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Dresdner Nachrichten : 12.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189901129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1899
- Monat1899-01
- Tag1899-01-12
- Monat1899-01
- Jahr1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 12.01.1899
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Kette 84. Belletristische To«»erst«»S Beitage zu de» . Dresdner Nachrichten MLksvkeL Mv die Der Gruß. »icht. Die . und es ist eine ..nick dem anderen tiefe Bedeutung in Merksp ruch: Wer d" Mt nach großem Zier. Lern' am Steuer ruhig sitzen. Unbekümmert, wenn am Ziel Lob und Tadel hoch auffxritzen. Eur-r. nß.) Auch einem Fcmerstehenden giebt man die nliche Berührung bleibt nur den freunden vor- 'Hone, alte Sitte, die den Frauen gebietet, mit dem Geschlecht gegenüber spackam umzugehcn. Es liegt diesem Gebot der Schicklichkeit. Frauen sollen in der Wahl ihres Umganges vorsichtig Sie sollen mit ihren " schenken ihrer Person! . . stattet «an damit nicht eine Berührung seines körperlichen Jchs, eine An- »erung, die, wenigstens von der Frau zum Mann, eine Gunst ist r — Ein ndchrnck ist ein Geschenk. Und man macht fremden Leuten keine Geschenke! ae feine Frau, ein Mädchen, das seine Würde kennt, kann manche später lästig werdende zu nahe Bekanntschaft, manche unwillkommene Werbung von Vornherein arrsschließen, »venu sie durch ihren Gruß beizeiten die Grenze zu liehen weih. Händedrücke sind in solchen Fällen Aufforderungen. Dian sollte ' . - - - - ^ einer gewissen Herrschaft der Frau gekommen. Freilich hat in die Frau einen herrschenden Einfluß gehabt. Und das holde LL Schönen bat Mancher sich selbst geopfert: in ihren bestrickenden Retzen ge. Man vlMlch ernsten Lalle, gestatten Grne große Unsitte mochte,ich anagt von den denkenden Kranen, n. die leider unsere jüngere Welt noch viel zu wenig als icofttte sich enn Sckö ' ' - - >-- —. die aufdringliche Begrüßung ' die älteren Damen eben, vor- , „ . cken, so das die andere nicht einen Händedruck curstauschen. Gewiß, es ist der zutrauliche ^ ' - - .. Mädchen armen zu mir im wirklich ernsten Falle gestatten. Eine große »och erwähnen, die leider unsere jüngere Welt ^ ' erkennt. EL ist der erzwungene Händedruck, Wie oft kann man sehen, daß junge Mädchen, gestellt worden, diesen die Hand entgegeristrecken, ander» kann, als einen HSndeoi Instinkt der beizeiten an Warten. Ein . . . . erzwungen werden. Diese Unsitte ist noch gröber vom Manne Es giwt junge Männer, die auf den ersten Blick sympathisch wirken. Tiber da fordern sie von uns sck ' allen Zeiten eln einer aer sangen, bat sich schon oft der Mann zum gemeinsten Sklaven erniedrigt und es ist in der That nicht immer ein esthetisch-veredelnder Einfluß gewesen, den die Frau auszuüben verstand. Die Frauenfrage ist noch lauge nickt siarrt noch einer großen Zukunft. Und es ist gut, daß die geworden ist. Das günstigste Moment in dieser Entwickel ung aber scheint mir das zu sein, welches bestimmend ist für das geschichtliche Verhältnis, des Mannes zum Weib. Die sittliche Größe eines Mannes be steht in der Auffassung und dem Urtheil. das er über das Weib hat. Dabec ist cs freudig zu begrüßen, wenn auch nach dieser Richtung hin in unserer Zeit die Emanzipation der Frau günstig wirkt. Dann wird die Emanzipation der Frau eine gesunde sein und zum Ziele führen, wenn sie zwar befreit aus dem Unmündigkeitsverhältniß zum Manne, nachdem sie Selbstständigkeit er kämpft hat, doch wieder zustrcdt einem Verhältmß zum Manne, in dem auch die Frau als wahre Lebensgefährtin und Gehilfin des Mannes es- versteht, init ihm zu lieben und zu leben, zu kämpfen und zu leiden. Eine ideale Hobe der Emanzipation nimmt die Frau als Philosophin ein. Ich rede zu nächst nickt von einem System der Philosophie, sondern ganz allgemein von den Geistesströmringcri überhaupt, von Wissenschaft und Kunst: also besser ' ' cm der " ' ' " Auf diesem Gebiete, meine ich, offenbart nsten das Geheimnis; einer weiblichen Seele: die Schönheit eines Frauongemnthes. „Die Frauenaugcn sind der Grund, das Buch, die Hobe Schule, aus der Prometheus' echtes Fcu'r entglittst." (Shakespeare ) Wie vielmehr mnß dann ein Kunstwerk voll sein von schönen Resten, wenn eine weibliche Seele sich in ihm auSspricht und in ihm lebt! Wenn eine Frau dicktet — dann kann sic so schön ihr Wesen, das dem profanen Auge - ., i verborgen ist, ihr ganzes Sein, Alles, was ihr als Iran in tiefster Seele darf nicht! eigen ist, der Mitwelt zum Geschenk geben. (Torrst;-^ L-r.ru.az:> zur omu. s st>,i ohne geprüft zu haben. Z taktlosl^ Und taktlose bei Uwe» ule vor wrangen unangenehmen eiflung brin wäi das was l . „ sich eine fatale Manier Sie legen die Hand kalt, steif, di die unsere, daß einem das Gruseln ankommt. Ma Herz hinein die mnere Gleichgiltigkeit, die Kälte und Menschen. Es wird so viel von der Kunst gesprochen. auS de» Linien der Hand den Charakter zu deuten. i»»«. lurv i der Art des HLirdÄruckes diese Kunst ableiten. Es giebt auch Hände, die!^-^'" ^ -h wer sich frisch, fest, warm und freudig m die unsere legen, die mit festem und doch weichem Drucke die nervigen Finger um die unseren schließen, daß mau ordentlich fühlt : „Hier sind Sicherheit. Frohsinn, Kraft und Weichheit st Ich rathe jeder Fra», diese Hand fcstzuhalten, wenn sie einem Dia nur ge hört, der um sie wirbt. Aber die vollen, schwammigen, kraftlosen Hände — weg damit! das wird eine Ehe mit Pantoffel-Regiment. Auch der Diana kann ans dem Händedrucke seiner Erwählten schließen, ob er in ..gute Hände kommt". Wo er beim Händedrucke dre Nägel fühlt, da mag er sich wohl büken, dich er nicht einmal die Krallen an dem allerliebsten Katzenpfötchen zu " ' ommt! Aber nun möchte ich noch von dem lebten, schönsten Gruße st aus die Gefahr hin. Manchem indiskret zu erscheinen. ()ch meine Ich will nur ein paar Worte sagen; denn wollte ick erst richtig so würde ich gewiß gar nicht anfhdren. Denn dieses Thema ist so- . Schreiber als auch den Lesern ko angenehm, daß beide Thciic »sicht genug davon bekommen könnten — wie das ja niit dem Kaffe bei Tenrn, die einmal damit angefangcn haben, auch der Fall ist' Ich fange darum gar »icht erst an. wie Hiddigeigci zu philosvphircn: „Warum küffe» sick die Menschen k" wenn ich auch, wre ich zugeben muß, schon oft darüber nack gedacht habe. Es ist ja erklärlich, wenn zwei weiche Llppenpacrre, die junge« Mädchen anaehören, das Bestreben haben, sich zu berühren, wie inan ja gerne etwas Niedliches angrer'st. Es ist auch glaubhaft, daß Männe: gerne Weiche Frauenlippen küssen, cnrs demselben Grunde. Liber warum Franca cs sich gefallen lasten, wenn Männer mit häßlichen, stachligen, bärtigen Lrpven die Ihren stechen und verwunden, ja, wie sie das noch angenehm finden können, das ist wohl geeignet, bei mir berechtigte Zweifel hcrvorznrufen Ich denke eben, daß hier auch nur die anerkannte Güte und Liebenswürdig keit unseres Geschlechtes mitwirkt, die Niemandem gerne ein Bergungen ver dirbt und so ante Miene zum bösen Spiele macht. — Aber NIM rasch einen großen Punkt! Denn sonst bekomme ich das ganze Heer der Liebespaare ans die Fersen. Da mache ich mich lieber aus dem Staube. tz-ini- e-cm-rr reden, den S. anfauac», wohl dem Philosopbirende Frauen. „Die emanzipirte Frau", da» ist vielfach der Grnndzug der modernen Richtung; das immer neue. Ln ist meiste' in verschiedenen Variationen. Bald ist es ein „Lderetrer la tc-mmo!' in der Politik, bald in der Wissenschaft, bald in der Kunst. Aber immer scheint h in jeder Branche, in jedem Berusszweige das zarte Gesckleck! einen ng neuen Reiz zn haben: es zieht vielfach Kreise um sich, die für manchen rtrrter des stärkeren Geschlechts unwiderstehlich sind — oder cs weiß über Haupt bestimmend und regierend, von ihrem immerhin isolirten Standpunkte aus, ln das Getriebe und in das öffentliche Leben einznwirken Es ist beut -Stage — man sagt nicht zu viel — doch immerhin in mancher Bezieh'.:-.?» zu Lhar ade. i. Zuerst rin halbe? Bäicrle'ui, Am Schluß ein halbes Mütterlein, Inmitten nur ein kleines Wort, Hier ungeduldig, fragend dort; Was Menichciigcisl zn planen weiß. Ilm ausznführcii Menschenflciß, Das zeig! in grvßart'ger Gestalt Bon Neuem uns das Ganze bald. II Zwei Silben nennen Dir. o Freund, den Mann. Der ruhmvoll einst ein mächtig' Volk regierte: Den Großen nennt die Nachwelt ihn, best Thatw Sie ehren wird bis in die fernste Zeit. Doch nennt dies Silbenpaar Dir auch den Freuüd Den Bruder Deines Herzens, den Du liebst; So weine, seufze, denn ein and'res klagtet. Der, den Du liebst, war Tein, er ist's nicht w.chr ereinst Du mm dies Lieben, diesen Schmerz, Lo hast Dir einer starken Feste Namen, " n rauscht voll blauer Flui . Strom, der treu sic wieder strahlt. Zn deren Füßen rauscht voll blauer Fluchen Ein mächpgcc Strom, der treu sic wie! Silben-Näthsel. Aus folgenden Silben werden 13 Wörter gebildet, deren Anfangs- und Endbuchstaben, von oben nach unten gelesen, ein Sprichwort ergeben : apst ord. bel, der, da, dn. ed, 8, e, sei, Hel. «, il, la. le. la, ln, li, mir?, ms mi. ne, rsi ne. na. ni, na, ni, on, po, re, re, ro, rt, re, fus, tich. tä» tt, stad, tbyr, u, Vers, wel, vn: 1. Name eines verstorbenen Dichters. 2. Weiblich"! Noms. 8. Eine Pflanze. 4. Eine Frucht. 5. Lehranstalt. 6 Bichmische Eisenbahnstation. 7. Mvtholvgische Figur. 8 Dinssiggänger. 9. Oeffentlicke Frendc-nSderenMNg. 10. Männlicher Name. 11. Ein Komponist. 12. Musi« kalücke Feier. 18. Mythologisches Attribut. ZLellelrisüsche Donnerslags-ZLertage ;« re» „üres-nkr Nichri-tri". i««.«. Donnerstag, den 12. Januar. L8V« Vom alten Schlage. Roman von Ernst Wickert. Herr von Emstall und Ton! blieben „ein glückliches Ehepaar'. Der Assessor freilich hatte getban. was er für seine Pflicht hielt, und in der ersten über s Herz bringen, sie „gerade jetzt" zu beunruhigen. Seufzend fügte man ^ ' ' 's Unvermeidliche. Toni erfuhr nichts, Bolko erhielt Verzeihung, Das war allerdings für ihn eine sehr heilsame Ucbnng. Nack Ablauf des zweiten Lahres schrieb Bernhard Weber wieder an Ellen. Er hatte viel Erfreuliches zn berichten. Sein kühnes Unternehmen war geglückt; es fand sich lohnende Arbeit in Fülle, seine deutschen Gesellen waren ihm treu geblieben, die Schwarzen allmählich an regelmäßige Thätig- kert gewöhnt worden. Er batte ein Stück Land zukaustn, das Haus erweitern, neue Bauten airffrchien, bessere Maschinen einsteilen können. Er genoß bei dem Gouverneur das vollste Vertrauen und erhielt von der Negierung vor- tbeilhastc Aufträge. Gehe es so weiter, so könne er in Kurzem zu einem gewissen Wohlstände gelangen,' wonach sein Herz doch nicht in erster Reihe gelüste. Er fühle es als eine Pflicht, dem deutschen Namen Ebre zu machen, »ms was er erwerbe, erwerbe er ja auch nur für sein Käthchen. das aber daheim bleiben rolle. Ei habe sich schon an den Gedanken gewöhnt, daß hier in der Fremde doch Niemand, den er etwa möge, mit ihm werde theilcn wollen, wenn ec auch Schütze zu bteten hätte. Und so weit werde er sicher nie kommen! Tenn vom Schatzgraben sei bier gar keine Rede, sondern cs jedes Goldstück mühsam erarbeitet stsin Zn Anstng wenigstens. Ber viel habe, nnme :w..' me tust e re Vielleicht bewähre sich auch zda später der dem tolle viel gegeben sein. Er batte keine Ahnung davon, daß der Kommerzienrats: in die-cur Lahre «in Schiff ungefähr »ach reinem Diode!! und iederffcE mit Benutzung seiner Ideen baute, dem er bann in der Taufe auch den Namen ..Ellen" gab. Er darrte es auf eigene Rechnung, um seine Arbeiter zn beschäftigen und zu beweisen, daß er den Muth noch nicht verloren habe. Es war auch ein wem« Aberglauben dabei: er meinte im Stillen, dieses Projekt, mit welchem sich feine Tochter so liebevoll beschäftigt hatte, daß sie darauf große Hoffnungen baute, muffe ihm Glück bringen. Er selbst hatte cs dirrckraearbertet und sicher begründet. Wirklich verkaufte ec dann das Sckiff mir Hort bell. Alle diese Truge entzogen sich der Kenntnis der Justizrälh:!!. sodaß sie Bernhard davon keine Mitthcilnirg halte machen können, und Eklen schwieg auch jetzt. Von seiner Mutter erfuhr er aber, daß in der Rathsnpothcke ein licincr Merholz eingetroffcrr sei. Der dritte Brief Bernhards lautete nicht ganz so günstig. Er war an der böicrr Malaria erkrankt gewesen und hatte sich eine Zeit lang schon fast arrfgegcden. 2hm war dann geuitlren worden, zur Sec zu geben und sich der Tropensorme zu entziehen. So hatte er sich zu einer Reise nach dem Eav eitt'chle'sscn. Ganz elend war er auf das Schiff gebrockt worden, schon nach einer Woche aber batte sich die Besserung gezeigt, in der er nnn rasche Fort schritte machte, je werter er sich vom Aeguator entfernte. Nack einem Monat hatte er wieder ziemlich fest ans den Füßen sieben können, aber es dauerte eine geraume Weile, bis er ganz arbeitskräftig wurde ..Dem Geschäft hat meine Krankheit übrigens nur vorübergebend geschadet," schrieb er. „ES war in sickeren Gang gebracht und konnte nicht leicht ans seinen Gleisen kommen. Meine beiden Gesellen haben sich als tüchtig und treu dcwu.br!. Auch ver tragen sie sich recht gut miteinander, obgleich der Schlosser — Earl Baumann heißt er — irr der Heimath Sozialdemokrat, der Tischler Bcnderlciri Zünftler war und beide auch in idren religiösen Anscharrr-naen weit auseinander gehen. Ich habe ihnen einen gewissen Antheil am GeichaNs-gewirrn zugcsicbert, und sie sind mir nun ganz ergeben. Auch andere deutsche Handwcrtc: ziehen sich zu mir und thrm ihre Schuldigkeit. Mein kleiner Besitz bat sicher schon den war. haben ^ie urinier an meinem Lager gelesien, Fräulein Ellen, mir, i ich in der Fieberhitze zu versckmachkeir glaubte, die kübtc Hand au? die ( gelegt und mit freundlichen Worten Trost und Hoffnung zngesprochen. vnr wie von meiner ewigen Seligkeit überzeugt, daß ick Ihnen meine Rettung verdanke, denn so blieb der Wille stark in mir. mich rück! fallen zu lassen, als wäre ick Ihnen noch schuldig, zu bnvebem daß etwas ans mir werden tonnte. Alle- ick dam-, tu den Nächten ans dem Sck^'Hc.t mg. und die kräftigende Seeluft etriatdmetr und nach dem prächtigen Sternbilde des südlichen Kreuzes schaute, brauchte ich nicht mehr zu träumen, um Sie in meiner Nähe z« wrflen. Ich bade viel mit Ihnen gesprochen und zu meiner eigenen Bev> wunderung immer die rechten Worte gefunden. Ihnen mein Innerstes zu erschließen, wie Sie es noch nicht kannten und kein Mensch, auch mein« Mutter nicht. Ich glaube, ich kelbst war noch nie zuvor bei nür so gut zu Hause gewesen. Wiederholen könnte ich es jetzt nicht mehr, und es hätte auch keinen Zweck. Aber ich weiß nicht, wie mir die Zuversicht kam. ich würde Sie noch einmal Wiedersehen und dann meine Zunge wundersam gelöst fühlen, sodaß ich mich vor Ihnen rechtfertigte bis m daS versteckteste Kämmerchen meines Herzens hinein. Das wolle Gott!" Nicht atetch. aber ein paar Monate daraus ließ Ellen ihn durch die Mutter grüßen und ihm sagen, sein Schiff sei wirklich gebaut und habe feine erste Reise so gut bestanven. daß schon zwei Nachbestellungen eingegangen seien. Ihr Vater bestebe darauf, vaß er ihm für jeden Neubau die gleiche Summe schulde, die er zuerst gezahlt habe, und gebe ihm anheim, zn beliebiger Zeit Wechsel aut ibn zn ziehen. Darüber hatte dic-Justizrüthni ihre Helle Freude. Zugleich konnte sie in gerechtem Großmutterslolzc berichten, daß der keine Apotheker eln allerliebstes Schwesterchen bekommen habe. — Die Wechsel zog Bernhard nicht. Aber als er nach Ablauf des vierte» Jahres wieder an Ellen schrieb, begann er mit einem heißen Dank, nicht so sehr für die gute Nachricht, wie sein sie auch sein Selbstgefühl geboben habe, als für den Gcuß. Er sei ihm zrigenogen wie die Taube mit dem Ocldlatt: jetzt muffe ihm die Erde wieder grün werden. Sein garrzer Bericht «hielt davon einen sonnigen Schimmer. Seine kleine Fabrik hatte nach En der Eisenbahn^ einen mächtigen Aufschwung genommen. Er konnte ung rau denken, eine Werst anznle^en und den Bau von stachgehciidcn Dampfbooten für den Rusidjchi-Flriß zu übernehmen, dessen fruchtbare Gelände weiter in'A Land hinein eine Gewlllchaft dem Handel nutzbar zu machen versuchen wollte. Rahe an hundert Arbeiter beschäftigte er schon in seinen verschiedenen Werk» statten. „Und doch möchte ich mein Leben hier nicht enden." schloß er. ^Die Sehnsucht nach den Meinen wird immer heftiger. Ob ich sie noch eln Lahr bezwinge? Es muß sein. Dann werde ich wenigstens zn der Frage berechtigt sein, ob ich mir eine Besuchsreise in die Heimath gestatten dürfe. Vergessen Sie mich so lange nicht!" Fünf Monate darauf erhielt er elncn Brief, dessen Aufschrift ihn tu die freudigste Stimmung versetzte. Er erkannte Ellen? Hand. Nachdem er daS Couvert mit zitternder Hast arisgeriffen hatte. laS er: „Lieber Herr Weber! EZ hat einen besonderen, recht betrüblichen Grund, daß ich Ihnen schreibe. In der vorigen Woche hat Ihre vcrebrle Mutter einen Schlaganfall erlitte». Eine besondere Ursache rst nicht zu ermitteln gewesen, sie müßte sich beim bek der Weihnachtsbescherung armer Kinder, die ihr so viel Freude bereitete, zn sehr angestrengt zu haben. Doch klagte sie schon seit längerer Zeit über plötz lichen Blutandrang nach dem Kops und heftiges Hcrz'chlaaen. wohl auch üba Athemnotd beim Trepppensteigen. Sie wissen ja. daß sie sich nie schonen konnte und uns Jüngeren immer voran war. Der Anfall war recht bedenk lich und hat eine Lähmung der Hand zurückgclaffen: auch stößt sie mitunter mit der Zunge an. Ihr Desinden war sonst nach einigen Tagen anscheinend wieder gut. Sie selbst wenigstens behauptet, sich ganz wohl zu fühlen «vd keine besondere Pflege zu brauchen. Da sie nickt Handarbeit verrichten kann, beschäftigt sie sich noch inehr als gewöhnlich mit Kätbcken. der sie selbst den ersten Unterricht crlberlt hat. in dem sie nun mit bestem Erftflae fortfthrt. Ich leiste ihr so viel Gesellschaft, als ich kann, und sie ist dafür ruhrend dank bar. Um nichts zu versäumen, habe ich mit Herr» Doktor Schneller gesproche» und ihn aus's Gewissen gefragt, wie cs mir der lieben Frau stehe. Er ver sicherte mtr, daß ihr Zustand augenblicklich nicht besorgnißcrregcnd scl mrd sich wohl noch erheblich bessern könne, wagte aber doch nicht zn verschweigen, daß eine Wiederholung des Anfalles nicht anszilbleiberr pflege. Doch ver gingen darüber oft Jahre. Hoffen wir das Beste! Ta ich aber weiß, wie sehr Sie ihre Mutter lieben, hielt ich doch eure Benachrichtigung für geboten. Sie selbst hat Ruch auf's Strengste untersagt, Sic zu beunruhlgcn, sie bat sich das Versprechen geben lassen, daß dies nicht geschehen solle. Mit ihr habe es noch kerne Gefahr, und sie sei auch eine alte Frau, die jeder Zeit bereit sein müsse und derenwegen Niemand die Ordnung seines Tagewerke- stören solle. Ihrem Bernhard dürfe das Her; nicht unnütz schwer gemacht werden, da er la doch nicht um die Erde zn ihr laufen könne und für seine schwere Arbeit einen ruhigen Kops brauche. Damit Sie sich nicht wunderten, daß Sie keinen Brief von ihr erhielten, könnte Ihnen nach einiger Zeit gemeldet werden, sie habe sich am Herde die Hand verletzt, werde aber bald wieder die Feder halten können Thue ich nnn Unrecht, wenn ich das Ver bot als nicht mir gegeben betrachte oder es überschreite? Im Sinne der lieben Frau gewiß Aber Vielleicht verdiene ich mir am Ende doch noch Ihren warmen Händedruck für meine Plauderlraftigkeit. Daß ich Ihnen, lieber Herr Weber, eine schwere Stunde bereite, weiß ickr. Und ich kann sie Ihnen auch nicht dadurch erleichtern, daß ick Ihre Entschlüsse so oder so z» beeinflussen suche. »Aber es schien mir hier ein schwereres Unrecht, zu schweigen, als zu sprechen. Da haben Sic die Tbaffachen. so weit ick sic selbst kenne — in die Zukunft schauen kann Niemand Aber wie Leder sich zu Ihnen stellt das muß der gewissenhaften Prüfung der eigenen Lage «beckasser. bleibe» Was Sie auch tbrm, ich werde überzeugt sein, daß Sic cs bieran nicht bebt» ' "'.eeMssj.' fehlen lassen. Hochachtungsvoll Ellen G'ü
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