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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.08.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187708292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770829
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770829
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-08
- Tag1877-08-29
- Monat1877-08
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.08.1877
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Orschetsl tSglich früh 6'/. Uhr. »^»cli», >»» «i-PrWi», IvhaaniSgastr »». riechst»»»»« der Arbattioa: vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittags 4—« Uhr. Lmrahme der für dir n-chst- taiamde Rümmer bestimmten ^mrratt an Wochentagen dis z Uhr Nachmittags, an Lonn- Mid Fcsttagm früh bis V,d Uhr. 1, »r» BUaü» für Zas. Xmiatmr: t?tlo Slnnm. Univcrsttätsstr. 22. tivMö Lötchr, Kathannrnstr. 18,p> vur dis '/,8 Uhr. W L41. MMer Tageblatt Anzeiger dtM kr Politik, Local-kschichtk, Handel«- Mb GelchDSverkehr. Mittwoch den 29. August 1877. Nufl>«e IL.LSB Hto«m»nli»prr1» vierresi.4^/,Mf tucl. «riuaertoh» b Va., vurch die Potz bezogen S Mi- Jede einzelne Nummer 50 Pf. Belegexemplar 1« Pf. Gebühren für Extrabeilageu ohne Postbeförderung 36 jh.^, u.tt Popbeförderung 4t» Mt. Zasrratr <grfp. Bouraev>4z. 2 ) Pf. Größere Schriften kam aus <eru Preis vrrzrichmß. —Ladellan!«a« Satz nach höherem Tarif. Xertmm» »«irr de«Xrbartto»»ß»,H dir Spallzeile 4ü Pf. Inserate find stet» an d. Lprdttt«- zo senden. — Rabatt wrrd mch gegeben Zahlung pritOnvoivr^-Ä oder durch Postvorsctmß. 71. Jahrgang. Vir asriklmische Türkei. Die Machtverhältniffe der Türkei in Asien sind «n- ziemlich bekannt. Hier hängen alle Provinzen ,rd alle Einwohner direct von der Pforte ab. Die asiatischen Provinzen sind dem türkischen Reiche so fest eiuverleibt, wie Hannever, Hessen rem preußischen Staate Eine Au-nahme macht n»r Arabien, welche- die Türken nie ganz unterworfen haben. Die Pforle besitzt nur die größeren Hafenorte und die heiligen Orte Mekka und Medina. Wenn England und die Türkei daraus bestehen, ganz Lrabien sei türkisch, so geschieht dnü nnr. damit keine andere Macht eS sich ein- fallen laste, ein Stück von Arabien z» annecliren. — Aber diese Ansicht hat Großbritannien nicht gehindert, 1839 die Halbinsel Aden, den strategisch wichtigsten Punct von Arabien, zu besetzen. Ander- sind die türkischen Machtverhältniffe in Afrika. In Afrika stand einst die ganze Nord- küst« in einem Vasallenverhältniß zum türkischen Reiche. Nur Marokko hielt die Sultane der Türkei für Heiden und Usurpatoren. Dennoch be wanderte man auch in Marokko die große Macht der Oimanen alS da- „mächtigste Reich der Erde", dem alle christlichen Länder tributair find, mit ÄaSnahme von Rußland. Bor dieser Macht haben sie einen um so größeren Respect bekommen, alS sie im Krimkriege nach ihrer Anschauung England, Frankreich und Italien den Türken Heerbann leisten sahen. Hunderte von Marokkanern haben eS bezeugt, die bei den französischen Turko-Regi mentern Dienst genommen hatten, um „MuScu" zu bekämpfen. Algerien stand bi- 1830 in Abhängigkeit von der Pforte, seit der Eroberung durch die Franzosen bat sich da- Berhältniß gelöst; Engländer und Türken haben Nicht- daran ändern können Beide haben die französische Besitzergreifung schließlich alS vollendete Thatsache betrachtet, England be kümmerter alS die Pforte, denn diese bezog in den letzten Jahren von Algerien — Nicht-. Tunesien ist bi- heute ein Vasallenstaat der Pforte, nur nominell ist die Regentschaft mit der Türkei verbunden, in Wirklichkeit aber unabhängig, io «nabbängig, daß der Bey in diesem Augenblick se ne vollkommene Neutralität erklärt hat. Ein wirklicher Basall kann in einem gefährlichen Kriege kaum neutral bleiben, am wenigsten offen Neutra lität notificiren. AlS im Krimkriege England und den dazu gehörigen Gebieten und den Kaimma- amien Suakim und Mafsaua dem ältesten männ. icden Nachkommen übertragen werden sollte, und m derselben Art weiter." 1873 wurde dieser Firman bestätigt, nachdem Egypten im Laufe der Zeit außer dem jährlichen Tribut und bedeuten den Geschenken seine Panzerflotte dem Sultan au-geliefert hatte. Seinen militairischen Ver pflichtungen gegen die Pforte ist Egypten jederzeit nachgtkommen, Dank den energischen Vorstellungen Großbritannien-. Der jetzige Khedive hatte eS verschiedene Male in feiner Hand gehabt, sich frei zu machen, namentlich 1867, aber er hat sich stet- durch England einschüchtern lasten. Daß Egypten gleich beim Begum de- jetzigen Kriege- ein HülsScorpS nacb der Türkei sandte, geschah auch nur auf Drängen England-. Au- freien Stücken würde e- der Khedive nie gethan haben. Denn mit dem Zerfall de- ottomanischen Reiche- käme für Egypten die Zeit, sich unabhängig zu erklären. Jetzt freilich möchte eS für Egypten schon zu spät sein, sich unabhängig zu erklären. Da- Nil thal wird seinem Schicksale nicht entgehen, — eine englische Provinz zu werden. Wenn der Khedive bi- jetzt der Pforte Tribut zahlte, so wird er nach Beendigung de- russisch türklschev Kriege- früher oder später sein Iahrgeld von Großbritannien beziehen al- — englischer Vice- könig. Heute ist der Khedive noch Vasall der Pforte, moigen ist er vielleicht schon großbritannischer Blceköntg rivra, rerra! ^ I.. Leip)ig i 28. August ES kann Niemanden überraschen, daß eine der ersten Wirkungen der russischen Mißerfolge nach außen eine Neubelebung der polnischen Agi tation gewesen ist. Man kann von einer Nation, für welche Wühlerei und Empörung Le- benSberuf sind, nicht erwarten, daß sie sich in wichtigen Augenblicken vorwiegend von staatk- männischen Rücksichten leiten lasten werde. Allein im vorliegenden Falle muß selbst dem Heißblü- ligsten klar sein, daß keine ungünstigere Stunde für ein Eingreifen Polen- gewählt werden könnte. Der alte Beschützer der polnischen Sache, Frank reich, ist noch ohne maßgebenden Einfluß im euro, päiscben Concert, außerdem von inneren Sorgcn damit erreicht, liegt nun zu Tage. Man spielt den Dankbaren, man preist den Kaiser od seiner Gerechtigkeit, seine- Wohlwollen- gegen die Polen; man schätzt sich glücklich, unter feinem Scepter einen polnischen Landtag, eine polnische Universität, polnische Schulen zu besitzen, die polnische Sprache alS Gerichtssprache etngeführt zu sehen :c. rc. (wobei selbstverständlich von der unterdrückten ruthenischen Minderheit nirgend- die Rede ist). Und zum Dank für da- AllrS erbittet man schließlich nur noch die Kleinigkeit, der Kaiser wolle auf Galizien und Lodomerien in aller Freund schaft verzichten und der edlen polnischen Nation auch noch ihr Eigenthum von Rußland und Preußen zurückerobern helfen! Die österreichische Regierung wird sich die An weisung zur Erhaltung ihre- StaalSbestandeS sicherlich in der richtigen Weise merken. Auch für un- aber liegt die Nutzanwendung aus der Hand. Wie eifrig haben unsere deutschen Patrioten in der CentrumSpartei »nS die vortrefflichen Folgen dargelegt, welche die Zulassung bezw die Beibe haltung der polnischen Sprache als Gerichtssprache haben würde! Der Lemberger Landtag läßt über diese Folgen keinen Zweifel Sie sind freilich sehr verschieden von den Verheißungen unserer Centrum-männer. Mit Vergnügen sehen wir denn auch au-der „Germania",daß die alle Heuche lei nicht mehr weitergetriebcn. sondern die Nothwen Ligkeit der Wiederherstellung Polen- gepredigt wird. Vorsichtigerweise fügt iudeß diese edle „Zeitung für da- deutsche Volk" hinzu: „In Preußen wüsten die Polen tragen und dulden, bi- eine für sie günstige Wendung eintritt " Die „Germania' weiß sehr wohl, wie unendlich viel die Provinz Posen in Bezug auf Hebung ihre- materiellen Wohlstand«- dem Staate Preußen verdankt Ab.-r die preußischen Staatsbürger polnischer Zange haben nach der Ansicht d«S Blatte- gegen Preu ßen weder die Pflicht staatlicher Treue, noch die jenige rein menschlicher Dankbarkeit; sobald die „günstige Conjunctur" vorhanden, sind sie zur gewaltsamen LoSreißurg berechtigt Auch diese Lehre soll nicht vergessen werden. Man wird ihrer gedenken, wenn Herr Wmdthorst sich wieder einmal, wie ihm die- ab und zu Bevürsniß zu sein scheint, für die „Heiligkeit der staatsbürger lichen Pflichten" begeistert. Frankreich gegen Rußland zu Felde zogen, zwangen I vollständig in Anspruch genommen. Die drei sie die tunesische Regierung, der Pforte 10.000 I Mächte aber, unter welche da- polnische Gebiet Mann Hüls-truppen zu stellen; die Türkei selbst I vertheilt ist, sind bis zu diesem Zeitpunkte durch bätte da- nie vermocht. Mit der Pforte aber I den Dreikcuserbunb fester als je geeinigt. Nnter bat Tunis eigentlich gar Nicht- mehr zu thun ES zahlt keinen Para Abgaben. Ossiciell soll jede- Jahr von Tunis au- ein Rechenschafts bericht über die Finanzlage de- Lande- dem Ministerium in Konstantinopel eingereicht werden, aber der Zweifel, ob die- je geschieht, ist nur zu gerechtfertigt. Vergeben- versuchte England Tun,- zur Vasallenpflicht gegen die Pforte zurückzuführen; Frankreich nahm Tunis in seinen Schutz. Tripolitanien dagegen ist ganz in Abhängig keit von der Pforte. Mit Hülfe de- englischen Generalkonsul- Mr. Warrington wurde 1835 der letzte unabhängige Herrscher Tripolitanienk, Justus Karamanli, auf ein türkische- Knea-schiff p> lockt, und feit der Zeit ist da- Land integrrrende Provinz de- türkischen Reiche-. Tripolitanien stellt in Frieden-zetten etwa 5000 Mann Soldaten, im Kriege kann da- Eontiugent mit Leicht gkeit vervierfacht werden. Aber Revenuen bezieht der Staat au- dieser Provinz so gut wie gar nicht, Alle- fließt in die Taschen der Gouverneure Mit Tripolis ist die Provinz Barka eng ver bunden Beide stehen zur Pforte in gleichem Berhältniß. Egypten steht mit der Pforte im engsten Berhältniß, doch ist da- Nilthal nie eine Provinz wie Tripolis gewesen, namentlich feit Mohammed oder Mehemed Ali, der Stifter der heutigen egyp tischen Dynastie, sich 1810 von der Pforte fast ganz unabhängig gemacht hatte. Seitdem wurde »- üblich, daß die sich auf dev Thron schwingenden Mamrlucken-Chef- von der Pforte al- Pascha- sich bestätigen ließen. Mehemed Ali war zuerst Nicht- al- ein Milizen-Ehef, ein Mameluck Aber er verstand r-, mittel- seiner Familie zwischen Egypten und der Türkei feste, gesetzliche ve ziehuvge« zu schaffen. Nach harten Kämpfen wurde er 1841 erblicher Statthalter der Pforte in Egypten. Sein Z'el war. sich ganz der La sallenschast zu entziehen, die Großmächte, namevt lich England, hatten ihn aber daran verhindert vielleicht wäre auch der Frieden von Konieh 1833 nicht zu Stande gekommen, hätte Rußland nicht gedroht, der Türkei zu Hülfe zu kommen Die Nachfolger Mehemed Ali'S haben dieselben Bestrebungen gehabt und sind mit mehr oder weniger Geschick auf der von dem Stifter ihrer Dynastie befchritteuen Bahn fongewandelt. I« Firman vom 27. Mai 1888 wurd« bestimmt „daß von jetzt ab die Regierung Egypten- mit olchrn Umständen, selbst wenn die eine dieser Mächte ihre ganze Kraft an einem andern Puncte einzusctzen gezwungen ist, eine pol nische Erhebung in- Werk zu setzen wäre Wahnsinn. Eine „Action" aber ohne diesen Zweck würde der polnischen Sache zum Mindesten jährlich sein, ohne ihr irgend welchen Nutzen -ringen zu können. Die Vorsichtigeren mahnen denn auch mit aller Kraft zur Ruhe. Besonder- die Ultramontanen zeigen wenig Lust zu gewagten Unternehmungen Sie haben offenbar da- richtige Verständniß der allgemeinen Lage; auch mögen sie fürchten, unter der heutigen Gestaltung der Dinge bei einem Zu sammengehen mit den Liberalen für ihre Zwecke nicht ihre Rechnung zu finden. Die Liberalen dagegen geberden sich höchst sanguinisch. Seit Wochen sprechen sie von einem polnischen „Na tionalauSschuste" mit den ausgedehntesten Be fugnissen. und im galizifchen Landtage wird mit Erfolg der Antrag gestellt, den Kaiser von Oesterreich unverblümt um die Wieder herstellung Polen- anzugehen. Ob die- Ersuchen vom Plenum de- Landtag- in die Adresse an den Kaiser »och ausgenommen wird oder nicht, ist ziemlich gleichgültig; da- Wichtige ist die Thal fache, daß die Majorität der Adreßcommisfion in einer HuldigungSadrefie dem Kaiser Derartige- zu bieten wagt. E- steht nicht zu fürchten, daß Kaiser Franz Joseph sich durch die plumpen UeberrumpelunaS- Versuche der Lemberger Adresse, wenn dieselbe überhaupt zu Stand« kommt, irgendwie bestimmen lösten werde. Da- Anerbieten der Nation, gegen die „culturfeindliche Osten- ein feste- Bollwerk bilden zu wollen, müßte angesichts de- kläglichen Bilde-, welche- die Geschichte von dem Zerfall de- Polerreiche- ent wirft , wie bittere Selbstironie klingen, wäre die I naive Ueberschützuvg der eigenen Kraft und de- eigenen Wnthe- nicht ein Grundzug diese- Volke-. Der polnische „Nationalau-fchuß" wird auch Europa nicht a»S den Fugen heben. Aber diel gegenwärtige Wendung der polnischen Wühlerei wird einige lehrreiche Erfahrungen zurücklasten. ES giebt eine Ansicht, nach welcher man den Polen in den verschiedenen Staaten nur eine gewisse selbstständige Stellung zu geben brauchte, um sie zu den besten Staatsbürgern zu wachen Oesterreich hat diese Ansicht befolgt. WaS e- Tagesqeschichtllchd AebersiA Lriprig. 28. August. Se. k. k. Hoheit der Kronprinz ist am Montag Mittag 2 Uhr 45 Minuten in Würz bürg angekommen und von den Spitzen der Miitlair- und Civilbehörden empfangen worden. Die Stadt ist festlich geschmückt Die „Kreuzzeitung" hat vor einigen Tagen einen Artikel veröffentlicht, in welchem de- Breiteren oargethan wird, daß der Staat einen Kampf gegen die Kirche gar nicht führen darf. Da- Berliner Iesuitendlatt „Germania" beeilt sich denn auch, dem reactionären Blatte da- Zeugniß auSzustellen, daß e- die Betheiligung an dem Cuiturkampfe ablehne. Die „Kreuz zcitung" ist bekanntlich ein anerkannte- Organ der sogenannten deutsch conservativen Partei. Man erinnert sich, mit welcher Heftigkeit diese Partei während der letzten Wahlbävegung dagegen pro tesiirte, wenn mau ihr, gestützt aus Punct 4 ihre- Programm-, nachsagte, daß sie um jeden Prei sen Frieden zwischen Staat und Kirche herbei führen wolle. Die „Kreuzztg." geht jetzt aber, wie man sieht, noch viel wrrter: sie verbietet dem Staate den Kampf gegen die Kirche. Da kein Grund zu der Bermuthung vorliegt, daß dre „Kreuzztg." sich neuerdingS von ihrer Partei getrennt habe, so kann man nur annehmen, daß die letztere die erwähnte Austastung de- „Cultur kawpfeS" theilt. Man weiß, mit welcher Schärfe Fürst Bi-marck sich im letzten Frühjahr, al- er seinen unbestimmten Urlaub antrat, gegen eine Aenderuna der bestehenden Kirchenpolittk ausge sprochen hat. Man darf nun doch begierig sein, wie die „Norddeutsche Allgem. Zeitung" beweisen wird, daß die deutschconservative Partei allein — wie sie bisher immer behauptete — den Kern jener er polnischen I „zuverlässigen Majorität" bilden könne, deren die " Macht de- I Regierung bedürfe. ES ist keine leichte Aufgabe, a»S der Fülle von Telegrammen, welche jeder Tag über unS a»S schüttet, sich ein klare- Bild von den Vorgängen auf dem Kriegsschauplätze in Bulgarien zu machen. Die Kämpfe im Schipka-Paste dauern noch fort und ihr endlicher AuSgang ist keine- wegS sicher. Zwar berichten die Russen, daß e- ihnen bi- dahin gelungen wäre, alle Angriffe der Türken zurückzuweisen und daß die türklscherscit- gemeldete Wegnahme von zweien oder dreien der von den Rüsten im Paste angelegten Befestigungen unwahr sei. Dennoch aber deutet der Umstand, daß auch am Sonnabend, also am 5. Kampftage, nach Meldung der Rüsten selbst der Kampf sehr heftig gewesen, darauf hin, daß e- auch nach dem Eintreffen ihrer Verstärkungen den Russen bis zu jenem Moment noch keine-weg- gelungen war, die Türken definitiv zurückzuschlagen und wieder au- dem von ihnen theilweise besetzten Paste hinauSzuwersen. Die häufige Erwäh- nung de- türkischen Geschützfeucr- deutet darauf bin, daß eS den Türken gelungen fein muß, sich innerhalb de- Paste- solcher Stellungen zu bemächtigen, von denen au- den Rosten mit Ge schütz wirksam beizukommen war, und so lange die Rüsten die Türken au- diesen Stellungen nicht wieder vertrieben — waS sic bi- jcht nicht ge meldet —, haben sie zwar den Türken den Durch gang durch den Paß verwehrt, sind aber ihrerseits ebensowenig im Stande, au- dem Paste südwärts auSjubrechen. Erst wenn die Rüsten zu berichten vermögen, daß eS ihnen gelungen, die Türken wieder gänzlich in- Thal hmunterzuwersen, kann ihr Erfolg ein vollständiger genannt werden Alle- läßt erkennen, daß die Rüsten im^Schipkapafle vur mit knapper Noth einer Katastrophe entgangen sind und daß die russische Heeresleitung e- nur der den Paß besetzt haltenden Hand voll tapferer Soldaten zu danken hat, wenn ihr nicht dc>S wichtigste Ergebniß de- ganzen bi-herigea Donau- Feldzuge- wieder entrissen worden Türkische Berichte melden, daß am Donner-- tag zwei frische Divisionen von Phi'ippopel her bei Suleiman Pascha eingetroflen waren. Für den Kampf im Paste selbst war diese Verstärk, g nicht nöthig, da hierzu, der Tcrram-Berhältmste wegen, immer nur einige Taufend Mann gleich zeitig verwendet werden konnten. ES bleibt des halb noch immer zu erwarten, daß Suleiman Pascha Len überschüssigen Theil seiner Kräfte aus einigen der Nebrnpäste de- Balkan- nach den nördlichen Abhängen desselben zu senden und so den Rosten in den Rücken zu kommen versuchen wird. Bestimmte Anzeichen einer solchen Absicht sind jedoch bi- jetzt nicht zu erkennen und auch die am Sonnabend gemeldete Besetzung von Debrowa, drei Stunden von Tirnowo, durch seine Truppen ist bi- jetzt nicht bestätigt. Die eingegangeneu detatllirten Berichte über die zwischen E-ki-Djuma und O-man-Bazar statt- gefundenen Kämpfe ergeben, daß diesetdeu nicht einer Offensive der türkischen Hauptarm« unter Mehemed Ali. sondern einem Versuche der Rüsten entsprungen sind, den oberen Lom zu überschreiten und sich am östlichen User desselben sestzusctzen Dieser Versuch ist vereitelt, vielmehr ist die dazu verwendete russische Division mit einigem Verlust wieder über den Fluß zurückgrworfen. Der Kampf selbst aber war an sich von geringer Be deutung und hat aus den weiteren Fortgang der im Balkan stattfindenden Kämpfe keinen Eiofluf. Nur ein energischer Angriff Mehemed Ali'S mrt seiner gesammten Macht könnte sich hier den Rüsten ernstlich fühlbar macken, und vielleicht eine ihnen ungünstige Entscheidung herbeiführen Davon ist jedoch noch Nicht- zu merken und die Fortdauer der Unthätigkeit de- türkischen Ober befehlshaber sängt an räthselhast zu werden, wenn man nicht etwa annehmen will, daß er in Wirklichkeit viel weniger Kräfte zur Verfügung hat, al- ihm bi-her zugeschrieven worden. Vom Schwarzen Meere meldet ein Tele gramm dc- Biceadmiral- und Generaladjutanteu ArkaS a»S Nikolasisf vom 26. d. Folgende-: Die von mir zum Kreuzen an der rumeliscben Küste abgeschickte Hacht „Livadia" kam am 24. Morgen- nach Kawarna, woselbst sie einen dreimastigen Monitor unter Admiralsflagge, einen zwetmastigen Monitor und eine Fregatte vor Anker liegen sah. Später, vor Varna ankommend, ge wahrte man einen Monitor und t4 KriegS- uvd HandelSdampser. Beim AuSgang a»S der Bucht begegnete die „Livadia" einer türkischen Barke, die sie, nachdem sie die Mannschaft an- Land gesetzt, niederbrannte. Ecn großer und ein kleiner türkischer Monitor halten sich in zwischen zur Verfolgung der „Livadia" aufge macht, letztere nahm sie Richtung auf Gebastopoi, warf behufS Erleichterung de- Schiffe- einen Theil der Kohlen über Bord und war bei Anbruch ve- Tage- schon 7 Meilen von den verfolgenden Schiffen entfernt. Gegen Mittag traf die „Livadia" wohl behalten in Sebastopol ein Nachmittag- 2 Uhr näherten sich beide türkische Monitor- der dor tigen Hafensperre und er öffneten ein Feuer aus die russischen Batterien. Die Geschosse erreichten aber ihr Ziel nicht, und alS unsere Batterien da- türkische Feuer erwiderten, gingen beide Monitor- nach einer halben Stunde in der Rich tung aus Sulina weiter. Ein zweite- Telegramm de- Biceadmiral- und Generaladjutanten ArkaS au- Nikolajeff von dem selben Tage lautet: Ich meldete bereit-, daß ich de« Oberst Schelkownikoff den Dampfer .Kon stantin" zu Hülse geschickt habe und daß letzterer Gogri im krrtstchsten Momente erreichte und dem DStachement de- Obersten Schelkownikoff von der größten Hülfe war. Nach Verfolgung de- feind lichen Panzerschiffe- verweilte der „Konstantin"
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