Dresdner Nachrichten : 08.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189902083
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- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1899
- Monat1899-02
- Tag1899-02-08
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- Dresdner Nachrichten : 08.02.1899
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Vi.lvvdattk i. L. AUincUao. Hjz s'rrixN^en aank »ns- VLrtL evt» ^ k't.»u Vrlvfu»«rjL«a. 5. ^LIMMM ^ L Niwü LtasM. .' Sri«» l,s««r von kan« uaii üiaiiel. lleinriod klsll! llsklisksravt MW.U !: Kodtndnli-Hanüluus ^ rivlWvk L Sernäl 'lörrLLLvuZaüdv 12. Z » « /d»^«L;^sK»ÄS«?iKrKr?iKL^S^iSrKBiri^rrrr»r»rrtLt»^r»eK?^Ki>MiKr?rz^ «»ciu.üsMllng NLIlH-Lllidlli,» kortlku« L.ä.L1idrtlltts11id Hsx: m Vsrni lÄ tun §8-Ln8ta lt Vlll! Otto vi M» Nr. 39. Jugend und Pmteipolitil. Fprrjzrt. Fraiienklcidcrresonn. Hosnachrichte», Bürgermcistercinweisung, Schwurgerichksurlheil, Muthmaßl. Witterung: Samaritervercin, Gerichtsverhandlungen. Streichc,»ältest Wänner. Mittwoch, 8. Februar 1899. Lugend und Partei-Politik. Bon Köln aus ist ,imgst die West durch die Äiittheilung Über sicht worden, das, dort ein Verein zu dein ausgesprochenen Zwecke gegründet worden sei. uni sür den gemäßigten Liberalismus ugcndlichcn Nachwuchs hcraiiznbitdcu. Aus das Verhältnis; der Heranwachsenden Generation zu dem politischen Leben und Weben der Gegenwart wirst jene Nachricht ein bezeichnendes Licht, früher waren cs vornehmlich die Freisinnigen und bürgerlichen Demo- waten, die manch bewegliche Klage darüber anstimmten, daß ihr parteipolitisches Gebäude bei dein Morschwcrdcn der alten Stützen »iammenzubrechen drohe, da ihnen der Zuzug an irischen Kräften ichle, die neue Pfeiler zur Erhaltung des Ganze» aufzurichtcn ver möchten. Neuerdings ist dann auch der gemäßigte Liberalismus mit ähnlichen Beschwerden hervorgetreten, bis die Versuche, den» Ucbcl abzuhelscn, auf dieser Seite zu dem drastischen Ausdruck geführt haben, daß man der Sache auf dem heute ja nicht mehr migewöhnlichen Wege der Bcreinsgründung zu Leibe gehen will. Helfen wird zwar auch das schwerlich. Immerhin aber ist das eigenartige Unternehmen des Kölnischen Liberalismus shmptvma- tisch genug, um zu einer Würdigung als beachtenSwerthe Zcit- erscheinung herauszusordern. Worin hat die Gleichgiltigkeit unserer Jugend gegen das parteipolitische Dichten und Trachten ihre Ursache ? Wenn diese in einem Mangel an Verständniß und Bcgeistcrungsfähigkeit für unsere großen vaterländischen Errungenschaften läge, dann, aber auch nur dann hätten die Parteiführer ein Recht, sich in den be liebten wchinüthigcn Betrachtungen über den Niedergang der idealen Anschauungsweise und da» Anwachsen des Materialismus in den Kreisen des werdenden Geschlechts zu ergehen. Von einer solchen verhängiiißvollen und unheilbringenden Entwickelung in dem Denken und Empfinden unserer Jünglinge kann aber zum Äück im Emst nicht die stiebe sein. Wohl wll nicht verschwiegen werden, daß hier und da bedenkliche 'Auswüchse Vorkommen, gegen die man im patriotischen Interesse die Angen nicht verschließen darf. Die „Alten" mit ihrer altfränkischen Weisheit und ihren strengen Sitten scheinen vielfach der Jugend zu „langweilig" ge worden zu sein. Der jugendliche Srurm und Drang, der Thatcu gebären will und nach Persönlichkeit lechzt, hat sich zum Thcil aus das Nietzschc'schc „Uebcrmenschenthum" geworfen und möchte in solchem Kraft- und HerrschaftSgefühl den Himmel stürmen. Dabei werden alle bisher gewohnten Begriffe über den Hausen ge stürzt, „Realismus", „Naturalismus" und ähnliche Schlagworte werden auf den Schild erhoben und stilles ist Trumpf, was seltsam, bizarr, ungewöhnlich ist: Die blauen Wiesen, rothen Himmel und >i!a Kühe sind leider vorbildlich für da» gesammtc Ringen und Streben eines Theiles unserer Jugend geworden. Bei Vielen liegt darin sicherlich nichts, waü man besonders tragisch zu nehmen brauchte; c» ist dann nur ein Durchgangsstadimn, das blo» so lange dauert, bis da» praktische Leben den etwas verschobenen und verschrobenen Kopf wieder an die rechte Stelle rückt. Bei'Anderen freilich geht die Wirkung tiefer und bereitet in der geistigen Richt ung einen Boden vor, der in höherem oder geringerem Grade em pfänglich ist für die Aufnahme der verderblichen Irrlehren der revolutionären Sozialdemokratie. Die sozinlrevolutionnren Führer sind eifrig bestrebt, jede derartige Schwache in der Position der gebildeten Jugend rn agitatorischer Weise anSzunützcn und schwan kende. haltlos gewordene Elemente ganz in ihre Netze zu locken. Dagegen dürfen die patriotischen Kreffc nicht blind sein: denn die klare Erkemitniß dessen, was wirtlich ist, bildet die oberste BoraiiS- letzuna einer gesunden Realpolitik. Wenn e» aber gewiß ist, daß Vertuschung bestehender Ilebelstände diese verschlimmert, so ist e» nicht minder sicher, daß den gleichen Erfolg auch eine den Tliatsachen nicht entsprechende Ucbertreihnng hat. Die Zunft der Schwarz seher ist heutzutage übergroß geworden, und ihre Anhänger be mühen sich redlich, auch die Beryältnissc innerhalb der Heranwachsen den. gebildeten Jugend in den düstersten Farben zu schildern. Dagegen müssen die patriotischen Kreise energisch Front machen, indem sie unsere Jugend zeigen, wie sie wirklich nt. ohne Ver schweigung des TadelnSwerthen und Besserungsbedürftiaen. aber auch unter voller Anerkennung der guten und vortrefflichen Eigen schaften, deren sie sich rühmen darf. Vor Allem mögen die Herren von des Parteigottes Gnaden es sich ein iür alle Mal gesagt sein lassen, daß das Heranwachsende Geschlecht auf ein parteipolitisches Dogma nicht mehr zugeschnitten ist, weil cS in seiner überwältigenden Mehrheit ganz von dem höheren nationalen Gedanken beherrscht wird. Der deuffche Jüngling, der Io ist wie er sein soll, will aus den Spuren des Fürsten Bismarck wandeln. Für ihn ist die nationale Politik der Inbegriff jener unerschütterlichen Grundsätze der RegicrungSweiSheit, die der Alt reichskanzler seinem deutschen Volke hinterlassen hat, und deß zur Ilrkund' werden künftig aller Orten die schlichten Gedenksteine sich erheben, deren Errichtung von den deutschen Universitäten beschlossen worden ist. Diese deutsche Jugend ist mit Nichten glcichgiltig gegen die Politik überhaupt, sondern vielmehr politisch durch und durch, soweit politisch und national zwei identische Begriffe sind. Die lugendlichen Vertreter des nationalen Gedankens fragen aber nicht nach dem parteipolitischeil Schibolcth. wenn sie einailder be- ' ' ihre Blicke und Hände Gut und Blut nach innen wie nach außen ff und Webe cmzustehen, die beste, die ^einzig rb huldigen köi Politik ist. der ' R' oktrinärc Streitigkeiten, partcipolitßche sränktcr Fraktionsaeist finde» in der Brust . cn Raum. Die Parteiführer werden vergeb- iundene Interesse der gebildeten Jugend für das parteipollMe Getriebe wieder zu wecken juchen. Das vage, ode. unfruchtbare Parteigezänk ist zu schale Loft für die feurigen unigen Gemüthcr mit ihrem patriotischen Schwünge. Sic sehne» sich nach einem wirklichen unverrückbaren Ideal, daS fest steht in Sturm und Wettergraus, in Brandung und Wogciiprall, das nicht nnch Art der parteipolitischen „Ideale", wie ein Kartenhaus vor jedem Windstöße zusammensällt. Einen solchen idealen Rückhalt vermag ihnen nur der vaterländische Gebaute zu biete», der von allem be engenden und verkleinernden Beiwerke befreit ist. Nicht also, weil sie zu wenig ideal denkt, sondern gerade, weil sic den Begriff des Ideals in seiner höchsten Verklarung ersaßt hat. ist die deutsche Jugend eine abgesagte Feindin der Parteipolstil. Ihre Ziele liegen höher, ihr Gesichtskreis ist weiter begrenzt, ihre Sehnsucht zieht mit dem Flügelschlaac des deutschen Adler» fern über die Meere und schwärmt von der Ettüllnng der großen Kulturmission des Germanenthuiiis in aller Wcli. Man lächele darüber nicht! tünch die enthusiastische Einheits- schwürmerci, die auf den früheren Sänger-, Turner- »nd Schützen festen zu Tage trat, wurde ja zuerst von den kühlen Weisen be spöttelt : und doch ist sie der mächtige ideale 'Antrieb gewesen, der die Entwickelung unanshaltsam durch alle Widerstände hindurch vorwärts drängte und die national-ethischen Voraussetzungen sür die Aufrichtung des neuen Reiches schuf. Vielleicht wird dermaleinst auch die deutsche Weltpvlitik von den Früchten der jugendlichen Begeisterung zehren, die »ich heute noch in der Blüthezcit bcsindct. Auch sür die innere Politik de» Reiches eröffne» sich ans der rein nationalen, dein politischen Parteigezänk abholden Geistesrichtunci nnsercr Heranwachsenden Jugend bedeutsame Aussichten. Wenn erst einmal das gesummte öffentliche Leben unsere» Volkes von Männer» geleitet sein wird, die von Jugend aus dem partcipoli- lischen Brimborium entrückt gewesen sind, wird da»» nicht die bis her immer mir theoretisch erörterte bernssständische Gliederung llniercr Volksvertretung in die nmnittelbarc Nähe der Möglichkeit praktischer Verwirklichung gerückt sein ? Damit wäre dann diejenige Umformung unsere» innerpolitischen Leben» gegeben, die sich mit der fortschreitende» Zersetzung des vom politischen Parteigeiste be herrschten Parlamentarismus mehr und mebr als »iiabweisbare Nvtlnvcndigkeir herausstellt, und die, indem sie an die Stelle des zügellosen allgemeinen Wahlrechtes die Mandate der beruflichen Körperschaften setzt, nicht verfehlen würde, ais ein mächtiges Gegengewicht gegen die sozialrcvolntionärc Agitation zu wirken, die sich i» unserem gegenwärtigen Reichstage in einer aui die Tauer unerträglichen Form breit zu machen wagt. Aus allen diesen Gründen erscheint cs im vaterländischen Interesse vortheil- haft, wenn hier einmal ausnahmsweise nicht die Regel gilt: „Wie die Alten sungcn, so zwiffcbern die Jungen". Mit dem Partei gezänk unserer „Alten" will unsere Jugend aufgeräumt wissen und nur national sein im Denken und Handeln. Möge sie diesen ihren nationalen Ehreuschrld allezeit blank und rein bewahren! Dann wird die Zillunsk unseres deutschen Vaterland» in guten Händen ruhe», uno „Enkel werden kraftvoll walten. Schwer Errung'ucs zu erhalten". Kern schreib- und Aernsvrcch-Bcrtchte vom 7. Februar. * Berlin. Die WahIprnsungSkommiffion des Reichstags erklärte die Wahl Kreitling» (stets. Volksp.i im zweiten Berliner Wahlkreis für ungiltig. " M ünster «Westfalen.) Der Provinzial-Landtag lehnte die Uebernahinc der Lippe - Kanalisirnng durch die Provinz ab und beauftragte den Provinzialausschuß, dem Landtage bei der nächsten Tagimg eine neue Vorlage zngehen zu lassen. Der Landtag ge nehmigte dagegen die Hergabe der Baiikapitalien au» Mitteln der Provinz zur Errichtung einer Thalsperrc in den westfälischen Gebirgsgegenden. ' Budapest. Die Klein-Ezeller Sparkasse (Eisenburger Eomitat) beschloß heute den Konkurs, da infolge langjähriger Ver untreuungen ein unbedecktes Defizit von einer balben Million konstatirt wurde. Die Spareinlagen sind auf l'/i Million gesichert, da Direktion und Aufsichtsrnth vollständige Deckung geboten haben. ^ Mährisch- O st r a u. Die EWlosion im Thcresien-Schachte zu Polnisch - Ostrau erfolgte durch Kvhlenstanbentzniidnng, ver ursacht durch einen abgegebenen Schuß Der Abgeber des Schusses erlitt an den Händen und im Gesicht Brandwunden. Zwei an scheinend leblos aus der Grube beförderte Schlepper wurden durch die Bemühungen der Acrzte in» Leben znrückgerusen: dieselben sind »ur leicht verlegt. Berlin. Reichstag. Vor der Tagesordnung nimmt da» Wort der Präsident Gras Ballestrein: „Meine Herren! Ehe wir in die Tagesordnung eintreten, habe ich dem Hanse eine Trauerbotschaft mitzutheilen. (Die lämmtlichen anwesenden Mit glieder de» Hause» erbeben sich von den Plätze», einschließlich der Sozialdemokraten). Gestern gegen Abend ging mir folgendes Tele gramm zu» Der Präsident verliest hieraus ein Telegramm des Neffen de» Grafen Eavrivi, des Landralbs Lamprccht, welches den Tod des Grafen Caprivi meldet, und fährt fort„Meine Herren! So wäre de»» wenige Monate »ach dem Heimgänge seines großen ^ .. .erangereicht, aber auch er war ein Mann, der Deutsch and» Wohl gefördert hat und dem es an Größe nicht gebrach: Groß war er in seiner unwandelbaren Pflichttreue, groß in seiner un bedingten Hiilaeviulg an seine» Kaiser und Herrn und an das deutsche Vaterland, groß endlich in ehrenhafter, wahrhaft ritterlicher Gesinnung. (Beifall.) So wird das Bild des zweiten Kanzlers in alle Zukunft vor dem deutschen Volke stehen als das Bild eines Ritters ohne Furcht und Tadel. «Beifall.) Sic haben sich er hoben, um das Andenken des Grasen Eaprivi zu ehren; ich stelle das hiermit fest. Ich habe ein Telearammschrclbcii an de» Land- rath Lamprccht gerichtet und auch verfügt, daß ein Kranz aus dem Sarge nicdergelcgt wird; ich hoffe damit, Ihre Intentionen erfüllt zu haben. Ich habe die Absicht, mich am Donnerstag nach Skhre» zu begeben, um in, Namen des Reichstags dir letzte Ehre dem bahinaeschiedene» Reichskanzler zu erweisen. Für Mitglieder des Hauses, welche sich dem auschließen wollen, sind Plätze »» Salon wagen reservlrt. Der Zug geht 8 Uhr 35 Min. von der Friedrich- struße ab." — Hierauf wird in die Tagesordnung cingetreten. Da» Eztraordinarium des PostetatS wird fast ohne Debatte genehmigt, ebenso der Etat der Reichödruckerci. — Es folgt die erste Lriung des Gesetzentwurfes best die Abänderung des BankgcsebcS. — Staatüsekretür Gras PosadowSkh begründet die Vor lage und wende: sich namentlich gegen das Verlangen »rach völliger Verstaatlichung der Reichsbanl Politische Einflüße würden dann zu sehr mitspielcn. Jedenfalls wäre cs zweifel haft. ob eine stetige parlamentarische Kontrole der Ent wickelung der Bank förderlich wäre. Bei einer reinen Staats bank mußten ferner alle Privatnolenbanlcn wegfallen: auch durste eine Staatsbank kaum alle die Geschäfte, wie sie gegenwärtig die Reichsbanl ausiührt, sübrcn können zum Segen der Geschästswcü. wie Giro-und Lvinbard-Berlehr :c Weiter wendet sich der Staat» sekretär gegen das Verlangen nach einer noch weit über Ne Vvi läge hinausgehenden Verstärkung des Aktienkapitals der Reichsbanl Wir glauben, io schließt der Redner, mit dieser 'Novelle weder den, Kapitalismus noch dem Partiknlarismus gedient zu haben: wir haben aufrecht erhalten, was sich 28 Jahre hindurch bewährt hat »nd »ur geändert, was geändert werden mußte. — Abg. Gamv «Reichsp.) geht aus die Vcrstaatlichungsstage nicht näher ein, da er sich eine» praktischen Erfolg davon nicht verspricht. Er schreib! auch der Verstaatlichung weniger eine prinzipielle Bedeutung z». sicht darin vielmehr hauptsächlich nur eine finanzielle Frage. Red ner wendet sich dann zu einigen Punkten, bezüglich deren ein großer Theil seiner Freunde Acndcrnngen der Vorlage sür »öthia hält. Die Erhöhung des Grundkapitals sei zu geringfügig. Die Reichs bank solle dem .Handel und Verkehr die nöthigen Betriebsmittel zur Verfügung stellen und somit einen übermäßigen Diskontsatz ver hindern ; dazu genüge das vorgeschiagcne Grunokavstal nicht. In Frankreich ist der Diskont viel niedriger, obwohl Deutschland Frankreich aus vielen industriellen Gebieten erheblich überlegen ist. und obwohl auch Deutschlands Baarmittel in den letzten Jahren eine erhebliche Vermehrung erfahren haben. Bestreiten das Verbot des Getreide-Terminhandcls habe in der Richtung gewirkt, daß umsomehr Baarmittel vom Getreidehondel absorbirl würden. Ich führe den Mangel an Baarmittel» hauptsächlich zurück aus die übermäßige Anlegung von Mitteln in ausländischen Äerthcn. C» ist zu prüfen, ob die Zulassung ausländischer Weiche in solchen kritische» Zeiten nicht einfach zu verbiete» sei. Redner verlangt Erhöhung des Grundtapital» um 80 Millionen und Steigerung des Reservefonds mit der Zeit um 50 Prozent, so daß das Bank- tapitcü schließlich 300 Millionen Marl erreichen würde statt nur 210 Millionen, wie dielVorlagc Vorschläge. Redner wirft der Reichs bank vor, daß sie selber unter ihrem offiziellen Diskontsatz diskonttre, während mit Recht den Privatbanken verboten werde, unter dem Bankdiskont zu diSkontiren. Vielleicht sei eS aber überhaupt am besten, dieses Verbot an eine gewisse Höhe der Bankratc zu knüpfen, etwa an 1 Prozent. Unaiinehmbar sei chm Artikel 0. wonach die Bankantheil - Inhaber Vorrechte aus die neuen 30 Millionen Mart Antheilscheinc haben sollen Mit demselben Recht könne man dieses Geschenk den Mitgliedern des Reichstage» ;u- wenbcn. (Heiterkeit.) Er bitte das Hans, hier ganze Arbeit zu machen und nicht nur halbe. — Abg. Bü > ing tnl.): Die große Mehrzahl meiner Freunde steht aus dem Boden der Vorlage, ohne sich jedoch hinsichtlich aller Einzelheiten zu binden. Ich selbst bin mit dem deutschen Handelstage der Ansicht, daß die bisherige Organisation der ReichSbcmk sich vortrcsstich bewährt hat. Der hohe Diskont, über den geklagt wird, ist nun einmal eine unvcr- weidliche Folge des wirthschastlichcn Aufschwungs. Wenn in Frank reich und England die Diskontbcwegung in letzter Zell weniger lebhaft war, so liegt das daran, daß rn beiden Ländern wirth- schastlich ein gewisser Rnhepnnkt erreicht zu sei» scheint. Außer dem sind mir noch nicht im Stadium des Kapitalreichthums, sondern noch in dem der Kapitalaisicimmlung. Weiter sind bei uns in den letzten Jahren außerordentlich viele Anleihen untergcbracht worden, namentlich mehr als in Frankreich. 'Nicht hoher Goldabstuß nach dem Anstande, sondern vielmehr Goldabsinß in den inneren Bei kehr hat bei uns die Diskonterhöhung verschuldet. Angesicht» der beiden Hauptaufgaben der Reichsbank, Schutz der Währung und Erleichterung des Zahlungsausgleich», muß die dritte Ausgabe, Nutzbarmachung verfügbarer Kapitalien, zurücktrcten. Die Reichs bank kann also nicht zugleich Central-Krcditinstitut sein und etwa im Interesse der Landmirthe lediglich langfristige Geschästswcckpcl laufen Weiter weist 'Redner die Verstaatlichungsideen zurück: eine Verstaatlichung der 'Reichsbank würde als erster Schritt zur Doppelwährung angesehen werden. Der Erhöhung de» Grund lavitals steht Redner ganz kühl gegenüber, denn dasselbe sei dock, nur Garantiekapital z iür die eigentlichen Ausgaben der Bank sei e» ganz gleich, ov das Kapital ein paar Millionen Mark mein oder weniger betrage. Damit, daß die neuen Antheilscheinc mit einem Aufgeld zur allgemeinen Subskription aufgelegt werden, sei er selbst einverstanden. Was die Erweiterung des Noten Ausgaberechtü anlange, so empfehle eS sich, noch über 100 Millionen Hinaiiszuaehen. vielleicht bis 600 Millionen Wenn die Privatbanken nicht unter dem offizielle» BanldiSkont distontircu dürsten, was völlig berechtigt sei, so müsse auch der Reichsbant selbst diese Verpflichtung aufrrleat werden Redner kündigt den Antrag an. das jetzige Gesetz gleich auf 20 Jahre z» erlassen. - Abg. Gras Koni tz (kons.) erklärt, der größte Thcil seiner Freunde halte an dem Verlangen nach Verstaatlichung der Reichsbank fest — Reiclzsbankpräsident Koch: Wir haben niemals irgend einen gewerblichen Stand bevorzugt, wir haben Alle gleich berücksichtigt, auch die Landmirthschaft. ES liegt keinerlei Anlaß vor, an den erprobten Grundlagen unseres Bankwesens zu rütteln. Der ganzn Betrieb würde bei einer reinen Staatsbank doch vielleicht etwa» tmreailkratiicher sein als jetzt. Selbst Msline von Frankreich und andere dortige Autoritäten der Doppelwährung geben einer Privat- baut den Vorzug und in Preußen haben gerade die schlimmen E> fahrungen, die inan mit einer reinen Staatsbank gemach! hatte. 18LV zu dem gemischten achtem der preußischen Bank geführi Man bemängelt immer den hohen Diskont. Unser Kollegium von 8 Männern entschließt sich auch stets nur schwer zu einer Erhöhung, aber die wache ist doch auch nicht so schlimm. Jahrelang war der Diskont niedriger, erst mit dem wirthichastlichen Aufschwünge wurde c» anders Wir machen nicht den Diskont, sondern die Gesetze des Verkehrs machen ihn. Redner wendet sich daun gcgeir de» Vorschlag einer Erhöhung des steuerfreien Notenkontinaents über den von der Regierung vorgeschlageiicn Betrag hinaus. Eine zu hohe Grenze habe auch ihre Gefahr, denn man werde dann wo möglich Diskontherabietziingen verlangen, so lange die Grenze noch nicht erreicht sei. — Wciterberathuna morgen. Berlin. An der Bestattung deS Grafen Eaprivi werden sich viele Mitglieder des Bundesraths und des Reichstages betheiliacii. Der Präsident des Reichstages hatte heute eine Äste in Umlauf setzen lassen, um die Art und Weise der Bethcttigung srstzustellcn. Die Plenarsitzung wird am Donnerstag aussallen.. — Die Budgct- tommission deLReichstags führte heute dleBcrathungdcsMlitüretat» KN cv Lv ", » Zs MW MM, st» » « 2 es v v» s s. s ev s.« r-r- ? sE Kr.- ru Ende und > Reichstags aeuchimluc ie ciiucliicn Ansätze- In ö« Debatte
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