelwiesenserien in ursächliche Verbindung gebracht und das Tam«Lr»schwert schwebte über denselben; zum Glück gab ein ktndersrrundlicher Senator einen Ausweg an. Die Ferien wurde» im nächsten Jahre eine Doch« nach Schluß des Vogelschießens ar- Hallen. Freilich gab es aber nunmehr während der Vogelwiese viele Schnlveiiäumnisse und aus Verlangen der Communerepräsen- kamen 'Stadtverordneten) wurde später der kühne Gebrauch wieder gestattet. Erst im Jahre 1858 wurden die Sommerserien aus zwei Woche» verlängert: eS gab dazu eine besondere Veranlassung Seit 1818 waren mehrere allgemeine sächsische Lehrerversamnilunge» ver anstaltet worden. 1851 >n Zittau. 1853 in Meißen. 1855 in Zwickau. 1855 in Döbeln :c. Nun war vielfach der Wunsch ausgesprochen worden, in Dresden zu tagen. Zur Zeit der Vogelwiese ging eS nun freilich arrS mehrfachen Gründen nicht, lind so wurde die Ver längerung der Ferien von Seiten der Schulbehörden bewilligt, freilich zum Staunen vieler Ellern, die eine so lange Ferienzeit für schädlich hielten. Die erwähnte Ledrerversaimnlung wurde unter großer Svlennilät abgehatten. Im Königl. Palms des Großen GarlenS fanden die Sitzungen statt (damals war noch der einheit liche große Saal in der l Etage vorhanden, welcher spater wegen Baufälligkeit in andere Raume verwandelt wurde). Das Brgrüß- ungscoricert und das Festmahl wurden in der Großen Wirldichast abgebaltcn Es waren zu letzterem 971 Dheilnchmer gekommen und es wurde im Freien gespeist, die Tafeln waren thetlS unter den schattigen Baumen gedeckt, «Heils unter den ans der anstoßenden Wiese aufgcichlagcnen. vom König!. MarschaUamte bewllliglen König!. Jagdzeiten. Der Kultusminister Tr. v. Falkcnstei» und mehrere Rache des Ministeriums, der EpdvrnS (Tr. Kvhlschülter) und mehrere andere distinguirle Persönlichkeiten »abmen Dhetl. DaS Menu war ein opulentes vnd doch kostete das Eouvert »ur M Pfg.: daS ging freilich io zu. daß dem Festkomitee vom hohen Ministerium ein lehr nainliaslcr Zuschuß zu den Kosten bewilligt worden war Eine lraaikomiicbe ^cene ist mir beule noch in leb hafter Erinnerung. Es waren >e fünfzig Theiliichmer a» einer Tafel, bei icder Abtheilmig rmigitte ein Mitglied des Koimtecs alS Festredner. Als nun im Lause der Toaste und Tmellieder die Stimmung immer animirter wurde, und der Lehrer Eisold (war auch Gcsanglehrer an der Krenzichnlef mit prächtiger Teiiorstimme ei» von Ang Mende «an der Anneiiichule) gedichtetes Festlich unter stürmischem Beifall vorgelrage» hatte, meldete mir ei» Festordner, dag an seiner Tasel siho» die Mehiiveffe lervirt würde, von dem Gericht vorher aber. Rehbratcn. nichts zu sehen gewesen wäre. Es stellte sich heraus, daß der belwssende Kellner den Fesllrnbel benützt und die ganze Biakenichnstel seitwärts in die Büsche gc'chasst, wo schon ein Knabe, mit einem grvtzen Handkorbe versehen, ans der Lauer gestanden batte. Ter Kellner wurde natürlich gleich smpen- dirt. nach aufgehobener Taffst aber aus iein inständiges Bitten und da er der Batcr einer zahlreichen Kindcrschaar war. ainneslirt. Jahre lang nachher hat derselbe mir sedesmal zum Reniahrslage eine Gra- lnlationskarle geschickt. Doch ich komme zu de» Ferien zurück Die vlcrzcbntägigeii Fenen waren um und die Schulkinder mit heiler Haut wieder zur Schule gekommen und so blieb cs auch inr die nächsten Jahre dabei, bis man denn ans drei Woche» kam. aber auch hierz» gab es eine Veranlassnng. Die frittiere Zeit kannle die Sommcuuschen noch nicht. Vor M und 50 Jahren gab es in Anton siadi „an der Püeßnitz" oder wie man lieber iaale ..aus dem Sande" eine Ainahl Sommerlogis: sie wurde» vorzugswcffe von Familien bezogen, in welche» kleine Kinder waren, oder von RekonvaleScenten. Dazu kam, daß das Baden im Sande und ebenso im Prießnitz- waffer für schwächliche Kinder für heilkräftig galt. In den Dör fern i» der Umgegend von Dresden war cs sehr schwer, ein Som- merlogis zu bekommen und dann »ui lininöblirt: diese und jene Mutter ans dem Bürgcrstandc ing mit ihren Kindern aus einige Tage zur Jffahmffaii" zu Besuch. daS war Alles. AlS nun aber an alle» Ecken und Ende» Sommerfrischen eingerichlel wurden und allerlei Fahigelegenhcil die Entfernungen abkürzle. da winde in gar vielen Familien daS Bedürfnis; veilangerlcr Ferien empfunden. Und so sind wir sogar minniehr bei vier Wochen Ferien angelangt. ;n Nutz lind Frommen der Kinder, wie der Lehrer. Gerade die Fencnkoloniecn sür arme Kinder liavcn indirekt dahin gewirkt, daß auch im Miltelnande und in den höheren Kreisen es mehr und mehr zum Bewußtiei» gekommen ist, wie die Erholung der Kinder in anderer Luit und Lebensweise aimerordeilttich auf Leib und Seele derselben einwirkl. .Denn." sagte mir neulich ein biederer Tischlermeister, »was de» Bezirksschiilern so gnt thnr. das wild wohl bei denen, die in die Bürgerschule geben, auch anschlagcn." In dessen cs giebt Hunderte von anncn Kindern, die nicht mit zu den Fenenkoloniccn kommen, denn es trifft daS glückliche Loos nur die Bedürsligsten. Und es giebl Tausende von Familien, die nicht aus Sommerlogis und in die Sommeririichcil gehen können, am wenig ste» nach den Seebädern oder »ach Tyrol und der Schweiz, trotz der billigen Ertrazüge. Und da ist es eine wahre Wvhlthat. baß wir ain Großen Garten und den Bnrgerwlc'cit und an den verschie denen gärtnerische» Anlagen in allen Ltadtlhcilen eine» Ersatz haben. Und als ich neulich durch dle Weißeritzvroinenadcn m Fcied- richstadt ging, war c-s mir. als grüßten d'e Rieseiibamne wie damals vor 57 Jahren, wo ich in den «ommcrmonale» mit Vorliebe ihren Schallen aunnchte. Freilich ist seitdem die Zeit eine andew ge worden. Wenn damals die Vogelwiese herannahlo. da wurden in allen Bürgerdäuiern mancheriei Vorbereitungen getroffen, cs wurde geweißt chie Tapeten waren damals noch nicht io billig als sctzlsi angcffrichcil und ionst gc'änbcrt. Man erwartete überall Beinch von auswärts. Die Verwandten von weit und breit her gaben sich in Dresden ei» Stelldichein und die Skellwagcn von Döbeln. Roß wein. Lommatzsch. Lcdcran:c. (auch..Marlcrlaslen" genannt) kamen vollbesetzt in Dresden an. An' dem Alliucnlie. welcher damals der Miiielpunkl des ganzen städtischen Marklverkcbrs war. wimmelte eS Vormittags von Frauen ans der Provinz, welche ihre Wiß- begierde bezüglich der Preise der Produkte he»icdigen wollte», in der .Kellerstubc" im Branbanse ans der See'ttaße >da wo,ctzi .Günther und 'Rudolph" rcsidiie») duüigien sich die Gaste, welche .Unleuäbriges" (vulgo Hnnderki.lhrigesi tranken, denn Las war noch vor Erfindung des Waldichlogchenc. alio vor 1838. In den späteren Vormittagsstunden ging cs lebhaft im italien.ichon Disti chen zu. ganz besonders bei Renner s ldie Gebrüder Renner bezo gen 18-10 ihr neues Etablissement nur der Marienstratze-. Auch wurde die König!. Bildergalerie zahlreich beinchl. welche damals in dem Gebäude am Jüdenhos (ictzigcm Johannen!») sich befand 'Aber 'Nachmittags oder Abend- gingen Alt und Jung. Auswärtige und Heimische aus die Vogelwiese: es war eben inr die ganze Stadt ein Volksfest. Und wenn man es nicht darauf abgesehen batte. Stunden lang ans derselben zu bleiben, so paisirte man sic doch zwei mal. am Rachmittagc und am Abende. Unterdessen machte man einen weiteren Spaziergang Die drei Etablissements: Hop'egar- tens (spater Ludrckc s Wintergarten), «tückgießerS und Anton'S waren täglich vollbesetzt. Viele machten einen Lpaziergang ans dem Landgraben nach Strieie». wo es einen beliebten Reiheichank gab. Sehr in Ausnahme war bei Solchen, welche die Sechser nicht zu schonen halten, ein Gang am linken Elbnicr hinaus nach der bret- lerneri Saloppe, verbunden mtt.Hercinsuhr in der Gondel leine solche Fuhre kostete bei 1 Personen I Tlilr.). Am Feuerwerksabende war das Lincke'iche Bad von Gästen überfüllt, weil man hier das phro- technische Schauspiel ohne alle Gefährlichkeit sehen konnte, wäh rend in der nächste» Umgebung der alten Vogelwiese (du, wo jetzt das neue 'Amtsgericht c>baut wird) ein fürchterliches Gedränge zu überstehen war. Ganz besonderes Interesse für die Gäste aus der Provinz hatte auf der Vogelwiese das Kammerherrcnzett. in welchem der König!. Kommissar in der Regel in voller Galauniform sich aushiclt und das ebensallS roth aiisgeschlazzene Stadtzelk, in wel chem der Bürgermeister oder irgend ein wenator im Namen der Residenz die Honneurs machte. Damals hatten die vornehmsten geschlossenen Ge'ellschatten ilire Privarzelte auf der Vogelwiese und damals, wo es auch bei den Stadtverordnclen noch nicht Sitte war. vienvöchentliche Somnierserieil zu halten, konnte man sie ans der Vogelwiese treffen, wo sic sich mit Vorliebe uni ihren Senior, de» berühmten Lherstcuerprokiirator Tr. Eiienstiick schämten, der an jedem Abend die Vogelwiese besuchte und in geselligem Kreiie mit Beha gen seine lange llhv»cr»e> Pfeife rauchte. Im'Verlaufe der Vogel wiese gab cs damals einiae markante Ereignisse: das Aufziehen des großen Vogels durch 2—:)00 Jungen der Pirnaische» Vorstadt, der erste Schuß nach dem großen Vogel, wozu sich am Montag Nach mittags. auch wenn es wie Bindfaden regnete, Tamende von Zu schauern einsanden und der KönigSichuß am Sonnabende, sür den sich Viele intcrefsirten. die nicht Bogenschützen waren und die blin kenden Pokale im Kamnierkcrrenzelt nur von ferne iehen konnten. Tie Zeiten haben sich geändert, aber inimcr noch hat das große Vogelschießen der Bogenschutzengilde seine volle Berechtigung und nickt bloS für die Mitglieder dericlbcn. sondern sür die ganze Ein- wohnerschast. Tenn die Erholung nach der Arbeit und die pfreube am Dasein ist allgemeines menschliches Bedünniß. Die Zeiten baden sich in Vielem geändert Aber die Hnls und Gnade veS Landesffiisten und des König! Hauses ist dem Dresdner Volksfeste keu geblieben und in dirieni Sonnen'chcin möge es ferner gedeihen ! — 'Nach dem Geschäftsbericht des Verbandes der Schuh macher-Innungen Sachsens, deren 3. VerbandSlag morgen und übermorgen in Pirna abgehalten wird, hat die Rege lung der deuffch-äfterreichllchen Zölle »u et«, BetMo» « die königl. sächs. Regierung Brranlazsung gegeben, weit« sind Peti. Zonen zur Regelung deS HansiiweienS. zur Gewerbeaesetznovelle 'Scheidung der jugendlichen Arbeiter von den Lehrlingen), zur Ausdehnung de» UnsallversichekungsariktzeS auf da« gesammtc Handwerk abgegeben worden. Auch >» noch eine Petition an das ronigl. sächs. KrlegSministerium. die Schäden der Mllitärtmrknätte» betreffend, abgesendet morden. Im Geschäftsjahre sind dem Verbände 5 Innungen beigrtrrten. Derselbe besteht gegenwärtig aus 42 Jnnungen mit etwa 2560 Mitgliedern. Mit dem Verbandsta» verbindet sich eine Fachausstellung, so daß hierdurch Gelegenheit geboten wird, viele dem Schudmackergewerbe dienende Bedarfs artikel. sowie Maschinen ,c. anschaulich zu machen. Einen beson. deren Werth hat man aus die Ausstellung von Scsiahwerk sür Krüvpelsüße nach ÄivSabauß gelegt, und bei Besichtigung de» bereits reichlich beschickten AuSslellmmwlrd man dir verichiedenslen Forme» von Verkrüppelungen der Füße betrachten können. Zur Begrüßung der auswärtigen Gäste begeben sich die Mitglieder der Pirnaer Innung trüb nach dem Bahnhöfe. Mittags vereinigt die Theilnehmer ei» Mittagsmahl im ForsthauS, während Abende, 8 Uhr ebendaselbst der FeslkommcrS avgehalten wird. Am Montag früh vereinigen sich die Mitglieder zum Früb'choppen. um dann gemeinsam die Ausstellung zu besichtigen. Um 10 Uhr ist eine Dainpsschjfspartie nach der Bastei in Aussicht genommen, während am Dlenstag früh Schöna. HerrnSkrelschrn und die EdmnndSllamni besucht werden solle» — Gestern früh um 4 Uhr wurde voni Kreuzthllrmer Grohfeuei in 'Niedersedlitz gemeldet. Die sofort adgesandle Lcuidwritzc fand bei ihren« Eintreffen die aus der Bahnbofstraße grlrgenc Ti'chlerei von Hosmann bereits in Flamme» stehend vor und de lhciligte sich außer den ebensallS am Platze weilenden etwa 15 Landseueiwcbren an der Löschung des Brandes. Derselbe b»l bcdenlenden Schaden angeuchlet. da gioße Vorräthe a» Nutzholz sowie eine Anzahl Wagen und andere fertige Arbeiten vollständig vernichtet wurde», «ehr schwierig war die Herbeischaffung von Wasser, denn um dasselbe aus dem llOOM entfernten Lockwitzbach z» heben, miißten erst 7 Spritzen nacheinander als Zubringer ein- gestellt werden. Besonderes 'Verdienst erwarb sich die Zschachwitzcr Feuerwehr dadurckn dag sie den in unmittelbarer 'Nähe befindlichen Gnlelbndeii der Slaatsbahn, welcher bereits rauchte, mit nicht geringer Mühe vor einem Brande bewahrte. Gegen 10 Uhr bc stichle» auch Se. königl. Hoheit Prinz Georg mit Prinz Albert die Braiidställe. — In der Expedition des Stadtkrankenhanses erschien am Donnerstag ein offenbar cmgctninkener Mann und verlangte Am- uabine im S> t ad I k ra n k e » h a u I e. Man wies ihn aber ad. wodurch er so aufgebracht wurde, daß er das Personal beichimvff und von zwei Krankenwärtern aus der Expedition gebracht werde» sollte. 'Als die Wärter nach ihm griffe», zog er ein Messer und stack nach einem dericlbcn. Tiefer rettete sich aber dadurch, dai; er den Thistslnacl zuichlug und der Wülherich das Messer in die Tlnire stieß. Der Unbekannte riß dann ans »nd konnte nicht erlangt werden. Das Messer war mehrere Ceittiiuelu liej in die Thüre gedrungen. — Am Tonnelstag Nachmittag fuhr ein zweispänniger Last wagen aus der Kaise r st raße mit der Teichiel in den vorderen Perron eines SttaßenbahiiwagcnS, wodurch dieser eingedrückt und die auf dcnr Wagen stehenden Personen in Gefahr kamen. Ter Lastwagen war in'S Rollen gekommen, weil der Kutscher desselben beim Hcrabsahren von der Marienhrück« nicht gebremst hatte. — 'Aus der großen M e i ßn erst raße hielt am Donnerstag Nachmittag ein Biecwagen. Während der Zeit, datz ein Faß vom Kutscher durch die Hausflur gerollt wurde, traten die Pferde an, das Trottoir, rissen mit der Wagendeichsel zwei Schaukästen herab, welche zerbrachen, rutschten ans und stürzten, wobei sic die Ladcn- thüre nnd das Schaufenster zertrümmerten. Die Ladeniirhaderm wurde vor schreck ohnmächtig. Ter angerichlete Schaben beläusl sich a»s IM Mark. — Wie gestern bereits gemeldet wurde, erschoß sich vorgestern früh in einem hiesigen Hotel ein unbekannter, offenbar den ver mögenderen Ständen airgchörender Mann in seinem Bette. Derselbe hat sich M K , Rentier a»S Leipzig genannt: dieser Name ist ledock offenbar fingirt. Er hat die Zeichen und Buchstaben überall aus seiner Wasche derausgeschiiillen, sodaß angenommen werden muß. er habe auch nach dem Tode ganz unerkannt bleiben wollen Der Mmm war ein hoher Fünfziger von rmtermittlei Größe, halte schwarzinclirtes. etwas gelocktes Haar, graublaue Augen, ziemlich grauen Bollbart. kräftige Gestalt, hatte Schröpfnarben aus der Brust, sprach reines Deutsch und war bekleidet mit schwarzem Rock. Hose und Weste, schwarzem Ehlinderhut mit Trauerflor, schwarzen Glacöhaiidsctinhcn. weißem Umlegekragen und schwarzem Shlips. Die Buchstaben in seiner Wasche dürsten 'A. R. gelautet habe». Seine Baarscbast war nur gering, darunter befand sich ein däniichcr Thaler. Zur Zeit fehlt eS noch an jedem Nachweis über die Person des unhelännlcn Selbstmörders. — Wegen dringenden Verdachts des Betrugs wurde hier eine FraneiiSpcrwn aus Schlesien verhallet, welche sich letzt in Leipzig anfgchalten und dort in einem Nähmaschinengejchäst eine werthvollc Maschine ans 'Abzahlung entnommen hatte. Sie Halle icdoch nur ff Mk. daran' angezahl! nnd war dann schleunigst mit der 'Nähmaschine abgereist. Hier winde sie damit an» der Durch reise verrosten nnd angchaltc». Tie Person soll wegen ähnlicher Manöver schon wiederholt bestraft sein. — Polizeibericht. Ter Führer der Droschke Nr. 15l Anglist Koffack. hctt vorgestern ein Goldstück mir der'Anzeige an die Kgl. Polizeidireklion abgeliesert. daß er dasselbe in der Nackn vorher r» seinem Wagen gesunden habe. — Borgestcrn Nachmittag sind von dem Dache eines etwa 7 Meter hohe» Hmlergedändes a»' dem Jggdwcg zwei Dachdecker in den Honaum gestürzt. Ter eine erlitt einen 'Armbrnch nnd innere Verletzungen, der andere. Ivel cher auf den erslcre» gefallen war. ist unverletzt davongekoninien Beide sollen selbst Schuld an dem Unfälle fein, da sic sich zur Vc» nähme ihrer 'Arbeit ein zu schwaches Brettergerüst zwilchen zwci Dachfenster gebaut hatten, das unter ihrer Last zusammenbrach. — Zu Gunsten des Verschönerungs-Vereins 1 sür Klotzsche veranstaltet derselbe morgen Nachmittag in dem schönen Linde» park des GcfflhoieS zum Schänkhübcl ei» Sommersell, bei welchem eine gute Militär-Kavelle cvncertirt und erne Reihe omüxrntcr Ueberraichungcn slgtlsinden. Tie Erfolge des rührigen Vereins sind bekannt genug, um dem Feste gutes Weller und viele Bc sucher zu wüwche». — Geilem Vormittag entgleisten unweit der Station Pot'chavvcl von einem von« Ovvelichachl bei Zaukerode kommenden Kohlenruge zwci beladene Kohlenwagen^ sodax; der Verkehr aus der Schmalspurbahn Potschappel - Wilsdruff einige Zeit gestört war nnd die Reisenden an der Unsallslelle anssteigen und zu Fuß nach den, Bahnliose Pvtichappel gehen nmßlc» Nachmittags halb 1 Uhr ward das Verlehrshindcrniß de eiligl. — In Lotzdorf bei Radcbcrg wurde vor einigen Tage» dcr daselbst mit 'Ausbesserung eines Brunnens beschäftigte Brunne» bauer Kießling aus dem nahen Wachau, kurz nachdem derselbe »i den Brunnen hinabqesticgen war. durch in der Tiefe lagernde Gas - schwer betäubt. Es gelang glücklicherweise dem mit anwesenden Gehilfen Müller, den veruiiglücklcn K. mit vieler Mühe herauf;»- befördern, doch liegt letzterer zur Zeit schwer krank darnieder — Die Leiche des Soldaten Weickert ans Dresden, welcher am Dienstag Nachmittag in der Schwimmanstalt zuDöbcl n ertranl. wurde gestern früh v-5 Uhr nach Dresden überführt. Die 4. Com- paanie des 139. NeginiciilS. der Weickert angehörte, begleitete dst Leiche nach dem Bahnhof. 3 Offiziere. 3 Unleroffiziere und 12 Mann dieser Compagnie fuhren zum Begräbnis; mit nach Dresden. — Vorgestern früh gegen 7 Uhr kam am EopitzerAuS lchissungsvlahe in dcr Elbe unter den daselbst liegenden Holzstämmen ein männlicher Leichnam zum Vorschein, welcher schon längere Zeit im Wasser gelegen hatte. Das Gesicht war vollständig entstellt, die Kleidungsstücke gänzlich mit Schlamm überzogen, weshalb eine nähere Recognilion unmöglich war. An der rechten Seite des Kopfes nahm man eine Schußwunde wahr. rageSaeschichtt. Deutsches Ncich. Tie Kaiserin erfreut sich, ebeiffo die Kaiierlichen Prinzen, des allerbesten Wohlbefindens, weshalb die selbe auch noch einige Zeit in Felixtowe verbleiben beabsichtig» Dre Prinzen genießen die frische, heilkräftige Seeluft und machen täglich m Begleitung ihrer Gouverneure kurze Ausflüge iu die nächste Umgebung. Dem Vernehmen nach dürste die Familie eist um die Mitte des nächste» Monats im 'Neuen Palais bei Poirdai» wieder versammelt sein. In de» 13 Jahren, in welchem Bismarck Kiffingcn besucht, hat er niemals das dottige Königl. Theater - das Gebäude ist aller dingS auch darnach — betreten. Dienstag 'Nachmittag sprach eS sich schnell berum. der Fürst werde anläßlich des Gastspiels des Münchner Komikers Ko.nad Treber der Vorstellung beiwohnen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder