Dresdner Nachrichten : 15.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189906159
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- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990615
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1899
- Monat1899-06
- Tag1899-06-15
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- Dresdner Nachrichten : 15.06.1899
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Li itäerM.8ss 15. kreisUftlvn xrs.ti» u. t'nmeo. ^ Lvlsv- «u»«1 ^ bvtsv-Aievvssalrv«, ^eiollikltvii, lilolillaseliou, I'IaliHiüllvn, N«l^vltl8«v» etv. omptistilt K Lvrnlia^tl SLütliKer HVtls«lriiL«;p 8t> »8«e 3. Vs» »vlickeetv roturuck ist „^ÄiiävL vr". WtLäervr-k'2kl'rL<1iror1u) vorw. Winllkoker L FLeniekc. ekcmLilL.scdöNLU. Ll8vüv 1'LLidulm: 1-reväeo-K., ^cit.0lu»ir. 8. 1'elt.pkou n. tia. 211. un t AL«t1v-ALr»xx»r»ii II. Ii«r8kli»tr M 6 ältmsrlit i>; Hotllokorsut tSeLrüoilet 1813 »<! 8troI»- uvä biotot stets nur 6<rs ^vuvsto naci öesto ru billigten kreisen. VP68ÜI m VerulekslullLS lt von vt to Li Mt* 1 Südafrika. Hosnachrichten, Bauansstellung, Kiiilstaewerbcimlscnm. Gcrichtsverhand- lungen. „Violetta", „Sonimcrnachtstcalim", Kunstausstellung. Muthmaßl. Witterung: ! Kühl, Regen Donnerstag, 1L. Jmn L8S9. Südafrika. Die südafrikanische Frage ist wieder in Fluß gcrathcn, nach dem die Konferenz zwischen dem Präsidenten der transvaaliichcn Republik Krüger und dem englischen Obcrkommissar für Südafrika Milner gerade in den beiden wichtigsten Punkten, der Wahlrechts- und der Suzeränetätsfragc. ergebnislos verlaufen ist. Leider hat sich ja bei einem Theil der deutschen Presse, seit der Umschwung zu Gunsten Englands erfolgt ist, die Gepflogenheit eingebürgert, den Buren in Südafrika alles mögliche Schlechte nachzusagcn und sie gewissermaßen als Halbwilde hinzustcllcn, die eine schauderhafte Mißwirthschaft führen und keinen Schuß Pulver wcrth sind. Namentlich die „Köln. Ztg." hat in der Verketzerung der Buren Erkleckliches geleistet. Demgegenüber muß von einem Standpunkt aus, der es grundsätzlich ablchnt, um der englischen schönen Augen willen die Wahrheit auf den Kopf zu stellen, mit Entschiedenheit daran festgehalten werden, daß die Buren zwar keine Jdealmenschcn sind, aber ihren Staat nach den landläufigen Verhältnissen mit fester Hand und zielbewusstem Willen zu regieren verstehen. Auch die zwei besonderen Streitpunkte, um die sich der Gegensatz jetzt wieder so unliebsam zugcspitzt hat, dürfen nicht einfach derart durch die englische Brille betrachtet werden, daß man kurzer Hand erklärt, Transvaal sei auf Grund der mit England geschlossenen Verträge ein abhängiger (suzcräner) Staat und die Vorcnthaltuug der staatsbürgerlichen Rechte gegenüber den Fremden, den „UitlanderS", ici eine völkerrechtswidrige Maßregel. Bei näherem Zusehen liegen die Dinge denn doch etwas anders. Zunächst ist es sehr wohl zu verstehen, wenn Präsident Krüger, der wackere Frühaufsteher, der gewisse cnglischeDiPlomoteu und Staats männer nicht blos an Rechtschaffenheit und Geradheit der Gesinnung, sondern auch an politischen! Scharfblick und erfolgverbiirgendcr Kaltblütigkeit im Handeln weit übertrifft, den englischen Anspruch auf Oberhoheit gegenüber Transvaal um keinen Preis anerkennen will. Einmal ist das englische Begehren schon formell nicht einwandfrei begründet, da es sich lediglich auf die Bestimmung der Konvention vom 27. Februar 1881 stützt, krast deren Transvaal zu Verträgen mit fremden Staaten, ausgenommen den Oranje-Freistaat, der Zu stimmung Englands bedürfen soll. In der Praxis ist diese Vor schrift sehr bald außer Acht gelassen worden, ohne daß England Einspruch erhoben hätte: so hat die transvaalische Republik bei spielsweise mit dem Deutschen Reiche handelspolitische Abmachungen ohne englische Zustimmung getroffen. Wenn jetzt in London die Suzeränetätsfragc plötzlich wieder ausgcbanscht wird, ohne daß ein zwingender, aktueller Anlaß vorlicgt, so sicht das ganz so auS, als sollte mit aller Gewalt ein KonsliktSfall geschaffen werden. Die Buren aber sind nicht gewillt, sich nochmals förmlich auf das prak tisch längst nicht mehr geübte englische Oberhoheitsrecht einschwören zu lassen, da sic wohl wissen, daß sie ein zweites Mal aus der Mausefalle nicht wieder herauskommcn würden. Bei der Snzcränetätsfrage kommt das Sein oder Nichtsein Transvaals als selbstständiger Staat in Frage. Die Verhältnisse in Südafrika liegen so. daß die Buren fest entschlossen sind, lieber untcrzngehcn und mit Kind und Kegel weiter landeinwärts zu wandern, als gutwillig ihre nationale Existenz den Engländern in die Hände zu liefern. Es handelt sich also um ein nationales Ringen, dessen Berechtigung gerade wir Deutschen, in Erinnerung an unsere eigene Vergangenheit, ani wenigsten in Abrede zu stellen berufen sind. Unsere Sache ist cs keinesfalls, den Engländern in dieser Frage den Steigbügel zu halten. In der Wahlrechtsangclegcnhcit tritt die ganze Plumpheit der englischen Politik dcS skrupellosen „Zugrapsens" klar zu Tage. Wie die Verhältnisse sich in den letzten Jahren entwickelt haben, handelt es sich für England nicht mehr allein um den Kampf mit der Südafrikanischen Republik. Es geht wie ein nationales Er wachen durch das ganze Bureisthum, und diese Strömung, die im „Afrikanderland" und im „Südafrikanischen Sprachbuud" zum organisatorischen Ausdruck kommt, bereitet England große Sorgen, wie u. A. folgende Auslassung der von Ecril Rhodes beeinflußten „Daily Mail" beweist: „Wenn der Schriftwechsel zwischen dem britischen Kolonialamte und dem Gouverneur des Kaplandcs ver öffentlicht wird, so wird daraus unsere seit Monaten erhaltene In formation bestätigt werden, daß die britischen Beziehungen zu Südafrika von der bloßen Frage der Gewährung von Einräumungen an die Uitlanders zu der dringlichen Frage übcrgegangen sind, daß der Geist der Frechheit und der Feindseligkeit der Transvaalburen auch die Kap-Holländer erfaßt hat und daß demgemäß die Gefahr eines vollständigen Verlustes der britischen Oberherrschaft über Südafrika besteht." England befürchtet, daß eines Tages das gesammte Burcnthum sich gegen die englische Fremdherrschaft er heben werde, und einem solchen EntscheidnngSkampse hat cs, von dem stierköpfigen Draufgängcrthinn ü I» Ehamberlai» abgesehen, bisher nach Möglichkeit auszuwcichcn gesucht, da ein für England günstiger Ausgang keineswegs unbedingt sicher erscheint, jedenfalls aber ganz unverhältnißmäßige Opfer koste» würde. Man ist daher von London ans schon seit geraumer Zeit bemüht, die Buren mit Hilfe der WahlrechtSfrage auf „friedlichem" Wege zu vergewaltigen, indem man die Forderung aufstellt, die Buren sollten dasBüraer- nnd Wahlrecht an die landfremden Elemente zu spottbilligen Be dingungen ertheilen. Mit Hilfe der starken englischen Einwanderung sollen dann die Buren zunächst in Transvaal durch „Mehrheits beschlüsse" England einverleibt werden. Gleichzeitig sucht man mit Hilfe englischer Kapitalkrast die gesammte Goldindustrie in die Hände zu bekommen. Dagegen können die Buren sich nicht anders wehren, als indeni sie die Fremdengcsetze verschärfen und die Gold- gräberei schwer besteuern. Es ist mehr als naiv, von den Buren zu verlangen, daß sie da§ Hab- und raubgierige englische Fremd- lingSthum » l» Jameson und Genossen, das sich mit ausgesprochenen Eonguistadorengelüsten in Transvaal zusammensindet, mit offenen Armen anfnchmen, derartigen Elementen nach kurzfristigem Aufent halt die Bürgerkronc auf's Haupt setzen und sich so selbst dem sicheren Untergänge prciSgeben sollen. Präsident Krüger hat denn auch in dieser Beziehung ein genau umgrenztes „Bis hierher und nicht weiter!" gesprochen. Sehr interessant und wcrthvoll für die Bcurtheilung der jetzigen Krisis sind die persönlichen Eindrücke, die ein deutscher Offizier der Schutztruppc von Südwestasrika Namens Kurt Schwabe um Weihnachten 1896. also ein Jahr nach dein Ranbznge Jamcion's, an Ort und Stelle empfangen hat und die er. wie folgt, schildert: Der greise General Jonbert äußerte sich, Ecril Rhodes und seine Engländer seien „ein Fluch für die ganze Welt". Ein alter Bure sagte: „Was wollen diese Engländer von uns, daß sie ans Hetzen und Schlechtes thun, wo sie nur können? Seit man das verfluchte Gold im Lande gefunden hat, wollen sie uns herausdrängen in ihrer unersättlichen Gier. Und wir? Wir wollen nur das Land besitzen und uns bewahren, das uns gehört und das wir mit unserem Blute erkauft haben. Wir wollen darin wohnen und unsere Herden weiden. Wenn wir aber die Engländer, was sie erstreben, an der Regierung tbeilnehmcn lassen, dann sind wir ver loren : denn wo ihr Schwert sich stumvs geschlagen hat. da hilft dann ihr Geld nach." Leutnant Schwabe erzählt sodann, daß man schon damals beschäftigt gewesen sei, die Stadt Prätoria in ganz moderner Weise mit Forts zu umgeben und zu einem Eentral- punlt der Landesvcrtheidignng zu machen. Ein früherer preußischer Jngcnicur-Ossizier v. Dewitz habe die Pläne entworfen und die Arbeiten geleitet. Der Haß der Parteien — auf der einen Seite in vielgestaltiger, aber enger Gemeinschaft Buren. Deutsche, Holländer und Franzosen, ans der anderen die Engländer — sei täglich in tausend Einzelheiten zu Tage getreten. So sei dör Ans bruch eines EnticheidungSkampfes früher oder sväter sehr wahr- 'cheinlich. und die verbündeten Bnrenrepubliken bereiteten sich mit dem ganzen schweren Ernst ihres Volkes vor, einen Widerstand bis zum Acußersten zu leisten. Aehnlich liegen die Dinge noch heute, nur mit dem Unter schiede. daß i» der Zwiichenzeit die Konturen des naher ruckenden EiitichcidungskainpscS sich noch etwas deutlicher am politischen Horizont abgezcichnct haben. Es klingt unter den obwallenden Umständen fast wie ec» grimmiger Höhn, wenn gemeldet wird, Präsident Krüger habe am Schluß der Konferenz in Btvemfontei» zu dem englischen Oberkommissar gesagt, er lioffe, „daß man m Zukunft sich wieder besser verstehen werde". Immerhin braucht man trotz des Scheiterns der Btoenisvntciner Konferenz noch nicht nothwendig mit einem unmittelbaren Bruche zu rechnen. Sicher ist nur das Eine, daß eine breite und mächtige Strömung in England ans den Krieg mit Transvaal bindrängt, während zur Zeit wenigstens noch eure ebenfalls ziemlich einfluß reiche Gegcnbewegung vorhanden ist, die vermitteln und zunächst ans jeden Fall Zeit gewinnen möchte. Persönlich kommt dieser Widerstreit der Anschauungen im englischen Volke in dem Gegensatz zwischen Ehambcrlain und Salisbury zum Ausdruck: Ehamberlain will den Krieg. Salisbury den Frieden. Die weitere Entwickelung der südafrikanischen Krise dürfte also im Wesentlichen davon ab- hängen, welcher von den genannten beiden Staatsmännern dem anderen ein Paroli zu biegen versteht. Kommt es znm be waffneten Konflikt, so wird das nationale Deutschland mit seinen Sympathien ans Seiten der tapferen Buren stehen, die um ihr höchstes Gut, ihre nationale Selbstständigkeit. gegen das er barmungslose englische Jndustricrittcrthnm mit seinem wilden Goldhunger einen VcrzweistiingSkamps führen. Tic Realpolitik aher. die nicht mit Gefühlen rechnet, verbietet unS. aktiv zu Gunsten der Buren einzugreiscn, und läßt uns nur die Wahl einer korrekten Neutralität. Fernschreib- unv Fcrnsvrcch-Berichtc vom 14. Juni. * Strcißbnrg (Elsaß). Der Landcsausschuß nahm die in Form eines NachtrngsetntS eingcbrachte Erhöhung der Gehälter der mittleren und Suhalternbcamtcn. sowie den von Minierer cin- gebrachten und begründeten Antrag an, die Regierung zu ersuchen, dahin zu wirten, die dem Statthalter znstehcnden Befugnisse des sogenannten Diktaturparagraphen auszuheben. Tie Zeit und Tages ordnung der nächsten Sinung sind noch unbestimmt. Budapest. DaS Abgeordnetenhaus beschloß, entsprechend denr Anträge des Ministerpräsidenten v Szell. eine dringliche Behandlung des Gesetzentwurfes über die Regelung des Zoll- und HandclsverhättniffeS, welcher sofort dem Ausschuß überwicien wurde und Mitte nächster Woche im Plenum verhandelt wird. * R o ni. Kammer. Anläßlich der Beralhung des Budget- Provisoriums stellt der Ministerpräsident Pellvur die Vertrauens frage. Die Kammer nahm mit 252 gegen 88 Stimmen eine Ver trauens-Tagesordnung und mit 293 gegen 85 Stimmen ein sechs monatiges Provisorium an. * Madrid. Der Senat nahm den Vertrag betreffend die Abtretung der Südsec-Jnseln an Deutschland an. * Ncw-Vort. Am Dienstag Abend sank der Hamburger Dampfer „Macedonia" im Nebel bei Longbranch infolge Kollision mit dem englischen Tnmvscr „Hamilton", der beschädigt hierher znrückkehrte. Sämmtlichc Passagiere und Mannschaften der „Macc- oonia" wurden gerettet. Berlin. Reichstag. Die dritte Lesung des Jnvaliditäts- versichcmiigsgcsctzes wird fortgesetzt. Zu 8 4, wonach u. A. die Per sonen der Versichcrnngspsllcht nicht nntcrliegcn, deren Er- wcrbsfähigkcit auf weniger als ein Drittel herabgesetzt ist, liegt ein sozialdemokratischer Antrag vor, die Worte „ein Drittel" zu er setzen durch „die Hälfte". Ei» fernerer sozialdemokratischer Antrag will, daß eine von der Versichcrungspflicht entbundene Herab setzung der Erwerbsfähigkcit stets dann als vorliegend angenommen werde, wenn der Betreffende nicht mehr als die Hälfte dcS orts üblichen Tagelohns der gewöhnlichen Tagcarbeitcr zu verdienen vermag. Die Anträge werden nach kurzer Debatte abgelchnt. Dafür stimmen nur die Sozialdemokraten. Bei 8 5 wird gemäß einem Komvromißantrag Hitze der in der zweiten Lesung be schlossene Eingriff in die Verhältnisse der Knappschastskassc» dahin abgeschwächt, daß die rcichsgesetzlichen Renten auf sonstige Kassen- leistungen nur insoweit angcrechnet werden dürfen, daß der zur Auszahlung gelairaende Theil der letzteren für die einzelnen Mit- gliederklassen im Durchschnitt mindestens den Reichsznschnß erreicht. (Nach dem Beschluß der zweiten Lesung soll die Rente aus die Kasscnlcistunaen nur angercchnct werde» dürfen zu dem den Reichszuschuß übersteigenden Betrage.) 8 8 handelt von der frei willigen Versicherung. Abg. Richter «freist): Die Ausdehnung der scciwilligcn Versicherung sei ein Fehler, namentlich deshalb, weil ein einseitiges Risiko sich wohl ermöglichen lasse bei der Zwangsvcrsicherüng, aber nicht bei der freiwilligen Vcr- Ilcherniig. Ebenso nehmen seine Freunde Anstoß au den Rcntenstellcn: andererseits sagten sic sich aber, bas Gesetz bringe zwar einige Aendcrungcn, aber es beseitige auch viclc- Fehler des setzt bestehenden Gesetzes, so namentlich in Bezug ans die Zuwendungen an die Arbeiter: sic würden daher bis an das Herz lunan für das Geietz stimmen mit dem Bedauern, daß c-S nicht besser geworden sei. — Abg. H o f m a n n-Dillenburg (nl.- gicbi Namens der Nationallibercilen die Versicherung ab, daß sie snr tz 8 stimmen würden: sic sehen aber in der Ausdehnung der Karenzzeit für die freiwillig Versicherten, wie sie der Kompromiß- antrag zu 8 16 Vorschläge <500 Woche») einen Schutz gegen etwaige nachiheilige Folgen der großen Ausdehnung der freiwilligen Ver sicherung. und er bittet deshalb, die Abstimmung über 8 8 aus- zusetzen, bis 8 >6 erledigt sei. Die Debatte schlicht hiermit. Tie Abstimmung wird ansgeietzt. Zn 8 >2 liegt ein sozialdemokratischer Antrag vor, anzusugcn. daß das Heilverfahren durch die Ver sicherungsanstalten eingeleitet werden müsse, wenn der Vorstand der Krankk'ntasse dies beantragt. Auch soll das Krankentassengeld an die Angehörigen ausgezahlt werden müssen, wenn der Versicherte während des Heilverfahrens getrennt von denselben leben muß. Der Antrag wird nach längerer Debatte abgetehnt. — Bei 8 16 wird nach kurzer Emviehtung des betreffenden .Kompromißantrags Hitze durch den Abg. Rocsicte und nachdem Geh. Rath Dr. Kaufmann die Zustimmung dcS Bnndesraths erklärt hat. die Wartezeit snr das Reiilenbezugsrecht der freiwillig Versicherten aus 500 statt auf 100 Wochen erhöht, und alSdann auch 8 8 angenommen. Bei 8 17 befürwortet Abg. Bebel einen bei der zweiten Lesung nur mit knapper Mehrheit cibgclchnten Antrag aus Streichung der Be stimmung, wonach ans eine durch geschlechtliche Ausschweifungen pernrsachte Krankbeit die Beitragszeit nicht m Anrechnung tommen soll. Bleibe die Bestimmung bestehen, w würde das die Arbeiter nur abhalten, sich rechtzeitig an den Arzt zu wenden, eine Folge, die man gewiß nicht wünschen könne. — Abg. Kruie (nat.-lib.s tritt ebenfalls dringend für den Antrag ein. — Abg. Hitze widerspricht dem Antrag. Man könne ooch nicht selbst zu ge zogene Kmutheiten noch durch Erlaß der Beiträge prämiiren. — Abg. R vs i ckc - Dessau «frattionslos) bittet dagegen um An nahme deS Antrags. Die andere» Arbeiter würden gewiß im Gegensatz zu der Annahme des Vorredners gern bereit sein, die jenigen Kosten zu kragen, die ihnen mittelbar durch die Bcitrags- sreiheit der aus solchem Grunde Erkrankten erwüchie. — Abg. Eickhofs (freist BolkSP.) spricht aus sanitäre» Erwägungen gleichfalls für den Antrag. — Abg. Hitze: Er verstehe nicht den Eifer für die Opfer geschlechtlicher Ausschweifungen. Weshalb trete man da nicht ebenso für die Opfer der Trunkenheit ein? Diese verdienten doch noch eher Mitleid. — Abg. Bräsicke (freist VolkSp.) prophezeit einen Sturm der Entrüstung, wenn der Reichstag den Antrag ablehnc. (Heitcrteit.) An der Debatte bc- theiligen sich noch die Abgg. Singer und Molkenbuhr für. Stoetze! und v. Nichthvfen gegen den Antrag. Die Abstimmung erzielst Annahme des Antrags gegen Centrum und gelammte Rechte, da die Bänte links relativ stärker besetzt sind. (Heiterkeit links.) Mit der Mehrheit stimmten auch die Antisemiten. — Bei K 10 (Organisa tion der Versicherungsanstalten) wird ein sozialdemokratischer Antrag auf Gewährung des allgemeinen gleichen Wahlrcchis an alle Versicherle» für die Beisitzcrwahlen durch den Abg. Stolle empfohlen, aber ohne weitere Debatte abgelehnt. 8 51 handelt von den Rentenstcllen. Ein Komvromißantrag Hitze will hier, entsprechend einem in zweiter Lesung abgclehnten konservativen Antrag, die Befugniß der Landesceutralbehörde zur Errichtung von Reiitenstellen anordnen, „insbesondere auf Gegenden mit dichter Bevölkerung" (also in Jndustriegegenden) erstrecken; gleichzeitig macht er aber dieses Anordnnngsrecht abhängig nur von einer An hörung (statt Zustimmung von Vorstand und Ausschuß der Ver sicherungsanstalten). — Abg. Hauß (Elf.) erklärt, seine Freunde würden trotz ihrer Bedenken sowohl für diese Reiitenstellen wie für das ganze Gesetz stimmen. Der 8 51 wird in der Fassung des Kvmprvmißantrcigs angenommen. — Bei 8 74c>, Aussicht des ReichSversicherniigjamts über die Versicherungsanstalten, erklärt aus Anregung deS Abg. Hosmaim-Dillenbnrg Staatssekretär Graf PosndowSty, das Rcichüvcrsichcrungsamt übe schon letzt eine umfangreiche Revisionsthätigkeit auS, so seien im porigen Jahre von 17 Anstalten I l rcvidirt worden. In allen Füllen, wo die Statistik erkennen lasse, daß in Bezug aus die Beitragserheb' ungen oder Reiitenfestsetzungen nicht mit genügender Sorgfalt ver fahren werde, würden die betreffenden Anstalten aus das strengste revidirt werden. — Nach Erledigung des 8 IM vertagte sich daS Haus, da zu 8 130a von den Sozialdemokraten Wiederherstellung der in der Kümmi'sioii beschlossenen, aber in der zweiten Lesung abgelehnten Schntzvorschrlstcn beantragt ist und hier eine längere Debatte erwartet wird. -- Weitere Bcrathnng morgen, außerdem Nachtragsetat und Handclsvrovisorinm mit England. Berlin. Der Kaiser wohnte heute Vormittag einem Vor- suchsschießen aus dem Kummersdorser Schießplätze bei. — Mit Rücksicht auf das neue bürgerliche Recht hat das Reichsgericht vor Kurzem eine Erweiterung uni einen Civilsenat erfahre», seine Ausgestaltung znm Obersten Gerichtshose in Sachen des bürger. licheu Rechts für ganz Deutschland ist damit vollzogen. Der Kaiser hat aus diesem Anlaß den dienstältesten Scncitspräsidcntc» Dr. Binger. seit dessen Ernennung zum Senatsvräsidcntcn gegen wärtig 20 Jahre verflossen sind, zum Wirtl. Geh. Rath mit dem Prädikat „Excellcnz" ernannt. -- In der heutige» NachinittaaL- sihuna des Kolonialraths machte Geh. Legationsrath Göhring ein gehend vertrauliche Mitthcilunaen über die Verhandlungen der Branntwcinkonscrenz in Brüssel. Endlich fand nach einer ausführ lichen Einleitung des Direktors Dr. v. Buchka noch eine Bcrathnng über die Ausbildung der Kolonialbeamtcn statt Nach Erledigung der Tagesordnung sprach der Vorsitzende der Versammlung seine Anerkennung über die cinmüthigc Lösung aller schwierigen Fragen aus. Hieraus dankte der Herzog-Regent Johann Albrecbt von Mecklenburg-Schwerin dem Vorsitzenden snr die erfolgreiche Leitung der Geschäfte. — I» den parlamentarischen Wandelgänaen war. heute die Nachricht verbreitet, daß aus der Mitte des Abgeord netenhauses ein Antrag vorbereitet werde, die Kanalvorlage bis zum Herbste zu vertagen. Die Regierung solle iondnt werden, wie sic sich zu einem solchen Anträge stellen wurde Wie verlautet, ist eine Zustimmung zu einer solchen Anregung absolut aus geschlossen. Reichskanzler Fürst .Hohenlohe wird morgen im Ad» geordnetcichaiisc die festgesetzte Erklärung der Staatsrcgiernng per- ff Pfund'S «L'N »wsmiiilch. O°L Kcurul! Lolllmi Eebr. Pfund. ?»udiurlr. V».
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