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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.07.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187707199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770719
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770719
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-07
- Tag1877-07-19
- Monat1877-07
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.07.1877
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»rschet»t »glich früh 6V, Uhr. »ebaclto» not LrprtUto» JohLllniSßafi« SS. Sprrchstnndt» »er Lrbactt«»: Bormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 4—4 Uhr. »nuabme dor für die nächst- »olaenve Nummrr bestimmtrn Inserate an Wochentagen bis s Uhr Rachmtnags. an Tonn- and Fest tagen früh bis '/,v Uhr. 2, te» Mtnlen für Zas. Xa»al,«e: Otto Klemm, Universstätsstr. 22, LontS Lösche, Katharinenstr. 1b,p. nur dtS '/.3 Uhr. Anzeiger. OlM für Politik, Lvcalgefchichte, Handels- md GefchLMnkchr. Auflage I!>,25v. /. c u»«r»rat»l>rts« viertelt. 4'/, Mhj incl. vrmgrrlohn b Mt., durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Stummer SO Pf. Belegexemplar 10 M. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbesörderung 36 Mt n.it Postbesörderung 4b tvck. Zoseratr 4aesp Bourgeois,. 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preisvrrzrichmß —Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Rktlamen unter dem Strdarttoo»flr!>- die Spaltzeile 40 Pf Inserat« sind stets an d ErvedNIen zn senden. — Rabatt wird mch a es eben Zabluuq I>r»sllumar»ach M 2VV. Donnerstag den 19. Juli 1877. 71. Jahrgang. Bekanntmachung. In Gemäßheit F. 48 de- Einkommensteuergesetze- vom 22. Dccember 1874 werden alle Bet» IrnG-pfliHttge», welchen die Zuschrift über da- EinschätzungSergebniß sowie die von ihnen zu entrichtende Steuer nicht hat behändigt werden können, hierdurch ausgefordert, z«r KenntntH- »ah«e de» Etnschätzung nnv za» Enepfnngnahnee de- betreffende» Gtako«»»«- ffener-Nn-wetse- bei der Stadt-Steuer-Einnahme allhier — Ritterstraße 15, Georgenhalle, 2 Treppen link- — ungesäumt sich zu melden. Außerdem werden diese Beitragspflichtigen — auf §. 4» d. Ges., wonach die Reklamationen gegen die Einschätzung H«t Vermeidung der Nu-schltePuug btuue« 8 Woche« vo» Behaudtg««g der erwähnte« Anschrift, für Diejenigen aber, welchen solche nicht hat dehändigt werden können, dt««e» 3 Woche» »o» Grlaff gege»wär1tg«r BekanntwachnnG bei der Königlichen BezirkS-Steuer-Einnahme hier schriftlich einzubrmgen sind, ingleichen — aus tz S1 d. AuSf. Verordn., wonach der ReclamationSschrist die Anfertigung über da- Er- gebniß der Einschätzung im Original beizulegen, insbesondere auch d,e Wohnnng, welche Reclamant bei Unterzeichnung der ReclamationSschrist inne hat, speciell an- zugeden ist aufmerksam gemacht. Leipzig, den iS. Juli 1877. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Taube. Bekanntmachung. Die Geradlegung der Trottoir- vor dem Fridericianum, sowie die Legung von Granitplatten an der I. Bürgerschule soll zusammen einschließlich der Materiallieferung in Accörd vergeben werden. Diejenigen, welche diese Arbeiten zu übernehmen gedenken, werden bierdurch aufgefordert, Zeich nungen und Bedingungen im RothSbauamte einzuseben und ihre Offerten biS zum 28. Jnli d. IS. RachmtttagS S Uhr versiegelt und mit der Aufschrift „Trottoirs an der I. Würgerschnle" versehen bei dem Bauamte einzureichen. Leipzig, am 11. Juli 1877. Der Rath der Stadt Leipzig. —— vr. Georgi. vr. Reichel. Bekanntmachung. Die von un- zur Submission ausgeschriebene Herstellung von Schleusten III. Elaste in der BiSmarck-, Hiller- und Hauptmannstraße tst vergeben und werden daher die unberücksichtigt geblie benen Herren Submittenten hiermit ihrer Offerten entlassen. Leipzig, am l7. Juli 1877. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Wangemann. Bekanntmachung. Die neu begründete Stelle eine- Expedienten bei unserer NathSstuben - Expedition mit dem jährlichen Sehalte von I8VV Mark und VenfionSherechttgnng ist drwnächff z« Dem anzustellenden Expedient sollen hauptsächlich die in der Verwaltung vorkommenden, juristische Befähigung nicht erfordernden Ausfertigungen und sonstigen Arbeiten übertragen und wird daher bei der Besetzung der Stelle namentlich aus solche Bewerber Rücksicht genommen werden, welche bereit- Grfahrnng in Berwaltnng-sache» und womöglich auch KenntniG von dem Grund» and Hypotherenwese» besitzen Wir fordern hierdurch zur Bewerbung um diese Stelle auf und sind bezügliche Gesuche unter Beifügung der Zeugnisse hi» z«M 2L. d. M. bei unS einzureichen. Leipzig, den ll. Juli 1877. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Eerutti. Bekanntmachung. Herr Heinrich» Voigt beabsichtigt in seinem an der Südstraße unter Nr. 11 gelegenen Grundiücke Nr. 2513 5 des Flurbuch- und Fol. 140 deS Grund- und Hypothekenbuchs für die Stadlflur Leipzig eine Schlächterei für Kleinvieh zu errichten. Wir bringen diese- Unternehmen hiermit zur öffentlichen Kenntniß mit der Aufforderung, etwaige Einwendungen dagegen, welche nicht auf privatrechtlichen Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen und längsten- an, S. Angnft 1877 bei »nS anzubringen. Eiuwenvungen, welche auf besonderen privatrechtlichen Titeln beruhen, sind, ohne daß von der Erledigung derselben die Genehmigung der Anlage abhängig gemacht werden wird, zur richterlichen Entscbeivung zu verweisen. Leipzig, am io. Juli 1877. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Wangemann. Bekanntmachung. Die Vfrrmaner der Parthe zwischen der Gerber- und der Blücherbrücke soll erhöht und diese Arbeit in Accord vergeben werden. Die Bedingungen hierüber liegen im Bauamte auS, woselbst auch die PreiSsorderungen biS Montag de« 28. dsS. MtS. Abends S Uhr versiegelt und unterschrieben, mit der Auf schrift: „Üferneaner der Parthe" versehen, einzureichen sind. Leipzig, am 16. Juli 1877. DeS RathS Ban-Depntatio«. Leipzig, 18. Juli. Die Ueberschreitung deS Balkan durch die Raffen bildet noch immer daS Tagesereignist. Die bohe Pforte giebt die Richtigkeit der verhängniß- vollen Kunde zu und entschuldigt sich damit, daß man im türkischen Lager den Uebergang gerade an dem Punkte, an dem er erfolgte, nicht erwartet hätte. Eine Entschuldigung von köstlicher Naivelät, und zugleich ein glänzendes Zeugniß für die russi sche Kriegsleitung, die so frei gewesen ist, sich gerade einen solchen Punct auszusuchen. In Kon stantinopel zittert man bereits vor der Annähe rung der Russen, welche die geängstete Phantasie der Türken mit Siebenmeilenstiefeln auSrüstet. In aller Eile werden Truppen nach Adrianopel, dem Feinde entgegen dirigirt. Aber auch in England sängt man schon an, die Möglichkeit aner Besetzung von Konstantinopel durch die Russen in ernste Erwägung zu ziehen. Die „Presse" macht darauf aufmerksam, daß Ieni-Zagra (der erste größere Punct, «n dem sich die Russen jenseit- des Balkan festgesetzt haben) fast auf dem halben Wege von der Donau nach Konstantinopel liegt. Man bedenke, daß sich der größte Theil der türkischen Armee in Bulgarien befindet und daß die Pforte, selbst in der nächsten Heit, kaum 30.000 Munn im Vilajet von Adrianopel zu- sawmenrassen kann. Die Besetzung des Lundscha- thales von Kesanlik biS Iamboli schneidet der türkischen Feldarmee die wichtige Zufuhrslinie von Sliwno über Kotel nach Schumla «b, unge rechnet den moralischen Eindruck, den die Auf stellung eine- starken russischen Armeekorps im Rücken der türkischen Armee auf diese selbst, noch mehr aber auf die christliche und muhamedanische Bevölkerung austiben muß. Sollte es dem russischen GroS gelingen, Abdul Kerim Pascha im Festung-Viereck festzuhalten, dann könnte da- 8. Armeecorp» vor Adrianopel stehen, bevor noch die Entscheidungsschlacht bei Schumla ge schlagen ist. In politischer Beziehung tst mit dem Vordringen biS an die großen Eommunication-wege nach Philippopel un» Adrianopel und der Gewinnung der über den Eentralbalkan führenden Straßen die nationale Bewegung de- Bulgarenthum- ent fesselt und da» Signal zu einer allgemeinen Er hebung desselben gegen die türkische Herrschaft ge geben. An die Stelle »er refervirten Haltung, welche die Bevölkerung zumeist bisher bewahrte, tritt nun überall die öftere Parteinahme für die Russen, und damit wird ein Element in den Kamps hineingezogen, mit »elchem die Türken ernster alS bisher zu rechnen haben, da eS sie wenn nicht zu rückgängigen Bewegungen, so doch zu schleunigster Loncentration zwingt. In stra tegischer Beziehung bedeutet da- Pasfiren des Balkans die Umgehung de- türkischen Festung-» viereck-, welche- bekanntlich al» die Basis de- türkischeu Bertheidigung-shstem- betrachtet wird. Durch dieses Vorgehen kann Abdul Kerim ge- »wungen werde» feine Hauptarmee aus der be- sestigteu Stellung bei Schumla herauszuztehen, wodurch zunächst die Einschließung von Sillstrra, gegen welches die auS der Dobrudscha her vor- zehenven russischen CorpS anzurücken suchen werden, erleichtert wird. Selbstverständlich kann die rufst- che Offensive erst dann kräftig und mit Erfolg Üblich deS Balkan fortqesührt werden, wenn die eben durchschrittenen Pässe genügend stark besetzt ind und einen festen und sicheren Rückhalt bieten, öei der Langsamkeit und Schwerfälligkeit, welche der Ausführung aller Befehle und Anordnungen bei den Türken anhaftet, bei der Entschlußlosigkeit und Unfähigkeit der unteren Führer der türkischen Armee ist eS sehr zweifelhaft, ob die Heeres leitung in Konstantinopel, welche durch die letzten Vorgänge wieder im höchsten Grade überrascht und überrumpelt worden ist, ihre Maß nahmen dahin zu treffen im Stande sein wird, »aß der Vormarsch der Russen gegen da- Maritza- thal aufzuhalten sein wird. Mit dem Besitze »ieses ThaleS gelangt der Angreifer zugleich in den Besitz der nach Konstantincpel führenden Hauptstraße, sowie in den eines fruchtbaren und ertragreichen, gut angebauten und bevölkerten Landstriche-. Bon dem in der Dobrudscha operirendcn EorpS deS Generals Zimmermann wird gemeldet, daß dasselbe nunmehr mit der Forcirung der TrajanSwälle vorgebt. Die Lösang dieser Aufgabe dürfte durch den Druck erleichtert fein, den die glücklich vollzogene Ueberschreitung deS Balkan schon jetzt aus die in der Lmie Schumla-Varna versammelte Armee übt. Tagesgeschichtliche Aebersiqr» Leipzig, 18. Juli. von den für die kaiserliche Marine im Vau begriffenen Panzercorvetten soll die eine »en Namen „Bayern", die andere den Namen ^Sachsen" erhalten. Letztere wird bereit- a« Sonnabend den 2t. Juli bei der Schiffbau-Gesell- schaft „Bulcau" in Stettin zum Ablauf bereit sein und die Taufe von dem Chef »er Admiralität persönlich völligen werden. Erstere korvette, deren Ablauf schon früher erfolgen sollte, kann erst in einigen Monaten dazu bereit gestellt werden, da die vielfachen Arbeiten der kaiserlichen Werst in Kiel, wo dieselbe gebaut wird, eine Ver zögerung der Fertigstellung verursacht habcn. Durch die beiden Corvelten, welche nächst Sr. M. Schiss „Preußen" die Namen der beiden größten Königreiche in Deutschland führen sollen, erhält die Marine einen erheblichen Zuwachs. Die Schiffe sind in Armirung und Panzerstärke den bisher gebauten weit überlegen. Sie sollen alS AuSsallschiffe dienen und sind zur Verwendung in der Nordsee alS auch Ostsee ve,hältmßmäßig flach gebaut. Ihre Länge beträgt 9l Meter, Breite 18 3, Deplacement 7400 Tonnen und ihre Maschinen sollen 5400 Pfcrdrkläfte indiciren. Der Panzer wird 40.8 Cm betragen und die Armirung aus 6 langen 26 Em -Geschützen be- stehen. Takelage erhalten die Schiffe nicht, viel mehr nur einen Signalmast. Kaiser Wilhelm hat am DienStag von Rosenheim auS die Reife nach Ga st ein fort gesetzt. AuS Ostende, 17. Juli, wird gemeldet: Der deutsche Kronprinz und die Kronprinzessin ind heute Morgen Hierselbst angekommen und wurden von einem Flügeladjutanten deS König- von Belgien und dem deutschen Gesandten, Grasen Brandenburg, empfangen. Der verstorbene StaatSministrr V.Bethmann- Hollweg gehörte zu den reichsten Leuten in Preußen. Zum Unterschiede von den Vielen, die ihre Millionen nur für sich behalten, war Beth- mann-Hollweg jeder Zeit willig, Anderen zu Helsen und unter Umstünden große Summen für gemeinnützige Zwecke wegzugeben. Mit Recht sagt die „Magd. Zlg": Möchten sich von unseren Reichen recht viele den Verstorbenen zum Muster nehmen. Ist eS doch leider in Deutschland noch gar nicht Sitte geworden, daß Millionäre einen Theil ihreS Vermögen- an die Gesammtheit ihrer Mitbürger, sei eS in Form von Legaten oder von eigenen Stiftungen, zu Gunsten gemeinnütziger Zwecke zurückgeben. (In unserem Leipzig — wir können daS ohne Selbstüberhebung constäliren — ist diese Sitte schon lange heimisch; sie ist hier auch von Männern geübt worden, die nicht zu den „Millionären" gehörten. D. Red.) Vielleicht enthält deS verstorbenen StaalSministerS Testament Bestimmungen der angegebenen Art, die feinem Namen ein Gedächtmß selbst in solchen Lebens« kreisen sichern, denen ein Verständniß der hohen wissenschaftlichen Leistungen Bethmann'S fern liegt. AlS August v. d. Hcydt gestorben war, hieß eS weit und breit, eine volle Million Thaler hätte er den Armen vermacht; eS ist aber von diesem angeblichen Bermächtniß bald genug AlleS still geworden und wahrscheinlich sind die Armen leer «»-gegangen. Seitdem verstürben von den deutschen Millionairen Andere, ohne daß von irgendwie großmülhigen testamentarischen Bestimmungen hätte die Rede sein können. ES wird nicht überflüssig sein, zu erwähnen, daß in England, Frankreich und Amerika »ie gute Sitte reicher Leute allgemein ist, au- ihrem Nachlaß (kommunal- oder Wissenschaft- liche Verbände reichlich zu bedenken Solche Thaten sind der AuSfluß edelsten Patriotismus. Die reich gewordenen Franzosen, Engländer und Amerikaner sind sich der Vorbedingungen zum Anwachsen ihle- irdischen Besitze- eingedenk und verkennen nicht, daß deS Vaterlandes gute Institutionen eS ge wesen sind, die ihnen gerade so bei ihrem Geld erwerb förderlich waren, wie der eigene Fleiß und die eigene Klugheit. Beide kämen nicht weit ohne den Rechtsschutz, dm der Staat gewährt, und ohne die tausenderlei Erleichterungen, die der Ein- zelne in dem Ansehen der Staatsgewalt wie in den Beziehungen de- Vaterlandes zu anderen Staaten findet. Genau da-, waS England, Frank reich und Amerika seinen Bürgern bietet, bietet auch daSReich jedem ihm Zugehörenden, un» so erwächst also unseren Millionairen dieselbe Pflicht gegen über der Gesammtheit, wie den Millionairen der drei genannten Staatm. 2m Leben der Menschen beruht AlleS auf Gegenseitigkeit, und wohl dem Reichen, der voll begreift, wie sehr er seinen Besitz weniger sich selbst, als der Gesammtheit seiner Mitbürger verdankt. Wollen sie also dem Vorwurf der Undankbarkeit gegen den Staat ent gehen, so mögen sie PeabodyS werden! DaS einzige Vorkommniß von allgemeinerem politischen Interesse, welches die am Sonnabend geschlossene kurze Session de- bayerischen Land tag- aufzuweisen hat, ist die Anfrage de- Aba. Freytag wegen der Stellung der bayerischen Regierung zum Reichsstempelsteuer- Projekt. Wenngleich vorherzusehen war, daß diese Anfrage ein festcS Ergcbniß nicht haben werde, so hat ihr Verlauf doch einen bemerkenS- werthen Unterschied zwischen der Position „der patriotischen" Partei und derjenigen der Regierung gegenüber der in Rede stehenden Frage anS Licht ge stellt. Herr Freytag legte nämlich in seiner abfälligen Kritik deS ReichSstempelsteuerprojectS den Nachdruck durchaus auf daS particularistlsche Moment. Er fürchtete, daß gleichzeitig mit der Einführung der Reichsstempelsteuer ein Reichsfinanzminister ge schaffen werden könnte, und zwar in der Person de- jeweiligen preußischen Finanzministe.S. DaS Würde aber nach Herrn Freytag nicht- „Andere- bedeuten, alS die Heraddrückung der einzelnen SundeSstaaten zu ReichSprovinzen und wäre so mit der entscheidende Schritt zum Einheitsstaate." Beide Projekte müßten „zu einer fühlbaren Verän derung derjenigen Grundlagen führen, auf welchen die gegenseitige Slellung der Gesammtheit deS Reicht- und seiner Glieder beruht", eine Gefahr, gegen welche der Redner von der Regierung entschie dene Abwehr erwartet. ES ist ebenso bezeichnend wie erfreulich, daß der Staatsminister v Pfrctzfch- ner in seiner Antwort von dieser particularisti- schen Argumentation gar keine Notiz genommen, sondern die ablehnende Haltung Bayerns gegen über dem fraglichen Projekte lediglich durch Rück- sichten auf den bayerischen Staatshaushalt ge gründet hat Die bayerische Regierung scheint also der Auffassung ihrer „Patrioten" kemrSwegö beizustimmen, daß jede Weiterentwickelung der ReicbSeinrichtuugen alß eine Zerstörung der Grundlagen der ReichSverfassung auszufassen und deSbalb schon an der Schwelle abzuweisen sei Der Flügeladjutant dcß Kaiser- von Rußland, General Lewuschesf, ist in Wien eingetrofsen; daß seiner Ankuust irgend eine politische Mission za Grunde liege, wird in Abrede gestellt. Nach einem Telegramm a»S Wien glaubt man dort, eS bestehe ein geheimer russifch-italieni- scher Vertrag, wonach vielleicht Albanien an Italien fallen könnte (?); doch würde derselbe, sobald er positiv erkennbar wäre, auf den Wider stand Oesterreich- stoßen. Der Gesundheitszustand PiuS IX. be hauptet sich, schreibt «an der „Pol C " au« Rom vo« 12 d Er befindet sich weder so gut, wie e- die die klerikalen Iournale sagen, noch so schlecht, wie italienische und auswärtige Blätter berichteten. Neulich empfing der Papst die Mit glieder der Eongregationen. die sich in die ver-
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