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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.06.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187706049
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770604
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770604
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-06
- Tag1877-06-04
- Monat1877-06
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.06.1877
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«rschetst täglich früh S'/. Uhr. »rtzettk»» a»t «kPe-itts» JohanniSgaffe SS. Sprich-»«»«» Irr Lr«»Nl<»: vormittags 10—12 Uhr. Nachmittag» 4—6 Uhr. hme der für die nächst- »e Nummer bestimmten lernte an Wochentagen bt» l Uhr Nachmittags, an Sonn- n»d Kefttagm früh bis '/,2 Uhr. Z, «r» FUiair» für Z»s. Lmuchme: Otto Klemm. UniverfitLt»str. 22, LouiS Lösche. Satharinenstr. 18,p. nur dis '/.8 Uhr. npziM TaMM Anzeiger. Lrgaa für Politik, Localgeschichtk, HmdklS- uud GkschästSvcrkchr. Ld»> nrct. durch die Post chqog» « ! Jede einzelne Nmnw« »4 W velegtkemplar 1» M. Gebühren für Lxtrabetlag« ohne PostbefSrderung SV DL t..Ü Postbefvrderuug 4b Mk. Instkate 4aesp. BourgeoiSz. 20 Pf. Größere Schnfte» taut nufere» hreiSverzeichiiiß.—LadcUansLer Satz nach höherem Tanf. Lerlaiu» „Irr »e» Lrdartts»»-rtch die Svallzetle 40 Pf. Inserate find stet» au d. Leprtstt«. zu smdeu. — Rabatt wird «ich? gegeben. Zahlung praouamoranck oder durch Postvorschuß. 15S. Montag den 4. Juni 1877. Holz-Auction. den 8. J»«t d. I., sollen nn B«raa«er Forstrevier« auf den neuen Milt- tair-Schic ßständm in der Nähe der Lentzlch-Wahrmer Brück« und der Fluthrinne: L) von Dormittag- S Uhr a«: s eichene, 17 buchene, 14 lüsterne, 4 lindene, 2 maßholderne, z eschene, 5 ellerne, 1 ahorner und 1 apfelbanmmer -ttttzklStze, ferner: 63 eschene Gehtrrhittzer, 105 Stück eschene Schirrst«»-«» «nd 60 Stück Heheb仫« gegen die üblich« Anzahlung nuo 8) vo» Bor«ttt»G» ,1L Uhr »»: 10 eichene, 4 rüsterne »nd 1 lindener Naumcubckmeter Bre«»fchette, ferner: 60 Stück klargemachte Stockholzhaufe» und 51 starke Nbra«»»ha»fe» unter den im Termine öffentlich auSgehaugenen Bedingungen und -ege» fosortt-e Bezahl»»- »ach dem Zuschläge an den Meistbietenden verkauft werden. A»sa««e»k»»ft: an der Leutzsch-Wahrmer Brücke. Leipzig, am 30 Mai 1877. De- Baths Forst.Devutatio«. Bekanntmachung. Zufolge Hierhergelangler Miltheilung des hiesigen Königlichen Garnison-CommandoS werden in nächster Zeit während der Vormittage ans den Militairfchießstär-den Uebungen im Gefechtsschießen stattfinden, welche die Absperrung eine- ThetlrS de- sogenannten wilde» Rose»thaleS (der Knßwegstrecke läng- der alten Elster, gegenüber den Militairschießständen, welche an den Endpunkten mit Tafeln : bez. LS. bezeichnet ist, der Fnßwege am Amelnngwehre «nd de- Fahrwege- zwischen der Schleife und der Marienbrücke) nöthig machen. v ir bringen Solche- hierdurch zur öffentliche« Kenutniß mit dem Bemerken, daß de» Weisungen der aufgestellten Posten streng nachzugehen ist. Leipzig, den 2. Juni 1877. Der Math der Stadt Leipzig. De. me vr. Tröndlin. keichel. Von Sr. Majestät Kriezsschiff „Leipzig". LI. —r. Swinkmünde, 2. Juni. Klarer Heller Sonnen« schein und blauer »nbewölkter Himmel verkündeten a» gestrigen Morgen, daß eiy schöuerTag bevorstehe. Den Bertrrtern der Stadt Leipzig war deren fprüchwvrtliche- Wetterglück auch hieher »ach Swinemünde gefolgt. Gehört ein solche- Glück schon im Binnenlands zu den Bedingungen de- Gelingen- einer Festlichkeit, so ist Dte- m noch viel höherem Maße an und ans der See der Kall, die bei schlechtem Wetter, namentlich aber bei Regen, ein sehr düstere- Gesicht zeigt. Der von Schiffen »nd Booten der verschiedensten Art angesüllte Hafen, auf den wir von den Fenstern de- Hotel- einen vollen AnSblick hatten, bot unseren Augen ein ebenso interessante-, alS ungewöhnliche- Schauspiel dar. In einiger Entfernung am jenseitigen Ufer lag der stolze, schmucke Bau der „Leipzig", von dem die Leute hier nur Gute- reden. Unmittelbar daneben war die seit einigen Tagen von einem AuSflug in die Ostsee eingetroffene ..Medusa", welche em starke- Con- tingent Schiffsjungen an Bord hat, vor Anker gegangen. W eder etwa- weiter davon nach der Richtung de- Hafeueingange- ankerte die Segel fregatte „Niobe", welche erst vorgestern einge- lausen war und an deren Bord fick der See« cadettendienst verrichtende Prinz Heinrich, der Sohn de- Kronprinzen von Dentschland, befand. Auf der linken Hasenseile erregte ein großer eiserner, äußerlich sehr schmutzig uud mitgenom men auSsehenver Dampfer da- Interesse. Auf unser Befragen ward di« Antwort, daß da- der schon vor längerer Zeit im Hasen von Swine« münde in Folge de» Zusammenstöße- mit einem anderen Schiffe versunkene und wieder gehobene englisch« Dampfer „Katharine" sei. welcher damals auf längere Zeit in der fühlbarsten Weife da» Fahrwasser de- Hafen- verengt hatte. Der Pr oceß darüber, wer den Schaden zu tragen hat, ist noch im Gange »nd gegenwärtig wnd da- Schiff von seinen Besitzern um ein Billige- z» verkaufen versucht. Vormittag- in der zehnten Stunde erschien der Eapitain Weikhmaun und ersuchte die Herren der Leipziger Deputation, sich mit ihm an Bord der „Leipzig" zu begeben. Die Uebersahrt dahin wnrde aus einem kleinen Dampfboot bewerkstelligt. Am Ankerplatz der „Leipzig' herrschte ein überaui bewegte- Leben, da die Mannschaft damit beschäf tigt war. eine Menge Au-rüstung-material an da- Schiff i« verladen. An Bord wurde auf eine bequeme feste Treppe gestiegen. Der erste Eindruck, den die Augen der „Landratten" von der ganzen Beschaffenheit de- Krieg-schiffe» empfingen, war ein überaus imposanter, ja geradezu überwältigen der. Die räumlichen Verhältnisse drS Schiffe- fiuo so große, daß der mit den Verhältnissen zur See nicht vertrante Binnenländer zunächst in stummer Verwunderung aus den sich vor ihm au-bretten« den mächtigen Bau blickt. Diese verwnnderunc löst sich allmälig in freudige- Empfinden auf, da; e- ihm vergönnt ist, ein Schiff von solcher vor züglichen Herstellung in allen seine» Lheile» in Augenschein nehmen z« können. E- möge gleich hier bemerkt sein, daß dem Vau der .Leipzig" tu allen seemännischen Kreise» die höchste Auer- keunuug gezollt wird und daß iu-besovdere die Officiere Sr. Majestät Marin«, mit denen wir spreche» Gelegenheit hatte», de» Wunsch aus« prachen, e- möge ihnen vergönnt fein, an Bord »er .^Leipzig" eine größere Reise unternehmen z« önnen. Der Bau de- Schiffe- hat lange Zeit beansprucht, aber rS ist damit auch ein Werk geschaffen worden, welche- die Ansprüche de- Dienste- mit alle« nur irgend möglichen Rücksichten auf da- Wohlergehen »nd die vequmrlichlert von - Ossicieee» ^Mann schaften vereinigt. Auf den Kriegsschiffen ilterer Construction sind die letzteren m der Regel etwa- schlecht wegaekommm, indessen die Schiff-banknnst unserer Tage hat mit vielem Geschick die Lösung der Aufgabe unternommen, den Bewohnern der Schiffe, die oft Jahre lang »nunterbrochen an Bord sich befinden, ein mit den gegebenen Verhältnissen überhaupt verein bare- gemüthliche- Heim zu verschaffen. Und diese Ausgabe hat die dentsche SchiffSbaugesellschaft „Dulcan" mit der „Leipzig" wacker gelöst und sich damit im Besonderen, wie der deutschen Industrie im Allgemeinen ^ ein glänzende- Zcugniß aus gestellt. Indem wir un- eine eingehende Beschreibung der Herstellung »nd Ausrüstung der „Leipzig" für einen nächsten Artikel Vorbehalten, möge für heute in dieser Hinsicht bemerkt sein, daß daS Schiff kein eigentliche- Schlachtschiff ist. da eS keinen Panzer trägt. Die „Leipzig" soll vermöge ihrer außerordentlichen Schnelligkeit im Krieg zum sogenannten Aufklärung-dienst, zum Kapern feindlicher Proviantschiffe und dergleichen benutzt werden, während man sich im Frieden ihrer zur Entsendung nach den fernen Handels statiouen und znr Beschütznug der deutschen HandelSintereffm zu bedienen gedenkt Nach den Ergebuiffm der zu Anfang der Woche vorge- uommenen Probefahrten hofft mau, mit der „Leipzig" 15 Knoten in der Stunde zurücklegen m können, waS fast der Geschwindigkeit eiueS PersonenzugeS gleichkommt. Um diese Schnellig- keit herbeizusühren, hat eS natürlich der Aus stellung ungeheuer starker Maschinen bedurft, welche nicht weniger alS 4800 Pferdekraft dar stellen. Sobald da- Schiff in vollen Dienst gestellt ist, wird eS 12 Geschütze führen, welche sich gegenwärtig noch nicht an Bord befinden und erst in Kiel zur Aufstellnog kommen werden. Die ^Leipzig" erhält bei Enffenvnna inS Ausland eine Besatzung von 1 Eapitain zur See als Eom- Mandant, 1 Eorvettencapttai» alS ersten Officier, 1 Capitainlieuteuant als Batterieofficter. 4 Ca pitainlieutenantS bez. Lieutenant- znr See, 5 Unterlieulenant- zur See, 10 Serradellen, 1 Ma schineu-Ingenieur, 1 Oberstabsarzt, 1 Assistenz arzt, 1 Zahlmeister. 1 Prediger und 397 Mann, zusammen also 425 Mann Besatzung. DaS Schiff wird natürlich den Kampf gegen ein Schiff von gleicher Größe und Beschaffenheit stet- aufuehmm, tndessen zum Kampfe gegen die gepanzerte» An gehen« wird e< nicht benutzt werden könne» Die Besichtigung d« „Leipzig", bei welch« tbeilS Deckosficiere, theil- DireclionSmitglieder deS „vnl- kan", die der spät« folgende« Feierlichkeit bei« wohnten, in liebenswürdig« Weise die Führung übernahmen, erforderte mehr«« Stnudeo Zeit Mittlerweile war Mittag herangrkom men »nd man bemerkte an den Vorbereitungen, daß die feierliche Eeremonie d« Uebergabe d« Galaflagge von Statten gehen solle, da< Eommando „Alle» klar an Deck" «tönte und unmittelbar darauf verschwanden die sämmtlichen Mannschaften, welche bi- dahin ihren Arbeiten obgelegen, in den »ntereu Räumen de- Schiffe», »m, wie sich alsbald heranßstellte, Toilette z» »ach« »nd ihre Festkleider auznlegen Schrille Signale mit d« Pfeife brachten sie wird« an Deck, wo die mnntereu und wetter aebräunten Blaujacken sich parademäßig auf stellten. Die Galaflagge, bei welch« 1 Osfici e »nd mehrere Mannschaften die Ehrenwache halt«, lag am Hinterdeck zum Aufhiffen bereit. D« Com« Mandant der „Leipzig",Eorvettencapitain Zirzow, leitete dm feierlichen Act mit ein« kurzen markigen Ansprache an die Mannschaften ein, in welch« « seine Frende darüb« au-drückte, daS kom« mand» eine- so tüchtig« und schönen Schiff- überkommen zu Hab«, eine Frende, die nm so herzlich« sei, al» da» Schiff ein Erzeuaniß der vaterländischen Industrie darstelle. Eapitain Zirzow gedachte sodann mit nicht gering«« freudiger Empfindung de» schön« Geschenke-, welche» am heutiae« Tage da- Schiff von Bür gern der Stadt Leipzig empfange «nd da- ein voll« Beweis der im Binnenland für die deutsche KriegSmariue vorhandenen Sympathie sei. Der Schluß d« Ansprache de- Kapital»- bildete ein dreimalige- donnernde» Hoch ans Se. Majestät dm Kais«, dm Gründer »nd Protektor d« deut schen Kriegsflotte, in welche- alle an Bord An wesende begeistert einstimmtm. In diesem Augenblicke wurde die Galaflagge von kräftigm Händen aufgehißt, und ihr geräuschvolles Wehm iu d« ziemlich bewegten Lust lenkte All« Augen auf sie hin. Laute AuSrufe der Bewunderung von allen Seitm bekundeten, daß auch die Flagge in ihr« gauzm Gestalt dem schönen Schiffe, Va ste fortan tragm soll, ebenbürtig sei. Namentlich ruhte auch da- Auge der Seeosficiere mit Wohl- gefallen «uf der Flagge, die bei eingehmdn Prü fung sich frei von jedem Fehl« zeigte. Nunmehr trat der Führer der Leipziger, Bürgermeist« vr. Georgi, vor die versammelte Mannschust und hielt mit kräftig«, begeistert« Stimme folgmde Ansprache: Meiue Herren Officiere und Mannschaften von Sr. Maj.Kri«gSschiff„Le,pzig". Als S«. Maj. der Kaiser ge- ruht hatten, diesem Schiff« dea Namen Leipzig zu verleihen, war eS Bürgern unfern Stadt ein Brdürf. uiß, dem Schiffe ein für seine Mannschaft sicht bare» Zeichen dankbarer Freude zu spenden, und nun da« Schiff durch seine Indienststellung seinen Lebens lauf beginnen soll, find wir, die Vertreter der Stadt und dieser Bürger, gekommen, um diese Flagg« zum ersten Mal« von diesem Schiffe wehen zu sehen und Ihnen den Gruß der Stadt zu briugen, deren Name durch dieses Sch ff fortan iu d« kaiserlichen Marine gerhit sein soll. E« ist ein Gruß de» Danke« einer deutschen Handelsstadt an unsere Krieg-marine, einer Stadt, die ihre Berbindungen hat weithin über di« Meere, und dt« e< mit lebhaftem Dank empfindet, daß die Achtung, die dem deutschen Namen im Nus- lande gewonnen ist, überall gefördert und «höht wird, nicht nur durch die wachsende äußere Stärke, sondern «ehr noch durch die inner« Tüchtigkeit uns«« Kriegs- Mann«, ihrer Officiere und Mannschaften. Der Gruß au« Leipzig muß Ihne« ab« auch sein ein Gruß der Erinnerung an jene große Zeit, «o iu unseren Fluren da« deutsche Volk in schweren und blutigen Kämpfen die erste Grundlage zu sein« Einigung gewonnen hat. Spät ist d,e Saat zur Frucht geworde», die dort gesäet worden ist, uud eiue dn letzten Früchte ist die deutsche Kriegsmarine; ad« sie entwickelt sich rasch und Hoffnung«»»!, denn in ihr wirken «och die Tugenden, di« einst die Lage von Leipzig gewonnen habe», die treu männliche Pflichterfüllung uud dte Lieb« zum Vaterland. Und in dieser Liebe wist« »ir un« Ihnen fortan ver bunden, ja diese Flagge, di« vou der Spitze weht, die Ihnen vielleicht wehen wird in ernsten und tod- bringenden Tagen, sie sei Ihnen stetig ein Gruß deutsch« Bürg«, die mit Ihnen in treuer Liede stehen zum Baterlande, und deren patriotische Theil. nähme diese« Schiff geleiten wird ans allen seinen Wege». Diese Liebe ab« verewigt unsere Gedanken in dieser weihevvLen Stund« auch za dem erhabenen Fürsten, dn nn« Deutschen Urheber und Symbol uns«« Einigung aewordm ist, dessen Name auch au d« Spitze der Geschichte unserer deutschen Kriegsmarine Peyt, und dessen wir nicht gedenken könne«, ohne daß unsere Herzen uns höh« schlagen; Ihm gilt unser gemein- saue« Gnrß tu dieser Stunde in dem ehrfurchtsvollen Mnf, in de» eiaznstimmen ich Sie bitte: Hoch und U»g leb« Se- Majestät »er deutsche Kaiser, König Mlhelm von Preuße^ er lebe hoch, hoch, hoch! Die Mannschaft uud ebenso die anderen An wesenden fielen begeistert in da- Hoch ein, eS war ei» unvergeßlich schöner Augenblick. Lorvettm« Eapitain Zirzow reichte, sichtlich bewegt, dem Bürgermeister Georgi dte Hand »nd dankte mit Wetten für die «»-gesprochenen Ge« worauf er mit dm Osficiereu »nd Mann- ein kräftige- Hoch auf die Stadt Leipzig, die „in ihrer nationalen Gesinunug stet- voran geleuchtet", «uSbracht« Damit hatte der eigentliche Uebergabeact sein Ende erreicht. Dte Leipziger »nd die Direktion». Mitglieder de- „vnlcan" folgten nnnmehr einer freundlichen Einladung de- Schiff-commandanten z» einem opulenten Mahle in der brillant an-ge- statteten Eapitain-cajüte. 71. Jahrgang. Tagesgeschichtliche Arberficht. LeipftSi S. Inni. Einige Blätter brachten die Aufsehm erregend« Nachricht, daß die soeben verfügt« militairischen AnSgletch-maßregeln nnr der erste Theil der ganzen geplanten Maßregel seien und daß noch wettere Maßnahmen bevorständen, welche einer Genehmigung de- Reich-tage- bedürfen; der letztere werde daher wahrscheinlich noch im Herbste einberufm werden. Diese Nachricht mnß nach zuverlässigen Erkundigungeu entschieden bezweifelt werden. Der Bollzng der angeordutten Tnrppm- versetzungen wird schon im jetzigen Umfange bi- in den Frühling nächsten Jahre» hinein währm, »nd man ersieht an» dieser langen Frist, daß an eine augenblickliche kriegerische Eventualität an maß gebender Stelle nicht gedacht wird. E» ist schlech terdings nicht ersichtlich, welcherlei weitere Maß regeln so dringlicher Natur beabsichtigt fein könnten, um eine Herbstsesfion de» Reich-tage- »öthig zu machen. Die Nachricht an- Rom, daß der Minister der a»-wärtigen Angelegenheiten, Melegari, z» Ehren de» gegenwärtig in Italim weilenden Präsidenten de» preußischen AbgeordnetenhanfcS, Herrn v. Bennigsen, ein Diner gegeben hat, an welchem außer dem deutschen Botschafter »nd verschiedenen Ministern die Präsidenten der italienischen Deputirtenkammer theilnahmen, wird überall da in Deutschland, wo mau feiner Zeit den EinigungSproceß Italim- mit aufrichtigen Wünschen begleitet hat, freudig begrüßt werden. Herr v. Bennigsen gilt dm Italienern nicht allein al- der Repräsentant der Volksvertretung de» preußfchen Staate», sondern auch al- der Führer derjenigen Partei in ganz Deutschland, welche, indem sie die nationale Neugestaltung de- eigenen Baterlande- auf ihre Fahne schrieb, znaletch aus drücklich und unuwwundm für die Existenzberech tigung de- italienischen Einheitsstaates emtral. Inzwischen ist von den Feinden Deutschland- mehr alS einmal versucht worden, Mißtraum »nd Unfrieden zwischen un- »nd Italien zu säen. Wie wenig diese Ränke gefruchtet haben, ist frei lich bereit» durch Len überau- herzlichen »nd be geisterten Empfang, welchen da- Volk Italien- im Herbst 1875 »nserem Kaiser bereitete, aus« Glänzendste bewiesen worden. Nicht- desto weniger ist eS nicht ohne Werth, wmn gerade im gegen wärtigen Augenblick durch dte Ehren, welche der italienische Minister de- Auswärtigen dem Ptt'si« dmten de- preußischen Abgeordnetenhauses uns Führer »der nationalliberalen Partei in Dmtsch- land erwie-, in einer allgemein verständlichen Weise bekundet wnrde, wie zwischen dm politischen Beftrebnngm de- deutschen Volke- und den In teressen der italienischen Nation «nauSgesetzt die beste Harmonie besteht. Der Socialisten-Congreß in Gotha hat mancherlei interessante Thatsachm auch zur Kennt- niß derjmigen Kreise gebracht, welche für gewöhn lich nicht eingeweiht sind m die Mysterien de- socialdemokrauschen ParteilebenS Der Gegensatz zwischen dm Anhängern Lassalle'- und dm inter nationalen Jüngern Marx'- in London, dm man Überbrückt glaubte, besteht nach wie vor sott. Haffelmann al- Laffalleaner auf der einen, Lieb knecht al- Internationalist auf der andern Ent stehen sich noch immer feindselig gegenüber «nd ihre Organe „die rothe Kahne" und der „Bor- wärt-" bekämpfm sich auf Tod und Leben Nnn ist nicht zu leugnm, daß Haffelmann über eiue mehr populäre »nd zündende Schreibwcise verfügt al- Liebknecht, der sein Organ doktrinären Polemiken öffnet und namentlich di« Angriffe deS Londoner Engel« gegen die socialistischen Theorim de- bekannten Privatdocmten vr. Dühring mit einer Wollnst vei vffmtlichte, welche, wie e- scheint, von dm Abonnmtm de» Blatte- nicht getheit wurde. Da- Emgeständniß, daß i« Folge diese» redaktionellen Verfahren» die Anzahl der Leser abzunehmen begonnen habe, ist ganz be- merkm-wetth. Dagegen bleibt die rastlose Energie der Agitator«, namentlich wa» die Preßleitung anbetrifft, geradezu fiauneu-wetth. Da wird eine socialdemokratiscbe Eorrespondmz geplant, eine socialdemokratische Revne gegründet und ein social- demokratische- Repertorium in Aussicht gmommm. Rechnet »an dazu noch die kleine, weitverbreitete Parteipreffe, und «an wird dieser Bewegung ob ihrer Rührigkeit eine gewisse Achtung nicht versagen können. Freilich da» Eine ist klar: bei unseren Socialdemokratm befindet sich der tarpejischeFel» dicht neben dem Capitol Noch gestern war Marx der Abgott dieser Politiker, — beute will man von der Darlegung seiner Ansichten i» „vor- wätts" kan« noch Etwa- wissen — aber auch kaffalle wird von dm Andern schon in die Rumpel kammer geworfen, und die Art und Weise, wie der Geburtstag de» großen Agitator« im „vor- wärt»" »ngefeiett blieb, ist z» lehrreich, al- daß
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