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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.07.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-07-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187707127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770712
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770712
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-07
- Tag1877-07-12
- Monat1877-07
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.07.1877
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Glichet« lizUch M «'/. Utzr. Nr»«««, Lk»k»M»> JohLuuis-asse 8». Lp«ltz-undr» brr Urbmli««: Vormittags lv-ir Uhr. Nachmittags 4—« Uhr. »«nähme der für die nächst- tvlarndr Nummer bestimmte« Inserate an Wochentagen bis 8 Uhr Nachmittags, an S»n»- »nd Festtagen früh dis '/> Uhr. I» »r* Bltatr« str Zas. Iluaah««: Otto Stemm, Universitätsstr. 22. EoniS Lösche. Äathannenstr. 18,p. nur bis '/.3 Uhr. Anzeiger. L>W« für Politik. LocalMichtc, Handel?- and Geschäftsverkehr. Auflage 15,25V <>u»nnr»t«plrt» viertelt. 4'/< mcl. Bringerlohn ö MH. durch die Post bezog« 8 Mi. Jede einzelne Nummer 8v PH Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen «hne Pvstbeförderung 3« ML u.tt Posldesvrderung 4b Litt. Inserate igesp Bourgeois-, 2> Hs Größere Schriften mul imstre» PreiSverzeichniß. — Tadellav chn Sah nach höherem Tan: Urctaiurii unter dem Uediuliou» ich die «paltzeile 40 'ps. Inserate stud stets an d. Sr-edU^« zu senden. — Rabatt wird mch' gegeben. Zahlung pna-^nm-eGinü oder durch Poilvorschsß. W 193. Donnerstag den 12. Juli 1877. 71. IsthMNg. Bekanntmachung. In Gemäßheit der Mimflerial-Berordnnng. -ir Brzrtchuuug der A«hr»er?r betreffend, vom 7. September 1878, muß «»»» I. Ja»»»r 1877 an jede- nicht ausschließlich zur Personen. besörder»«g bestimmte Kubrwerk, einschließlich der Hundefnhrwerke, mit dem Namen »nd Wohnort oder der Firma (Fabrik, Mühle, Rittergnt rc) de- EigenthümerS und fall- derselbe mehrere der artig: Fnhrwerke hält, überdie- noch mtt einer besonderen Nummer bezeichnet »nd diese Vezeichnnng ans der linken Seite an dem Kahrwerke selbst »der «ns einer an demselben fest aufgehefteten Tafel tu deutlicher Unverwischbarer Schrift von mindesten- 5 Centimeter Höhe dergestalt angebracht sein, daß sie beständig sichtbar bleibt. Znr Rachachtnng für die Knhrwerk-besitzer bringen wir Solche- hierdurch noch besonder- zur öffentlichen Kmntniß, mit dem Bemerken, daß Zuwiderhandlungen mit Geldstrafe bis zu s-ebzt» Mtar< oder mit Haft bi- z» viertelst» Tage» für jeden Contravention-fall geahndet wrrde». ^'«ipzig. am l8. October 1878. Der -latst der Stadt Leipzig. vr Georgi. vr. Reichel. Bekanntmachung^ Am 3. August d-, IS. ist ein veneficium der Hofrath Hittzel'feste« Sttft»«g im Betrage von 123 33 zu vergeben. Perceptiou-berechtigt ist znnächst eine verw. oder geb. Hölzel, welche hier wohnt, in deren Ermaugelung aber eine arme Wittwe eine- Leipziger BürgerS-HandwerkSmeisterS, welche bereit- »lmosen genießt nnd daffelbc hier verzehrt. Bewerberinnen nm diese- Beneficinm haben sich unter Beisügnng der erforderlichen Bescheiui- guugen bei unS schriftlich bi- z»« 17. J«lt d. I. anzumelden. Leipzig, am 4. Juli 1877. Der Rätst ster Stadt Leipzig. vr Georgi. Messerschmidt. Bekanntmachung. Am Gymnasium zu St. Thomä Hierselbst werden zu Michael'- b. I zwei mit eine« Jahre-» gehalt von 2250 und beziehentlich 2175 dotirte ständige Oberlehrerstellen frei, von welchen vie erstere mit einem Lehrer für den Unterricht in den Vkat«rwiffe»schafte« und der Mathe» «attk, die andere mit einem solchen für den Unterricht in der Rrltgto» besetzt werden soll Geeignete Bewerber werden hierdurch veranlaßt, ihre Gesuche nebst den PiüsungS-Zeugnissen und einem kurzen Leben-lanf spätesten- bi« zum 81. August d. I. bei »nS einzureichen. Leipzig, den io. Juli 1877. Der Rätst der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wittsch, Resvr. Bekanntmachung. DaS 32. Stück de- die-jährigen Reich-- Gesetzblattes ist bet »nS einaegangen und wird dt- zuu» -8. d. Mo», auf dem RathhauSsaale öffentlich au-hängen. Dasselbe enthält:! Nr. 1206. Verordnung, betreffend da- Verbot der AuSsuhr von Pferden. Vom 7 Juli 1877. Leipzig, den lv. Juli 1877. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Cerulti. Die Beitragspflichtigen unserer Gemeinde, welche mit ihrer diesjährigen Steuer noch im Rück, stände sind, werden hierdnrch an Entrichtung derselben erinnert, da eine anderweitige Zahlungs aufforderung nicht mehr staltfindet. Leipzig, 1t. Juli 1877. D-r Borsta«d der Israelitische« Reltgio»Sge«et»d« zu Leipzig. Leipzig, 11 Juli. D'e Möglichkeit einer Erledigung de- päpst lichen Stuhle- erscheint in jüngster Zeit so nahe- gerückt, daß die Aufmerksamkeit, welche sich jetzt d-r künftigen Pa pst wähl zuwendet, vollauf be- r-chligt ist. Wer wird der Erkorene sein? — Bon der Beantwortung dieser Frage wird eS abhäugen, rb da- Ableben Piu«' IX. einen Wendepunct nicht allein in der inneren Lage der meisten civili- prten Staaten, sondern auch m der Gesammtlagc Hurcpa- bilden soll oder nicht. Dem bereiÄ gej ern in diem Blatte AuSgesührten fügen wir yeute einige Betrachtungen hinzu, die sich «ament- stch aus da- Verhältnis: Deutschland- zur Papstwahl beziehen. Die„Nationall.Lorr." schreibt darüber: Bei der weitreichenden Bedeutung de- kreiqnisseS werden die Staaten «tt zahlreicher katholischer Bevölkerung natürlich bestrebt sem, Einfluß auf die Wahl zu gewinnen. Die Rich tung indeß, in welche die »berste Lcitnng der katholischen Sirche unter PiuS IX. mehr »nd «ehr üngetrelen ist, läßt nicht erwarten, daß da- Eon- clave (da- Papstwahlcollegium der Cardinäle) Rath und Einspruch der Mächte zulasten oder überhaupt abwarten werde. Oesterreich, Frank reich und Spanien legen sich freilich ein sogenanute- Recht der Exclusive (de- Ausschlüsse-, der Ab lehnung, gegenüber den Candidaten für den päpst lichen Stuhl bei, aber z» feiner Begründung können sie sich r »»(darauf berufen, daß sie einen solchen Einspruch in einzelnen Fällen geltend ge macht haben, während da- Tardinal-collegium daran erinnern wird, daß ihnen dieser Anspruch stet- bestritten worden ist. Kühne Geschicht-a»-- legrr haben den Versuch gemacht, da- von Oester reich behauptete Einspruchsrecht auf da- dentsche Reich zu übertragen, da die Habsburger jenm Anspruch erhoben hätten al- Kaiser de- römischen Reiche- deutscher Nation, der wahre Rechtsnach folger de- letzteren aber da- heutige deutsche Reich sei. Diese Ableitung wird auch in Zukunft schwerlich mehr Beifall finden, al- ihr bi-her zn Tbeil geworden ist. Jedenfalls ist nicht einzu- sehen, welchen praktischen Werth jene- Recht oder vielmehr der Anspruch aus jene- Recht für Deutschland haben könnte Wen da- Tor clave znm Papst wählt, sagen die Ultra- momsneu, der wird der katholischen Christenheit »IS solcher gelten, »nd keine Macht der Welt wird daran etwa- ändern. Und in der Thal, welche Mittel besitzen denn die Exclnsivm ächte, die Wahl dr- von ibney exclndirten Candidaten zu ver hindern? Rach Art. 6 des Garantiegesetze- dom 13. Mat 1871 ist die italienische Regierung ver pflichtet, z» verhüten, „daß irgend welche äußere Gewalt die Versammlungen de- Conclave störe." Welche Mittel besitzen fl« ferner, einen gegen ihren Willen gewählten Papst zu beseitigen? Nach Art. 1 »nd 2 desselben Gesetze- ist die Pnson de« Papste« »«verletzlich und jeder Angriff an dieselbe wird beurtheilt wie ein Angriff auf den König von Jtalie». Der Papst steht heute de» Mächten thatfächlich »eit unabhängiger gegenüber ai- z»r Zeit seiner weltlichen Herrschaft. Sin »»mittelbarer materieller Zwang gegen ihn könnte nur noch von Italien au-grübt werden; diese- aber hat sich eben durch da- Tarantieaesetz die Hände gebunden Die letzten Jahre habe» frei lich wieverholt den Gedanken nahe gelegt, ob es mit den völkerrechtlichen Pflichte» Italien- ver einbar fei, wenn e- den Papst unter allen Um- ständen, selbst wenn er bi- znr Aufforderung der Angehörigen eine- Staate- znr Auflehnung gegen die Grsche desselben schritte, de» Au-lande gegen über deckte, und es ließe fich immerhin denken, oaß dir italienisch- Regierung einem neuen Papste gewissermaßen eine Wahlcaprtulation zur Be dingung machte, rn welcher er sich zur Ver meidung von Eingriffen in die Sphäre der Staatsgewalt verpflichtete. Allein, einstweilen iegt kein Anhaltspunkt vor, daß die italienische Regie, »ng einen Schritt thun werde, der unter der gegenwärtigen Constellatton leicht der AuS- gangSpunct eine- europäischen Kriege- werden önnte. — Aller Einfluß, den die Mächte aus da- Conclave vielleicht z« üben vermögen, kann sonach ediglich durch Bermiltrlung der den betreffenden Nationen »»gehörigen Cardinäle erso'am W>e in dieser Beziehung Deutschland daran ist, braucht nicht erst erörtert zu weroen. Der einzige deutsche kardinal, Prinz Hohenlohe, ist d-r »m Vatikan herrschenden Partei ein Dorn im Äuge; da« Ver trauen der deutschen Regierung mag er besitzen, im Conclave aber wird er voraussichtlich ziemlich allein stehen. Deutschland wird sich also allem Anscheine nach begnügen müssen, da- Ergebniß der Wahl geduldig abzuwarten. >nv eS kann dies ohne Bedenken. Da- demnächstige Conclave und nach ihm der neue Papst haben eS in der Hano, Deutschland den kirchlichen Frieden wiederzu geben. Und wer möchte nicht wünschen, daß die Entscheidung in diesem Sinne fiele. Aber behält der Geist de- Kampfe- die Oberhand, wandelt da- neue Oberhaupt der katholischen Kn che die Bahnen seine- Vorgänger- weiter, so besitzen wir in Deutschland an unscrer kirchenpolitischen Gesetz gebung den festen Boden, von welchem au- wir die wettere Gestaltung der Dinge ruhig mit an- sehen können. WaS immer also der Wechsel auf dem päpstlichen Stuhle bringe, Deutschland hat zum Mindesten keine Veranlassung, da- Ereigniß zu fürchten. Wir führten gestern eine Reihe von Anzeichen vor, welche die Sache der Republikaner in Frankreich angesichts der bevorstehenden Wahlen in günstigem Lichte erscheinen ließen. Auch heute fehlt eS nicht an Mittheilungen, welche die wachsende Zwietracht unter den gegenrepnbli- kanischen Parteien bestätigen. Die legitimen ,,Erben de- französischen Königsthrone-" sollen sogar mit der Absicht umgehen, eine geharnischte Erklärung gegen ihre angeblichen Verbündeten, die Bonapartksten, zu erlaffen. Mtt der Ge schlossenheit der „Kampfpartei" steht eS jedenfalls sehr schlecht. Aber auch die Republikaner — da müssen wir heute znr Ergänznng hivzufügen — werden, selbst wenn sie einig bleiben, einen schweren Stand haben; ihre Achillesferse ist der Jndis- ferenti-mn-, die Gleichgültigkeit, die Blasirtheit ve- Bürgerthum-, wie folgender, offenbar an- dem Leben schöpfender Stimmung«- bericht zeigt, der der „Magdeb. Ztg." an- Pari- z-a-hl: Der Fremde, der in diesen Tagen nach Pari- kommt. kann sich nicht genug über die Seelenruhe »nd den anscheinenden Leichtsinn wnndern, mit welchen die Bevölkerung ihren täglichen Geschäften und ihren abendlichen Lergnügnngen nachgeht, «ährend doch in wenigen Wochen die ganze Zu» kunst de- Lande- ans die Würfel de- allgemeinen Stimmrecht- gesetzt sein soll. Selbst in den großen Pnl-adern der Hanptstadt, aus den Bonle- vard-, im Lateinischen Viertel, in den Hallen und Märkten, in den volkreichen Fanbourg-, welche jetzt der Tramway durchscbne,det. ist nicht die Spur eine- erhitzten Blutumlaus- zu entdecke«. Die Zeitungen erfreuen fich keine- größeren Ab satz«- al- sonst; in den CasbS und Restaurant hört «an seit der Kamwe.auslösnng nnr änßers selten politische Gespräche führen, wohl aber «t unermüdlichem Eifer darüber streiten, oi» Madame Faure, eine Marseiller VolkSsängertn, welche in diesem Augenblicke da- Publicum der Gmgspiel- zärten in de« Elysäiscben Feldern entzückt, über oder unter Theresa steht. Diese LalLs cüuutLntz ind allabendlich überfüllt «nd ganz Pari- summt ihnen den „kopaul^ «nd da- ,.I'«tit lüavaäL" nach, zwei unsäglich alberne Gassenhauer, deren Schöpfer da- Unmögliche geleistet »nd die Trivialität der Chansonnetten, für welche man vor zehn Jahren den De-poti-mu- be- Kaiser- reich- verantwortlich mache» wollte, noch wett überboten haben. Ueberhc.upt sind auf dem Ge biete der populären Literatur «nd Kunit die Segnungen der Republik bi-her noch gänzlich «uSgeblieben: eS g-ebt z. B. nicht- Stupidere-, al- die Caricaturen der Witzblätter, welche in den etzlen Jahren wie Pilze a«S der Erde geschossen »nd, nicht-Dürftigere-, al- beinahe die gestimmte Presse zu einem Sou, neben welcher die ent- prechcnden Erzeugnisse von Berlin und Wien den Eindruck von lauter „Time-" machen. Rocdesort ist vielleicht der Einzige, welcher den rechten Ton de-VolkSschriftstellerS trifft; leider reicht er aber dem Leser nur da- Gift seiner gewissenlosen Sophismen und Verleumdungen. Ein neue- Talent ist seit 1870 in der ganzen Tage-preffe nicht zum Vorschein gekommen »nd roch kürzlich, al- in der „France" eine heftige Diatribe gegen die „Loyali tät de- Marschall-" erschien, gestand man sich be schämt in allen Zeitung-bureaux, daß der alte Girardin noch immer der erste Journalist von Paris ist. ES kostete freilich keine große Urber- Windung, die- au-zuspre ten, weil Girardin, wegen seiner Windbeuteleien in allgemeinen Verruf ge kommen, außer von seinen Fachgenoffen von Nie mandem mehr gelesen wird. Welchen Schluß soll man au« dieser öffentlichen Indifferenz für die be vorstehenden Wahlen ziehen? Bedenten sie die Siege-gewißheit einer in dem Bewußtsein ihrer Souverainetät starken Nation oder den Stumpfsinn einer für eine neue Vergewaltigung reifen Menge? Sind diese sonst so leicht ent zündlichen Franzosen phlegmatisch au- Recht-stnn oder mürbe an- politischer Blasirtheit? Man möchte die Frage je nach den verschiedenen Er- scheinnngen, denen man begegnet, täglich zehnmal ander- beantworten. Die mittleren Stände in der Hauptstadt halten e- entschieden mit Thier- nno Gambetta; die Massen in den Borstädten aber, welche in politischen Krisen den Ton in Pari- angeben, mögen fich weder für Diesen noch für Jenen begeistern und da sie ans der anderen Seite Einsicht genug haben, nm dem Losung-worte: „Wiederwahl der 363" für ihren Tdeil treu zu bleibe«, so können sie eben nnr mit philosophischer Gelassenheit de« Wablacte entgegensehen. Ja, wenn e- sich »m die Wahl echter Radicaler, wie Bonnet Duverdier oder gar einiger Märtyrer der Commnne handelte; aber Leure, wie Gambetta, Briffon, Spuller, Tirard. die gegen ihr versprechen nicht einmal für die Am nestie gestimmt haben, wählt man nnr halb m,t Er barmen nnd jedenfalls ohne irgend welchen En- thufla-mn-. Die ParteidiSciplin wird noch stark genng sein, neue Landidaturen a»-j»schließen, ob gleich sich in den radikalen Blättern, wie de« „Mot d'ordre" kbr-her die „Marseillaise") nnd der „Lanterne". schon einige Anwandlungen dieser Art bemerklich machen; aber e- soll unS gar nicht wnndern, wenn in einigen Bezirken von Pari-, in Belleville, Montmartre, Billette, Montrouge, die Theilnahme an den Wahlen diesmal geringer wäre al- sonst. Allein Pari ist. so lanae e- fich nur »m Wahlen handelt, keine-weg- Frankreich; die Prvvtuz und in ihr wieder der Baner wird über die Geschicke de- Lande- entscheiden. Einstweilen soll dort fast allenthalben noch die tiefste Lethargie herrschen; aber man darf nicht bezweifeln, daß dieselbe, so bald erst da- Decret de- Marschall« Mac Mahon da« Signal gegeben, einem der heftigsten Wahl kämpfe Platz machen wird, deren Schauplatz Frankreich noch gewesen ist. Ueber die Stellung der Liberalen znr Hocialdem okratie hat sich in den „Preußischen Jahrbüchern" ein friedlicher Streit zwischen Hemricv v. Treilschke unv dem bekannten Socialpolitiker Pros. Brentano e.ttfponner.. Ein Artikel de- Erstercn hat den Letzteren zu einer Erwidernng veranlaßt, welcher Treitichke ein Schlußwort der Rcdaction anfügt. Dem selben entnehmen wir da- Folgende: „Eine Mit schuld der Liberalen an dem Uederhandnehmen der Eocialvemokratie gebe ich zu, nnd mit mir wohl jeder Unbefangene; daß sie aber die Haupt schuld trügen, Halle ich für einen ganz sinnlosen Vorwurf, unv Brentano hat nicht einmal ver sucht, ihn zu erweisen. Ehrliche politische Par teien sind nicht in der Lage, der Masse ein Schlaraffenleben zu verheißen, da- in dieser schlechten Welt sich nie verwirklichen kann; die lst ihre unheilbare Schwäche gegenüber den De magogen. Sie sind auch nicht im Stande, sich selbst und Anderen durch wohlgemeime Reden«, arten die traurige Thatsache der zunehmenden Verwilderung der Massen au-zureden Wenn Rohheit und Gewalttbätigkeit in den arbeitenden Classen überhand nehmen, so ist die gebildete Presse berechtigt, die Gesellschaft auf diese Gefahr aufmerksam zu machen, und sollte auch manche- zarte Gemüth dadurch verletzt werden. Wenn die Leistungen der Arbeiter sinken, so ist die Presse nicht verpflichtet, au- Schonung gegen da- „eigent liche Volk" solche unliebsamen Erscheinungen todtzu- schweigen Soeben erst bern tb eine Versammlung hier in Berlin über die Lage des Dschleryandwerk«; alle Anwesenden, nicht blo- die Handwerksmeister, sondern auch die interessirten Sachverständigen, rimmten überein in de« Urtheile. daß die Hebung diese- tief gesur kenen Gewerbe- nicht zu erwarten sei von dm ArbeitSgewohnbeiten der heutigen Gesellen, sondern allein von der Erziehung eine- Stamme« fleißigerer und bcsser gebildeter Lehr linge Die parteiische Mißgunst, welche viele unserer Blätter jedem Streik entgegendrachten, denke ich nicht zu rechtfertigen; aber ebenso parteiisch verfährt Brentano selber, wenn er au« dem EBolge der meisten Streik- unserer Gründcr- »nd Schwindelzeit auf ihre wirthschasrliche Be rechtigung schließt. Ein Streik kann, ganz wie eine gewaltsame Steigerung der Hau-mielhen, glänzen den augenblicklichen Erfolg dringen und gleichwohl sittlich verwerflich »nd eine wirthschaftliche Tborhnt sein, wenn er seinen Sieg allein dem Leichtsinne oder der kopflosen Schwäche der Gegner verdankt, und beide- war in jenm Tagen epidemischer Ver blendung nur zu oft der Fall. Die heutige Ver legenheit der großstädtischen Han-besitzer «nd eine« großen Theile« der Arbeiter ist nur die uolb- wendige Strafe für solche wnthschaftlich ungerecht fertigte Ausbeutung der angmblicklichen Conjunctur Aber auch ein Streik von danerndem wirlhschast» lichen Erfolge ist dann ein sehr zweifelhafter Ge winn, wenn er ein ebrenwerthe- Gewerbe sittlich schädigt. Die »ngeheure Steigerung der Setzer- löhne hat zur Folge gehabt, daß der Unternehmcr- gewinn gerade der tüchtigsten Verleger unv der Arbeitslohn der ernsten strengwisserischaftlicben Schriftsteller unnatürlich gedrückt wurde, währen» Zettnugeu nnd Sensation-romane auch heute
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