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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.01.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-01-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187001055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18700105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18700105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1870
- Monat1870-01
- Tag1870-01-05
- Monat1870-01
- Jahr1870
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.01.1870
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126 ebenfalls sinken und in kürzester Zeit sich Vertiefungen bilden von mehr oder weniger Ouadratellen, wie dergleichen auf allen unseren Straßen, ja selbst auf den in allerjüngster Zeit erst ge pflasterten, zu beobachten wären. Es fei auS diesem Grunde unerläßlich nöthig, daß dem Pflaster eine stete Aufmerksamkeit geschenkt werde, und wo ein Stein einzusinken drohe, müsse der selbe sofort wieder gehoben werden. Nur so sei es möglich, zu jeder Zeit eine ebene gute Oberfläche des Pflasters zu erhallen und ein erneutes Neupflastern ganzer Straßen zu ersparen. Die Kosten der Instandhaltung würden sich durch längere Dauer des Pflasters reichlich bezahlt machen. Demgemäß empfahl der Ausschuß, beim Rathe zu beantragen, derselbe wolle den Straßenmeister veranlassen, in der bezeichnten Richtung seine Thätigkeit vorzüglich zu entwickeln. Auf der Lindenauer Chaussee Pflaumenbäume anzupflanzen, hielt der Ausschuß für unpraktisch und empfiehlt, saure Kirsch bäume zu wählen, da diese mehr Schatten gewähren und dort besser gedeihen würden. Weiler beantragte der Ausschuß, die Waisenhausstraße mit Pflaster zu versehen. Die Bedenken des RathS bezüglich des Krankenhauses seien nicht stichhaltig, da der Macadam viel Staub erzeuge und dieser für die Kranken gewiß schädlicher sei, als die Störung, welche durch Pflaster verursacht würde. — Da die Goethestraße zum größten Theile nur auf einer Seite bebaut ist und deren Reinhaltung der Stadt also nur zur Hälfte ungefähr obliegt, empfahl der Ausschuß, dem Rathe zur Erwägung anheimzugeben, ob nicht eine Abminderung der mit 121 Thlr. 20 Ngr. hierfür ausgeworfenen Post eintreten könne. Bezüglich des AuguftuSplatzes schlug der Ausschuß vor, beim Rathe zu beantragen, von der Poststraße und Göthestraße neben den beiden in das Theater führenden Fahrbahnen einen für die Fußgänger besseren Weg herzustellen. Den Iohannapark betreffend, wurde der Antrag erneuert, daß ein besonderer Fußweg neben dem schmalen Fahrwege außerhalb des Parks hergestellt werde, weil der Verkehr dort bedeutend ge stiegen sei. Die Pflasterungen im Allgemeinen anlangend, empfahl der Ausschuß, den Rath um Erklärung darüber zu er suchen, ob von ihm vorkommenden Falls auch die von den Steinsetzern verlangte Garantie in Anspruch genommen würde. Das Conto wurde im Uebrigen zur Genehmigung vor geschlagen. Herr Lömpe rügte, daß die Ansatzstücken bei der Verbrei terung der Trottoirs schlecht und nicht im richtigen Niveau gelegt seien. Einstimmig fanden die Ausfckußanträge Annahme. Herr Vicevorsteher Advocat vr. Georgi bat um Auskunft über mehrere Posten, so über die Alleestraße, die Waldstraße und Plagwitzer Straße. Der Herr Referent gab Auskunft dahin, daß die Kosten für Herstellung der Plagwitzer Straße bereits verwilligt seien, daß die Waldstraße wegen ihrer Länge viel Unterhaltungskosten er fordere, und der Ausschuß keine Veranlassung gehabt habe, die einzelnen Positionen zu bemängeln, und daß letzteres auch bei der Alleeftraße der Fall gewesen sei. Herr vr. Georgi glaubte, daß die BedUrfnißfrage mehr berücksichtigt werden müsse und in dieser Richtung mancherlei gespart werden könnte. Nachdem der Herr Referent noch hervorgehoben hatte, daß bei den fortwährenden Klagen über schlechte Beschaffenheit der Straßen, der Ausschuß nicht in der Lage gewesen sei, die einzel nen Positionen herabzusetzen, da bestimmter Anhalt über eine untaugliche Verwendung des Materials und der Arbeitskräfte nicht vorliege, führte Herr vr. Heine noch an, daß ein Ein gehen auf die fortwährenden Beschwerden über schlechte Beschaffen heit der Wege der Stadt viel Geld kosten würde. DaS Conto wurde hierauf genehmigt. (Fortsetzung folgt.) Finanzieller Wochenbericht. Es ist überstanden. Die Weiheopfer zum Ultimo sind dem Hauffegott gebracht. Hoch flammte der Altar und das Hallelujah der Gläubigen machte die Luft erzittern. Die Banken können nun ihre Jahresbilanzen mehr oder weniger gut beschließen: Es war aber auch nöthig, daß die äußersten Anstrengungen gemacht wur den. Was hätte daraus werden sollen, wenn die mageren Ziffern aus den früheren Wochen die Factoren der Rechnung bilderen? Dividenden und Tantiemen müssen einmal in ausgiebiger Weise vertheilt werden, und mag es auch noch so viel kosten. Für den Unbetheiligten war eS übrigens ein possirlicher Anblick, mit welcher verzweifelten Hast die letzten Tage deS Jahres ausgenutzt wurden, um die Course der Spielpapiere so hoch wie möglich zu treiben. Daß selbst Franzosen in Berlin einen Report bedungen, zeigt wie die gesammte Speculation auf Hausse spielt, lieber 12X soll für Report- dort gezahlt worden sein, Beweis genug, daß matt auch ein solches Opfer im Vergleich zu dem erwartete» weitern Aufschwünge nicht für zu theuer hält. Ein Vergleich mit dem Schluffe deS IahreS 1868 zeigt die kolossale CourSsteigerung der Franzosen um über 50 Thaler, während Lombarden 27 Thaler sich hoben. Credit notirte damals 246, gegenwärtig noch nach Abzug von 40 fl. Capitalrückzahlung über 265. Kein Jahr war reicher an Gewinn-Chancen als das eben ab gelaufene. Am lebhaftesten pulsirte das Börsenleben in! Wien, jenem von Alters her gesegneten Eldorado für Finanziers. Das Resultat des excentrischen Agiotagetreibens war freilich dasselbe wie in allen ähnlichen Fällen. Eine Anzahl kühner Faiseurs, welche klug genug waren mit der Eincassirung ihrer Gewinne nicht bis zum Erlöschen des Paroxismus zu warten, trugen gol dene Preise davon, während die größere übrige Menge für ihre Ungeschicktheit und Leichtgläubigkeit zu büßen hatte. Ebenso eilig wie die Gläubigen zur Anbetung der neuen Götzenbilder sich herbeigedrängt hatten, stoben sie nach erlittener Niederlage aus einander. Unsere Leser haben alle diese Scenen von übermüthigster Lust bis zu tiefster Entmuthigung an ihren Blicken vorbeigleiten gesehen, und wir können uns daher eine Recapitulation der Ver gangenheit ersparen. Eine Uebersicht aller im verflossenen Jahre in Wien geschehenen Emissionen zeigt: 71 Millionen Gulden in Bankactien, 83 Mill. in Actien von Transportgesellschaften, 56 Millionen in Industrie- werthen, 185 Millionen in Prioritäten. — Die Erfahrung nun hat gelehrt, daß nach solchen Katastrophen das Vertrauen des Publicums nicht mehr so leicht zurückkehrt. Desto dringender tritt an die Hausseconsortien die Nothwendigkeit heran, die Börse in guter Stimmung zu erhalten. Am Begiun eines neuen Jahres schöpft die Speculation gewöhnlich erhöhten Muth und glaubt sich stark genug noch das Kühnste zu wagen. Den Gründern liegt es nun ob, das Feuer nicht verlöschen zu lassen, sondern es zu nähren, bis sie es ausgenutzt haben. Der innere Werth der Papiere spielt dabei keine Rolle. Die allein für die Speculation maßgebende Frage daher ist, wie weit die Leiter der Bewegung die Course der Spielpapiere treiben werden oder können. Die Preise derselben sind bereits so gespannt, daß es unangenehm wäre darauf sitzen zu bleiben, und der Speculant befindet sich in der Lage eines Soldaten, der, um den Muth nicht zu verlieren, zugedrückten Auges in den Kampf sich stürzt. Die Börse vertraut aber darauf, daß es den Grün dungsfirmen darum zu thun sein muß, den Markt in eine Be rauschung zu versetzen, die im Stande ist, auch das außenstehende Publicum anzulocken und seine Ersparnisse in den neuen Papieren aufgehen zu lassen. — Der Glaube soll nun angeblich selig machen, wenigstens treibt er die Course. — — Wenn nur erst die Türkenloose untergebracht, wenn nur schon die dreißig oder vierzig Millionen Gewinn m die Taschen Hirsch' und Genossen ihren Weg gefunden hätten! — Dann könnte man die ganze so kostbare Illumination wieder auslöschen. — Beust thut übrigens das Möglichste, um ihnen dazu zu verhelfen. Ein Artikel in der „Wiener Zeitung" mußte neulich darlegen, wie wichtig die tür kischen Bahnen wären. Aber warum sollen europäische Capitalien sich dafür opfern, uncivilisirten Völkern Eisenbahnen zu bauen, einigen geldhungrigen Banquiers zu Liebe? Eine andere sehr spaßhafte Reclame war die in der „Grazer Tagespost", worin von einem Memorandum erzählt wurde, das Fürst Gortschakoff er lassen habe, um die russischen Vertreter im Auslande zu engagiren dem Zustandekommen des Hirsch'fchen Projects entgegenzuwirken. Die Wiener Blätter, welche bisher so heftig gegen Hirsch sich er klärten, pflegen ein bedeutsames Stillschweigen. Der Eingeweihte weiß, wie gut sich dies Schweigen bezahlt macht. Bezeichnend ist, daß die sogenannten demokratischen Blätter die eifrigsten in finan ziellen Reclamen sind. Dadurch, daß man den Türkenloosen den Schein einer Staatsanleihe beilegt, will man angeblich ihre Noti- rung in Paris erwirken. So unmüglich ist es übrigens nicht, daß es den Banquiers gelingt, Abnehmer aufzutreiben: die Welt ist groß und die Zahl der gewinnlustigen Lotteriespieler nimmt alle Jahre zu. Mit dem Erfolge der Türkenloose aber hätte die hohe Finanz einen Trumpf ausgespielt, der die Börsen noch mehr ihrem Belieben unterthan machen müßte. Französische Dreiprocentige vermochte den Cours von 73, welchen sie flüchtig berührt, nicht zu behaupten. Der Gewinn, welchen, sie im Laufe der Course davontrug, betrug 22 Centimes. Italiener stiegen 28 Centimes. Desto gewaltiger wurden Fran zosen getrieben, deren letzte Notiz von 840 einen Gewinn von 17 Francs ausweist. Lombarden unterlagen dem Drucke fort dauernder großer Mindereinnahmen und mußten sich mit einer Steigerung von 4 Francs begnügen. — Der Errichtung des Ministeriums Ollivier können wir in Bezug auf die Börse vor der Hand blos eine formelle Bedeutung beilegen. Die Hausse- Syndikate thun so oder so doch, was sie wollen, wenn nur der Gegenwind nicht zu stark ist. Ein Vergleich mit dem Schluß deS Jahres 1868 zeigt eine Steigerung der 3X Rente um 2 Franc- 77 Centimes, während Italiener 30 Centimes Verlust zeigen.
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