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Dresdner Nachrichten : 28.05.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189905288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990528
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990528
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1899
- Monat1899-05
- Tag1899-05-28
- Monat1899-05
- Jahr1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 28.05.1899
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Dresdner Nachrichten. 148. Seite 2. M» Sonntag» 28. Mai 1868 Stettin. In der Sache de§ Streikes der diesigen Seeleute fand Nachmittag im Bureau der Neuen Dampserkcmipagiiie eine Besprechung zwischen den Medern und den Mitgliedern der Streik- lomiiiilsion statt. Die Meder bewilligten eine Erhöhung der Monatüheucr uni 3 Mark, sie sagten ferner zu. im Falle die kon traktbrüchigen Seeleute sofort an Bord gehen würden, von der Stellung iveitcrer Strafantrage Abstand nehmen zu wollen; da gegen sollen die bereits cinäcleitcten Strafverfahren ihren Gang gehen. Die Ausständigen halten heute Abend Versammlung ab. Regens bürg. Bei der Reichstags-Nachwahl im Wahl kreise Straubing erhielten Schlinger (Ccntr.) 5479 Stimme». Wieland «Bauernbund) 5391 Stimmen. Das Resultat von zwei Orten steht noch ans. Paris. Präsident Loubet empfing heute den General Gallien!. — Nach einein Telegramm von der Insel Madagaskar befindet sich der Stamm der Tatalas im Ausstand. Ei» Beamter und ein Sergeant wurden von den Aufständischen gctödtet. Toni v n. I» Lagonbrali, wo erst kürzlich eine Explosion eines PulverthurmeS stattsand, ereignete sich gestern wieder eine Grauaten-Explosion, bei der zwei Personen gctödtet, zwölf andere verlebt wurden, darunter zwei lebensgefährlich. Rom. Deputirten - Kammer. Der Ministerpräsident giebt dem lebhaften Bedauern Ausdruck darüber, dass der Präsident sich gestern gezwungen sah. die Sitzung aufzuhebcn infolge der Be leidigungen, welche von einigen Deputirten gegen das Heer geschleudert wurden, das dem Lande das Tlieuerste und Heiligste sei. (Lebhafter, langanhaltender Beifall, -Hochrufe von allen Seiten auf das Heer.) Mehrere Devutirte von der äußersten Linken stießen dabei leidenschaftliche Protestrnfe aus. Die ganze übrige Kammer drückte ihren heftigen Unwillen darüber aus. Unter allgemeiner lebhafter Bewegung snspendirt der Präsident die Sitzung. Nach einer Viertelstunde wird die Sitzung wieder ausgenommen. Der Präsident richtet an das Haus aethan. habe aussprcchen können, daß das Vaterland das ganze Heer bewundere und ihm danlhar sei. (Lebhafter, allgemeiner Beifall. Rufe: ES lebe das Heer! Die äußerste Linke verhält sich schweigend.) Pelloux fordert den Kriegsministcr ans, dein .Heere sofort von dieser Kundgebung der Kammer Mittheilung zu machen. (Lebhafter, langanhaltenoer Beifall.) Der Deputittc Ungarn schließt sich den Ausführungen des Minister-Präsidenten an. (Sehr aut.) Fern erklärt, er habe gestern das Heer nicht be leidigen wollen, sondern nur eine geschichtliche Thatiache konstatirt «Lärm) hinsichtlich des Verhaltens eines gewissen Generals, in Afrika. (Lärm, Unterbrechung.) Seine Ausführungen hätten dem nach nicht den« ganzen Heere gegolten, sondern nur Denen, welche sich desselben unwürdig gezeigt haben. (Beifall.) Der Präsident erklärt, er fasse das hcutigeWort Ferri's als eine Korrektur seiner gestrigen auf. Damit sei der Zwischenfall erledigt. (Lebhafter Beifall.) Die" Kammer geht darauf zur Erörterung der hinsichtlich der Tagesord nung eingebrachten Anfrage» über. Fern setzt hierbei seine gestern unterbrochenen, gegen das Ministerium gerichteten Ausführungen fort. Das rechte und linke Centrum verläßt den Sitzungssaal und betritt denselben erst wieder, als Venturi das Wort ergreift Venturi richtet ebenfalls Angriffe gegen das Ministerium. Haag. Am 1. Juni eröffnet hier Ten Kade, der holländische Wereichtschaain, eine Ausstellung von neuen, auf Krieg und Frieden bezüglichen Gemälden. Der Haagener Künstlervcrei», dessen Mit glieder sich aus den ersten Malern und Musikern rekrntiren, giebt dem Kongreß im Juni ein großartiges Künstlcrsest mit Musik- Aufführung und mit lebenden Bildern. Rotterdam. In Nieuwerkerk entgleiste heute ein Eisen- bahnzng. weil die dortige Brücke geöffnet war, obwohl das Signal „Freie Fahrt" zeigte. Der Eisenbahnverkehr ist erheblich gestört. Internationale Züge müsse» über Haag und Haarlem und umge kehrt abgelassen werden. Personen sind bei dem Unfall nicht ver unglückt. London. Einer Washingtoner Depesche der „Morning Post" zufolge verlautet, Admiral Kautz sei abbernscn worden wegen seines lüngsten indiskreten Brieses an einen Freund in Amerika, worin er aus die Schwierigkeiten hinwics. aus die er in Samoa gestoßen sei nnd sagte, er glaube nicht, daß er indiskret handele, wenn er die Deutschen für den Ausstand verantworilich mache. Christiania. Das Storthing schloß heute seine diesjährige Sitzung. Zur Berathnng stand das Budget, welches an Ein nahmen 78,!), an Ausgaben 76.1 Millionen Kronen anfweist. New-Uork. Die beliebteste Sommerfrische der Seebade ort Conev-Jsland ist infolge einer Gasexplosion fast vollständig ein Raub der Flammen geworden. 200 Holzbauten, Hotels, Pavillons. Galerieen u. s. w. sind zerstört. Den ganzen Nach mittag dauerte die Gasexplosion fort. Der Gesammlschaden be trägt Millionen von Dollars. Die heutige Berliner Börse verkehrte im Ganzen in schwacher Haltung, cs zeigte sich verschiedentlich Rcalffationslust. deren Einwirkung durch matte Tendenzberichte von answärls ver stärkt wurde, namentlich lagen von Paris nnd London Baisse- Berichte vor. In der zweiten Stunde trat wohl eine leichte Er holung ei», doch konnten die anfänglichen Kurseinbußen nicht wieder eingeholt werden. Bankaktien durchweg niedriger, nament lich mußten Deutsche Bank. Kvmmanditanthcilc und Dresdner Bank nachgeben. Von Eisenbahnaktien waren heimische Werthe behaup tet. amerikanische Werthe niedriger. Am Monlanaktienmarkt zeigte sich eine lehr schwache Haltung, besonders waren Bochunier ge drückt. Jndustriepapierc meist schwächer, doch fehlte cs auch nicht an einzelnen großen Kurssteigerungen. Renten nachgcbend, beson ders Spanier angeboten. Privatdiskont N r. Ultimogeld 4>L Pro zent. — Der Spiritus-Markt war still. 70er 40.10 Mark, wie gestern. Termine unverändert. Im Getreide- Verkehr mußten die Preise leicht nachgeben: die Kauflust war heute bedeutend geringer als gestern, trotzdem zeigte sich für spätere Lieferfristen ante Meinung. Weizen und Roggen ca. Vs Mark niedriger, Hafer still, aber behauptet. Nach Ermittelung der Centrälnotirungsstelle der preußischen Landwirthschaftskammern wurden bezahlt in Berlin: Weizen IM. Roggen 150, Hafer 148 Mark-, Stettin-Stadt: Weizen 159, Roggen 145. Hafer 138 Mark. — Wetter: Be deckt. regnerisch : Nordwind. 8r«>kn>r» ». M. «Lchlutza LredU 228,20 DlSc-nw >87,70. Dreidn-r Bank 1K3.7V. S«°a«4bichn Lombarden Lourahiltte 25SM. Ungar. Sold Portngielen —. Still. Barts. «S Uhr llia»mUtag« > Mente 102,27. Italiener 95.85. Svanier 01,20. »ortngieien 27.10. Türken SSM Tiirkentooie IM.20. Otton,anbank WM LtaatS- dahn - . Lombarden —. ,7es«. LartS. Produkteninarkt. Weiien per Mai 20.80, per Septbr.-Tc^br. 20.15. beh. tMbol »er Mai 50,00, per September - Dezember 51.25, ruhig. Spiritus per Mai MM. per September-Dezember »7,00, malt. Amsterdam. Produklen-Berich!. Wetzen per Mat —, per November —, aeschüstrioS. Roggen per Mai —per Oktober I27M. OertltchkS und Sächsisches. — Ueber den Aufenthalt Ihrer Königlichen Ma jestäten in Sibvllenort wird berichtet: Ihre Majestäten der König »nd die Königin erstellen sich fortdauernd des besten Wohlseins. Dieselben unternehmen täglich längere Promenaden zu Fuß und zu Wagen in die Umgegend des (Schlosses. An, Freitag Nachmittag trafen zum Besuch Ihrer König!. Majestäten Kammerherr v. Wuthenau nebst Gemahlin und Hosarchitckt Frölich ein: ferner der König!. Leibarzt. Geh. Rath Dr. Fiedler, zur Ab lösung des Oberstabsarztes Dr. Selle. Gestern Nachmittag 2 Uhr fand im Schlosse eine größere Tafel statt, zu weicher Ein ladungen ergangen waren an nachgenaunlc Offiziere des Dragoner-Regiments.König Friedrich III. <2. Schlesisches) Nr. 8 in Qcls,: Major Graf zu Dohna nebst Gemahlin und Tochter, Rittmeister b. Printz. Oberleutnant Graf v. Saurpia-Jeltsch und Oberleutnant v. Tcichmann und Logisch nebst Gemahlinnen: ferner an de» Landrath Gras Kospoth nebst Gemahlin in Oels und die Landiäthe v. Lücken in Lublinitz und v. Scheliha in Trebnitz, sowie an den Major z D. v Schweinichen auf Pawelwitz nebst Gemahlin. — Der älteste Sohn Ihrer König!. Hoheiten Prinz und Prinzeß Friedrich August, Se. König!. Hoheit Prinz Georg der jüngere, erhält seit einiger Zeit Elementarunterricht durch Herrn Lehrer Joh. Hering (4. Bürgerschule). Den geistlichen Unterricht crtheilt Herr Kaplan Kummer. Im Französischen wird der Prinz seit Jahresfrist von einer Lehrerin unterwiesen. — Se. König!. Hoheit Prinz Friedrich A u a »st wohnte vmgcstcm der Vorstellung der l.. 2. und 3. Batterie des in Pirna aarnisonirende» Feldariilleric-Regiments Nr. 28 im Bespannt- Ererzieren aus dem Exerzierplätze bei Copitz bei. — Vorgestern Abend 6 Uhr 58 Min. traf Ihre Kaiserl. und Königl. Hoheit die Iran Herzogin Albrecht von Württemberg mit den Söhnen, Herzögen Philipp Albrecht und Albrecht Eugen, von Wien kommend, hier ein. Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg be grüßten die hohen Verwandte» aus dem Hauptbalmhofe und ge leiteten sie nach dem Palais Parlstraße, wo die Württembergische» Herrschasten Wvhnnng nahmen. In Begleitung Ihrer Kaiserl. und Königl. Hoheit befand sich die Hofdame Irl. v. Skaufsenberg. welche ebenfalls im Prinzl. Palais abstieg. Gestern Nachmittag '/i3 Uhr reiste Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit mit den Herzogen nach Potsdam weiter und wurde von Ihre» Königl. Hoheiten dem Prinzen und der Fron Prinzessin Johann Georg auf dem Haupt- bahichvfe verabschiedet. — Se. Königl. Hoheit der Prinz Georg Hot dem hiesigen Fleischcrmeister und Königl. Hoflieferanten Paul Neinhold Gieß gen das Prädikat: „.Hoflieferant Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Georg. Herzogs zu Sachsen" verliehen. — Mit der Lohnsrage beschäftigte sich eine am Freitag Abend im großen Trianvnsaale abgehaltcne sehr stark besuchte öffentliche Maurcr - Vcria in m l u n g. I» leuicm Referate führte ei» Herr Harter die thenrcn Lebensmittelpreise und Wohiiuligsmicthen als Gründe vor, welche eine Lohnerhöhung im Maurergewerbe für unabweislich und gerechtfertigt erscheinen ließen. Er beleuchtete ferner das stetige Wachsen der Maurerotnanisationcil nnd der dadurch bedingten Kämpfe nnd Erfolge, welche in den letzten Jahren günstig für die Arbeitnehmer ausgefallen seien. Die Dresdner Maurer ganz besonders ständen gegenwärtig mit ihrer Organisation ans der z»vhe der Zeit und tönnten deshalb auch bei dem Stellen ihrer Forderungen einem ablehnenden Bescheid von Seiten der Arbeitgeber mit Ruhe entgeacnsthen. Die Ännkonjnnk- tur sei zur Zeit für eine Aufbesserung der Löhne lehr günstig und werde voraussichtlich auch in den nächsten Jahren noch so bleiben. Es arbeiteten in Dresden und Umgegend gegen 4000 Maurer, von welchen der übergroße Tlieil der Organisation angchöre, und wenn es zu einer Arbeitseinstellung kommen sollte, so brauche man vor L-treikbrechcm keine Furcht zu haben, denn in Sachsen sei jetzt überall Arbeit für die Maurer vorhanden, so daß ein nenncnS- werther Zuzug von auswärts nicht zu erwarten sei. Die Maurer aus Schlesien, Böhmen nnd Italien seien auch aufgeklärter als früher und ließen sich nicht mein so leicht als Streikbrecher ge brauchen. Der Redner empfabl schließlich, nur eine Lohnerhöhung zu fordern und zunächst von einer Verkürzung der Arbeitszeit ab- znsthcn. Nnchdcm sich in der Debatte viele Redner in demselben Sinne geäußert hatten, wurde 'beschlossen, den Arbeitgebern lvsort folgende Forderungen zu uuterbreilcn: Abschaffung der Akkord arbeit, 50 Pfg. Stnndenlohn »nd 10 bis 30 Pfg. Zuschlag für Ueberslunden nnd Svniitagsarbeit, lOstündige Arbeitszeit aus schließlich 2stni>digcr Paule für Frühstück, Mittagessen und Besper, sowie vorschriftsmäßige Baubuden, in welchen sich außerdem ein Verbandskasten befinden müsse. Nur bis Dienstag soll auf dir Antwort der Unternehmer gewartet werden nnd je nach deren Ausfall toll eine an diesem Tuge abzuhaltcndc Bersammlung darüber Beschluß fassen, ob in einen allgemeinen Streik cingetreten werden soll. — Gestern Bormittag hielt im Hauptjaal des Bcrcinshauses die „Freie Vereinigung der deutschen Kredit genossenschaft«: n" ihren 4. Bcrcinstag al>. Die Bereinig ung umfaßt »ngesühr 2000 der Schnlzc-Delitzsch'jchcn Richtung nn- gehörigen Kreditgenossenschaften. Zu den Verhandlungen mochten gegen 200 Abgeordnete erschienen sein. Gegen 9 Uhr wurde die Versammlung von dem Herrn Vorsitzenden Senator Dr. Gtacke rn eh er eröffnet. Einleitend wies er auf die veränderte Stellung hin, die die einzelnen Staatsregierungen dem Wirken der Kredit genossenschaften letzt gegenüber einnähmen. Wahrend es Schnlzc- Delitzsch seinerzeit uiunöglich gemacht worden wäre, hier einen Vortrag über das Genosseiischaftswcscn zu halten, so sei zu ihrer heutigen Tagung sogar ein Vertreter der Königl. StaatSregieruiig erschiene», freilich dürften ehemals die etwas stürmische» Bestech ungen der Geiwssenschaster auch nicht den friedlichen Eindruck in sachlichen Erwägungen ausgehender Erörterungen ihrer heutigen Tagung gemncht haben. Redner begrüßte dann im Einzelnen die Vertreter des Königl Ministeriums des Innern, Herrn Geh. Re- gierungsrath Stegiich, der Königl. Haupt- und Residenzstadt Dresden, .Herrn Bürgermeister Lenpold, nnd den Direltor der Dresdner Spar- und Kreditbank, Herrn Äoigt. der sich bor Allem um die Vorbereitungen znin Vcrcinstag sehr verdient gemacht hat. Hieraus ergriff Herr Geh. RegiernngSrath Stcglich das Wort, um den Vcreiiistag der größten Anthcilnahme der Königl. Staatsregierung zu versichern, die überall gern Ralh annehme, der eine Hebung und Festigung des Mittelstands anstrcbe. Bon diesem Gesichtspunkt aus wnnsche er. daß die Verhandlungen des VercinstageS das erstrebte Ziel erreichen möchten. Im Namen der Stadt Dresden hieß Herr Bürgermeister Lenpold den Vereinstag in deren Mauern auf's Herzlichste willkommen, indem er in liebenswürdig humoristischer Form dem Gedanken Ausdruck ver lieh, die Abgeordneten der Kreditgenossenschaften mochten ihrem Grundsatz getreu auch in Dresden recht viel Geld unter die Leute bringen. Herr Direktor Voigt brachte sodann das Hoch ans Ihre Majestäten den König Albert und den Kaiser Wilhelm aus. in das die Anwesenden jubelnd einstiminten. Zinn Schlüsse forderte der Herr Vorsitzende die Beriammeltcn ans, sich znm Danke für die liebenswürdigen Worte der Begrüßung, die ihnen allerseits ge spendet worden wären, von den Plätzen zu erheben. Hiernach konnte zur Erledigung von Punkt 2 der Tagesordnung geschritten werden, der die Bildung eines Bureaus vöriah. Aus Vorschlag des Vorsitzenden wurden in dasselbe die Herren Senator Schnlzc- Gifhorn und Direktor Voigt-Dresden einstimmig gewählt. Gegen die Tagesordnung machte sich in bei- im Druck vorliegenden Form kein Widerspruch geltend. Die sich anschließenden Borstandswahlc» ergaben die einstimmige Wiederwahl sämintlicher bisherigen 15 Vorstandsmitglieder, die durch freie Znwahl ihre Zahl ans 40 er höhen können. Illach Erledigung dervier ersten inelir förmlichen Punkte der Tagesordnung konnte in die eigentlichen Verhandlungen ein- getreten werden. Für den ersten Tag waren folgende Referate vorgesehen: Der «Kieckvcrkehr, ein Förderungsmitlel für die Kredilverelne und den Mittelstand. Referent: Herr Kassirer Albers-Harburg. — Kann ein Konkursverniallcr oder der Prozeßbevollmäcküiate eines Gläubigers die MitgliedsLait eines Genossen kündigen ? Referent: Herr Rechts anwalt Brauns-Hannover. — Ist als Sicherstellung eines Kredits die Hyvotbek aus ideelle Antlieile an einem Grundstück zu empfehlen? Referent: Herr Kanzlciratb Tbiele-Hannover. — Die Behandlung der Binsen, der Konventionalstrafe und der Quittung im Bürgerlichen Ge setzbuch für das Deutsche Reich. Referent: Herr Rechtsanwalt Dr. Steinfeld-Hannovcr. — Können die Kreditvereine den Bankkredit ganz entbehren, und wo finden sie Bankkredit ? Sind Eentratkasseii eine Notbwendigkeit für die Kreditvereine? Referent: Herr Direktor Kindor- Königsberg. — Gefährdet die Geschäitsverbindung mit der Preußischen (5entraI-Genosfc»schaflskasse die Selbstständigkeit der Kreditvereine? Referent: Herr Direktor Magiera-BreSlau. — lieber die Verpfandung von Forderungen und lonsiigcn Rechten nach dem Vürgerlicben Gesetz- buch. Referent: Herr Rechtsanwalt BrannS-Lannover. — Die Theil- ung der Verantwortlichkeit der Vorstandsmilglicdcr durch Thcilung ihrer Arbeit im Statut oder in einer Instruktion. Ncscrenl: Herr Rechtsanwalt Dr. Slcinscld-Lannover. — Täuschungen im Wcchsclver- kchr. Referent: Herr Direktor Voigt-DreSden. — Dis Schätzung der Sotidarbast seitens der Neichsbank und die Novelle zum Reichsbank- gcsctz. Referent: Herr Senator Dr. Glackcmeiicr-Hcmnover. — Gestellt Mittag 12 Uhr wurde im Weißen Saale der Deutschen Schänke zu den „Drei Raben" in Anwesenheit von 78 Mitgliedergeiwssciischasteir und 25 Gästen die 2. ordentliche Gencralversaiinnlung der Landcsge» ossenjchaftskassc für das Königreich Sachse» abgchallen. Der LandeS- geiwssenschastskasse gehören z. Zt. 1 Eentralgenossenichaft. 74 Ercditaenosscnschasten, 12 Bezugs-Absatzgenossenschafte», 13 Molke reien, 4 sonstige Genossenschaften nnd 5 Einzelpersonen, zusammen 10!) Mitglieder an gegen 76 im Vorjahre. Rach dem vom Vor stand vorgelegten Geschäftsbericht hat sich die junge Landes- genoffcnschastskaffe im Jahre 1898 ans das Veste weiter entwickelt und die erste Prüfung, die sie infolge des herrschenden hoben Zinsfußes (der Lombardzinssuß der Rcichsbank stieg bekanntlich bis aus 7 durchzumachen hatte, gut bestände». Sie hat den Zinsfuß von 4 "-6 sür aiisgeliehene Gelder nnunterbrvchcn sestzu- haltcn vermocht, während sie anderseits kür die Einlagen ihrer Mitglieder dauernd 3>'s A bezahlte. Dabei berechnet die Landes- gcnoffenschastskasse keinerlei Provision. Der Gesammtuinsak betrug n» verflossenen Jahre 9,750.935Mk. gegen 5,163,233 Mk. im Vorjahre. Zur Zeit sind im Ganzen 1,007,600 Darlehen ansacgeben worden, darunter 300,700, also fast genau '/» aller Vorschüsse an junge Ge nossenschafter. in Höhe von 6000 M.. die in 5 Jahren rückzahlbar sind. In den ersten 4 Monaten des Jahres 1898 betrug der Kassen- umsatz 4,184,936 M. gegen 1,197,227 M. in de» gleichen Monaten des Borjahres, so daß eine Steigerung aus das 3>/»fache zu ver zeichne» ist. Die Bilanz der Lanvesgenossenschastskasse macht sich mit 85,006 M. in Aktiva und Passiva und weist einen Reingewinn von 3366 M. auf. wovon nach dem Beschluß der Generalversamm lung 1015 M. als 4proc. Dividende auf die Geschäftsantheile zu zahlen sind, 278 M. auf Mobilien extra geschrieben werden sollen und 1872 M. in die Fonds abgeführt »nd 200 M. aus neue Rech nung vorgestrigen werden sollen. Der Borstand und Aufsichtsrath , wurden durch einstimmigen Beschluß von der Geschästssührung entlastet und ihnen der Da»! der Versammlung ausgesprochen. Nachdem noch die Höchstzahl der Geschästsautheiie, welche ein Mitglied erwerben ka»», durch Beschluß der Versammlung aus A> erhöht worden, wurden die aus dem Aussichtsrath nusscheideudcn Vorstandsmitglieder: Herren Direktor Bach und Direktor Rode ein stimmig wiedergewählt, während an Stelle des aus der Laudcs- genosseuschastskasse nusscheidcude» Herrn Engel Herr Kansmann Hans Frien aus Hamburg als Rechner angcstcllt wurde. Die »us dem Anssichtsrath ausscheidenden Mitglieder Herr Rittergutsbesitzer Möbilis-Lehndorf und Herr Landtagsabgeordnetcr Schmole-Spitt- witz wurden einstimmig wiedergewählt. — Die Veruntreuungen, welche sich Kviinnerzicuraih Hopssc als Schatzmeister des Albertvercins hat zu Schulden komme» lassen, bilden begreiflicher Weise das HauptgciprächSthcma in allen Kreisen. Die schniähliche Hcindlimasweisc findet in der allgemeinen Gcnliathnung über das Eingreifen der Behörde, welches längst erwartet worden war. ihre» Ausdruck und allein den hochachtbaren Mitgliedern der Familie Hovffe's, welche wie alle anderen ihnen näher stehenden Personen durch sein sicheres Anstrctcn getäuscht worden sind, wendet sich das Mitgefühl zu. Hopfse ist gestern Mittag aus dem Polizeigcwahrsam der Königl «staaisauwaltschast zugeführt worden. Vielfach wird die nahe liegende Franc aufgeworfen, wie cs möglich war daß die offen bar viele Jahre zuri'ickrcichende» Fehlbeträge nicht früher entdeckt worden sind. Hinsichtlich der Verpflichtungen und Funktionen des Vereins-Schatzmeisters kommt ß 21 der Vereinsstatliien in Betracht welcher lautet: „Der Schatzmeister, welchem ein vom Verein be soldeter nnd in dienstlicher Beziehung dem Direktorinin unter stehender Nechnungsbcnmtcr bcigegeben ist, ist mit der Verwaltung aller vorhandenen nnd entfließenden Gelder und mitderRechnunas- Ausstellung betraut. Er hat zu jeder Zeit das Direktorium über den Stand der Kasse in Kenntniß zu halte» und alljährlich mög lichst bis Ende März die Rechnung nnd Bermögensnachweiiinig nebst Unterlagen an das Direktorium cinzureichcn. Dos letztere hat hierauf das gcsammte Rcchnnngswcrk zunächst durch ci»c» von ihm zu wühlenden Rcchnnngsversländigen prüsen zu laffc» nnd nach Erledigung etwaiger Erinnerungen nebst allen Unter lagen an die in 8 30 erwähnte Kommission abzngeben, welche ihrerieitS darüber der Haupwersammlnug Bericht zu erstatte» hat. Auszahlungen sür Rechnung des Vereins ieitcns des Schatzmeisters bedürfen der Gegenzeichnung d cs G e! ch ä sts > ü l»e rs., Das Vermögen des Vereins und die bei ihm verwalteten Fonds sind in der Regel inündelmäßig anznlegcn. Die darauf bezüglichen Urkunden, bei Jnliaber-Papieren die Hauptdötumente, sind in einem dazu be stimmten Kaffenbehältnisse. n»tel gemeinsamem Berichluß zweier Direktorial-Mitglicder, und zwar des Geschäftsführers »nd des Schatzmeisters, aiiszubcwahren. Das Rechnungsjahr schließt mit dem Kalenderjahr." — Dieser Bestimmung gemäß ist auch ver fahren worden und cs bat sich stets die vollste Korrektheit der Bücher ergeben. Eine Revision der Kassenbestande. die nach der Buchführung vorhanden sei» sollten, scheint nicht Vorgenvinmen worden zu sein. Jetzt, am 28 April, da Hvpffe sei» Geschäft, welches zugleich Kassenstelle des Vereins war. aufgcben wollte und die Kasse» selbst in andere Hände übergehen sollten, hat eine Aus nahme der Bestände stattgefunden und hierbei sind die Veruntreu ungen zu Tage gekommen. — Wie uns die Königl. Wasserbau-Direktion imttbellt, wird von den Zuflüssen der Elbe in Böhme» starker Wasscrwuchs gemeldet. Nach einer Voraussage der hpdrographilcheu Landes- abthcilung zu Prag ist für Dresden heute Abend nahezu Höchst stand mit -j- 195 Eentimeter zu erwarten. — I» den Kroncnsäle» zu Bautze n fand gestern Nach mittag eine Kreis - Versgmntlnng vom Bunde der Lund in irt he statt, zu der alle königstreue» Männer eingeladen waren, welchem Ruse gegen 500 Landwirthe, in geringerer Zahl auch Handwerker, ans den Obcrlausitzcr Relchstagswahlkreiien Felge geleistet hatten. Als Ehrengäste bemerkte man u. A. die Herren: LandgerichtSpräsidcnt Dr. Ebcrhardt, Obcrstaätsanwalt Tr. Geiiscl, Geheimer Regierungsrath von Wilncki in Vertretung des bcm- lanlüen Herrn KreiShanplninnnes, Amtshauptmann Tr. .vempcl. Geh. Oekoiwmierath Hähnel-Kuppritz: ferner die Herren General a. D. Schul;, Obersten a. D. v. Schwanewede nnd Steindori:c.; auch der Vertreter des Reichstagswahlkreises, Abgeordneter Grase, war anwesend. Nach 3 Uhr wurde die Versammlung durch den Borsitzenden, Herrn Oekonomierath A. Steiger - Klcinbantzen, mit einer begrüßenden Einsprache eröffnet. Derselbe dankte zunächst den hohen Behörden, die es nicht verschmäht hätten, zu den bösen Agrariern zu komme», gedachte dam, des verstorbenen Gründers und besten Förderers des Bundes der Landwirthe, Ploctz, ferner des Fürsten Bismarck nnd des Landcsvorsitzcnden des Bundes der Landwirthe im Königreiche Sachsen, Landmann, den gleichfalls der Tod abgernfeu habe, und betonte weiter, daß jetzt die Forderungen der Landwirthschast auch von den Gegnern anerkannt würden. Redner konstatirte hieraus mit Freuden, daß die sächsische Regierung stets oas Wohl der Landwirthschast im Auge gehabt, nicht znm Wenigsten habe Sc. Maicstät König Albert ilnentwegt sein hohes Interesse sür die Landwirthschast zu erkennen gegeben. Die Ansprache endete mit einem begenterten Hoch ans Se. Majestät den König. — Nunmehr ergriff der Redner des Tages. Herr Reichstagsabgcord- neter 1)r. Oertel, das Wort zu dem Vortrage über: „Natio nale WirthjchastsPolitikDer Vortragende nahm als Ausgangspunkt seiner mehr als IVestnndigen Ausführungen die Initiative, die Fürst Bismarck Ende der 70er Jahre znm Schutze der nationalen Arbeit ergriff. Wenn man heutzutage so viel von der Weltvolitik spreche, an der Deutschland im Hinblick auf leine Bedeutung auch seinen Antheil haben könne und muffe, so führten uns unsere Gedaiikengänge doch immer wieder zurück ons den Boden nationaler Wirthjchastspolitik. Viele hielten diesen Begriff sür ein demagogisches Schlagwort. Die Pflicht und Aus gabe einer nationale» Wirthschaftspolitik beleuchtete der Redner nunmehr nach vier großen Gesichtspunkten: 1. sie müsse die na tionale Arbeit schlitzen, 2. den nationalen Bestand festigen. 3. die nationale Krast wecken nnd 4. der nationalen Eigenart durchaus entsprechen. In Begründung dieser Richtungslinien betonte Redner, daß der heimische Markt der nationalen Arbeit gehöre: Alles, was wir im Lande in genügender Menge und Güte selbst produzirc» und wofür wir vernünftig rentable Preise erzielen könnten, das brauchten wir nicht vom Auslande zu beziehen. Tie Industrie befinde sich meist in dieser Lage. Auch unser Getreide, unser Vieh verlange dieselben Preise wie die Industrie. Zu den Schutzzöllen übergehend. legte Redner dar, daß dieselben ein Schutz der ^nationalen Kultur seien., Man müsse aber von der jetzigen Sustcinlosigkeit, die sowohl Meistbegünstigungsverträge als auch reine Tarifverträge gezeitigt habe, abgehcn. Zu bevorzugen sei die elftere Art von Beiträgen. Bezüglich des zweiten Punktes gebrauchte Redner das vom Natioiialökvnomen List ent worfene Bild eines Gebäudes, von dem die Landwirtli- schaft das Fundament, Industrie nnd Handel die Geschosse seien. Leider hätte sich das Verhältnis; so Verschoben, daß die Geschosse schon seit Langem gestützt werden müßten, nnd zwar durch Handelsverträge. Die weiteren Darlegungen galten dem Beweis, daß die Erhaltung des Mittelstandes nicht nur eine wirthschaftliche, sondern auch eine kulturelle, politische und seelische Nothwendigkcit sei. Redner berührte dann die Friedenskonferenz, die nichts Wesentliches zeitigen könne, und sprach die Ueberzengnng aus, nachdem er Frankreich nnd Rußland als Deutschlands natürliche Gegner geschildert hatte, daß noch auf lange hinaus der Krieg die ultima ratio bleiben werde. Weiter legte der Vortragende dann dar. daß die Landwirthschast ihre Nahrung aus den Hauptbetrieben ziehen müsse, Nebenbetriebe seien cben Nebenbetriebe. Im Folgen den würdigte er die Bedeutung des Mittelstandes, der die organische Zuiciinmensassimg von Kapital und Arbeit darstelle und unbedingt er kalten werde» lnüssc, und zwar müsse der jetzige Mittelstand er halten bleibe», nicht der, der sich infolge der modemen Entwickelung aus Werkmeistern, Vorarbeitern u. s. w. bilde. Bon den vielen Mitteln und Wegen, die der Erhaltung des Mittelstandes dienten, nannte der Sprecher eine wesentlich höhere Besteuerung der großen Einkommen, höhere Erbschaftssteuer, eine Umsatzsteuer, die besonders die großen Waarenhäuser treffen müsse nsw In den Giftbaum der Börse, der nach einem schon dem Nomen nach unverdächtigen Zeugen. Professor Cohn - Würzbnrg, 951^ giftige Aestc trage, »msse mit kräftiger Jaust und starkem Arm ge schnitten werden. Er werde mit seinen Freunden abermals eine Erhöhung der Börsensteuer beantragen. Auch beim Kleinhandel liege die Kraft des Mittelstandes. Die deutsche Bolksart müsse wieder bestimmend werden für das deutsche Volk. Es habe eine Zeit gegeben, wo das Zinsnehmen ohne Ar beit eine Schande gewesen sei, dem deutschen Bolle galt damals Treue und Glaube» als das unbedingt Notbwendiae: jetzt sei Treue und Glauben fast ein Märchen, der König der Zeit sei der Schwin del, der allerlei Formen und Arten angenommen habe. Redner
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