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Dresdner Nachrichten : 10.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189901109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1899
- Monat1899-01
- Tag1899-01-10
- Monat1899-01
- Jahr1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 10.01.1899
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Lier im Slübchen ist's traulich und warm, Nimmer stör! uns des Winters Lärm, Froh« Gelang schall! sudelnd an's Obr, Zaudert den ganzen Frübiing hervor. Der Gruß ^ ^ _ Röckchen schlenkern, die Arme , färben sich purpum — setzt ist der Augenblick gekommen, rasch mit dem Kopfe genickt — em Ruck in den Hüften so, das war überstanden. Aber gut gmg's nicht. Puterrolh ging man aus der Anstrengung hervor, und gewiß war es nicht rrcrtig, viel zu schnell, viel zu ullexro und staooato Aber man lernts schon noch, ältere Damen mit demüthiger Bescheidenheit lind junge Herren mit Würde zu grüßen. Das ist übrigens noch viel schwerer. Da guckt via,, lieber weg : das ist einfacher — ob aber höflich? Ei. ei! — Auch der männliche Vertreter der Spezies Mensch ist in diesen» Alter noch nicht völlig grußreif. Man darf's auch mit ihm so genau nicht nehmen. Er schwenkt seine Mütze oft noch mit einer etwas elepbantenhaften Zierlichkeit. Sein Händedruck gleicht meistens an Jntensivität dem eines Schraubstocks, und keine Verbeugung ist im besten Falle dem Zusammenklappten crnes gut geölten Taichenemssers vergleichbar. Liber dann muß die junge Dame in allen Stadien ihres blumenhaften Daseins sehen, wenn man die Kunst der Variation bewundern will. To ist Alles Rundung. Eleganz. Beherrschung — kurz, die Technik ist tadellos. Wie sie das Köpfchen neigt, den Oberkörper leicht nach vorn biegt. — wie sie Blick und Dou mit allen Bewegungen zu einem fein abgetönten Andante vereinigt, wenn sie eine Dame ouS der Gesellschaft müßt! Aber ihr Gmß verwandelt sich in ein Lnäavto maestoso, wenn ein Herr, der ihr fem steht, ihr feine Verbeugung macht In Gesellschaften und auf Bällen ist ihre große Verbeugung ein in Bewegungen umgeietzets Largo Von Händel! Unter sich aber gmßt man sich scdorrsnäo. Ich setze voraus, daß Alle dieses Alters ohne Ausnahme ßnwioso grüßen und daß nicht Viele diese holde Eigenschaft ihres Geschlechts Lügen strafen, indem sie rene junge Dame nachohmen. die mir beim Gmße anstatt ihres rosigen Gesichts ihren Hutkopf zeigte I Es dürfte auch schwer fallen, dieses Kunststück nacbzuahme». Man kann es eben nur mit großer Beweglichkeit des Halses bei völliger Steifheit des Oberkörpers fertig bringen. Ich rathe aber lieber Niemandem, es zn versuchen. ES ist immer hübscher, in ein hübrcheS Gesicht zu sehen, als in die Garnirungen eines Hutes, mag dieser noch so schön sein. Aber nun kommen wir zu jenem achten Wunderwerke der Schöpfung, zum jungen Manne der Gesellschaft, zu jenem Künstler, der am Weitesten in der Knust der Variation vorgeschritten ist, ja, dem es Vorbehalten war, die Höbe der Kunst in jener unnachahmlichen Grußform zu erreichen, die man „gigerlhaft" nennt. Man muß ihn auf der Straße kommen sehen l Er bat uns bemerkt' Man sieht das an hem krampfhaften Verziehen der Gesichrsmustel. Man weiß erst nicht genau, was dieses Manöver zu bedeuten hat: aber man lebt im festen Vertrauen, daß der Zweck, der solche Anstrengungen Voraussicht, em großer sein muß > Er in es auch I Man wird nicht enttäuscht, wenn nian sieht, wie diese Vorbereitungen nur dazu dienen, den unvermeidlichen Klemmer Von den Augen zu entfernen und einem de» vollen Anblick dreier „Fenster des Geistes" zu gewähren. Man kommt gar nicht erst zu der kritischen Frage, ob die Entfernung des Klemmers wirklich einen Zweck hat in diesem Falle: denn die weitere» Manipulationen, die dielen Vorbereitungen folgen, sind so. daß sie allein uniere ganze Aufmerksamkeit zu fesseln im Stande sind. — Wie er mit zwei Jingem elegant und graziös- die Krempe seines Hutes saßt! — Wie er ihn dann anelsntv abhebt und ihn in einem halben Meter Ent fernung in der Höhe seiner Nasenspitze Höst. wie er sich dabei noch le^lsre mente in den Husten dreht und die Linie seines Rnckgrads in einen leichten Bogen mit der seines tadellos frisirten Hinterhauptes bringt, wie er uns dann noch einen diskreten Anblick seiner oberen Zahnielke gewährt und endlich noch alle diese Manöver rückwärts aussührt — — Alles das muß man gesellen haben, um bewundern zu können. Tie Feder ist ein viel zu spikes Instru ment. um alle diese weichen und feinen Nuancen getreu nachzerckmen zu können. Man muß selbst aus dem Parkett die Verbeugungen bewundert baden, muß daS seine slaacsto im Zusammenziehen der.Hacken, das wvblgeruudete le-Mo der Verneigrmg gesehen luden, um hier den Gruß in seiner kunstreichsten, effektvollsten Variation — »och erkennen zu können. Wenn mir freilich gestattet wäre, meine eigene Meinung zu sagen, so muß ich bekennen, daß mir der einfach herzliche Gmß okne Verzierung — oder Ziererei — der liebste ist. Aber das sind Geschmackssachen, über die zu streiten sehr unklug sein würde. Soll ick nun noch dieses kleine Scherzo auf die gereisteren Mitglieder der Gesellschaft ausdehnen? Ich fü-.ebte, es möchte dann den Ebarakter einer leisten Plauderei verlieren, oder es möchten Viele es unbescheiden finden, wollte ich Gmß und Art der Männer und Frauen, der Greise und Matronen mit meiner Feder anspießen. sie in Tinte tauchen und so ans meine Art an- zuichwärzen. New. das Gesagte genügt, um meine Behauptung über die Verschiedenheit der Grüße zu beweise». Ich könnte ja noch vom Grobian sagen, daß er lortrssiwo und rribato grüßt, oder vom Vorgesetzten, der oft seine Grüße so piavismmo aussübrt, daß seine Untergebene!! nur ein leichtes Hntwackeln und Nasenspiheunickcn wahrnebmen, — zuletzt nock von den Liebenden, die sich durch Blicke von avrma und »entimentulimonte grüßen — oder von Sckliltschubiäusern, die dasselbe gli^anckü tbnn. Aber genug des Scherzes! Tenn ich möchte noch ein paar ernstere Worte über die intimeren Grutzormen sprechen. Da ist zunächst der Händedruck Nian weiß ja all gemein, daß »»au ikn nicht mit Jedermann weck-stli, weuigstens nicht mit kernen Femden, wenn man kein Lügner sein will Feinde grüßt wen wohl, »der man drückt ihnen »ich; Hs» Hand. <--.-,4 rrm-?-:«,,. Vnsi'staben-Nätbsel. Als ein schönes, reiches Land Bin ich wett und breit bekannt; Fällt das letzte Zeichen anS, Wird ein Mädchen Sttben-Näthsel. Aus folgenden Silben: bäum. bh. dec, die. ep. en. rv. sich, ger- i. isth. kai. kreuz, kus. lau, lam. lei, li. me, mus. nach, neu. mcr. miß. 0. pe. pen. vert, phrat, ritt, san. ser, te, te. trud. Mb, tnr. sind 65 Worte zu bilden, deren Anfangsbuchstaben einen berühmten Dichter und deren Endbuchstaben ein Gedicht von ibm bilden, l. Mädchenname. 2 Gebäck. 3. Kampnpiel. 4. Amerikanische Pflanze. 5. Baum. 6. Berg in der Schweiz. 7. Bezeich- Kleinasien. st. Stadt »1 Frankreich. Altrömischer Dichter. 12 Stadt tu 14. Stadt in Preußen. 15. Nußart. William Tchallcr. »uug . B 10. Galizien. ezcichiiun^ ciricr Würöe N. Rheinland. Vilder-Räthsel. Gcogpapl'tsebcs Zablen-Nätl>scl. 3 2 0 7 4 5 10 1 8 st 11 Stadt in Rußland. 14 13 18 22 Wetterstation. 18 3 2 18 3 5 1 6 6 5 Mecrcsstraßc. 17 0 3 16 3 8 15 Fluß in Südamerika. 8 13 14 3 1t l 2 Ist Berg in Afrika. 7 3 5 18 17 2 3 st Britische Kolonie. 3 st st :: l i Stadt am Rotbcn Meere. 23 1'.».« 3 2 st I I See in Schottland. 5 2>r l 2 Deutscher Fluß. 7 2 st> Swd! in Rußland ^ ^ a > -ß I. ck gck^l 7-' -' Mellelrikilcke Prenstaas-Aertage zu dril „Srrs-Ittr Nachrichten". .H. Dienskaq, den 10. Januar. bitte mir aus. daß Du künftig mehr Rücksicht ans Dich Vom alten Lchlane. Roman von Ernst Wiehert (gortikyung., „Sie sollten nicht wrederkommeu," enlgegnete Tbilde rasch und biß sich aus die Lippe. „Sie haben recht," sagte der Assessor lachend, „er hat gar zu viel Anlage zum Leichtsinn." „Aber es war mir doch eine Erleichterung, mich einmal aussprechen zu können." bemerkte sie ganz leise. „Komm, komm!" ries der Assessor »ind zog Emstall fort. Sie brachten Franziska nach ihrer Wohnung in der Marienstrnße und sprachen dann noch im Eafo Bauer au. AIS Emstall im Hotel a» seine Thür klopfte, öffnckc ihm zu seiner nicht freudigen Ncberraschung — Toni. Sie batte verweinte Äugen „Aber Du solltest dock —" „Ich überlegte, daß es sich so besser schickte." „Ach -l Ich " nimmst." „Aber Du wirst doch nicht noch einmal . . Ec ging ärgerlich zu Bett. 40. Kapitel. Das junge Paar wurde zu Harne mit Jubel empfangen Toni konnte der Mama nicht ost genug betheuern. daß sie sich sein glücklich fühle. Wenn sie sich auch manchmal nach ihr gefehnt hatte, es lei doch auf der .Hochzeits reise sehr schön gewesen, und Bolko immer so liebenswürdig und vorsorglich —! Sie war schon so klug, ihr nicht die volle Wahrheit zu sagen. Einige Wochen nach Weihnachten nahm Bolko für zrver oder drei Wochen Urlaub. Er müßte »otbwcndig das Gut besichtigen, das er kaufen wollte, sagte er. Es sei zwar jetzt nicht dazu die günstigste Jahreszeit. aber etwas könne nian schon immer sehen, auch auf den Feldern. Au! die Wrnkestaat käme es ja sehr wesentlich an. Der Viebstand müsse in Augenschein ge nommen, auch das todtc Inventar fcstgcstcUt werden, damit es sväter keine Irrungen gebe. Im Schlosse wurden wahrscheinlich mancherlei Neueinricht ungen erforderlich werden, damit nran recht bequem und behaglich wohne. Dazu sei jetzt die beste Jagdzeit, und auf die Jagd lege er großes Gewicht Er müsse sich selbst von dem Wrldsicmde überzeugen, um später »ich: Aerger- »riß zu haben. Dagegen war ia nichts einziiivcndcn. wenn das Gut doch nun einmal gekauft roeraeir sollte, und Mama Brarmfeis, die sich rin Stillen freute, ihre Toni endlich cinma! wieder ein paar Tage für sich allein zu haben, gab ihren Segen. .Herr von Emstall fuhr auch wirklich auf das Gut und besorgte dort die beabsichtigten Geichäste, aber mit solcher Eile, als ob er es sich nur angelegen sein ließ, möglichst bald wieder nach Hanse zu kommen. Sein eigentlicher Zweck war. Zeit zn einem Absteclwr nach Berlin zu gewinnen, ohne bei seiner Fmi! und den Schwiegereltern darüber etwas mttkbeiieil zu dürfen. Ten Assessor meinte er leicht bewegen zu können, nicht zu plaudern Ec traf cs insofern günstig, als dieser bei seiner Ankunft irr Berlin soeben Nack Frankfurt a. M. zu einer Konteren; von Bantdircktvrcn crbaereist war und dann auch noch flüchtig Paris batte mitnedmen »vollen. Man meinte im Comptoir, er werde vor Ablaut einer Woche kaum zurückkekeen. Emstall quartierte sieb indessen in seiner Wohnung ein. Es war ihm recht lieb, von seinem Schwager nickt beaufsichtigt zu werden. Hatte er sich auch eingeredet. daß er nur nack Berlin fahre, um ftch einmal nach der bäusüchen Langeweile in der ersten Zeit nach der Rückkehr von der Hochzeitsreise harmlos zu amüriren. io dachte er sich dock als den Mittelpunkt Bieres Amüsements den Salon der Fmu Mumbach. Den Abend, den er dort verlebte, konnte er sich gar nicht ans dem Sinn bringen. el»d in dem Salon dec Frau Mumbach wieder war es Thrlde, die ihn mächtig zu sich zog. Eine verlassene iunge Frau, die ihren Scheidungsprozeß führte, und so schön und so — cinfättig! Und dazu in solcher Umgebung Sie war sicher für die Dauer wenig geeignet, einen Mann seiner Art zn iutcr- eisireu und zu fesseln, aber da-S gerade halte in diesem Fall sein Gutes. Und in ihren blauen Augen steckte doch auch ein sehr reizvolles- Etwas, das nähe! zu ergründen csine cmgencluue Beschäftigung lein tonnte, wie auch ibre wunder licke Aufrichtigkeit Tbciliiahiue weckte und jedenfalls eine aurrgendc Unter Haltung bol. Ec mb voraus, das: er künftig von leinem nur sechs Eisenbalm stunden entfernten Gute häufiger Berlin besuchen wurde, und dachte sich s sebr angenehm, dort jederzeit eine gute Freundin, linden zn können Er balle sich oorgenomme». wirtlich nur ein paar Tage zu bleiben, v.cläicht gleich wieder eck«ureirri>. »venu er sick> 1 ei'n: Wiedersehen enttäuscht fühlte. Absichtlich ging rr zu Frau Mumbach Vormittags zur Vrsitenstunde Bei Tage, meinte er. »ehe manches anders aus. als beim Lampenlichte nach de« Vorbereitungen znm Emntange der Gesellschaft. Ec würde denn auch nur in das kleine Vorzimmer eingelassen, das sich jedoch in bester Verfassung zeiair.. Die gnädige Frau lai» ihm sogleich >.- gewählt« Trätet!: entgegen and wrack -a iiebensn .rd-.gst-'r Wem it».> "reud-. daräte: l: oft - m-,, Besuch beehrt zu sein. Sie hoffte, ihn .run häufiger und nicht nur an den Abenden bei sich zu sehen, und zählte ihn zu den alten Freunden des Hauses. Er sprach davon, daß er ein Gut nicht allzuweit von Berlin zu kaufen beab sichtige. aber über den Preis noch nicht ganz einig geworden sei. Man fordere Summen, als ob die Landwirkhschaft nrcht Roth leide. Mehr als eine halbe Million wünsche er nicht hineinzuftecken. Diesen Mittheilungen brachte Frau Blumbach die lebhafteste Thcilnahme entgegen. Sie hatte angenommen, Herr von Emstall sei ohne Vermögen und deshalb in das Geschäft des Kvmmcrzreiiraths cingetcetcn. Nun hakte er wohl inzwischen eine Erbschaft gemacht oder war immer ein reicher Mann gewesen. Sie drückte den Knopf ciner Glocke und ließ durch das Stubenmädchen an- fragen, ob ihre Tochter wisse, daß.Herr von Emslall gekommen sei. „Ich pflege sie bei gleichgiitigen Visiten nicht zu bemühen." bemerkte sic. Gleich darauf erschien auch Thilde. Sie hatte ein dunkelblaues, mit blaß- blauem Sammet garnirkes Kleid an. das bei dem ersten Schneider angesertigt sei» konnte und ihre volle Figur sebr vortheilhatt hcranshob. Die Locken hingen so kurz und kraus, als ob sie eben erst der Papillvttcn entledigt worden wären. Das Gesicht hatte Farbe, die sich jedoch bald verlor. Sic begrüßte den Gast huldvoll, aber doch etwas scheu „Ich hatte auf ein so baldiges Wiedersehen gar nicht gehofft," sagte sie. „und überhaupt . . Da sie stockte, kam er ihr mit einem Scherze zu Hilfe. „Ueberhaupt wollten Sie nichts mehr von mir wissen — getroffen?" „Aber warum sollte ich nicht?" antwortete sie ganz ernst. „Sic waren ja so gut zu mir. Ich meinte nur. Sie hätten Wichtigeres zu thun —" „Als mit Ihnen zu plaudern und Ihnen in die schönen Auzen zu sehen — k Wahrhaftig nicht, weuigsteus nicht hier in Berlin. Wenn sie wüßten, wie oft ick von Ihnen geträumt habe —!" „Thilde wird nicht eitel werden," mischte sich die Mama geschmeichelt ein. „Allerdings treue ich mich, immer zn hören, daß sie gefällt. Das arme Kind bol >v schwere Gemüthsbeweguirgeii gehabt Aber in niriner Pflege sind die Spuren fast beseitigt — nicht wahr? Wenn nur erst der garstige Scheidungs prozeß zu Ende wäre! Nun. der Termin steht schon in nächster Zeit an. und zu einem zweiten braucht cs nicht zu kommen. Thilde wird dann wieder ihren Vatersnamen annehmen und die traurige Vergangenheit ist wie ausgelöscht." Sie bat Herrn von Emstal! für den nächsten Tag zu Mttag. Er sprach sich sehr beglückt darüber aus. Vinn war Herr von Emstall regelmäßig den größten Theil des Tages und bis spät in die Nackt hinein in Gesellschaft der Damen. Er fuhr Vor mittags nrit ihnen spazieren, duftete mir ihnen, wenn er nicht cingeladen war, in einem vornehmen Restaurant, führte Frau Mathilde Abends in ein Theater und vergnügte sich dann im Salon der gnädigen Frau, bis die letzten Gäste ihn räumten. Er spielte und verlor meist Beim Fortgehen vergaß er nie, em paar Goldstücke in die starten schale zu lege» Am dritten Tage wurde er doch besorgt, daß man von Haust nach dem Gute schreiben und den Brief zurückerdaiten könnte. Er benachrichtigte daher lieber seine Frau, daß er in Berlin sei und noch kurze Zeit da bleiben muffe. Der Besitzer des Gutes lebe nämlich jetzt hier, sei ein sehr mißtrauischer alter Herr, der zu ledec geschäftliche» Unterredung einen Rechtsanwalt zugezogeo wünsche, und beliebe auch in der Sacke selbst viele Weiterungen. Auch lei mit Hnpothekengläubigern zu verhandeln. Er legte ein kurzes Schreiben an den Schwicgcrpapa mit der Anzeige bei. daß eine nicht unerhebliche Anzahl ung liotöwendlg werde, und mit der Bitte, umgchcud der Banksilialc ZahlunW- anwcimiig zu crtheiic». Die großen Ausgaben verschlangen rasch das Geld, das er mitgenommen batte. Sobald er bei Kasse war, warf er es mit Vollen Hände» aus. Er ver spielte Turnende, beschenkte Frau Mumbach und besonders Thrlde ver schwenderisch mit Brillanten. Seiue Beziehungen zu dem Lockcnkopfe wurde» die allcriritiinsten. Sie tüßtcn einander, und Tbilde. ganz berauscht von seinen Huldigungen, gestaltete ibm. wenn sie allein waren, icde Vertraulich keit. Da schren mm endlich der Prinz gekommen zu fei», der sic in der goldenen Kutsche abholte Sie verlor >edc sckätziriig des wahren Werth cs der Tinge run sic her und ließ sich mit dem ströme treiben, der sic null einmal ersaßt hatte. Niemand hielt sic zurück. Niemandwarnte sie auch nur. Emstall glaubte nur noch eine Gelegenheit herbeimbcen zu dürfen, sich ihrer ganz zu bemächtigen. Er erinnerte sich von der Zeit her, als er hier als Osnzier stand, eines geheimen Spieiklubs, den er öfters besricht hatte. Ec überredete Thilde leicht, ihm eines Abends, als er sie zum Theater abbolle, ' lieber dahin zu folge»; da tonne sic nrrn einmal erproben, ob sie Glück im ! Spiel habe Was sic gewinne, gewinne sie für sich. Ihre Voraussage traf s zu: sic wurde bald von der tollsten Leidenschaft für das spiel ersaßt, wagte die liusinnrgstcir Sätze nud gewann fast immer. Der Champagner floß. Ihr > war die Kcblc trocken zum Ersticken, sic goß ein Glas nach dem anderen ! Himmler. Die dumpfe Lust irr dem engen, mit Mensche» erfüllten Lokale ! betäubte sie völlig Ibr Kavalier führte sie znm Wagen. Bon den nächsten s stunden batte sie nur ein dumpfes Bewußtsein. Endlich zu -Hause angclangt, - ilagtc sie irber Kopfweh und begab sich sogleich zu Belle. Am unoeren Morgen fand Emitall sie wieder sehr melancholisch. Er j wollte ihr das gewonnene Geld aushändigen. aber sic sagte: .Behalte es l nur — ick war »nie Deine Haird. es gekört Dir." »nd dann sing sie viötzilch ' zu iverneu n» und schlnck'cke immer heftiger, olme ein Wort zu sprechen, so s ft:"., ck. er sie auck> rn beruhigen ruck:.'. Da er ibr nun immer .'dringlicher
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