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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.01.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187001147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18700114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18700114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1870
- Monat1870-01
- Tag1870-01-14
- Monat1870-01
- Jahr1870
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.01.1870
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Fünfte Bürgerschule. Die Anmeldungen neuer Zöglinge für Ostern 1870 erbitte ich mir Montag, Dtenftag, Mittwoch, Donnerstag, deü 17., 18., 19., 20. Januar, in den Nachmittagsstunden von 2 — 4 Uhr. Für solche Kmeer, welche erst schulpflichtig werden, sind Tauf- und Impfscheine beizubringen. Leipzig, den 13. Januar 1870. Dir. vr. Kühr. Leipziger Gartenbaugesellschaft. * Leipzig, 12. Januar. Am gestrigen Abende fand wiederum eine der so beifällig aufgenommenen öffentlichen Versammlungen Der hiesigen Gartenbaugesellschaft im Thüringer Hofe statt. Nach dem der Vorsitzende die Anwesenden begrüßt und zum neuen Jahr beglückwünscht hatte, hielt Herr Kunstgärtner Han isch einen sehr interessanten Vortrag über rationelle Eamellienzucht in Zimmern. Der Vortragende schilderte einleitend die vom Augenblicke des Kaufs und Uebersührung in das Zimmer in den meisten Fällen außer Acht gelassene nötyige Sorgfalt als die erste Bedingung der gedeihlichen Entwickelung dieser herrlichen Pflanze (die ja bekannt lich als die Lteblingspflanze des schönen Geschlechts gilt). Einmal gebe man die Pflanze, welche des plötzlichen Wechsels ungewöhnt, dem Tabaksqualm und andern schädlichen Einwirkungen zu rasch und stark preis, das andere Mal vernachlässige oder übersättigt man sie im Gießen. Zu einer gedeihlichen Zucht der Eamelüe gehöre, daß man eine regelmäßige Sättigung beobachte, besonders darauf achte, daß, wenn die Erdarlen zu bündig werden, man sie dann nicht noch festdrücke, sondern den Wurzelballen lockere und porösen sandigen Boden zusetze; man könne beun Verpflanzen auch etwas Hornspäne oder Knochenmehl auf den Boden streuen, auch, um das Dunkelwerden der Blätter zu bewerkstelligen, etwas Guano anwenden, indeß müsse man bei Anwendung der Düngemittel, insbesondere des letzten, vorsichtig zu Werke gehen und davon, ob das Düngemittel beißend auf die Geruchsnerven einwirke, sich überzeugen und in diesem Falle dasselbe nichl benutzen; auch Schaf - und Kuhmist rc. sind, wenn sie zu haben, ein empfehlenwerthes Düngungsmittel. Nach der Blüthezeit beginnt das Wachsen der Pflanze ;e nach VerhLltniß der Erdart oder des Bestandes. So lange das Blatt im Wachsen, fühlt eS sich weich an, wird es hart, dann tritt die Pflanze in das Stadium der Knosve; hier hat es nun die Erfahrung gelehrt, daß der Pflanze bei der Knospenbilvung etwas Ruhe gegönnt werden muß, sie muß dürftig begossen werden, jedoch nicht so wenig, daß die Blätter ihren Glanz verlieren. Hier ge wöhnt sich das Auge schon von selbst an die richtige Beurcheilung; es darf täglich nur ein Mal Wasser gegeben werden, selbst bei großer Hitze nicht mehr. Nach 14 Tagen bis 3 Wochen bilden sich kleine Erhöhungen in den Blatiwinkeln; wachsen diese Erhöhungen lang heraus , so werden es Zweigknospen. Um die Pflanze zum Knospen zu bringen, nehme man sie, wenn die Blätter hart werden, heraus und störe etwas in den Wurzelballen; man kann also die Pflanze zum Knospen bringen durch Trockenheit, Störung des Wurzelballens, Veränderung der Temperatur-Verhältnisse oder Versetzung in andere Erdarten. Um Knospen an den Pflanzen auch zu erhalten, bedarf es während der Blüthezeit der Be obachtung des höheren Trockengrades, einer regelmäßigen Feuchtig keit des Wurzelballens, d. h. nicht zu wenig aber auch nicht zu aiel Feuchtigkeit, der Temperaturgrad darf nicht über 10 Grad a.isteigen, aber auch, wenn möglich, nicht unter 10 Grad, über haupt darf kein schroffer Temperaturwechsel stattfinden. Die Vercdelungsrnethode besteht hauptsächlich in der Zucht von Stecklingen; man reißt einen Zweig an, läßt ihn jedoch in dieser Stellung 5 bis 6 Wochen an der Pflanze hängen, nimmt ihn dann ab und verpflanzt ihn in ein Töpfchen Sand oder feuchte Erde, und zwar feuchtet man die Erde so an, daß die Pflanze 5 bis 6 Tage nicht begossen zu werden braucht; diesen Topf setzt man wiederum in einen anderen größeren der gleichen, füllt diesen ringsum mit Sand und deckt eine Glas glocke darüber, die man nicht gern den Sonnenstrahlen aussetzt, sondern mit etwas Papier bedeckt und die Pflanze in diesem Zu stande 3 bis 4 Monate stehen läßt. Als der Vortragende geendet, entspann sich eine lebhafte Dis- cussion über die Frage, ob das Wasser der jetzigen Wasserleitung für die Pflege und das Gedeihen der Blumen und Pflanzen vor teilhafter sei, als das der Brunnen. Die Meinungen waren ger heilt, indeß gab man dem Urtheile recht, daß die verschiedenen Wahrnehmungen auch lediglich auS der verschiedenartigen Be- s.httflnheit des Wassers der Brunnen entstammen. Eine ebenso ne.schiedene Meinung äußerte man hinsichtlich der Nahrung der Pflanzen durch Untersetzer, aus denen die Pflanze das Wasser anfsaugen muß; benutzt man diese Methode, so ist es wenigstens erforderlich, daß der Stock nicht fest auf dem Untersetzer aufsteht, sondern etwas Luft hat. Als Grundsatz für Anwendung künst- li.i er Düngemittel gilt, daß man auf 1 Dresdner Kanne Master I Kaffeelöffel Guano nimmt. Hierauf erläuterte ein erfahrener Spargelzüchter, Hr. Dießner, des Verfahren bei der Auslese des Spargelsamens; man solle nur d e 5 bis 10 jährigen Stöcke dazu wählen, und von diesen die größere» Beeren aussuchen, jüngere oder ältere Stöcke zur Samen ausbeute mit heranzuziehen, sei nicht rathsam. Herr Dießner zeigte bei dieser Gelegenheit eine Partie prächtiger Samen-Arten herum. — Herr Mönch hatte auch diesmal wieder einige recht hübsche Pflanzen gleichsam als Tafelzierde aufgestellt und erwähnte bei dieser Gelegenheit, daß die in mehreren Exemplaren vor handene luza aurea die herrlichste Zierpflanze auf Rasenbeete oder Plätze sei und wegen ihrer vollen üppigen und stetS grünen Ge stalt empfohlen werden könne. Eine ebenso einfache wie schöne Zimmerzierde für den Winter bilde das Maiblümchen (nicht das Wald-, sondern das sogenannte Holländer Maiblümchen), das besonders in Hamburg und Berlin einer der hervorragendsten Aus fuhrartikel geworden sei und jetzt vorzüglich zu BouquetS ver wendet zu werden pflege; auch hiervon hatte Herr Mönch einige Arten mit zur Stelle gebracht. Eine äußerst interessante längere Debatte entwickelte stch, nachdem Herr Stadtrath Wehner einige Mittheilungen aus der Schrift „lieber Land und Meer" bezüglich der immer noch unergründeten Abstammung der Trüffel gemacht hatte. Man sei in der Neuzeit zu der Ansicht gekommen, daß die Trüffel ähnlich wie der Gallapfel, d. h. durch den Stich eines Insects entstehe, allein die Versammlung hatte hierüber eine ver schiedene Meinung, und man neigte sich mehr und mehr der An sicht zu, daß das Entstehen der Trüffel wohl mehr ein pilzartigeS sei, jedenfalls sei ein bestimmter Anhalt für die neuerdings aufgetauchte Ansicht nicht gegeben, vielmehr der Ursprung dieses Lieblmgsartikels der Feinschmecker immer noch in ein mysteriöses Dunkel gehüllt. Die Pestalozzifeier. V—8. Leipzig, 12. Januar. Heute früh um 11 Uhr wurde im Saale der 1. Bürgerschule die Pestalozzifeier abgehalten, zu welcher sich die Spitzen von städtischen Behörden, Directoren und Lehrer hiesiger Schulen und eine große Anzahl Freunde des Schul wesens eingefunden hatten. Nach einem kurzen Gesänge betrat der Lehrer von der Rathsfreischule Albert Richter die Redner bühne, um seinen Vortrag über „Pestalozzi in Leipzig" zu halten. In der Einleitung zeigte er, wie der Name Pestalozzi über die Namen anderer Pädagogen hervorrage, und wie selbst heut zu Tage noch eine Rückkehr zu Pestalozzi auf die Fahne des Fort schritts zu schreiben sei. Dann schilderte er in höchst interessanter Weise, welche Aufnahme Pestalozzi in den Zeiten seiner Wirksam keit in Leipzig gefunden habe. Leipzig verhielt sich nur zuwar tend, und obgleich es Männer besaß, welche am pädagogischen Himmel glänzten, so wurde doch Pestalozzi's Name von ihnen selten oder nie genannt. Den Grund dieser Erscheinung fand der Redner in der übertriebenen Anpreisung, welche die Freunde Pe stalozzi's seiner Methode widmeten, und in dem CharlatanismuS, welcher den Leipziger Pädagogen dabei vorschwebte und bedeutend zwider war, da sie bereits auf einer anderen Seite damit schlechte Erfahrungen gemacht halten. Dolz, Lindner, Billig, diese Leipziger Pädagogen sprachen sich wenig günstig über Pestalozzi aus und schienen große Vorurtheile gegen die Reformation des selben zu haben. Aber hat auch Leipzig wenig Worte Uber Pesta lozzi gemacht, so hat es doch Thaten vollbracht, die vom Gerste Pestalozzi's getragen wurden. Die Gründung einer ArbeitS- hausschule, Freischule und Bürgerschule zeigte, daß man wie der große Reformator fühlte und dachte. Auch die Leitung dieser Schulen geschah nach Pestalozzi'schen Grund sätzen, und das Anschaulichkeitsprincip, das Fortschreiten vom Leichten zum Schweren, die Züricher Fragen, welche empfohlen wurden, waren Beweise, wie man Pestalozzi, wenn auch fast unbewußt, nahe stand. Daß man das Ueber- triebene oder das Zuweitgehende in den Reformen Pestalozzi's mit rechtem Tacte auszuscheiden wußte, war eine Ehre für die Leipziger Pädagogen. So wie Gedicke schloß sich auch Vogel mehr an das pädagogische Norddeutschland als an den Süden und die Schweiz an. Das geschah auch namentlich deshalb, weil Manches, was in der Schweiz und im Süden als neu ge schildert wurde, in Leipzig nicht neu war (wie z. B. die Anfänge einer Lesemaschine) oder weil die Schilderung der schweizerischen Schulzustände nicht auf die norddeutschen, namentlich Leipziger paßte. Der Redner wies nun mit vielen geschichtlichen Be stätigungen und durch Citate nach, wie man m Leipzig (beson ders war Dolz ein Gegner Pestalozzi's und sprach geradezu auS, daß Pestalozzi eines praktischen Unterrichts nicht fähig sei) die Schriften deS großen Reformators verkannte, daS Buch der Mütter bespöttelte und auch die ganze Methode mit Form, Zahl und Wort bedenklich fand, wie man aber andererseits doch Pestalozzi'sche Ideen auSsprach und anwandte, Pestalozzi fand bei den Leipziger Zeitgenoffen allerdings langsam Eingang, aber best-
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