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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.07.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187707136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770713
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770713
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-07
- Tag1877-07-13
- Monat1877-07
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.07.1877
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Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. «rlartto, »ob «nnbtttu, IvhanmS-ast« SS. -pu-ftuudni »er Nr»«rlt«,: vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 4—k Uhr. -auahmr der für die nächst- ,,«wende Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen bis 8 Uhr Nachmittags, an Tonn- and Keiltage» früh bis '/,S Uhr. 1a »rll /tltate» stir Zas.^ui-Hme: ttto Klemm. UniverfitLtSstr. 22, vuutS Lösche. Sarharinenstr. 18. p. nur bis '/,3 wir. MMM..TagMatt Anzeiger. Orgm str Politik, Localgcschichtc, Handels- md GeschLstSveckehr. Auflage 1S.2L« ^d^aukwrutoprri» vtertelj.4'/, M, mel. Bringerlohn b durch di« Post bezogen 6 Mr. Jede einzelne stummer so Pf. Belegexemplar lo Pf. Vedüdren für Extrabeilagen ohne Postbesörderung 3«'. Pk. ...it Poftdefvrderung 4L P.'t. Zostkatk 4gesp vourgeoiSz 20 Pf. Gröbere Schriften laut nnfrrrm Prrlöoerzelchlttß. — Tabellanscher Sah nach höherem Tarif Lrclmur« ouler »r«Uk-artton«fN ch dir Spaltzeile 40 Pf. Inserate find stets an d ««pedi-v-a zu senden. — Aadatt wird vrch' gegeben ZahlungpnloacmanLö, oder durch Postvorschuß. M 194. Freitag den 13. Juli 1877. 71. Jahrgang. Bekanntmachung. Die ne» begründete Stele eine- Wxpedie»te« bei unterer RathSstubm-Expedition m>t dem läHrltcha» Sehalte von LSAS Mark »nd PeasiaaSberichttgaag ist dearuächft z» besetze» De« anzustellenden Expedient sollen hauptsächlich die in der Verwaltung vorkommenden, juristische Befähigung nicht erfordernden Ausfertigungen «nd sonstigen Arbeiten übertragen und wird daher bei der Besetzung der Stelle namentlich aus solche Bewerber Rücksicht geuommen werden, «rlcbe bereit- Erfahrung in Berwaltaag-sache» und womitglich auch KeaataiG von dem «r««d, a»h Hyp»theke»»ese» besitzen Wir fordern hierdurch zur Bewerbung um diese Stelle auf «nd sind bezügliche Gesuche unter Beifügung der Zeugnisse ht- zu« 21 d. M. hei unS einzureichen. Leipzig, de» li. Juni 1877. Der Rath der Stadt Leipzig. vr Georgi. Cerutti. Bekanntmachung. ^ Die Geradlegung der Trottoir- vor dem Frckericianum, sowie die Legung von Granitplatten an der I. Bürgerschule soll zusammen einschließlich der Materiallieferung in Accord vergeben werden. Diejenigen, welche diese Arbeiten zu übernehmen gedenken, werden hierdurch «ufgefordert, Zeich« nungen und Bedingungen im RathSbauamte einzufehen »nd ihre Offerten bi- zum 28. J«lt h. IS. «achartttagS S Uhr versiegelt «nd mit der Aufschrift „Lrottwir» a» dar 1. Bürgerschale" versehen bei dem Bauamte etnzureichen. Leipzig, am 11. Juli 1877. De» Rath der Stadt Leipzig. vrl Georg». vr. Reichel Wegen Renoviruug der Localitäten bleiben die Geschäfte de- Leihhause- und der Sparkasse für Moatag, dea 1« Jalt 1877, auSgesetzt »nd können die für diesen Tag bei der Sparkasse gekündigten Beträge schon Sonnabend den 14. Juli e in Empfang genommen werden. Leipzig, den 12. Juli 1877 De» RathS Depatatlo» für Leihhaus uud Sparkasse. Für den Landtag. Die hie und da bereit- lebhaft betriebenen Bemühungen um die nächsten Landtag-Wahlen richten die Aufmerksamkeit von Neuem aus die mannichsachen inneren Angelegenheiten, Sorgen unv Fragen unser- sächsischen Slaat-leden- llnter diesen treten die kirchlichen Interessen, wte vnc e- leider seit langer Zeit gewohnt find, in einen unaebührlichm Hintergrund. Nicht etwa, weil sie dem Landtage Nicht- zu thun machen würden: die- könnten nur ganz Unwissende glauben ES ist ja bekannt genug, daß noch ziemlich viele «nd große Bedürfnisse de- kirchlichen Leben- au- den allgemeinen Staatsmitteln bestritten werden, also di« BidgetbkwiUiguna der Lande-vertreter auch aus kirchliche Fragen führt. Aber man will ein» mal diese Fragen nicht für wichtig genug ansehen, um sich viel darum zu sorgen. Und doch bedarf e- nur weniger Erfahrungen im privaten und öffentlichen Menschenleben und nur geringer Orimtirung im kulturgeschichtlichen Gebiete, um zu wissen, daß nur in einem frischen, kräftigen, gesunden ReligiorSleben sich ernste Sitt lichkeit und hoffnung-frohe Thatkrast dauernd erhält. Der Pessimi-mu- — d. i. die Verzweif lung —, die Krankheit unsere- Zeitalter-, ist da- Kind religiöser Versumpfung. Wie Verhalten sich unsere -ffeottichen kirchlichen Einricktungen zum Niedergänge uusere- religiösen Leben-? Halten sie ihn auf oder leisten sie ihm Vorschub? ES ist ein ernste-, verantwortungsvolle- Wort, wenn wir sagen: sie leisten ihm Vorschub. Aber e- so ist Will man die Religion fördern, so muß man ihr diejenigen Gestaltungen anbilden, welche da- Leben der Zeit fordert, und durch welche allein sie eben de-halb ein nährende- Ferment de- Zeit leben- bleiben »nd immer mehr werden kann. Sich gegen diese Einkleidung de- ewigen Gehälte rn die zeitgemäßen Formen sträuben, da» heißt Religion «nd Kirche für die Zeit lahm legen. Alle Welt weiß nun, sieht e- alle Tage, greift «S mit Händen, daß die fruchtbare Lebensform, die unserer Zeit eigenthümlich ist, die der thäti- gen Mitwirkung oder die Form de- Ge meinschaftsleben- ist. Auf de« Gebiete der Kirche erwächst Hiera«- da- Princip der thätig eingreifenden sogenannten Laienbetheiliguvg. Gegenüber den alten Formen der Lheologmkirche und der veamtenkirche ist die Gemetndekirche anzustrrbeu. Durch die geschichtliche Nvthwendigkeit, mit der sich diese- Princip in den jüngsten Jahrzehnten Geltunamang, entstanden «leuthalben repräsen tative Kirchenversasiungen, Eynod-lverfastungm. Man löste die Kirchen mehr und mehr vom Staate lo-, dessen Gesetzen sie um so entschiedener unterstellt werden mußten, der ihnen aber die Bestallung ihrer inneren Verhältnisse, soweit jene Gesetze davon nicht berührt wurden, überlasten durste. Daß so zuuächst Halbheiten entstehn» würden, war leicht vorau-zusehen. Aber «an hat nicht die Pflicht, diese Halbheiten z, confervirm, sondern die Pflicht, die Schlacken immer mehr von de« Erze zu lösen, die Reste aller Priucipien wegzuschaffev. uusere Kirchen der fast ungen vollend zu D>m zu machen, wozu sie allein da fein sollen und könne», zu Verkörperungen de- Gemeindeprincips. Wir urtheilen nicht zu hart, wen» wir unfrre sächsische LandeSsynode eine Mißbildung am Körper unsere- VersastungSlrbenS neunen. Sie ist da- Gegentheil ihre- Begriff», da- Gegentheil eine- RrpräsenlativkörperS. Sie ist kein AuS- drnck der Gemeinden der Landeskirche. Tie ,st nur eine andere Form von Theologen« und Beamlencollegium. Sie ist kein Organ der Gemetndekirche, sondern ein Organ der alten Theologen- «nd Beamteukirche. Sie versammelt in sich fast die Gesammtheit aller Stimmführer de- Alten, während außerhalb ihre- Schooße- die angeblich durch sie . vertretenen" Gemeinden in der übergroßen Mehrzahl auch ihrer gebildet sten Glieder mit dieser »hrer „Vertretung" kaum einen einzigen Lebens- und StrebenSgedanken mehr gemeinsam haben. Selbst die gemäßigtste Mitte sieht in dieser Synode ein hinderliche- Organ, »nd e- fehlt auch den Absichten de- Kirchenregiment- in diesem Organe an hinreichen, den Anknüpfungen. WaS die letzte Synode Gute- geschaffen, oder richtiger: Schlimme- ver mieden, da- verdanken wir einem entschiedenen ministeriellen Willen, welcher der Synodalmehrhcit sich unbedingt widersetzte »nd der Bereitschaft dieser Mehrheit, sich diesem Willen zu fügen, weil — sie sonst mehr noch verloren hätte, und weil sie wußte, daß sie keine öffentliche Meinung hinter sich hatte Auf diesem Wege kann e» einfach nicht wei tergehen. ES ist Alle- anzustrengen, um unser kirchliche- Leben au- dieser Sackgaste zu befreien, in die e- durch jene- Danaergeschenk der Kirchen- verfastung von 1868 gerathen ist. Niemals wird diese Syrote ihren eignen EntstehungSgrund, ihr Wahlgesetz «mändern, wenn e- ihr nicht die äußerste Noth gebietet. Aber sollten dle Kammern nicht berufen sein, auf Abänderung zu dringen? Sie werden e- thun, wenn sie mit mehr Interesse und Ueberlegung, al- die Meisten unserer Zeitgenosten thun, sich dm kirchlichen Fragen hingrben ES ist ohnehin widersinnig, vom Staate Gelder in Anspruch zu nehmen, die einer einzelnen Bekenvtnißkirchc dimm sollen. Reformirte, Katholiken, Juden, Dissidenten, — alle zahlen ihre Ein- kommensteuer «nd Gewerbesteuer zu gleich mit für diese Synode der Ultra lutheraner! Dabei kann eS nicht blei ben! Soll der Staat und muß er für eine ein zelne Kircbe zahlen, so darf er e- nur dann thun, wenn er überzeugt sein kann, daß diese Kirche im Sinre allgemeiner Culturideale auf die Bevölke rung wirkt »nd in diesem Sinne von ihrer Vertretung geleitet wird. Leipzig, 12 Juli. Fra» Fortuna ist unter allen Verhältnissen eine launische Dame; noch wetlerwenvischer al» sonst ist oder ihre Gunst im Kriege. Die Russen müssen'- jrtzt erfahren. Aus dem asiatischen Kriegsschauplätze war e-, wo sie die-mal ihre ersten Lorbern pflückten; da- Feldherrngeschick oder Glück eine- LoriS-Melikoff, eine- Teraukastoff und die kühn vordringend« Tapferkeit ihrer Truppen wurden allgemein gepriesen, und ihrm hinter der Dona» festgenagelten Kampfgenossen wässerte der Mund nach Erfolgen, die nur im Entferntesten dm armenischen Siegm ähnlich sähen. Bajasid, Ardahan.Kar- «urden in schnell«« Fluge genommen »der eingeschlostm; schon glaubte man Erzeru« verlor«, und damit ganz Armmim zu dm Füßen der Rüsten liegen. ES kam aber ander»; da- Blatt d ehte sich und der Donau-Armee, die nun ihrerseits von der Sonne de- Glück- ange'ächelt wird, kann eS jetzt nicht mehr einfallen, die Brüder in Asien zu beneiden. Wie gewonnen, so zerronnen. Schnell gingm die schnell errungenen Erfolge wieder verloren; die Belagerung von Kar- mußte ausgehoben werdm; in Bajasid hält sich nur noch mit knapper Noth rin spärlrche- Häuflein zäher Rüsten, wmn e- sich nickt auch schon ergeben hat; Schlag auf Schlag folgte bei Batum und auf den anderen Gesichtsfeldern läng- der Küste; auf der ganzen Lmie mußtm die Rüsten dm Rückzug antreten »nd Armenien räumm, während in ihrem Rücken, durch solche Mißerfolge ermuthigt, der Aufstand im abchasischen Kaukasus fortbrennt Da- sind bittere Pillen Die russische KaukasuS-Armee, deren Führer jetzt selbst zugeden, daß sie den Feind thöricht unterschätzt haben, wird nun wohl Bescheidenheit lernen, sick an der Grenze neu sammeln «nd verstärken, vorerst aber in der Veithe.digungSstellung veiharren müssen, bi- vielleicht nachhaltige Erfolge auf dem europäi schen Kriegsschauplatz- dm Rüsten in Asien Lust schaffen »nd die Wiederaufnahme der Angriff-- bewegungen ermöglichen. Allzuschnell aber ist da- Letztere nicht zu erwarten; ganz abgesehen von den strategischen Schwierigkeiten, die genommen, nicht umgangen sein wollen, machen die Ver pflegung-Hindernisse in Bulgarien, über die unsere zeser unten Nähere- finden, den Rüsten ein Moltke'sche- Marschtempo unmöglich — selbst wenn sie schon eine» Moltke hätten. Haben also die Risten in letzter Zeit keines wegs glänzend gespielt, so wollen wir unS doch l>ar sehr hüten, ihre Karte verloren zu geben. Deuu, wie gesagt, Fortuna ist launisch, und von eiu- oder mehrmaligen Niederlagen b:S zum endgültigen Erliegen ist in einem solchen Rlugkauipse zwischen zwei groß« Reichen ein gewaltiger Schritt. Wir sehen eS schon kommen, wie die Rustenfurcht, daS Mitleid mit den armen, überfallenen, vergewaltigten Türken zur Ab wechselung wieder einmal Umschlagen wird in Spott und Verachtung gegen die „russischen Maulhelden", die von den echten türkischen Helden zu Paaren getrieben werden. Wenn wir unS aber erinnern, wie die Türken, die jetzt in Asien alS Sieger dastehm, noch vor einigen Wochen sich unter dm Fußtritten der siegreichen Rüsten krümmten, so werden wir wohl zu größerer Vor sicht im Prophezeien ermahnt. Große Beuuruhiguug erregt vielfach die Kunde von einem rumänifcd-serbischen Bündniß und von dem bevorstehenden Eingreifen Serbiens in die kriegerische Action. Wir glauben an Letzteres nicht. DaS Vortreten Serbien- würde sofort Oesterreich aus den Kampfplatz führen und eiu vielleicht schon keimende- Bündniß zwischen Oesterreich und England zeitigen. Rußland wird sich hüten, Oesterreich in diese Richtung zu treiben, indem eS Serbien- Mit wirkung in Anspruch nimmt, »nd Andrasty ver traut in dieser Beziehung dem starken Einflüsse der deutsch« Politik, über deren Beziehungen zur österreichischen der „Pester Lloyd" sehr richtig sagt: „Wenn Fürst Bi-marck persönlich irgmd einem leitenden StaatSmam.e de« Auslandes näher steht, so ist die- unstreitig Graf Andrasty, »nd der Werth, welchen der deutsche Reichskanzler der BundeSgmostenschast Oesterreich. Ungarn- »nd seine- leitenden Staatsmannes beimißt, gründet sich nicht nur auf die Werthschätzung de- persönlichen Charakters de- Grasen Andrasty, sondern auch auf die Proben von BundeStreue, welche ihm dieser Staat-mann seit seinem Amts antritte gegeben hat, vor Allem auf die Haltung, welche Gras Andrasty im Gegmsatzzu dem leiten den StaatSmanne einer andern Macht in dem Conflict beobachtet hat, der vor etwa zwei Jahren zwischen Deutschland und Frankreich gespielt hat. Dem Drei-Kaiser-Bündniß liegt augenscheinlich der Gedanke zu Grunde, baß die drei Staaten miteinander Zusammengehen können. Die- be dingt noch nicht die absolute Unterordnung de- Einen unter den Willen der beiden Anderen. Scheint da- Verhalten eine- der drei Genosten geeignet, dm Frieden «it einem der beiden Anderen zu stören, so ist eS natürlich, daß der Dritte, dem Gegenstände de- Streite- ferner Stehende sich alle Mühe giebt, die Gegensätze zu versöhn« Deutschland wird gewiß Alle- aufbieten, waö in seiner Macbt steht, um «S zu einem Conflict zwischen Rußland »nd Oesterreich-Ungarn nicht kommen zu lasten." Tagesgeschichtliche Ileberficht. Leipsss. 12 Juli. Die „Provinzial. Torrespovdmz" giebt nach- träglich eine halbamtliche Begründung de-Pferde« auSsuhrverbot». Danach ist die Besorgniß maßgebend gewesen, e- könne durch die Au-süh- rung der bereit- in Aussicht genommenen «n- fangreichen Au-suhr von Pferden für au-wärtige Rechnung die Kriegötüchtigkeit der deutschen Ar- mec für etwa eintretende Fälle gefährdet werde... Von dm „Bedürfnisten der Landwirthschaft" ist also nicht die Rede. Man wird indrß auch nach dieser unumwundenen Begründung durch mili- tairische Interessen in dem Ausfuhrverbot keines wegs ein bedrohliche- Anzeichen zu erblicken brauchen ES bandelt sich, wie wir bere, S wiederholt auSgesührt und wie da- halbamtliche Blatt bestätigt, lediglich um eine nothwendige Vorsichtsmaßregel. Der Kaiser ist nach seinem Besuche in Coblenz am ll. Juli wohlbehalten in Darm na dt ein- getroffen und von dem Großherzog und der Frau Großherzogin, die zum Empfang am Bahnhof erschienen warm, auf da- Herzlichste begrüßt worden. Der Kaiser und da- großherzoglicke Paar fuhren gemeinsam nach dem Schloß, wo da- Dejeuner eingenommen wurde. Dann setzte der Kaiser seine Reise fort. Die Begegnung zwischen Kaiser FranzIofeph »nd Kaiser Wilhelm soll nach neueren Mitthei- lungen in der ersten August-Woche flattfindcu. Kaiser Wilhelm reist am 17. Uber Rosenheim »nd Kusstein nach Gastein. Wie der Wiener „Presse' auS St. Petersburg geschrieben wird, hat Kaiser Alexander un mittelbar nach dem Uebergange über die Donau an seinen Oheim, dm Kaiser Wilhelm in Ein-, telegraphirt «nd seiner Zufriedenheit die für die russische Armee schmeichelhafteste« Wort.- gegeben. Am Tage darauf erhielt der Czar eine beglückwünschende »nd erfreuende Antwort daraus auS E«S. Ueberhaupt soll der telegraphische Verkehr zwischen den beiden Kaisern ein sehr leb. haster sein, besonder- seit Kaiser Alexander sich selbst bn der Armee befindet. Man erinnert sich wohl jene- Pamphlet-, »elchc- im Frühjahr v 2. unter dem Titel: „National- liberalePortei, nationulliberale Presse «nd höheres Gentlemanthum" anonym in die Welt gefetzt wurde Niemand spricht heule mehr von der Schmähschrift, obgleich die „Vossischc Zetturg" sie damals kühn den Briefen de- Iuuiu- an die Seite gestellt hatte. Wohl aber macht ihr Verfasser, ein Herr Richard Reuter, soeben noch einmal von sich reden. Herr Reuter gehörte be kanntlich, alS er jene Broschüre schrieb, der Re daction der „Kölnischen Zeitung" an «nd fand e- mit seiner Ehre vereinbar, in dieser Stellung, auch nachdem die Schrift mit ihrm Schmähungen gegen die „Kölnische Zeitung" und die ganze nationalliberale Presse erschienen war, zu ver harren, biS er entlasten wurde. In der letzten ReichStagSwahlbewegung war in Hanau, wo Herr Reuter als Candidat der Fortschritt-Partei aus gestellt war, von diesem Verhältuiß Gebraus gemacht worden. Herr Reuter klagte in Fich e dtsten aus Verleumdung, ist aber, wie man jetzt erfährt, von dem Staatöanwalt in Hanau ad- gewiesen worden. Die von dem Letzteren ange- stellten Vernehmungen haben ergeben, daß Herr Reuter die Autorschaft jener Schrift dem Chef- rrdacteur der „KölnischenZeitung" gegeuüber an fangs geleugnet, und daß er, alS er entlasten wurde, trotz feiner sittlichen Entrüstung von dem nationalliberalen Blatte noch da- Gehalt für die nächsten sechs Wochen ohne jede Gegenleistung eingestrichen hat. In der Thal der „höhere Gentleman' ! Die „Germania" hat die Freude gehabt, in einem Telegramm a»S München anzeigen zu können, daß Herr vr. Jörg (der Führer der „gemäßigten" Mtramontanm in Bayern) ein päpstliche- Breve erhalten habe, in welchem er zu« AuSharrm aufgemuntert «erde. Angesicht- der Lage der Dinge innerhalb der ultramontanen Partei in Bayern sollte man au- dieser kurzen Mittheilung eigentlich entnehmm, daß der Papst den bisherigen Führer der „Patriotmpartei" im Wider stände gegen die Extremen, welche ihm gerade i n jüngster Zeit sehr hart zusetzten, bestärkt habe. Die „Germania" verschweigt aber, oder ihr selbst wurde verschwiegen, daß da- B»eve au- Anlaß de- 25jährigm Jubiläum- der „Historisch-politischen Blätter" erfolgt ist. Daß der Papst diese- Er eignisse- gedachte und de« Manne, der in ber genannten Zeitschrift bislang die Sache de- Ultra- montani-mu- in D-«tschl«nd, wmn auch mit mehr Ausdauer al- Geschick, vertreten hat, einige dankende und ermuthigende Worte widmete, ist höchst natürlich; im klebrigen aber scheint unS da- Breve keme größere Bedeutung zu Hab«, al- der Glückwünsch, welcher vor Kurzem dem Geist lichen Rath Müller zum 25jährigen Jubiläum d«S Berliner katholischen GesellmvereinS au- dem Vati can zuging, während Herr Müller selbst dies« Ge dächtnißtaq seiner Gründung ganz vergessen zu haben scheint. Jedenfalls wird da- päpstliche Breve an Herrn Jörg keine-weg- al- eine De-avouirung der Extremen aufzufastm sein. Jörg'- erbittert ster Feind, vr Sistl, sammelt noch immer die „Liebe-gaben für den heiügm Vater" und läßt
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