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Dresdner Nachrichten : 11.01.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188901111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18890111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18890111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1889
- Monat1889-01
- Tag1889-01-11
- Monat1889-01
- Jahr1889
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- Dresdner Nachrichten : 11.01.1889
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einem sehr bedauern»- Ob Fahrlässigkeit vorliegt, ist ln diesen röße an; war. indi-cret »u essen seine« Bäte uebeneuguna, die Jeder au« seinem eigenen Inner« daß Niemand — mag er Jurist oder Late sein — vor dem „Leinen de« Jmmediotberichte« an den landesvenätherischen Cha rakter der Publikation gedacht hat." Nachdem Herr Wolfs,on als Verthkidlgec und Rechtsanwalt im Interesse de« tzerrn Grffcken gesprochen, sieht derselbe sich auch verantatzt, einige Worte zu Glnisten des Reichskanzlers hinzuzusügen. So meintHenWolsslon. daß m gleicher Weise da« Urtheil Derjenigen, welche in dem reich-« genchllichrn Beichlutz materiell eine Vrrurtheiluiig Grfsckrn« sehen, ebenso durch Barleileidenichait getrübt sei. wie da« urtbeil Der- lenigen. welche in dem Beschlich eine Niederlage de« Reichskanzlers erblicken. In Kasan erfolgte am 4. d. M. früh in dem DirektionAgebäud« der srüher Kunhrim scheu Werke, seht Aktiengesellschaft. 1u Grube Ilse eine Explosion in dem FeuerungSranme. Die verehelichte Sluckatz war in dem Gebäude «in Beiiein ihrer drei kleine» Ktnoer brschästigt. Diese vier Perloiien wurde» durch da« auSströmende Dampswasser furchtbar verbrüht. Die Sinder sind bereit« ihren Leiden erlegen, während die Mutter t» eiw werthen Zustande darntedrrliegt noch nicht ermittelt. Für da« neue ReichStaaSaebäude langten in Tagen abermals Marmorblücke von außerordentlicher dieselben stammen au« Griechenland. Da« deutschr Kanonenboot „Schwalbe". welche« in der Nähe von Bagamvho strandete, wurde unter große» Schwierigkeiten wieder in tiekeS Fahrwasser gezogen vom gecharterten Regiernngs- banivkrr „Woodcvck", nachdem dir Kanonen der „Schwalbe" vorerst an Bord der deutschen Fregatte „Leipzig" gebracht waren. Man fürchtet (besagt eine englische Meldung, d. h. die „Befürchtung" der Engländer wird wohl nicht so arg sein), daß da« Kanonenboot ziemlich stark beschädigt ist. Der Unfall ereignete sich ungesähr um 8 Uhr Abends auf der Fahrt nach Bagamoho und da« Schiss legte 12 Knoten in der Stunde zurück. Die inzwischen eingetroffeneil genaueren Berichte über da« blu tige Gefecht ans Samoa ergeben Folgendes: „Am 18. Dezember begab sich da« deutsche Kanonenboot „Adler" mit dem deutschen Consul an Bord nach Lanlv, woselbst Mataasa's, des dcntschseind- lichen Gegenkönias. Hauptstcllung sich befindet, um Unterhand lungen i» Betreff der Entwaffnung feiner Truppen anzuknüpfen. An demselben Tage landete Eorvette „Olga" 120 Mann i» Bailie. Sofort nach der Landung wurden die Truppen von den Anhängern Mataasa's angegriffen, .woraus sich die Deutschen känipfcnd nach der Station in Bailie zurückzogcn. Auch hier angegriffen, behaup teten Misere Truppen ihre Stellung gegen den numerisch weit überlegenen Feind. Zn ihrer Hilfe landete auch der „Adler" eine Anzahl Mannschasten. Nun griffen unsere Sresoldaten mit kräftiger Offensive die Samoancr an und trieben sie zurück. Als die Trup pen sich wieder eingeschifft hatten, eräffnelen die deutschen Schiffe ein Bombardement auf die Dörfer Varlie, Letoga, Lanly, Mata- sage und Matasao und zerstörten diese. Da« stark verschanzte Hauptquartier Mataasa's befindet sich jetzt unweit Apia. Es steht Ml. daß er von Amerika eine starke Zufuhr von Munition erhielt. Daß angesichts dieser Thatsachcn die allgemein gehaltenen Klagen von amerikanischer Seite über seindicligrs Bcrhalten der deutschen Beamten, insbesondere des Generalconluls Becker, nur wenig Ein druck machen könne», ist rinno begreiflicher, als es bekannt ist. wie von leitender Stelle hierselbst den deutschen Beamte» im Ausland rücksichtsvollstes Benehmen den ondcrcn Nationen gegenüber zur Pflicht gemacht wird. — Bailie. der „Deutschen Plantaaen-Gescll- schait" gehörig, ist eine Kvlosnußplantagc. die zum Theil nnt Lauinwolle bepflanzt ist. während eu, anderer Thell alS Viehweide diente, wo vor 5 Jahre» ca. litt) Stück Rindvieh gehalten wurden. Die Deutschen bezogen ihren Bedarf aus dieser Plantage. Dieser Umstand mag wohl zu dem Gerüchte Veranlassung gegeben haben, daß ein kleines Evmmando von der ,,Olga" nach Bailie geschickt sei, um Vieh zu reauirireii. und dabei überfallen sei. Wahrschein lich ist kem Stück Vieh mehr »r Bailie. denn feit der Absetzung Malietoas scheint der deutsche Plantagenbetrieb gehindert zu rein. Bei dem Gefecht wurden aetödtct: Bon der „Olga" die Ober matrosen Tätrow. Pätsch, Tietz, Peters, Robert Schulz, die Ma trosen Botli», Witt, Ritbannnrl, Redweik. Hildcbrandt, Herzseldt, Franz He,iurth, Zimmermann GooS: vom „Eber" der Matrose ' baten Rcgieriiiigsratli Prof. Dr. Tomck 1527 Stimmen. Der selbst ständige antisemitische Eandidat Herr HnSek erhielt 212 Stimmen. Obgleich das leitende Altczcchcnblatt die Eandidatur des Herrn Prof. Tomek als eine gegen das Judcnthum des deutschen Casinos gerichtete bezeichnet hatte, fanden sich also dennoch 212 Wähler, die ihre Stimmen auf einen ausgesprochenen und entschiedenen Antisemiten vereinigten. In Wie» begannen beim Gcneralinspektor der Armee, Erzherzog Albrecht, die Conscrcnzcn über die Einirihrnng des neue» Exercicr- Neglemenls für die Infanterie in Folge der Einführung des Repe- tirgcwchreS. Tie Couserenzen dürsten von kurzer Dauer sein, da das Reglement nach der Ansicht der Fachmänncr weniger Acnde- rangen bedarf. Sonstige Bclathungsgegenständc stehen nicht auf der Tagesvtdnnng. Am 2«), Dezember wurden aus der Reitalpe bei Ncichenhall mehre»! Wilderer von drei österreichischen Jägern überrascht, wobei eni Wilderer erschossen und ein zweiter ichwer verwundet ward. Ten zweite» Wildschützen bewahrte nur die Grinse, die er auf dem Rücken trug, vor dcm sicheren Tode, da de»» Körper die Kraft der auf ihn abgeichossrnen Kugel abichwächle. Den zuerst Ge troffenen traf ein Prellschuß oben am Fuß, durch den eine Arterie verletzt wurde, worauf in kurzer Zeit Bervliitung clntrat. Er starb in de» Armen seines Bruders. Frankreich. Elemenceau hoffte, bei der Präsidentenwahl ln der Depiitirlenka,nmer als Sieger aus dein Wahlkampfe liervorz»- aehen. Im dritten Mahlgänge ist jedoch der bisherige Präsident Mclnic nrit 253 St. wiedcrgcwähit worden, während aus Andrieu; 14!) Stimmen fielen. Cleinencea», der im zweiren Mahlgänge 116 Elimmen erhalten hatte, schied alle», Anschein »ach freiwillig aus, nachdem er sich überzeugt halte, daß Meltne bessere Aussichten balle. Letzterer war nn vorigen Jahre gewissermaßen nur ein Nothkandidat, so daß insbesondere die Radikalen ihn diesmal durch Elemenceau ersetzen wollten. Andrieuz war allem Anscheine nach der Kandidat aller unzusriedenen Eiemente. So wird insbesondere das Fähnlein Borilangcr's flir den ehemaligen Pariser Polizei- präsrktcn gestimmt haben. Bonlanger selbst erschien erst, als die Wahl beendet war, in der Deputirtenkammer. Wieder sind zwei Deutsche auS Frankreich auSgewicsen worden: Der Bierbrauer FaSbendcr, welcher in Origny (bei Soissons) eine " indler Josef Brauerei gegründet, und der Viehhändler Lahne, der in . .. ab . Balrnciennes wohnte und die Einfuhr deutscher Hammel in größtem Maßstabe betrieb. Besondere Gründe sind nicht angegeben; aber es ist Thatsache, daß beide Ansgcwicscnen, wie so viele andere Deutsche, t» den Hetzblättern ihrer Gegend mehrfach atS Spione bezeichnet und mit allen möglichen Anklagen verfolgt worden sind. Paris. In der Anaustiiler-Knche wurde am Mittwoch eine feierliche Messe zum Gedächtnis Napoleons Hl. abgehalten, welcher fast olle in Paris seßhaften Bertreter des imperialistischen Interesses beiwohnten. Der Andrang war ei» derartiger, daß sich Hundrrle von Theilnehinern mit einem Platze in de» äußeren Portalen und auf den Treppenstufen der Kirche vcgnügen mußten. Obgleich große Menschenmusscn verschiedener Fraktionen das GottcShau« umlager ten. komkii doch keinerlei Knndgrbil»aen vor. — Der Eiffel-Tburm. welcher bis jetzt eine Höhe von 2A) Meter erreicht hat, soll inner- balb der nächsten sieben Wochen vollständig fertig gestellt werden. Tie Arbeiter sind zu diesem Zwecke von jetzt ab auch während des Sonntag« und einem Thcit der Nacht (bei elektrischer Beleuchtung des Platzes) engagirt. — Unter den Papieren des Ex-Börsenage»ten Bcx fande» die Unieriuchunasrichtrr u. A. zwei Briese, welche die Summe von 7 Millionen reklciinirten, die in Panama-Aktien. Remi sen rc. bei Bex deponirt sein sollten. Die Briese trugen am Kopse die eingedruckte Firma einer „Spar- und Credit-Bank" von Vaillant in Balmondois. Einer der Richter, welcher sich sofort nach Bol- mondoiS begab, fand dort zwar kein Bankhaus Vaillant, daiur aber Ber'schen Clienten in Sachen der Depositen und Nach Baris gebracht, äußerte sich Vaillant. daß Hunderte von Credite täuschte. Nach Paris . , .. man besser thäle, ihn sofort ans freien Fuß zn setzen, sonst würde er cuciose, der Pariser Finniirwelt sehr unangenehme Geschichten zum Besten geben. — Seit Dienstag fällt in Madrid und dessen Um- aebung so dichter Schnee, daß der Verkehr aus den Fahrstraßen und Eisenbahnlinien zeitweilig unterbrochen werden muffte. Italien. Ernst und würdig beging am s. Jan. die Haupt stadt Italiens den Todestag deS ersten italienischen Königs. die DaS „ . , 'bestndet, in einen Blumengarten verwandelt und seit dein frühen Morgen von Besuchern gestillt. In den Morgenstunden hörte die Königs- lamtlie hier die Messe: dann erschienen Abordnungen von Beremrn und Veteranen und in feierlichem Aufzug die Munizipalität, um Kränze auf die Gruft niederzulcge». Auch die Studentenschaft und Deputationen au» anderen Städten stifteten herrliche Kränze. Der Verlaus des Tages ist ein beredtes Zeugnih iür die dankbare Erinnerung, welch« das italienische Volk dem Schöpfer sriner Ein heit und inner liberalen Einrichtungen bewahrt. Der «rreaSminiitrr hat gegen die „Gazette di Binezia" und ander« Zeitungen, welche über eine Entrrvue berichtet haben, ln sekretär im Krirg-ministerium. General Corveito, hat ebenfalls gegen einige Zeitungen, welche gegen ihn in dieser Angelegenheit Beschul digungen erhoben haben, den Prozeß eingeleltet. Schweiz. DaS vorläufige Ergebniß der schweizerischen Volks zählung vom 1. Dez. 1888 beziffert die Bevölkerung aus 2,926,000 gegenüber 2.831,767 im Jahre 1880. England. Tie persönliche Sicherheit de« Generalsekretärs für Irland, Balsour, soll ernstlich gefährdet sein. Einige ver- lvegene Mitglieder deS Geheimbundes der logen. „Unbesieglichrn" planen angeblich einen Mordangriff auf die Person VaffourS, wie behauptet wird, aus Rache wegen der jüngst mit vieler Härte voll zogenen Päctiterauswenünaen tn der Grafschaft Donegal und anderwärts. Umsangrciche Vorsichtsmaßregeln sind zum Schutz der Person des Ministers ergiiffen worden. Tie Königin hat idren Schwiegersohn, den Prinzen Heinrich von Battenberg (dieser Prinz ist sehr arm), zum Gouverneur und Gencrallapitän der Insel Wight und Gouverneur von Schloß Earrsbrooke ernannt. Bisher hatte der jüngst verstorbene Lord Everslky diese Aemter inne, welche ausschließlich Sinekuren sind. — DaS Gerücht von der bevorstehenden oder bereits vollzogenen Verlobung zwilchen dem Earl von Fise und der ältesten Tochter des Primen von Wales. Prinzessin Louise, entbehrt der Begründung. An Bord der britischen Barke „Thomas Pcrcy" brach im Halen von Aokohama eine Meuterei aus. Dieselbe nahm eine sehr ernstliche Ausdehnung an. Der Führer der Meuterer wurde vom Sieward erschossen und eine Abtheiinng Marineividaten von dem britischen Kriegsschiffe „Leander" unter Führung eines Leutnants mußte Ruhe stiften. Die Meuterer wurden in's Konsular-Gesäng- niß abgeiührt. Eine schreckliche Katastrophe hat den Dampfer „Golf oi Guayaquil" betroffen, der sich aus ver Reise von Liverpool nach Westindien befand. Das Schiff ist uniergeaanaen. obne daß Je mand von den Passagieren oder der Mannschaft gerettet werden konnte. Ans dem Dampfer hatten sich zahlreiche Passagiere be funden. die Mannschaft bestand aus 28 Personen. Die heftigen Angriffe, deren Gegenstand die britischen MilsionS- gelellschasten in der letzten Zeit gewesen sind, haben doch den An laß zu manchen Reformen gegeben. So wird die Londoner MssionSgesellschaft jetzt auch dem Beispiel der Wesleyaner folgen und auch Laien aus Missionen ansienben. Bisher stellte die Ge sellschaft nur abiolvirte Theologen an. Nickt nut Unrecht erwartet die Gesellschaft, daß sich von nun ab viele junge Leute auS guter Familie freiwillig dem Dienste der Hcidenbekehrung wivmen werden. Ter Einbrecher, welcher in der Billa deS österreichischen Bot schafters Grasen Tcym in Bornemouth eine große Anzahl von Ju welen des Grafen und der Gräfin tm Gelammtwerthe von 3000 Pfund Sterl. raubte, wurde in London sestgenommen und dem Gerichte übergeben. Nufflanv. Das ehemalige Stadihaupt von Reval. Greifsen- bagen, welcher wegen Nichterfüllung der Verordnung bezüglich deS Gebrauches der russischen Sprache auf kaiserlichen Befehl von seinem Amte entsernt, vom estländischen Oberlandgericht jedoch freigesprochen wurde, ist nunmehr von dem Senate zur Auöichlirßung aus dem Dienste verurtheilt worden. Der russische Militär-Atiachee in Wien. Oberst Zoujew, erhielt. alS er von seinem in Petersburg verbrachten Urlaub zurückgekehrl, vom Zaren die Weisung, dem Kaiser Franz Joseph gegenüber die friedlichen Absichten des russischen Herrschers zum Ausdruck zu bringen. Der Zar soll erklärt haben, er wünsche jede Uriache eines ConsiicteS zwilchen Rußland und Oesterreich beseitigt zu sehen, er lei, so zweffelhaft ihin früher die Politik Oesterreichs in derOrient- srage erschienen, jetzt überzeugt von der Aufrichtigkeit und Loya lität der Gksinnnngen Oesterreichs. Rußland sei ieinersrits fest entschlossen, nichts zu thnn, was die friedlichen Beziehungen der beiden Länder stören könnte. Türkei. Im Schwarzen Meere ist eine große Anzahl Segel schiffe verunglückt und Hunderte von Menschenleben sinv im Laute der letzten 1-r Tage zu Grunde gegangen. Der Winter hier und in der Umgebung ist nngewöhnlich streug. Ostindien. Ans Bombay wird gemeldet: Ein Sepov der Herater Infanterie schoß aus den Emir Abdurrabman während einer Truppenparade in Mazauchcrif. Der Emir blieb unverletzt, der Sepoy wurde sofort nicdergehanen. Amerika. Die „Newyorker HandelSztg." vom 29. Dezember beineikl zu der aus die Samoa-Inseln bezüglichen diplomatischen Kolrespondcnz. welche dem Kongreß vorg wurde: „Wie wir igelcgt bereits mrhrsach als unsere Ansicht ausgesprochen, bal die samva- Nische Jnielgnippe nicht de» Werth sür nnS. um deswegen Differen zen mit anderen Mächten beriimznbcschwörcn." Zu der Schiußberathlillg des Senats über den Antrag, be treffend den Panama-Kanal, hatte» sich mehrere fremde Diplomaten ans der Galerie eingeiündeu. AlS dies bemerkt wurde, beschloß der Senat, die Bcrathung in geheimer Sitzung sortzuictzeii. Die anwesenden Diplomaten wurden deshalb hoflichst aufgcsordcrt, den Saal zu verlassen. Der norddeutsche Lloyd-Danipser „Main" rannte gegen den britischen Dampfer „Montana", welcher mit einer werthoollen Ladung in dcm 10 Meilen unterhalb Baltimore liegenden Flusse PatapSco ankerte. Der „Montana" sank. Der erste Ingenieur Aouna wurde von einem lallenden Balken getroffen und starb aui der Stelle. Die übrige Besatzung wurde von „Main" gerettet. Das letztere Schiff ist wenig beschädigt. Der durch den Untergang des „Montana" erlittene Verlust wird einschließlich der Ladung auf 900.«)00 Mk. geschätzt. Der Unfall wird dem Umstande zu geschrieben, daß das Steuerruder deS „Main" nicht gehörig funktionirte. — Die Mannschaft der Barke „Sbrila", welche im Golfstrome ihr Schiff verließ, landete in Plymouth. Die „Sheila" hatte bereits 4 Fuß Wasser im Raum und keine Masten und Boote mehr, als die Belobung von dem amerikanischen Schiff „Cheney" ausgenommen wurde. In Nordamerika ist durch die angesehensten jüdischen Fach- blätler eine Bewegung eingeleitet worden, welche die Verlegung des Savbath auf den christlichen Sonntag bezweckt. Bis jetzt hatten viele orthodoxe Israeliten jeden Sonnabend als Ruhetag gefeiert und auch Sonntag ihre Lüden nicht aufgesperrt, obschon die Gesetz gebung sie daran nicht hätte bindern können, weit sie nicht gegen die Gebräuche der aus orthodoxen Protestanten und Presbyterianern bestehenden Mehrheit dee Bevölkerung verstoßen wollten. Die zwei Ruhetage in der Woche waren selbstverständlich mit großen wirth- schastlichen Nachiheilen sür die orthodoxen Israeliten verbunden. Nu» ist die gedachte Reform angeregt worden, und zwar von Organen orthodoxer jüdischer Theologen. Dieselben sagen, daß die heilige Schrift einen Ruhetag in der Woche anbefchlr, ohne diesen Tag ausdrücklich zu bezeichnen. ES sei nun nickt abznsehen, warum der Ruhetag der Juden nicht mit dem der Ehcisten zusamineiifallen und warum nicht fortab der Sonntag als jüdischer Ruhetag gellen solle, wenn die Vorsicht gebraucht würde, einmal den Sonnabend und Sonntag hintereinander als Ruhetag zu feiern, sodaß der nächste Tag der Wochenruhe wieder aus den Sonntag lallen könne. Bei dem praktischen Sinne der Amerikaner ist ein Erfolg der erwähnien Bewegung reckt wahrscheinlich. UebrigenS bestehen in Amerika schon längst Slmultun-GotteSHNuser, wo verschiedene Confessioiicn und Seelen zu bestimmten Tagen und Stunden ihren Gottesdienst feiern, damit durch die gemeinschaslliche Benutzung emes und dessel ben Gebäudes die Kosten ihres Kultus wesentlich verringert werden. In Pennshlvanien wütbete ein furchtbarer Cyklon, der beträcht lichen Schaden anrichtete. AuS Neading werde» 50 Todesfälle ge meldet. In Pittsburgh wurde ein im Bau begriffene« Gebäude iricdergerissen, die Trümmer desselben fielen aus dir nahestehenden Häuser, welche dadurch tbeilweiie zerstört wurden. Bisher tollen 28 Personen, darunter 4 todt. mehrere schwer verletzt, aus den Trümmern herauSaeschafft worden sein. In Newvork hat ein deutscher Einwanderer NamenS Johann Schäfser. angeblich au» Rache wegen einer ihm widerfahrenen poli zeilichen Abstrafung am 8. d. im Hause de» Kaufmannes Bovdvla eine Dynamttbombe gelegt. Die ganze Familie, au» 5 Personen bestehend, wurde aetödtck und liegt unter den Trümmern des Hause» begraben. Die entrüstete Volksmenge lynchte Schaffer. Afrika. Das „Deuische Wochenblatt" veröffentlicht einen Brief de» Asrikareiseiide» Junker, Wien 5. d., in welchem dargelegt wird, daß alle Nachrichten über Stanley und Emin noch nicht zu verlässig seien. Seinerseits stelle er zwei bestinunle Behauptungen auf. Dtanlev's Karawane sei nicht vernichtet und eS sei nicht wohl anzunehmen. daß Emin in d»e Gesängen) chatt des Mahdi gerochen Sollten die Mahdfften weiße Gcsanaene gemacht haben, so könnien dies der Grieche Marko oder der Maltcier Jude Vita Hass,,» sein. Emin würde, wenn er Wabclay ousgab, sich mil seinem Damoter südrvärtS nach dem Albert-See gewendet haben. Betreffs Tippo Tipp» balle er, Junker, fest an dessen freundschaftlicher Gesinnung, welche ihm seine Klugheit und die Nvibwendigke-t voischccibe. Dir deutsche Kolonie Bagamnvo bei Sansibar bot am Neu jahrstage rin höchst merkwürdiges Schauspiel. Me. Mackenzie, der Agent der britiich-ostafrikamschen Gesellschaft, überreichte var einer ungehemen Volksmenge vielen Hunderten von enttarnene» Sklaven, deren bedingungslose Freilassung er mit ihren Besitzern in ileund schastlicher Weise vereinbart Halle, Freihcitepässe. Diese Maßregel übte eine wohlthatige Wirkung aus. Feuilleton. ff El» ausvcrkauster Gcwecbehanösaal begrüßte vorgestern enthusiastisch die spanische Excellc»; Pablo de SaeasnIe, den lNmpalhischstc» und genialsten Geiaerstirslen des Auslandes. Ec braucht hier, wie übrigens wohl überall, nur seinen Namen in die Spulten der Zeitungen z» rücken, um eines ebenso großen male- rlellen wie künstlerischen Erfolges von vorhinein sicher za fei». Ganz besonders scheint er sich aber bei uns i» die Heizen der Damenwelt geschmeichelt zu haben, denn ringsumher n» schönen Kranz waren Damen und nur Damen zu beinecke» und zwar in so erdrückender Mehrheit, daß hier ein Damcirlrieg gegen die Herren zum zweifellosen Nacktheit der letztere» halte anssallcn müssen. Zum Glücke war dieser exquisite Dumenflor nur zum Zwecke der Huldigung des genialen Geigers erschienen und dieser nahm denn auch die stürmischen Kandgebnngen mit den Allüren eines wahren Fürsten der Kunst niit Grandezza hin. der sich be wußt ist, daß die Sonne des Ruhmes in seinem Reiche nicht unter geben kann. Herr von Sarasate spielte Programmmäßig vier Werte: Beethovens (Kreutzer) Sonalc (oz,. 471. Rondo brillant von Schu bert, „Die Liebeslee von Ras, und vier ilaviiche Tänze von Dvorak, mußte aber ebensoviel Nummern: Chopins Notturno, zwei spanische Täaze eigener Comvositioa und Zarzickrsis Mazuika zugeben. Er spielte alle diese Werke, niit Ausnahme der Bettlwven- schcn Sonate, die seiner Jndividnalttnt nickst enlivncht, wie ein Sara- late sie nur spielen kann, in höchster Vollendung. Wollte man indcß von diesen meisterhaft bewitllen Vorträgen einem den Vor zug geben, so müßte es derjenige der Rassi'chcii ,,1'üo äamouc" sein. Die spielende Ueberwindung der hcitelstcn Schwiermkttteii, der gefährlichsten Dovvcltrillcr und aller anderen nur sür die Meisterschaften berechneten Passagen und Verzierungen gelangen mit bewunderungswürdiger Bravour, Sicherheit und Tclitätesse. Das Auditorium war von dieser vollendeten Leistung derartig cleklrisirt, daß es den Künstler verdienterweise süns Mal aus das Podium zurückrief. Als Begleiterin ani Elavier führte der Concerlgebcr eine treffliche Pianistin, Frau B e r t h c M a rx curs Paris, ei». Die Künstlerin, die schon seit Jahren mir Surai'ate reist, weiß genau ans alle seine Intentionen mit aller Feinheit und Subüliiät ein- zugehen. Sie begleitet vorzüglich. Jin Lause des Abends ließ sie sich mit der Chopin'sche» Barcarvle (op. 60), einer Nubiiisieiii'ichen Etüde und einem transscribirte» Schubert'schen Liede lals Zugabe) auch als Solistin hören. Hier zeigte sie sich nameutlich von der virtuosen Seite, während die geistige Darstellung am ausfallendsten i» dem Choprn'lchen Stücke zurncktrat. So ichön und befriedigend, wie sich der vorgestrige Sarasate-Abend aber auch gestaltete, so konnte er doch, näher betrachtet, kaum als „Concccl" gellen. Das Publikum hatte sich mittelst hoher Eintrittspreise ein auf den Billets und in früheren Anzeigen versprochenes „Eoncert mit Orchester" erkauft und erwartet und erhielt hierfür nicht mehr und nicht weniger als einen einfachen Kammermusik-Abend für Violine und Ciavier. Mit einem solchen wäre man dann schließlich auch zufrieden gewesen, nur hätte Herr von Sarasate i» diesem Falle auch ausschließlich dementsprechende Vorträge, nicht aber ein Eoncertstück sür Violine und Orchester, wie die Rassische Composiiion, wählen müssen — ein Werk, dos ,m Clavierarrangrment nicht ün Entferntesten an die Originalfassung zu erinnern vermag. Herrmann Starcke. ff DaS Königs. Opernhaus war bei der vorgestrigen Wiederholung von Boletdieu's „Johann von Paris" leider reckt leer — zcdensalls eine Folge des ersten Hotvalls und des massenhaft besuchten Sarafatc-Coiicertes. Nichtsdestoweniger war die Aufführung im Allgemeinen eine ganz treststiche, belebt von einem durchgehends »rischen, flotten Zuge. AuS der Darstellung ragten besonders bcivor die Prinzen», von Navarra der Frau Schuch, eine dcliciöie, fein abgetöitte Leistung und der graziöse Olioier des Frl. Nenther. Den Sencschall sang diesmal Herr Nebuichka. Tie Partie ist zu Ocstcren von einem Bassisten, so auch von Scciria dargestellt worden. In diesem Falle transponirt man gewöhnlich die große Anitriltssccnc »m einen halben oder ganzen Ton titter. Co auch vorgestern Abend. Herr Nebuichka sang die vrächtigc Nummer, eine der schönsten des ganzen Werkes, in In dieser Tonart lag sic ihm vmtressllch und wirkte in wirklich fein künstlerischer Ausuihrnng brillant. "Auch in Allem Uebliae» wußte Herr Nebnschka die Nolle zu origineller Geltung zu bringen, so daß man ihn um dmen effektvollen Durchführung aunichtig beglückwünschen darf. Eine nievlichc Lvrezza war Frl. Dvruer und ein ausgezeichneter Pevrigo Herr Eichbergcc. Die Titelrolle sang Herr Riese stellenweise sehr Ichön — über des trefflichen Kammcrsängers Darstellung rndeb schweigt am Besten des ZeilungSsäugerS Höflichkeit. v Für übrrmorgen, Sonntag, ist im König!. Ovcrnhawe „Benvenulo Cellini", im König!. Schauspielhaus,: Grill parzers Schauspiel: „Weh Dem. ver lügr!" angesctzt. ff Eine grope Over „Die Alnivhaden " von I. Avert, dcm verdienstvollen, leider durch nervöses Leiden in jcincm Bcrui beeinträchtigten Hvskavellmcistcr zu Sluttgack, ist au umerem Köurgl. Hoiiheater zur Aufführung angeuomliicu. Dem Libretto, welches eine iutcreffaule Evstvde fpauisch-iikauröchcr Kämpfe auf den balkarische» Jmeln behundelt, wird echt dramaiische Spannung nachacrnhmt. Der durch seine „Aslorga" be'onders betuiinre Eom- ponitt soll in der Partitur eine günstige Wendung zu moderner mnsikdramatischer Schreibweise erkennen luffcn. ff Tie vorgestrige Vorstellung der „Hein; elmännche n" im Nesidenzthegtcr war wiederum derartig ausverkanst. daß Hunderte von BiUelbegehrenden unverrichteter Sache wieder umkehre» mußten. Die Direktion sicht sich im Hinblick aus die ungeichwächte An ziehungskraft veranlaßt, das Märchen »och morgen, Sonnabend und übermorgen, Sonntag Nachmittag 4 Uhr zu ermäßigten Preisen zur Aufführung zu bringen. ff Im Böriensaale findet heute der vierte Beethoven Quartett-Abend der Herren Rappoldi-Grützmachcr-Ncmmele- Frobberg statt. ff Das Eoncert des DrcsdncrLehrergesan «Vereins am 28. Januar im Gewerbehauie wird unter gütiger Mitwirkung der König!. Kammersängerin Frl. Mallen uud de, Herren Kainmec sünger Gudebils und Hosoperniänger Gutz'chbach stattsstideu. ff Herr Direktor Dorn veranstaltete am letzten Sonntag in Stadttheater in Bautzen ein einmaliges Eniemvle-Gasliviel mii Frl. Pa » line Ulrich, Heim Earl So » tag . den Heireo Leopold Engel (vom Breslauer Lobe Theater), Heuiiich Kiefer und Frl. Seiden. Trotzdem die Vorstellung von vier Einattcin nur zwe> Tage vorher angczcigt wurde, war das Theater bis am den letzten Platz total miSverkaust und der knnsllensche Erfolg ein ganz außer gewöhnlicher. ff Frau Bauer-Ziech, die .Harfenvirtnvsiii der König! Kapelle, war vorgestern telegraphisch nach Leipzig Vermeil worden, um die Harfeiivartie der „Migiion"-A»fführi»ig am dortigen Stadt- thenter zu übernehmen. . . . ff Friedrich Bvdcnstedt feiert am 22. April seinen siebzig sten Geburtstag. ^ ^ ^ . ff Der bereits gemeldete Erlaß der sPani > chen Regie rung. welcher die AuSAthningSbcsliiiiiiiiinacii z» dein Gesetz, das Autorenrecht für musikalische und drainaistchc Werke in Spanien betreffend, enthält, ist nunmehr crfchiencn. Er lautet >>» Allgemei nen wie alle übrigen bereits bestehenden Vertrage zum Schutze des geistigen Eigeiithums. " Nachtwächter: „Eie haben Kamee! ;n mir getagt! Wissen Sie nicht, wen Sic vor sich haben?" — Student: „Pardon, S war '» Belieben. Aber sagen Sic 'mal. darf ich ein Kameci Nacht wächter tituliren?" — „Was gehl mich das an I" — „Nun dann gute Nacht, Herr Nachtwächter!" Nr. 11. Seite 3. Freitag, 11. Jan. 188«,
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