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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.04.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187704266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770426
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770426
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-04
- Tag1877-04-26
- Monat1877-04
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.04.1877
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Erscheint täglich früh 6'/. Uhr. Ledacüo» »ad Erpk-itio« Johanuisgaste SS. Lvrtthllnoör» der Ledactlaa: Honnltttig» IO—12 Uh> Nachmittag) 4—K Uör. «nnahuir der für dir nächst folgende Nummer bestimmten Inseoare an Wochentagen Ms 3 Uhr Nachmittags, an Louu- und Mittagen früh »is '/,v Uhr. 3» öcaFUIolcn für Ins. Ttauayme: Lllo Klemm. Universitätsstr. 22. LouiS Lüsche.Üachariucnstr. 18.P. »ur dis '/.3 Uhr. Vcipriger Tageblatt Anzeiger. Or-an für Politik, Localgcschichte. Handels- und GeMstSderkehr. Auflage 1s,S5-. Ztiriormcokipret» vterielj.4^/,i0?t^ inrl. Brinaerlohn b SM., durch d:e Post bezog« « Mt Jede einzelne Stummer Pt Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen, ohne Postbelbroenttig 3' 8 c» mit Postbeforoeruug 45» 2tt Zasirote IZesp Bouraeoi-z. 2 ? vl Größere Lchrifte» laut urnerrn PreiSverze.chniß. — TlibeUui Latz nach bvberem Lai" N«>I-uus!- »nlrr dem Urdartt»«,-.:-« die Lvatl^Ue -tO Pf. Inserate sind sielS an d. Slvedkt »e zu fanden — Rabatt wrrd i.,iv gegeben Zal lnnz >>eavnun',-!-Ll!^» oder eurch PvfioorscüUtz. W lltz. Donnerstag den 26. April 1877. 71. IghMNg. Bekanntmachung. Herr Friedrich Gustav Kirsie» beabsichtigt in seinem an der Gerberstraße unter Nr. 58 ge legenen Grundstücke Nr. 1957 a/b de- Flurbuchs und Fol. 1248 des Grund- und HypothekeubuchS für die Stadt Leipzig eine Schlächterei für Kleinvieh zu errichten. Wir bringen diese- Unternehmen hiermit zur öffentlichen Kenntniß mit der Aufforderung, etwaige Einwendungen dagegen, welche nicht auf privatrechtlichen Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen vierzehn Tagen und längstens am L2. Mai dieses Jahre» bei un- auzubriugen. Einwendungen, welche aus besonderen privatrechtlicben Titeln beruhen, sind, ohne daß von der Erledigung derselben die Genehmigung der Anlage abhängig gemacht werden wird, zur richterlichen Entscheidung zu verweisen. Leipzig, am 23. April 1877. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wangemann. Bekanntmachung. Wegen vorzunebmender Sckleußenbauten wird der -laastä'dter Stetatve- bis aus Weiteres flir den durchgeheadea ?tzahr»erkehr gesperrt; die jeweilig von den Bauurbeite« betroffenen Strecken müssen für alle» Fährverkehr gesperrt werden. Leipzig, am 24. April 1877. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trönvlin. vr. Reichel. Bekanntmachung. DaS Blechdach deS eisernen LodeschuprcnS auf dem Waageplatze soll mit Oelfarhe»a»strtöh versehen und diese Arbeit in Accord vergeben werden. Die Bedingungen liegen im Bauamte aus. woselbst auch biS Moatag, de« 7. Mai d. I. Abe«d» T Uhr die Prei-forderungen unter schrieben, versiegelt und versehen mit der Aufschrift „Ladeschuppen" obzugeben sind. Leipzig, den 25. April 1877. DeS RathS Baudeputatio«. Leipzig, 25. April. Vater Moltke hat gesprochen! Es ist zehn gegen eins zu wetten, daß ein wichtiges Interesse im Spiele ist, wenn Moltke, der große Schweiger, sich einmal zum Reden dequemt. Und daS ist denn auch bei dem letzten Auftreten Moltke'S im R lchstage der Fall gewesen. Es handelte sich um eine nothwenbige Ergänzungsmaßregel für die Führung deS deutschen HeereS, um eine Ver stärkung deS OssiciercorpS, und zwar der activen, arch im Frieden bei den Fahnen befindlichen Officiere, zu welchem Zwecke die KriegSlciturg b im Parlament mit einer bedeutenden Mehr- sorderung für die Schaffung v.-n 122 neuen Hauptmannsstellen eingekomwen war. Eine Mehrsorderung in dieser Zeit der traurigsten Geschäftslage, und zwar zur Stärkung unserer Militairmacht, die kaum noch der Steigerung fähig schien und un- schon ohnehin so enorme Lasten und Opfer auferlegt! Regt sich da nicht mit Recht der Geist deS Zweifel- und des Wider spruches? Grund genug für Moltke, vor den R ß zu treten und Zeugniß «bzulegen für die Notb- Wendigkeit de- neuen OpferS, welches die natio nale Ehre und die Sorge um die Sicherheit deS Vaterlandes von nnS fordert. Er wirS hin aus die riesenbasten und nur zu sehr von Erfolg ge klönten Anstrengungen der Franzosen, ihre mili tairische Machtstellung wieder aufzurichten, der unseren nicht nur gleichzukommen, sondern sie so gar zu überflügeln. Er deutete an, we jenes Volk, seit Jahren unablässig fortarbeitend, sich zum Kriege mit un- vorbereitet, wie klug und zweckmäßig, wie ernst und bedrohlich die Ein Dichtungen sind, die cs in Voraussicht eines solche» Krieges getroffen hat und fortwährend trifft. Er gab damit zugleich unseren westlichen Nachbarn den freundlichen W>nk, daß er wohl unterrichtet sei von ihrem Thun und Treiben, daß seine Vorsicht und Wachsamkeit durch die Er folge der deutschen Waffen nicht geblendet, nicht betäubt sei. daß er vielmehr—getreu seinem Grund sätze. den Gegner nicht zu unterschätzen —dessen Be wegungen mit sckarsemAuge verfolge. Insofern haben die Erklärungen des greisen Feldherrn bei allem Ernst doch, genau betrachtet, eine friedliche Spitze — gerade wie die Maßregel selbst, für die Moltke eintrat. Weiß Frankreich, daß wir unermüdlich aus die Erhaltung und Festigung unserer Wehr kraft bedacht sind, daß wir, um mit der feinen Schritt zu halten, keine Opfer scheuen, daß eS ibm nicht gelingen wird, uns in einem Augenblick der Schwäche zu überraschen und zu überrumpeln —, so wird eS auch nicht so bald daran gehen, seine KriegSabsichten gegen uns zu verwirklichen Und Zeit g-.wonukn. AveS gewonnen. Ist der Krieg einmal um einige fernere Jahre hinausgeschoben, dann ist eS vielleicht doch möglich, daß wir ganz um ihn herumkommen. Dazu aber ist nölhig, daß wir den Franzosen zeigen: wir sind auf dem Damme, wir fürchten unS nicht! Die andauernde Krieg- Bereitschaft ist gewiß ein Nebel, aber ein kleine- rin Verhältniß zum Kriege selbst, und wollen wir »ns schwere Prüfungen ersparen, so müssen wir, da wir nun einmal nicht allein in der Welt sind noch immer nach dem Satze handeln: ri vis paeew. para bellrun! Wer den Frieden will muß sich kriegstüchtig erhalten! Da- ist die ernste Mahnung, die wir au- Moltke'S Worten herauslesen; sie ist aber zugleich liberal»- beruhigend, und von einem unmittelbar Herrin drohenden neuen Kriege zwischen Deutsch land und Frankreich ist nicht die Spur darin zu finden. Dem Wolff'schen Telegraphenbureau, da- gestern einen Au-zug au- der Moltke'schen Rede m alle Winde trug, können wir den Borwurs richt ersparen, daß e- die politische Welt ohne Roth in Anfregnng versetzt hat. In jenem A»S. zugr (den wir bereits in der letzten Rümmer vntthnlten) waren nämlich nur die dunklen Puncte der Rede zusammengestellt, während die Licht verbreitende» Mittelglieder fehlten. Au- der ausführlichen Wiedergabe, die wir weiter unten drmgen, »erden unsere Leser ersehen, daß e- sich duccda,- nicht um einen Krieg, sondern um die Aothwendigkeit der Kneg-bereitschaft handelt — «m Gedanke, der nach Allem, wa- seit 1870 geschehen, weder etwas NeueS, noch etwa- beson ders Beunruhigendes hat. Daß jeder Abgeordnete, der nicht geradezu die Schwächung Deutschlands wünscht, die Forderung Moltke'S billigen und, wenn auch mit schwerem Herzen, bewilligen mußte, scheint utiS zweifellos. Angenehmer wäre eS ja freilich, wenn wir nicht o empfindliche Opfer für unser einiges Deutschland dringen müßten. Ader es geht eben nicht, und so müssen wir in den säuern Apfel der Bewilligung beißen. Bon den reichsfreundlichen Parteien hat Venn auch nur die Fortschrittspartei an der Seite der vaterlandslosen Fractionen — der Ultramontanen, der Socialilten, der Polen und de: französischen Protestler aus Elsaß Lothringen — gegen die Forderung gestimmt. Wir wollen die Herren darob nicht schelten. Glauben sie aber wirklich, daß da- deutsche Reich, dessen Freunde sie sich nennen, unter den jetzigen Verhältnissen ohne ein starkes Heer zu erbalten ist? Und glauben sie wirklich, daß Herr Eugen Richter bester weiß, waS dem Heere frommt, als Moltke und sein Ger.eralstab? Da- Manifest de- Kaiser- Alexander lautet: „Unsere treuen Untertbanen kennen de- lebhafte Interesse, welches Wir beständig den Ge schicken der von der Türkei unterdrückten christ lichen Bevölkerung gewidmet haben. Unser Wunsch, das LooS derselben zu verbessern uno zu gewähr leisten, wird von der ganzen russischen Nation getheilt, welche sich nunmehr bereit zeigt, neue Opfer zu bringen, um die Lage der Christen in der Balkan-Halbinsel zu erleichtern. Gut und Blut Unserer treuen Untertbanen ist UnS immer theuer gewesen. Unsere ganze Regierung bezeugt die beständige Sorgfalt, Rußland die Wohl- thaten deS Frieden- zu erhalten. Diese Sorgfalt hat Uns unaufhörlich seit dem Beginn der traurigen Ereignisse in BoSnien, der Herzegowina und Bul garien beseelt. Wir hatten Uns vor Allem daS Ziel gesteckt, auf dem Wege friedlicher Verhand lungen und im Einvernehmen mit den europäi schen Großmächten, Unseren Verbündeten und Freunden, zu einer Verbesserung der Lage der Christen im Orient zu gelangen. Zwei Äahre hindurch haben Wir unaufhörlich Anstrengungen gemacht, um die Pforte zu Reformen zu veran lassen, welche die Christen m Bulgarien, BoSnien und der Herzegowina sicher stellen konnten vor der Willkür der Localbehörden. Die Au-sühruug dieser Reiormen ging in absoluter Weise auS den früheren Verpflichtungen hervor, welche die Pforte feierlich dem gesammten Europa gegenüber ein- gegangen war. Unsere Bemühungen, odwobl unterstützt durch diplomatische Vorstellungen, welche in Gemeinsamkeit mit anderen Mächten gemacht wurden, haben indessen da- gewünschte Ziel nicht erreicht. Die Pforte ist unerschütterlich geblieben in der kategorischen Zurückweisung jedweder Bürg schaft für die Sicherheit der Christen; sie hat die Beschlüsse der Conferenz von Konstantinopel ab gelehnt, welche von dem Wunsch geleitet war. all« möglichen Mlttel der Versöhnung anzuwenden, um die Pforte zu überzeugen. Wir haben den anderen Cadineten vorgefchlagen, ein Special protokoll abzufassen, welche- die wesentlichen Bedingungen eer Conferenz von Konstantinopel in sich begreift und die Pforte aufzufordern, sich diesem internationalen Acte «nzuschließen, welcher die äußersten Grenzen Unserer friedlichen Forderungen bezerchnete. Unsere Erwartung in dessen hat sich nicht erfüllt. Die Pforte bat dem einstimmigen Wunsch des christlichen Europa- nicht nachgegeben, sie bat den Beschlüssen des Protokoll sich nicht angeschloffen. Nachdem Wir so alle friedlichen Bemühungen erschöpft habe«, sind Wir durch die hochmüthige Halsstarrigkeit der Pforte genöthigt. zu entscheidenderen Acten überzugehen Da- Gesühl der Billigkeit, da- Gefühl Unserer eigenen Würde legt lln- Die- gebieterisch aus. Durch »hre Ablehnung hat Un- die Pforte in die Rothwendigkeit versetzt, zur Waffen gewalt Unsere Zuflucht zu nehmen Aus da- Tiefste überzeugt von der Gerechtigkeit Unserer Sache und indem Wir in Demuth Uns der göttlichen Gnade und Hülse anvertrauen, lasten Wir Unsere treuen Unterthanen hierdurch wissen, daß der Augenblick, welchen Wir voranSsahen, al- Wir jene Worte sprachen, auf welche ganz Rußland mit so großer Einmüthigkeit antwortete — daß dieser Augenblick gekommen ist Wir batten die Absicht ausgesprochen, selbstständig zu handeln, sobald wir e- für nothwendig halten sollten uyd eie Ebre Rußland- e- erfordern würde. Indem Wir heute den Segen Gotte- auf Unsere tapferen Armeen herabflehen, erthcilen Wir ihnen den Befehl, die Grenze der Türkei zu überschreiten. Gegeben Kischeneff, den 12. (24.) April de- Jahre- der Gnade 1877, im 23 Jahre Unserer Regierung. gez. Alexander." Das Rundschreiben de- Reichskanzler- Fürsten Gortschakoff an die russischen Botschafter in Berlin, Wien. Pari-, London und Rom lautet wie folgt: „Da- kaiserliche Cabinet bat seit dem Beginn der orientalischen KrisiS alle Mittel feiner Gewalt erschöpft, um unter Mitwirkung der Großmächte eine dauerhafte Wiederherstellung de- Friedens in der Türkei herbeizuführev. Alle in Folge de- zwischen den Cabineten der Mächte hergestrllten Einverständnisse- der Pforte nach und nach gemachten Vorschläge sind jedock auf unüberwindlichen Widerstand der Pforte ge stoßen. Da- am 19. (31.) März diese- Jahre in London Unterzeichnete Protokoll war der letzte Ausdruck de- GesammtwillenS Europa-, Da- kaiserliche Cabinet hatte dazu, al- zu einem letzten Versöhnung-Versuche, die Hand ge boten; eS hatte durch eine dem Protokoll bei gegebene Declaration von demselben Tage die Bedingungen bezeichnet welche, wenn sie loval und aufrichtig von der türkischen Regierung angenommen und auSgeführt wurden, geeignet waren, drc Wieder herstellung und Befestigung de- Frieden- herbei- zusühren. Die Psorte hat mit einer abermaligen Ablehnung daraus geantwortet. Dieser AuSgang war von dem Londoner Protokoll nicht in- Auge gefaßt worden. Europa hatte indem es seine Wünsche und Entschließungen sormulirte, sich darauf beschränkt, zu bestimmen, daß die Großmächte, all- sie in der Hoffnung sich getäuscht sehen vllte.r, die Pforte, die zur Verbesserung der Lage der christlichen Bevölkerung bestimmten und ein- müthrg al? für V'.e Ruhe Europa- al- unerläß ich erachteten Maßregeln mit Energie zur AuS uhrung bringen zu sehen, sich voroehielten, ge meinsam die Mittel zu bezeichnen, welche sie für geeignet halten würden, da- Wohl der Bevölke rung und die Interessen deS allgemeinen Kriedens z« sichern So hatten die Cabinete den Fall vorauSgesehen, daß die Psorte die Versprechungen nicht erfüllen würde, welche sie machen würde, aber nicht den Fall, daß die Psorte die Forderungen Europa- zurück weisen würde. Zu gleicher Zeit ist durch die Declaration, welche Lord Derby zu dem Protokoll abgegeben hat, constatirt worden, daß, da die Regierung Ihrer Maj der Königin von England nur im Hinblick aus die Interesten de- allgemeinen Frieden- in die Unterzeichnung de- Protokoll- gewilligt hätte, e- sich von vorn- herein »erstände, daß in dem Falle, wo dieser Zweck nickt erreicht würde, nämlich die gegen seitige Abrüstung und der Friede zwischen Ruß land und der Türkei, da- Protokoll al- null und nichtig betrachtet werden sollte. Die Ablehnung der Ps»rte und die Motive, welche ihr zu Grunde liegen, lasten keine Hoffnung, daß die Pforte den Wünschen und Rathschlägen Europa- entgegenkom- men «erde und schließen auch jede Garantie dafür aus, daß die für die Verbesserung de- Loose- der christlichen Bevölkerung in- Auge gefaßten Reformen zur Au-sührung gelangen. S'e machen auch den Frieden mit Montenegro und die Au-sührung der Bedingungen unmöglich, unter denen die Abrüstung und dre Herstellung de- Frieden- herbeiaesührl werben könnte Unter diesen Umständen ist jedc- Gellngen eine- AuSgleichung-versuche- au-ge- schlosten und e- bleibt nur die Wahl, entweder den Zustand der Dinge fortdauern zu lasten, welchen die Machte al- mit ihren Interessen und denen Europa- für unverträglich erklärt haben, oder zu »ersuchen, durch Zwang-mittel Da- zu erreichen, wa- von der Pf»rte. aus dem Wege der Verständigung zu erlangen den einmütbigen An strengungen der Mächte nicht gelunqen ist Mein erhabener Herr hat beschlosten, Da- zu unter nehmen, wozu Se. Majestät die Großmächte aus gefordert hatte, in Gemeinschaft mit ihm thätig zu sein. Se. Majestät hat seinen Armeen Befchl gegeben, die Grenzen der Türkei zu überschreiten. Sie wollen diesen Beschluß zur Kenntniß der Re gierung bringen, bei welcber Sie beglaubigt find Indem mein erhabener Herr diesen Schritt thut, erfüllt er eine Pflicht, welche ihm durch die In- teresten Rußland- auserlegt ist, besten friedlich« Entwickelung durch die beständigen Wirren im Orient gehemmt wird. Se. Majestät hat die Ueberzeugung, zu gleicher Zeit den Anschauungen Europa- zu entsprechen." Der russische Reichskanzler hat ferner an den türkischen Geschäftsträger in Peters burg, Tavfik Bey, folgende Rote gerichtet: „Nachdem die ernsten Erörterungen zwischen der kaiserlichen Regierung und der Pforte in Betreff eine- dauernden Frieden- im Orient nicht zu der erwünschten Einigung geführt haben, sieht Se. Majestät, mein erlauchter Gebieter, zu seinem Bedauern sich genöthigt, seine Zuflucht zu der Waffengewalt zu nehmen. Haben Sie daher die Güte, Ihre Regierung zu benachrichtigen, daß vom heutigen Tage ab Rußland sich als im Kriegszustände der Pforte gegenüber befindlich be trachtet. Die erste Folge hiervon ist der Ab bruch der diplomatischen Verbindung der beiden Länder. Ich ersuche Sie. mir gefälligst anzeigen zu wollen die Anzahl und die Rang stellung der Personen, aus welchen die otto- manische Bolfchaft besteht, damit Ihnen die nöthigen Pässe zugefertigt werden können. Ma die in Rußland befindlichen ottomaniscken Unter» thanen augeht, so steht e- Denjenigen, welche daS Land verlosten wollen, frei, die- ungehindert Hl tbun Diejenigen, welche eS vorzieben sollten, zu bleiben, dürfen sich de- vollen Schutze- der Gesetze versichert halten." Der türkische Geschäftsträger hat dem Reichs kanzler nur eine Note zugehen lasten, in welcher er sich kurz bei demselben verabschiedet Der Text der von Savset Pascha an die Vertreter der Pforte im AuSlande gerichteten Mittherlung lautet: „Der Minister der auswär tigen Angelegenheiten an die Vertreter der Pforte im Auslande Konstantinopel, 24. April. Der russische Geschäftsträger in Konstantinopel hat heute eine Note an mich gerichtet, um mir an uzeigen, daß er von seiner Regierung Befehl er zalten hat, die diplomatischen Beziehungen mit der hohen Psorte abzubrechen und Konstantinopel mit dem Personal der Botschaft gleichzeitig mit allen russischen Consuln im türkischen Reiche zu verlassen. Herr Nelidoff ist schon mit den An, gehörigen der Botschaft von Konstantinopel ab- zereist. Die hohe Pforte hat ihr Möglichste- ge- than, um einen solchen äußersten Schritt zu ver meiden, aber angesichts der von der russischen Regierung ergriffenen ^Initiative sieht sich die Regierung Sr Maj deS Sultan- auch ihrerseits genöthigt, zu befehlen, daß die ottomanische Bot schaft in Petersburg und die ottomanischen Con suln in Rußland nach Konstantinopel zurück kehren." Tagesgeschichtliche Aederficht. Leipzig« 25. April. In der Sitzung, welche die Gewerbecom« Mission am DienStag abhielt, beschäftigte man sich mit der geschäftlichen Behandlung per über wiesenen Anträge Während einige Herren wünschten, daß man au- dem Inhalt der vielen Anträge und Resolutionen noch eine neue Reso lution componiren solle, war die Mehrheit der Ansicht, daß während de- noch etwa 1>/, Wochen dauernden Reste- der Session eine materielle Durcharbeitung der vielen in den Anträgen stecken den schwierigen Fragen ganz umuöglich und e- viel bester sei, statt emen solchen von vornherein unmöglichen Versuch zu machen, vielmehr die zahlreichen Petitionen sorgfältig zu prüfen, insbe sondere soweit sie neue Fragen betreffe«. In diesem Sinne stellten die Abgg. Graf Lnxburg und vr. Wehren Pfennig folgenden Antrag: „Der Reichstag wolle beschließen: 1) den Antrag Gras v Gulen und Genosten unter Nr. 71 der Druck-
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