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Dresdner Nachrichten : 21.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188810216
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18881021
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18881021
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-21
- Monat1888-10
- Jahr1888
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 21.10.1888
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Der Erwerb von Grundstücken für die tzerstrlluna de» Nord« ostlkekanalS ist so befördert worden, dab man noch für da« Etat«- jahr 1888,Ä einen Abschluß desselben erwartet. Nähere Erwäg ungen haben zu dein Beschlich gesührk, die Lime des Kanal« aus der Strecke von 38-LV Km. >» der Richtung Retlnivvr-Mcchelser- Schachtholni-Schülv zu verlege», sodcch die Elder durch den Kanal erst bet der letzigenannten Orltckast und nickt schon, wie trüber be absichtigt, bei Bastenberg erreicht werde» wird. Ueber eine ander weitige Verlegung der Kanallinie aus einer zweite» Strecke vom Dorke Wesler-Rönicld «üdlich um die Stadt Nrudsbura nach dem Audvrier See schweben noch Berhandiunaen. Ter Antaut de« Grund und Bodens bat tn der groben Mehrzahl der Falle s,ei bändig stattgesunden. Erworben lind 242t Hektare für 5L00.000 Mark, noch z» erwerben sind etwa« über 800 Hektare. Die Ar beite» sind für mebr al« die Hälfte der Kanalliuie in 10 Loosen an Unternehmer vergebe». Die weitere Bergebung steht unmittelbar bevor. An zwei Loosen baben übrigen« die Arbeiten schon be gonnen. Die »Bert. Politischen Nachrichten" vcrössentlichen ein Schreiben de« Professors Tvbvld, i» welchem sestgeucllt wird, Mackenzie bade nicht die Sektion de« Kaiser« Fiiedricb gewünscht, welche« andere Bebauptuiigen Mackenzies al« Lüge bezeichnet und Mackenzie be schuldig,. dab er durch »ivnatelanaeS Jnsulltren de« Kclilkopsraumcü den schnelleren Au«ga»g lierbeigesubrt babc. Uebcrdie« leien durch Mackenzie« Schuld zwei günstige Zeiivnnktc vereitelt worden. Ueberaus >rge war der Depeichcnwrchsel zwischen Kaiser Wil helm und dem Neichstanjler während des Verweilen« de« Monarchen ini Auslands. Wie jetzt grnieldet wird, durste der Kaiser gelegent lich seiner Anwesenheit in Hamburg dem NcichSknnzler einen Besuch abslallcn. Sollte sich die« mit der knappen Zeit nicht vereinbaren lassen, wird der Reichskanzler den Festlichkeiten m Hamburg be>- Ivodncn und dort dem Kaiser Vortrag Hallen. Eine i» Fianklurt a. M. siattgrhabte Verhandlung der Straf kammer, aus welche unter dem Titel „die Diamanten der Fürstin Gortschakow" schon seit Monaten die allgemeine Neugier erregt worden war. hat das Wort vom kreisenden Berg wieder einmal bewahrheitet. Einer Fürstin Maria Gortschakow waren in Pari« au« ihrem Schmucklasle» für 200,000 Mk. Edelsteine gesloalen worden. Ter Verdacht lenkte sich zuerst aus die Kaniinersrali der Fürstin, einer Frau Annijer; die Untersuchung gegen sie mubte aber wieder eingestellt werden wegen mangelnder Beweise, und ihr Solm machte nun daraus aniineiksam, dal; wahrscheinlich rin ge wisser Otto Riickcrt der Tbäter sei. Derselbe halte in Karlsruhe iml der Frau Anniser ei» Verhältnis; nngeknilp't, war von ihr mit nach Paris gebracht und der Fürstin als Sekretär empiohlcn worden, dann über plötzlich und ohne Abschied nach Deutschland gereist. Hier hielt e> sich abwechselnd in verschiedenen Städten aus, zuletzt in Fianksurl und Tainnladt. und wart mit Brillanten sornilich ni» sich, wodurch er bei den Dame» der Singspielhalle» ebcniv bekannt wie beliebt wurde. Tie Staatsanwattstbmt lieb >hn deshalb ver halten, konnte ihm jedoch eine unmitllelbare Bcthellignng an dem Diebliahl nicht Nachweise», obwohl vcrichiedcne der von ihm ver schenkten Edeliteine aus deni Besitz der Fürstin stammten. Er wurde deshalb nur wegen Hehlerei vor Gericht gestellt und suchte sich danm anszuredcn, da,; er erklärte, lüc 10,000 Mk. Brillanten von erneiii gewissen Geriuain als Loh» dafür erhalle» zu haben, dab er im Anstrage de« Privatsekrelär« der Fürstin, Allsree, Edel steine von Paris nach Stias;bnrg gebracht habe. Diele Edelsteine habe die Fürstin vor ihren. Manne, mit dem sic in Scheidungs- prozeb steht, i» Sicherheit bringen wollen. Jener Gern»»» scheint aber nur die Rolle des groben Unbekannte» zu spielen; denn weder dir Füislin noch Allsree, welche Beide als Zeugen erschienen, wissen etwas von ihm, und auberdcm hat Rackert einer seiner zahl reichen „Bläute" allein für 27,500 Ml. Brillante» geschenkt, wäh rend er nur für lo.ot» Mk. Steine erhallen baben will. Die Schuld des Diebstahls incbt er ans Allirce zu schieben, aber die Verhandlung gab keinerlei Amichlub darüber, wer denn der eigent liche Dieb wa>. Dagegen hielt der Gcrichtshvt bei Rückkit die Hehlerei snr erwiese» und vernilheillc ihn zu 2 Fahle» Gesang»,b and 3 Fahren Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. Die Verhand lung »ahm den ganzen Tag in Ansprnch und hatte einen groben Kreis von Zuhörern angezvgcn, die einmal eine leibhastige Fürstin ans der Zeugenbank sehen wollten. Eine befremdende Nachricht bringt die „Augsburger Abend zeitung" : „In der Gegend von Zaber», Ptulzbnrg, Mnnrsmnnster, Togsburg w. trisft man Feuerzeuge, welche zur Zierde des Scliächtci- chens das Bild des Prinzen 'Alexander v. Battenberg tragen, bald als General, als Oberst der Eavalerir re. und die Tilnlnlnren Alexander 1., König der Reichslande, oder Alexander 1.. Grvßberzvg von El>as;-L"thringen. auch nur: Alexander 1. von Elsaß-Lothrin- gen." Luxemburg scheint das Nest zu lern, woher dieser Artikel ein- gesührl wird. Ar,s dem Dominium Nuchoeice bei Nakwitz arbeiteten in vori- er Woche 8 Mädchen bei einem starken Regengüsse den ganzen sag über in Accord beim Znckerräbenansnehmen an, dem Felde, wobei sie bis auf die Haut durchnäbt wurden. Die Mädchen kamen des Abends dneehnabl und vor Kälte zitternd nach! ihrem gemeinsamen O.narlicr ans den Toinniialhos. Es wurde! der dort vorhandene Kochherd, der mit Eisenplatten und Ringen j versehen ist, stärker als sonst mit Steinkohlen geheizt. Als TagSi daians zur gewohnten Zeit teaies der 8 Mädchen zur Arbeit kam. ^ wurde die Thür der Schlaistclle mil Gewalc gcössnel, und es bol sich hier den Eintrclenden em grausiger Anblick dnr. Sämmliiche 8 Mädchen lagen bewusstlos da: ihre durchnäbien Kleider lagen Ilicils ans dem Herde, Iheils hingen sie an demseiben. Dem uns! «Mätz herbeigern-cnen Arzte gelang cS, vier Mädchen m's Vcivnßl- sein zurückzuuifen: die vier anderen gaben ihren Geist ans. Nach einigen Tagen starben jedoch von de» vier in s Bewabtjein zuriick- gcrittenc» .Rädchen noch d,ci und nur das achie Mädchen dm sic nach dem Aussprüche der Aerzte am Leben erhalten bleiben. Tie^ sieben Leichen wnidcn am vergangenen Sonnabend von der Un- gincksstrlle auS unter sehr zahlreicher Bcihcilignng ans dem katho lischen Kircbhvse in ein Grab gebettet. Oesterreich. Tie „Wiener Zeitung" verösscntlichi die Er nennung des Grasen Baderni zum Statthalter von Galizien. Fürst Edmund Etary hat an die „Bohemia" eine Zuschrift ge- richici, worin er die Denlschen m Böhmen erinahnt, sich mil den Ererben anöznsvhacn, sonsl mnßtcn sic. die heute ichon nne zwei Ftiiiiicl der 'Bevölkerung bilden, allmählich in der ezcchiichen Mehr heit verschwinden. Fnrll Eiarh fordett auch von dcii Ezewen Ent gegenkommen und svrmnsict die Bedingungen füc einen niocius eivenüi wie folgt: Ans dcnlscher Seite mühte die Existenz eine« Königreiches Böhmen nicht mehr geleugnet und die mögliche böh mische Krönung als eine religiöse Weihe angesehen werden. Da gegen »iüsiie ans czcchiicher «wste die Forderung eines durch die Veifassiing Oesterreich« unmöglich gewmdcnc» eigenen böhmischen Slaatsrcrhls fallen gelasten werden, sowie eine maßlose Erweue- ruiig der Aniviivmie. Ja sprachlicher Hinsicht können die Deutschen nicht den 8 19 der Verfassung ans der Welt schaffen, den das dcnische liberale Ministerium geschaffen hat. In unglanblicher Veiblendung haben die deutschen Minister cs den Ezechen trei- gesteltt, Deutsch zu lernen oder nicht, nur damit ja nicht ein Deut sche gezwungen >vc»dcn könnte, Böhmisch zu lernen (was Federn doch wahlhast sehr nützlich sein kann). Tie Deutschen haben sich dadurch ri» geistiges 'Annulhszengnis; im Talent des Spicichcn- sludiunis uuSgestcllt. Tie Ezechen können aber eben so wenig leugnen (und me Gemäszigten, wie Rieger und der grösste Tbcil des Adels thu» cs auch nicht), das; die deutsche Sprache die allge meine Aints- und Alincesprachc bleiben und ibc Wirkungskreis endlich gesetzlich sixirt werden mutz. — Um diese Bedingung zur Anerkennung zu bringen, hält Fürst Eiarh die Bildung einer Mitttlpaiiei für zwcckmätzig. F» ihrer Aulivvrt weist die „Boh." die Widersprüche des Eiarü'scben Programms nach und antwortet, was die rzechische Mehrheit betrifft, dem Fnruen mit dem BiS- marck'schen Wort: „Der Deutsche fürchtet Gott und sonst Nie manden l" Ein seltenes Jubiläum beging am vergangenen Mittwoch die „Tetschen - Aobenbachcr Zeitung"; au dem Tage wurde das ge nannte Blatt nämlich znm 300. Male confiscirl. Frankreich. Tic rvyalistische Fraktion hat folgende Erklärung angenommen: Die rohalistische Rechte benutzt ihre erste Vereini gung, ui» nochmals zn versichern, dich die durch den Grasen von Paris persoiilfizirte nationale Monarchie allein Frankreich au« den Gefahren aller Art, von denen es in diesem Augenblick bedroht ist, retten kann. Die polizeiliche Untersuchung ergab, datz es in Marseille einen Franzosen Trignct nicht giebk. Die »liier diesem Namen von dort nach Italien geschickten Zettel mit dcnlschseinblichem Inhalt, die in Nom ausgetheilt wurden, hat khatsächlich ein Ftuliener Namen« Seiiatori unter dem mischen Namen Triguet ansgegebcn und ist dann nach Spanien entflohen. Sie wurden aus Kosten de« Mar- stiller italienischen MazziniKiubs bergeslellt. Der Ministerpräsident Floquct sprach sich in der CommissivnS- sitzung formell dagegen aus, datz der mit der Revision der Ver» sassung ru beauftragenden Versammlung die Befugnisse elner eon- stituirenden Versammlung zu verleiben seien, betonte die Nochwrn- digkeit, vor dem Zukammentreten de« CvngresseS ein vorläufige« Einverstündnitz zwischen beiden Kammern über die beiden Revisions- punkte herzusleurn. und hielt seinen Entwurs i» allen Theilen ausrecht. In einer Versammlung der äutzersten Linken sprach sich Ele- menceau, welcher den Vorsitz führte, zu der Nevisionspolitik Flv- quet« zustimnieiid an«. Clrmeneeau erklärte, er werde diese Politik unterstützen und hnssc. datz dieselbe die Gefahre» der Diktatur be seitige» und die durch die Bnulangisteu irre geleiteten Republikaner wieder auf den rechten Weg zurücksükrrn werde. Dos Ei»kvii»nc»sicucrgeietz, da« Pehlral dem Ministerraih vor- leyre. scheint grotzen Wibcrspiilch gesnndcu zu haben. Die Steuer würde, ohne datz irgend eine gegenwärtig bestehende Steuer abge schasst wird, ein Prozent alles Einkommens betragen müssen, »in nur den Ausfall von 60 Millionen Franken zu decken, den die Ab- schassnng der Getränksleuer im Gefolge haben wird. Pari«. In der letzte» Sitzung der mediciiiischkn Akademie winde ein Brief von Dr. Tanner tn New-Bvrk — welcher vor Fahren bekanntlich al« erster „Preis-Hnnacrer" von sich rede» machte — verlesen, mit welchem sich Dr. Tanner zu enieni neuen Experiment anbietct. Er behauptet, das G-ckieimnis; entdeck! zu haben, welches »och über den Winterschlaf gewisser Thiere benscht, mittelst welchem sie iü»t bis sechs Monate lang vb»e jede Nabrung zn leben vermöge». Er bietet sich an. ganz denselben Prozeß dnrch- zuinacken. Zn diesem Zwecke will er sich in einem sargühnlichcn, mit Luftlöchern versehenen Holzkastc»! entschließen lassen und >n diesem mindestens drei Monate bleiben, ohne ttgend Etwas, auch kein Wasser zn sich zu nehme». — Der vorgestern berichtete Dopvel- lelbstmvrd-Vemich m der Allemagnestratze findet »och ei» buchst trauriges Nachspiel. Die ärztlichen Anstrengungen haben bas Leben der Mutter rchalten können; der elfjährige Knabe ist de» Folge» dcS ErstickungsvelinchcS durch Kohlendämpse über vorgestern erlegen. Die Mutter ist »un unter die Anklage des Kindesmorbes gestellt und zur Weitccverhaiidlung nach Plaza« bereit« cingcliefert worden. — I» den ersten Tagen des Monat« November wird ein berüch tigter Dieb und Einbrecher, Namens Prado, vor das Schwurgericht der Seine gestellt werden, der i» Verdacht siebt, ciacn Naubmord begangen zn haben Bisher gelang es den Behörden nicht, die Herkunft Prado's ermitteln zu können. Jetzt hat der Bcrbrecher sich aber bcgncmt. das Material dazu selbst zu liefern, das ilm. nach den Briefen Iciner Mutter, al« den Soll» einer Hofdame der Kaiserin Eugenik und Napoleon Hl. teststellt! Italien, lieber die Berbattung von zebn Tentschcn wird einem Mailändiichen Blatte aus Neapel berichtet: „Die dcntsthc Geheimpolizei unter Leitung de« Ernninal Inspektors von Kieiel- Berii» hat hier im Einverständnis; mit dem Gencrnikoninl noch vor der Ankunft des Kaisers zehn deutsche Unterthane» verhaitet. welche in dem Bewacht standen, irgend ein schlimmes Vorhallen gegen den Kai'cr zu planen. Dieselben wurden vorläufig im Ge fängnis; San Franzisko emgespcrrl. Gleichzeitig nahm die ita- iieniiche Polizei ans Anordnung des Minister« des Innern hier über 100 Italiener lest, darunler dir radikalen Redäkienre Pianella, Tr. Gnärino, Korrespondent des sozialistischen „Messagero, Mario und Magliaiw". -- Antzerdei» wurde inr die Tauer de« Kaiser- bciuchcs die Königliche Post angewiesen, alle nach Neapel und Nom gehenden Packele und Evtl, zn offnen „nd aus ihren Inhalt zu prüfen. Es soll dadurch iestgeslellt weiden, ob dieselben re volutionäre Truckschristen entbaltcn. Besonders aber werden alle aus Frankreich konnnendcn Packele dmchincht. Hierbei wurden zwei gröbere Sendungen angebaltcn, in denen sich metergrotze, icbwarz ans roth gedruckte Mansiesle befanden, durch wclche alle „Freunde der Freiheit" ersucht wurden, ani 16. d. M. in Neapel aus der Piazza Eavonr rin »roßes Protest-Meeting zn veranstalte». Die rvthen und ichwarzen Fahnen, welche dabei Verwendung finden willen, wurden bei Lein bekannten Sozialistennihrer Merlin, voi- gciunden. Tw italienische» Blätter berichten ierncr von zahlreichen Drohbriefen, welche dem Kaiser täglich zugegangen sein 'ollen. Tein „Nuvvv Osservatore" zuiolge werde» alle diese Zuschriften, weiche meist ans der Schweiz kommen, dem Poiizeidsietw» Klüger nbklinittcit. Fm Allgemeine» baben sich die Besorgnisse der Polizei zum Glück nicht als begründet bewiesen. Der Papst schenkte dem Kaiser sein in Brillanten geratztes Porträt, dem Prinzen Heinrich gieichiails sein Porttät, dem Grasen Bismarck und anderen Personen de« Gefolges Ermnernngsmedaillen an die vaticaniiche Ausstellung. Belgien. 9,'ach eniem offiziellen Bericht über die Ermordung des Majors Barttelvt siel derselbe als Ovter privater Rache. Der Major hatte eine Negerin gezüchtigt und wurde hierfür von dem Manne der Mitzhandeiten nicdergeirhossen. Der Bericht sagt wette,, das; Tippv Tipp keineswegs Vercatb übte, sondern selbst durch die Ermordnng BarttelvlS in eine schlimme Lage gebracht wurde. Diese offizielle Darstellung findet in Brüssel jedoch wenig Glauben. Rttstland. Nach englischen Privatnachrichtcn wurde in Mos kau eine neue Verschwörung gegen den Ezaren entdeckt. In einem Keller ivurden große O.nantitäien von Tvnainitbvmben gesunden. Zwei Nihilisten sind verhaftet worden. Serbien. Der König und der Kronprinz sind wieder in Bel grad cingeliossen und wurde» am Bahnhose von den M'uuslem, den Würdentiägern und dem Offi;iers-Evrvs empfangen. LerZug fuhr unter den Klänge» der Volkshümnc in die Halle ein. De, König ichiitt sotvrt aut den Miuislerpräsidcittcn Erislie zn, dankte demseiben inr seine bisherige Tiiättgkett und versicherte ihn seines secnere» Wohlwollens Hieran; begnitzte der Vlvnarch die andere» Minister und schritt die Ehren-Eompagnie ab. tvvbci er von dem anwesenden zahlreichen Publikum lebhaft acclainirt wurde. Iklricchenland. Zu Ende des Monats findet die Verlobung des Großfürsten Pani von Rußland mit der Prinzessin Alexandra von Griechenland itait. Amerika. Das Bnndesgericht in San Franzisko hat ent schiede», das; das Ebinesen-AnSschließringsaesetz ohne jede Ein schränkung vcisassnngsmähig sei, und das; alle setzt im Hasen be findlichen vdcr dahin komnicnden Ehuiejen nnsae>ch!vssen werden mützlen. Diese Enttcheidnng berulnk IM Chinesen, deren Freunde an de» obersten Gerichtshof avvcllircn wollen. Indien. In einen, Tone in Madras (Indien) wurden bei eine». Feste durch eine Explosion von Schictzpulver 25 Personen gelobtet. Fcnillcton. -s Die Kalleri. Königl. Hotoverniängcrin Frau Rosa Papier ans Wien, ein erklärter Liebling unseres knnslsinnige» Publikums, batte vorgestern durch Veransiattung eines Liever- avends den Pörsensnat mit der Elite unserer ninsikalische» Ge- sillichast bis ans den letzte» Platz und weit darüber hinaus gefüllt. Die vortrcifiiche Künstlerin sang mehr als cm Dutzend Lieder klassischer und moderner Evinpvnisten, darunter sieben Gelänge aus Schninami'S „Tichtcrlicbe," Mozart's „Wiegenlied," „AnS spanücher Volkspoesic" von Th. Gerlach, „Der lctzic iliittcr" von Lowe, „Kreuzzng" von Schubert, „Von ewiger Liebe" und Sappbischc Ode von Brabms, „Wiegenlied" von Kcantz rc. In welch' hoher Vollendnnzz Frau Noia Papier ihre Vorträge zu gebe» versteht, ist an dicier Stelle zu wiederholte» Male» ciugchcnd eiörlert worden, und wen» man auch den frühere» Anerkennungen nicht« Neues hinzuzunlgen hat, so zwingt Frau Rom Papier doch immer und immer wieder zu neuer Bewunderung vor ihrer außergewöhnlichen Begabung, vor ihrem ganz hervorragenden Talent. In Allem, was sie bietet, erinnert sie nicht einen Moment an das Landläufige und Hergebrachte, noch viel weniger an das in Mode sichende billige Rechnen mit dem Effekte. Wahrheit und Natur, ein unan gekränkeltes Fühlen, welches daö Herz nus der Lippe und das Wort ,ni Herzen trägt, verbunden mit einer seltenen Grazie des Geilte? und einer noch selteneren Größe der Gestaltungskraft, gebildet durch ein veranlagte« tiefes Verständlich tür die «ache und einer be zwingenden Ueberzeugungstreue der Ehrlichkeit der teil, künstlerischen Absicht, das sind die Vorziige an Frau Noia Papier, ver Künstlerin von seltenem Schlage, die sich Aller Herzen nicht allein mit der Kunst de« Liedes, sonder» ganz besonders mit der Macht desselben zu erobern versteht. Wa« Fra» Rosa Papier aus ihrem vvrgellrigcn Programm besser oder weniger besser zur Geltung gebracht hat, kann hierbei nicht wesentlich in Bewacht kommen. Ter Gesammt- cindruck war groß und hinreißend, und nur Haarspalter, oder, um mit Busfon zu redeil: „Leu» qui elwrclisnt nucii ü gunkorre koures" können und werden vielleicht aut der Goldwaage de« Kriteriums bemessen, daß ihr die vorgestrigen Lieder von Mozart, Scbnbert, Schumann und Brahms besser gelegen nnd eindutcksvoller gelungen sind, al« alle anderen, daß die Chorden der tiefe» und Miiicllnge von bedeutenderer Trag- und Lcuchtkratt waren, als die der hohen, die stellenweise gepreßt und etwa« forcirt erscheinen: die Thatsache aber, daß Frau Rosa Ppaier, unbeschadet ihrer Bcdeukung als Bühnenkünstlerin, eine Liederiängcrin allerersten Range« ist. durch ihre Veranlagung und Kunst befähigt, die geheimste» Fasern de« Herzen« zu berühren und zu stimmen, wird ihr wohl ko leicht ein objektiver Beurtheiler nicht avsprechen können, ohne die Echtheit leine« Gefühle« in Frage zu stellen. W,e einverstanden das ge summte Auditorium niit dieser Ansicht gewesen lei» mag, geht au« dein Umstande hernor, daß Frau Papier vorgestern ducch einen all gemein ausgesprochenen Wunsch bestimmt wurde, einen zweiten Liederabend »n Januar zu veranstalten. -- Den instrumentalen Tbkli de« Programms vertraten Herr Kummervirtnoie He rinn »n Scholtz und Herr Ivb. Smith. Die Herren spielten als EiNgangSniliiiliier eines iinierer besten modernen Kalninennnsikiverke, die Ärieg'sche Sonate tür Pmnoiorte und Violoncello l«p. 36» Wie zu erwarten stand, gelangte das Werk in vortrefflicher Weile znm Vortrag, namentlich der erste und zweite Satz: der letzte litt an der Ucvertönilng der Elavierpartie. welche zn Oesterem die feineren und zarten Figuren und Stellen des Eello-Lvlo unverständlich machte. Hieidnech und an der zeitweiligen Verwiichung der Tempi verlor das -Vllegro molto s inarento an Interesse, derart, das; eS zn lang erschien. Ungleich besser und wirkungsvoller sielen die Soli der genannten Künstler auS. Mit tein abgetönter techniicher Mcisterichast und durchgeistigtem Verständnis; spielte Herr Scholtz das Ehvpin'iche Noetnrnv iop 3 7, 'Nr. 2», die -Vs-itne Ballade (<>>>. 47), ein Lassen'scbcS Lied „Lvie, Himmel, meine Seele." von Liszt lranlcrivirt, und zwei reizende, melodiöse Stücke eigener Eonivosilivn: „L>ebcölird" und Ma;»rka Herr Smith trug mit grobem, vollem Ton, vollendeter Technik »nd beineclenswerther selbstständiger Austastung eine Romanze von Dietrich und Rondo von Bvchcrini vor. Die Clavierbegleitmia führte Herr Prof. Eugen Krantz mit künstlerischer Sorgfalt und Delikatesse aus. Herr in ann Starcke. -s Fm Neustädter Hvsthealer brachte man vorgestern. Von Herrn Balletmeister Köller arranaict, ein altes komisches Ballet von Hoauet in einen, Akt: „Die Tänzerin ans Reisen" mit Musik von Schmidt wieder zur Aufführung und scmd dafür auch dankbarste Anerlennuna. Man würde nicht falsch handeln, wenn man de» hier vorhandenen ziemlich großen und schönen Balletkörper vttec zn selbstständig'n Darstellungen heranzöge. Es giebt sehr Viele, die für die rhtsthniiiche Sprache der Bewegungen ein empfängliches Herz besitze» nnd n» der Drolerie, Anmntl» nnd Grazie, wie sie die Pantomimen nnd der Tanz zn bieten vennvae», ihre Freude baben. Fedentalls bildet ein geiälligcs Ballet auch eine iinincr willkom mene Abwechselung für den betreffenden Theaterabend, und daß — wird lnur der rechte Griff gcthan — die Mühe sich auch lohnt, zeigte im Vorjahre der „Wiener Walzer", welcher auch m nächster Zeit wieder auf dcr Bildslciche erscheinen wird. Humor, Burleskene nnd vor Allem ein gewisses poetisches Element können nnt Hilfe der Melodien, der Ilnnimen Beredisainkeit der Mimik nnd des scc- nischen Zaubers zn sehr bedeutender Wirkung gebracht werden. Mancher sinnine Ballet-Einakter ist erfreulicher als nianchcr unsin nige Schwank-Einaktci. Hebt sich das Ballet nur erst, dann wird's sicher an ingeniösen Batteldichtern nnd Komponisten nicht fehlen: verschmähen es doch letzt schon Leute wie Dcttbcs n. A. nicht, Musik für selbstständige Ballets zu schreiben. „Tie Tänzerin nur Reisen" ist nun eben nicht hervorragend an Erfindung und wickelt sich allzu schlicht nnd einfach ab : immerhin aber ist die kurze Scene nicht ohne bunte? und durch Komik vieliach enkivrechendes Leben. Am schlechtesten kommt die Titeläcldin selbst weg. Sie hat nur zwei nicht eben bedeutende Nummern zn tanzen. Frl. Hvfschüler führte indessen ihren Part mit ammtthigcr Leichtigkeit und vortreff licher Technik durch: ihr erstes Ettchcinen — im lnigen Skraßcn- kicid — zeigte auch, das; sie die Pantomnnik vortrefflich beherrscht nnd vieliiichc anszndrückcn versteht, wie viele ihrer Kolleginnen. Fm Grotesktanz leistete Herr Koller als „Diener" der Tänzerin wieder Vorzüstiches. Anco Frl. Lind spielte und tanzte die junge Begleiterin recht zierlich. Tie Banditenseenen waren gut slndirt und ergaben einige glückliche Momenkbilder: zn nennen sind da be sonders Herr Wolf lGwcvmo) und Herr Rothe (Fra Tiavolo). Die Musik lst zum größten Theil mir eine Zusammenstellung aus Anders: „Fra Tiavvlo". wie eben auch die »oandlnng eine Ränber- icenc unter diesen musikalischen Banditen dnrstellt. O. X. -s Im Residenztheatcr verabschieden sich heute Abend die Gäste des Berliner Leismaiheaters, die Herren Ernst Poii.nt. Oskar Blencke. Löwenield.sWaldow und Frl. Petri in der Erckmann-Ehatrian'- schcn Komödie „F r c n n d F r i tz". Eine Verlängerung des Gast spiels dieser ganz trefflichen Künstler war leider nicht zu ermög- I lichen. Nachmittag? 4 Uhr giebt Direktor Kart zu ermäßigten Preisen die Slranß'sche Operette „T er Bettelslnde n t". -s Repertvir derKvn > gl. Hv > theatc r. A l tst ad t. Sonntag: „Tie Zaubcrflöie" — Dienstag: „Ter Waffenschmied." Mittwoch: „Merlin." — Tvnnerslag: „Der Freischütz." — Sonn abend: „Tie drei Pinto'S." — Sonntag: Over. Neustadt. Sonntag: z. E. „Prinzessin Sascha." — Montag: „Othello." --- Dienstag: „Prinzessin Sascha." — Mittwoch: Lesgl. — Dvnneiiiag: „Gcmischle Gesellschaft." — Freilag: „Prinzessin Sascha." — -Lonnahuid: „Die berühmte Frau." — Sonntag: .Prinzessin Sascha." (Für die aussalicnde Monlagsboritellnng.s 1' L v r tz i » g 's G eb >lrtsta g. welcher ans nächsten Diens tag. den 23. d. M. lältt, feiert das Königl. Hosthcnlcr (Altstadt) mit einer Anfsnhinng des „Waffenschmied's". x Für das »m den 3l. d. M. tiillcnde str' csormati o »sie st ist im König!. Host-vater (Ncuiiodi) Leising's „kKathaii" mit Herrn Fasse ii, der Tilel>ollc und den Heuen Prechiler, Klein nnd Twodvda als Tcinpelherrn, Tenvisch nnd Kloslcrbnidet n»gc>etzt worden. Here Fasse nnd Herr Klein bieten in den genannlcn Rollen bekannlstch '.>Neis!cile>lti>ngcn. 's Die S ck> il in a n n' s clc e Singakadc m i e wird in einem eigenen Evncerlc Händcl's „Acis und Galathea" zur Aussührnug brinaen. -s Ter Königl. Musikdirektor Herr A n g. Fischer peranstailct, lvie schon erwähnt, Momag den 20. d. P>'. ein givßes gcisll > cdes Eoncert ui der Drcilöaiaskirihc. Al? Hanptnimimern de? Pro gramms sind zwei neue siniomiche Sätze kür großes Orchester und Orgel von A. Fischer hcrvorzuhcben und ein größeres Wett kür Orgel von S. Bach, volgetiagcu voin Eonecrtgeber. 2ln dem Pco- ! gramin, da-? in den nächsten Tagen ansinhrlich bekannt gegeben § wird, belheiiigcn sich Herr Kämnierinnsik.r Beckmann, der evan- j geiiichc Hvschvr. unter Herrn Hofkanioc Klingcr'S Leitnng, und noch i andeie bedeutende künstlerische Kracke. 's Fra» Marcella Sem brich wird in ihrem, am 30. dS. M. stallsindenden Eonecrte die „Norma"-Arie „eastu ciiva" („Keusche Göttin"), die „Mlgnon"-Romanzc (ThvmaS) und die „Schatten-Arie" ans „Tinorah" singen. -s Ter Dresdner L eh rc rgci an gvere i n bewies seine LcistnnaSiähigkeit abermals in dein vorgestern im Gewerbehaus- faale abgehaltenen Vortragsabende. Unter der kreislichen Leitnng des - - " die Vc»cins.. Weile zur Geltung, daß sie die uneingeichräntteste 'Anerkennung der Hörerichait fanden. Mehrere Votträgc mußten am Verlaaarn wicdeiholt werden. An Ehesten enthielt das Programm „Tie 'Nacht" von Schubert, „Der träumende See" von Lcbiiinann, „Taui'endschön" von E. Kretschmer, Silcheis zum Volkslied ge wordene und in Packender Weise zu Gehör gebrachte ..Loreley", die „neue Lorelei," von Wcrmann, Zöllners wirkungsvolles Rhein- weinlied („Heda, Wein her") und endlich den Trauer- n id den Zecherchve ans Edm. Kretschmers Eiiorwcrk „Tieg im Gesang" in»! Klavicebegieckung: Hcrien Wehner uild Bohne). Dankbare 'Ancrlennnng verdienen amn oie solislisckicn Leistungen der Herren 'Anders, Böhm, Georgi, Göckentz und Krause. s- Die „Frankfurter Zeitung" läßt sich telegraphisch berichten: Der provisorische Bnrgiheaterduektor Svnnenthal reichte bei der Gencral-Fnlenomiz cm Gesuch um baldigste Enthebung von de, Leitnng des Bnrglheaiecs ein. Das Motiv soll oie Nichldeko- rirnng des Künstlers „nlaßlich der Eröffnng des neue» BcirgthcalerS, sein. — Von anderer Seite wird berichtet, datz der Genecal-Fnicn- dant von Brcezich das Enllassnnasaeiuch angenommen, Herrn Sonnenthal jedoch ersticht habe, noch so lange im Amte zn bleiben, bis ei» 'Nachfolger gcsnndcn sei. Als solcher ist. wie beilautct, in erster Linie der jetzige diamalurgische Sekretär des Vnrgtheiitcrs» Dr. Alfred Freiherr von Berger, ein Sohn des ehemaligen Mini sters, rin junger 35jühriger Mann, zum Direktor in Aussicht ge nommen. Ck) 4 Unsere treffliche heimische Pianistin, Frau Margarethe Stern, hat sich tür ihr Eoncert am 26. November der Mitwirkung des Herrn Gudchus versichert. Zwei so vorzüglich tünitlettsche Kräfte, zu einem Eoncert vereint, dürsten einen ausverkauften Saal bedeuten! f Ter Zither-Virtuose Herr Leopold Grubcr veranstalte nntcr Mitwirkung der Damen Dt. Kolnck-Mannslein (Eoncert- süngcri»), Franziska Grotjan. Martha Bößwettcr und Eltbcth Schumann (Elavierbeglcituiig) Montag, d. 29. dö. M-, ein - cer 1 im Saale von Brallii's Hotel. ^ ch Dem 'R'oval College os Music in Londo n sind 30,000 Pfd. Stert. (600.000 Pik.) für einen Neubau geschenkt worden. mme aogenauenen '<'oriragsavenoe. un-er ver lreilurncn r:cumig des einstweilige» Liedermeisters, Herrn 0)nitav Znmpe. kamen sowohl oie Ehvrgesängc als auch die ausschließlich von Mckgbcdciii des Vereins gebolencn Einzelvorträae in einer zumeist io vorzüglichen Nr. 2S5. Seite 3. »» Sonntag. 21. Oet. 188^
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